| Titel: | Zwei Gasofenconstructionen von Director R. Flechner. | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 249 | 
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                        Zwei Gasofenconstructionen von Director R. Flechner.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 24.
                        Flechner's Gasfeuerungen.
                        
                     
                        
                           Während einer mehrjährigen Thätigkeit als technischer Director eines gröſseren
                              									Nickelwerkes in Schweden, sowie später in gleicher Eigenschaft auf einem
                              									österreichischen Nickelwerke thätig, wurde mir Gelegenheit, in Herstellung und im
                              									Betriebe von Gasöfen verschiedener Construction vielfache Beobachtungen zu machen
                              									und Erfahrungen zu sammeln. Es sind in der Zeit von 1873 bis 1876 nach meinen
                              									Entwürfen zwei gröſsere Raffinirherde mit Siemens'schen Regeneratoren, mehrere
                              									einfache Röstöfen mit Verwendung von Gichtgasen und drei gröſsere Röstöfen mit
                              									Gasfeuerung zur Aufstellung gekommen und in Betrieb gebracht worden. Weit entfernt
                              									davon, die durch die Praxis als bestens bewährt anerkannte Siemens'sche Einrichtung
                              									der Regeneratoren anzugreifen, schien mir doch für kleinere Hüttenanlagen,
                              									insbesonders für solche, welche jeder Art von Eisenbestandtheilen von auswärts zu
                              									beziehen genöthigt sind, eine einfachere und billigere Einrichtung wünschenswerth.
                              									Ein in diesem Sinne schon i. J. 1874 geschaffener Entwurf, den ich aber erst i. J. 1877 zur
                              									Ausführung bringen und erproben konnte, bewährte sich in befriedigendster Weise und
                              									halte ich denselben als für bestimmte Verhältnisse sehr geeignet, daher einer
                              									weiteren Verbreitung werth.
                           Die bezügliche Construction, deren wesentliche Einzelnheiten in den auf Taf. 24 Fig.
                                 										1 bis 8 gegebenen
                              									Ansichten und Durchschnitten ersichtlich gemacht, wurde als Raffinirherd für Nickelspeise zur Ausführung gebracht, kann aber durch
                              									entsprechende Abänderung bezüglicher Dimensionen, sowie etwa in der Gestalt und
                              									Neigung des Herdes als Puddel- oder Schweiſsofen u. dgl. zur Verwendung kommen.
                           Der Gasgenerator G war bei dem im Betrieb gestandenen
                              									Ofen für Scheitholz und Holzkohlengestüppe eingerichtet und könnte ohne weitere
                              									besondere Veränderung auch mit Torf gespeist werden, während die für andere
                              									Brennstoffe (Steinkohlenklein u. dgl.) nöthige Abänderung unbeschadet der übrigen
                              									Ofeneinrichtung leicht anzubringen ist. Aus dem Generator ziehen die Gase durch zwei
                              									Kanäle a in den Gasmischungsraum d, dessen Einrichtung sowohl aus dem
                              									Verticallängenschnitt Fig. 3, als
                              									auch aus dem im Horizonte der Arbeitsthür geführten Schnitt Fig. 5 zu
                              									entnehmen ist. Aus dem Gasmischungsraum tritt die dort gebildete Flamme durch eine
                              									flache gedrückte Mündung von 60cm Länge und (im
                              									Mittel) 5cm Höhe in den Herdraum H, aus welchem dann die Verbrennungsproducte durch zwei
                              									Fuchsbögen in drei verticale Feuerzüge b nach abwärts
                              									ziehend in den unter der Hüttensohle befindlichen Essenkanal S gelangen. Zwischen den Fuchspfeifen b, und
                              									von diesen nur durch sehr dünne Ziegelwandungen getrennt, steigen zwei Windzüge c auf, ziehen dann unter dem Herdpflaster oder der
                              									Herdplatte bis nach vorn, wo sie zu einem Windzuge vereint die bei J eingetretene, in den dünnen Wandungen des Fuchses und
                              									unter dem Herd erhitzte atmosphärische Luft in den Gasmischungsraum d bringen. Bei J läſst
                              									sich durch Bewegung einer Klappthüre (oder Auflegen eines Bretes) die Einströmung
                              									der Luft reguliren; desgleichen ist die Gaserzeugung in entsprechender Weise bei L (Fig. 4)
                              									durch Verengung der Mündung des Aschenfalles regulirbar. Ein Schornstein von 18 bis
                              										20m Höhe und 72 bis 75cm Quadrat genügt vollständig, um die
                              									erforderliche Strömung zu unterhalten. Auch läſst sich das Einströmen von Gas durch
                              									Einlegen von Kohlenstückchen in die Kanäle a reguliren,
                              									indem solche in diesem von den Gasen durchströmten Raum unangegriffen bleiben und
                              									gewünschten Falles schnell und leicht zu beseitigen sind.
                           Als Heizvorrichtung hatte ich eine etwa 20cm hohe
                              									und die ganze lichte Länge des Generators einnehmende Mündung M an der rechten Stoſsseite des Ofens angebracht, die
                              									um wenige Centimeter tiefer lag als die gegenüber liegende Einmündung der Gaskanäle
                              										a, und an welche sich ein aufsteigendes Füllblech
                              										F anschlieſst. Die äuſsere Ofenwandung ist an der Stelle
                              									jener Heizthür und darüber hinaus unter einem rückspringenden Winkel gemauert, so
                              									daſs die die Oeffnung schlieſsende Guſsplatte mit einem Theil ihres Gewichtes an den
                              									Seiten und dem Oberbogen der Heizöffnung fest aufliegt und hiedurch genau schlieſst.
                              									Diese Guſsplatte ist durch ein Gegengewicht o (Fig.
                                 										1) ausbalancirt, so daſs die Auf- und Abbewegung dieses Thürverschlusses
                              									mittels eines ganz leichten Drahtzuges bewerkstelligt werden kann. Auf das Füllblech
                              										F wird dann immer entsprechend Brennstoff in
                              									Vorrath gebracht und beim Heben der Verschluſsplatte mittels einer Krücke weiter
                              									gestoſsen, wobei die von auſsen eindringende Luft das Entweichen von Gas auf ein
                              									sehr befriedigendes Minimum herabdrückt, ohne eine Entzündung der Gase zu bewirken.
                              									Bei Ingangsetzung dieses Ofens kam es anfangs einige Male vor, daſs die Füllung des
                              									Generators zu weit herabgehen gelassen worden, so daſs bei Oeffnen der
                              									Verschluſsplatte eine Entzündung stattfand, die sich aber nur als ein ruhiges
                              									gefahrloses Aufflammen ohne Stoſs und Detonation darstellte.
                           Im Durchschnitt eines mehrwöchentlichen Betriebes und bei ununterbrochener
                              									Unterhaltung intensiver Weiſshitze war der Aufwand an Holz in 12 Stunden 2cbm,1 nebst 0,1 bis 0cbm,2 feuchtes Kohlengestüppe, welches schaufelweise zur Dichtung der
                              									Verschluſsplatte u. dgl. in Anwendung kam. Das verwendete Holz war zum Theil frisch
                              									gefällt, also nur wenig ausgetrocknet. Im Beginn der Arbeit war die Verwendung von
                              									Holzkohle, lagenweise zwischen das Scheitholz eingestürzt, erforderlich, bis der
                              									Feuerfuchs vollständig durchgeglüht war.
                           Der Ofen hatte ein bewegliches Gewölbe, welches, einerseits in Angeln liegend,
                              									mittels eines Differential-Flaschenzuges geöffnet werden konnte, und war der Ofen
                              									derartig an die Wandung der Hütte gestellt worden, daſs die Mündung des Aschenfalles
                              										L sowie die Abstichöffnung K (Fig. 6) zum
                              									Ablassen der fertig raffinirten Nickelspeise auſserhalb der Hütte lagen und hier
                              									zugänglich waren.
                           Auch einen für bestimmte metallurgische Operationen sich als sehr vortheilhaft
                              									bewährten Röstofen mit Gasfeuerung, welchen ich i. J.
                              									1873 in Schweden aufstellte, glaube ich der Mittheilung werth. Ich hatte damals drei
                              									solcher Oefen mit einem gemeinschaftlichen Gasgenerator in Verbindung gestellt und
                              									hierbei auf die bezügliche Leistungseinheit berechnet sehr günstige Ziffern im
                              									Brennstoffaufwande erzielt. Der Gasgenerator (mit gepreſstem Wind betrieben) war mit
                              									Scheitholz, Holzabfällen, Sägespänen und Holzkohlenlösche gespeist worden und wurden
                              									die Gase durch gemauerte Kanäle ohne Condensation der
                              									Destillationsproducte den Röstöfen zugeführt.
                           Die wesentliche Einrichtung dieses Gasröstofens ist in den Fig. 9 bis
                              										14 Taf. 24 ersichtlich gemacht, wobei Fig. 11
                              									einen Verticalschnitt in der Ebene zweier sich diagonal gegenüber liegenden
                              									Arbeitsöffnungen, 
                              									Fig.
                                 										10 einen Verticalschnitt in der Richtung des unter der Hüttensohle
                              									liegenden Essenkanales, Fig. 12
                              									einen Horizontalschnitt in der Ebene des Essenkanales, Fig. 13
                              									einen Horizontalschnitt etwa 70cm über der
                              									Hüttensohle und Fig. 14
                              									einen Horizontalschnitt unmittelbar über der Herdfläche veranschaulichen. Den
                              									Gedanken, einen quadratförmigen Röstherd herzustellen, bei welchem die vier Ecken
                              									die Arbeitsöffnungen bilden und die Flamme von der Mitte ausgehend sich nach den
                              									Ecken und Wandungen verbreitet, hatte ich zuerst i. J. 1863 auf der Schladminger
                              									Nickelhütte mit günstigem Erfolge zur Ausführung gebracht. Später stellte ich dann
                              									Oefen derartiger Gestalt, wobei die durch directe Feuerung erhaltene Flamme in der
                              									Mitte des Herdes über einen erhöhten Ring aufstieg, in mehreren Exemplaren in
                              									Preuſsisch-Schlesien und in Westfalen auf.
                           In dem vorliegenden Röstofen gelangen die Gase zuerst in einen auf der Mitte des den
                              									Ofen schlieſsenden Kappengewölbes aufgemauerten Zylinder, aus welchem sie dann
                              									gleichzeitig mit dem durch ein conisch endendes Rohr von oben eingeführten
                              									gepreſsten Wind durch das Gewölbe am höchsten Punkt desselben in den Arbeitsraum
                              									treten. Sowohl im Windrohr, als auch im Gaskanale sind Schieber oder Klappen
                              									angebracht, durch welche sich die bezügliche Strömung reguliren läſst. Auſserdem ist
                              									es auch möglich gemacht, das conische Ende des Windrohres beliebig tief
                              									herabzuschieben.
                           Die Verbrennungsproducte entweichen dann durch die Zuglöcher a und gelangen durch die verticalen Züge a'
                              										(Fig. 13) in die Anschlüsse des Essenkanales. Das Röstgut wird durch zwei
                              									mit Platten verschlieſsbare Oeffnungen f im Ofengewölbe
                              									(deren Lage auf Fig. 14
                              									punktirt ersichtlich gemacht ist) eingestürzt und durch die in unmittelbarer Nähe
                              									der Arbeitsthüren befindlichen Fülllöcher b ausgezogen.
                              									Der Unterbau des Ofens besteht aus vier dreieckigen Pfeilern (Fig. 13),
                              									wodurch die Möglichkeit gegeben ist, unter die Fülllöcher b entsprechende, auf Rädern laufende Gefäſse zu bringen. Die Armatur des
                              									Ofens ist eine äuſserst einfache und doch sehr solide. Sie besteht aus zwei von
                              									starken Flachschienen hergestellten, aus je zwei Stücken gebildeten achteckigen
                              									Ringen, von welchen einer etwas unter der Herdhöhe, der andere in der Gewölbshöhe
                              									den Ofen umfängt.
                           Sehr bequeme Handhabung des Bewegens und Durchrührens des Röstgutes, sehr leichtes
                              									und rasches Reguliren der Flamme und Temperatur, insbesonders die Möglichkeit
                              									zwischen reducirender und oxydirender flamme sehr rasch wechseln zu können, dürfte
                              									dieser Ofenconstruction für gewisse Hüttenprocesse unverkennbaren Vortheil
                              									einräumen.
                           Salzburg, December 1878.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
