| Titel: | Antimon aus den Saigerrückständen von Schwefelantimon; von C. A. Hering, Ingenieur zu Freiberg i. S. | 
| Autor: | C. A. Hering | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 253 | 
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                        Antimon aus den Saigerrückständen von
                           								Schwefelantimon; von C. A. Hering, Ingenieur zu Freiberg i. S.
                        Hering, über Antimon.
                        
                     
                        
                           Die hüttenmännische Verarbeitung von Antimonerzen zielt entweder auf die Darstellung
                              									von Schwefelantimon (Antimonium crudum, Antimonsulfür
                              										Sb2
                              									S3), oder aber auf die
                              									Erzeugung von metallischem Antimon (Antimonii regulus
                                 										stellatus) hin, während alle übrigen Producte, welche aus Antimonhütten in
                              									den Handel gelangen, nicht direct beabsichtigte Nebenproducte oder Präparate einer
                              									mit der Hütte verbundenen weiteren chemischen Fabrikation sind.
                           Das rohe Schwefelantimon wird bekanntlich dadurch erhalten, daſs man
                              									Grauspieſsglanzerz (Antimonglanz, Antimonit) einem Saigerproceſs unterwirft. Zu
                              									diesem Processe nimmt man Erze, welche gewöhnlich einen sehr bedeutenden Antheil des
                              									Gesteines enthalten, in welchem sie brechen, oder aber eingesprengt sind. Meistens
                              									bestehen die Bergarten aus Quarz oder Silicaten. Bei der groſsen Unvollkommenheit
                              									aller Saigerprocesse ist es leicht erklärlich, daſs auch hier der Rückhalt an
                              									auszubringenden Schwefelantimon in den Saigerrückständen ein bedeutender ist; ja er
                              									ist im besonderen Falle ganz auffällig hoch, weil die Temperatur bei dem
                              									Saigerprocesse ziemlich niedrig gehalten werden muſs, um ein reines, schönstrahliges
                              
                              										Antimonium crudum darzustellen. Man kann also den
                              									Schluſs ziehen: je schöner das Schwefelantimon, desto reicher an Antimon die
                              									Rückstände von dessen Darstellung.
                           Wenn man solche Saigerrückstände näher untersucht, wird man finden, daſs die Bergart
                              									mit Schwefelantimon gewissermaſsen glasirt ist, d.h. äuſserlich eine dünne Hülle von
                              									Schwefelantimon erhalten hat; aber auch beim Zerschlagen der Stücke findet man
                              									häufig das Innere durchsetzt durch Trümmer von Schwefelantimon. Dieser Umstand ist
                              									selbstverständlich von jeher den Antimonhüttenleuten wohl bekannt gewesen und hat zu
                              									vielen und verschiedenartigen Versuchen Anlaſs gegeben, dieses Antimon auf irgend
                              									eine Art zu gewinnen. So hat man z.B. in Ober-Ungarn die nasse, mechanische
                              									Aufbereitung dieser Rückstände versucht. Meines Wissens aber hat bis jetzt noch kein
                              									Versuch einen wirklichen Erfolg ergeben und der Vorschlag von Lampadius, die Saigerrückstände unter Zuschlag von
                              									Glaubersalz über dem Schachtofen zu verhütten, scheint ganz unberücksichtigt
                              									geblieben zu sein. Da ich nun i. J. 1876 Gelegenheit hatte, ebenfalls dahin zielende
                              									Versuche anzustellen, dürfte es gewiſs, besonders den Antimonproducenten,
                              									interessant sein, hierüber Etwas zu erfahren.
                           Zum besseren Verständniſs für Diejenigen, denen die praktische
                              									Metallurgie des Antimons fernsteht, muſs ich der Beschreibung meiner Versuche
                              									vorausschicken, daſs man durchaus nicht jede Sorte Grauspieſsglanzerze zur 
                              									Crudum-Fabrikation verwendet und auch verwenden kann.
                              									Nach ihrer bergmännischen Gewinnung werden diese Erze sortirt in: 1) Stufferze, 2)
                              									Saigererze, 3) Schmelzerze und 4) Wascherze.
                           Die Stufferze sind ausgesuchte reinere Erzstücke, mit einem Gehalt
                              									von über 90 Proc. Antimonsulfür. Sie unterliegen in der Regel keiner weiteren
                              									hüttenmännischen Verarbeitung, sondern sind direct verkäuflich, da sie in
                              									feingemahlenem Zustande ohne weiteres eine verschiedenartige Verwendbarkeit haben,
                              									neuerlich besonders als Anstrichfarbe für Schiffe. Die Saigererze sind ebenfalls
                              									Stückerze, nur reicher an Bergart als vorige Sorte. Ihr Gehalt an Antimonsulfür
                              									schwankt zwischen 45 und 90 Proc. Diese Sorte gelangt ausschlieſslich zur
                              									Fabrikation von Antimonium crudum. Die Schmelzerze von
                              									ungefähr denselben Gehalten wie die Saigererze werden zur Darstellung von
                              									Antimonmetall verwendet. Als Abfallproduct bei der Handscheidung voriger Sorten
                              									können sie wegen der geringeren Grobe nicht zum Saigerproceſs und wegen des
                              									geringeren Gehaltes an Antimonsulfür nicht direct wie die Stufferze verwendet
                              									werden. Die Wascherze (Pochgänge und Abfälle von der Handscheidung, sowie
                              									Grubenklein) sind geringhaltige Erze, welche einer Concentration durch mechanische
                              									Aufbereitung unterliegen. Diejenigen Producte der Aufbereitung, welche über 90 Proc.
                              									Antimonsulfür enthalten, werden wie die Stufferze direct verwerthet; hingegen
                              									gelangen die minderhaltigen Erze, wie die Schmelzerze, zur Darstellung von
                              									Antimonmetall.
                           Ferner sei noch vorausgeschickt, daſs die Darstellung von
                              									Antimonmetall im Groſsen bis jetzt wohl nur entweder mittels der
                              									Röst-Reductionsarbeit oder aber mittels der Niederschlagsarbeit erfolgt.
                           Für die Röst-Reductionsarbeit unterliegen die Grauspieſsglanzerze
                              
                              									zunächst einer Röstung im Flammofen, wobei der Schwefel zu schwefliger Säure
                              									verbrennt und somit entfernt wird, während das Antimon im Wesentlichen zu sehr
                              									feuerbeständigem antimonsaurem Antimonoxyd (SbO3
                              									SbO5 = SbO4) verwandelt wird.
                              									Dieses geröstete Erz, welches unter gewissen Umständen auch Grauspieſsglanzasche
                              									genannt wird, wird nun entweder im Tiegel unter Zuschlag von Kohle und
                              									entsprechendem Fluſsmittel oder im Schachtofen auf Antimonmetall verschmolzen.
                           Bei der Niederschlagsarbeit werden die Grauspieſsglanzerze im
                              									rohen Zustande direct der Schmelzung unterworfen, und es erfolgt die Zersetzung des
                              									Schwefelantimons durch zugeschlagenes metallisches Eisen.
                           Die Producte der Schmelzung sind bei der Röst-Reductionsarbeit:
                              									Schlacke und metallisches Antimon, dagegen bei Niederschlagsarbeit: Schlacke,
                              									Schwefel eisen und metallisches Antimon. Bei letzterer Arbeit gibt man, da
                              									Antimonmetall und Schwefeleisen sehr wenig Unterschied in ihren Volumgewichten
                              									zeigen, einen geringen Zuschlag von Glaubersalz, das durch Kohle zu Schwefelnatrium
                              									reducirt, sonach in Verbindung mit dem Schwefeleisen ein specifisch leichteres
                              									Product ergibt, welches sich erfahrungsmäſsig ausgezeichnet scharf vom Antimonmetall
                              									absondert.
                           Die Menge des erforderlichen Präcipitationseisens läſst sich
                              									theoretisch nicht genau berechnen, weil die Constitution der pyrochemischen
                              									Schwefeleisen von sehr verschiedenen Umständen abhängt, namentlich auch von der Höhe
                              									der Temperatur im Schmelzraume. Das schwefelreichste Product, das
                              									Einfachschwefeleisen, wird in der Praxis wohl niemals rein als solches erhalten,
                              									sondern man erhält stets Subsulfürete, die meist nahezu der Formel Fe8
                              									S7 entsprechen, und es
                              									würde sich die zuzuschlagende Eisenmenge sonach aus der Reactionsgleichung 7 Sb2
                              									S3 + 24 Fe= 14 Sb + 3Fe8
                              									S7 berechnen. Trotzdem
                              
                              									aber würde es doch sehr falsch sein, nach dieser Formel den Eisenzuschlag zu
                              									bemessen; denn, wenigstens bei einer Schmelzung im Tiegel, würde man weder
                              									Antimonmetall noch Schwefeleisen erhalten, sondern ein Product, welches aus Antimon,
                              									Eisen und Schwefel vereint besteht. Die Ursache ist einfach zurückzuführen auf die
                              									bedeutende Verflüchtigung von Schwefelantimon. Die Praxis hat gelehrt, daſs man zu
                              									dem Zwecke aus erwähntem Grunde auf 100 Antimonsulfür nur 40 metallisches Eisen
                              									zuschlagen darf, und zwar letzteres in möglichst fein vertheiltem Zustande, um die
                              									Reaction zu erleichtern und zu beschleunigen. Sehr vorsichtig ist zu operiren, wenn man es mit Blei,
                              									Kupfer oder Arsen enthaltenden Erzen zu thun hat. Bei solchen muſs man den
                              									Eisenzuschlag noch mehr beschränken, und bei dem Raffiniren des Regulus kann man nur
                              									durch Zuschlag von Schwefelantimon jene Metalle aus dem Regulus entfernen.
                           Meine Versuche, die Saigerrückstände zu verwerthen, lieſsen nur die
                              									Niederschlagsarbeit als Erfolg versprechend erscheinen; schon die Natur dieser
                              									Saigerrückstände wies auf diesen Verarbeitungsmodus hin, und zwar in erster Linie
                              									ihre chemische Zusammensetzung. Die Analyse einer im groſsen Maſsstabe vorgenommenen
                              									Durchschnittsprobe der Saigerrückstände ergab folgendes Resultat:
                           
                              
                                 
                                    Sb
                                    2
                                    S
                                    3
                                    
                                 20,40
                                 
                              
                                 
                                    FeS
                                    
                                 2,87
                                 
                              
                                 
                                    FeS
                                    2
                                    
                                 1,23
                                 
                              
                                 
                                    SiO
                                    2
                                    
                                 59,84
                                 
                              
                                 
                                    Al
                                    2
                                    O
                                    3
                                    
                                 4,65
                                 
                              
                                 
                                    CaO
                                    
                                 5,22
                                 
                              
                                 
                                    CO
                                    2
                                    
                                 4,10
                                 
                              
                                 Alkalien, kohlige Theile und Verlust
                                 1,69
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die 20,40 Proc. Antimonsulfür entsprechen 14,64 Proc. metallischem Antimon, welches,
                              									wenn für 100k ein Grundpreis von 180 M. angenommen
                              									wird, den Metallwerth jener Saigerrückstände für 100k zu 26,352 M. stellt.Natürlich muſs, da der Preis der Antimonproducte auſserordentlich schwankt,
                                    											bei der Calculation den jeweiligen Conjuncturen Rechnung getragen
                                    											werden. Der Werth dieser Saigerrückstände und die groſse
                              									Wahrscheinlichkeit der rationellen Antimongewinnung veranlaſsten die Versuche, wie
                              									sie im Groſsen ausgeführt worden sind und nunmehr beschrieben werden sollen.
                           Vorprobe im Tiegel: Der erste Versuch, aus den
                              									Saigerrückständen Antimonmetall darzustellen, wurde mit einer Tiegelschmelzung im
                              									Windofen angestellt. Die Zusammensetzung der Beschickung machte man ziemlich analog
                              									der, wie man dieselbe bei der Verhüttung im Groſsen projectirt hatte, und zwar
                              									wurden gemischt:
                           
                              
                                 Saigerrückstände
                                 5k
                                 
                              
                                 Puddelschlacke
                                 3
                                 
                              
                                 Soda
                                 2
                                 
                              
                                 Holzkohlenpulver
                                 0,25,
                                 
                              
                           und man erhielt als Producte 0k,56 Antimonmetall und 1k,66
                              
                              									schwefelnatriumhaltiges Schwefeleisen. Das erhaltene Antimonmetall war sehr rein und
                              									trennte sich vollständig vom Schwefelmetall. Der erhebliche Antimonverlust von 23,55
                              									Proc. lieſs sich bei derartiger Schmelzung sehr wohl erklären; während bei der
                              									Verarbeitung im Groſsen der Metallverlust keineswegs in solcher Höhe stattfinden
                              									kann, wenn man die Einrichtungen danach trifft.
                           
                           Schachtofen-Schmelzung. Meinen Schmelz versuchen im
                              									Schachtofen waren bereits mehrere Experimente vorausgegangen, welche jedoch so
                              									unglücklich ausgefallen waren, daſs dann die meinigen auf Wunsch des Unternehmers
                              									nur deshalb angestellt wurden, um zu beweisen, daſs der angebahnte Weg wirklich zum
                              									erwünschten Ziele führen könnte.
                           Die ausführbare Veränderung an dem Rundschachtofen erstreckte sich
                              									nur darauf, daſs ich das Gestelle mit einem Wasserkühlring nach Freiberger Muster
                              									versah, durch den in gleichen Abständen 3 Windformen von 75mm lichter Weite angebracht waren. Die Zustellung
                              									des Ofens als Tiegelofen war ganz unmöglich, da derselbe nicht frei, sondern in
                              									einem sehr starken Rauhgemäuer eingebaut und überdies in einem so engen Gebäuderaum
                              									errichtet war, daſs die Stiche nur in der Brustseite und somit in einem Sumpf sich
                              									befanden. Die Höhe des Ofens von der Form bis zur Gicht betrug 5m,68, die lichte Weite am Gestelle 1m, die lichte Weite an der Gicht 1m,5, die Distanz vom Formmittel zum Schlacken
                              									stich 0m,28 und die Entfernung vom Formmittel zum
                              									Metallstich 0m,6.
                           Die verfügbare theoretische Windmenge betrug bei 54 Kolbentouren
                              									als Maximum in der Minute 10cbm; doch war die
                              									gesammte Maschinerie und Anlage in einem solchen Zustande, daſs man kaum 50 Proc.
                              
                              									Leistung erwarten konnte.
                           Diese Umstände müssen ganz besonders erwähnt und bei der
                              									Beurtheilung der Sache berücksichtigt werden.
                           Bei der Berechnung der Beschickung ging ich von der Ansicht aus,
                              									daſs nur das gröſstmoglichste Durchsetzen, d.h. das rascheste Schmelzen zum Zwecke
                              									führen könnte. Da nun im gegebenen Falle die mechanischen Mittel unzulänglich waren,
                              									so muſsten demnach alle möglichen chemischen Hilfsmittel herangezogen werden. Als
                              									relativ billigste Zuschläge waren Puddelschlacke und Kalkstein zu beschaffen, deren
                              									chemische Zusammensetzung unten folgt. Diese Zuschlage haben gemeinschaftlich den
                              									Zweck, als gute Schlackenbilder, und die Puddelschlacke noch auſserdem den, als
                              									Präcipitationsmittel zu dienen, indem sie das zur Zerlegung des Schwefelantimons
                              
                              									nothwendige Eisen hergeben soll.
                           Es ist nun leider nicht möglich, wie schon oben angedeutet, auf
                              									rein theoretischem Wege immer die Beschickung festzustellen. So wäre es praktisch
                              									sehr falsch, wenn ich die Menge Präcipitationseisen aus dem voraussichtlich sich
                              									bildenden Fe8
                              									S7 berechnen würde,
                              									dagegen aber praktisch richtiger und theoretisch falsch, wenn ich zu dieser
                              									Berechnung annehme, daſs die Zerlegung nach einer Reaktionsgleichung wie Sb2
                              									S3 + 3Fe = 2Sb + 3FeS vor sich gehe. Aus folgender Tabelle (S. 257)
                              									ergibt sich nun, daſs die gesammte freiwerdende Schwefelmenge 6,088 beträgt und dies
                              									würde 10,654 Eisen absorbiren, welche in 18 Th. Puddelschlacke enthalten sind.
                              									Danach ergeben 100 Th. Saigerrückstände und 18 Th. Puddelschlacke weniger der
                              									Productionsmenge an Antimonmetall und Schwefelmetall die als Schlacke abzuführende
                              									Masse an.
                           Wie aus Nr. III der Tabelle ersichtlich ist, überwiegt nun der
                              									Sauerstoff der Kieselsäure dieser Masse den der Basen um mehr als das Sechsfache, so
                              									daſs also ein wirkliches Schmelzen der Substanzen an sich unmöglich ist. Bezüglich
                              									der Bildung einer guten Schlacke muſs nun ganz besonders die metallurgische
                              									Erfahrung helfend auftreten. Zunächst würde man geneigt sein, so viel basische
                              									Zuschläge zu geben, daſs ein Singulosilicat entstünde, zumal wegen der niedrigen
                              									Schmelztemperatur desselben; doch würden hierfür zu groſse Mengen Zuschlag
                              									erforderlich sein, welche andere Nachtheile (zu viel Zeitaufwand beim Schmelzen,
                              									daher auch zu hohe Eisenreduction und dann zu hohe Metallverflüchtigung) bringen
                              									wurden.
                           Da nun die Praxis gelehrt hat, daſs eine polybasische Schlacke
                              									selbst als Bisilicat noch sehr leichtflüssig ist – vorausgesetzt, daſs die Thonerde
                              									nicht vorherrscht, dieselbe muſs mindestens durch das Sechsfache der übrigen Basen
                              									überwogen werden – so ergab die Berechnung, daſs für obwaltende Umstände eine
                              									Beschickung, die auf 100 Saigerrückstände 150 Puddelschlacke und 40 Kalkstein
                              									erhielt, eine passende sein dürfte, wie dies denn auch die
                           
                           Tabelle zur Berechnung des für die Antimon-Präcipitation
                              									erforderlichen Eisenzuschlages und der hiernach übrig bleibenden, durch die
                              									Verschmelzung zu verschlackenden Substanzen.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Gewicht
                                 BezeichnungderSubstanz
                                 Inhalt an Schlacken
                                    											gebendenBestandtheilen
                                 Inhalt an Sauerstoff d.
                                    											schlacken-gebenden Bestandtheile.
                                 Sauerstoff-Differenz
                                 Metall. Eisenaus
                                    											Eisenoxydenberechnet
                                 BerechneteProduction
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 FeO
                                 CaO
                                 Summe
                                 SiO2
                                 Al2O3
                                 FeO
                                 CaO
                                 Summe
                                 SiO2
                                 Basen
                                 Saure
                                 Sb
                                 FeS
                                 
                              
                                 III
                                 10018
                                 SaigerrückständePuddelschlacke
                                 4,6500,486
                                 ––
                                 5,2200,072
                                 9,8700,558
                                 59,8403,276
                                 2,1700,226
                                 ––
                                 1,4900,021
                                 3,6600,247
                                 31,9101,750
                                 ––
                                 + 28,250+   1,503
                                 –10,654
                                 14,650–
                                 20,514
                                 
                              
                                 III
                                 118
                                 Summe I und II
                                 5,136
                                 –
                                 5,292
                                 10,428
                                 63,116
                                 2,396
                                 –
                                 1,511
                                 3,907
                                 33,660
                                 –
                                 + 29,753
                                 10,654
                                 14,650
                                 –
                                 
                              
                                 Aus allen vorhandenen Eisenverbindungen
                                    											ist das Eisen als Element berechnet und angegeben. – Als Producte sind
                                    											metallischesAntimon und Einfachschwefel eisen
                                    											angenommen.Analysen der für die Verschmelzung zu verwendenden
                                    											Zuschlage.
                                 
                              
                                 IV
                                 100
                                 Puddelschlacke
                                 2,700
                                 76,307
                                   0,400
                                 79,407
                                 18,200
                                 1,260
                                 16,960
                                   0,110
                                 18,330
                                 9,710
                                 +   8,620
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 V
                                 100
                                 Kalkstein
                                 –
                                 –
                                 55,160
                                 55,160
                                   1,500
                                 –
                                 –
                                 15,760
                                 15,760
                                 0,800
                                 + 14,960
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Das gesammte Eisen ist als Oxydul
                                    											berechnet.Beschickungs-Tabelle.
                                 
                              
                                 III
                                 118
                                 Summe I und II.
                                 5,136
                                 –
                                   5,292
                                 10,428
                                 63,116
                                 2,396
                                 –
                                 1,511
                                   3,907
                                 33,660
                                 –
                                 + 29,753
                                 10,654
                                 14,650
                                 20,514
                                 
                              
                                 VI
                                 122
                                 Puddelschlacke
                                 3,294
                                 93,090
                                   0,488
                                 96,872
                                 22,204
                                 .
                                 .
                                 .
                                 .
                                 .
                                 .
                                 .
                                 .
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 VII
                                 40
                                 Kalkstein
                                 –
                                 –
                                 22,064
                                 22,064
                                   0,600
                                 –
                                 –
                                 .
                                 .
                                 .
                                 .
                                 .
                                 .
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 VIII
                                 280
                                 Beschickung
                                 8,430
                                 93,090
                                 27,844
                                 129,364
                                 85,920
                                 3,930
                                 20,687
                                 7,955
                                 32,572
                                 45,820
                                 –
                                 + 13,248
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Sauerstoff der Basen verhält sich zum Sauerstoff der Säure wie 1
                              									: 1,4.
                           
                           Versuche dargethan haben, welche den meinigen
                              									vorangingen. Bei den von mir selbst geleiteten Versuchen habe ich die Menge
                              									Puddelschlacke noch auf 140 herunterdrücken können. Diese Beschickung ist in Nr.
                              									VIII der Tabelle zusammengestellt, wobei zu bemerken ist, daſs in Nr. III 18 Th.
                              									Puddelschlacke inbegriffen sind.
                           Der Schmelzgang war bei meinen Versuchen ein ganz regelrechter, die Schmelzzone hielt
                              									sich in normaler Lage, die Gicht blieb vollständig kühl, der Gichtrauch war dünn,
                              									schwärzlich gefärbt, wurde aber sofort leuchtend roth, sobald die Gicht nur etwas
                              									über 0m,5 tief gesunken war, wobei man dann die
                              									Verflüchtigung von Antimonsulfür und Antimonoxyd bemerken konnte – ein Zeichen, daſs
                              									der Ofen noch etwas zu niedrig war.
                           Obgleich eine ganz ähnliche Beschickung im Tiegel das erwünschte Resultat ergeben
                              									hatte, erhielt man hingegen bei dem Schachtofen keinen Regulus. Ganz ähnlich wie bei
                              									den ersten Schmelzversuchen fiel ein Product, welches dem Aeuſseren nach einem recht
                              									schlechten grauen Roheisen ähnlich sah und, wie die Analyse ergab, aus Antimon,
                              									Eisen und Schwefel bestand – ein Resultat also, welches bewies, daſs trotz des bei
                              									weitem rascheren Schmelzganges als bei den früheren Versuchen immerhin noch die
                              									Eisenreduction zu bedeutend war.
                           An der Zusammensetzung der Beschickung konnte man nichts ändern; denn an Verminderung
                              									der Puddelschlacke und Vermehrung des Kalkstein-Zuschlages konnte nicht gedacht
                              									werden, da sonst die Schlackenbildung eine zu schwierige geworden wäre, man also das
                              									Gegentheil seiner Absicht erreicht haben würde. Es muſste also versucht werden, ob
                              									sich der Schmelzgang von selbst nach besserer Durchwärmung des Ofens und höchster
                              									Anspannung der Gebläsekraft steigern werde. Während bei den früheren Versuchen die
                              									Producte im besten Falle 31,44 Proc. Antimon enthielten, so enthielt mein erstes
                              									Abstichsproduct bereits über 40 Proc. Antimon; die später fallenden Producte stiegen
                              									mehr und mehr im Antimongehalt, so daſs der letzte Abstich nach 3tägiger Arbeit
                              									bereits über 60 Proc. Antimon enthielt und auch eine Kleinigkeit sich abtrennenden
                              									Regulus ergab. Leider erlaubten die Verhältnisse des Werkes nicht, die Versuche
                              									weiter zu führen; man muſste also dieselben gerade in dem Augenblicke unterbrechen,
                              									als man dem Erfolge sehr nahe stand.
                           Um hier über die chemische Constitution der Producte einen Nachweis zu geben, so
                              									mögen noch einige Analysen Platz finden. Ich analysirte zwei Producte, welche aus
                              									den von mir nicht geleiteten Schmelzversuchen herstammten, und zwar war das Product
                              									A gefallen bei sehr schlechtem Schmelzgange und B bei etwas flotterem Schmelzgang.
                              									Es enthielt:
                           
                              
                                 
                                 A
                                 B
                                 
                              
                                 Eisen
                                 64,31
                                 60,24
                                 
                              
                                 Antimon
                                 27,99
                                 31,44
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   6,61
                                   8,03
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 98,91
                                 99,71.
                                 
                              
                           
                           Die bei meinen Schmelzversuchen gefallenen Producte untersuchte ich nur auf den
                              									Gehalt an Antimon; doch wurden durch gütige Vermittelung des Bergrathes Prof. Dr.
                              										Cl. Winkler zu Freiberg von den Bergakademikern v. Schulmann (Analyse C) und Dürichen (Analyse D) zwei Producte analysirt, wobei ich insofern
                              									specielleres Interesse hatte, als das Product C aus dem Producte D ausgesaigert war,
                              									wobei in D sehr schöne, stahlblau angelaufene, nadelförmige Krystalle in den
                              									entstandenen Hohlräumen sich gebildet hatten. Ein sehr wesentlicher chemischer
                              									Unterschied zwischen beiden Substanzen stellte sich nicht heraus, wie folgendes
                              									Resultat der Analysen zeigt:
                           
                              
                                 
                                 C
                                 D
                                 
                              
                                 Eisen
                                   45,12
                                   45,88
                                 
                              
                                 Antimon
                                   46,76
                                   46,13
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     8,81
                                     9,03
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,69
                                 101,04.
                                 
                              
                           Hiernach entspräche die Substanz nahezu den Formeln Fe26Sb12S9 = 4Fe2Sb3 + 9Fe2S. Die
                              									Weiterverarbeitung der erhaltenen Producte auf Antimon ist meines Wissens nicht
                              									durchgeführt worden, da das Werk nach den Versuchen gänzlich zum Erliegen kam, und
                              									zwar weil die Grube auflässig wurde.
                           Die Art und Weise der Verarbeitung geschah versuchsweise durch Umschmelzen mit rohem
                              									Grauspieſsglanzerz und Glaubersalz, wobei man sehr schönen Regulus erhielt, der
                              									durch einmaliges Raffiniren auf den Stern gebracht wurde.
                           Resultat meiner Versuche, Wenn nun auch die Versuche den
                              									richtigen Abschluſs nicht linden konnten, so glaube ich doch berechtigt zu sein, das
                              									Resultat derselben in folgender Fassung hinstellen zu dürfen:
                           1) Es ist kaum mehr zu bezweifeln, daſs sich das Antimon aus den Saigerrückständen
                              									rationell gewinnen läſst.
                           2) Mit gröſster Wahrscheinlichkeit lassen sich die Saigerrückstände durch ein
                              									Präcipitationsschmelzen über dem Rundofen direct auf metallisches Antimon verhütten.
                              									Bei weitem sicherer steht der Erfolg dann in Aussicht, wenn man durch Zuschlag
                              									antimonreicherer Producte – seien diese oxydischer oder geschwefelter Natur – die
                              									Schmelzbeschickung metallreicher machen kann. Hierfür spricht genügend die
                              									Thatsache, daſs die Producte der Schmelzung desto reicher an Antimon Helen, je
                              									rascher der Schmelzgang war.
                           Verschläge für die Zugutemachung der
                                 										Antimon-Saigerrückstände. Auf Grund der eben besprochenen Versuche glaube
                              									ich für die Gewinnung des Antimons aus den Saigerrückständen in praktisch
                              									rationeller Weise zuallernächst die Schachtofen-Schmelzung empfehlen zu dürfen. Es diene hierfür
                              									ausschlieſslich ein Rundofen mit mindestens drei Gebläseformen, welche in dem Umfang
                              									gleichmäſsig vertheilt den Gebläsewind nach der Achse führen. Bei den
                              									Minimaldimensionen von
                              										1m Gestellweite und 6m activer Höhe muſs die lichte Weite der
                              									Formöffnung danach bemessen werden, daſs in der Minute 15cbm Wind von 20cm Wasserdruck eingeblasen werden kann. Diese Verhältnisse gestatten, mit
                              									14 Proc. Kokesaufwand in 24 Stunden mindestens 7t
                              									Saigerrückstände von obiger Beschaffenheit nebst den entsprechenden Zuschlägen
                              									rationell zu verschmelzen.
                           Der Ofen ist mit einer Condensationskammer, wie ich solche bei anderer Gelegenheit
                              									empfohlen habeVgl. Hering: Eine neue Verfahrungsart statt des
                                       												periodischen Abstechens. (Freiberg 1875. Engelhardt'sche Buchhandlung.), in Verbindung zu
                              									bringen, da eine Verflüchtigung von Antimonsulfür und Antimonoxyd stets mehr oder
                              									weniger stattfinden wird.
                           In Bezug auf die zu verwendenden Schmelzzuschläge verweise ich auf obige Tabelle,
                              									muſs aber noch hierzu bemerken, daſs man gut thun wird, der Beschickung 5 Proc. vom
                              									enthaltenen Schwefelantimon an Gyps, noch besser statt dessen an Glaubersalz
                              									zuzusetzen und zwar aus dem Grunde, um das Schwefeleisen durch einen Gehalt an
                              									Schwefelcalcium oder Schwefelnatrium specifisch leichter zu machen, sonach die
                              									Trennung vom Antimonregulus zu begünstigen.
                           Die Producte der Schmelzung werden sein: Schlacke, welche abgesetzt wird,
                              									Schwefeleisen, welches ebenfalls abgesetzt wird, unter Umständen aber an
                              									Schwefelsäurefabriken verkauft werden kann, und endlich Rohregulus. Dieser im
                              									Schachtofen producirte Rohregulus wird stets mehr oder weniger Eisen und Schwefel
                              									enthalten, weshalb er einer Raffination unterliegen muſs.
                           Die Art der Ausführung der Raffination richtet sich nach dem Gehalte an Unreinheiten
                              									des Regulus und zwar, wenn die Probe ergibt, daſs die Unreinheiten 2 Proc.
                              									übersteigen, wird man stets am rationellsten die Raffination in gröſseren Posten in
                              									einem Flammofen als eine vorläufige bewerkstelligen. Hierbei wird man je nach der
                              									Art der Unreinheiten rohes oder geröstetes Grauspieſsglanzerz, sowie Glaubersalz
                              									oder Rohsoda als Reinigungsmittel zuschlagen. Die hiervon fallenden antimonreichen
                              									Schlacken gehen zur Schachtofenarbeit zurück und ersetzen den Zuschlag an Gyps oder
                              									Glaubersalz.
                           Der gereinigte Antimonregulus wird nun in bekannter Weise noch auf den Stern
                              									gefeint.
                           Was nun die Kosten der Verarbeitung der Saigerrückstände
                              									nach vorbeschriebenem Wege betrifft, so glaube ich in der nachfolgenden Berechnung
                              									den praktischen Erfahrungen gemäſs einen ziemlich sicheren Anhalt zu geben, betone
                              									hierbei aber ganz besonders, daſs sich die Verarbeitungskosten relativ sehr
                              									vermindern bei höherem Antimongehalt der Substanz.
                           
                           Ich nehme beispielsweise an, daſs in dem Schachtofen in 24 Stunden
                              									folgende Beschickung verschmolzen wird:
                           
                              
                                 
                                       k
                                 
                              
                                 Saigerrückstände
                                 7000 
                                 
                              
                                 Puddelschlacke
                                 9800 
                                 
                              
                                 Kalkstein
                                 2800 
                                 
                              
                                 Schlacken von derselben Arbeit und
                                    											Schwefelnatrium-haltige    Raffinadschlacke
                                 1400 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 21000.
                                 
                              
                           An Kokes gebraucht man 14 Proc. der Beschickung, also
                              										2940k. An Arbeitern sind erforderlich für 24
                              									Stunden bei 12stündigen Schichten: 2 Schmelzer, 2 Gehilfen, 2 Gichtarbeiter, 2
                              									Förderleute und eventuell noch 2 Maschinenwärter, wenn man mittels Dampfgebläse
                              									arbeiten muſs. Dies ergibt also zusammen 10 Schichten. Bei Dampfgebläse beträgt der
                              									Verbrauch an Brennstoff zur Dampfentwicklung bei vorliegenden 750mk Kraftbedarf 400k Steinkohle im Maximum in 24 Stunden.
                           Den Antimonverlust rechne ich zu 10 Proc. im vorliegenden Falle
                              									also bei einem Vorlaufen von 1025k,5 Antimon in
                              										7000k Saigerrückständen zu 102k,55, so daſs also ein Antimonausbringen von
                              										922k,95 resultirt. Hierbei sei bemerkt, daſs
                              									dieser Verlust, durch Verschlackung und Verflüchtigung herbeigeführt, sicherlich
                              									diese Gröſse nicht übersteigen kann, wenn die Einrichtung der Apparate und die
                              									Führung der Arbeit wirklich gut zu nennen ist. Der Verlust bei dem Raffiniren des im
                              									Schachtofen gewonnenen Rohregulus ist zu 3 Proc. anzunehmen, so daſs vom Vorlaufen
                              									von 922k,95 Rohregulus als Production 895k,26 Raffinad erhalten wird. Schlieſslich ist noch
                              									der Verlust beim Schmelzen des Raffinades auf den Stern zu 1 Proc. zu rechnen, so
                              									daſs also vom hiesigen Vorlaufen von 895k,26
                              									Raffinad 886k,3 Antimonii
                                 										regulus stellatus erhalten wird.
                           Die Kosten des Raffiniren und des Feinen sind reine locale
                              									Erfahrungszahlen, ebenso die für Verwaltungs- und Generalaufwand. Nachfolgende
                              									Kostenberechnung bezieht sich also auf die vollständige Verarbeitung von 7t Saigerrückständen für den Betriebstag an
                              									Schachtofen-Arbeit:
                           
                              
                                 7000k
                                 Saigerrückstände
                                 für
                                 100k
                                 in
                                 der
                                 Hütte
                                 78
                                 Pf
                                 54,60
                                 M.
                                 
                              
                                 9800
                                 Puddelschlacke
                                 "
                                 "
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                                 34
                                 "
                                 33,32
                                 
                                 
                              
                                 2800
                                 Kalkstein
                                 "
                                 "
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                                 "
                                 34
                                 "
                                 9,52
                                 
                                 
                              
                                 2940
                                 Kokes
                                 "
                                 "
                                 "
                                 "
                                 "
                                 206
                                 "
                                 60,57
                                 
                                 
                              
                                   400
                                 Steinkohle
                                 "
                                 "
                                 "
                                 "
                                 "
                                 102
                                 "
                                 4,08
                                 
                                 
                              
                                 10 Schichten Arbeitslöhne, die Schicht
                                 170
                                 "
                                 17,00
                                 
                                 
                              
                                 Beleuchtungs- und Unterhaltungsaufwand
                                 6,91
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 186,00
                                 M.
                                 
                              
                           d. i. für 100k Saigerrückstände
                              									2,657 M. Demnach:
                           
                              
                                 Schachtofenarbeit
                                    												\frac{7000\times2,657}{100}
                                 =
                                 186,00
                                 M.
                                 
                              
                                 Raffiniren des Rohregulus
                                    												\frac{922,95\times2}{100}
                                 =
                                 18,46
                                 
                                 
                              
                                 Schmelzen auf den Stern
                                    												\frac{895,26\times2}{100}
                                 =
                                 17,91
                                 
                                 
                              
                                 Verwaltungskosten
                                 =
                                 23,00
                                 
                                 
                              
                                 Generalaufwand
                                 =
                                 22,23
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammtkosten
                                 267,60
                                 M.
                                 
                              
                                 Sonach Erlös für 886k,3 Antimonii
                                       												regulus stellatus
                                 886,30
                                 "
                                 
                              
                                 Gesammtkosten
                                 267,60
                                 "
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Täglicher Reinertrag
                                 618,70
                                 M.
                                 
                              
                           Dies ist also ein sehr gewaltiger Ueberschuſs, der aber nur
                              									dadurch erklärlich ist, daſs man den Werth des Antimons in den Saigerrückständen
                              									nicht in Ansatz brachte und zwar, weil dasselbe auf allen Werken für jetzt als
                              									vollständig verloren betrachtet werden kann. In meiner Berechnung sind für die Saigerrückstände nur die
                              									local darauf gefallenen Kosten des Transportes derselben von deren Lagerplatze bis
                              									zu deren Verarbeitungsorte in Ansatz gebracht worden. Kann man nun diese Rückstände
                              									an Ort und Stelle verarbeiten, hat man ferner hierbei Wasserkraft zur Verfügung und
                              									dann noch billigere Koke, welche in meinem Beispiele sehr theuer ist, so ist
                              									augenscheinlich, daſs man mit der Verhüttung der Saigerrückstände ein gutes Geschäft
                              									machen kann.
                           Von anderen Verarbeitungsmethoden der Saigerrückstände könnte noch unter gewissen
                              									Verhältnissen wenigstens in Frage kommen die
                                 										Flammofen-Arbeit. Der Flammofen würde mit Gasfeuerung und groſsen
                              									Condensationsanlagen zu versehen sein. Die Arbeit könnte entweder nur als
                              									Verflüchtigungsarbeit betrieben werden, zu welchem Zwecke die Saigerrückstände in
                              									kleineren Portionen eingetragen ohne jedwede Zuschläge einer starken Hitze
                              									ausgesetzt werden müſsten, das Schwefelantimon würde sich sehr leicht verflüchtigen,
                              									zu Oxyd verbrennen und als solches in den Condensationskammern gewonnen werden, oder
                              									aber die Arbeit könnte als Schmelzarbeit betrieben werden. In diesem Falle würde man
                              									die Saigerrückstände mit Puddelschlacke und Kalkstein in etwas geringeren Mengen als
                              									bei der Schachtofenarbeit beschicken und die Charge nach dem Eintragen in den
                              									Flammofen, der hier einen tieferen Herd erhalten müſste, mit einem Gemenge von
                              									Glaubersalz und Kohle überdecken und sonach einschmelzen. Das Glaubersalz wird die
                              									Charge bald mit einer die Verflüchtigung des Schwefelantimons ziemlich verhindernden
                              									Kruste überziehen und die Schlackenbildung sehr beschleunigen. Das Schwefelantimon
                              									zerlegt sich durch das Eisen sehr leicht, und es sammelt sich das metallische
                              									Antimon im Herdtiefsten an, wo es, an sich sehr wenig flüchtig, vor dem Verbrennen
                              									aus Mangel an Luft geschützt ist. Nachdem alles in Fluſs gerathen ist, wird
                              									abgestochen und man erhält einen Rohregulus, der direct auf den Stern verarbeitet
                              									werden kann.
                           Diese Arbeit kann wirklich mit Vortheil betrieben werden; denn ich sah auf diese
                              									Weise Antimonerze, welche etwa 40 Proc. Schwefelantimon enthielten, verarbeiten,
                              									wobei man einen Verlust von etwa 20 Proc. des vorgelaufenen Schwefelantimons hatte;
                              									hier allerdings war diese Verarbeitung nicht Gewinn bringend, und zwar deshalb
                              									nicht, weil der Flammofen ohne Condensationskammer Cendensationskammer und sonst aber auch in allen Theilen höchst fehlerhaft construirt war.
                           Schlieſslich ist noch für die Verwerthung der Saigerrückstände die Extraction mittels Salzsäure zu besprechen.
                              									Antimonsulfür löst sich bekanntlich auſserordentlich leicht in dieser Säure; demnach
                              									dürfte die Extraction sehr rasch von statten gehen und ein Verlust an Antimon durch
                              									Rückhalt im Material nur sehr gering sein.
                           Die Fällung des Antimons aus der Lösung läſst verschiedene Wege praktisch
                              									einschlagen, zunächst durch Verdünnen der Lauge mit Wasser. Das Product ist als
                              									Algorothpulver direct verkäuflich, sonst aber leicht auf Metall zu verarbeiten. –
                              									Dann Präcipitation durch Metalle, wie Eisen, Zink u. dgl. Hierbei dürfte bei
                              									arsenhaltigen Substanzen auf die Bildung von Arsenwasserstoff aufmerksam zu machen
                              									sein, weshalb mit groſser Vorsicht zu arbeiten ist. – Ferner elektrolytische
                              									Fällung. Wegen des hohen Atomgewichtes des Antimons dürfte hier selbst der
                              									Inductionsstrom Vortheile gewähren. Auſserdem mache ich auf eine sehr einfache
                              									elektrolytische Fällung aufmerksam, welche mir im Kleinen sehr gut gelungen ist. Ich
                              									brachte in eine poröse Thonzelle die Antimonlauge und setzte dieselbe in eine dünne
                              									angesäuerte Eisenvitriollösung. In der Antimonlauge hing ein Stück metallisches
                              									Antimon, welches mittels eines Kupferdrahtes mit einem Stück Eisen, das in der
                              									Vitriollauge hing, in Verbindung gebracht war. Die Fällung ging binnen 24 Stunden
                              									vollständig vor sich. In analoger Weise wird, dies sei nebenbei bemerkt, das Kupfer
                              									aus dem Cementwasser sehr rein und zwar ohne Beimischung basischer Eisensalze
                              									ausgefällt. – Schlieſslich Fällung durch Schwefelwasserstoff. Da bei der Lösung des
                              									Schwefelantimons die Entwicklung von Schwefelwasserstoff an sich sehr lästig ist, so
                              									könnte man diese Lösung in geschlossenen Gefäſsen vornehmen und den entwickelten
                              									Schwefelwasserstoff wiederum zur Fällung des Antimons aus der Lauge benutzen, wobei
                              									ähnliche Apparate anzuwenden sein würden, wie bei der Desarsenicirung der
                              									Schwefelsäure. Das hierbei erzeugte Schwefelantimon dürfte direct verkäuflich sein
                              									und u.a. bei der Gummiwaarenfabrikation vortheilhafte Verwendung finden.