| Titel: | Rundschau auf dem Gebiete der Brauerei; von Dr. V. Griessmayer. | 
| Autor: | V. Griessmayer | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 335 | 
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                        Rundschau auf dem Gebiete der Brauerei; von Dr.
                           								V. Grieſsmayer.
                        Grieſsmayer Rundschau auf dem Gebiete der Brauerei.
                        
                     
                        
                           
                              Rochenhaut als Klärmittel.
                              
                           Ich habe schon früher (1878 227 491) in diesen Blättern darauf aufmerksam gemacht,
                              									daſs in neuerer Zeit, zumal in Frankreich, die Haut des Rochens an Stelle der
                              									Hausenblase vielfach als Klärmittel in der Brauerei angewendet wird. Nach Jericka ist es der Stachel- oder Lanzenrochen (Raja clavata), dessen Haut so vorzüglich wirken soll.
                              									Die hiermit bereitete Kläre ist nach Jericka's
                              									Versuchen (Böhmischer Bierbrauer, 1878 S. 196) völlig
                              									färb-, geruch- und geschmacklos, klärt eine jede hefentrübe Substanz binnen 12
                              									Stunden, in kalten Lagerkellern (unter 4°) längstens binnen 3 Tagen völlig; ja das
                              									Bier erscheint selbst im Stadium der Weiſskräusen geklärt, krystallrein. 1k dieser Rochenhaut, genügend zur Klärung von 140
                              									bis 200hl Bier, kostet nur 20 fl. ö. W., während
                              									Hausenblase 40 bis 48 fl. kostet und nur zur Klärung von 80 bis 120hl ausreicht.
                           Die Rochenkläre wird binnen 24 Stunden bis auf den letzten Tropfen aus dem zu
                              									klärenden Biere ausgetrieben und nimmt sämmtliche trübende Bestandtheile mit sich,
                              									ohne die Qualität des Bieres im mindesten zu beeinfluſsen, während die
                              									Hausenblasenkläre leicht einen Fischgeruch zurückläſst und das von Amerika
                              									eingeführte Isingglass – mit Gelatine präparirte
                              									Fischdärme – auſserdem auch noch einen schlechten Geschmack ins Bier bringt.
                           
                        
                           
                              Mittheilungen aus dem Weihenstephaner Laboratorium.
                              
                           Ueber den Einfluſs des Darrens auf die Güte des
                                 										Braumalzes. Bei der Untersuchung schaaler Biere fand Lintner, daſs die Malze, woraus dieselben gebraut
                              									wurden, fehlerhaft und ungleichmäſsig gedarrt waren und viele harte und ungedarrte
                              									Körner enthielten. Bei der Vermaischung der betreffenden Malze zeigte sich, daſs die
                              									Zuckerbildung langsam vor sich ging, die Würzen sich schlecht brachen und das Verhältniſs des Zuckers
                              									zu den übrigen Bestandtheilen – zum Nichtzucker – viel zu wünschen übrig lieſs. Eine
                              									Uebersicht von Analysen der fehlerhaften im Vergleich mit drei guten Malzen hebt den
                              									Unterschied deutlich hervor:
                           
                              
                                 
                                 Fehlerhaftes Malz
                                 Gutes Malz
                                 
                              
                                 I
                                 II
                                 III
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                 90,3
                                 89,10
                                 92,46
                                  68,80
                                 90,06
                                 88,95
                                 
                              
                                 Extract, auf Trockensubstanz be-   rechnet
                                 70,79
                                 70,80
                                 66,09
                                  76,05
                                 77,28
                                 76,12
                                 
                              
                                 Zucker (Dextrose)
                                 23,80
                                 23,32
                                 20,25
                                 33,8
                                 33,25
                                 33,72
                                 
                              
                                 Verhältniſs des Zuckers zum Nicht-    zucker
                                 1 : 1,9
                                 1 : 2,03
                                 1 : 2,2
                                 1 : 1,2
                                 1 : 1,1
                                 1 : 1,2
                                 
                              
                           In Würzen aus normalem Malze stellt sich das Verhältniſs
                              									des Zuckers zum Nichtzucker wie 1 : 1,1 bis 1,3.Da aber in den Würzen nicht Dextrose, sondern Maltose enthalten ist, so
                                    											berechnet sich dieses Verhältniſs wie 1 Maltose zu 0,45 bis 0,54
                                    											Nichtzucker.V. G.
                           Der Einfluſs des Darrens auf die Wanderung der stickstoffhaltigen Bestandtheile der
                              									Gerste durch das Malz in die Würze veranschaulicht folgende Tabelle:
                           
                              
                                 Gerste
                                 Trocken-substanz
                                 In 100 Gewichtstheilen
                                    											Gerstentrockensubstanz
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 Proteine
                                 Asche
                                 Phosphor-saure
                                 
                              
                                   I
                                 86,53
                                 1,851
                                 11,58
                                 2,76
                                   1,002
                                 
                              
                                  II
                                 86,27
                                 1,832
                                 11,44
                                 2,82
                                 0,94
                                 
                              
                                 III
                                 85,12
                                 1,732
                                 10,84
                                 2,84
                                 1,12
                                 
                              
                           Aus den Malzen dieser Gersten wurden, auf 100 G.-Th. Malztrockensubstanz berechnet,
                              									beim Maischen gewonnen:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Extract
                                 76,05
                                 76,12
                                 70,72
                                 
                              
                                 Im Extracte Stickstoff
                                   0,44
                                   0,51
                                 
                                      0,23
                                    
                                 
                              
                                 Von 100 G.-Th. des in der Gerstentrockensub-    stanz
                                    											vorhandenen Stickstoffes fanden sich    in der Würze wieder
                                 23,77
                                 27,83
                                 
                                    
                                    
                                    13,27.
                                    
                                 
                              
                           Das Malz III war auf der Tenne vorzüglich gerathen, hatte aber
                              									auf der Darre wesentlich gelitten, wie auch aus der Untersuchung des Malzes sich
                              									ergab:
                           
                              
                                 Trockensubstanz
                                 95,532
                                 
                              
                                 Extractausbeute, auf die Trockensubstanz berechnet
                                 70,27
                                 
                              
                                 Zucker
                                 24,31
                                 
                              
                                 Verhältniſs zum Nichtzucker
                                   1,88.
                                 
                              
                           
                           Das Bier aus diesem Malze zeigte wenig Vollmundigkeit, hielt den Schaum nicht und
                              									wurde bald schaal. Lintner meint, die schaumhaltende
                              									Substanz des Bieres sei wesentlich ein stickstoffhaltiger, eiweiſsartiger Körper,
                              									ein Derivat der Eiweiſskörper, welcher durch ein unrichtiges Darren im Malze
                              									theilweise unlöslich werde, abgesehen davon, daſs er auch bei der Hauptgährung mit
                              									dem Hopfenharze mehr oder weniger ausgeschieden wird. Langsam und aufmerksam
                              									gedarrte Malze geben schaumhaltende Biere.
                           Vielleicht ist aber ein anderer, noch wenig bekannter Körper die Ursache des
                              									Schaumhaltens. Schüttelt man nämlich Bier mit Petroleumäther aus, so erhält man eine
                              									schaumige Masse, welche ein Gemenge von Stoffen in Emulsion enthält. Hebt man nun
                              									diese obere Schicht ab und schüttelt sie wiederholt mit groſsen Wassermengen, so
                              									erhält man nach dem Abdunsten des Petroleumäthers einen dem Arabin ähnlichen, in
                              									Wasser, Alkohol, Aether und verdünnten Säuren unlöslichen Körper. Durch Kochen mit
                              									Alkali wird er zersetzt. Es scheidet sich ein Gerinnsel aus, während die Lösung
                              									rothbraun gefärbt wird; Salzsäure bringt in derselben nun keine Fällung hervor.
                              									Concentrirte Salzsäure löst den Körper augenblicklich- durch Wasserzusatz aber wird
                              									er wieder aus dieser Lösung gefällt.
                           Wird die salzsaure Lösung mit Alkali neutralisirt und nun Fehling's Lösung zugefügt, so wird dieselbe zwar grünlich gefärbt,
                              									scheidet aber beim Erhitzen kein Oxydul ab; die ursprünglich alkalische Lösung
                              									verhält sich ebenso; ammoniakalische Silberlösung hingegen wird, damit erhitzt,
                              									rasch schwarzbraun.
                           Bieranalysen mit Malligand's Ebullioskop. Vergleichende Untersuchungen der Destillationsmethode mit den
                              									Ergebnissen nach Malligand zeigten, daſs die Differenz
                              									im ungünstigsten Falle 0,2 Proc. betrug:
                           
                              
                                 
                                 Destillation
                                 Ebullioskop
                                 
                              
                                 Bier
                                 von
                                 Mülhausen
                                  I
                                 3,96
                                 4,04
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 II
                                 4,22
                                 4,20
                                 
                              
                                 Bier von Aschaffenburg
                                 3,38
                                 3,28
                                 
                              
                                 Braunschweiger Bock
                                 4,68
                                 4,88
                                 
                              
                                 Winterbier von Weihenstephan
                                 3,00
                                 3,03.
                                 
                              
                           Ich habe in diesem Journal (1875 218 262) zuerst die Verwendbarkeit des ungemein
                              									handlichen und bequemen Apparates für die Zwecke der Bieranalyse nachgewiesen und
                              									sehe daher mit Vergnügen, daſs meine Angaben hiermit volle Bestätigung finden.
                           Ueber Hopfen. Zur Beleuchtung der Frage, ob die
                              									Löslichkeit von Hopfenharz in Wasser durch Zucker vermittelt wird, wurden durch Ott folgende Versuche angestellt:
                           I. a) 1l Wasser wurde mit 1g,2 Lupulin 1½ Stunden gekocht und nach dem
                              									Filtriren mit 0g,5 Rohrzucker versetzt, b) 1l 12proc. Rohrzuckerlösung ebenfalls mit 1g,2 Lupulin 1½ Stunden gekocht (unter Ersatz des
                              									verdampfenden Wassers)
                              									und filtrirt. Beide Lösungen wurden am 6. Mai mit 5g Hefe versetzt und die Gährung verfolgt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 a
                                 Proc.
                                 b
                                 Proc.
                                 
                              
                                 8.9.10.14.
                                 Mai„„„
                                 11,08,27,36,0
                                 2,80,91,3
                                 11,18,16,85,4
                                 3,01,31,4
                                 
                              
                           Beide Lösungen hatten vor dem Zusatz der Hefe einen
                              									deutlich bitteren Geschmack und gährten unter äuſserlichäuſserlieh gleichen Verhältnissen; in beiden wurde Hopfenharz ausgeschieden,
                              									bezüglich dessen Menge kein merklicher Unterschied hervortrat.
                           II. a) 1l Wasser und b) 1l 10proc. Traubenzuckerlösung wurden mit je 2g Lupulin 2 Stunden gekocht und a mit 100g Traubenzucker, beide am 8. Mai mit 6g Hefe versetzt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 a
                                 Proc.
                                 b
                                 Proc.
                                 
                              
                                 8.14.
                                 Mai„
                                 10,1  4,1
                                 6,0
                                 10,0  4,3
                                 5,7
                                 
                              
                           Die Gährung verlief demnach bei a unbedeutend rascher.
                              									Im Uebrigen gilt das bei I Angeführte.
                           III. a) 11 Wasser, b) 1l 13
                              									proc. Traubenzuckerlösung mit 6g,6 Lupulin 2
                              									Stunden lang gekocht, a mit 130g Traubenzucker
                              									versetzt und beide Lösungen mit je 4g Hefe
                              									angestellt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 a
                                 b
                                 
                              
                                 11.
                                 Mai
                                 13,0
                                 13,0
                                 
                              
                                 13.
                                 "
                                 11,7
                                 11,6
                                 
                              
                                 14.
                                 "
                                 11,3
                                 11,1
                                 
                              
                                 16.
                                 "
                                 10,4
                                 10,1
                                 
                              
                                 17.
                                 "
                                 10,0
                                 9,1
                                 
                              
                                 18.
                                 "
                                 8,6
                                 7,6
                                 
                              
                                 20.
                                 "
                                 7,8
                                 6,6
                                 
                              
                           Am 17. Mai wurden weitere 3g Hefe zur Lösung gegeben. Die Gährung verlief bei b rascher.