| Titel: | Wilson's Schiffchen-Nähmaschine. | 
| Autor: | G. W. | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 474 | 
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                        Wilson's Schiffchen-Nähmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 39.
                        Wilson's Schiffchen-Nähmaschine.
                        
                     
                        
                           Während die Wheeler und Wilson-Nähmaschine, welche man jetzt in auſserordentlicher
                              									Verbreitung zur Weiſsnäherei benutzt findet, unterhalb der Nähtischplatte einen sich
                              									umdrehenden, also rotirenden Greifer enthält, der den unteren Faden dadurch in die
                              									Schleife des oberen einführt, daſs er sich mit dem Spulengehäuse und der Spule durch
                              									die Fadenschleife hindurch dreht, so ist die neue Wilson-Maschine mit einem hin und
                              									her gehenden, also oscillirenden Schiffchen versehen. Dieselbe hat also nunmehr
                              									Aehnlichkeit mit der Singer- oder besser mit der Howe-Nähmaschine, weil das
                              									Schiffchen nicht geradlinig und rechtwinklig gegen die Nahtrichtung, sondern in
                              									einem Kreisbogen und in Richtung der Naht hin und her geführt wird. Diese neue
                              									Construction zeigt das ernste und erfolgreiche Streben, die Nähmaschine zu gröſserer
                              									Dauerhaftigkeit und Sicherheit in der Arbeit bei schnellem und leichtem Gange zu
                              									befähigen; deshalb sind Bewegungen von groſsen Massen, etwa von langen Nadelstangen-
                              									oder langen Schützenhebeln u. dgl., vermieden und das Schiffchen hat einen kurzen
                              									Ausschub.
                           Fig.
                                 										17 Taf. 39 zeigt die Lagerung der Triebwelle T oben im Arme der Maschine, welcher gegen 220mm lang ist. Diese Hauptwelle treibt direct mit einem Excenter, wie die
                              									Bonnaz-Stickmaschine, die Nadelstange; letztere wird deshalb geradlinig gehoben und
                              									gesenkt und die Nadel sticht nicht mehr bei einer Bogenbewegung in den Stoff ein –
                              									jedenfalls eine wichtige Verbesserung, namentlich für das Nähen dicker Stücke. Das
                              										Scientific American, 1878 Bd. 39 S. 278, welchem
                              									Skizzen und Mittheilungen über diese neue Maschine entnommen sind, gibt nicht an,
                              									wie der Stichspanner s, der beim Aufsteigen der Nadel
                              									den überflüssigen Faden von ihr abziehen und den Stich fest zusammen zu ziehen hat,
                              									bewegt wird; jedenfalls geschieht dies durch die Nadelstange o, welche mit einem vorstehenden Zapfen den kurzen Arm eines Winkelhebels
                              									empor hebt, dessen langer Arm eben das Stück s ist,
                              									welches, wie Fig. 17
                              									zeigt, den Faden als lange Schleife hinweg zieht.
                           Durch das Excenter t und die beiden Zugstangen A, B (Fig. 17)
                              									werden zwei Schüttelwellen C, D unterhalb der
                              									Grundplatte der Maschine (Fig. 18) so
                              									bewegt, daſs jede derselben während einer Umdrehung von T auf ein Stück hin und her ausschwingt. Die Welle C trägt am vorderen Ende den Schiffchenhalter F und das
                              									Schiffchen G (Fig. 19)
                              									und D bewegt den Stoffrücker der Maschine, welcher für
                              									verschieden groſse Stiche einen kürzeren oder längeren Ausschub dadurch erhält, daſs
                              									man das einseitig conische Stück r auf der Welle D entweder mit seinem schwachen oder seinem starken
                              									Ende auf den Stoffrücker wirken läſst; regulirt wird dies durch die Schraube g (Fig.
                                 									18).
                           Die Ausschwingung der Schiffchenwelle C ist möglichst
                              									klein, so daſs der Weg des Schiffchens kaum die doppelte Länge des letzteren
                              									beträgt, weil darauf gerechnet ist, daſs die ausgezogene lange Schleife vom oberen
                              									Faden gegen Ende des Schützenweges vom Stichspanner schon wieder empor und vom
                              									Schiffchen abgezogen wird. Das Schiffchen G liegt in
                              									seinem Träger F so, daſs es, wenn es in die Bahn I (Fig. 19)
                              									eingebracht wird, nicht mehr von ihm abgleiten kann; seine Rückseite ist offen (Fig.
                                 										20 zeigt, in ihm liegend, die Spule H und
                              									eine Spannrolle) und die vordere Seite wird durch eine Feder an die hintere Wand des
                              									Schützenkastens dann angedrückt, wenn es eine bestimmte Lage sicher einnehmen soll,
                              									d. i. beim Eintritt seiner Spitze in die Schleife des Nadelfadens. Die betreffende
                              
                              									Druckfeder befindet sich an der Thür, mit welcher man den Schiffchenkasten von vorn
                              									schlieſst. Ist aber der Eintritt in die Schleife erfolgt, so rückt auch das
                              									Schiffchen von der Feder hinweg und liegt dann frei in seinem Träger innerhalb der
                              									Bahn wand. Die Spannung für den Ober- und Unterfaden kann in sehr weiten Grenzen je
                              									nach dem dichten (etwa Leder-) oder lockeren Stoffe regulirt werden.
                           
                              
                                 G. W.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
