| Titel: | Mittel zur Conservirung des Mauerwerkes in Betrieb befindlicher Hohöfen. | 
| Autor: | – r. | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 43 | 
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                        Mittel zur Conservirung des Mauerwerkes in
                           								Betrieb befindlicher Hohöfen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 5.
                        Conservirung des Mauerwerkes in Betrieb befindlicher
                           								Hohöfen.
                        
                     
                        
                           Man unterscheidet bekanntlich an jedem Hohöfen Boden, Gestell, Rast und Schacht. Von
                              									diesen Theilen ist der letztgenannte in der Regel nur einem mehr oder weniger
                              									mechanischen Verschleiſs ausgesetzt und bedarf nur in besonderen Fällen einer
                              									speciellen Wartung. Mit den übrigen Theilen des Hohofens verhält es sich dagegen
                              									wesentlich anders. Gar häufig kommt es vor, daſs nach ganz kurzem Betrieb die
                              									unteren Partien eines Ofens derart beschädigt sind, daſs ein Weiterblasen mit
                              									groſsen Schwierigkeiten verbunden ist. Mag auch in vielen Fällen die Qualität des
                              									Zustellungsmaterials hieran mit schuldig sein, so würde zur Erhaltung doch eine
                              									zweckmäſsige Kühlung von auſsen wesentlich beigetragen haben. Allein gerade in der
                              									Art der Kühlvorrichtungen, wie dieselben bis heute construirt und gehandhabt wurden,
                              									liegt ein wesentlicher Miſsstand. Da man die Erfahrung gemacht hatte, daſs die
                              									äuſsere Berührung der Steine mit atmosphärischer Luft nicht hinreichend vor dem
                              									Wegschmelzen schützt, so nahm man seine Zuflucht zum Wasser. Die Wirkung desselben
                              									in der beregten Beziehung ist allerdings eine auſserordentlich energische; allein
                              									seine Anwendung schlieſst eine ebenso groſse Gefahr in sich für den Fall, daſs durch
                              									undichte Stellen Durchbrüche in den Schmelzraum stattfinden. Dies ist jedem
                              									Hüttenmann sattsam bekannt und auch schon früher (*1877 225 151) besprochen worden.
                           Wenn zwar die blose Berührung der Steinoberfläche mit atmosphärischer Luft keinen
                              									hinreichenden Schutz gewährt, so läſst sich doch die Abkühlung durch Luft dadurch
                              									vermehren, daſs man für eine zweckdienliche Ventilation sorgt. In diesem Sinne ist
                              									in letzterer Zeit mit recht ersprieſslichem Erfolg gewirkt worden.
                           Unter den Bodensteinen eines Hohofens, und diese sind der Verwüstung am meisten
                              									preisgegeben, läſst sich schon deshalb eine Wasserkühlung mit Vertrauen nicht
                              									anbringen, weil die Gefahr einer Explosion und dadurch entstehenden Zerstörung des
                              									ganzen Ofens zu nahe liegt. Allein es steht nichts im Wege, dort eine recht wirksame
                              									und mit gar nicht auſsergewöhnlichen Kosten verknüpfte Luftcirculation herzustellen,
                              									welche einfach durch einen auf Temperaturdifferenz beruhenden Luftzug veranlaſst
                              									wird, wie solcher in jedem Schornstein stattfindet. Man lege unter den Bodensteinen
                              									ein System horizontaler Kanäle von etwa 7 bis 10cm
                              									im Quadrat an, nicht zu weit von einander entfernt, welche an zwei diametral
                              									gegenüber liegenden Seiten in verticalen Schächten vom Gesammtquerschnitt der Kanäle
                              									an der Auſsenseite des Ofenmauerwerkes münden. Auf den einen dieser Schächte setzt
                              									man ein verticales Rohr von entsprechender Weite und nur solcher Höhe, daſs die
                              									Mündung gegen unbefugte Verstopfung geschützt bleibt, während man auf dem anderen
                              									eine wirkliche Esse, den Verhältnissen entsprechend construirt, aufbaut, welche bis
                              									über die Hohofengicht hinausreichen kann. Es liegt auf der Hand, daſs durch diese
                              									Einrichtung beim Betriebe des Ofens, in Folge der im Fundamentmauerwerk entstehenden
                              									hohen Temperatur, ein ganz bedeutender Luftzug sich entwickelt, welcher das
                              									Abschmelzen der Bodensteine zum groſsen Theil verhütet. Da die Temperatur im Centrum
                              									der Ofensohle am höchsten ist und von dort nach der Peripherie allmälig abnimmt, so
                              									ist es zweckmäſsig, die Bodenkanäle von der Mitte aus nach den leiten an Querschnitt
                              									zunehmen zu lassen, um zu verhindern, daſs zu viel Luft durch erstere und zu wenig
                              									an den Seiten durchziehe. Ferner thut man wohl, die Mündung der Esse oder des unteren Rohres mit einer
                              									verstellbaren Klappe zu versehen, um den Luftzug nach Bedarf mäſsigen oder ganz
                              									abstellen zu können.
                           Nächst dem Boden ist es das Mauerwerk in der Umgebung der Windformen, welches am
                              									meisten und namentlich beim Betriebe auf Puddelroheisen aus hoch manganhaltigen
                              									Erzen der Zerstörung ausgesetzt ist. Hier nutzt nur eine möglichst energische
                              									Kühlung, welche mit Hilfe des Wassers hervorgebracht werden kann. Die directe
                              									Berieselung der feuerfesten Steine ist durchaus verwerflich, weil dieselben dadurch
                              									einer schnellen Verwüstung unterworfen werden. Das Bespritzen der äuſseren, mit
                              									einer Schicht von hydraulischem Cement überzogenen Steinflächen ist schon von früher
                              									(1877 225 153) bekannt und hat sich vortrefflich bewährt.
                              									Seitdem hat sich eine andere Methode mit anscheinend noch günstigerem Erfolg auf
                              									einzelnen Hütten Eingang verschafft, welche darin besteht, daſs man in die
                              									Formnische geschweiſste schmiedeiserne Kästen von etwa 26mm Wandstärke einschiebt, wie dies Fig. 15 bis
                              										17 Taf. 5 in Ansicht, Horizontal- und Verticalschnitt veranschaulichen.
                              									Die verticale Wand A des Kastens, welche behufs
                              									Aufnahme der Form mit ringförmigem Ausschnitt und vorspringendem Rand versehen ist,
                              									springt 15 bis 20cm gegen die innere Gestellwand
                              									zurück, und die dadurch entstehende Nische wird, nachdem die Form eingelegt worden
                              									ist, mit feuerfester Masse ausgestampft. Die beiden verticalen Seitenwände des
                              									Kastens sind an der Auſsenseite des Gestellmauerwerkes mit durchlochten Ansätzen
                              									versehen, um mittels Einschieben eiserner Stangen das Herausziehen eines schadhaft
                              									gewordenen Kastens zu erleichtern. Die äuſsere Fläche der Kastenwand A wird während des Betriebes mit Wasser berieselt,
                              									welches vermöge der Eigenschaft des Eisens, ein guter Wärmeleiter zu sein, das
                              									gesammte Mauerwerk im Bereiche des Kastens vor dem Abbrennen schützt. Diese
                              
                              									Vorrichtung hat vor den bis jetzt üblich gewesenen guſseisernen Kühlkästen den
                              									Vorzug gröſserer Dauerhaftigkeit und verminderter Gefahr des Eindringens von Wasser
                              									in das Gestell, was bei guſseisernen Kästen sowohl bei mangelhafter Kühlung, als
                              									unzuverlässigem Material bedeutende plötzliche Temperaturerhöhung oder durch irgend
                              									welchen Vorgang im Inneren des Ofens nur zu leicht ein Zerspringen zur Folge
                              									hat.
                           Unter allen Umständen muſs davor gewarnt werden, guſseiserne Kühlkästen fest
                              									einzumauern, weil man sich dadurch die Möglichkeit benimmt, zu jeder Zeit ohne
                              									Betriebsstörung die äuſsere Beschaffenheit der Kästen zu untersuchen. Bei jedem
                              									Hohofen friſst sich nach kurzem Betrieb das innere Mauerwerk des Eisenkastens
                              									beträchtlich aus, und ist es zur Vermeidung von Durchbrüchen erforderlich, auch
                              									dieses von auſsen zu kühlen. Das einfachste Mittel zu diesem Zwecke besteht in der
                              									Aufführung eines ringförmigen Kanales aus feuerfesten Steinen auf der Sohle der äuſseren
                              									Gestellwand, von ungefähr 20cm lichter, Höhe und
                              										10cm Abstand vom Ofenmauerwerk. Das Innere
                              									desselben wird cementirt und durch das aus den Formnischen abflieſsende Wasser stets
                              									gefüllt erhalten. Dieser Kanal, welcher unbedeckt bleibt, gestattet eine dauernde
                              									Beobachtung des Verhaltens der unteren Partien des Gestelles. Auch hier wird häufig
                              									der groſse Fehler begangen, diesen Kanal bis zur Unterkante der Formnischen
                              									aufzuführen und mit befeuchtetem Kies oder granulirter Schlacke, welche das Wasser
                              									ersetzen soll, anzufüllen. Dadurch verliert man nicht nur die Controle über den
                              									Zustand des Gestellmauerwerkes, sondern letzteres wird in Folge mangelhafter
                              									Abkühlung in den meisten Fällen durch das flüssige Eisen vollständig zerstört,
                              									während dieses seinen Weg bis in das Innere des Kanales findet und dort durch die
                              									stete Gefahr eines Austrittes ins Freie den Hohofenbetrieb schädigt.
                           Von den höher gelegenen Ofentheilen ist es nur die Rast, welche in der Regel zu ihrer
                              									Erhaltung eines äuſseren Schutzes durch Abkühlung bedarf. Weil hier keine oder doch
                              									nur eine sehr partielle Schmelzung stattfindet, so ist der zerstörende Einfluſs auf
                              									die Steine leichter hintan zu halten als im Gestell. Was für dieses in Bezug auf das
                              									Einmauern guſseiserner Kühlkästen angeführt worden ist, gilt indeſsen auch in vollem
                              									Umfange für die Rast. Ein zweifaches Verfahren, welches sich wegen seiner
                              									Zweckmäſsigkeit empfiehlt und immer mehr Eingang verschafft, soll hier erwähnt
                              									werden. 1) Man läſst in verschiedenen Höhen und gleichförmig um den Umfang der Rast
                              									vertheilt, namentlich aber an der Kante des Ueberganges von der Rast ins Gestell,
                              									einzelne durchgehende Steine bis ins Ofeninnere fehlen und deckt die dadurch
                              									entstehenden Nischen durch guſseiserne Platten ab. In diese Nischen legt man in
                              									einem Abstand von etwa 15cm von der inneren
                              									Ofenwand schlangenförmig gebogene und gepreſste schmiedeiserne Rohre von 26mm lichter Weite, durch welche ein von einer
                              									ringförmig um den Ofen liegenden Leitung gespeister continuirlicher Wasserstrom
                              									flieſst. Der Ausfluſs eines jeden dieser Schlangenrohre mündet sichtbar über eine
                              									Abfluſsleitung ins Freie. Die Menge des in jedes dieser Rohre zuzulassenden Wassers
                              									wird durch einen Absperrhahn regulirt. Denjenigen Nischenraum, welchen die
                              									Schlangenrohre selbst nicht beanspruchen, stampft man mit feuerfestem Sand aus. Auf
                              									diese Weise hat man es in der Hand, jedes einzelne Rohr nach Bedarf zu kühlen und in
                              									jedem Augenblicke durch Herausziehen auf seine Beschaffenheit zu untersuchen. 2) Da,
                              									wie schon oben erwähnt, die Rast eine minder energische Kühlung erheischt als das
                              									Gestell, so läſst sich das System dadurch ziemlich vereinfachen, daſs man zwar die
                              									Nischen, genau wie oben beschrieben, herstellt und nach dem inneren Ofen zu durch
                              									einen etwa 15cm dicken Stein schlieſst. Dann aber
                              									legt man in jede derselben eine U-förmig gebogene und nach der inneren Ofenwand zu mit
                              									einer gröſseren Anzahl feiner Löcher versehene schmiedeiserne Röhre (von 26mm Weite) horizontal nieder und bringt diese in
                              									Verbindung mit der kalten Windleitung. Der dadurch auf die Steinoberfläche der
                              									Nischen sich ergieſsende kalte Luftstrom, welcher durch vorgesehene Absperrhähne
                              									nach Bedarf regulirt oder unterbrochen werden kann, conservirt das Rastmauerwerk
                              									ebenfalls vollständig und beseitigt alle mit der Anwendung des Wassers verknüpften
                              									Uebelstände.
                           Oberhalb der Rast in dem sogen. Ofenschacht leidet das Mauerwerk, bei Verwendung
                              									eines guten feuerfesten Materials, sorgfältiger Ausführung und regelmäſsigem Betrieb
                              									nur durch Abrutschung der stets an ihm niedergleitenden Beschickungsmaterialien, und
                              									oft findet man nach jahrelanger Campagne den Schachtdurchmesser nur um ein geringes,
                              									wenige Centimeter nicht übersteigendes Maſs erweitert. Es kann deshalb für die Regel
                              									hier eine besondere Vorrichtung zur Kühlung unterbleiben. Um indeſsen vorkommenden
                              									Falles in der Lage zu sein, auch an diesen höher gelegenen Punkten ohne weitere
                              									Störung des Betriebes das Mauerwerk zu berieseln, ist es der Vorsicht angemessen,
                              									bei der Anlage eines Hohofens oberhalb der Hohofengicht einen Wasserbehälter
                              									aufzustellen, welcher, wenn der natürliche Wasserfall nicht hinreicht, durch eine
                              									besondere an den Speisepumpen angebrachte Vorrichtung oder durch eine
                              									Dampfstrahlpumpe stets gefüllt erhalten wird.
                           
                              
                                 – r.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
