| Titel: | Zur chemischen Technologie der Alkalien. | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 434 | 
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                        Zur chemischen Technologie der Alkalien.
                        (Fortsetzung von S. 155 dieses
                           								Bandes.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel 40 und 41.
                        Zur chemischen Technologie der Alkalien.
                        
                     
                        
                           Herstellung von Soda und Potasche aus Schwefelnatrium und
                                 										Schwefelkalium; von W. Weldon in London. In einer Reihe von PatentenEnglische Patente *Nr. 3379 bis 3390 vom 28. August 1876, Nr. 444 und 445 vom
                                    											2. Februar 1877. *D. R. P Nr. 1764 und 2434 vom 2. August 1877.
                              									erläutert Weldon dieses Verfahren, welches die
                              									Wiedergewinnung des in dem verbrauchten schwefelsauren Natrium enthaltenen Schwefels
                              									gestattet, zugleich aber die Bildung der so lästigen Sodarückstände vermeidet. Bisher hat man die
                              									Darstellung von Schwefelnatrium und Schwefelkalium aus den Sulfaten auf folgende
                              									Weise versucht:
                           1) Man mengte das schwefelsaure Natrium kalt mit Kohle oder Kokes, brachte das
                              									Gemenge in einen Flammofen und erhitzte es dort.
                           2) Das schwefelsaure Natrium wurde an das eine Ende eines sehr langen und an jedem
                              									Ende mit einer besonderen Feuerung versehenen Ofens gebracht, während Koke an das
                              									andere Ende gelegt wurde. Dann lieſs man zu beiden Seiten Verbrennungsgase
                              									einströmen, die durch einen in der Mitte des Ofens liegenden Schornstein entwichen.
                              									Durch diese Einrichtung wird bewirkt, daſs das schwefelsaure Natrium an dem einen
                              									Ende des Ofens schmilzt und dann über die heiſsen Kokes an dem anderen Ende
                              									hinüberflieſst.
                           3) Ein Thurm- oder ein verticaler Ofen wurde theilweise mit Koke gefüllt,
                              									schwefelsaures Natrium oben aufgelegt und Verbrennungsgase durch den Thurm geleitet,
                              									damit zuerst die Koke und dann das schwefelsaure Natrium erhitzt wird, so daſs
                              									letzteres, sobald es geschmolzen ist, über die heiſse Koke hinabflieſst.
                           4) Schwefelsaures Natrium und Kohle oder Koke wurden mit einer gewissen Menge
                              
                              									schwefelsaurem Baryt vermengt und das Gemenge in einem Drehofen erhitzt, während man
                              									Verbrennungsgase durch den Ofen leitete.
                           5) Schwefelsaures Natrium und Kohle oder Koke wurden kalt mit einander vermischt; das
                              									Gemenge wurde alsdann durch strahlende Wärme in einem Muffelofen erhitzt.
                           Alle bisher in dieser Richtung angestellten Versuche sind gescheitert, da in Folge
                              									der ätzenden Wirkung der Schwefelalkalien die verwendeten Oefen und Apparate rasch
                              									zerstört wurden. Zur Vermeidung dieses Uebelstandes füttert Weldon den Zersetzungsofen mit gepreisten Kohlensteinen aus. Zur
                              									Herstellung derselben vermischt er gepulverte Koke oder Kohle mit etwas Gastheer,
                              									preſst die Masse in passende Formen und erhitzt die Steine darin bis zum Festwerden.
                              									Die so erhaltenen Steine werden bei der Ausfütterung mittels Theer verbunden. Den
                              									anfangs verwendeten Drehofen hat Weldon jetzt durch
                              									folgende einfachere Vorrichtung ersetzt.
                           Taf. 40 Fig. 1 zeigt den Längsschnitt durch den Schmelzofen, Fig. 2
                              									denselben durch den Zersetzungsofen und Fig. 3 den
                              									Querschnitt durch beide Oefen. Das schwefelsaure Natrium oder Kalium wird in dem
                              									Flammofen A mit gewöhnlicher oder Gas-Feuerung
                              									geschmolzen. Der Verschluſs l des nach dem
                              									Zersetzungsofen B führenden Abfluſskanales k wird durch etwas Sulfat hergestellt, welches mit
                              									einer Eisenstange ausgestoſsen wird, wenn das geschmolzene Sulfat aus A nach B abflieſsen soll.
                              									Seiten und Boden dieses Muffelofens B sind mit den
                              									erwähnten Kohlenblöcken oder mit Magnesia gefüttert, während die Decke aus
                              									feuerfesten Steinen besteht. Die Verbrennungsgase streichen von der Feuerstelle C aus über die Gicht des Ofens durch d, abwärts durch c,
                              									theilen sich in die unter dem Boden des Ofens liegenden Kanäle f und entweichen durch g
                              									zum Schornstein. In der Decke des Ofens befindet sich die mit feuerfestem Thon
                              									gefütterte Oeffnung h, über der sich ein eisernes Rohr
                              									mit dem Ventil i erhebt, durch welches der Ofen mit der
                              									erforderlichen Menge gepulverter Kohle beschickt wird, während die entwickelte
                              									Kohlensäure durch das Seitenrohr j entweicht.
                           Wird genau die Kohlenmenge genommen, welche die Zersetzungsgleichung Na2SO4 + 2 C = Na2S + 2 CO2 oder K2SO4 + 2 C = K2S + 2
                              										CO2 fordert, so ist beim Einlassen des
                              									geschmolzenen Sulfates die Einwirkung der Kohle auf dasselbe so heftig, daſs ein
                              									mechanisches Umrühren der Mischung nicht erforderlich ist; auſserdem ist das
                              									erhaltene Sulfid viel leichtflüssiger, als wenn überschüssige Kohle verwendet
                              									würde.
                           Ist die Zersetzung beendet, so entfernt man den aus Magnesia oder Kohle hergestellten
                              									Verschluſsstopfen aus m und läſst das Sulfid
                              									ausflieſsen. – Das bei n angebrachte Mannloch macht das
                              									Innere des Muffelofens bei Reparaturen u. dgl. zugänglich.
                           Das Sulfid wird nun in Wasser gelöst; in die kalte Lösung wird die aus j entweichende Kohlensäure geleitet. Das ausgeschiedene
                              									Natriumbicarbonat wird durch Erhitzen in Monocarbonat übergeführt; die in gleicher
                              									Weise erhaltene Potaschenlösung muſs dagegen eingedampft werden. Das bei dieser
                              									Zersetzung entweichende Schwefelwasserstoffgas wird in Wasser geleitet, in dem
                              									Eisenoxyd oder Manganoxyd suspendirt ist, und abwechselnd Luft zugeführt. Aus dem
                              									erhaltenen Gemisch von Schwefel und Metalloxyden wird entweder das Metalloxyd durch
                              									Säuren entfernt, oder der Schwefel wird zu Schwefeldioxyd verbrannt. (Vgl. S. 271
                              									dieses Bandes.)
                           H. Bollman Condy in London (Englisches Patent Nr. 1536
                              									vom 19. April 1877) will Natriumsulfat ebenfalls mittels Kohle reduciren, in Wasser
                              									auflösen, krystallisiren lassen und das so erhaltene Sulfid auf Hürden mittels
                              									Kohlensäure unter Abschluſs der atmosphärischen Luft zersetzen. Der
                              									Schwefelwasserstoff soll wie bei Weldon verwerthet
                              									werden.
                           Herstellung von Soda mittels Ammoniak und Kohlensäure; von
                                 										H. Unger in Leipzig (*D. R. P. Nr. 2295 vom 25. October 1877). In den
                              									aufrecht stehenden eisernen Cylindern A und B (Fig. 4 Taf.
                              									40) befindet sich eine stehende Welle mit einer Anzahl von Scheiben; zwischen je
                              									zwei Scheiben ist an der Wand des Cylinders ein breiter Ring befestigt, so daſs die
                              									in A von oben herabflieſsende Ammoniak-Kochsalzlösung
                              									fein zerstäubt von Scheibe zu Scheibe heruntertropft. In derselben Richtung werden
                              									die einem Feuer- oder Kalkofen entnommenen, Kohlensäure haltigen Gase geleitet, um
                              									so eine möglichst rasche Absorption der Kohlensäure und eine gute Kühlung mittels
                              									des den Cylinder umgebenden Wassermantels zu erreichen. Die Flüssigkeit, welche
                              									hierbei 1 Aeq. Kohlensäure aufgenommen hat, gelangt von hier in die Gefäſse D bis G, um das zweite
                              									Aequivalent Kohlensäure, welches aus Bicarbonat durch Erhitzen entwickelt wird,
                              									aufzunehmen. Zur leichteren Absorption der Kohlensäure sind in den Fällcylindern
                              									schneckenförmige Spiralen e angebracht, welche die
                              									Kohlensäure vertheilen und deren Beweglichkeit das Ansetzen fester Krusten verhüten
                              									sollen.
                           Die hier nicht absorbirten Gase, sowie die aus A
                              									entweichenden steigen in dem Cylinder B auf, um an eine
                              									niederrieselnde Kochsalzlösung das mitgeführte Ammoniak abzugeben. Um den abgehenden
                              									Gasen auch die letzten Spuren Ammoniak zu entziehen, werden sie noch durch den
                              									Cylinder C geführt, der schichtweise mit kleinen
                              									Röhrchen ausgesetzt ist, über welche Wasser herabrieselt, das wieder zur Lösung von
                              									Kochsalz verwerthet wird. Die damit erhaltene Lösung flieſst durch B, wird in dem ebenfalls mit Röhren ausgesetzten
                              									Cylinder H mit dem durch das Rohr n zugeführten Ammoniak gesättigt, in J gekühlt und dann dem Cylinder A zugeführt.
                           Zur Wiedergewinnung des Ammoniaks werden die abfallenden Salmiaklösungen durch L in den ebenfalls mit rotirenden Scheiben versehenen
                              									Apparat K geleitet, unter Zuführung der entsprechenden
                              									Menge Kalkmilch. Durch die Oeffnungen d tritt in den
                              									Zersetzungsapparat Wasserdampf ein, während der Apparat von auſsen durch heiſse
                              									Salzlösung oder Abdampf erwärmt wird. Die entweichenden Ammoniakdämpfe treten in den
                              									unteren Theil des Mantels von L, um durch Erwärmung aus
                              									der in L herabflieſsenden Salmiaklösung die Kohlensäure
                              									auszutreiben, dann in den Kühler N. Die hier
                              									verdichtete Flüssigkeit gelangt nach K zurück, während
                              									das gasförmige Ammoniak durch n nach dem
                              									Absorptionscylinder H geführt wird.
                           Die Destillationsproducte aus dem Calcinirapparate, welche auſser Kohlensäure auch
                              									noch Ammoniak enthalten, treten ebenfalls in den Apparat L, dessen oberer Theil zur Condensation des Ammoniaks gekühlt wird. Die
                              									entweichende Kohlensäure geht durch den Waschapparat M
                              									nach den Fällungsbehältern D bis G zurück.
                           Th. SchmidtChemical News, 1878 Bd. 38 S.
                                       											203. beschreibt ebenfalls ein Ammoniaksoda-Verfahren; da die
                              									Abhandlung wenig klar und ohne Abbildung ist, so mag nur darauf verwiesen werden.
                              									(Vgl. 1877 224 231. 1878 228 87. 1879 231 266.)
                           Herstellung von kohlensaurem und doppelt kohlensaurem
                                 										Natron; von E. Solvay in Brüssel. Nach den vorliegenden
                              										PatentschriftenD. R. P. Nr. 833 vom 17. Juli 1877, Nr. 1185 vom 10. Juli, Nr. 1286 vom 1.
                                    											December 1877 und Nr. 1733 vom 27. November 1877. Vgl. 1873 209 282. 1874 211 247.
                                    												212 143. 480. *507. 1875 215 65. 1876 222 77.
                                    											370. 590. 1879 231 266. verfährt E. Solvay jetzt in folgender Weise (vgl. Fig.
                                 										5 bis 19 Taf. 40
                              									und 41).
                           
                           Der zur Herstellung des Ammoniaks dienende Apparat besteht, wie Durchschnitt und
                              									Grundriſs Fig. 5 und
                              										6 Taf. 40 zeigen, aus der Colonne A mit
                              									Sicherheitsventil Y und 4 Destillirblasen B bis E, welche durch den
                              									Vertheiler V mit einander in Verbindung stehen. Der zur
                              									Destillation erforderliche Dampf tritt durch das Rohr T, den Vertheiler V und das Rohr a in die gefüllte Blase B,
                              									geht durch b nach V
                              									zurück, durch c in die zweite Blase C, durch d nach V zurück zur dritten Blase D, so daſs der neue Dampf in diejenige Blase zuerst kommt, aus deren
                              									ammoniakalischem Inhalt die letzten Spuren Ammoniak ausgetrieben werden sollen. Der
                              									Dampf geht von D aus durch das Rohr e in die Colonne A.,
                              									steigt durch die Rohransätze N auf, wird aber durch die
                              									durchlöcherten Deckel x gezwungen, wiederholt die durch
                              									die Ueberlaufrohre M herabflieſsende Lauge zu
                              									durchstreichen und dadurch das Ammoniak und kohlensaure Ammoniak derselben
                              									auszutreiben. Der obere Theil der Colonne wird durch das Schlangenrohr S gekühlt, so daſs nur das gasförmige Ammoniak aus n entweicht, nachdem es den Regulator R umspült hat. Wird das in demselben befindliche Wasser
                              									warm, so sinkt der Schwimmer F und öffnet das
                              									Zufluſsventil G, um in die Schlange S Wasser oder vorzuwärmende Flüssigkeit einzulassen;
                              
                              									letztere tritt durch m in die Colonne und sammelt sich
                              									in O, bis der Hebel i das
                              									Ventil K schlieſst. Nun wird die Flüssigkeit durch das
                              									Rohr l in die zuvor entleerte Blase B geleitet, deren Korb p
                              									durch die Oeffnung s mit frischem Kalk gefüllt ist; der
                              									nicht gelöste Kalk wird schlieſslich unten durch k
                              									entfernt und die beim Löschen desselben erzeugte Wärme durch die Rohre e und f der Colonne
                              									zugeführt. Nach beendeter Zersetzung wird die Flüssigkeit durch z abgelassen. Um die Austreibung des Ammoniaks zu
                              									beschleunigen, erzeugt man in dem Apparat mittels Wasserkolbenpumpe einen
                              									luftverdünnten Raum.
                           Durch eine entsprechende Abänderung kann der Apparat auch wie bei H. Unger zum continuirlichen Betrieb eingerichtet
                              									werden.
                           Um natürlich vorkommende Soole von ihrem etwaigem Gehalt an Kalk und Magnesia zu
                              									befreien, wird dieselbe mit Kalk, dann mit kohlensaurem Ammoniak gefällt. Die
                              									Reinigung kann auch gleichzeitig mit der Herstellung der Ammoniaklauge in folgender
                              									Weise ausgeführt werden. Die mit Ammoniak zu sättigende Soole wird in den mit Rührer
                              										W (Fig. 7 Taf.
                              									40) versehenen Behälter B oder C gebracht. Würden nun z.B. die Hähne r und
                              										q geöffnet und durch das Rohr a in den durchlöcherten Zwischenboden b Ammoniakdämpfe geleitet, so circulirt die Flüssigkeit
                              									zwischen A und B, bis sie
                              									gleichmäſsig mit Ammoniak gesättigt ist. Die aus c
                              									entweichenden Gase werden zur Verdichtung des Ammoniaks in einen Waschapparat
                              									geleitet. Zur rascheren Fällung wird die Flüssigkeit mittels der Schlange s erwärmt; um die erforderliche Concentration zu
                              									erreichen, wird durch das Rohr V Kochsalz
                              									nachgefüllt.
                           
                           Nach beendeter Fällung wird die Flüssigkeit durch d in
                              									den Absatzbehälter D gepreſst; der abgesetzte Schlamm
                              									steigt in f auf und entweicht durch das Rohr t, die geklärte Flüssigkeit flieſst durch das Rohr e in den Filtrirapparat B.
                              									Im Innern desselben befindet sich in einem zweiten durchlochten Cylinder O ein dichter Sack, der entfernt und durch einen
                              									anderen ersetzt wird, sobald er mit Bodensatz gefüllt ist. Solche Filter müssen
                              									stets zwei oder mehrere im Betrieb sein. Man kann auch von auſsen nach innen
                              									filtriren, indem man den inneren Cylinder O mit einem
                              									Sack umgibt und den Bodensatz durch den Deckel d
                              									entfernt. Von dem Filter wird die ammoniakalische Flüssigkeit in den aus zwei
                              									Schlangenrohren gebildeten Kühler E geleitet; das
                              									Kühlwasser tritt bei x in das innere Rohr und bei z wieder heraus, während die ammoniakalische
                              									Kochsalzlösung bei h in den Zwischenraum der beiden
                              									Rohre tritt und durch i den Kühler wieder verläſst.
                           Die erforderliche Kohlensäure wird durch Calciniren von kohlensaurem Kalk in
                              									gewöhnlichen Kalköfen erhalten. Es ist als vortheilhaft erkannt worden, in
                              									bestimmten, regelmäſsigen Zwischenräumen eine reinere Kohlensäure zu verwenden. Da
                              									nach Solvay heiſser Dampf, auf rothglühenden Kalk
                              									geleitet, eine reine Kohlensäure liefert, so leitet er in bestimmten Zwischenräumen
                              									einen Dampfstrahl in den erhitzten Kalkofen, entweder durch die unteren Oeffnungen,
                              									oder auf einer gewissen Höhe, oder ganz von oben hinein, in welchem Falle die
                              									Kohlensäure von unten aufgesaugt wird. Der eingeleitete Dampfstrahl muſs sehr stark
                              									sein, um den Eintritt der Luft in den Ofen zu verhindern, welcher übrigens durch
                              									Thüren gut verschlossen sein kann. Die auf diese Weise in Zwischenräumen erzeugte
                              									reine Kohlensäure wird verwendet, bevor die ammoniakalische Lauge die
                              									Kohlensäure-Absorptionsapparate verläſst, um eine vollkommene Carbonisation der
                              									Lauge zu erzielen. Vor Verwendung der Kohlensäure wird dieselbe gewaschen, dann
                              									abgekühlt. Zu diesem Zwecke verwendet Solvay an der
                              									Maschine eine zweite Pumpe, entweder vor oder hinter der Druckpumpe, und verbindet
                              									die zwei Kolben derart mit einander, daſs der Kolben der Ergänzungspumpe
                              									gleichzeitig mit dem der Triebkraft wirkt. Das Kohlensäuregas wird in der Druckpumpe
                              									so stark wie nöthig verdichtet und in die erwähnten Nebenpumpen übergeführt, wo es
                              									vermöge seiner Expansion als Triebkraft wirkt, bis zu der Spannung, welche zur
                              									Verwendung in den Absorptionscolonnen geeignet ist. Die Abkühlung geschieht somit
                              									beinahe kostenlos.Diese durch die Ausdehnung der verdichteten Kohlensäure bewirkte Abkühlung
                                    											hat sich auch Verzyl in Löwen patentiren
                                    											lassen. (Belgisches Patent vom 30. December 1876.)
                           Die Absorption der mit 2at eingepreſsten
                              									Kohlensäure geschieht in demselben Apparat wie früher; nur sind die durchlöcherten
                              									Böden F (Fig. 8 Taf.
                              									41) durch seitliche Führungen a besser befestigt. Um
                              									das mit dem
                              									Natriumbicarbonat etwa gleichzeitig auskrystallisirte Chlorammonium wieder zu
                              									trennen, wird die Flüssigkeit nach beendeter Absorption passend erwärmt. Zur
                              									Abscheidung der Lauge wird die Masse nun aus dem Absorptionsapparate durch das Rohr
                              										K (Fig. 8) und
                              									das seitlich durchbohrte Rohr Z in den Filtrirapparat
                              									geleitet, wodurch letzteres in Umdrehung versetzt wird. Das Waschwasser tritt durch
                              									das Rohr l zu, während sich die abgesaugte Lauge in dem
                              									Behälter Q sammelt.
                           Fig.
                                 										9 bis 11 Taf. 41
                              									zeigen einen anderen Filtrirapparat.
                           Jede der 8 Abtheilungen des Behälters A ist mit einem Gitter oder einer durchlochten Platte G bedeckt, auf welche ein entsprechender Filtrirstoff,
                              									wie Flanell, Leinwand o. dgl., und darüber zum besseren Festhalten ein Drahtgewebe
                              									gelegt wird. Diese Abtheilungen erstrecken sich bis in den Fuſs des Behälters und
                              									stehen durch in der Bodenplatte P befindliche
                              									Oeffnungen mit dem Innern des einen Kasten C bildenden
                              									Untersatzes in Verbindung. Dieser Kasten C besitzt, wie
                              									der Schnitt Fig. 11
                              									zeigt, drei Abtheilungen; die Abtheilung c1 hat die Bestimmung, die in den Abtheilungen A1, A2 und A3 herabkommende
                              									Flüssigkeit, c die in A4 und c2 die in A5, A6 und A7 herabkommende Flüssigkeit aufzunehmen. Unter A8 befindet sich keine
                              									Abtheilung. Der Behälter A ist in der angegebenen
                              									Pfeilrichtung drehbar auf der Deckplatte P1 der Unterlage; diese Drehung ist intermittirend
                              									und wird so vorgenommen, daſs bei einer vollständigen Umdrehung eine jede Abtheilung
                              									einmal über die Stelle zu stehen kommt, an der sich kein freier Raum befindet.
                           Der Abtheilung A1 wird mittels eines mit der Vacuumpumpe in
                              									Verbindung stehenden Separators die das Natriumbicarbonat enthaltende Flüssigkeit
                              									durch ein mit dem Rohre T in Verbindung stehendes
                              									durchlochtes Rohr zugeführt. Die abflieſsende Flüssigkeit gelangt nach c1 und wird mittels
                              									eines mit einer Pumpe in Verbindung stehenden Separators durch das Rohr t entleert, in Gemeinschaft mit der aus A2 und A3 kommenden
                              									Flüssigkeit, welche Abtheilungen bereits früher gefüllt waren, als sie an Stelle von
                              										A1 sich befanden.
                              									Während in Abtheilung A2 das auf dem Filter befindliche Bicarbonat einigermaſsen abtrocknen soll,
                              									kommt in A3 mittels
                              									Rohr T1 das in R3 und R4 angesammelte Wasser
                              									hinzu, was in A4 zum
                              									Auslaugen diente und durch c und Rohr t1 nach R3 und R4 gelangte. In A4 kommt mittels Rohr
                              										T2 das in R1 und R2 aufgespeicherte
                              									Wasser hinzu, was in A5, A6 und A7 zum Waschen und
                              									Auslaugen diente und durch c2 und Rohr t2
                              									nach R1 und R2 gelangte. In A5 wird die letzte
                              									Waschung mit reinem Wasser, durch T3 und R kommend,
                              									vorgenommen. Während A6
                              									und A7 zum Abtrocknen
                              									dient, wird in A8 das
                              									Bicarbonat entleert.
                           Durch diese Drehungen kommt eine jede der Abtheilungen an die
                              									Stelle A1 , wird hier
                              									mit der von der Absorptionscolonne kommenden Flüssigkeit gefüllt, von welcher das
                              									Bicarbonat auf dem Filter zurückbleibt, und gelangt bei wiederkehrender Drehung an
                              									die Stellen, wo das Carbonat systematisch gewaschen, getrocknet und entleert
                              									wird.
                           Die Bewegung wird durch das in den Radkranz E eingreifende Getriebe p
                              									auf der Riemenscheiben welle vermittelt.
                           Das in den Behältern R1 bis R4 zur Aufsaugung des Wasch- oder Auslaugewassers
                              									nöthige Vacuum wird durch eine mit dem Rohr V in
                              									Verbindung stehende Pumpe erzeugt. Das Wasser für den Behälter R kommt durch das Rohr V1. Die Behälter R1 bis R2 sind paarweise angeordnet, damit der eine sich
                              									füllen kann, während der andere entleert wird.
                           Um das Natriumbicarbonat, welches höchstens 59° verträgt, zu trocknen, wird dasselbe
                              									auf dem Drahtgewebe oder durchlochten Blechboden B
                              										(Fig. 12 Taf. 41) in dem Kasten A
                              									ausgebreitet und dann erwärmte Luft von unten nach oben oder in umgekehrter Richtung
                              										hindurchgeleitet.
                              									Die Zerlegung des Natriumbicarbonates geschieht in demselben Apparate mittels
                              									Wasserdampf. Ein zweiter von Solvay construirter
                              									Apparat ist viel weniger einfach.
                           Zum Calciniren der Soda wird auſser dem bereits bekannten Apparate auch der auf Taf.
                              									40 Fig. 13 und 14 im
                              									Längsschnitt und Querschnitt dargestellte verwendet. Der mittels Zahnräder e und e1 in Umdrehung versetzte und auf den Rollen r ruhende Cylinder A ist
                              									mit feuerfesten Steinen ausgesetzt. Die im Feuerraum F
                              									erzeugten Heizgase durchziehen den Cylinder und entweichen durch C, während die durch den Fülltrichter B eingeführte Soda nach dem Glühen durch die Thür O entfernt wird.
                           Zum Abwiegen der verschiedenen Stoffe verwendet Solvay
                              									die in Fig. 15
                              									Taf. 40 abgebildete Wage.
                           Diese Wage besteht aus einer Balancirplatte P, welche durch Q im
                              									Gleichgewicht gehalten wird. Auf P ist ein Gestell
                              									befestigt, als Stütze der Schale P1. Die Stützung erfolgt nahe am hinteren Ende, so
                              									daſs die Schale überkippen würde, wenn sie nicht der Sperrhaken e daran verhinderte. F ist
                              									eine feste Stange, die beim Herabsinken der Platte P
                              									vermöge ihrer Starrheit die Sperre e auslöst. Die
                              									Behandlung ist folgende: Das Material fällt durch den Trichter T auf die Schale P1 und senkt die Platte P, sobald die durch das Gewicht Q genau
                              									bestimmte Last auf der Schale ist. Der nun mitsinkende, schräg an F anliegende Sperrhaken e
                              									wird durch F zurückgedrängt und somit ausgelöst,
                              									wodurch die Platte P1
                              									kippt und die aufgenommene Menge in den Trichter T1 gleiten läſst. Entlastet wird nun die Platte P sich erheben und P1 durch das Gegengewicht q in seine frühere Stellung zurückgebracht, so daſs der Sperrhaken e wiederum in Thätigkeit kommt. Die Beschüttung kann
                              									nun von neuem erfolgen. Ein angebrachtes Zählwerk zeigt die Anzahl der abgewogenen
                              									Mengen.
                           Um Soda von gröſserer Dichte herzustellen, bringt Solvay
                              									das noch feuchte Bicarbonat in den Trichter A (Fig.
                                 										16 Taf. 41), von wo dasselbe in die erhitzte Mulde B gelangt. Die mittels der Welle C und der
                              									Arme D in Bewegung gesetzten Kratzer hindern das
                              									Ansetzen der Masse. Kohlensäure, Ammoniak und Wasserdampf entweichen durch das Rohr
                              										L, die Soda dagegen sinkt allmälig in dem Gefäſse
                              										E herunter, kommt hier zum Schmelzen und flieſst
                              									aus der Oeffnung o ab. Die hierzu erforderliche Wärme
                              									wird durch eine auf dem Rost G unterhaltene Feuerung
                              									erzeugt, die Verbrennungsgase steigen bis zur Mulde B
                              									und entweichen durch die Rauchkanäle J und H.
                           Der untere Theil dieses Apparates kann auch in der Weise, wie Fig. 17
                              									Taf. 41 zeigt, abgeändert werden. Zur besseren Vertheilung der Feuergase sind hier
                              									zwischen Schmelzkessel E und Mauerwerk feuerfeste
                              									Steine a angebracht; auch das Abfluſsrohr o für die geschmolzene Soda ist enger hergestellt.
                           Ein Schmelzapparat ohne Rührwerk ist in Fig. 18
                              									Taf. 41 dargestellt. Das Bicarbonat wird auch hier durch den Trichter A eingefüllt, die Gase entweichen aus dem Rohre L, die geschmolzene Soda flieſst durch o ab. Um die Dicke der zu erhitzenden Sodaschicht zu
                              										ermäſsigen, kann man
                              									die Glocke B einsetzen. Um ferner das aus Guſseisen,
                              									Schmiedeisen oder Stahl hergestellte Schmelzgefäſs E
                              									gegen die oxydirende Wirkung der Feuergase zu schützen, kann man es, wie auch bei
                              									den anderen Apparaten, mit feuerfestem Thon überziehen, oder mit Borax bestreichen,
                              									oder aber man sorgt für eine nicht oxydirende Flamme. Solvay schlägt ferner vor, den Theil des Apparates, in welchem die Soda
                              									schmilzt, aus Silber herzustellen, oder doch zu versilbern.
                           Um die Soda zu granuliren, läſst man sie auf eine rotirende Metallplatte flieſsen und
                              									spritzt gleichzeitig so viel Wasser auf, daſs dieses sofort verdampft, aber nicht
                              									von der Soda aufgenommen wird. Um ferner die Soda Aetznatron haltig zu bekommen,
                              									preſste man durch das Rohr K (Fig. 16
                              									Taf. 41) in die geschmolzene Soda Wasserdampf; nach Solvay entsteht dann Natriumhydrat und die Kohlensäure entweicht.
                           Zur Wiedergewinnung des Chlores wird die abfallende Salmiaklösung entweder mit
                              									Magnesia zersetzt und das Chlormagnesium geglüht (vgl. 1874 211 245. 1875 216 543),
                              									oder die aus dem Destillirapparat Fig. 5 Taf.
                              									40 abflieſsende Chlorcalciumlösung wird weiter verarbeitet. Zur Klärung wird
                              									dieselbe durch das Rohr C (Fig. 19
                              									Taf. 41) in das Rohr B geleitet. Während der
                              									entwickelte Dampf durch D entweicht, sammelt sich der
                              									abgesetzte Schlamm in dem unteren trichterförmigen Theile des Absatzbehälters A und wird mit Hilfe des Schabers G bei Drehung des Getriebes H durch J entfernt. Dia geklärte Flüssigkeit
                              									steigt bis E und flieſst durch das Rohr F ab. Um zu verhüten, daſs der Schlamm durch die
                              									eintretende Flüssigkeit aufgerührt werde, ist in dem Rohre B der durch Hebel M stellbare Kegel k angebracht. (Vgl. S. 267 dieses Bandes.)
                           Die Zersetzung des Chlorcalciums geschieht nun mittels Kieselsäure, Thonerde oder
                              									Thonerdesilicat (vgl. 1875 216 543). Wird dieses trockne Gemisch geglüht, so
                              									entweicht Chlor, tritt zugleich Feuchtigkeit hinzu, auch Salzsäure. Zur Ausführung
                              									wird das Chlorcalcium mit Sand oder Thon oder mit beiden gemischt, zu Kugeln oder
                              									Kuchen geformt und getrocknet. Diese werden in von auſsen erhitzten eisernen oder
                              									gemauerten Thürmen geglüht, während über die Masse atmosphärische Luft streicht. Das
                              									entweichende Chlor wird zur Chlorkalkfabrikation verwendet. Wird gleichzeitig über
                              									das heiſse Gemisch Wasserdampf geleitet, so entweicht Salzsäure, die in bekannter
                              									Weise verdichtet wird, Kalkaluminat oder Silicat bleibt zurück. Die Kalksilicate
                              									oder Kalkaluminate werden angefeuchtet und der Einwirkung des Chlores ausgesetzt;
                              									dieselben werden dadurch in Chlorkalk umgewandelt, mit welchem die freigewordene
                              									Kieselsäure oder Thonerde gemischt bleibt. Man kann letztere jedoch durch
                              									verschiedene bekannte Mittel von ersteren trennen, wie z.B. durch Auflösen und
                              									Auswaschen des unterchlorigsauren Salzes, so daſs dieses für sich verwendet werden kann. Ferner
                              									können die Kalkaluminate zur Gewinnung von Thonerdesalzen, sowie auch statt Kalk zur
                              									Zersetzung der Salmiaklaugen verwendet werden.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
