| Titel: | L. Löbel's Jacquardgetriebe für mechanische Kettenwirkstühle. | 
| Autor: | G. W. | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 323 | 
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                        L. Löbel's Jacquardgetriebe für mechanische
                           								Kettenwirkstühle.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 30.
                        Löbel's Jacquardgetriebe für mechanische
                           								Kettenwirkstühle.
                        
                     
                        
                           Für die seitliche Bewegung der Kettenmaschinen am mechanischen Stuhle gab es bisher
                              									nur eine Vorrichtung: „die Selbstgetriebe, unter Verwendung von Musterketten oder
                                 										Musterrädern, sogen. Schneidrädern“, Welche in wenig von einander
                              									abweichenden Ausführungen vorkamen. Bei denselben wird jede Kettenmaschine durch
                              									eine Feder an den Umfang einer Stufenscheibe (Muster- oder Schneidrad) oder auch an
                              									eine mit Knöpfen besetzte Kette angedrückt und durch die Stufen während der Drehung
                              									der Scheibe nach links oder rechts verschoben, je nach der Reihenfolge der Stufen
                              									oder Knöpfe. Da nun der Umfang des Muster- oder Schneidrades so viele Stufen oder
                              									Absätze erhalten muſs, als Stellungen der Maschine im Verlaufe eines Musters
                              									vorkommen, so richtet sich die Gröſse eines Schneidrades nach der des Musterumfanges
                              									und wird für manche Fälle auſserordentlich bedeutend. Nun ist es aber nicht bequem
                              									und auch nicht billig, sehr groſse Schneidräder, von z.B. 1m Durchmesser, wie solche schon vorgekommen sind,
                              									zu verwenden, und daher schreibt sich das Bestreben, dieselben überhaupt durch
                              									andere Mittel zu ersetzen. Die vorliegende Einrichtung von L. Löbel in Limbach (*D. R. P. Nr. 524 vom 21. Juli
                              									1877) thut dies durch Verwendung einer gewöhnlichen Jacquardmaschine, wie sie in der
                              									Weberei gebraucht wird, am mechanischen Kettenstuhle (Fig. 2 bis
                              										4 Taf. 30).
                           
                           Die Kettenmaschine a (Fig. 2)
                              									stöſst mit ihrem Schieber b nicht mehr direct an das
                              									Schneidrad, sondern zunächst an einen Schieber cd. In
                              										Fig. 3 ist die Vorrichtung für einen Stuhl mit zwei Kettenmaschinen
                              									angegeben, welche durch Federn an cd und c1
                              									d1 angedrückt werden.
                              									Am anderen Ende ist der Schieber cd gegabelt und reicht
                              									mit den Armen e, f in die kastenförmigen Enden g, h zweier weiteren Schieber i, k, welche nun endlich an die Stufen- oder Schneidräder m, n treffen. Besondere Federn l ziehen diese letzten Riegel i, k immer
                              									zurück an die Erhöhungen oder in die Vertiefungen von m,
                                 										n, auch wenn der Maschinenzug nicht in dem Sinne wirken sollte. Dieselben
                              									Schneidräder m, n werden für alle Muster verwendet; die
                              									Höhe ihrer Stufen ist überall dieselbe und passend gleich 5 Nadeltheilungen gefunden
                              									worden; sie werden durch Klinkrad o und Klinke o1 von der Hauptwelle
                              									des Stuhles umgedreht und stehen um eine Stufe versetzt gegen einander, so daſs z.B.
                              										i auf eine Erhöhung von m und k in eine Vertiefung von n trifft. Wenn nun die Arme e,
                                 										f immer bis an die Rückwände von g, h
                              									reichten, so würde die Kettenmaschine bei der Drehung von m,
                                 										n z.B. durch i von einer Erhöhung auf m herab gehen, also nach rechts rücken, gleichzeitig
                              									aber auch durch k auf eine Erhöhung von n steigen, also nach links fortrücken und folglich gar
                              									keine Seitenverschiebung erleiden.
                           Die Kästchen g, h sind indeſs nach unten verlängert und
                              									jedes enthält eine Anzahl von Stahlplatten je von der Stärke einer Nadeltheilung.
                              									Ferner wird jede Platte durch eine Feder nach unten gezogen und ist durch eine
                              									Schnur nach oben mit einer Platine q der
                              									Jacquardmaschine verbunden. Die Verschiebung der Platinen und ihr Heben durch die
                              									Messer q1 erfolgt in
                              									der gewöhnlichen Weise; jede gehobene Platine q zieht
                              									eine Platte in den oberen Kastentheil g oder h, welche zwischen die Rückwand dieses Kastens und den
                              									Arm e oder f sich
                              									einstellt und dadurch eine weitere Verschiebung der Maschine veranlaſst. Liegt nun
                              									z.B. das Ende e an der Wand g, so ist, bei einer Stufenhöhe m1 = 5 Nadeltheilungen, der Raum zwischen dem Ende
                              									von f und der Wand h, also
                              										h5 = 5
                              									Nadeltheilungen groſs. Zieht die Jacquardmaschine in diesen Raum vielleicht drei
                              									Platten hinauf, so wird der Schieber k, bei der
                              									nächsten Drehung von m, n, die Kettenmaschine durch f um drei Nadeln weiter nach links schieben, als dies
                              									sonst ohne die drei Platten geschehen wäre. In dieser Stellung beträgt ferner der
                              									Zwischenraum zwischen dem Ende von e und der Wand g nun 5 + 3 = 8 Nadeltheilungen; zieht die
                              									Jacquardmaschine in denselben vielleicht zwei Platten hinauf, so treibt während der
                              									nächsten Drehung ige die Kettenmaschine um 2 Nadeln
                              									weiter nach links, als es ohne die Platten geschehen würde, d.h. um eine Nadel
                              									weniger weit nach links, als vorher h, f es gethan
                              									haben; folglich rückt hierdurch die Kettenmaschine um eine Nadel nach rechts. Je
                              									nach der Differenz der Plattenzahlen in g und h
                              									wird nun weiter die Seitenverschiebung beliebig nach rechts oder links erfolgen und
                              									in beliebiger Ausdehnung fortgesetzt werden können, wenn nur ein genügender Vorrath
                              									von Platten vorhanden ist.
                           Die Karten der Jacquardmaschine sind dem Muster entsprechend zu durchlochen, und jede
                              									neue Legung oder jedes Muster erfordert einen besonderen Satz von Karten.
                           Zur Regulirung der Pressenbewegung am Stuhle für Herstellung vieler blinder Legungen
                              									(das Umwickeln der Nadeln zu plüschähnlicher Waare) dient die Jacquardmaschine
                              									gleichzeitig in der Weise mit, daſs sie mit einer Platine und einem Faden z (Fig. 4) eine
                              									Klinke x entweder in das Klinkrad w eingreifen läſst, oder von ihm abzieht. Die Klinke
                              										x dreht mit w zugleich
                              									die Hubscheibe v, durch welche ein Arm u entweder gehoben oder gesenkt wird. Der Stab u ist mit dem Winkelhebel t verbunden, welcher die Schiene s
                              									verschiebt, und letztere endlich führt die Rollen der Pressenhebel t2
                              									t3 entweder an ihre
                              									Hubscheiben p (Fig. 4),
                              									oder von denselben hinwegt.
                           
                              
                                 G. W.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
