| Titel: | Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878. | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 373 | 
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                        Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris
                           								1878.
                        (Fortsetzung von S. 314 dieses
                           								Bandes.)
                        Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878.
                        
                     
                        
                           Die Kleinmotoren auf der
                                 										Ausstellung (Tafel 24 und 31).
                           (Schluſs von S. 299 dieses Bandes.)
                           Das System des Engländers L. Simon beruht zwar im
                              									Allgemeinen auf denselben Principien wie das soeben geschilderte, weicht jedoch in
                              									der Ausführung in einzelnen Punkten erheblich von der Otto'schen Maschine ab. Auch
                              										Simon sucht die Explosion des Gasgemisches durch
                              									eine Expansion zu ersetzen und erreicht dies durch allmälige Einführung eines comprimirten Gasgemisches in den
                              									Arbeitscylinder. Die Compression wird in der Simon'schen Gasmaschine in einem besonderen Cylinder vollzogen. Luft und Gas,
                              									in geeignetem Verhältniſs gemischt und verdichtet, werden erst von hier aus dem
                              									eigentlichen Arbeitscylinder zugeführt. Im Innern des Arbeitscylinders wird eine
                              									unter Druck constant brennende kleine Flamme unterhalten, an welcher sich das
                              									eintretende Gasgemisch im Verlauf der Kolbenbewegung und nach Maſsgabe des
                              									Uebertrittes entzündet, um in allmäliger Expansion seinen Druck auf den
                              									Arbeitskolben zu übertragen. Beide Cylinder sind vertical angeordnet und erhalten
                              									ihre Bewegung bezieh. übertragen dieselbe durch Lenkstangen auf einen im unteren
                              									Theil des Maschinengestelles gelagerten Balancier, der seine Bewegung weiterhin in
                              									bekannter Weise einem Schwungrade mittheilt. Der Eintritt des Gasgemisches und der
                              									Austritt der Verbrennungsproducte werden durch Ventile vermittelt, deren Bewegung
                              									durch Hebel und Hebedaumen von einer gemeinschaftlichen Steuerwelle abgeleitet
                              									wird.
                           Als neu und eigenthümlich hat der Simon'sche Motor eine
                              									Vorrichtung aufzuweisen, durch welche die ziemlich erhebliche Wärme der abziehenden
                              									Verbrennungsproducte noch ausgenutzt werden kann. Nachdem dieselben den
                              									Arbeitscylinder verlassen haben, entweichen sie durch ein schlangenförmig gekrümmtes
                              									Rohr, welches in einem geschlossenen Gefäſs von Wasser umspült wird. In diesem
                              									kleinen Kessel wird durch die Wärme der abziehenden Verbrennungsproducte Dampf
                              									erzeugt, der weiterhin für die Speisung des Arbeitscylinders gemeinsam mit dem
                              									comprimirten Gasgemisch zur Verwendung kommt. Die Leistung der Maschine wird durch
                              									diese Vorrichtung nach dem vorliegenden Arbeitsdiagramm (Fig. 1 Taf.
                              									31) erheblich gesteigert. Zugleich ersetzt der Dampf die für die Bewegung des
                              									Arbeitskolbens nöthigen Schmiermittel. Der Dampfkessel, welcher mit einem zur
                              									Kühlung des Arbeitscylinders dienenden Wassermantel verbunden ist, wird durch eine
                              									kleine Pumpe gespeist, welche genügt, das in Dampf verwandelte Wasser zu ersetzen.
                              									Die ganze Anordnung ist als eine sinnreiche zu bezeichnen und wohl geeignet, den
                              									Gasverbrauch der Maschine zu vermindern.
                           Die constructive Anordnung der Maschine hat Manches von dem schon seit der
                              									Weltausstellung in Philadelphia bekannten und weiterhin noch zu besprechenden
                              									Petroleummotor von Brayton entlehnt.
                           Taf. 31 Fig. 2 bis 4 gibt eine
                              									Zeichnung der Maschine in Längenschnitt, Vorderansicht und Grundriſs derselben. A bezeichnet den Cylinder der Compressionspumpe mit dem
                              									Kolben B, C die Verbindungsstange des Kolbens mit dem
                              									Balancier D, welcher um E
                              									schwingt und mittels der Pleuelstange F mit der
                              									Kurbelwelle G verbunden ist. Am anderen Ende des
                              									Balancier D wirkt mittels der Pleuelstange J der Kolben K des
                              									Arbeitscylinders L. M ist die Einströmung für Luft, N diejenige für Gas. Das Gemisch wird durch das Ventil
                              										O während des Niederganges des Kolbens B in den Cylinder A
                              									gesaugt. Das Ventil O wird durch ein Excenter P (Fig. 4)
                              									bewegt, welches auf der Welle Q sitzt und so construirt
                              									ist, daſs die Oeffnung des Ventiles dem Gange der Maschine entsprechend gröſser oder
                              									geringer wird und dadurch die Geschwindigkeit regulirt.
                           Das Gemisch von Gas und Luft wird beim Aufwärtsgange des Kolbens in einen kleinen
                              									Behälter R gepreſst, um von hier aus durch das Rohr S zum Verbrennungsraume des Cylinders L zu gelangen. Eine kleine Menge des Gemisches wird von
                              										R aus durch das Röhrchen T in den oberen Theil des Cylinders L geführt
                              									und dient daselbst zur Unterhaltung einer constanten Flamme, welche von auſsen durch
                              									die Mündung e (Fig. 4)
                              									angezündet wird; die Oeffnung wird dann durch einen Pflock oder auf andere Weise
                              									geschlossen. Die Hauptmenge des Gemisches von Gas und Luft geht durch das Rohr S und durch Drahtnetze a
                              									in den Verbrennungsraum des Cylinders L, wird durch die
                              									Flamme entzündet und treibt expandirend den Kolben K
                              									abwärts. Durch die lebendige Kraft des Schwungrades wird der Rückgang des Kolbens
                              									bewirkt. Die Steuerwelle Q, auf welcher die Excenter
                              									und Knaggen sitzen, welche die verschiedenen Ventile bewegen, wird mittels
                              									Kegelradübersetzung, von der Hauptwelle G aus bewegt.
                              									Die Verbrennungsproducte gehen durch das Ventil V in
                              									das Schlangenrohr Y welches in dem Kessel X ruht. Dieser Kessel ist theilweise mit Wasser gefüllt
                              
                              
                              									und steht mit dem Kühlwasser in dem Hohlraum des Cylindermantels L in Verbindung. Durch die Hitze dieser Mantelflächen
                              									und durch die abziehenden heiſsen Verbrennungsproducte wird aus dem Wasser Dampf entwickelt,
                              									welcher sich in dem oberen Theil des Kessels X
                              									ansammelt und durch das Rohr s und das Ventil U in den Cylinder L
                              									gelangt. f ist eine kleine Pumpe, welche durch Excenter
                              									von Q aus bewegt wird und das verdampfte Wasser
                              									ersetzt.
                           Ausführliche Versuchsresultate liegen vorläufig noch nicht vor; nach Mittheilungen
                              									des Erfinders soll der Gasverbrauch 1cbm,33 für
                              									Stunde und Pferd nicht überschreiten.Im Engineering, 1878 Bd. 26 S. 273 theilt G. Beechey in Nottingham einige Versuche mit,
                                    											welche mit einer nominell 2e-Simon'schen Gasmaschine behufs Ermittlung des
                                    											Brennmaterials angestellt worden sind. Die beistehenden Figuren zeigen zwei
                                    											Diagramme, die während des Versuches genommen wurden.Textabbildung Bd. 230, S. 375Die Dimensionen der Maschine sind: Cylinderdurchmesser = 0m,203, Kolbengeschwindigkeit minutlich =
                                    												89m,670, Pumpencylinder-Durchmesser =
                                    												0m,165, Pumpen-Kolbengeschwindigkeit
                                    
                                    											in der Minute = 48m,373. Berechnete
                                    											indicirte Leistung = 4e,64. Gasverbrauch
                                    											für Stunde und indicirte Pferdestärke =0cbm,597. Hat die Maschine während dieser Zeit wirklich 2e an der Bremse geleistet, worüber keine
                                    											Mittheilung vorliegt, so folgt hieraus ein Gasverbrauch für die gebremste
                                    											Stundenpferdekraft von 1cbm,385.S. Die ausgestellte Maschine lief
                              									ziemlich geräuschlos und machte 150 Touren, wobei das Gasgemisch auf 3at,7 comprimirt wurde, während sich in dem kleinen
                              									Dampfkessel ¾ Stunden nach Inbetriebsetzung der Maschine der Druck constant auf
                              									derselben Höhe hielt. Fig. 1 ist
                              									die Abbildung eines mir vom Erfinder mitgetheilten Diagrammes (in ⅔ n. Gr.), welches
                              									den Einfluſs der Dampfwirkung zeigt. Der Preis der Maschine stellt sich, wie
                              									folgt:
                           
                              
                                 1
                                 2
                                 5e
                                 
                                 
                              
                                 2500
                                 3300
                                 5000
                                 Franken.
                                 
                              
                           Zu derselben Klasse der Gasmaschinen gehört schlieſslich noch ein kleiner, aber
                              									vielversprechender Motor der französischen Abtheilung. Es ist dies der Motor von Bisschop (Fig. 10 bis
                              										12 Taf. 24), von welchem sich behaupten läſst, daſs er die Frage nach
                              									einer möglichst einfachen Gasmaschine von minimaler Kraftleistung, bei welcher die
                              									Oekonomie des Gasverbrauches weniger zu berücksichtigen ist, auf geniale und überraschende Art
                              									gelöst hat. Die Maschine war in 3 Gröſsen ausgestellt, von 3, 6 und 25mk. Sie gehört, wie angeführt, zu derjenigen
                              									Gattung von Gasmaschinen, welche die Explosionskraft beim Aufsteigen des Kolbens
                              									direct ausnutzen. Die Uebertragung der aufwärts gehenden Bewegung auf die
                              									Schwungradwelle ist auf höchst sinnreiche Weise ausgeführt durch eine geschränkte
                              									Schubkurbel, welche einmal eine einfache seitliche Lagerung der Kurbelwelle
                              									ermöglicht, dann aber vermöge der Eigenthümlichkeit der kinematischen Kette einen
                              									schnellen Vorgang und einen langsamen Rückgang des Arbeitskolbens bei gleich
                              									bleibender Winkelgeschwindigkeit der Kurbel gestattet. In Folge dessen kann der
                              									Kolben ziemlich schnell den Wirkungen der Explosion nachgeben, während der langsame
                              									Rückgang genügend Zeit läſst, die Verbrennungsrückstände zu entfernen. Werthvoll
                              
                              									macht die Construction ferner der Umstand, daſs jede Wasserkühlung des
                              									Explosionscylinders unnöthig wird. Die Abkühlung des Cylinders wird durch die
                              									eigenthümliche Form der Mantelfläche desselben erleichtert, indem er mit
                              									ausstrahlenden Rippen versehen ist, welche eine 5mal so groſse Strahlungsfläche
                              									darbieten als die einfache Cylinderfläche. Der Füllungsschieber der Maschine ist
                              									entlastet und derartig eingerichtet, daſs jede Schmierung mit Oel oder mit anderen
                              									das Metall auf die Dauer angreifenden Substanzen unnöthig ist. Bei einem
                              									physikalischen Versuche, der eine ausdauernde kleine Kraftquelle erforderte, ist ein
                              										Bisschop'scher Motor 47 Tage und 47 Nächte
                              									ununterbrochen und ohne Schmierung (abgesehen von den kleinen Oelgefäſsen für die
                              									Zapfen) in Betrieb gewesen. Ueberraschend durch ihre Einfachheit ist die
                              									Zündungsvorrichtung mittels einer auſserhalb des Cylinders brennenden Flamme, welche
                              									im geeigneten Moment eine kleine elastische, sich nach innen öffnende Klappe
                              									aufstöſst, die während der Füllungsperiode durch den Arbeitskolben, während der
                              									Explosions- und Auspuffperiode durch den inneren Druck selbstthätig geschlossen
                              									wird.
                           Der Gasverbrauch beträgt bei der Maschine von 6mk,
                              									welche 200 Touren in der Minute macht, 330l
                              									stündlich, was für Stunde und Pferd zwar die hohe Ziffer von 4cbm ergibt, bei der winzigen Leistung jedoch nicht
                              									in Betracht kommt. Die stündlichen Unterhaltungskosten stellen sich für die
                              									angeführte Maschine bei den Pariser Gaspreisen auf 0,10 Fr. Eine minimale
                              									Kraftquelle kann selbstverständlich ökonomisch nicht ebenso vortheilhaft wirken wie
                              									eine solche von mehreren Pferdestärken; eine Concurrenz in gröſserer Ausführung mit
                              									dem Otto'schen Motor hat der Erfinder wohlweislich
                              									unterlassen. Sein Ziel war, die Gaskraft für Arbeitsleistungen von 0,04 bis 0e,2 auf die denkbar einfachste und sicherste Weise
                              									auszunutzen, und es muſs die Lösung der Aufgabe, wie sie in der Bisschop'schen Maschine vorliegt, als eine vollkommen
                              									gelungene bezeichnet werden.
                           
                           Die Preise der von Mignon und Rouart in Paris
                              									ausgestellten Maschinen sind die folgenden:
                           
                              
                                 6
                                 25mk
                                 
                                 
                              
                                 500
                                 900
                                 Franken.
                                 
                              
                           Von Gasmaschinen der zweiten Klasse waren zwei verschiedene
                              									Systeme vertreten. Zunächst die ältere atmosphärische Gasmaschine von Otto und Langen (* 1877 223
                              									557), welche die Compagnie Parisienne d'éclairage in
                              									mehreren Exemplaren ausstellte. Die Maschine ist seit dem J. 1867 rühmlichst bekannt
                              									und zeichnet sich durch geringen Gasverbrauch aus (1cbm für Stunde und Pferd). Der Cylinder der Maschine steht vertical; die
                              									Explosion eines angesaugten Gasgemisches dient dazu, einen freibeweglichen Kolben
                              									geschoſsartig in die Höhe zu schleudern. Der unter dem Kolben hierauf entstehende
                              									luftverdünnte Raum läſst beim Herabgang des Kolbens, bei welchem derselbe durch ein
                              									Klemmgesperre mit der Maschinenwelle gekuppelt wird, den Druck der Atmosphäre zu
                              									übertragbarer Arbeit ausnutzen. Von sämmtlichen Kleinmotoren hat diese Maschine sich
                              									bis jetzt der gröſsten Verbreitung zu erfreuen gehabt: bis Ende 1877 hatte die Firma
                              										Otto und Langen in Köln 4500 dieser Maschinen auf
                              									den Markt gebracht. Die von der Compagnie Parisienne
                              									ausgestellten Maschinen hatten folgende Preisnotirungen:
                           
                              
                                 0,25
                                 0,5
                                 1
                                 2
                                 3e
                                 
                                 
                              
                                 1500
                                 1900
                                 2500
                                 3300
                                 3900
                                 Franken.
                                 
                              
                           Auf demselben Princip der indirecten Ausnutzung der Explosion
                              									beruht die atmosphärische Gaskraftmaschine von Gilles
                              									in Köln, ausgestellt von L. Simon in Nottingham unter
                              									dem Titel: „The Nottingham vertical“. Gilles
                              									(*1877 225 322) sucht das lästige Geräusch, welches die
                              										Otto und Langen'sche
                              									Schaltkupplung mit ihrem Zahngetriebe verursacht, zu vermeiden. Es sind zu diesem
                              									Zweck in dem vertical gestellten Cylinder zwei Kolben angeordnet, ein frei nach oben
                              									auffliegender Flugkolben und ein nach unten wirkender Arbeitskolben. Gilles glaubt durch die hierdurch ermöglichte Lagerung
                              									der Kurbelwelle unter dem Cylinder und die daraus folgende gröſsere Stabilität einen
                              									ferneren wichtigen Vortheil zu erzielen.
                           Die principielle Wirkungsweise der Maschine ist die folgende:
                              									Während der Arbeitskolben sich abwärts bewegt, verharrt der Flugkolben in seiner
                              									untersten Stellung. Durch geeignete, mittels Schieber verschlossene Oeffnungen wird
                              									während dieser Periode das explosible Gasgemisch in den Cylinder gesaugt. Kurz vor
                              									der tiefsten Stellung des Arbeitskolbens erfolgt die Zündung und Explosion der
                              									eingeschlossenen Ladung durch eine ähnlich wie bei der Otto-Langen'schen Maschine hineingeschickte Vermittlungsflamme. Die
                              									Explosion treibt den frei auffliegenden Flugkolben schnell nach oben, wo er durch
                              									ein einfaches selbstthätiges Backenklemmgesperre festgehalten wird, nachdem der
                              									Stoſs durch eine Buffervorrichtung gemildert worden. Zwischen beiden Kolben entsteht
                              									nun in Folge der Abkühlung und Condensation ein luftverdünnter Raum, in welchen beim
                              									Rückgang des Arbeitskolbens der Druck der Atmosphäre diesen arbeitsverrichtend
                              									zurückpreſst. Am Ende des Hubes wird das Klemmgesperre durch einen Hebedaumen der
                              									Schwungradwelle. ausgelöst und der Flugkolben fällt in seine Anfangsstellung zurück,
                              									wobei er die Verbrennungsproducte durch ein Klappenventil austreibt. Die Regulirung
                              									der Maschine erfolgt durch einen Katarakt, welcher, wenn die Maschine zu schnell
                              									läuft, den Füllungsschieber auslöst und die Ladung für eine oder mehrere Umdrehungen
                              									unterbricht.
                           Die ausgestellte Maschine arbeitete ohne Wasserkühlung und
                              									verursachte nur wenig Geräusch. Nach den Versicherungen des Ausstellers beträgt der
                              									Gasverbrauch für Stunde und Pferd nur 0,75 bis 1cbm. Die Preise waren die folgenden:
                           
                              
                                 ⅔
                                 1
                                 2e
                                 
                                 
                              
                                 2000
                                 2500
                                 3300
                                 Franken.
                                 
                              
                           Der Vollständigkeit halber mag schlieſslich noch eine Maschine von
                              										J. Ravel in Paris erwähnt werden, vom Erfinder als
                              											„moteur à centre de gravité variable“
                              									bezeichnet, welche zwar
                              									durch Gas betrieben wird, sich aber nicht in eine der erwähnten Klassen einordnen
                              									läſst. Die Explosionskraft des Gases wird in dieser Maschine dazu benutzt, ein frei
                              									in einem Cylinder ruhendes Gewicht zu' heben. Der Cylinder ist normal zu seiner
                              									Achse mit zwei Zapfen versehen, die in Lagern ruhen, so daſs sich der Cylinder um
                              									dieselben drehen kann. An den Enden des Cylinders befinden sich Kammern, in denen
                              									das Gasgemisch durch Flammenzündung explodirt, wodurch der bewegliche Kolben
                              									jedesmal auf die andere Seite des Cylinders geschleudert wird. Durch die hierdurch
                              									herbeigeführte Verlegung des Schwerpunktes soll die rotirende Maschine Arbeit
                              									erzeugen. Leider war der Motor während der Ausstellung nicht in Thätigkeit zu
                              										sehen.Eine Skizze dieser als Curiosität interessanten Maschine
                                    											findet sich in Oppermann's Portefeuille économique des machines, 1878 S.
                                    											52. Vgl. auch * D. R. P. Nr. 2560 vom 17. Januar 1878.
                           Als specielle Petroleummaschine trat in der Ausstellung nur eine einzige auf: der
                              									Motor von Thomson, Sterne und Comp. in Glasgow.
                              									Derselbe ist eine Copie des schon seit der Weltausstellung zu Philadelphia 1876
                              									bekannten „Ready motor“ von Brayton (* 1876 221 195). Die in Fig. 13 und
                              										14 Taf. 24 skizzirte Maschine hat zwei vertical neben einander stehende
                              									Cylinder, von denen der eine als Pumpencylinder für die Luft, der andere als
                              									Arbeitscylinder dient. Beide sind durch ein Rohr mit einander verbunden, durch
                              									welches die verdichtete Luft in den Arbeitscylinder gepreſst werden kann. Kurz vor
                              									dem Eintritt in denselben geht die verdichtete Luft durch ein feines Drahtgeflecht
                              									und einen mit Filz oder Schwamm angefüllten Raum, in welchen eine kleine Pumpe
                              									fortwährend Petroleum pumpt. Die verdichtete Luft schwängert sich hier mit
                              
                              									Petroleumdünsten und gelangt als explosibles Gasgemisch in den Arbeitscylinder.
                              									Unterhalb des Drahtgeflechtes brennt eine constante Flamme, die in ähnlicher Weise
                              									durch Petroleumdunst und verdichtete Luft aus einem besonderen Behälter gespeist
                              
                              									wird. Nachdem sich das explosible Gasgemisch hieran entzündet hat, überträgt es
                              									expandirend nutzbare Arbeit auf den Kolben des Cylinders. Die Bewegungsübertragung
                              									vollzieht sich im Uebrigen in derselben Weise wie bei der besprochenen Simon'schen Gasmaschine, die offenbar nach dem Muster
                              									des Brayton'schen Motors erbaut ist. Die ausgestellte
                              									Maschine war leider nicht in Thätigkeit; nach den Versicherungen des Ausstellers
                              									soll sie bei 200 Touren in der Minute 5e
                              									entwickeln können.
                           Die sämmtlichen oben besprochenen Gasmaschinen lassen sich übrigens sofort in
                              									Petroleummotoren verwandeln, wenn man einen Apparat hinzufügt, welcher das flüssige
                              									Petroleum in mit Luft geschwängerten Gaszustand überführt. Ein solcher Apparat war
                              									ausgestellt von A. L. Müller in Birmingham unter dem
                              									Titel: „Alpha, gas engine.“ Nach einer
                              									Mittheilung von L. Simon hat dieser Apparat für den
                              									Betrieb seiner Gasmaschine an solchen Orten, wo Leuchtgas nicht zu beschaffen war,
                              									bereits gute Dienste geleistet. Einer allgemeinen Verwendung des Petroleums für
                              									Motorenzwecke steht vorläufig noch der verhältniſsmäſsig hohe Preis desselben als
                              									Hinderniſs entgegen. Bei
                              									mittleren Petroleum- und Gaspreisen stellt sich der Betrieb durch Petroleum 2 bis
                              									3mal so theuer als der durch Gas.
                           
                              II. Die Heiſsluftmaschinen.
                              Von Heiſsluftmaschinen waren auf der Ausstellung im Ganzen 5 verschiedene Systeme
                                 										vertreten, welche sich auf folgende 3 Klassen vertheilen: 1) geschlossene
                                 										Maschinen: Lehmann und Laubereau; 2) offene Maschinen (mit geschlossener Feuerung): Hock und A. Brown; 3)
                                 										Kolbenmaschinen: Rider.
                              Die Vertretung der ersten Klasse war eine durchaus ungenügende. Die Lehmann'sche Maschine war nur in einem kleinen
                                 										Modell für Unterrichtszwecke von M. Bauer und Comp.
                                 										in Paris ausgestellt, an welchem die groſsen Vorzüge dieses in Deutschland
                                 										bereits zu ansehnlicher Verbreitung gelangten Kleinmotors (vgl. 1876 219 371)
                                 										nicht zu erkennen waren. Die geschlossenen Luftmaschinen von Stenberg (* 1878 228 391) und von Rennes waren gar nicht vorhanden. Interessant war
                                 										dagegen die von Laubereau ausgestellte kleine
                                 										Heiſsluftmaschine mit Gasheizung. Laubereau ist
                                 										bekanntlich Derjenige gewesen, welcher das seit dem miſsglückten Versuch der Gebrüder Stirling im J. 1827 ganz in Vergessenheit
                                 										gerathene Princip der geschlossenen Heiſsluftmaschine wieder aufnahm und
                                 										gemeinsam mit Schwartzkopff weiter ausbildete. Die
                                 										Versuche wurden ihrer Zeit durch die neu auftretende Construction von Lehmann überholt, welcher das Stirling'sche Zweicylindersystem verlieſs und den
                                 										Verdränger mit dem Arbeitskolben in einem und demselben Cylinder anordnete. Die
                                 										ausgestellte Laubereau'sche Maschine zeigt, daſs
                                 										der Erfinder jetzt ebenfalls zu dem Eincylindersystem übergegangen ist. Der
                                 										stehende Cylinder wird in seinem unteren Theil durch Gasflammen geheizt, während
                                 										der obere Theil, in welchem sich der Arbeitskolben bewegt, durch einen
                                 										Wassermantel gekühlt wird. Die Uebertragung der Bewegung erfolgt vom
                                 										Arbeitskolben durch eine Lenkstange auf die oberhalb angeordnete gekröpfte
                                 										Schwungradwelle, während die Steuerung des Verdrängers, dessen zwei
                                 										Kolbenstangen in Stopfbüchsen durch den Arbeitskolben geführt sind, durch
                                 
                                 										Dreieckscheiben von der Arbeitswelle aus erfolgt. Die Bogenscheibensteuerung für
                                 										den Verdränger ermöglicht die Einschaltung von Ruhepausen in den Endstellungen
                                 										desselben. Die Neuerung gestattet zwar eine einfache constructive Lösung,
                                 										vermehrt aber erheblich die in geschlossenen Luftmaschinen besonders schädlich
                                 										wirkende Reibung. Die Maschine ging leer und kann nach Schätzung überhaupt kaum
                                 										mehr als 1 bis 2mk Arbeit leisten.
                              Die offenen Heiſsluftmaschinen von Hoch (* 1877 225
                                 										227) und von A. Brown arbeitet mit geschlossener
                                 										Feuerung. Durch eine besondere Luftpumpe wird die zum Betriebe der Maschine
                                 										nöthige Luft unter den Rost eines luftdicht verschlossenen Ofens gepreſst,
                                 										unterhält dort das Feuer, wird dann, geschwängert mit den gasigen Verbrennungsproducten, in einen
                                 										Arbeitscylinder geleitet und wirkt expandirend auf einen Kolben. Beim Rückgang
                                 										des Kolbens entweicht die erhitzte Luft durch ein Ventil in das Freie. Jede
                                 										offene Luftmaschine mit geschlossener Feuerung besteht hiernach aus drei
                                 										gesonderten Theilen: dem Pumpcylinder, dem Arbeitscylinder und dem geschlossenen
                                 										Ofen. Bei der Hock'schen Maschine sind diese drei
                                 										Theile über einander, bei Brown neben einander
                                 										angeordnet. Die Steuerung beider Maschinen erfolgt durch conisch eingeschliffene
                                 										Ventile, welche sich durch Federdruck selbstthätig schlieſsen und durch
                                 										Hebedaumen zur geeigneten Zeit geöffnet werden. Die Hock'schen Motoren waren in einem besonderen Pavillon der
                                 										österreichischen Abtheilung in zwei arbeitenden Exemplaren ausgestellt, der Brown'sche Motor stand kalt in einem Annex der
                                 										amerikanischen Abtheilung.
                              Der Hock'sche Motor weist in Bezug auf die Steuerung
                                 										insofern eine ökonomische Unvollkommenheit auf, als die Admission der erhitzten
                                 										Luft in den Arbeitscylinder während des ganzen Kolbenhubes und in Folge dessen
                                 										auch die Austreibung der verbrauchten Luft bei ziemlich hohem Druck erfolgt. Die
                                 										Steuerung der Brown'schen Maschine ist
                                 										zweckmäſsiger, die Admission der gespannten Luft erfolgt nur auf einem gewissen
                                 										Theil des Kolbenhubes, während des letzteren Theiles wirkt die Expansion. Durch
                                 										eine auſserordentlich sinnreiche und einfache Vorrichtung ist es hierbei
                                 										ermöglicht, die Füllung des Arbeitscylinders während des Betriebes der Maschine
                                 										beliebig zu verändern.
                              Die dritte Gattung der Luftmaschinen war in der Ausstellung durch die Maschine
                                 										von Rider (* 1876 222 409) repräsentirt. In einem
                                 										besonderen Pavillon zeigte der Pariser Vertreter des amerikanischen Erfinders
                                 										zwei Exemplare dieser Maschine im Betriebe. Die Rider'sche Construction gehört zu den geschlossenen Maschinen, indem
                                 										sie stets mit derselben Luftmenge, welche abwechselnd erhitzt und abgekühlt
                                 										wird, arbeitet. Im Princip ist sie jedoch von den in der ersten Klasse
                                 										angeführten Maschinen verschieden. Die Veränderung der Temperatur der
                                 										eingeschlossenen Luft wird nicht durch einen Verdränger bewirkt. Die Maschine hat zwei vertical
                                 										neben einander stehende Cylinder, von denen der eine durch Wasser gekühlt, der
                                 										andere in einem Ofen erhitzt wird; in beiden befinden sich Kolben, die ihre
                                 										Bewegung übertragen bezieh. erhalten von einer über den Cylindern angeordneten
                                 										Schwungradwelle durch zwei unter etwa 90° gegen einander versetzte Kurbeln. Die
                                 										Compression erfolgt, während der gröſsere Theil der Luft im gekühlten Cylinder,
                                 										die Expansion, während der gröſsere Theil im geheizten Cylinder sich befindet.
                                 
                                 										Der Ueberschuſs der letzteren Arbeit über die erstere ist die Production der
                                 										Maschine an nutzbarer Arbeit.
                              Ueber die gesammten Luftmaschinen drängen sich die folgenden Wahrnehmungen
                                 										auf.
                              
                              Das Princip der offenen Maschinen mit geschlossener Feuerung besitzt dem der
                                 										geschlossenen Maschinen gegenüber augenscheinliche Vorzüge. In erster Linie
                                 										gehört hierzu der Fortfall des Kühlwassers, dessen Menge sich selbst bei den
                                 										bewährtesten und besten Constructionen der geschlossenen Maschinen auf 180 bis
                                 											200l für Stunde und Pferdestärke beläuft.
                                 										Ein fernerer Uebelstand der geschlossenen Maschinen liegt in der enormen Gröſse
                                 										derselben bei verhältniſsmäſsig sehr geringer Arbeitsleistung – ein Uebelstand,
                                 										welcher aus der Nothwendigkeit, die Temperaturen in den heiſsen und kalten
                                 										Räumen der Maschine möglichst weit aus einander zu halten, entspringt. Als ein
                                 										dritter Uebelstand ist auch die schwierige Art der Regulirung der geschlossenen
                                 										Maschinen zu betrachten. Als natürlichstes Mittel bietet sich hierfür nun die
                                 										Veränderung des Verdrängerhubes, bezieh. der Voreilung desselben dar. Trotzdem
                                 
                                 										ist man bis jetzt aus praktischen Gründen darauf noch nicht eingegangen, sondern
                                 										regulirt auf die denkbar unökonomischste Art durch Anziehung einer Bremse.
                                 										Schlieſslich verzehrt der ziemlich umfangreich auszuführende Verdränger, welcher
                                 										auf einer Rolle im Innern des Luftcylinders ruht, und dessen Kolbenstange in
                                 										einer Stopfbüchse durch den Arbeitskolben geführt wird, einen groſsen Theil der
                                 										erzeugten Arbeit, so daſs sich der Wirkungsgrad (Verhältniſs der Bremsarbeit zur
                                 										indicirten Arbeit) nach neueren Untersuchungen des Verfassers bei diesen
                                 										Maschinen selten über 0,50 erhebt. Ein letzter Hauptvortheil ergibt sich ferner
                                 										aus der directen Benutzung der Heizgase, welche sich mit der Arbeitsluft
                                 										vermischen, eine schnellere und gleichmäſsigere Erwärmung ermöglichen und die
                                 										Quantität der zu erzeugenden Wärme von Nutzeffect der Heizanlage unabhängig
                                 										machen. Aus diesen Gründen läſst es sich erklären, warum der Erfindungstrieb
                                 										sich vorwiegend mit dem Problem der offenen Maschinen mit geschlossener Feuerung
                                 										beschäftigt hat. Fast alle diese Versuche sind jedoch bis jetztjezt noch als fehlgeschlagen zu bezeichnen. Noch keine der offenen
                                 										Maschinen hat eine mehrjährige Probe mit Erfolg bestanden, und wenn auch die
                                 										erst im Laufe der letzten Jahre aufgetretenen offenen Maschinen, wie die von Hock und Brown
                                 										ausgestellten, groſse Vorzüge gegenüber den älteren Constructionen besitzen, so
                                 										kann dies an dem durch frühere Erfahrungen gewonnenen Urtheil vorläufig noch
                                 										nichts ändern.
                              Es ist von Interesse, nach den Hindernissen zu forschen, an welchen das im voraus
                                 										als richtig erkannte Princip in der Ausführung scheiterte. Dieselben sind im
                                 
                                 										Wesentlichen praktischer Natur. Die Benutzung von Kohlen oder Kokes in
                                 										geschlossenen, mit Chamotte gefütterten Oefen lacht einmal besondere Anordnungen
                                 										und Mechanismen für die Speisung des Feuers nöthig, deren absolute Dichthaltung
                                 										sich auf die Dauer nicht erzielen läſst. Ferner treten die Verbrennungsproducte
                                 										unausbleiblich von mitgerissenen erdigen und sonstigen fein vertheilten festen
                                 										Bestandtheilen verunreinigt in den Treibcylinder der Maschine, greifen die Wandungen an und
                                 										erschweren die Kolbenliderung. Der Cardinalfehler ist aber der folgende: Die
                                 										Temperatur, mit welcher die Luft und die Verbrennungsproducte in den Cylinder
                                 										treten, ist bei geschlossener Kohlenfeuerung nur wenig regulirbar. Zeitweilige
                                 										starke Temperaturerhöhungen sind unvermeidbar, selbst bei der aufmerksamsten
                                 										Controle der Speisung. Da nun Schmiermittel, welche eine Temperatur von über
                                 										300° auf die Dauer und sicher auszuhalten vermögen, bis jetzt nicht bekannt
                                 										sind, so ist die Frage der Schmierung für die besprochene Gattung von
                                 										Luftmaschinen verhängniſsvoll gewesen. Aus demselben Grunde ist das Problem der
                                 										doppelt wirkenden Luftmaschine ein wenn auch nicht unversuchtes (Beim), so doch bis jetzt ungelöstes Problem
                                 										geblieben.
                              
                           
                              III. Die Wassermotoren.
                              In denjenigen Städten, welche den Segen einer Wasserleitung genieſsen, kann man
                                 										kleine hydraulische Motoren zu Betriebszwecken im Zimmer benutzen. Diese Lösung
                                 										der Kleinmotorenfrage hat für den ersten Augenblick viel verlockendes. Bei einem
                                 										zur Verfügung stehenden Wasserdruck von 20 bis 30m werden diese Maschinen auſserordentlich klein, ihre Wirkungsweise
                                 										ist einfach und leicht zu beaufsichtigen, sie sind sofort in Betrieb zu setzen
                                 										und ermöglichen durch ihre Reinlichkeit die Aufstellung in jedem bewohnten
                                 										Zimmer. Und in der That gibt es nur einen einzigen Punkt, welcher ihrer
                                 										allgemeinen Verwendung entgegensteht und ihre Bedeutung hinter die der bereits
                                 										behandelten Maschinen zurückdrängt: es ist dies die Preisfrage. In den meisten
                                 										Städten stellt sich die Benutzung des Wassers zu Motorenzwecken noch viel zu
                                 										theuer, als daſs an eine allgemeine Verwendung dieses im Uebrigen so bequemen
                                 										und reinlichen Mittels zu denken wäre. Als Beispiel sei Paris angeführt. In den
                                 										Gegenden der Seine stellt die Wasserleitung eine Druckhöhe von 40m zur Verfügung, in den höher gelegenen
                                 										Stadttheilen nur von 10m. Der Preis des
                                 										Wassers stellt sich durchschnittlich auf 0,25 Franken für 1cbm. Nimmt man eine mittlere Druckhöhe von
                                 											20m und den Wirkungsgrad des Wassermotors
                                 										zu 0,60 an, so ergibt sich, daſs für eine mechanische Arbeit von secundlich 6mk welche etwa einer Mannesleistung gleich
                                 										kommt, eine Wassermenge von 1800l in der
                                 										Stunde und von 18cbm für den 10stündigen
                                 										Arbeitstag verbraucht wird. Die täglichen Unterhaltungskosten erreichen hiernach
                                 										die enorme Höhe von 4,50 Fr. Hierzu ist zu bemerken, daſs der Wasserpreis in
                                 										vielen Städten noch bedeutend gröſser ist. Trotzdem gibt es Ausnahmsfälle, in
                                 										denen die Benutzung des Wassers sich erheblich billiger stellt. So kostet z.B.
                                 										in Lille 1cbm Wasser nur 0,07 Fr. bei einer
                                 										mittleren Druckhöhe von 30m; ebenso sind die
                                 										meisten Städte der Schweiz reichlich mit billigern Wasser versorgt.
                              Auf der Pariser Weltausstellung waren im Ganzen 11 verschiedene Systeme von kleinen
                                 										Wassermotoren vertreten, die sich nach folgenden Gruppen ordnen:
                              1) Kolbenmaschinen mit oscillirendem Cylinder von Schmid,
                                    											Pezerat Turner. Bei dem bekannten Schmid'schen Motor (* 1875 215 15), der in 10 Exemplaren ausgestellt war,
                                 										erfolgt die Wasservertheilung am Bauch des Cylinders durch einen zur
                                 
                                 										Drehzapfenmitte concentrischen, ein dem Cylinder angegossenen oscillirenden
                                 										Schieberspiegel. Die Motoren von Pezerat und von
                                 											Turner sind mit Hahnsteuerung versehen.
                              2) Kapselräder von Lombard, Taverdon, Braconier,
                                    											Dufort. Einige dieser Motoren liefen mit enormen Geschwindigkeiten, bis
                                 										3000 Touren in der Minute und darüber.
                              3) Gewöhnliche Wassersäulenmaschinen mit fixem Cylinder und Schiebersteuerung
                                 										von Coque, Jaspar, Körösi.
                              4) Tangentialräder von Escher, Wyſs und Comp.
                              
                           
                              IV. Die Federmotoren.
                              Von Federmotoren waren drei verschiedene Systeme in der Ausstellung vertreten
                                 										durch folgende Firmen: 1) Schreiber, Salomon und
                                    											Comp. in Wien, 2) Gunzburger in St. Denis
                                 										und 3) Perrier in Paris.
                              Die durch aufgezogene Federn betriebenen Apparate sind im eigentlichen Sinne
                                 										nicht als Motoren zu bezeichnen, doch werden sie durchgehends dazu gerechnet.
                                 										Sie dienen nur als Magazin für die Aufspeicherung einer kleinen mechanischen
                                 										Arbeit, die aus der Muskelkraft des Menschen resultirt, und welche sie in
                                 										anderer Form wieder abgeben. Die ausgestellten Federmotoren dienen für den
                                 										Betrieb von Nähmaschinen. Es ist bekannt, daſs die Nähmaschinen nur einen
                                 										geringen Arbeitsaufwand bedürfen; im guten Zustande gebrauchen die wenigsten
                                 										über 1mk in der Secunde. Es ist bei den
                                 										Nähmaschinen auch weniger die Kraftanstrengung, welche die Arbeiterin ermüdet,
                                 										als vielmehr die gleichmäſsig sich wiederholende Bewegung der Füſse und damit
                                 										des ganzen Körpers, welche nach dem Urtheil ärztlicher Autoritäten nur zu häufig
                                 										schwere Unterleibsleiden zur Folge hat. Demnach haben die Federmotoren insofern
                                 										Berechtigung, als sie die schädliche Fuſsarbeit durch eine Handarbeit an einer
                                 										aufziehenden Kurbel ersetzen. Indeſs hat man sich häufig getäuscht in der Menge
                                 										der von einer Feder aufzunehmenden Arbeit und in den Mitteln fehlgegriffen, die
                                 										Umwandlung auszuführen. In einer Feder aus Stahl läſst sich, ohne die
                                 										Elasticiätsgrenze zu überschreiten, nur eine gewisse Menge Arbeit ansammeln.
                                 										Verwendet man den Stahl in der günstigsten Form nach Art der Uhrledern, so
                                 										beträgt das Maximum der Aufnahme nur 40mk für
                                 											1k; soll die Feder nicht überanstrengt
                                 										werden, so darf man nach eingehenden Versuchen den Betrag von 20mk nicht überschreiten.
                              Nimmt man an, man wolle soviel Arbeit in einer Feder aufsammeln, daſs damit eine
                                 										Nähmaschine während einer Stunde betrieben werden kann, so erhält man unter Voraussetzung eines
                                 										Arbeitsbedarfes von 1mk und eines
                                 										Wirkungsgrades von 0,50 ein Gewicht der hierzu erforderlichen Feder von 360k. Um diese Feder mittels einer Kurbel
                                 										aufzuziehen, müſste man secundlich 6mk während
                                 										20 Minuten aufwenden.
                              Wie ein mit dem Motor von Schreiber und Salomon (*
                                 										1878 228 9) vorgenommener Versuch gezeigt hat, ist der Wirkungsgrad des
                                 										Federmotors in Wahrheit noch geringer als 0,50; denn von 100mk aufgewendeter Arbeit wurden nur 17mk übertragen, 83mk gingen durch Reibung und Deformationsarbeit der Feder verloren.
                              Wenn die Erfinder behaupten, daſs ihre Motoren mit einem Federgewicht von weniger
                                 										als 100k die Nähmaschine 1 Stunde lang in Gang
                                 										halten können, so ist dies höchstens zutreffend für den Fall, daſs die gut
                                 										geölte Maschine sich bewegt, ohne Nutzarbeit zu verrichten.
                              Trotzalledem könnte ein Federmotor unter gewissen Umständen gute Dienste leisten;
                                 										nur müſste man 1) eine Substanz benutzen, welche auf die Gewichtseinheit eine
                                 										gröſsere Arbeit aufzunehmen im Stande ist, und 2) eine Aufziehvorrichtung
                                 										verwenden, welche gestattet während weniger Augenblicke die gröſstmögliche Kraft
                                 										auszunutzen. Aus den Versuchen von Chrétien weiſs
                                 										man, daſs 1k Kautschuk 100mk aufzunehmen im Stande ist; die Verwendung
                                 										des letzteren hätte für den vorliegenden Zweck erheblichen Vortheil vor dem
                                 										Stahl voraus. Die beste Art, die Kraft des Menschen auszunutzen, bestände in
                                 										einer mechanischen Vorrichtung, bei welcher das Körpergewicht mitwirken
                                 										könnte.
                              Was hiernach übrigens von den Vorschlägen, Straſsenbahn-Wagen durch Federkraft zu
                                 										treiben, zu halten ist – Vorschläge, die in der That gemacht sind (vgl. 1874 214
                                 										494), ist nach dem Gesagten einleuchtend.
                              
                           
                              V. Die elektrischen Motoren.
                              Nur die französische Abtheilung der Ausstellung wies einige elektrische
                                 										Kraftmaschinen auf, von denen die bemerkenswerthesten sind diejenigen von Cance, Fayolle, Puvillaud und die umgekehrte Gramme'sche Maschine. Die 3 erstgenannten sind
                                 										Nachahmungen der schon seit längerer Zeit bekannten Erfindungen von Jacobi, Larmanjeat, Breton, Roux u.a. Für irgend
                                 										welche erhebliche Kraftleistungen sind die elektrischen Motoren unbrauchbar
                                 										schon wegen der kostspieligen Unterhaltung des elektrischen Stromes. Man weiſs,
                                 										daſs man durch eine magneto-elektrische Rotationsmaschine einen elektrischen
                                 										Strom erzielen kann, der dem von 10 Bunsen'schen Elementen gleichkommt, und zwar
                                 										dadurch, daſs man eine einfache Handkurbel in Bewegung setzt. Mit einer geringen
                                 										Arbeit erzeugt man also einen kräftigen elektrischen Strom; daraus folgt
                                 										umgekehrt, daſs man zur Erzeugung einer geringen Arbeit einen starken Strom
                                 										aufwenden müſste. In einer durch Batterieströme getriebenen elektrischen
                                 										Maschine rührt in letzter Linie die bewegende Kraft von der Zersetzung des
                                 										Zinkes her. Man hat gefunden, daſs 1k Zink hierbei
                                 										höchstens 5000c Wärme entwickelt, während 1k Steinkohle, welche 15mal weniger kostet, bis
                                 										zu 7000c erzeugt. So lange man also nicht
                                 										billigere Stoffe als Zink benutzen kann, wird man auf die Verwendbarkeit dieser
                                 										elektrischen Maschinen als Motoren verzichten müssen.
                              Die Gramme'sche Maschine dient zu dem Zweck, einen
                                 										starken elektrischen Strom durch mechanische Arbeit zu erzeugen. Man kann sie
                                 										jedoch umkehren, d.h. als eine Maschine verwenden, in welcher durch einen
                                 										elektrischen Strom mechanische Arbeit erzeugt wird.
                              EL Fontaine hat mit einer solchen umgekehrten Gramme'schen Maschine zahlreiche Experimente
                                 										vorgenommen und gefunden, daſs das Maximum der Arbeit, welche durch 3
                                 										Bunsen'sche Elemente von 0m,20 Höhe erzielt
                                 										werden kann, 1mk in der Secunde betrug, mit 8
                                 										Elementen 5mk und mit 12 Elementen 7mk. Die durch ein Bunsen'sches Element
                                 										verursachten Kosten belaufen sich stündlich auf 0,10 Fr.; eine elektrische
                                 										Kraftmaschine von 5mk, die etwa der
                                 										Arbeitskraft eines Mannes gleich käme, würde also für den 10stündigen Arbeitstag
                                 										8 Fr. Unkosten verursachen.
                              Es ist hiernach kaum nöthig, die Möglichkeit einer allgemeineren Benutzung der
                                 										elektrischen Kraftmaschinen als Kleinmotoren noch weiter in Frage zu ziehen. Die
                                 										einzige mögliche und gerechtfertigte Benutzung der umgekehrten Gramme'schen Maschine bestünde vielleicht in der
                                 										Fortleitung einer Arbeitskraft auf gröſsere Entfernungen. Zu diesem Zweck müſste
                                 										man eine gewöhnliche Gramme'sche Maschine durch
                                 										eine vorhandene Betriebskraft in Umdrehung setzen und den dadurch erzeugten
                                 										elektrischen Strom in eine umgekehrte Maschine hinüberleiten, die ihrerseits
                                 										dadurch wieder zum Motor wird. In Klasse 54 der französischen Abtheilung wurde
                                 										auf diese Weise ein Ventilator und eine kleine Druckerpresse in Betrieb
                                 											gesetzt.In dieser Weise wird schon seit längerer Zeit in der Fabrik von Siemens und Halske in Berlin der Strom,
                                       												welchen eine der von dieser Fabrik einbauten dynamo-elektrischen
                                       												Maschinen (v. Hefner-Alteneck's System)
                                       												liefert, einer zweiten derartigen Maschine zugeführt und durch diese
                                       												wieder in mechanische Arbeit umgesetzt.D. Red.
                              Dr. A. Slaby.
                              
                           
                        
                           Mazza's Warmwasser-Injector für
                                 										Locomotiven (Fig. 1
                                 										bis 4 Taf.
                                 										30).
                           Bei den groſsen ökonomischen Vortheilen, welche mit Hochdruck-Dampfmaschinen durch
                              									Vorwärmen des Kesselspeisewassers erzielt werden, muſs es überraschen, daſs die
                              									Hochdruckmaschine par excellence, die Locomotive, sich
                              									dieser Einrichtung nicht bedient, um dadurch, auſser der Brennmaterialersparniſs,
                              									auch einen Theil des Speisewassers wiederzugewinnen, das Wasser vor dem Eintritt in
                              									den Kessel gründlich zu reinigen und endlich in dem hochgradig erwärmten
                              									Tenderwasser ein stets gespanntes Kraftreservoir für schwierige Strecken zu
                              										erlangen. Noch
                              									auffallender aber wird diese Erscheinung, wenn der sogen. Condensationsapparate zur
                              									Erwärmung des Tenderwassers durch directe Einströmung des Ausblasdampfes gedacht
                              									wird, wie sie von Kirchweger, Rohrbeck u.a. schon
                              									Anfangs der fünfziger Jahre construirt wurden, thatsächlich allen den oben
                              									angeführten Zwecken entsprechen und eine Brennmaterialersparniſs von 15 bis 20
                              									Procent ergeben haben, bis sie endlich wieder fast vollständig verschwunden und nur
                              									mehr an wenigen im Betrieb befindlichen Locomotiven sichtbar sind. Die landläufige
                              									Erklärung, der Kirchweger'sche Apparat sei für Locomotiven zu complicirt, dürfte
                              									gegenüber dem erzielten Nutzen wohl kaum stichhaltig erscheinen; vielmehr mag der
                              									wahre Grund des Verlassens dieser rationellen Einrichtung darin zu suchen sein, daſs
                              									durch die hohe Erwärmung des Speisewassers die damals gebräuchlichen
                              									Speisevorrichtungen unzuverlässig wurden und so die Vortheile der immerhin
                              									kostspielig herzustellenden und zu erhaltenden Vorrichtung nur in beschränktem Maſse
                              									ausgenutzt werden konnten. Wenn es dagegen gelingt, einen Apparat zu construiren,
                              									der ohne complicirte Handhabung selbst Wasser von 100° und darüber in den Kessel zu
                              									speisen ermöglicht, so kann vielleicht dem Wiederaufleben des Kirchweger'schen
                              									Apparates und damit einer wesentlichen Verringerung der Betriebkosten unserer
                              									Locomotiven entgegengesehen werden.
                           Aus diesem Grunde scheint uns der Warmwasser-Injector des italienischen Ingenieurs
                              										G. Mazza, wie er in Verbindung mit dem
                              									Kirchweger'schen Vorwärmapparat an der Eilzugsmaschine der oberitalienischen
                              									Eisenbahn angebracht ist, nähere Erwähnung zu verdienen, um so mehr als die schöne,
                              									in der Werkstätte der Locomotivfabrik Floridsdorf
                              									erbaute Maschine, in Folge ihrer ungünstigen Aufstellung im italienischen
                              									Eisenbahnannex wohl vielen Besuchern der Ausstellung entgangen sein dürfte. Die
                              									allgemeine Disposition der Maschine mit Hervorhebung der hier zu besprechenden
                              									Einrichtungen ist aus Fig. 1 Taf.
                              									30, die specielle Construction des Injectors aus Fig. 2 bis
                              										4 ersichtlich.
                           Das Kirchweger'sche Vorwärmrohr, welches direct über dem Ausströmrohr des
                              									Dampfcylinders abzweigt, längs der Seitenplatform zurückgehend durch eine biegsame
                              									Kupplung zum Tender übertritt und durch ein Uebersteigrohr in den Wasserkasten des
                              									Tenders mündet, entspricht völlig der älteren Anordnung, mit Ausnahme der Abzweigung
                              									vom Ausströmrohr, welche hier mit einer vom Führerstand aus stellbaren Klappe
                              									versehen ist, um sowohl den gesammten Ausströmdampf in den Tender, als durch den
                              									Schornstein zu entsenden, oder entsprechend zwischen beiden zu vertheilen. Es ist zu
                              									erwarten, daſs in Folge dieser Einrichtung keinesfalls eine Vermehrung des
                              									Gegendruckes auf den Kolben stattfindet, nachdem schon bei dem älteren
                              									Kirchweger'schen Apparat mit unregulirbarer Abzweigvorrichtung ein derartiger
                              									Nachtheil nicht nachgewiesen werden konnte.
                           
                           Es handelt sich mm darum, das auf diese Weise leicht und ohne Störung der
                              									Blasrohrwirkung bis zu 90 und 100° erwärmte Wasser dem Locomotivkessel zuzuführen.
                              									Bekanntlich befördern selbst die vollkommensten der heute bekannten Injectoren das
                              									ihnen zuflieſsende Wasser nur dann, wenn dessen Temperatur 60° nicht übersteigt
                              									(vgl. 1876 220 188); Mazza läſst daher seinem Injector
                              									das hochgradig erwärmte Wasser nicht allein zuflieſsen,
                              									sondern sogar unter der vollen Kesselspannung zupressen. Zu diesem Zwecke ist unter dem Tender-Wasserkasten ein
                              									Zwischenreservoir angebracht, welches einerseits durch das in Fig. 1
                              									abgebrochen gezeichnete Wasserzulaufrohr mit dem Tender, andererseits durch das
                              									Wasserablaufrohr mit dem an gewöhnlicher Stelle angebrachten Injector verbunden ist,
                              									von dem aus endlich das Speiserohr das geförderte Wasser zum Kessel führt. Ist nun
                              									dieses Zwischenreservoir mit heiſsem Wasser gefüllt, so wird die Verbindung zum
                              									Tender abgeschlossen, dagegen ein Dampfventil auf dem Locomotivkessel geöffnet, aus
                              									welchem der Kesseldampf durch eine biegsame Kupplung zum Tender geleitet wird und,
                              									in der Höhe des Zwischenreservoirs austretend, einen ruhigen Druck auf die
                              									Oberfläche des hier enthaltenen heiſsen Wassers ausübt. Wird jetzt der Injector in
                              									Thätigkeit gesetzt, so erfolgt ohne jede Schwierigkeit das Speisen, bis das
                              									Zwischenreservoir von Wasser geleert und mit Dampf gefüllt ist, dessen Wärme bei
                              									neuer Wasserfüllung durch Condensation Nutzbar gemacht wird.
                           Der Injector selbst unterscheidet sich von einem normalen nicht saugenden Injector
                              									nur durch die Construction des Ueberlauf- oder „Schlapper“-Ventiles. Während
                              									dasselbe unter gewöhnlichen Umständen beim Speisen geöffnet werden muſs, damit an
                              
                              									der Uebergangsstelle der Düsen atmosphärischer Druck herrscht, ist es hier
                              									erforderlich, einen der Temperatur des Wassers entsprechenden höheren Druck
                              									herrschen zu lassen, um die Verdampfung des Speisewassers zu verhindern,
                              									andererseits jedoch auch dem überflüssigen Wasser den Austritt zu ermöglichen. In
                              									Folge dessen wird das Schlapperventil, wie aus Fig. 3
                              									ersichtlich, mit einer Feder belastet, welche je nach Umständen mehr oder weniger
                              									gespannt, gewöhnlich jedoch auf einen Ueberdruck von etwa 2at regulirt wird.
                           Eine Lastzugsmaschine der oberitalienischen Eisenbahn ist schon seit über einem Jahr
                              									mit diesem interessanten Apparate ausgerüstet und ergab während 11 Monaten eine
                              									Durchschnittsersparung von etwa 14 Proc. an Brennmaterial; auch wurde eine
                              									wesentlich bessere Erhaltung der Kesselwandungen und speciell des Feuerkastens und
                              									der Rohrwände festgestellt Dies findet darin seine vollständige Erklärung, als das
                              									auf 1000 vorgewärmte Wasser seine Kohlensäure entweichen läſst und den gröſsten
                              									Theil seiner Uneinigkeiten ausfällt, und schon aus diesem Grunde allein empfiehlt
                              									sich die hier besprochene Einrichtung in allen Fällen, wo schlechtes Wasser verwendet werden
                              									muſs, besonders dringend.
                           Müller-Melchiors.
                           
                        
                           Dampfmaschine von Lecointe und
                                 										Villette in St. Quentin (Fig. 5
                                 										und 6 Taf.
                                 										30).
                           Die genannte Firma, welche speciell in Zuckerfabriks-Einrichtungen arbeitet und
                              									hiervon eine groſse Ausstellung veranstaltet hat, brachte auch eine
                              									Zwillingsmaschine zur Ausstellung, deren eigenthümliche Steuerung in Fig. 5 und
                              										6 Taf. 30 dargestellt ist.
                           Dieselbe, nach des Belgiers A. Zimmermann's System (vgl.
                              									* D. R. P. Nr. 79 vom 10. Juli 1877) verwendet zur Dampfvertheilung zwei oben
                              									liegende Eintrittventile, zwei unten liegende Austrittventile in der nach Sulzer's Vorgang immer allgemeiner werdenden Anordnung;
                              									die Excenterstange bewegt direct die oscillirende Steuerscheibe für die
                              									Eintrittventile und durch Vermittlung eines doppelarmigen Hebels die zum Anhub der
                              									Austrittventile dienenden Winkelhebel (Fig. 5). Zum
                              									Oeffnen der Eintrittventile dienen doppelarmige Hebel (genauer ersichtlich in Fig.
                                 										6), deren äuſserer Arm das betreffende Ventil anhebt, wenn der innere, mit
                              									einer Stahlplatte armirte Arm durch die Steuerung nach abwärts gezogen wird. Dies
                              									geschieht durch zwei an der Steuerscheibe angreifende und am oberen Ende durch
                              									entsprechende Hebel im gleichen Bogen parallel geführte Mitnehmerstangen, welche
                              									beim Hin- und Hergange der Steuerscheibe auf- und niedersteigen. Jede
                              									Mitnehmerstange trägt einen drehbaren Daumen, welcher beim Aufgang der Stange von
                              									dem abgeschrägten Ende des doppelarmigen Ventilhebels zurückgedrückt wird, ohne die
                              									Stellung des Hebels zu verändern, aber sofort nach Passirung des Hebels (für die in
                              										Fig. 6 gezeichnete Mittelstellung) durch eine Feder wieder nach vorwärts
                              									gedrückt wird, bis der obere Anschlag des Daumens an einer vom Mitnehmer
                              
                              									vorstehenden Nase anliegt. In dieser Stellung bildet der Daumen gewissermaſsen ein Stück mit der Mitnehmerstange und wird, wenn er bei
                              									dem nun erfolgenden Niedergange wider die Stahlplatte des Ventilhebels stöſst, durch
                              									das hier auftretende Drehmoment nur immer fester gehalten, so daſs der Ventilhebel
                              									der Abwärtsbewegung der Mitnehmerstange folgen und das Ventil öffnen muſs. Bei
                              									dieser Bewegung beschreibt nun der Endpunkt des Mitnehmerdaumens, in Folge der
                              									Hebelführung der beiden Enden der Mitnehmerstange, einen Kreisbogen, welcher den
                              									Kreisbogen des Ventilhebelendes in der Mittelstellung der Fig. 6
                              									gerade schneidet, so daſs beim fortgesetzten Abwärtsgauge der Mitnehmerdaumen sofort
                              									den Ventilhebel verläſst und somit die Füllung Null stattfindet, nachdem der
                              									Ventilhebel überhaupt nur die minimale Bewegung gemacht hat, welche zum linearen
                              									Voreilen nöthig ist.
                           Soll gröſsere Füllung stattfinden, so werden die Drehpunkte der oberen
                              									Parallelführungshebel nach auswärts gerückt, was in einfacher Weise dadurch geschieht, daſs
                              									dieselben an beiden Enden eines doppelarmigen Hebels sitzen, welcher in der aus Fig.
                                 										5 ersichtlichen Weise mit dem Regulator in Verbindung steht. Dann rückt
                              									der Mittelpunkt des den Weg des Mitnehmerdaumens bestimmenden Kreisbogens näher
                              									gegen den Drehpunkt des Ventilhebels, so daſs sich die betreffenden Kreisbögen mehr
                              									oder weniger übergreifen und entsprechend der Ventilhebel längere oder kürzere Zeit
                              									mitgenommen wird. Sowie der Daumen den Hebel verläſst, wird das Ventil durch eine
                              									Feder geschlossen und der Hebel kehrt in seine Mittelstellung zurück.
                           Es wird somit in einfachster Weise die Füllung vom Regulator variirt, während das
                              									lineare Voreilen nahezu constant bleibt und nur durch den gröſseren oder geringeren
                              									Hebelarm, auf welchen der weiter auſsen oder innen auf den Ventilhebel tretende
                              									Daumen wirkt, etwas beeinfluſst wird; die Ausströmung bleibt natürlich stets
                              									constant, ebenso wie selbstverständlich in Folge der Verwendung nur eines Excenters für Ein- und Ausströmung die obere
                              									Füllungsgrenze zwischen 30 und 40 Proc. liegen muſs.
                           Von den Details der Ausführung ist noch zu bemerken, daſs die Ventile aus Stahlguſs
                              									sind, ebenso deren Sitze, welche in den Cylinder eingesetzt sind und leicht
                              									ausgewechselt werden können. Auch im Allgemeinen empfiehlt sich die Maschine durch
                              									elegante Construction und gute Ausführung, welche sich schon darin ausspricht, daſs
                              									die effective Leistung mit 87 Proc. der indicirten garantirt wird.
                           
                              M-M.
                              
                           
                        
                           Holzhobelmaschinen von J. und A.
                                 										Jensen und Dahl in Christiania (Fig. 1
                                 										und 2 Taf.
                                 										32).
                           Als besonders schwer gebaut und mit kräftigem Vorschub-Mechanismus versehen, fällt
                              									die vierseitige Holzhobelmaschine auf, welche in Fig. 1 Taf.
                              									32 dargestellt ist. Dieselbe besitzt drei horizontale und zwei verticale
                              									Messerwellen und überdies ein Einlagstück mit drei geneigten feststehenden
                              									horizontalen Schabmessern und zwei Gehäuse für verticale Schabmesser. Der
                              									Vorschubmechanismus enthält acht schwere Vorschubwalzen von 305mm Durchmesser, wovon die ersten zwei oberen
                              									geriffelt sind. Die Achsen der unteren Vorschubwalzen laufen in feststehenden
                              									Lagern, jene der oberen sind in Hebeln gelagert, welche durch untenangehängte
                              									guſseiserne Platten auf das Arbeitsstück niedergezogen werden. Durch zwei
                              									Winkelhebel, welche durch eine horizontale, an dem das Bett überragenden Ende mit
                              									Gewinde versehene Zugstange mittels der dort vorhandenen Kreuzgriffmutter
                              									gleichzeitig bewegt werden und an ihren horizontalen Armen Zugstangen tragen, die im
                              									Mittel dieser Platten eingehängt sind, können die oberen Vorschubwalzen der Höhe des
                              									Arbeitsstückes entsprechend eingestellt werden. Die Vorschubwalzen sind in zwei
                              									Gruppen zu je vier angeordnet. Zwischen beiden Gruppen liest die erste untere horizontale Messerwelle
                              									und neben dieser das Einlagstück mit den drei feststehenden horizontalen
                              									Schabmessern. Letzteres kann zum Auswechseln stumpf gewordener Messer leicht aus der
                              									Maschine genommen und ebenso leicht wieder an seinen Platz gebracht werden. Ein
                              									System von vier Druckwalzen, wovon eine über der Messerwelle und die andern drei
                              									über den Schabmessern angeordnet sind, hält hier das Arbeitsstück kräftig nieder.
                              									Die beiden verticalen Messerwellen mit freitragenden Messerköpfen folgen nach der
                              									zweiten Gruppe der Vorschubwalzen und nach diesen die Gehäuse für die feststehenden
                              									verticalen Schabmesser, an welche sich die zweite untere horizontale, der Höhe nach
                              									verstellbare Messer welle und endlich die obere, gleichfalls der Höhe nach
                              
                              									verstellbare Messerwelle anschlieſsen. In diesem Theile wird das Arbeitsstück durch
                              									fünf Druckwalzen nieder gehalten, wovon zwei zwischen den beiden verticalen
                              									seitlichen Messerwellen zwei über der unteren und eine vor der oberen horizontalen
                              									Messerwelle liegen. Die verticalen Messerwellen und die Gehäuse für die verticalen
                              									Schabmesser sind der Breite des Arbeitsstückes entsprechend verstellbar. Der Antrieb
                              									sämmtlicher Messerwellen und des Vorschubmechanismus erfolgt durch Riemen von der in
                              									besonderen Ständern am Fuſsboden montirten Vorgelegewelle, welche 390 Umdrehungen in
                              									der Minute macht; die Messerwellen drehen sich 3500 bis 3800 Mal. Der Vorschub
                              									beträgt 10 bis 30m in der Minute je nach der Art
                              									des zu hobelnden Holzes.
                           Die Wirkungsweise der Maschine ist nun leicht erklärlich. Die erste untere
                              									Messerwelle nimmt die noch vom Sägeschnitte herstammenden Unebenheiten von der
                              
                              									unteren Fläche des Holzes, welches, über die feststehenden Schabmesser gehend, mit
                              									ebener Auflagfläche zwischen den beiden verticalen Messerwellen hindurch geführt,
                              									seitlich vorgehobelt und dann durch die feststehenden verticalen Schabmesser
                              									seitlich geglättet wird. Die nun folgende zweite untere Messerwelle hobelt die
                              									untere Fläche fertig. Zuletzt kommt die obere Messerwelle zum Angriff, welche das
                              									Holzstück auf die geforderte Dicke zuhobelt. Diese in Thätigkeit befindliche
                              									Maschine gestattet das Hobeln von 100 bis 300mm
                              
                              									Breite und 10 bis 100mm Dicke; das Gewicht
                              									derselben beträgt 8520k. Maschinen dieser Art
                              									sollen u.a. bei Friedrich Krupp in Essen in Verwendung
                              									stehen.
                           Eine andere mit derselben Anzahl von Messerwellen wie die vor beschriebene Maschine
                              									ausgestattete vierseitige Holzhobelmaschine, welche jedoch nur eine Gruppe von vier
                              									Vorschubwalzen besitzt und zum Hobeln von Hölzern von 75 bis 230mm Breite und 10 bis 65mm Dicke bestimmt ist, unterscheidet sich in der
                              									Construction von der vorgenannten nur wenig; die Druckvorrichtungen zeigen blos eine
                              									abweichende Einrichtung. Die drei horizontalen, in einem Einlagstück befestigten
                              									unteren Schabmesser sind auch hier vorhanden; die seitlichen Schabmesser fehlen jedoch. Der
                              									Antrieb erfolgt auch hier durch Riemen von einer am Boden in besonderen Ständern
                              									gelagerten Vorgelegewelle. Der Vorschub wechselt je nach der Holzart von 6 bis 21m in der Minute. Das Gewicht der Maschine beträgt
                              										4300k.
                           In Fig.
                                 										2 Taf. 32 ist noch eine durch groſse Einfachheit der Construction
                              									ausgezeichnete Handhobelmaschine der oben genannten Firma dargestellt. Der Tisch
                              									dieser Maschine ist zweitheilig. Der eine Theil desselben liegt rechts, der andere
                              									links von der einzig vorhandenen horizontalen Messerwelle. Jeder Theil kann
                              									unabhängig vom andern durch keilförmige Bahnen vertical verstellt werden. Durch
                              									diese Art der verticalen Verstellung werden auch beide Theile des Tisches stets
                              									möglichst nahe an die Messerwelle herangerückt erhalten. Während der Arbeit steht
                              									die eine Hälfte des Tisches stets in der Höhe des Messerkreises, um dem bereits
                              									abgehobelten Theile des Arbeitsstückes solide Auflage zu gewähren; die andere Hälfte
                              									aber ist um die Spanstärke tiefer gestellt. Das auf ersterer befestigte
                              									Führungslineal kann gegen die Tischfläche beliebig geneigt werden. Die Messerwelle
                              									wird durch einen Riemen vom Decken Vorgelege angetrieben, welches 660 Umdrehungen in
                              									der Minute macht. Das Gewicht der Maschine beträgt 425k.
                           Es mag schlieſslich noch bemerkt werden, daſs sämmtliche norwegischen Hölzer, welche
                              									in der Abtheilung von Norwegen ausgestellt sind, mit Maschinen von J. und A. Jensen und Dahl gehobelt wurden.
                           
                              J. P.
                              
                           
                        
                           Neuerungen an Webereimaschinen
                              										(Fig. 3
                                 										bis 11 Taf.
                                 										32).
                           Die Maschinenfabrik Ziffer und Walker in Manchester hat
                              									in einem eigenen Gebäude auſserhalb des Ausstellungsplatzes auf dem Marsfelde,
                              									nächst der Porte Rapp, eine Reihe von Textilmaschinen
                              									in Gang gesetzt, welche verschiedene Neuerungen aufweisen, von denen einige hier
                              									besprochen werden mögen. Zunächst fassen wir die für F. H.
                                 										Ziffer patentirten Mechanismen (Englisches Patent * Nr. 3474 vom 9. October
                              									1874) ins Auge, welche bei Webstühlen, Schlichtmaschinen u. dgl. eine regelrechte
                              									Aufwindung und Abwicklung der Kette anstreben nach Principien, die in der letzten
                              									Zeit von verschiedenen Constructeuren verfolgt werden, daher um so gröſsere
                              									Beachtung verdienen. Das Organ ist hier ein Differentialräderwerk, welches
                              									entsprechend dem Füllungshalbmesser des Garn- oder Waarenbaumes das Zahnrad auf der
                              									Achse des letzteren rascher oder langsamer betreibt. Die Anordnung selbst richtet
                              
                              									sich natürlich nach der Maschine.
                           Ziffer's positive Aufwindevorrichtung für Webstühle
                              										(Fig. 3 bis 7 Taf. 32)
                              
                              									ersetzt den positiven Regulator und macht den Sandbaum, die Waarenbaumhebel, sowie
                              									die Gewichte hierfür entbehrlich; der Apparat ist somit besonders für schwere Stoffe
                              									zu empfehlen, weil bei deren Herstellung auf den bisherigen Stühlen die Waare an dem Sandbaum leicht
                              									rutscht und in Folge dessen die Schuſsdichte eine ungleichmäſsige wird.
                           Der Regulirapparat ist durch das Stelleisen A am
                              									Stuhlgestelle befestigt. Auf der in A gelagerten Achse
                              										B sitzt auſsen das Wechselrad C, von welchem die entsprechend der Füllung regulirte
                              									Drehung von B mittels des Vorgeleges D, E auf das Rad F des
                              									Waarenbaums Z übertragen wird. Die Achse B erhält zweierlei Drehung: 1) eine gleichmäſsige von
                              									dem Sperrrade G durch die Klinke l1, welche in bekannter
                              									Weise von dem Schlitzhebel l, der am Stelleisen V drehbar hängt, bezieh. von dem Ladenarm U bethätigt wird; 2) von dem Sperrrade I, das durch Schaltbewegung ebenfalls von dem Ladenarm
                              									aus, jedoch nach Maſsgabe einer gröſseren Füllung des Waarenbaumes Z entsprechend schneller, gedreht wird, seine Bewegung
                              									aber durch einen in der Büchse a eingeschlossenen
                              									Differentialrädermechanismus dem Drehungsresultat von G
                              									entgegen auf die Achse B überträgt, so daſs das
                              									Wechselrad C bezieh. der Waarenbaum Z richtig aufwindet.
                           Das Sperrrad I wird von der Schiebklinke n getrieben, welche an der Schwinge N angebracht ist; letztere dreht sich leicht auf einer
                              									Nabe des Stelleisens A und steht durch die Zugstange
                              										bc mit der um g
                              									drehbaren Schlitzplatte P in Verbindung, die durch eine
                              									Stange S mit dem Ladenarm U zusammenhängt und mit diesem hin und her schwingt. Da nun der Bolzen c durch eine Stange mit dem Doppelhebel RT verbunden ist und von diesem herabgerückt wird, je
                              									weiter der Fühler T durch die aufgewundene Waare von
                              									der Achse des Baumes Z sich entfernt, so vergröſsert
                              									sich der Ausschlag der Schwinge N mit der Füllung,
                              									demzufolge auch die Drehung des Sperrrades I.
                           Das Sperrrad G sitzt nun lose auf der Achse B und gibt dieser seine Drehung unter Vermittlung des
                              									in Fig. 4 im Schnitt angedeuteten Differentialgetriebes, dessen
                              									Planetenräder in der Drehbüchse a gelagert sind. Auf
                              									der anderen Seite sitzt das Sperrrad I auf einer
                              									Büchse, welche auf der excentrischen Nabe J ein
                              									Getriebe trägt, das in zwei innen verzahnte Räder L und
                              										M eingreift, von denen ersteres ein oder mehrere
                              									Zähne weniger hat als letzteres. Das Rad L ist fest am
                              									Stelleisen A, M hingegen mit der Drehbüchse a fest verbunden. In Folge dessen erhält das
                              									festgeschraubte Rädchen x auf der Achse B und dadurch das Wechselrad C u.s.f. mit steigender Füllung eine stetig langsamere Drehung.
                           Die Gegenklinke o des Sperrrades G sitzt auf einer durchgehenden Stange p,
                              									welche mit dem Schuſswächter in solcher Verbindung steht, daſs G um einige Zähne zurückgehen kann, wenn der Stuhl beim
                              									Reiſsen des Schusses ausgerückt wird.
                           Der Antrieb für den Kettenbaum bei Schlichtmaschinen (Fig. 8 und
                              										9) ist in ähnlicher Weise, wie oben beschrieben, statt mittels Riemenconussen,
                              									ausgeführt. Das den Kettenbaum Z treibende Stirnrad C erhält eine combinirte Drehung: 1) von der mit
                              									gleichmäſsiger Geschwindigkeit umlaufenden Antriebswelle, welche mittels Riemen die
                              									Scheibe G auf der Welle B1 und das Differentialgetriebe a von der einen Seite dreht; 2) von dem mit gröſserer
                              
                              									Füllung stets stärker bewegten Sperrrade I, das durch
                              									Zwischenräder M die Drehbüchse a dergestalt treibt, daſs der Umlauf der Hohlachse B mit dem Rad C regelrecht verzögert
                              									wird.
                           Zur Bewegung des Sperrrades I, welche hier von einem
                              									Excenter auf der Hauptwelle ausgeht, dienen principiell die gleichen Hebel u.s.w.
                              									wie oben und sind deshalb die übereinstimmend wirkenden Theile mit denselben
                              									Buchstaben wie vorher bezeichnet, um weitere Erklärungen ersparen zu können.
                           Bei dem positiven Garnbaumregulator für Webstühle (Fig. 10 und
                              										11 Taf. 32) ist die Einrichtung mit kurzen Worten erklärt. Hier wird der
                              									Garnbaum Z bei abnehmender Füllung rascher gedreht
                              									werden müssen, somit auch das Getriebe, welches in das Zahnrad F am Garnbaum eingreift. Dieses Getriebe sitzt fest auf
                              									der Achse B, deren Drehung unter der Wirkung des
                              									Räderwerkes Fig. 11
                              									rechts steht. Das Sperrrad I wird durch einen
                              									Schaltmechanismus bethätigt, welcher, wie aus Fig. 10 zu
                              									entnehmen, um so mehr ausgibt, je geringer der Füllungshalbmesser ist. Das Rad I sitzt lose auf der Achse B mittels eines Rohres, welches bei J
                              									excentrisch verstärkt ist und hier ein Zahnrad trägt, das in Eingriff steht mit den
                              									zwei Rädern L und M;
                              									ersteres ist fest am Stelleisen A, letzteres auf der
                              									Achse B festgeschraubt und mit einem Zahn mehr oder
                              									weniger versehen wie L. Die Wirkung ergibt sich von
                              									selbst.
                           Im Anschluſs sei hier noch die Verbesserung (Englisches Patent * Nr. 1730 vom 10. Mai
                              									1875) erwähnt, welche ein möglichst schnelles und sanftes Anhalten eines Webstuhles
                              									ermöglicht, sobald der Schützen- oder der Schuſswächter wirkt. Die Antriebswelle
                              									trägt zu beiden Seiten des Stuhles Bremsräder, gegen welche hinter denselben an den
                              									Gestellwänden befestigte Bremsbacken gedrückt werden können, um die Drehung der
                              									Hauptwelle zu unterbrechen. Um diese Bremsung nun möglichst ruhig wirkend und
                              									elastisch zu machen, sind beide Bremsbacken mit beiden beweglichen Fröschen durch
                              									wellenförmig gebogene Zugstangen aus Guſsstahl verbunden, so daſs sie beim Einfallen
                              									der Stecher eine vorübergehende kleine Streckung annehmen können. Der scharfe Stoſs,
                              									welcher in Folge des Einfallens der Stecher entsteht, sobald die Webschütze nicht
                              									richtig in den Kasten kommt, wird dadurch bedeutend verkleinert und der oft
                              									entstehende Bruch der Wächtertheile wesentlich vermindert. Dieselbe Vorrichtung
                              									wirkt auch noch, wenn der Schuſsfaden bricht, weil der durch die Gabelwächter und
                              									den Brustbaumhebel ausgeklinkte Federhebel mit dem einen Frosch verbunden ist und diesen
                              									vorwärts zieht, so daſs an dieser Seite der Bremsbacken die Drehung der
                              									Antriebswelle zu hemmen sucht.
                           Endlich verwendet F. H. Ziffer (Englisches Patent Nr.
                              									2516 vom 29. Juni 1877) für trocken wie für naſs einzuschlagenden Schuſs glasirte
                              									Steingutplatten als Belag der Streichbäume, färbt diese für helle Garne dunkel und
                              									für dunkle Garne hell, um die darauf liegenden Fäden leichter unterscheiden zu
                              									können.
                           
                              R.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
