| Titel: | Zur Fabrikation des Methylanilins; von Carl Häussermann. | 
| Autor: | Carl Häussermann | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 469 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Zur Fabrikation des Methylanilins; von Carl Häuſsermann.
                        Häussermann, zur Fabrikation des Methylanilin's.
                        
                     
                        
                           Das Dimethylanilin wird in Deutschland meist durch Erhitzen eines Gemenges von
                              									Methylalkohol mit krystallisirtem Anilinchlorhydrat dargestellt, während man in den
                              									französischen Anilinfabriken vielfach an Stelle von festem Chlorhydrat eine Mischung
                              									von Anilin mit gewöhnlicher Salzsäure verwendet. Diese letztere Arbeitsweise liefert
                              									ein Product, das dieselbe Violettausbeute gibt wie das aus festem Chlorhydrat
                              									gewonnene DimethylanilinEs ist jedoch denkbar, daſs bei der Anwendung von wässeriger Salzsaure an
                                    											Stelle von wasserfreiem Chlorhydrat leichter ein Ueberhitzen des
                                    											Dimethylanilins und in Folge dessen eine Bildung der entsprechenden
                                    											Toluidine stattfindet. und gewährt dabei, abgesehen von dem
                              									allerdings nur sehr geringen Preisunterschied, einige kleine Vortheile. Das
                              									Beschicken des Autoclaven mit krystallisirtem Anilinsalz ist nämlich unter allen
                              									Umständen eine langwierige Operation, ob man nun den Deckel des Autoclaven
                              									abschraubt, was an sich zu einem groſsen Zeitverlust Veranlassung gibt, oder ob man
                              									das Salz in kleinen Mengen durch eine im Deckel befindliche, mit Hilfe einer Schraube verschlieſsbare,
                              									kleinere, Oeffnung einfüllt. Beim Arbeiten mit Anilin und Salzäure benutzt man
                              									natürlich nur diese kleine Oeffnung, die dann zum Einfüllen der betreffenden
                              									Flüssigkeiten und nach Vollendung der Operation und hinlänglichem Erkalten der
                              									Reactionsmasse zum Einsetzen eines Hebers, bezieh. zum Entleeren dient.
                           An Stelle des in D. p. J. 1878 230 245 erwähnten
                              									kupfernen oder dicken emaillirten guſseisernen Autoclaven verwendet man bekanntlich
                              									sehr zweckmäſsiger Weise einen gewöhnlichen, nicht emaillirten Autoclaven, der mit
                              									einem 1cm starken und emaillirten Einsatzkessel
                              									versehen ist, welcher ziemlich genau in den Ueberkessel oder den eigentlichen
                              									Autoclaven paſst. (Die Zwischenräume dieser beiden aus Guſseisen bestehenden Kessel
                              									werden mit Blei ausgegossen.) Wird nun im Lauf der Zeit das Email angegriffen, so
                              									ersetzt man einfach den inneren Kessel, dessen Anschaffungskosten bei seinem
                              									geringen Gewicht nur unbedeutend sind, durch einen neuen. Man erspart auf diese
                              									Weise die Fracht und die Kosten für das Abdrehen des schweren Autoclaven behufs
                              									einer frischen Emaillirung.
                           Man verwendet bei dieser Methode, die übrigens auch zur Darstellung von
                              										MonomethylderivatenVgl. Berichte der deutschen chemischen
                                       												Gesellschaft, 1878 S. 2278. dient, auf 100 Th. Anilin
                              									durchschnittlich 85 Th. Methylalkohol und 100 Th. Salzsäure, wenn man Dimethylanilin
                              									erzielen will, und erhitzt zweckmäſsig im Oelbad auf etwa 230°, bis man eine
                              									Spannung von annähernd 20at erreicht. Sobald der
                              									Proceſs der Methylirung beendet ist, sinkt der Druck auch bei verstärktem Feuer. Das
                              									in letzter Zeit in der Fabrik von Brigonnet und Sohn in
                              									St. Denis eingeführte Verfahren (Behandlung von Anilin mit aus
                              									Trimethylaminchlorhydrat gewonnenem Methylchlorür) liefert zwar gleichfalls ein sehr
                              									gutes Dimethylanilin, ist aber zur Zeit noch zu kostspielig, so daſs bis jetzt
                              									gröſsere Mengen eines auf diesem Wege erhaltenen Productes noch nicht in Handel
                              									gekommen sind.