| Titel: | Zur chemischen Technologie der Alkalien. | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 153 | 
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                        Zur chemischen Technologie der
                           								Alkalien.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 13.
                        (Fortsetzung von S. 68 dieses Bandes.)
                        Zur chemischen Technologie der Alkalien.
                        
                     
                        
                           Rotirende Zersetzungspfanne für Kalium-
                                 										und Natriumsulfat; von H. F. Pease, W. Jones und J. Walsh in Middlesbrough.
                              									Bekanntlich führten im J. 1875 die beiden Letztgenannten das Verfahren ein, die
                              									Chloralkalien mit Schwefelsäure in einer einzigen Pfanne zu zersetzen und zu
                              									calciniren (* 1876 220 232). Die Pfanne war mit rotirenden Rührern und einem
                              									gewölbten Deckel versehen, unter welchem die erforderliche Hitze zugeführt wurde.
                              									Nach den neuesten Vorschlägen (* D. R. P. Nr. 1125 vom 20. October 1877. Englisches
                              									Patent Nr. 1760 vom 5. Mai 1877) wird eine rotirende Pfanne und ein unbeweglicher
                              
                              									Rührer verwendet.
                           Die neue Pfanne, von welcher Taf. 13 Fig. 12 die
                              									Draufsicht, Fig. 13
                              									einen Durchnitt zeigt, ruht unten auf einem Zapfen C,
                              									der durch die Mitte der Pfanne hindurchgeht und oben mit den Trägern des Daches in
                              									Verbindung stehen kann. Ein Kragen, welcher einen Theil der Pfanne bildet, legt sich
                              									um den centralen Zapfen und verhindert, daſs die Chemikalien in das Lager
                              									überlaufen, welches von unten oder von oben durch eine Röhre, die durch den Zapfen
                              									hinunterführt, geschmiert werden kann. Rings um die äuſsere Kante der Pfanne ist ein
                              									Kranz E angebracht, der in einen an dem Mauerwerk
                              									befestigten ringförmigen Kanal hineinragt, welcher, mit feinem Sand gefüllt, den
                              									Zutritt der Luft zu den Gasen in der Pfanne verhindert. Die Pfanne wird durch das
                              									Zahnrad H in Eingriff mit dem Zahnkranz G in Umdrehung versetzt. Neben dem Zahnkranz befindet
                              									sich die ringförmige Schiene I, welche auf den
                              									Tragrollen J ruht, wodurch die Pfanne im Gleichgewicht
                              									gehalten wird.
                           In der aus Ziegeln oder anderem Material aufgebauten Kammer K ist eine Oeffnung für die heiſsen Ofengase gelassen, während eine
                              									ähnliche Oeffnung auf der anderen Seite die Dämpfe ableitet. Diese beiden Oeffnungen
                              									werden gewöhnlich mit einer Klappe versehen.
                           Auf der der Ofenöffnung entgegengesetzten Seite reichen zwei radiale Schienen L von dem Mittel zapfen nach der Seitenwand und sitzen
                              									in dieser fest. Diese beiden Schienen bilden einen Winkel von ungefährungefähär 60° mit einander und sind mit Schaufeln B
                              									oder Pflügen M versehen und derart angebracht, daſs die
                              									Schaufeln der einen Schiene die umzurührende Masse in die Bahn der Schaufeln der
                              									anderen Schiene schieben.
                           Gewöhnlich wird die Pfanne aus Schmiedeisen construirt, welches die
                              									Temperaturschwankungen besser erträgt, und mit Guſseisen gefüttert, da dieses
                              									weniger von den Chemikalien angegriffen wird. Soll sie ganz aus Guſseisen
                              									hergestellt werden, so wird sie in der Regel aus Segmenten P zusammengesetzt, wie in Fig. 14 und
                              										15 Taf. 13 gezeigt ist. Die Verbindung dieser Segmente geschieht mittels
                              									äuſserer Flanschen Q, welche senkrecht abstehen und
                              									durch Bolzen oder Nieten festgehalten werden. An diese wird eine zweite L-förmige,
                              									parallel mit der Pfanne laufende Flansche R für jede
                              									der ersteren Flanschen befestigt, so daſs dieselben zusammen eine an der Auſsenseite
                              									der Pfanne herlaufende T-förmige Flansche bilden. An diese werden zwei gleichwinklig
                              									gebogene Schienen s aus Schmiedeisen oder Stahl derart
                              									befestigt, daſs die langen Flügel derselben mit ihrer Rückseite einander gegenüber
                              									liegend, aber durch eine Leiste t von einander
                              									getrennt, nach abwärts reichen und mit Hilfe der letztern durch Bolzen oder Nieten
                              									mit einander verbunden sind. Die gebogenen Platten und auch in einem gewissen
                              									Umfange die beiden Hälften des guſseisernen T-Stückes folgen der Expansion oder
                              									Contraction der Pfanne, halten diese aber stets völlig wasserdicht verschlossen.
                              									Wenn die guſseisernen Flanschen durch Bolzen mit einander verbunden sind, so
                              									erhalten letztere federnde Unterlagsscheiben.
                           Sulfatöfen. Um zu verhindern, daſs Salzsäuregas durch
                              									das Mauerwerk der Muffel in den Rauchkanal tritt, preſst E.
                                 										K. Muspratt (Englisches Patent Nr. 1733 vom 4. Mai 1877. Vgl. * 1871 202
                              									80. 1875 218 303) in den Muffelofen atmosphärische Luft ein, so daſs hier ein etwas
                              									stärkerer Gasdruck herrscht als in der Muffel selbst.
                           Storr Best und R. Morris
                              									(Englisches Patent Nr. 1402 vom 10. April 1877) wollen zur Herstellung von Natrium-
                              									und Kaliumsulfat eine Lösung von Chlorkalium oder Chlornatrium mit Pyritröstgasen
                              									behandeln, welche in einem Thurme den herunterrieselnden Salzlösungen
                              									entgegengeführt werden.
                           Entwässerung von Natriumsulfat; von A. R. Pechiney und Comp.
                                 										in Paris. Um das Glaubersalz auf billigere Weise zu entwässern als bisher,
                              									haben A. R. Pechiney und Comp. in Paris (* D. R. P. Nr.
                                 									1842 vom 12. Januar 1878) vorgeschlagen, dasselbe in einem mit Rührwerk versehenen
                              									Gefäſs aus Eisenblech oder Holz zu erwärmen, bis die ganze Masse flüssig geworden
                              									ist, was schon bei 33° geschieht. Nun fügt man auf 100 Th. Glaubersalz 16 bis 20 Th.
                              									Kochsalz oder 45 Th. gemischtes Salinensalz (bestehend aus 45 Th. Kochsalz und 45
                              									Th. Magnesiumsulfat) hinzu und erwärmt auf 40 bis 50°. Es scheidet sich bald fast
                              									alles Natriumsulfat wasserfrei (als Thenardit) aus. Man bringt nun die Masse in
                              									einen Kübel mit doppeltem Boden, läſst die Lauge abfliesen und entfernt die letzten
                              									Reste derselben durch Abschleudern.
                           Herstellung von Kaliumsulfat aus Kieserit. Um die
                              									lösende Wirkung des bei der Umsetzung von schwefelsaurem Magnesium und Chlorkalium
                              									gebildeten Chlormagnesiums auf das entstandene schwefelsaure Kalium aufzuheben, fügt
                              										F. Brünjes in Leopoldshall (D. R. P. Nr. 11 vom 19.
                                 									Juli 1877) den Salzlösungen Alkohol zu. Es wird ein Gemisch von 1,5 bis 2 Aeq. Clorkalium und 1
                              									Aeq. Kieserit oder Kainit in möglichst wenig Wasser gelöst, dann 25 bis 50
                              									Vol.-Proc. Alkohol zugefügt. Mit dem schwefelsauren Kalium scheidet sich ein Theil
                              									des überschüssig angewendeten Chlorkaliums aus, in Folge dessen das Kaliumsulfat
                              									leichter auswaschbar ist. Wird beim Abdestilliren des Alkoholes die Lösung auf 1,26
                              									sp. G. gebracht, so scheidet sich reines Chlorkalium, bei 1,33 sp. Gr. dagegen
                              									Carnallit aus.
                           G. Barsche in Leopoldshall (D. R. P. Nr. 2173 vom 25.
                                 									September 1877) schlägt dagegen folgendes Verfahren vor. Es werden 447k Chlorkalium (6 Aeq.) und 492k Bittersalz (4 Aeq.) viermal hinter einander mit
                              									je 300k Wasser ausgelaugt. Fast reines
                              									Kaliumsulfat bleibt zurück, während die erste Lauge namentlich das schädliche
                              									Chlormagnesium enthält, so daſs sich die späteren Laugen zu einer neuen Umsetzung
                              									eignen. Bezeichnet man die nach einander in Arbeit genommenen Salzgemische mit A bis D, so verfährt man
                              									also in folgender Weise. Die erste Lauge von A wird
                              									verdampft und auf Carnallit verarbeitet; die zweite geht nach B und wird dann verdampft; mit der dritten wird erst
                              										B, dann C behandelt,
                              									worauf sie ebenfalls verdampft wird, während der vierte Auszug zunächst auf B, C und dann auf D
                              									gebracht, ehe sie verdampft wird. Nun ist A fertig, B wird mit 300k
                              									Wasser behandelt, die Lauge geht nach C, D, E u.s.f.
                              									Man hat demnach für je 939k Salzgemisch nur 300k Wasser nöthig, während bei vorheriger Lösung des
                              									Chlorkaliums und Bittersalzes 1800k erforderlich
                              									waren.
                           Leblanc'scher Sodaproceſs. Nach J. Mactear in St. Rollox wird die Bildung von Cyanverbindungen in der
                              									Sodaschmelze dadurch verhütet, daſs man auf 100 Th, Sulfat nicht mehr als 29 Th.
                              									Kohle und 70 Th. kohlensaures Calcium zusetzt (vgl. 1877 224 201). Zur Erreichung
                              									einer leichter ausziehbaren Masse fügt man kurz vor Beendigung der Schmelze noch
                              									etwas gebrannten Kalk zu. – Pechiney setzt statt dessen
                              									etwas schwefelsaures Natrium hinzu, um die bei dem gewöhnlichen Schmelzverfahren
                              									gebildeten Cyanverbindungen am Ende des Schmelzprocesses zu oxydiren. (Nach Chemical News, 1878 Bd. 38 S. 130.)
                           Nach W. Weldon (Chemical News, 1878 Bd. 38 S. 137) wird
                              									die Bildung von Cyanverbindungen durch eine niedere Ofentemperatur begünstigt, da
                              									z.B. Handöfen im Allgemeinen eine an diesen Verbindungen ärmere Schmelze geben, als
                              									die mit geringeren Temperaturen arbeitenden Drehöfen. Solange Sulfat vorhanden ist,
                              									bildet sich kein Cyan.
                           Stirling Newall in Durham (Englisches Patent Nr. 4066
                              									vom 1. November 1877) schlägt vor, den kohlensauren Kalk vorzuwärmen und mit Kohle
                              									und Sulfat gemischt auf einmal (vgl. 1877 224 199) in den rotirenden Sodaofen zu
                              									bringen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
