| Titel: | Ueber Metalltreibgurten. | 
| Autor: | H. | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 225 | 
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                        Ueber Metalltreibgurten.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 21.
                        Ueber Metalltreibgurten.
                        
                     
                        
                           Man ist gegenwärtig vielfach bemüht, Metalltreibgurten herzustellen, welche – wie
                              									gewöhnliche Lederriemen anwendbar – gröſsere Spannungen als solche zulassen und
                              									dadurch eine Verringerung der Anlage- und Betriebskosten von Riementransmissionen
                              									ermöglichen sollen. Zur Charakteristik dieser Bestrebungen theilen wir mit Hinweis
                              									auf Tafel 21 die bisher im Deutschen Reiche unter verschiedenen Namen patentirten
                              									Metalltreibgurten mit.
                           Ludwig Starck in Mainz (*D. R. P. Nr. 710 vom 8. Juli
                              									1877) verbindet bei seinem „Metall-Litzen-Riemen mit Hirnleder-Einschlag“
                              									eine Anzahl parallel gelegter, 3 bis 4mm starker
                              									Drahtlitzen o (Fig. 3 und
                              										4) durch quergelegte Sohllederstreifen m von
                              									80 bis 100mm Länge, 12 bis 15mm Breite und 4 bis 5mm Dicke. Die Streifen werden in der Mitte entsprechend der
                              									Drahtlitzenzahl gelocht und von jedem Loch aus nach einer Seite bei r aufgeschlitzt, so daſs sie leicht über die Litzen
                              									geschoben werden können. Beim Zusammenfügen kommt die geschlitzte Seite eines
                              									Streifens zwischen die ungeschlitzten der benachbarten Streifen, so daſs ein
                              									einseitiges Herausdrücken der Litzen nicht zu befürchten ist und die Gurte nach
                              									beiden Seiten gleiche Biegsamkeit hat. – Statt der Drahtlitzen wendet L. Starck auch Metallbänder (Bandsägeblätter oder
                              									Metallblechbänder an
                              									(*D. R. P. Nr. 855 vom 8. Juli 1877); doch ist dann das Aufbringen der verbindenden
                              									Lederstreifen umständlicher, da dieselben über die halbe Blattlänge geschoben werden
                              									müssen.
                           C. W. Sturmberg in Elberfeld (*D. R. P. Nr. 708 vom 6.
                              
                              									Juli 1877) verbindet bei seinem in Fig. 5
                              									skizzirten „Kettenriemen“ eine aus Draht geflochtene Kette als eigentliches
                              									Kraftübertragungsmittel mit einem Riemen, welcher nur die Adhäsion zu vermitteln
                              									hat. Nach Versuchen des Erfinders genügt hierzu bei groſsen Scheibendurchmessern und
                              									Riemenbreiten die beiderseitige Einfassung der Kette. Dehnt sich die Gurte beim
                              									Beginn ihrer Verwendung, so kann sie durch Herausdrehen einiger Kettenglieder nach
                              									Bedürfniſs verkürzt werden. Statt des Lederriemens läſst sich mit der Kette ebenso
                              									ein Hanf-, Gummi- oder Haarband verbinden.
                           Eine ganz gleiche Drahtkette bringen C. Altpeter und A. Horst in Neuwalzwerk bei Menden (*D. R. P. Nr. 1870
                              									vom 10. November 1877) in Anwendung; doch sind hier, wie aus Fig. 6 und
                              										7 ersichtlich, in die Windungen der einzelnen Glieder Holzstäbchen m geschoben, welche das Ausrecken und Verbiegen der
                              									Kette verhindern. Selbstverständlich läuft hier das Drahtgeflecht auf der
                              									Riemenscheibe, was für die Abnutzung nicht besonders günstig ist; um dies zu
                              									vermeiden, führen die Erfinder noch die in Fig. 8 und
                              										9 skizzirte Form aus. Die Kette besteht bei derselben aus in einander
                              									gehängten Drahtringen; sie wird durch die geschlitzten Holzstäbchen h geschoben und mit diesen dann durch die Nägel n verbunden.
                           Die von Starck angewendete Verbindung von Metallbändern
                              									mit einem Frictionsmittel wird von der Berliner
                                 										Maschinen-Treibriemenfabrik Ad. Schwartz und Camp, in Berlin (*D. R. P. Nr.
                              									1353 vom 8. August 1877) in anderer Weise ausgeführt. Mehrere aus einer weichen
                              									Metalllegirung hergestellte Bänder a (Fig. 10 bis
                              										12) sind auf einen Riemen genietet. Die Anwendung der Legirung soll den
                              									Zweck haben, das Beuligwerden des Riemens in Folge ungleicher Ausdehnung zu
                              									verhindern; daſs dies jedoch nicht unter allen Umständen möglich ist, dafür spricht
                              									der Umstand, daſs sich die gleiche Firma noch die in Fig. 13 und
                              										14 angedeutete Verbindung der Metallbänder mit dem Riemen patentiren
                              									lieſs (*D. R. P. Zusatz Nr. 1354 vom 16. September 1877). Die Bänder werden auf dem
                              									Riemen nur durch aufgenietete Querstücke von Metall, Leder o. dgl. gehalten, können
                              									sich also der Länge nach verschieben. – Aus Fig. 10 bis
                              										12 ist noch die Verbindung der Gurtenenden ersichtlich. Die Enden der
                              									Metallbänder bilden Schleifen, welche ein gitterförmiges Querstück b umfassen; zwischen den Bändern lassen sich noch
                              									Gelenke c einschalten und kann überdies der Stoſs noch
                              									in der angedeuteten Weise genäht werden. Bei Anwendung von Hanfgurten oder
                              									Haartreibriemen legt man die Metallbänder mit deren Kanten bündig, um ein Ausfransen
                              									derselben zu verhindern.
                           
                           Statt der Drahtkette wendet W. Nehring in Hamburg (*D.
                              									R. P. Nr. 1305 vom 1. November 1877) bei seinem „Treibriemen mit
                                 										Kettenpanzer“ eine Gliederkette zur Kraftübertragung an, welche mittels
                              									Nähriemen auf einem einspaltigen Treibriemen befestigt ist (Fig. 15 bis
                              										17). Die einzelnen gelenkartig mit einander verbundenen Kettenglieder
                              									zeigen beiderseits concave Flächen und haben in der Mitte eine Oeffnung, in welche
                              									die auf der Riemenscheibenfelge befestigten Zapfen a
                              									greifen können. Der Umfang der zu benutzenden Riemenscheiben muſs deshalb ein
                              									Vielfaches der Gliedlänge sein – eine keineswegs vortheilhafte Beschränkung.
                           F. Hurynowicz in Chamouilley, Frankreich (*D. R. P. Nr.
                              									1555 vom 6. November 1877) empfiehlt einen gewebten Treibriemen, dessen Kette aus
                              									Bündeln mehrerer neben einander gelegter Drähte besteht, während als Schuſs
                              									ebenfalls solche Drahtbündel (Fig. 18 und
                              										19) oder Hanflitzen, deren Dicke etwa der 10 bis 15fachen Drahtstärke
                              									entspricht, verwendet werden (Fig. 20 und
                              										21). Die Gurten werden mit Kautschuk- oder einem anderen Firniſs
                              									überzogen, um sie vor äuſserlichen Einflüssen zu schützen. Bei den ganz aus Draht
                              									gewebten Gurten empfiehlt es sich, die Arbeitsseite mit einem passenden Stoff zu
                              									bekleiden, damit die Drähte nicht direct auf den Scheiben laufen; diese
                              									Nothwendigkeit fällt weg, sobald als Schuſs Hanflitzen gewählt werden. Den
                              									Stoffbelag kann man überdies mit einer harzigen Masse tränken, damit er besser auf
                              									der Oberfläche der Riemenscheibe hafte. Etwas wunderlich nimmt sich der Vorschlag
                              									des Erfinders aus, solche Gurten, welche in die Augen fallen und die er
                              										„Luxusriemen“ nennt, auf galvanischem Wege zu versilbern oder gar zu
                              									vergolden.
                           
                              
                                 H.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
