| Titel: | Ueber den Regulir- und Absperrapparat mit indirecter Uebertragung für hydraulische Motoren. Dr. R. Proell's Patent. | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 18 | 
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                        Ueber den Regulir- und Absperrapparat mit
                           								indirecter Uebertragung für hydraulische Motoren. Dr. R. Proell's Patent.
                        Von Dr. Proell und
                              									Scharowsky, Ingenieurbureau in Dresden.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 11.
                        Pröll's Regulir- und Absperrapparat.
                        
                     
                        
                           Die auf Taf. 11 Fig. 1
                              									gegebene Zeichnung stellt den von Dr. R. Proell
                              									construirten Apparat (*D. R. P. Nr. 2196 vom 15. Januar 1878) im Längsschnitt dar;
                              									derselbe wird vom hydraulischen Motor direct mittels Riementrieb oder Verzahnung in
                              									Umdrehung versetzt. Die motorische Kraft tritt durch die Regulatorspindel in die mit
                              									Feder und Nuth versehene Kupplungshülse eines Wendegetriebes, welches eine Rechts-,
                              									bezieh. Linksdrehung der am Gestell des Apparates horizontal gelagerten
                              									Schneckenwelle veranlaſst, je nachdem die Kupplungshülse von dem Regulator mit dem
                              									oberen oder unteren Rade des Wendegetriebes gekuppelt wird. Diese Kupplung kann
                              									entweder mittels Friction oder Verzahnung bewirkt werden. Wir lassen es in der Folge
                              									dahin gestellt, welche Anordnung in der Praxis zur Ausführung gelangt. Die Figur
                              									stellt auch nur schematisch das Wendegetriebe dar. Auf die weiter unten folgende
                              									Theorie des theoretischen Regulirungsdiagrammes hat die Annahme, ob der Apparat mit
                              									Frictions- oder Zahnkupplung versehen ist, keinen Einfluſs, da von derselben blos eine
                              									einzige Gröſse berührt wird, der man in beiden Fällen nur einen verschiedenen Werth
                              									beizulegen hat.
                           Mit der Kuppelungshülse steht die Hülse eines fast ganz astatisch construirten
                              									Regulators in fester Verbindung, so daſs derselbe, wenn er in Folge übernormaler
                              									Geschwindigkeit in seiner höchsten Lage steht, Rechtsdrehung, und im
                              									entgegengesetzten Falle bei unternormaler Geschwindigkeit (die tiefste Lage
                              									einnehmend) Linksdrehung der Schneckenwelle veranlaſst. Die Drehrichtung der
                              									letzteren wird durch Verzahnung auf einen Zahnsector übertragen, der somit einen
                              									entsprechenden Ausschlag erhält und, da er die Verstellung des Regulirschützens des
                              									hydraulischen Motors veranlaſst, ein Aufschützen bezieh. Zuschützen bewirkt. Bis
                              									hierhin würde der Apparat nichts Neues bieten.
                           Die Verwandlung der vom Motor nach dem Apparat verpflanzten einseitigen Drehrichtung
                              									in eine doppelte (Links- bezieh. Rechts-) Drehung durch ein Wendegetriebe, bei
                              									welchem der Regulator mit verhältniſsmäſsig geringem Kraftbedarf umkuppelt, und die
                              									Uebertragung dieser Drehrichtungen auf den Schützen behufs Vermehrung oder
                              									Verminderung der beaufschlagenden Wassermassen ist in der Praxis bereits vielfach
                              									angewendet worden. Es hat sich dabei aber in Uebereinstimmung mit den theoretischen
                              									Anschauungen gezeigt, daſs diese Art der Regulirung eine durchaus unvollkommene ist.
                              									Jeder in Folge von Gleichgewichtsstörung zwischen bewegender Kraft und Widerstand im
                              									Gange des Motors auftretenden Geschwindigkeitswelle folgt eine ebenso groſse zweite,
                              									dritte u.s.w. Der Motor geräth in unaufhörliche Schwankungen, die so lange dauern,
                              									bis sie durch die in dieser Hinsicht günstig wirkenden Reibungshindernisse oder
                              									durch eine neue Widerstands-Ein- oder Ausrückung zufällig ausgeglichen werden.
                           Bei der Construction eines vollkommen wirkenden Regulirapparates war es somit
                              									geradezu Bedingung, eine Einrichtung zu treffen, welche in allen Fällen und unter
                              									allen Umständen eine schnelle Verminderung (Verflachung) der Geschwindigkeitswellen
                              									veranlaſst und einen neuen Beharrungszustand des Motors in kürzester Zeit
                              									herbeiführt.
                           Diese Einrichtung, welche für den Apparat charakteristisch ist, besteht in Folgendem:
                              									Am Gestell des Apparates ist ein horizontaler Hebel gelagert, welcher einerseits die
                              									Kupplungshülse des Wendegetriebes umfaſst, andererseits mit einem Auge versehen ist,
                              									durch welches eine verticale, mit Spiralfedern armirte Stange a (Auslösungsstange) gesteckt ist; dieselbe erhält
                              									durch die in der Zeichnung angedeutete Hebelverbindung vom Zahnsector einen
                              									Ausschlag derart, daſs die obere oder untere Spiralfeder der Auslösungsstange mit
                              									wachsendem Ausschlag des Zahnsectors gespannt wird. Diese Spannung der Feder tritt
                              									mm mit der Energie des Regulators in eine derartige Wechselwirkung, daſs eine Auslösung bezieh.
                              									Umkupplung im Wendegetriebe erfolgt, bevor solche der Regulator aus eigener
                              									Initiative veranlassen würde. Wie die Theorie des Apparates nachher nachweisen wird,
                              									führt dieser ein oder mehrere Mal erfolgende Vorgang eine Verminderung oder, besser
                              									gesagt, Verflachung der Geschwindigkeitswellen im Gange des Motors herbei, so daſs
                              									sehr bald (nach wenigen Secunden) der neue Beharrungszustand desselben erreicht ist.
                              									Wir werden diesen Vorgang durch ein eigens hierzu construirtes theoretisches
                              									Regulirungsdiagramm bildlich darstellen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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