| Titel: | C. A. Roscher's Neuerung an Strickmaschinen. | 
| Autor: | J. Z. | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 402 | 
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                        C. A. Roscher's Neuerung an Strickmaschinen.Wir verweisen bei dieser Gelegenheit auf das kürzlich vollendete Werk von Gustav Willkomm: Die Technologie der Wirkerei.
                                 										(Leipzig 1875 und 1878. Verlag von Arthur Felix.
                                 										Zwei Theile mit je 142 bezieh. 381 S. in gr. 8 und mit 8 bezieh. 16
                                 										lithographirten Tafeln in besonderen Mappen. Preis zusammen 32 M.) In diesem
                                 										grundlegenden Werk hat der bekannte Verfasser (vgl. *1871 200 93. 1873 208 13. 1874 212 28. 1876 221 121. 1877
                                 											223 62. 1878 228 223)
                                 										eine Bearbeitung seiner Vorträge über Wirkerei-Technologie an der Fachschule zu Limbach
                                 										in solcher Gestalt unternommen, daſs sie auch einem gröſseren Leserkreis
                                 										nützlich sein können. Der erste Theil enthält die Elemente der Handwirkerei und
                                 										die Waarenuntersuchungen, der zweite Theil die mechanische Wirkerei, die
                                 										Herstellung der Formen gewirkter Gebrauchsgegenstände und das Nähen der
                                 										Wirkwaaren. – In welcher Weise und mit welcher Liebe der Verfasser seinen
                                 										Gegenstand behandelt, davon geben die im Journal erschienenen, oben angeführten
                                 										Arbeiten ein annäherndes Bild. Es darf Willkomm's
                                 										Buch geradezu als ein Fundamentalwerk der Wirkerei-Technologie von
                                 										unvergänglichem Werthe bezeichnet werden, welches dazu beitragen muſs, in immer
                                 										weitere Kreise eine klare Uebersicht der höchst interessanten Wirkerei-Arbeiten
                                 										zu bringen und dadurch letztere selbst wirksam zu fördern. (Das Werk selbst mit
                                 										seinen 550 Figuren ist vortrefflich ausgestattet.)J. Z.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 35.
                        Roscher's Neuerung an Strickmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Lamb'sche Strickmaschine hat durch den
                              									Wirkwaaren-Fabrikanten C. A. Roscher in Markersdorf bei Burgstädt i. S. eine so wesentliche Verbesserung erfahren (*D. R. P. Nr. 611 vom 24. August 1877 und Nr.
                              									1773 vom 2. November 1877), daſs sie nun vielfach zur Herstellung geschmackvoller
                              									Muster in doppelflächigen Waaren Verwendung finden. Diese Muster bilden die sogen,
                              									versetzten oder verschobenen Fang- und Ränderwaaren, welche an und für sich wohl
                              									schon längst bekannt sind, bisher aber nur in der Weise ausgeführt werden konnten,
                              									daſs eine ganze Seite der Maschine, also eine ganze Nadelreihe während der Arbeit um
                              									eine Nadel seitlich hin und her geschoben wurde.
                           Der Erfinder hat zunächst schon am Hand-Fangstuhle die Einrichtung getroffen, daſs er
                              									die Maschinennadelreihe nicht als ein einziges festes Stück herstellt, sondern aus
                              									mehreren Theilen zusammensetzt, deren jeder irgend eine Anzahl Nadeln trägt und
                              									einzeln für sich, unabhängig von den übrigen, seitlich verschoben werden kann.
                              
                              									Hiermit ist es nun möglich, ein solches Stück, oder mehrere derselben, um einzelne
                              									Nadeln zu verrücken, während die anderen fest stehen bleiben; dann erhält die Waare
                              									das verschobene Muster nicht in ihrer ganzen Breitenausdehnung, sondern in einzelnen
                              									Längs streifen. Dieselbe Einrichtung, auf die Lamb'sche
                              									Strickmaschine übertragen, hat zu der in Fig. 1 und
                              										2 Taf. 35 dargestellten Construction geführt.
                           Die Nadelbetten, oder wenigstens eins derselben, bestehen nicht mehr aus je einem
                              									einzigen Stücke, sondern sind in mehrere Platten p1, p2 u.s.w. getheilt, welche auf den Verbindungsstäben
                              									der Gestellseitenwände sich hin und her schieben lassen. Durch Schienen r, s und q werden einzelne
                              									Platten, welche gleiche Verschiebung erhalten sollen, mit einander verbunden, und
                              									die verschiedenen Partien kann man nun in verschiedener Weise bewegen, so daſs
                              									gröſsere Abwechslung der Musterstreifen unter einander ermöglicht wird. Die
                              									Verschiebung kann mit der Hand, durch Anwendung von Schrauben an den Enden der Stäbe
                              										r, s und q, oder auch
                              									von der Strickmaschine geschehen unter Verwendung der Muster- oder sogen.
                              									Schneidräder. Letzterer Fall ist in den Figuren dargestellt.
                           Die Kurbelwelle A der Maschine trägt ein Zweizahnrad B, da während einer Umdrehung von A zwei Maschenreihen der Rechts- und Rechts-Waare gearbeitet werden;
                              									die Zähne C dieses Rades B
                              									greifen in das Stirnseitenrad D und drehen dasselbe bei
                              									jeder Maschenreihe um einen Zahn weiter. Auf der Nabe von D sind nun weiter die Schneidräder Q, S und
                              										R befestigt, deren Ränder stufenförmig
                              									ausgearbeitet sind und von den Gabeln F, G und H der Zugschienen g, s und
                              
                              										r umfaſst werden. Während der Umdrehung der Welle
                              										A, und zwar immer zu geeigneter Zeit am Ende jeder
                              									Maschenreihe und vor Beginn der nächsten, werden damit die Plattenstücke p1, p2 u.s.w. seitlich
                              									verschoben. Um eines der Musterräder Q, S, R ist ein
                              									Bremsband gelegt, welches man mit einem Ende an der Gestellwand befestigt hat,
                              									während das andere ein Gewicht trägt, so daſs dadurch eine allzu leichte Drehung der
                              									Nabe D mit den Musterrädern und ein Verstellen der
                              									letzteren vermieden werden kann.
                           Sollen die Plattenstücke still liegen bleiben, so rückt man mit dem Schieber K das Rad B aus D heraus. Beide Nadelbetten können in einzelne Platten
                              									getheilt oder aus solchen zusammengesetzt sein und beide kann man in irgend einer
                              									Weise während der Arbeit verschieben. Durch passende Wahl der verschobenen
                              									Maschenlagen ist auch die Petinetwaare nachzuahmen, da eine Verbindung in den
                              									Verziehungen der vorderen und hinteren Maschen in Ränderwaare auch leicht
                              									Durchbrechungen hervorbringt. Die Ausschmückung von Strumpflängen, Jackentheilen und
                              									sonstigen Kleidungsstücken hat durch diese Art der Musterung auſserordentlich
                              									gewonnen und der Einrichtung schnell Verbreitung verschafft.
                           Die Roscher'schen Strickmaschinen werden im Auftrage des
                              									Erfinders von Seyfert und Donner in Chemnitz
                              									(Wiesenstrasse) gebaut.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
