| Titel: | Ueber die Verfälschung des Bienenwachses; von Dr. Max Buchner in Graz. | 
| Autor: | Max Buchner | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 272 | 
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                        Ueber die Verfälschung des Bienenwachses; von Dr.
                           									Max Buchner in
                           									Graz.
                        Büchner, über die Verfälschung des Bienenwachses.
                        
                     
                        
                           Der verhältniſsmäſsig hohe Preis des Bienenwachses hat schon seit Langem Producenten
                              									wie Zwischenhändler zur Mischung des Rohwachses mit billigeren Materialien
                              									veranlaſst; als solche sind meist Talg oder Harz gefunden worden, während nach
                              									Angabe von Praktikern die als Verfälschungsmaterial angeführte Stearinsäure seltener
                              									vorgekommen sein mag. Solche Fälschungen sind nicht nur in Wachs nachgewiesen
                              									worden, welches von Handelsplätzen bezogen wurde; auch direct bezogenes türkisches
                              									oder afrikanisches Wachs wurde mit Talg gefälscht gefunden. Seit einer Reihe von
                              									Jahren wird nun allgemein Ceresin zur Mischung bezieh. Verfälschung sowohl des
                              									Rohwachses, wie auch des gebleichten angewendet; denn dieses Product, sowohl
                              									weiſses, wie gelbes, ohne eine Spur Bienenwachs zu enthalten, ist demselben sehr
                              									ähnlich, nur im Bruche und Glänze etwas verschieden, so daſs viel Uebung
                              									erforderlich ist, um einen derartigen Zusatz sofort zu erkennen. Das Ceresin ist
                              									bekanntlich eine Mischung von raffinirtem Erdwachs und Carnaubawachs, welches ihm
                              									die geeignete Härte ertheilt. Das gelbe Ceresin wird, wenn es dem gelben Wachse
                              									gleichen soll, auſserdem noch gefärbt. – Man gibt an, daſs der Zusatz von Ceresin zu
                              									Wachs ⅓ bis zu ½ betrage. Um Ceresin nachzuweisen, kann man zunächst das specifische
                              									Gewicht des Wachses ermitteln, welches niedriger ist als das der echten Wachssorten,
                              									die eine Dichte von 0,960 besitzen; nach anderen Angaben schwanken aber die Dichten
                              									des Rohwachses zwischen 0,940 und 0,970; meine Untersuchungen ergaben 0,959 für
                              									gelbes und 0,955 für weiſses Wachs.
                           Ich habe einige Bestimmungen des specifischen Gewichtes von Ceresinsorten mit
                              									folgenden Resultaten ausgeführt:
                           
                           
                              
                                 Gelbes Ceresin aus Stockerau
                                 0,876
                                 
                              
                                 Weiſses    „       „        „
                                 0,898
                                 
                              
                                 Gelbes hartes, aus Frankfurt a. O.
                                 0,901
                                 
                              
                                 Weiſses hartes,   „        „          
                                 0,891
                                 
                              
                                 Weiſses weiches, „       „
                                 0,883
                                 
                              
                                 Gelbliches (ungefärbt) Ceresin aus Graz
                                 0,886
                                 
                              
                                 Weiſses                         „       „      „
                                 0,859
                                 
                              
                                 Weiſses                         „       „      „
                                 0,858
                                 
                              
                                 Halbraffinirtes Erdwachs, braun
                                 0,888
                                 
                              
                                 Gelbes Wachs, ganz echt
                                 0,959
                                 
                              
                                 Weiſses    „        „     „
                                 0,955
                                 
                              
                                 Verfälschtes gelbes Wachs aus Croatien
                                 0,937.
                                 
                              
                           Aus diesen Zahlen ergibt sich nun untrüglich, daſs mit Ceresin
                              									verfälschtes Wachs jedenfalls eine geringere Dichte hat, ferner daſs weiches Ceresin
                              									leichter als hartes ist, was dem Gehalte an Carnaubawachs entspricht, dessen Dichte
                              									mit 0,999 gefunden wurde.
                           Wendet man der Einfachheit halber zur Bestimmung des specifischen Gewichtes, wie
                              									schon von R. v. Wagner anempfohlen wurde, verdünnten
                              									Weingeist an und, um alle Täuschungen auszuschlieſsen, solchen von 0,945 bis 9,950,
                              									so wird echtes Wachs noch untersinken, während Ceresin-haltiges darauf schwimmt,
                              									welche Probe für Praktiker besonders geeignet erscheint. Um das Ceresin bezieh. das
                              									Paraffin chemisch nachzuweisen, so sind von Landolt und
                              										Hager Methoden ausfindig gemacht worden, welche
                              									jedoch ziemlich umständlich sind; ich habe eine andere Methode versucht, die, wie
                              									ich glaube, rascher zum Ziele führt. Kocht man nämlich das fragliche Wachs mit
                              									concentrirter weingeistiger Kalilauge (1 Th. Kaliumhydroxyd auf 2½ bis 3 Th. 90proc.
                              									Alkohol) einige Minuten in einem weiten Proberöhrchen und läſst dann dasselbe
                              									längere Zeit im Wasserbade, um das Erstarren zu verhindern, so bleibt bei reinem
                              									Wachse die Lösung klar, während bei Ceresin-haltigem das Paraffin als eine
                              									Oelschicht auf der meist stark gefärbten Kalilösung schwimmt und selbst nach dem
                              									Erstarren an der geringeren Färbung von der verseiften Masse unterschieden werden
                              									kann. Es empfiehlt sich, die verseifte Lösung in einem engen Proberöhrchen im
                              									Wasserbade zu erhitzen, wodurch die Paraffinschicht deutlich hervortritt. Die
                              									vollständige Trennung dauert oft längere Zeit, daher der Versuch nicht zu frühzeitig
                              									unterbrochen werden darf. Sollte die Trennung der Flüssigkeitsschichten nicht bald
                              									eintreten und die Flüssigkeit selbst trübe sein, so erfolgt dieselbe auf Zusatz von
                              									wenig Alkohol und Erhitzen im Wasserbade sofort.Ueber die Verfälschung des Wachses mit Stärke vgl. 1833 48 465. Bonnard (1840 76 222). Mit Fichtenharz: Donath (1872 205 133) und E. Schmidt (1877 225
                                    											109). Mit Stearin: Regnard (1844 93 318), Geith (1847 105 445)
                                    											und Lebel (1849 113
                                    											236). Mit Talg: Legrip (1845 95 309) und Fehling
                                    											(1858 147 227). Mit Paraffin: Landolt (1861 160
                                    											224), R. Wagner (1867 185 72) und Donath (1872 205 132). Mit Pflanzenwachs: Robineaud (1862 163
                                    											80), Dullo (1864 172
                                    											156) und Mène (1874 214 87).Die Red.