| Titel: | Zur Kenntniss des Indigos. | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 367 | 
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                        Zur Kenntniſs des Indigos.
                        Zur Kenntniſs des Indigos.
                        
                     
                        
                           Werden nach Edward SchunkChemical News, 1878 Bd. 37 S.
                                       											223. die Blätter der von den Chinesen zur Herstellung von
                              									Indigo benutzten Pflanze Polygonum tinctoriurn
                              									getrocknet, mit Alkohol ausgezogen und die alkoholischen Auszüge verdampft, so
                              									erhält man nach Filtration der wässerigen braunen Flüssigkeit durch Fällung mit
                              									essigsaurem Blei einen schmutzig gelben Niederschlag und nach dessen Entfernung im
                              									Filtrat mit basisch essigsaurem Blei einen gelben Niederschlag. Wird dieser durch
                              									Kohlensäure und Schwefelwasserstoff zerlegt, so erhält man durch Ausziehen mit
                              									Aether einen amorphen gelben Rückstand, welcher mit dem Indican des Waid identisch
                              									zu sein scheint. Er löst sich in Wasser, Alkohol und Aether und gibt mit Säuren
                              									Indigoblau und eine Substanz mit Glycose-Reaction. Auch die Blätter einiger
                              									Orchideen enthalten Indican.
                           E. v. SommarugaBerichte der deutschen chemischen
                                          													Gesellschaft, 1878 S. 1355. findet als
                              									Dampfdichte des reinen Indigoblaus bei der Temperatur des siedenden Schwefels 9,45;
                              									die Formel C16H10N2O2
                              									fordert 9,06.
                           A. BaeyerBerichte der deutschen chemischen
                                          													Gesellschaft, 1878 S. 1228 und 1296. hat
                              									gefunden, daſs man durch Oxydation des aus dem Nitrosooxindol hergestellten
                              									Amidooxindoles mittels Eisenchlorid, Kupferchlorid oder salpetriger Säure Isatin
                              									erhält, welches man in der schon früher (1871 199 430) mitgetheilten Weise in
                              									Indigoblau überführen kann (vgl. 1876 221 391).
                           Erwärmt man Isatin mit PCl5 ganz gelinde, so tritt
                              									nach einer weiteren Mittheilung des Verfassers leicht eine lebhafte, mit
                              									Salzsäure-Entwicklung verbundene Reaction ein, indem sich die Masse braunroth färbt.
                              									Auf Zusatz von Wasser scheidet sich eine bräunlich gelbe Masse ab, die in
                              									kohlensaurem Kali nicht löslich ist, dagegen mit Kali wieder Isatin gibt. Obgleich
                              									diese Substanz wegen der Schwierigkeit, sie in meinem Zustande darzustellen, noch
                              									nicht analysirt ist, dürfte es keinem Zweifel unterliegen, daſs sie das Imidchlorid
                              									des Isatins ist und die Formel C6H4.N.COCCl besitzt. Dieses Isatinchlorid liefert nun
                              									durch Reduction Indigblau. Man kann hierbei verschieden verfahren.
                           Wirft man auf das Reductionsproduct von PCl3 und
                              									Isatin ein Stückchen gelben Phosphors und erwärmt gelinde, so geht die rothe Farbe
                              									der Masse in Grün über. Auf Zusatz von Wasser scheidet sich nach kurzem Kochen
                              									Indigblau ab. Löst man das Chlorid in Alkohol und behandelt es mit wenig Zinkstaub
                              									und Essigsäure, so entsteht durch Aufkochen der mit Wasser versetzten Flüssigkeit
                              									dieser Farbstoff ebenfalls. Am glattesten verläuft die Bildung des Indigos bei
                              									Anwendung von Schwefelammonium. Die durch Einwirkung von PCl5
                              									auf Isatin erhaltene
                              									Masse wird zuerst mit Wasser, dann mit kohlensaurem Natron gewaschen und der
                              									Rückstand sofort in einer weingeistigen Lösung von gelbem Schwefelammonium gelöst.
                              									Beim Kochen färbt sich die Flüssigkeit grün und wird auf Wasserzusatz und
                              									wiederholtes Kochen bläulich, indem sich schwere Flocken von Indigblau aus der von
                              									ausgeschiedenem Schwefel milchig gewordenen Flüssigkeit absetzen. Die Ausbeute ist
                              									bei diesem Verfahren sehr beträchtlich; jedoch ist das Indigblau auch hierbei, wie
                              									es scheint, stets von kleineren oder gröſseren Mengen von Indigpurpurin
                              									begleitet.