| Titel: | Anwendung von Anthracit-Kohlenstaub beim directen Process der Schmiedeisen-Erzeugung. | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 506 | 
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                        Anwendung von Anthracit-Kohlenstaub beim directen
                           								Proceſs der Schmiedeisen-Erzeugung.
                        Anwendung von Anthracitstaub zur
                           								Schmiedeisen-Erzeugung.
                        
                     
                        
                           Der Proceſs Du Puy's (vgl. S. 181 d. Bd.) hat nach dem
                              										Iron Age in letzter Zeit nach zwei Richtungen hin
                              									nicht zu unterschätzende Fortschritte gemacht. Während man sich bisher zur Reduction
                              									von Eisenerzen ausschlieſslich pulverisirter Holzkohle bediente, haben die
                              									Hüttenwerke zu Reading in Pennsylvanien mit groſsem Erfolg die bis dahin werthlosen
                              									Abfälle von Anthracitkohle verwendet und sind nach einer gröſseren Anzahl von
                              									Versuchen mit diesem Reductionsmittel zu dem befriedigenden Resultate gelangt, daſs
                              									dasselbe die Holzkohle vollständig ersetzt.
                           Weit wichtiger für die Verbreitung des Du Puy'schen
                              									Verfahrens ist indeſsen die Verwendung der sogen, „blue
                                    											billy“-Erze (Rückstände von Eisenpyriten aus der
                              									Schwefelsäurefabrikation). Dieses Material kommt namentlich in Europa in groſsen
                              									Mengen vor und steht an Reichhaltigkeit und Reinheit den besten Magneteisensteinen
                              									gleich; doch eignet es sich wegen seiner pulverförmigen Beschaffenheit nur wenig zur
                              									Verhüttung im Hohofen und war bisher fast nur als Futter zum Besetzen von Puddelöfen
                              									im Gebrauch–, aus besagten Gründen steht es auch sehr niedrig im Preise. Auf den
                              									Crescent Stahlwerken von Miller, Metcalf und Parhin in
                              									Pittsburg ist man nach 6 monatlichen Versuchen mit diesem Erz zu ganz überraschenden
                              									Resultaten gelangt. Das aus demselben erzeugte Eisen erreicht an Qualität die besten
                              									schwedischen Marken. Auf Grund dieser Erfolge hat eine der bedeutendsten Pittsburger
                              
                              									Firmen in den letzten Monaten einen Flammofen construirt, um sich durch
                              									ununterbrochenen Betrieb von dem Werthe der gemachten Erfahrungen zu überzeugen.
                              									Dieser Ofen gleicht einem gewöhnlichen Schweiſsofen; nur ist der Fuchs
                              									auſsergewöhnlich hoch, einmal um dem Ofen ein gröſseres Fassungsvermögen zu geben,
                              									und ferner, um einen zu starken Zug in der Umgebung der Schmelztiegel zu vermeiden.
                              									Die Temperatur wird während des ganzen Processes bei nur wenig geöffnetem
                              									Zugschieber sehr mäſsig gehalten, wodurch in der Umgebung der Tiegel eine zur
                              									Reduction sehr geeignete Atmosphäre erzeugt, groſse Ersparniſs an Brennmaterial und in der
                              									Erhaltung des Ofens herbeigeführt wird. Wenn die in Ausführung begriffenen Versuche
                              									die gehegten Erwartungen rechtfertigen, so wird ganz von selbst die hüttenmännische
                              									Fachwelt auf beiden Continenten diesen jungen Fabrikationszweig mit gröſstem
                              									Interesse verfolgen.