| Titel: | Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878. | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 453 | 
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                        Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris
                           								1878.
                        (Fortsetzung von S. 394 dieses
                           								Bandes.)
                        Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878.
                        
                     
                        
                           Verticaler Röhrenkessel von Carnaire
                                 										und Montellier in St. Chamond (Fig. 1
                                 										und 2 Taf.
                                 										37).
                           Der nach Polinard's Patent construirte, auf Taf. 37 in
                              										Fig. 1 im Verticalschnitt, in Fig. 2 im
                              									Grundriſs dargestellte Kessel sucht dem gewöhnlichen Nachtheile derartiger
                              									Constructionen, welcher in zu kurzem Wege der Heizgase besteht, dadurch zu begegnen,
                              									daſs die Gase nach einander durch drei den Kessel vertical durchziehende
                              									Röhrensysteme geleitet werden. Der Zug der Heizgase ist aus der Zeichnung klar
                              									ersichtlich; die letzten Rohre, entsprechend ihrer geringeren Anzahl von gröſserem
                              									Durchschnitt, münden in den oberen Kesselboden, auf welchen eine Haube zum
                              									Zusammenfassen der Gase in den Rauchfang aufgesetzt ist.
                           Die Skizzen stellen einen Kessel von 15qm
                              
                              									Heizfläche in 1/25
                              									n. Gr. dar; derselbe hat 1150mm Durchmesser des
                              									Kesselmantels, 2400mm Höhe desselben, Durchmesser
                              									und Höhe des Feuerkastens 600 bezieh. 750mm, 60mm Durchmesser der zwei ersten Rohrsysteme, 100mm Durchmesser des letzten Rohrsystemes. Er
                              									kostet, sammt Armatur für 6at effectiv, 3200
                              									Franken.
                           
                              M-M.
                              
                           
                        
                           Selbstthätige Feuerung mit Holroyd
                                 										Smith's Rostschrauben (Fig. 3
                                 										und 4 Taf.
                                 										37).
                           Der in Fig. 3 und 4 Taf. 37
                              									ersichtliche Rost besteht aus 6 breiten, quergerippten Roststäben, welche durch
                              									Hebelübersetzung eine continuirliche vor- und rückgängige Bewegung erhalten. Hinter
                              									denselben befindet sich eine bewegliche Fallrostplatte, um die nach rückwärts
                              									geschobene Asche und Schlacke zeitweilig zu entfernen. Zwischen den breiten
                              									Zwischenräumen je zweier Roststäbe in den unterhalb des Rostes angebrachten Gehäusen
                              									sind drei conische Schrauben (Fig. 4)
                              									gelagert, welche eine continuirlich rotirende Bewegung erhalten und die Kohle
                              									zwischen den Roststäben fortbewegen und nach oben herausschaffen und so einer
                              									langsamen Vorwärmung unterwerfen sollen.
                           Der Antrieb derselben erfolgt mittels dreier Schneckenräder und Wurmgetriebe von einer an der
                              									Vorderwand gelagerten Antriebswelle aus; das vierte in Fig. 3 links
                              									ersichtliche Zahnrad dient zur Vermittlung der Schubbewegung der Roststäbe. Am
                              									hinteren Ende der Antriebswelle ist eine Kurbel angebracht, welche mittels einer
                              									nach aufwärts gehenden Schubstange der in der Zuführungsrinne über den conischen
                              									Schnecken befindlichen Vertheilungsschraube eine oscillirende Bewegung ertheilt;
                              									oberhalb derselben ist der Fülltrichter.
                           Der Rädermechanismus ist durch einen Deckel (in Fig. 3
                              									herabgeschlagen gezeichnet) verdeckt und die ganze Construction überhaupt sehr nett
                              									durchgeführt; allerdings aber erscheint sie für die Beanspruchung einer Feuerung
                              									noch immer weitaus zu complicirt.
                           
                        
                           Manley's rotirende Dampfmaschine und
                                 										Pumpe (Fig. 5
                                 										bis 7 Taf.
                                 										37).
                           Greenwood und Batley in Leeds haben die in Fig.
                                 										5 bis 7 Taf. 37
                              									dargestellte rotirende Pumpe mit directem Antrieb durch eine rotirende Dampfmaschine
                              									ausgestellt; beide Theile der Maschine, durch gemeinsame Welle gekuppelt, arbeiten
                              									nach demselben System, wie aus Fig. 6,
                              									Schnitt durch das Pumpengehäuse, und Fig. 7,
                              									Schnitt durch die Dampfmaschine, zu ersehen ist. Sie gehören zu den rotirenden
                              									Maschinen mit mehrfachen Kolben; hier sind deren sechs Stück, welche in einem
                              									excentrisch zum Gehäuse sitzenden Kern geführt sind, und auſserdem in radialen
                              									Schlitzen der Platten, welche diesen Kern an beiden Seiten gegen das Gehäuse
                              									abschlieſsen, Führung erhalten. Diese Kolben haben an ihren Enden bewegliche
                              									Platten, welche sich bei den verschiedenen Stellungen der Kolben stets an das
                              									excentrische Gehäuse anlegen können und durch den Druck des Dampfes, bezieh. des
                              									Wassers dicht angepreſst werden. Wenn nun der in Fig. 7
                              									rechts gezeichnete Dampfschieber geöffnet wird, treibt er die Maschine, in Folge der
                              									gröſseren Fläche des unterhalb der Einströmung liegenden Kolbens, im Sinne des
                              									Pfeiles nach rechts um. Dampf strömt so lange ein, bis der obere Flügel den
                              									Dampfkanal sperrt; dann findet noch unter weiterem Heraustreten der Kolben und
                              									Zunahme des zwischen denselben enthaltenen Volums eine kurze Expansionsperiode
                              									statt, bis endlich der vordere Kolben die Ausströmung öffnet. Inzwischen ist schon
                              									ein neuer Kolben zur Wirksamkeit gelangt, und die Maschine arbeitet so, da jeder der
                              									6 Kolben während ⅙ einer Umdrehung zur Wirkung gelangt, mit groſser Regelmäſsigkeit.
                              									Genau derselbe Vorgang findet bei der Pumpe statt (Fig. 6),
                              									welche in Folge ihrer Rotation im Sinne des Pfeiles rechts das Wasser ansaugt und
                              									es, nach Passirung von ⅙ Umdrehung, links herauspreſst.
                           
                              Wn.
                              
                           
                        
                           Materialprüfungsmaschine (Fig. 8
                                 										Taf. 37).
                           Die in den Pariser Werkstätten der Compagnie des chemins de
                                 										fer de Paris à Lyon et à la Méditerranée gebaute, in Fig. 8 Taf.
                              									37 dargestellte Materialprüfungsmaschine ist wohl eine der hervorragendsten Maschinen ihrer Art
                              									auf der Ausstellung. Dieselbe dient blos zur Prüfung auf Zug und ist für eine
                              									maximale Zugkraft von 100t construirt.
                           Das Probestück wird mit dem unteren Ende an einer Zugstange befestigt, die durch
                              									einen hydraulischen Kolben hindurch geht, welcher in einen verticalen, in die
                              									Bettplatte eingesetzten hydraulischen Cylinder eintritt. Das Gewicht dieser
                              									Zugstange und des hydraulischen Kolbens ist durch ein Gegengewicht ausgeglichen, für
                              									welches unterhalb des Cylinders im Fundamente eine Grube vorhanden ist. Zur
                              									Herabminderung des beim Reiſsen des Probestückes eintretenden Stoſses ist das
                              									Gegengewicht nicht direct mit den dasselbe tragenden Ketten verbunden, sondern es
                              									ist zwischen beide Theile ein System von Federn eingeschaltet, wie in der Abbildung
                              									ersichtlich. Das obere Ende des Probestückes ist an einem Gehänge befestigt, welches
                              									auf Schneiden ruht, die in dem Hauptwagebalken angebracht sind. Von letzterem wird
                              									der Zug auf einen zweiten oberhalb desselben liegenden und von hier auf einen
                              									dritten Wagebalken übertragen, welcher zum bequemen Ablesen der Belastung, bezieh.
                              									zur Stellung des Läufergewichtes unten seitlich an der Maschine angebracht ist.
                              									Durch diese Combination wird eine totale Hebelübersetzung von 1 : 600 erreicht. Das
                              									Gewicht der genannten drei Wagebalken ist durch einen vierten oben an der Maschine
                              									angebrachten ausgeglichen.
                           Zur sicheren Verstellung des Läufergewichtes ist am unteren Wagebalken eine
                              									Schraubenspindel angebracht, welche am überragenden Ende eine am Umfange getheilte
                              									Scheibe trägt, die mit einem Systeme gleichfalls am Umfange getheilter Scheiben mit
                              									Differentialbewegung zusammenhängt. An letzteren kann die Ablesung der Einstellung
                              									des Läufergewichtes bis auf 0k,005 genau erfolgen.
                              									Der Wasserdruck im hydraulischen Cylinder kann entweder mittels einer
                              									dreicylindrigen Kolbenpumpe durch einen Accumulator oder durch einen Compressor
                              									hervorgebracht werden. Die Ausdehnung des Probestückes wird durch ein speciell zu
                              									diesem Zwecke aufgestelltes Instrument gemessen, welches die Ablesung durch
                              									Schätzung bis auf 0mm,001 gestattet.
                           Von derselben Gesellschaft ist auch die Zeichnung einer Maschine zur Prüfung von
                              									Ketten ausgestellt. Das jeweilig geprüfte Stück beträgt 30m Länge und kann einem maximalen Zuge bis zu
                              										100t ausgesetzt werden.
                           
                        
                           Stauchmaschinen von Sculfort-Malliard
                                 										und Meurice in Maubeuge (Fig. 1
                                 										und 2 Taf.
                                 										38).
                           Die in Fig. 1 Taf. 38 dargestellte Stauchmaschine, dient den bereits (*1878 229
                              									108) eingehend besprochenen Zwecken. Das zu stauchende Arbeitsstück wird in zwei
                              									Zangen gefaſst, welche durch einen Mechanismus von groſser Uebersetzung gegen
                              									einander bewegt werden. Die eine Zange ist hier fest mit dem Gestelle verbunden, die
                              									zweite dagegen auf diesem Gestelle verschiebbar. Die Annäherung oder Entfernung der
                              									letzteren von der ersteren erfolgt durch zwei Schubstangen und excentrische Zapfen
                              									von der im Bette gelagerten Antriebswelle aus, welche durch Räderübersetzung von der
                              									am Ende des Gestelles gelagerten Schwungradwelle in Umdrehung versetzt wird. Der
                              									Antrieb des Schwungrades erfolgt von Hand. Um die Maulweite der Zangen der Stärke
                              									des Arbeitsstückes anpassen zu können, ist der Drehzapfen des beweglichen Backens in
                              									jeder Zange verstellbar derart, daſs für die Einstellung desselben im Zangentische
                              									mehrere Löcher in verschiedener Entfernung von der Zahnreihe des festen Backens
                              									vorhanden sind.
                           Bei der in Fig. 2 Taf.
                              									38 dargestellten Maschine zum Stauchen und Schweiſsen von Radreifen werden beide
                              									Zangen bewegt. Dieselben befinden sich an den oberen Enden zweier Doppelhebel, deren
                              									Drehungsachsen im Gestelle der Maschine gelagert sind. In den unteren gegabelten
                              									Enden dieser Hebel sind drehbare Muttern eingelegt, welche durch eine
                              									Schraubenspindel mit rechtem und linkem Gewinde einander genähert oder von einander
                              									entfernt werden können. Am freitragenden Ende dieser Spindel sitzt auſserhalb des
                              									Gestelles ein entsprechend schweres, mit Kurbelgriffen versehenes Schwungrad. Die
                              									durch die Muttern selbst getragene Spindel ist im Gestellmittel durch einen in
                              									verticalem Schlitze gleitenden Bund gegen achsiale Verschiebung gesichert. Zwischen
                              									den beiden Zangen ist ein feststehender, ausgerundeter Ambos vorhanden. Die
                              									Maulweite der Zangen ist hier ebenfalls in der vorbeschriebenen Weise veränderlich.
                              									Ebenso können hier die Drehungsachsen der beiden Doppelhebel einander genähert oder
                              									von einander entfernt werden.
                           Aehnliche Maschinen sind auch von Dandoy-Maillard, Lucq und
                                 										Comp. in Maubeuge (Nordfrankreich) ausgestellt.
                           
                        
                           Universal-Tischlermaschine,
                                 										Sägeschärfmaschine und Fuſstafeln-Zuhalter von F. W. Reynolds und Comp. in
                                 										London (Fig. 3
                                 										bis 5 Taf.
                                 										38).
                           Die Universal-Tischlermaschine (Fig. 3 Taf.
                              									38) enthält die wichtigsten Werkzeuge der Tischlerei zu einem Ganzen vereinigt, und
                              									zwar eine Kreissäge, eine Bandsäge, eine Holzhobelmaschine, eine Holzbohrmaschine
                              									und eine Zapfenschneidmaschine.
                           Die von den Messerwellen der Hobelmaschine unabhängige Spindel der Kreissäge ist zum
                              									Heben und Senken eingerichtet und daher die Maschine auch zum Nuthen und Federn von
                              									Bretern verwendbar. Der Durchmesser des Sägeblattes beträgt 760, die gröſste
                              									Schnitttiefe 280mm. Der selbstthätige Vorschub des
                              									Arbeitsstückes ist von 4,5 bis 18m in der Minute
                              									verstellbar.
                           
                           Die Bandsäge, welche unabhängig von den anderen Maschinen angelassen und abgestellt
                              									werden kann, besitzt einen verstellbaren Tisch, um schräge Schnitte machen zu
                              									können.
                           Die Holzhobelmaschine hat kräftigen selbsthätigen Vorschub durch vier durchwegs
                              									angetriebene cylindrische Walzen, wovon zwei geriffelt und zwei glatt sind. Die
                              									Verstellung der Vorschub walzen erfolgt mittels des oben auf ihrem Ständer sitzenden
                              									Handrades; letzteres enthält das Muttergewinde für eine Schraubenspindel, welche
                              									mittels Zugstangen und Hebel mit den Lagern der Vorschubwalzen in Verbindung steht.
                              									Die obere Messerwelle ist verstellbar, um das Hobeln bis zu 100mm Höhe zu gestatten. Die Hobelbreite beträgt
                              										280mm. Der Vorschub ist veränderlich, um der
                              									Holzart angepasst werden zu können. Zu diesem Zwecke sind Stufenscheiben auf der
                              									wegen Raumersparniſs unter die Maschine gelegten Hauptantriebswelle und auf der
                              									Vorgelegewelle des Vorschubantriebes vorhanden.
                           Die Bohrmaschine besitzt horizontale Bohrspindel und einen besonderen Tisch zum
                              									Aufspannen des Arbeitstückes, welcher durch Hebel rasche Verschiebung der
                              									Supporttheile gestattet und die Maschine sowohl zum Bohren von cylindrischen, als
                              									auch zum Bohren von Langlöchern (Zapfenlöchern) geeignet macht. Die Anordnung der
                              									Zapfenschneidmaschine ist sammt den übrigen Constructionsdetails der ganzen Maschine
                              									aus der Abbildung leicht ersichtlich.
                           Der von der Maschine in Anspruch genommene Raum ist 6m,7 × 3m. Es mag schlieſslich noch
                              									herzorgehoben werden, daſs trotz der anscheinenden auſserordentlichen Complication
                              									der Maschine sämmtliche Theile derselben leicht zugänglich sind.
                           Die Sägeschärfmaschine (Fig. 4 Taf.
                              									38) weist sehr einfache Formen auf. Am Fuſse des säulenförmigen Ständers ist die
                              									Antriebswelle mit fester und loser Riemenscheibe gelagert, von welcher durch einen
                              									über Leitrollen geführten Riemen die zwischen Körnerspitzen gelagerte Achse des
                              									Schmirgelschleifrades in Umdrehung versetzt wird. Zur entsprechend geneigten
                              									Einstellung des im Ständerobertheile drehbaren Doppellagers mit den beiden
                              									Drehbolzen für den durch Gegengewicht ausbalancirten Rahmen sind am Flanschenumfange
                              									dieses Doppellagers und am Ständerobertheile Gradtheilungen vorhanden. Seitlich des
                              									Ständers ist die verticale Abstellstange angebracht, deren Griff dem Arbeiter bequem
                              									zur Hand liegt. Die Einspannung des zu schärfenden Sägeblattes erfolgt in
                              									gewöhnlicher Weise. In der Abbildung ist nur die Vorrichtung zum Einspannen der
                              									Kreissägeblätter dargestellt, an deren Stelle für Gattersägeblätter ein Tisch mit
                              									langem Schraubstocke befestigt wird. Diese Maschine gestattet das Schärfen von
                              									Kreissägen bis zu 2440m Durchmesser. Die
                              									Antriebscheiben haben 225mm Durchmesser und 52mm Breite und machen 500 Umdrehungen in der
                              									Minute.
                           
                           Der Fuſstafeln-Zuhalter (Fig. 5 Taf.
                              									38) ist eine leicht handliche Vorrichtung zum Zuhalten der Fuſstafeln beim Legen der
                              									Füſsboden. Der Drehbolzen für den seitlichen Klemmhebel ist in einem Schlitze
                              									verstellbar, um an verschieden starke Polsterhölzer angestellt werden zu können; die
                              									gezahnte Unterlage der Flügelmutter sichert denselben gegen seitliches Ausweichen
                              									und gestattet daher ein festes Anklemmen der Vorrichtung an das Polsterholz.
                           Der aus hämmerbarem Guſseisen hergestellte Apparat kostet 30 M.
                           
                              J. P.