| Titel: | Ueber Sake, das alkoholische Getränk der Japaner; von O. Korschelt. | 
| Autor: | O. Korschelt | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 229 | 
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                        Ueber Sake, das alkoholische Getränk der Japaner;
                           								von O. Korschelt.
                        (Fortsetzung von S. 181 dieses
                           								Bandes.)
                        Korschelt, über Sake.
                        
                     
                        
                           Um den Verlauf des ganzen Processes noch genauer kennen zu lernen, als es durch die
                              									Mittheilungen der Brauer und die eigene Beobachtung des Betriebes möglich war,
                              									analysirte ich sowohl die Moto-Maische, als die des
                              									Hauptprocesses in den verschiedenen Stadien der Gährung. Mit Hilfe dieser Analysen
                              									kann man nicht nur den Verlauf der Gährung verfolgen, sondern auch die Zahlenangaben
                              									der Sake-Brauer auf ihre Richtigkeit prüfen. Dies war
                              									sehr nothwendig, denn die Geheimniſskrämerei spielt grade bei dieser Industrie eine
                              									groſse Rolle.
                           Zur Bestimmung des Alkoholgehaltes bediente ich mich der sogen, indirecten Methode.
                              									Die Maische wurde filtrirt, eine abgewogene Menge des Filtrates, von dem das
                              									specifische Gewicht mittels Pyknometer bestimmt worden war, wurde auf dem Wasserbade
                              									zur Verjagung des Alkoholes auf ⅓ oder noch weniger des ursprünglichen Volums
                              									eingedampft, wieder auf das ursprüngliche Gewicht gebracht und noch einmal das
                              									specifische Gewicht bestimmt. Der dem letzteren entsprechende Extractgehalt wird aus
                              									einer von Balling aufgestellten Tabelle abgelesen. Aus
                              									beiden specifischen Gewichten berechnet man den Alkoholgehalt nach der von mir
                              									abgeleiteten Formel:
                           A=\left(1-\frac{p}{100}\right)\,P für
                              										\frac{1-\frac{p}{100}}{\frac1s-\frac1S+1-\frac{p}{100}}\right,
                           wobei p den Extractgehalt
                              									bedeutet, welcher dem specifischen Gewicht S
                              									entspricht. s bezeichnet das specifische Gewicht der alkoholischen
                              									Flüssigkeit, S das specifische Gewicht derselben,
                              									nachdem sie entgeistet und wieder auf dasselbe Gewicht gebracht worden ist. P sind Gewichtsprocent Alkohol eines Weingeistes von
                              									der durch den Quotienten ausgedrückten Dichte.Vgl. Bayerischer Bierbrauer, 1876 Nr.
                                    										10.
                           1) Analyse des Moto. Da das Moto sich wegen seiner breiigen Beschaffenheit nur sehr schwer filtriren
                              									läſst, wurde in den meisten Fällen eine abgewogene Menge Moto (200 bis 300g) mit Wasser auf
                              										500cc verdünnt und wieder gewogen. Von dem
                              									Filtrat des verdünnten Moto wurde das specifische
                              									Gewicht genommen. Aus diesen 3 Zahlen läſst sich das specifische Gewicht der
                              									Extractlösung berechnen, wenn man für das specifische Gewicht der Treber eine Zahl
                              									als annähernd richtig annimmt. Ich setzte dafür die Zahl 1,2. Der Fehler, welcher
                              									dadurch entstehen kann, daſs das specifische Gewicht der Treber nicht richtig
                              									angenommen ist, ist in diesem Falle, wo einige Zehntelprocent Abweichung das
                              									Resultat nicht ändern, von keinem Belang. Bezeichnet A
                              									das Gewicht der verwendeten Menge Moto, B das Gewicht
                              									derselben nach der Verdünnung auf 0l,5 und S das specifische Gewicht der Extractlösung in der
                              									verdünnten Maische, so findet man das specifische Gewicht der Extractlösung der
                              									unverdünnten Maische durch den Ausdruck:
                           
                              s=\frac{(600-A)\,S-1,2\,(B-A)}{600+1,2\,A+S\,(B-A)-2,2\,B}
                              
                           In dieser Weise wurden folgende Procentzahlen erhalten:
                           
                              
                                 Erste Moto-Maische.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Gehalt derExtractlösung
                                 Alkohol-gehalt
                                 
                              
                                 Nr.
                                 1.
                                 Am
                                 13.
                                 Tage
                                 22,0
                                 –
                                 
                              
                                 „
                                 2.
                                 „
                                 15.
                                 „
                                   25,35
                                 –
                                 
                              
                                 „
                                 3.
                                 „
                                 17.
                                 „
                                   25,55
                                  0,15
                                 
                              
                                 „
                                 4.
                                 „
                                 19.
                                 „
                                 11,6
                                 7,4.
                                 
                              
                                 Zweite Moto-Maische.
                                 
                              
                                 Nr.
                                 5.
                                 Am
                                 12.
                                 Tage
                                 22,0
                                 –
                                 
                              
                                 „
                                 6.
                                 „
                                 16.
                                 „
                                 27,8
                                 –
                                 
                              
                                 „
                                 7.
                                 „
                                 18.
                                 „
                                 15,6
                                 6,6.
                                 
                              
                                 Fertiges Moto,
                                    											etliche Wochen alt.
                                 
                              
                                 Nr.
                                 8
                                 
                                 
                                 
                                   7,42
                                 14,06.
                                 
                              
                                 Ein anderes Moto, etliche Wochen alt.
                                 
                              
                                 Nr.
                                 9
                                 
                                 
                                 
                                 20,2
                                 3,3.
                                 
                              
                           Nach O'Sullivan liefern 100 G.-Th. Zucker 51,24 G.-Th.
                              									Alkohol. Berechnet man die Procente Zucker, welche den Procenten Alkohol entsprechen
                              									und addirt dieselben zu dem noch unvergohrenen Extracte, so erhält man die
                              									Concentration der Extractlösungen, wie sie ohne das Eintreten der Gährung sein
                              									würde.
                           
                           
                              
                                 Erste Moto-Maische.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Procentgehalt an Extract
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 unvergohren
                                 vergohren
                                 Summe
                                 
                              
                                 Nr.
                                 1.
                                 Am
                                 13.
                                 Tage
                                 22,0
                                 –
                                 22,0
                                 
                              
                                 „
                                 2.
                                 „
                                 15.
                                 „
                                 25,35
                                 –
                                 25,35
                                 
                              
                                 „
                                 3.
                                 „
                                 17.
                                 „
                                 25,55
                                 0,29
                                 25,84
                                 
                              
                                 „
                                 4.
                                 „
                                 19.
                                 „
                                 11,6
                                 14,44
                                 26,04.
                                 
                              
                                 Zweite Moto-Maische.
                                 
                              
                                 Nr.
                                 5.
                                 Am
                                 12.
                                 Tage
                                 22,0
                                 –
                                 22,0
                                 
                              
                                 „
                                 6.
                                 „
                                 16.
                                 „
                                 27,8
                                 –
                                 27,8
                                 
                              
                                 „
                                 7.
                                 „
                                 18.
                                 „
                                 15,6
                                 12,88
                                 28,48.
                                 
                              
                                 Fertiges Moto
                                    											Nr. 1.
                                 
                              
                                 Nr.
                                 8
                                 
                                 
                                 
                                 7,42
                                 27,44
                                 34,86.
                                 
                              
                                 Fertiges Moto
                                    											Nr. 2.
                                 
                              
                                 Nr.
                                 9
                                 
                                 
                                 
                                 20,2
                                 6,44
                                 26,64.
                                 
                              
                           Die Temperaturen der Maischen sind schon bei der Beschreibung der Moto-Gährung angeführt worden. Die Maischen Nr. 8 und 9
                              									waren schon seit einigen Wochen auf die Lufttemperatur, 5° oder weniger,
                              
                              									abgekühlt.
                           Der erste Blick auf die gefundenen Zahlen zeigt, daſs man es bei der Moto-Gährung mit Dickmaischen von einer Concentration
                              
                              									zu thun hat, wie sie die europäischen Gährungsindustrien nicht kennen. Die
                              									concentrirtesten Dickmaischen unserer Branntweinbrenner haben höchstens 24 Proc.;
                              									gewöhnlich werden die Maischen aber nur mit 20 Proc. angestellt. Obgleich unsere
                              									Steuerverhältnisse auf möglichst concentrirte Maischen hindrängen, weil der
                              									Maischraum versteuert wird, so überschreitet man doch diese Grenze von 20 Proc.
                              									selten, weil die Ausbeute bei concentrirteren Maischen sinkt.
                           Man ersieht ferner aus der Reihe, in welcher die Summe des unvergohrenen und des
                              									vergohrenen Extractes gegeben ist, daſs die Auflösung der
                                 										Stärke während des ganzen Processes fortdauert und auch noch während der Gährung
                                 										stattfindet. Wie zu erwarten ist, geschieht aber die Verzuckerung der
                              									Stärke anfangs am raschesten und wird nach und nach langsamer.
                           Bei der ersten Moto-Maische wurden verzuckert:
                           
                              
                                 in
                                 den
                                 ersten
                                 13
                                 Tagen
                                 22
                                 täglich
                                 1,70
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 folgenden
                                 2
                                 „
                                   3,35
                                 „
                                 1,68
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2
                                 „
                                   0,57
                                 „
                                 0,29
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2
                                 „
                                   0,16
                                 „
                                 0,08
                                 „
                                 
                              
                           Im Ganzen wurden 26,09 Proc. verzuckert, davon entfallen 25,64
                              									Proc. auf die ersten 16 Tage, die Zeit vor der Hauptgährung; während derselben
                              									wurden 0,45 Proc. verzuckert.
                           Bei der zweiten Moto-Maische sind die Verhältnisse
                              									ähnlich. Es wurden gebildet:
                           
                              
                                 in
                                 den
                                 ersten
                                 12
                                 Tagen
                                 22
                                 täglich
                                 1,83
                                 Proc.
                                 Extract
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 folgenden
                                 4
                                 „
                                   5,8
                                 „
                                 1,45
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2
                                 „
                                   0,71
                                 „
                                 0,36
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           
                           Von der Gesammtmenge des Extractes 28,51 Proc. sind beim
                              									Beginn der Hauptgährung 27,8 Proc. bereits gebildet, während derselben kommen noch
                              									0,71 Proc. oder 2,5 Procent der ganzen Menge dazu.
                           Aus der Zusammensetzung der Extractlösung des fertigen Moto Nr. 1 geht hervor, daſs auf die Hauptgährung noch eine lange und
                              									wirksame Nachgährung folgt. Die Maische enthält nur noch 7,4 Proc. unvergohrenen
                              									Extract, während die anderen beiden Maischen nach der Hauptgährung noch 11,6 und
                              									15,6 Proc. enthalten. Der Gehalt an Alkohol ist ebenfalls sehr bedeutend, 14,06
                              									Proc. und bringt den im Ganzen gebildeten Extract auf die hohe Zahl von 34,9 Proc.,
                              									welche die entsprechende Zahl bei den beiden anderen Maischen um 8,8 und 6,4 Proc.
                              									überragt. Eine dieser Differenz entsprechende Menge Extract wird also noch gebildet,
                              									nachdem die Hauptgährung vorüber ist. Das Koji wirkt
                              
                              									also, wie es scheint, ganz anders auf die Stärke ein als die Diastase. Die Diastase
                              									wandelt die Stärke rasch in Zucker um und am besten in der Wärme. Nach den
                              									Untersuchungen von O'Sullivan (1877 225 175) macht
                              									Diastase auch in der Kälte Stärke in wenigen Stunden vollständig löslich, wenn
                              									dieselbe vorher gelatinisirt wurde; auf nicht gelatinisirte Stärke wirkt sie dagegen
                              									gar nicht ein. Die Umwandlung der Stärke in Zucker durch das Koji ist auch in mehreren Wochen nicht vollständig, obgleich die Stärke
                              									durch das 7stündige Dämpfen des Reises sicher verkleistert worden ist. Während die
                              									Wirkung der Diastase eine rein chemische sein muſs wegen der kurzen Zeit, welche die
                              									Reaction braucht, macht es beim Koji den Eindruck, als
                              									ob die Umwandlung der Stärke in Zucker mit dem Stoffwechsel des Myceliums
                              									zusammenhinge, das auf den Reiskörnern des Koji sitzt,
                              									in derselben Weise, wie die Gährung nichts als der Stoffwechsel der Hefezellen ist.
                              									Diese Frage wird noch in einem besonderen Abschnitte erörtert werden.
                           Beim fertigen Moto Nr. 2 zeigen die Zahlen der Analyse,
                              									daſs die Gährung nicht in der gehörigen Weise eingetreten ist. Es sind nur 3,3 Proc.
                              									Alkohol gebildet, während noch 20,2 Proc. Extract vorhanden ist. Ich konnte nichts
                              									über die Umstände erfahren, unter denen dieses Fehlschlagen eintritt. Die Brauer
                              									nannten dieses Moto „Hankarasi“, d.h.
                              									halbalkoholisch, und verwandten es wie gewöhnliches Moto. Die Säurebestimmung in diesem Moto
                              									ergab 51,3 Säuregrade; dies gibt auf Milchsäure berechnet 4,6 Proc. derselben. Das
                              										Moto war also vollständig versauert und konnte
                              									deshalb nicht gähren. Die anderen Maischen hatten folgende Säuregrade:
                           
                              
                                 die erste
                                 am„„
                                 15.17.19.
                                 Tage„„
                                 0,96,09,4
                                 die zweite
                                 am„„
                                 14.16.18.
                                 Tage„„
                                 1,23,68,9.
                                 
                              
                                 Das fertige Moto Nr. 1 hatte 10,5 Säuregrade.
                                 
                              
                           Diese Zahlen zeigen, daſs, ehe mit dem Erwärmen der Maischen begonnen wird, der
                              									Säuregehalt derselben ganz geringfügig ist. Mit dem Wachsen der Temperatur
                              									steigt auch der Säuregehalt der Maische, beträgt am Ende der Hauptgährung etwa 10
                              									Grad und bleibt nach dem Abkühlen der Maischen constant.
                           Die sogen. Hefenmaische unserer Branntweinbrenner entspricht dem Moto. Man läſst bei beiden eine Gährung eintreten,
                              									nicht um Alkohol zu erhalten, sondern unter Bedingungen, welche die Bildung von Hefe
                              									begünstigen. Während man die Bildung von Milchsäure bei den eigentlichen Maischen
                              									möglichst zu vermeiden sucht, befördert man dieselbe bei der Hefenmaische, weil die
                              									Milchsäure Eiweisstoffe in Lösung bringt, die als Nahrung der Hefe dienen. Man hat
                              									nun gefunden, daſs ein Gehalt von 9 bis 11 Säuregraden in der Maische diesem Zwecke
                              									am günstigsten ist. Das Moto hat nach meinen
                              									Bestimmungen während der Hauptgährung 9 Säuregrade. Die Uebereinstimmung kann nicht
                              									zufällig sein und ist mit ein Beweis dafür, wie sorgfältig ausgearbeitet das ganze
                              									Verfahren der Sake-Bereitung ist.
                           Die vorliegenden Analysen von Moto-Maischen beginnen
                              									erst bei 12tägigen Maischen. Um zu erfahren, in welcher Weise der Extractgehalt der
                              									Maischen in den ersten Tagen zunimmt, stellte ich einige Versuche an. Koji wurde mit Wasser versetzt. Um ohne weiteres
                              									Verdünnen der Maische dieselbe filtriren zu können, nahm ich beim ersten Versuche 2
                              									bis 3 Mal mehr Wasser, als dem in der Sake-Bereitung
                              									üblichen Verhältnisse zwischen Wasser und Reis entsprochen haben würde. Beim zweiten
                              									Versuche betrug die Menge des Wassers wenig mehr als bei den Moto-Maischen. Nach der Bestimmung des specifischen Gewichtes wurde das
                              									dazu benutzte Filtrat wieder zurückgegossen, um das einmal bestehende Verhältniſs
                              									zwischen Wasser und Reis so wenig wie möglich zu ändern.
                           
                              
                                 I)   Angezetzt
                                 am
                                 20. Februar
                                 11
                                 Uhr.
                                 
                                 Tägliche Zunahme
                                 
                              
                                 Extractgehalt
                                 „
                                 21.      „
                                 „
                                 „
                                   7,3 Proc.
                                 Temp. 7°
                                 7,3 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 22.      „
                                 „
                                 „
                                   7,75
                                 
                                 0,45
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 23.      „
                                 „
                                 „
                                   8,2
                                 
                                 0,45
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 25.      „
                                 „
                                 „
                                   8,45
                                 
                                 0,13
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 27.      „
                                 „
                                 „
                                   8,9
                                 
                                 0,23
                                 
                              
                                 
                                 „
                                   2.      „
                                 „
                                 „
                                   9,0
                                 
                                 0,03
                                 
                              
                                 II)   Nach  7 Tagen
                                 10,4
                                 
                                 1,5
                                 
                              
                                         „      8    „
                                 11,05
                                 
                                 1,1
                                 
                              
                                         „      9    „
                                 12,0
                                 
                                 0,5
                                 
                              
                                         „    10    „
                                 12,4
                                 
                                 0,4
                                 
                              
                                         „    12    „
                                 12,95
                                 
                                 0,28
                                 
                              
                                         „    14    „
                                 13,9
                                 
                                 0,48
                                 
                              
                                         „    17    „
                                 14,6
                                 
                                 0,23
                                 
                              
                                         „    29    „
                                 16,0
                                 
                                 0,12.
                                 
                              
                           Beim ersten Versuche entfallen von der in 10 Tagen gebildeten Extractmenge 80 Proc.
                              									auf den ersten Tag; beim zweiten Versuche dagegen sind in 7 Tagen nur 65 Proc. der
                              									am 29. Tage und 84 Proc. der am 10. Tage vorhandenen Extractmenge gebildet worden.
                              										In verdünnteren Maischen ist also die Extractbildung am
                                 										ersten Tage viel bedeutender, während in concentrirteren Maischen sich die Extractbildung
                                 										gleichmäſsiger auf eine längere Zeit vertheilt.
                           Um zu erfahren, ob die Zahlenangaben der Sake-Brauer
                              									richtig sind, berechnete ich den Extractgehalt der Moto-Maische, den sie nach diesen Angaben hat. Auſser dem Wasser, welches dem
                              									Reise zugesetzt ist, wird die Maische noch diejenigen Mengen Wasser enthalten,
                              									welche im gedämpften Reise und im Koji sich befinden.
                              									Im Koji wurde 15 Proc. Wasser gefunden; diese Menge
                              									pflegt in lufttrockenen organischen Substanzen gewöhnlich enthalten zu sein.
                              									Gedämpfter Reis, auf Matten abgekühlt und fertig zum Einmaischen, enthielt 37 Proc.
                              									Wasser. Da in den Zahlenangaben immer ungedämpfter Reis gemeint ist, so müssen die
                              									37 Proc. Wasser auf diesen umgerechnet werden. Ungedämpfter Reis enthält 15 Proc.
                              									Wasser, also 85 Proc. feste Stoffe, die durch die Wasseraufnahme auf 63 Proc.
                              									herabgesunken sind. In diesem Verhältnisse muſs der Wassergehalt vermehrt werden.
                              									Dies gibt 50 Proc. Wasser. Ein Koku Reis wiegt 39 Kwamme (1 Kwamme = 3k,75), wie ich durch directe Wägung fand. Nach
                              									einer Analyse von B. W. DwarsJapanese Weekly Mail, November 1877.
                              									in Osaka enthält der geschälte Reis 74 Proc. Stärke. In Wagner's Technologie sind 70 bis 73 Proc. angegeben. Koji muſs natürlich weniger Stärke enthalten, weil das
                              									Mycelium dem Reise Stärke entzogen haben wird. Ich veranschlage diesen Verlust zu 10
                              									Proc. so daſs noch 64 Proc. Stärke im Koji vorhanden
                              									wären. Unter diesen Annahmen, die alle mit Ausnahme der letzten, welche auf das
                              									Resultat wenig Einfluſs hat, sicher begründet sind, gestaltet sich die Rechnung
                              									folgendermaſsen:
                           
                              
                                 12
                                 
                                    to
                                    
                                 Reis
                                 = 46,8
                                 
                                    Kwamme
                                    
                                 mit
                                 50
                                 Proc.
                                 Wasser
                                 =
                                 23,4
                                 
                                    Kw.
                                    
                                 Wasser
                                 
                              
                                   5
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 = 19,5
                                 „
                                 „
                                 15
                                 „
                                 „
                                 =
                                   2,925
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 14,4
                                 „
                                 Wasser
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 =
                                 69,235
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 95,560
                                 
                                    Kw.
                                    
                                 Wasser
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 12
                                 
                                    to
                                    
                                 Reis
                                 = 46,8
                                 
                                    Kw.
                                    
                                 mit
                                 74
                                 Proc.
                                 Stärke
                                 =
                                 34,632
                                 
                                    Kw.
                                    
                                 Stärke
                                 
                              
                                   5
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 = 19,5
                                 „
                                 „
                                 64
                                 „
                                 „
                                 =
                                 12,48
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 47,112 
                                 
                                    Kw.
                                    
                                 Stärke
                                 
                              
                                 Bei der Ueberführung der Stärke in Zucker wird      1/18
                                    											des Gewichtes der Stärke Wasser gebunden
                                 =
                                   2,617
                                 
                                    
                                    Kw.
                                    
                                 Wasser
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 49,729
                                 
                                    Kw.
                                    
                                 Zucker
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Um diese 2,617 Kwamme muſs die
                                    											Gesammtmenge   des Wassers vermindert werden
                                 =
                                 95,560
                                 
                                    
                                    Kw.
                                    
                                 Wasser
                                 
                              
                                 
                                 
                                   2,617
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 92,943
                                 
                                    Kw.
                                    
                                 Wasser
                                 
                              
                           Auſser der Stärke gehen noch Eiweissstoffe, anorganische Salze und in Wasser lösliche
                              									organische Stoffe in Lösung. Beträgt deren Summe 2 Proc. vom Gewicht des Reises, was
                              									von der Wahrheit wenig abweichen dürfte, so erhält man für diese Stoffe 1,326 Kwamme. Sie geben zusammen mit dem Zucker den
                              									Extract:
                           
                           
                              
                                     1,326 
                                 
                                    Kw.
                                    
                                 losliche Stoffe,
                                 
                              
                                   49,729
                                 „
                                 Zucker
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                   51,055
                                 
                                    Kw.
                                    
                                 Extract
                                 
                              
                                   92,943
                                 „
                                 Wasser
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 143,998
                                 
                                    Kw.
                                    
                                 Extractlösung.
                                 
                              
                           Die Extractlösung hat mithin, wenn alle Stärke gelöst wird, 35,46 Proc. Extract. Bei
                              										Moto, das mehrere Wochen alt ist, beträgt die Summe
                              									des unvergohrenen und des vergohrenen Extractes, wie oben angegeben wurde, 34,86
                              									Proc. Der berechnete und der gefundene Werth stimmen also vollständig überein.
                              									Daraus geht hervor, daſs die von den Sake-Brauern
                              									gemachten Zahlenangaben richtig sind und daſs ferner die Brauer die Abmessung der
                              									Mengen, die eingemaischt werden sollen, mit groſser Genauigkeit vornehmen müssen.
                              									Drittens folgt aus dieser Uebereinstimmung der höchst wichtige Umstand, daſs die Stärke vollständig oder wenigstens fast vollständig in
                                 										Lösung gebracht wird.
                           Natürlicher Weise geben die Treber mit Jod noch die Stärkereaction; doch spricht dies
                              									nicht gegen die obige Behauptung, da Blaufärbung noch bei Gegenwart von 0,01 Proc.
                              									Stärke eintritt. Man sieht auch in den Trebern hin und wieder Theile von
                              									Reiskörnern, welche dem Verkleistern entgangen und deshalb nicht aufgelöst worden
                              									sind. Doch ist ihre Menge jedenfalls sehr gering und kann nur wenige Procente des
                              									Reises ausmachen.
                           Der gefundene Werth ist um 0,6 Proc. niedriger als der berechnete. Es ist noch in
                              									Betracht zu ziehen, daſs ein Theil des Wassers während des Maischens durch
                              									Verdunstung verloren geht. In den ersten 10 Tagen kann dieser Verlust nicht
                              									bedeutend sein, weil die Temperatur der Maische in dieser Zeit nur wenig über dem
                              									Nullpunkte steht. Der Hauptverlust wird während der Hauptgährung stattfinden, wenn
                              									die Kohlensäureblasen aus der 30° warmen Maische mit Wasserdampf gesättigt
                              									entweichen. Wie die Rechnung zeigt, beträgt die Menge des dabei verdunsteten Wassers
                              									2 Procent der Extractlösung. Dadurch wird die Concentration der Maische von 35,46
                              									auf 36,18 Proc. gesteigert. Rechnung und Beobachtung weichen also, wenn man allen
                              									Umständen gerecht wird, um 1,32 Proc. ab. Es werden daher von 36,18 Th. der im Reise
                              									vorhandenen Stärke 1,32 Th. nicht in Lösung übergeführt, was einem Verlust an Stärke
                              									von 3,65 Proc. entspricht.
                           2) Analysen von Maischen aus dem
                                 										Hauptprocesse.
                           
                              
                                 
                                 Extract
                                 Alkohol
                                 Ver-gohrenerExtract
                                 Summe des vergohrenen
                                    											undunvergohrenen Extractes
                                 
                              
                                 Nr. 1011121314
                                 11,9  7,610,912,611,1
                                   5,51  4,71  2,94  4,886,1
                                 = 10,6=   9,2=   5,7=   9,5=
                                    											11,9
                                          22,5
                                    											Proc.16,816,622,123,0
                                 4.6.7.8.9.
                                 Maischtag
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                 Extract
                                 Alkohol
                                 Ver-gohrenerExtract
                                 Summe des vergohrenen
                                    											undunvergohrenen Extractes
                                 
                              
                                 Nr. 1516171819
                                 11,810,011,18,57,4
                                 6,628,979,9413,912,8
                                 = 12,9= 17,5= 19,3= 27,1=
                                    											24,5
                                          24,7
                                    											Proc.27,530,435,631,9
                                 10.12.13.14.15.
                                 Maischtag
                                 
                              
                                 20
                                 6,5
                                 14,5
                                 = 28,3
                                 34,8
                                 19. Tag. Ausgepreſst.
                                 
                              
                                 21
                                 6,9
                                 14,82
                                 = 28,9
                                 35,8
                                 Ausgepreſst.
                                 
                              
                                 22
                                 8,8
                                 3,03
                                 =   5,9
                                 14,7
                                 
                                 
                              
                           Die Analysen Nr. 10 bis 20 beziehen sich auf ein und dieselbe
                              									Maische. Die Proben wurden in der Zeit vom 17. Februar bis 4. März Morgens
                              									genommen.
                           Wie wir wissen, wird die Maische in zwei gleichen Hälften in je zwei kleinen
                              									Bottichen angestellt. Am 5. Maischtage Abends wird der letzte Antheil der ersten
                              									Hälfte in den Gährbottich gegossen, in welchem nun die Hauptgährung der ersten
                              									Hälfte beginnt. Die zweite Hälfte der Maische, mit deren Anstellung erst am 3.
                              									Maischtage begonnen wird, ist am 6. Maischtage fertig. Vom 7. bis 14. Maischtage
                              									wird nun die zweite Hälfte in kleinen Portionen in den Gährbottich zur ersten Hälfte
                              									gebracht., so daſs am 14. Maischtage die ganze Maische sich im Gährbottiche
                              									befindet. Sie bleibt in demselben bis zum 17. Maischtage, an welchem das Auspressen
                              									beginnt. In Nr. 10 ist die erste Hälfte der Maische analysirt, nachdem der zweite
                              									Zusatz geschehen ist. Die Maische in einem der 3-Fuſs-Fäſser Nr. 1 oder 2 ist dann
                              									zusammengesetzt aus:
                           
                              
                                 1,5
                                 
                                    koku
                                    
                                 Reis
                                 
                              
                                 0,4
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 1,2
                                 „
                                 Wasser
                                 
                              
                                 0,7
                                 „
                                 
                                    Moto.
                                    
                                 
                              
                           Wäre alle Stärke bereits verzuckert, so müſste, in derselben Weise wie früher
                              									berechnet, die Maische 33,6 Proc. Extract und durch das Moto 2,6 Proc. Alkohol enthalten. Wird dieser wie früher auf Extract
                              									bezogen, so gibt dies 5,0 Proc. vergohrenen und 38,6 Proc. Gesammt-Extract. Von
                              									diesem sind beim Anstellen der Maische bereits 5 Proc. vergohrener und 1,3 Proc.
                              									unvergohrener Extract vorhanden, welche aus dem Moto
                              									stammen, so daſs 32,3 Proc. neu gebildet werden müssen. Vergleicht man damit die bei
                              									der Analyse erhaltenen Zahlen, so sieht man, daſs 2,5 Proc. Alkohol und 16,2 Proc.
                              									Extract in 4 oder genauer in 3½Tagen neu gebildet worden sind. Die Extractbildung
                              									ist also eine sehr rasche gewesen; auf 1 Tag entfallen 4,7 Proc. und es ist nach 3½
                              									Tagen die Hälfte des neu zu bildenden Extractes in Lösung. Die Gährung dagegen ist
                              									schwach; sie hat täglich nur 0,7 Proc. Alkohol erzeugt.
                           Die Analysen Nr. 11 bis 17 beziehen sich auf die zweite Hälfte der Maische und zeigen
                              									recht deutlich den täglichen Fortgang der Gährung und der Extractbildung. In Nr. 11
                              									ist die zweite Hälfte der Maische 2½ Tage alt und hat den zweiten Zusatz am Tage vorher erhalten. Ein
                              									3-Fuſs-Faſs enthält dann:
                           
                              
                                 1,5
                                 
                                    koku
                                    
                                 Reis
                                 
                              
                                 0,4
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 1,83
                                 „
                                 Wasser
                                 
                              
                                 0,75
                                 „
                                 
                                    Moto.
                                    
                                 
                              
                           Daraus berechnet sich bei vollständiger Auflösung der Stärke
                              									ein Gehalt der Maische an 28,6 Proc. Extract, 2,3 Proc. Alkohol, der 4,6 Proc.
                              									vergohrenem Extract entspricht, so daſs der Gesammtextract 33,2 Proc. beträgt. Von
                              									diesen waren auſser den 4,6 Proc. vergohrenem noch 1,1 Proc. unvergohrener Extract
                              									vorhanden, so daſs 27,5 Proc. Extract neu zu bilden sind.
                           Die erhaltenen Zahlen zeigen, daſs 11,1 Proc. Extract zu den schon vorhandenen 5,7
                              									Proc. hinzugekommen sind; auſserdem sind 2,4 Proc. Alkohol neu entstanden. Für den
                              									Tag Maischzeit sind also 4,4 Proc. Extract und 1,0 Proc. Alkohol gebildet
                              									worden.
                           Nr. 12 gibt die Analyse derselben Maische vom nächsten Morgen. Den Abend vorher war
                              									der dritte Zusatz zur Maische gemacht worden. Die Maische hatte daher folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 1,5
                                 
                                    koku
                                    
                                 Reis
                                 
                              
                                 0,4
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 0,915
                                 „
                                 Wasser
                                 
                              
                                 0,375
                                 „
                                 
                                    Moto.
                                    
                                 
                              
                           Die Rechnung gibt folgende Zahlen: Extractgehalt = 29,8, Alkoholgehalt = 1,2 Proc.
                              									Diesem entspricht 2,4 Proc. vergohrener Extract, der Gesammtextract beträgt also
                              									32,2 Proc.; 3 Proc. vom Gesammtextract waren schon ursprünglich vorhanden, so daſs
                              									29,2 Proc. Extract neu zu bilden sind. Wirklich in Lösung gekommen sind nur 13,8
                              									Proc. Extract. Hätte weder Extractbildung, noch Gährung seit dem vorigen Tage
                              									Fortschritte gemacht, so würde die Maische in Folge der beim dritten Zusätze
                              									geschehenden Verdünnung nur noch 4,08 Proc. Extract und 2,5 Proc. Alkohol enthalten.
                              									Statt dessen hat die Analyse 10,9 Proc. Extract und 2,94 Proc. Alkohol ergeben. Es
                              									hat also in einem Tage eine Vermehrung des Extractes um 6,8 Proc. und des Alkohols
                              									um 0,44 Proc. stattgefunden. Beide Zahlen stimmen sehr gut mit dem schon
                              									Festgestellten überein. Beim Maischversuch Nr. 1 wurde gefunden, daſs sich am ersten
                              									Tage des Maischens 7,3 Proc. Extract gebildet hatten. Im Durchschnitt hat sich bei
                              									den Maischen Nr. 10 und 11 täglich 0,85 Proc. Alkohol neu gebildet. Die Maische Nr.
                              									12 enthält nur halb so viel Hefe wie Nr. 10 und 11 und hat darum auch nur einen halb
                              									so groſsen Zuwachs an Alkohol.
                           Die zweite Hälfte der Maische erhält den letzten Zusatz am 6. Maischtage. Die
                              									Analysen Nr. 12 bis 17 lassen daher den durch keine Verdünnungen mehr gestörten
                              									Fortgang der Gährung und Zuckerbildung ersehen. Die tägliche Vermehrung vom Alkohol
                              									und Gesammtextracte fand nach den Analysen in folgender Weise statt:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Gesammtextract
                                 
                              
                                   7–8
                                 Maischtag
                                 1,74
                                 Proc.
                                 5,5
                                 Proc.
                                 
                              
                                   8–9
                                 „
                                 1,22
                                 „
                                 0,9
                                 „
                                 
                              
                                   9–10
                                 „
                                 0,52
                                 „
                                 1,7
                                 „
                                 
                              
                                 10–12
                                 „
                                 2,35
                                 „
                                 2,8
                                 „
                                 
                              
                                 12–13
                                 „
                                 0,97
                                 „
                                 2,9
                                 „
                                 
                              
                                   7–13
                                 „
                                 6,80
                                 „
                                 13,8
                                 „
                                 
                              
                                 Im Tag
                                 
                                 1,13
                                 „
                                 2,3
                                 „
                                 
                              
                           6,8 Proc. Alkohol entsprechen 13,3 Proc. vergohrenem Extract. Gährung und Extractbildung sind also ziemlich gleichmäſsig neben einander
                                 										hergegangen. Fast ebenso viel Zucker, als neu gebildet wurde, ist
                              									gleichzeitig vergohren. Dies sieht man aus den Zahlen für den unvergohrenen Extract.
                              									Dieselben weichen nur wenig von einander ab und die Unterschiede gleichen sich am
                              									Ende fast vollständig aus. Am 7. Tage sind 10,9 Proc. am 13. Tage nur 0,2 Proc. mehr
                              									vorhanden. Uebrigens zeigen die Abweichungen der Zahlen für den unvergohrenen
                              									Extract eine gewisse Regelmäſsigkeit. Ist nämlich an einem Tage von den beiden neben
                              
                              									einander herlaufenden Processen der eine stärker als der andere, so tritt am
                              									nächsten Tage das Gegentheil ein. So ist vom 7. zum 8. Maischtage die Zuckerbildung
                              									stärker als die Gährung und die Menge des unvergohrenen Extractes in Folge dessen
                              									gestiegen. Vom 8. zum 9. Maischtage ist es umgekehrt, vom 9. zum 10. Maischtage ist
                              									es wieder wie vom 7. zum 8. u.s.f.
                           Die Analysen 18 bis 20 geben die Zusammensetzung der Maische im eigentlichen
                              									Gährbottiche, nachdem die zweite Hälfte der Maische ganz mit der ersten vereinigt
                              									ist. Am ersten Tage nach der Vereinigung hat die Maische bereits 13,9 Proc. Alkohol.
                              									Es ist also die Gährung in der ersten Hälfte der Maische viel rascher voran
                              									geschritten als in der zweiten, die zuletzt nur 9,9 Proc. Alkohol hatte. Der Grund
                              									davon kann nur der sein, daſs die erste Hälfte der Maische vom 5. Maischtage an im
                              									Hauptgährbottiche vereinigt ist und die Menge der Maische immer noch durch das
                              									allmälige Ueberschöpfen der zweiten Hälfte vermehrt wird, während die zweite Hälfte
                              									bis zum 14. Maischtage auf 4 kleine Bottiche vertheilt bleibt. In einer gröſseren
                              									Menge Flüssigkeit entwickelt sich aber die Gährung bekanntlich immer besser.
                           Die bei diesen letzten drei Analysen erhaltenen Zahlen stimmen unter einander gar
                              									nicht überein. Die Gesammtmenge des Extractes soll vom 14. zum 15. Maischtage um 3,7
                              									Proc. und vom 14. zum 19. Tage um 0,8 Proc. abgenommen haben. Dies ist natürlich
                              									unmöglich. Vielleicht ist es bei der groſsen Menge von Maische in einem Bottiche
                              										(45hl) und der dicklichen Beschaffenheit
                              									derselben möglich, daſs die Zusammensetzung der Maische an verschiedenen Stellen des
                              									Bottiches ungleich ist. Doch geht wenigstens das aus den Analysen hervor, daſs die
                              									Menge des unvergohrenen Extractes stetig abnimmt, die Zuckerbildung also beendigt
                              									ist.
                           
                           Die Zahlen unter Nr. 20 sind von der eben angegebenen Fehlerquelle frei; denn der
                              									analysirte Sake war aus dem Thongefäſse geschöpft, in
                              									welchem sich der ausgepreſste Sake ansammelt, war
                              									mithin eine Durchschnittsprobe. Diese Zahlen können daher mit den berechneten
                              									verglichen werden.
                           Die gesammte Maische eines Gebräues entsteht durch Mischung von:
                           
                              
                                 2,9
                                 
                                    koku
                                    
                                 
                                    Moto
                                    
                                 
                              
                                 3,2
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 12,0
                                 „
                                 Reis
                                 
                              
                                 13,9
                                 „
                                 Wasser.
                                 
                              
                           Berechnet man wie früher daraus den Procentgehalt der Maische
                              									unter der Voraussetzung, daſs alle Stärke verzuckert wird, so findet man den Gehalt
                              									der Maische aus:
                           
                              
                                 471,076
                                 
                                    Kw.
                                    
                                 Extract
                                 
                              
                                 18,69
                                 „
                                 Alkohol
                                 
                              
                                 999,70
                                 „
                                 Wasser
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 1489,466
                                 
                                    Kwamme
                                    
                                 
                              
                           zu 1,3 Proc. Alkohol = 2,6 Proc. vergohrener Extract und 31,6
                              									Proc. Extract, zusammen 34,2 Proc. Nimmt man wie früher an, daſs die Extractlösung
                              									durch Verdunstung beim Entweichen der Kohlensäureblasen 2 Proc. Wasser verliert, so
                              									steigert sich die Concentration der Extractlösung auf 34,9 Proc. Gefunden wurde 34,8
                              									Proc. Rechnung und Beobachtung stimmen also vollständig überein. Die Angaben der Sake-Brauer haben sich somit auch in Bezug auf den
                              									Hauptproceſs als richtig erwiesen.
                           Wie schon bei der Besprechung der Moto-Maischen kann man
                              									auch hier wieder, und noch mit mehr Recht als früher, aus dieser Uebereinstimmung
                              									den Schluſs ziehen, daſs beim Hauptprocesse die Stärke vollständig in Lösung
                              									gebracht wird. Bei den Moto-Maischen ergab sich, daſs
                              									3,65 Proc. der ursprünglich in Reis und Koji
                              									vorhandenen Stärke ungelöst bleibt. Da das fertige Moto
                              									beim Hauptprocesse wieder verwendet wird, so wird also dieser der Lösung entgangene
                              									Rest von 3,65 Proc. nachträglich noch aufgelöst. Wir gelangen somit zu dem
                              									Ergebnisse, daſs in den Sake-Maischen die Stärke so gut wie
                                 										ohne Rest in Lösung gehen muſs.
                           Unsere Gährungsindustrien stehen in dieser Beziehung der Sake-Brauerei nach. Mulder gibt in seiner
                              										„Chemie des Bieres“ (S. 290) an, daſs beim Maischen in den Bierbrauereien
                              									im günstigsten Falle 12 Proc. der im Malz vorhandenen Stärke in den Trebern bleiben.
                              									Er hat aber auch 28 Proc. der Stärke verloren gehen sehen. Andere Angaben von Ritthausen sind der letzteren ähnlich. Neuere Analysen
                              									sind mir nicht bekannt geworden; doch ist nicht zu zweifeln, daſs die Verluste an
                              									Stärke viel geringer geworden sind. Trotzdem kann sich die moderne Bierbrauerei mit
                              									der Sake-Bereitung in Bezug auf Ausnutzung des
                              									Rohstoffes nicht entfernt messen. In unserer Branntweinbrennerei liegen die Verhältnisse dafür
                              									günstiger. Die Analyse Nr. 21, die vom ausgepreſsten Sake eines anderen Gebräues gemacht wurde, hat 35,8 Proc. Gesammtextract,
                              									also 1,0 Proc. mehr als in Nr. 20 ergeben. Was auch der Grund davon sein mag,
                              									vielleicht war der verwendete Reis reicher an Stärkemehl, oder war das Verfahren ein
                              									wenig abgeändert; jedenfalls widerspricht dieses Resultat, gerade weil es mehr
                              									Extract angibt, als erwartet wurde, nicht unserem Schlüsse, daſs die Stärke
                              									vollständig in Lösung gehe.
                           Die Analyse Nr. 22 ist von einer Maische gemacht, die in ihrer Zusammensetzung mit
                              									der in Nr. 12 analysirten Maische übereinstimmt.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)