| Titel: | Zur Abfallverwerthung. | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 83 | 
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                        Zur Abfallverwerthung.
                        Mit einer Abbildung.
                        Zur Abfallverwerthung.
                        
                     
                        
                           Thierische Abfälle. B. Ackermann in New-York (*D. R. P.
                              									Nr. 1394 vom 31. Juli 1877) schlägt vor, Stalldünger dadurch zu conserviren und
                              									transportfähiger zu machen, daſs man ihn in feste Ballen preist, die durch Drähte o.
                              									dgl. zusammengehalten werden.
                           F. Thon in Kassel (Englisches Patent Nr. 2736 vom 17.
                              									Juli 1877) schlägt vor, Fäcalstoffe abzudampfen und mit saurem phosphorsaurem Kalk
                              									zu mischen. – Standin (Englisches Patent Nr. 3395 vom
                              									6. September 1877) versetzt die Excremente mit Schwefelsäure und verdampft in
                              									flachen Schalen zur Trockne.
                           H. Bönisch in Leipzig (*D. R. P. Nr. 1171 vom 30.
                              									November 1877) hat sich eine fahrbare Siebvorrichtung zur Trennung fester und
                              									flüssiger Abgangsstoffe patentiren lassen; dieselbe besteht aus einer nach einem
                              									Kugelabschnitt geformten Eisenplatte, in deren Rand Eisenstäbe senkrecht befestigt
                              									und oben durch einen eisernen Reif zusammengehalten sind. In diesen Korb wird ein
                              									passender Drahtsiebcylinder eingesetzt und dieser auf der Innenseite mit einem
                              									groben billigen Leinwandstoff überzogen; letzterer muſs bei jeder Entleerung des
                              									Korbes erneuert werden. Der Apparat wird über einen Trichter aufgestellt, dessen
                              									Rand über die Buckelplatte des Korbes hinausragt. Die ablaufende Flüssigkeit wird
                              									passend abgeleitet, während alle festen Stoffe von der durch das Sieb gehaltenen
                              									Leinwand aufgehalten werden. Die Eisentheile sind verzinkt oder verzinnt. – M. Friedrich in Plagwitz (*D. R. P. Nr. 1321 vom 9.
                              									December 1877) verbindet mit den Wasserclosets u.s.w. selbstthätige Vorrichtungen
                              									zum Vermischen der flüssigen Abgänge mit Fällungsmitteln.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 237, S. 83
                              
                           J. Hanson (Englisches Patent Nr. 2725 vom 16. Juli 1877)
                              									versetzt die Abfallwässer mit Wasserglas, Zinnchlorid, Borax, isländischem Moos,
                              									Asbest und sonstigen unbegreiflichen Dingen. – J. Frost
                              									(Englisches Patent Nr. 3151 vom 18. August 1877) will die Absätze aus Schmutzwässern
                              									verbrennen und mit der Asche neue Wassermassen ausfällen, schlieſslich aber die
                              									Asche als Dünger verwenden. Leider gehen hierbei die werthvollen
                              									Stickstoffverbindungen verloren. – W. S. Amies in
                              									London (D. R. P. Nr. 409 vom 13. September 1877) will aus Kohle, Eisenvitriol und
                              									Petroleum einen künstlichen Dünger herstellen, welcher den Pflanzen schwerlich
                              									besonders behagen wird.
                           
                           Nach J. König (Untersuchungen der landwirthschaftlichen
                                 										Versuchsstation Münster, 1878 S. 60) enthält 11 folgender Abwässer aus
                              									einer Brauerei und einer Gasanstalt in Milligramm:
                           
                              
                                 
                                 Brauerei
                                 Gas-anstalt
                                 
                              
                                 
                                 1. Spül-wasser
                                 2. Spül-wasser
                                 3. Schwank-wasser
                                 Abfluſs-wasser
                                 
                              
                                 Abdampfrückstand (schwach geglüht)
                                 768,0
                                 1354,6
                                   833,4
                                 722,8
                                 
                              
                                 Glühverlust (Organische Substanz etc.)
                                 610,4
                                 1180,4
                                 1013,3
                                 258,0
                                 
                              
                                 Stickstoff in Form von Ammoniak
                                   12,2
                                     20,6
                                   –
                                   30,1
                                 
                              
                                 Stickstoff in organischer Verbindung
                                   22,6
                                     19,0
                                     33,3
                                   20,6
                                 
                              
                                 Chlor
                                   29,6
                                     36,8
                                     19,3
                                 123,9
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                   30,9
                                   110,5
                                     77,6
                                   84,1
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                   35,8
                                     19,8
                                     20,2
                                   14,4
                                 
                              
                                 Kalk
                                   64,0
                                   421,0
                                   258,0
                                 284,0
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   98,6
                                     81,0
                                     59,4
                                   54,0
                                 
                              
                                 Kali
                                   83,4
                                     79,3
                                     66,4
                                 100,4
                                 
                              
                                 In Säuren unlöslicher Rückstand
                                 321,0
                                   446,0
                                   281,8
                                   22,8.
                                 
                              
                           Abwasser aus zwei Stärkefabriken enthielt 205 und 520mg Kali, 120 und 910mg Phosphorsäure,
                              									280 und 1120mg Stickstoff (vgl. 1877 225 394).
                           H. P. O. Lissagaray in Pantin (*D. R. P. Nr. 1535 vom
                              									13. November 1877) tränkt Lederrückstände, Hörn und derartige Abfälle mit verdünnter
                              									Schwefelsäure, Ammoniakalaun u. dgl., erhitzt in geschlossenem Kessel auf 120 bis
                              									250° durch überhitzten Dampf, zerkleinert die Masse auf der Carr'schen Mühle und
                              									erzielt so einen assimilirbaren Dünger, welcher nichts von seinem ursprünglichen
                              									Stickstoffgehalte verloren hat. Der Ofen ist a. a. O. mit Abbildungen näher
                              
                              									vorgeführt. – Forster (Englisches Patent Nr. 2250 vom
                              									9. Juni 1877) behandelt die Lederabfälle mit Dampf und verwendet die abtropfende
                              									Gerbstoff-haltige Flüssigkeit wieder zum Gerben. – S.
                                    										Sörensen in Kopenhagen (D. R. P. Nr. 1694 vom 22. September 1877) knetet 67
                              									Th. Lederabfälle mit 67 Th. Ammoniakflüssigkeit und 25 Th. Gummi in Terpentinöl
                              									aufgequellt durch einander und preſst zu Leder.
                           J. W. Hyatt (Amerikanisches Patent Nr. 201 348 vom 13.
                              									December 1877) mischt Abfälle von Knochen, Hörn, Elfenbein u. dgl. mit Wasserglas,
                              									formt und tränkt dann mit Chlorcalciumlösung, um so Elfenbein-ähnliche Sachen zu
                              									erhalten.
                           E. Neumann in Roſswein (D. R. P. Nr. 277 vom 15. Juli
                                 									1877) will Abfallwässer aus Wollwäschereien mit Chlorcalcium fällen und die
                              									erhaltene Kalkseife mit Salzsäure zersetzen. Das Verfahren ist nicht neu (vgl. 1867
                              										185 465), auch kaum empfehlenswerth, da die
                              									Fettsäuren schwer von den Chlorverbindungen zu reinigen sind. – Bei dieser
                              									Gelegenheit möge erwähnt werden, daſs A. Taylor aus
                              										1t Wollschweiſs durch Destillation mit Erdöl
                              										1k,5 Benzoesäure abgeschieden hat (vgl. 1878
                              										229 446).
                           Abfälle aus Paraffinfabriken. Nach L. Grotowsky (Zeitschrift für Paraffinindustrie, 1878
                              									S. 38) enthalten die zur Reinigung der Oele gebrauchten Natronlaugen Kreosot,
                              									welches theils direct als Kreosotnatron zum Imprägniren von Grubenhölzern verwendet,
                              									theils aber auf Carbolsäure verarbeitet wird. Man sättigt zu diesem Zweck die Laugen
                              									mit der ebenfalls zum Reinigen der Oele benutzten Schwefelsäure und zwar bis zur
                              									stark sauren Reaction. In diesem Falle entsteht saures schwefelsaures Natron,
                              
                              									welches löslicher und der Abscheidung des Kreosots weniger hinderlich ist, als das
                              									schwererlösliche neutrale Salz. Die Salzlauge wird zur Kristallisation gestellt, das
                              									auskrystallisirte Salz an Soda- oder auch an Glasfabriken verkauft.
                           Bei der Zersetzung mit Kohlensäure, welche aus brennender Koke hergestellt wird, muſs
                              									das aus Kreosotnatron und Wasser zu gleichen Theilen bestehende Gemisch kalt sein.
                              									Es wird so lange Kohlensäure eingeleitet, bis die Flüssigkeit gesättigt ist und
                              									ungefähr eine Stunde lang heftig schäumt. Die ausgeschiedene Sodalösung wird zur
                              									Trockne eingedampft, geglüht, in Wasser gelöst, mit Kalk causticirt und endlich die
                              									caustische Lauge von dem Kalkschlamme abgezogen und auf 35 bis 38° B. eingedampft. Die so erhaltene
                              									Natronlauge enthält noch Verunreinigungen und kann nur zur Ausscheidung des Kreosots
                              									aus Rohölen benutzt werden.
                           Das nach der einen oder anderen Weise ausgeschiedene Kreosot wird, nachdem es mit
                              									Wasser gewaschen, zum Theil direct in den Handel gebracht und ist zum Imprägniren
                              									von Telegraphenstangen, Eisenbahnschwellen u.s.w. und als Desinfectionsmittel zu
                              									verwerthen. Destillirt gibt es ein stark riechendes, dünnflüssiges Oel von 0,965 sp.
                              									G., welches unter dem Namen Kreosotöl als Desinfectionsmittel oder zur
                              									Phenolfarbenbereitung Abnahme findet. Durch wiederholte Lösung in Natronlauge,
                              									Zersetzung mit Schwefelsäure und Rectification über Eisenspäne und zuletzt über
                              									Eisenvitriol läſst sich ein ganz weiſses Oel herstellen, welches einen vorzüglichen
                              									Dichroismus besitzt. Was aus den Mineralölfabriken der Provinz Sachsen als Kreosot
                              									in den Handel kommt, ist nichts als Phenol- und Kressylalkohol.
                           Das von den Mischapparaten abgezogene Säureharz wird in passenden Gefäſsen mit
                              									heiſsem Wasser gemischt und mittels directen Dampf gewaschen; beim Stehen scheidet
                              									sich das Brandharz oben ab. Die ausgeschiedene Säure, welche durch organische
                              									Substanzen schwarz gefärbt ist, wird in Stärke von 40 bis 50° B. an die
                              
                              									Superphosphatfabriken verkauft, welche dieselbe zur Aufschlieſsung von Phosphorit
                              									und Knochenkohle benutzen. Das Harz wird gut ausgewaschen und, mit dem etwa nicht
                              									verwertheten Kreosot gemengt, einer Destillation unterworfen, wobei, je nachdem man
                              									Goudron oder Asphalt erhalten will, wenig oder mehr Kreosotlöl abgenommen wird.
                           Die zum Schönen des Paraffins benutzte Knochenkohle wird mit Wasser ausgekocht, dann
                              									in horizontalen Retorten zur Wiedergewinnung des letzten Paraffins abgeschweelt und
                              									schlieſslich zu Superphosphat verarbeitet.
                           Weinrückstände. F. Dietrich in Murten und G. Schnitzer in Hall (D. R. P. Nr. 1758 vom 26. Januar
                                 									1878) schlagen vor, Hefe, Weinstein und Trester zur Weinsäuredarstellung zunächst
                              									auf 140 bis 170° zu erhitzen, um die Extractivstoffe unlöslich zu machen.