| Titel: | Mulden-Walzenpresse von Ernst Gessner in Aue. | 
| Autor: | E. L. | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 401 | 
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                        Mulden-Walzenpresse von Ernst Geſsner in
                           								Aue.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 34.
                        Geſsner's Mulden-Walzenpresse.
                        
                     
                        
                           Diese Maschine (* D. R. P. Nr. 1677 vom 11. October 1877) ist eine verbesserte
                              									Cylinderpresse. Die Waare wird zwischen einem sich langsam drehenden Cylinder und
                              									einem dagegen durch Mulden gedrückten metallenen Preſsspan fortbewegt. Der Cylinder
                              									ist mit Wollfilz überzogen und kann durch Dampf geheizt oder durch eingeführtes
                              									Wasser kalt gemacht werden. Ebenso lassen sich, je nachdem es die Presse erfordert,
                              									die Mulden durch Dampf anwärmen oder durch kaltes Wasser abkühlen, dessen Wirkung
                              									entsprechend auf den hochpolirten, gewöhnlich aus Neusilber hergestellten Pressspan,
                              									bezieh. auf die langsam vorbeistreichende Waare sich überträgt. Besondere
                              									Vorrichtungen bewirken, daſs die Waare mehr oder weniger gespannt zuläuft, daſs sie
                              									gedämpft oder gebürstet wird, daſs die Preſsmulden den Preſsspan elastisch drücken
                              									und daſs eine Durchbiegung der Preſstheile, trotzdem die Waare in voller Breite läuft,
                              									nie eintritt. Da die Mulden von beiden Seiten und gleich stark gegen den
                              									Preſscylinder drücken, fällt ein Durchbiegen desselben und der schädliche Druck auf
                              									seine Zapfen und Lager, wie es bei den bisher angewendeten Cylinderpressen oft der
                              									Fall war, weg und kann man demnach mit ganz schwachen und ebenso mit sehr starkem
                              									Druck arbeiten. Die Waare durchläuft unter Wärme und Druck einen ziemlich langen
                              									Weg, so daſs sich hieraus eine sehr schöne und ebenso schnelle Pressung ergibt. Eine
                              									weitere Vorrichtung gestattet ebenso, Waaren mit Leisten in verschiedenen Breiten zu
                              									pressen.
                           Die nähere Einrichtung einer solchen Maschine (Fig. 10 und
                              										11 Taf. 34) ist folgende. Unten bei a legt
                              									man die zu pressende Waare hin und führt sie in der Pfeilrichtung herauf um die
                              									Riegel i1 und i2 herum und an der
                              									Bürstenwalze W vorüber, welche mittels Riemenantriebes
                              									bewegt wird. Den Anstrich der Waare bestimmt man durch das Stellrad b, welches durch eine Schnecke die Welle i1 zu drehen gestattet
                              									und dadurch den durch Arme mit i1 verbundenen Riegel i2 höher oder tiefer stellt, so daſs im
                              									ersten Falle die Walze W weniger und im anderen mehr
                              									auf die Waare einwirkt. Weiterhin geben der Riegel V,
                              									die Walze i3 und die
                              									Walze Y der Waare rückhaltende Spannung, welche
                              									regulirt werden kann, indem um Y ein Bremsband gelegt
                              									ist, welches man durch das Handrad d, eine Schnecke und
                              									einen Zahnsector mehr oder weniger stark anzieht. Hat der Stoff die Walze Y passirt, so wird er der ersten Preſsmulde C zugeführt, geht zwischen dieser und dem Preſscylinder
                              										B hindurch, weiterhin zwischen B und der zweiten Mulde C
                              									herauf, um L herum und nach der Abziehwalze i4 , von der die Waare
                              									auf eine Tafel herunterfällt, oder von einem Aufwickelapparat abgezogen wird.
                           Der Preſscylinder B erhält von W aus durch Zahnräder R1 bis R4 seine Drehung und ist in zwei starken Gestell
                              									wänden A gelagert.Derselbe kann, wie oben schon bemerkt, durch Dampf oder Wasser warm oder kalt
                                    											gemacht werden; es hat aber die Erfahrung gezeigt, daſs er am besten ohne
                                    											solche Zuführung arbeitet. Da der Cylinder mit einem Schlauch aus Wollfilz
                                    											überzogen ist, bewegt er die Waare ganz sicher fort. Die
                              									Preſsmulden C liegen in Armen D, welche unten bei z angebolzt sind und oben
                              									durch eine gehärtete Guſsstahlfeder F so gezogen
                              									werden, daſs sie gleich stark gegen B drücken. Dieser
                              									Druck ist einstellbar durch ein Handrad f, die Welle
                              										c und auf derselben befestigten Schnecken, welche
                              									mittels Schraubenräder die Muttern n drehen. Die
                              									Stellschrauben S und S1 geben den Mulden C
                              									und ihren Lagerungen D die richtige Stellung in Bezug
                              
                              									auf die Walze B. Etwaiges Durchbiegen der Mulden C in der Mitte ihrer Länge verhindern die
                              									Stellschrauben, welche zwischen C und den Spannstangen
                              										s eingeschaltet sind. Der metallene, auf der Mulde
                              										C aufliegende, den Druck und die Temperatur derselben auf die
                              									Waare übertragende Preſsspan P ist an der linken Mulde
                              									oben fest gemacht und oberhalb der rechten Mulde mit der Welle L verbunden. Seine straffe und federnde Spannung erhält
                              									er durch Stellräder g und Schneckengetriebe h, welche durch Spiralfedern mit L in Verbindung stehen.
                           Um Leistenwaaren von verschiedener Breite pressen zu können, wird die Vorrichtung
                              										Fig. 11 angebracht. Der Preſscylinder B ist
                              									durch das Handrad l in horizontaler Richtung
                              									verstellbar und hat für diese Einstellung und für seinen Betrieb durch das Rad R4 entsprechend lange
                              									Zapfen. Der Preſsspan P ist ebenso breit als B lang ist. In P sowohl
                              									als in B sind für starke Leisten entsprechende
                              									Vertiefungen angebracht.
                           Je nach der Qualität der Pressung werden in der Minute 2 bis 4m Waare fertig. Die Gewichte dieser Maschinen und
                              									einige Dimensionen sind folgende:
                           
                              
                                 
                                 Breite der Waare
                                 
                              
                                 
                                 1,8
                                 2
                                 2m,3
                                 
                              
                                 Gewicht
                                 1740
                                 1800
                                 1900k
                                 
                              
                                 Durchmesser der
                                    											Antriebscheiben
                                 33
                                 33
                                 33cm
                                 
                              
                                 Touren derselben in 1
                                    											Minute
                                 
                                 200 bis 400
                                 
                                 
                              
                                 Breite
                                 der
                                 Bodenfläche
                                 2,8
                                 3
                                 3m,3
                                 
                              
                                 Tiefe
                                 „
                                 „
                                 1,7
                                 1,7
                                  1m,7.
                                 
                              
                           In Betreff der Anordnung hat sich der Patentinhaber folgende
                              									Ausführungen seiner Walzenpresse vorbehalten: 1) mit einer Walze und zwei neben oder
                              									über einander liegenden Mulden und einen dieselben verbindenden Preſsspan:, 2) mit
                              									einer Walze und zwei oder mehreren neben oder über einander liegenden Mulden, welche
                              									auch gelenkartig mit einander verbunden sein können, mit oder ohne Preſsspan; 3) mit
                              									zwei oder mehreren Walzen und zwei oder mehreren Mulden mit oder ohne Preſsspan zum
                              									mehrmaligen schärferen ein- oder zweiseitigen Pressen der Waare während eines
                              									Durchganges derselben; 4) mit einer Walze und einer Mulde sowie gespanntem
                              									Preſsspan, oder mit zwei oder mehreren Walzen und einer Mulde mit oder ohne
                              									Preſsspan; 5) mit einer Preſswalze aus Pappe und mit zwei oder mehreren Mulden.
                           Für façonnirte Waaren jeder Art verwendet Geſsner façonnirte Walzen und Mulden mit oder ohne dergleichen Preſsspan;
                              									ebenso liefert er diese Maschinen mit oder ohne Dämpfapparat und Bürstenwalzen.
                           
                              
                                 E. L.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
