| Titel: | Tabellen zur Reduction eines Gasvolums auf Normaltemperatur und Barometerstand, insbesondere für den Gebrauch des Nitrometers; von G. Lunge. | 
| Autor: | Georg Lunge [GND] | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 522 | 
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                        Tabellen zur Reduction eines Gasvolums auf
                           								Normaltemperatur und Barometerstand, insbesondere für den Gebrauch des Nitrometers; von
                           									G. Lunge.
                        Mit Tabellenbeilagen.
                        Lunge's Tabellen für den Gebrauch des Nitrometers.
                        
                     
                        
                           Der in D. p. J. * 1878 228 447 beschriebene Apparat zur
                              									Bestimmung der Säuren des Stickstoffes nach der Crum'schen Quecksilbermethode, welchen ich Nitrometer genannt habe, hat sich
                              									in fortwährendem Gebrauche seit jener Zeit als ein äuſserst nützliches und durchaus
                              									zuverlässiges Mittel für den obigen Zweck erwiesen, selbst wo mindestens dieselbe
                              									Genauigkeit verlangt werden muſs, wie sie durch die besten anderweitigen Methoden
                              									zur Bestimmung der salpetrigen Säure und Salpetersäure erreicht werden kann. Auch wo
                              									die zu untersuchende Substanz in wässeriger oder alkalischer Lösung oder in festem
                              									Zustande vorhanden ist, läſst sich die Methode mit gewissen, jedem Chemiker
                              									selbstverständlichen Vorsichtsmaſsregeln anwenden; eine Hauptbedingung ihres Gelingens ist jedoch die,
                              									daſs schlieſslich in das Reactionsrohr ein groſser Ueberschuſs von starker
                              									Schwefelsäure hineinkommt, ohne welchen eben die glatte, schnelle und absolut
                              									quantitative Umwandlung aller Stickstoffsäuren zu Stickoxyd bei etwa Minuten langem,
                              									gründlichem Schütteln mit dem Quecksilber nicht vollständig stattfindet. Es liegt
                              									auf der Hand, daſs diese Methode in erster Linie zur Bestimmung der
                              									Stickstoffverbindungen grade in der Schwefelsäure selbst geeignet ist, und sie hat
                              									vor sämmtlichen übrigen bisher angewendeten Methoden den groſsen Vorzug, daſs sie,
                              									bei äuſserster Schnelligkeit der Ausführung (etwa 3 Minuten für jeden Versuch), sämmtliche Stickstoffsäuren bestimmt (also im Gegensatz
                              									zu der Bichromat- oder Chamäleon-Methode, welche nur die salpetrige Säure, aber
                              									nicht die Salpetersäure anzeigen), und daſs ihre Genauigkeit durch die Gegenwart von
                              									oxydirbaren Körpern, namentlich organischer Substanz, arseniger Saure u.s.w., nicht
                              									beeinfluſst wird (ebenfalls im Gegensatz zu den eben erwähnten Oxydationsmethoden).
                              									Sie kann daher vor allem zum Gebrauche in Schwefelsäurefabriken empfohlen werden und
                              									hat sich auch dazu schon in einer Anzahl derselben sowohl in Deutschland, als in
                              									England eingebürgert. Wenn man sie mit der Chamäleon-Methode in richtiger
                              									Ausführung, wie sie in D. p. J. 1877 225 287
                              									beschrieben ist, combinirt, so erfährt man in wenigen Minuten, wie viel salpetrige
                              									Säure und Salpetersäure neben einander vorkommen. In einer normalen Nitrose z.B.
                              									soll nur erstere vorkommen; wenn also das Nitrometer mehr Stickstoff anzeigt als das
                              									Chamäleon, was das Vorhandensein von Salpetersäure beweist, so ist die Nitrose eine
                              									schlechte, und es ist wahrscheinlich in der letzten Kammer zu viel Feuchtigkeit
                              									gewesen.
                           Es ist mir nun aber von verschiedenen Seiten bemerkt worden, daſs diese so nützliche
                              									Methode der Salpeterbestimmung sich darum nicht so weit verbreiten kann, als es
                              									wünschenswerth ist, weil man in Fabrikslaboratorien häufig keine Zeit oder Neigung
                              									hat, die gefundenen Volume von Stickoxyd durch Berechnung auf Normaltemperatur und
                              									Druck zu reduciren, und dann erst den Gehalt an salpetriger Säure u.s.w. daraus
                              									herzuleiten. Um nun diesem Einwurfe zu begegnen, habe ich die beigegebenen Tabellen
                              									berechnet, welche die Reductionen in einfachster Weise durch blose Ablesung zu
                              									bewirken gestatten.
                           Die beiden ersten Tabellen für Temperatur und Druck, sind selbstverständlich zur
                              									Reduction jedes Gases auf die Normalgröſsen anwendbar, die dritte Tabelle
                              									erleichtert die Umrechnung des reducirten Gasvolums auf bestimmte Verbindungen des
                              									Stickstoffes. Die Tabellen werden in folgender Weise gebraucht.
                           I. Reduction der gefundenen Gasvolume auf die Temperatur
                                 										von 0°. Das am Instrument abgelesene Gasvolum wird in der ersten Spalte
                              									aufgesucht und dadurch die Zahl gefunden, welche in der der Versuchstemperatur (in Graden des
                              									100theiligen Thermometers) entsprechenden Verticalspalte in derselben
                              									Horizontallinie steht. Also z.B. 20cc bei 14°
                              									abgelesen, entspricht 19cc,03, auf 0° reducirt. Da
                              									man am Nitrometer auf 0cc,1 abliest, so gibt die
                              									bis 100 reichende Tabelle die Reductionen auch der Bruchtheile bis 10cc direct durch einfache Verrückung des
                              									Decimalzeichens; darüber muſs man allerdings zwei Zahlen aufsuchen und addiren, was
                              									aber Jedermann im Kopfe thun wird. Z.B. 9cc,7 von
                              									17° ist = 9cc,13 von 0°; 25cc,3 von 12° ist = 23,95 + 0,29 = 24cc,24 von 0°.
                           II. Reduction auf den Quecksilberdruck von 760mm. Die Ablesungen werden genau wie im vorigen
                              									Falle reducirt; doch muſs man vorher, um die Ausdehnung des Quecksilbers im
                              									Barometer zu corrigiren und den Stand desselben auf 0° zu reduciren, für die
                              									Beobachtungstemperaturen von 0 bis 12° 1mm, für 13
                              									bis 19° 2mm, für 20 bis 25° 3mm von dem am Barometer abgelesenen Drucke
                              									abziehen. Um die Tabelle nicht zu umfangreich zu machen, sind nur die Intervalle von
                              									je 2mm angegeben, zwischen denen man ja leicht im
                              									Kopfe interpoliren kann, wenn es darauf ankommt. Beispiel: 7cc,8 bei 736mm
                              									Druck und 18° seien auf 760mm zu reduciren. Wir
                              									suchen hier die Zahl in Spalte 734 auf und erhalten 7cc,53 bei 760mm Druck. Um gleichzeitig auf 0° zu
                                 										reduciren, suchen wir die eben gefundene Ziffer, also 7,53, in Tabelle I
                              									auf und erhalten 7,04 + 0,03 = 7cc,07. Man kann
                              									selbstverständlich auch zuerst die Tabelle I benutzen und die dort gewonnene Zahl in
                              									II aufsuchen; die Decimalstellen wird man wohl stets, wie hier geschehen, auf zwei
                              									abrunden, da ja die Genauigkeit der Ablesung im vorliegenden Falle nur bis 0cc,1 geht. Aus demselben Grunde ist es völlig
                              									unnöthig, die Genauigkeit der Temperatur- und Barometerablesungen auf mehr als ganze
                              									Grade und Millimeter auszudehnen.
                           Der Gebrauch von Tabelle III erhellt aus ihr selbst ohne alle Erläuterungen.
                           III. Tabelle zur Berechnung des auf 0° und 760mm Druck reducirten Stickoxydgases auf
                              									Verbindungen des Stickstoffes.
                           
                              
                                 NO bei 0°und 760mm
                                 N
                                 NO
                                 N2O3
                                 N2O5
                                 NO3H
                                 NO3K
                                 NO3Na
                                 
                              
                                 1cc
                                 mg0,627
                                 mg1,343
                                 mg1,701
                                 mg2,417
                                 mg2,820
                                 mg4,521
                                 mg3,805
                                 
                              
                                 2
                                 1,254
                                 2,686
                                 3,402
                                 4,834
                                 5,640
                                 9,042
                                 7,610
                                 
                              
                                 3
                                 1,881
                                 4,029
                                 5,103
                                 7,251
                                 8,460
                                 13,563
                                 11,415
                                 
                              
                                 4
                                 2,508
                                 5,372
                                 6,804
                                 9,668
                                 11,280
                                 18,084
                                 15,220
                                 
                              
                                 5
                                 3,135
                                 6,715
                                 8,505
                                 12,085
                                 14,100
                                 22,605
                                 19,025
                                 
                              
                                 6
                                 3,762
                                 8,058
                                 10,206
                                 14,502
                                 16,920
                                 27,126
                                 22,830
                                 
                              
                                 7
                                 4,389
                                 9,401
                                 11,907
                                 16,919
                                 19,740
                                 31,647
                                 26,635
                                 
                              
                                 8
                                 5,016
                                 10,744
                                 13,608
                                 19,336
                                 22,560
                                 36,168
                                 30,440
                                 
                              
                                 9
                                 5,643
                                 12,087
                                 15,309
                                 21,753
                                 25,380
                                 40,689
                                 34,245
                                 
                              
                           Ich habe nach vielfältigem Gebrauche des Nitrometers einige kleine Abänderungen an dem Instrumente
                              									angebracht, welche bei den neuen ApparatenDiese werden vom Mechaniker Kramer in Zürich und
                                    											von E. Leybold's Nachfolger in Köln
                                    											geliefert. schon zu finden sind. Das Arbeitsrohr (Meſsrohr) wird
                              									jetzt einfach cylindrisch gemacht, wodurch seine Eintheilung genauer hergestellt und
                              									bis auf 0cc,1 fortgesetzt werden konnte; die
                              									früher zur besseren Festhaltung angebrachte, von der Bunte'schen Gasbürette adoptirte Einschnürung des unteren Theiles hat sich
                              									als störend und als unnöthig erwiesen, wenn man die Federklammer durch ein
                              									Kautschukband verstärkt. Ferner wird das Rohr unterhalb der Theilung etwas länger
                              									gemacht, um es für Gasvolume bis zu 50cc benutzen
                              									zu können, ohne daſs die über dem Quecksilber stehende Schwefelsäure in das
                              									Kautschukrohr dringt, was namentlich beim Schütteln nicht zu vermeiden ist, wenn
                              									nicht mehr hinreichend Quecksilber im Meſsrohre steht. Auch kann man den Quetschhahn
                              									am Hahnschlüssel, welcher nur den Zweck hat, ein Herumspritzen des darin stehen
                              									bleibenden Säuretropfens beim Schütteln zu verhüten, welcher aber sehr bald durch
                              									die Säure verdorben wird, durch ein kleines Glasstäbchen ersetzen, welches auch beim
                              									Schütteln weniger im Wege ist. Damit beim Schütteln der Hahnschlüssel nicht einmal
                              									herausfallen könne, befestigt man ihn am besten an der Einschnürung des Trichters
                              									durch etwas feinen Kupferdraht.
                           Der Hahnschlüssel wird vor der Operation so gedreht, daſs der Trichter weder mit dem
                              									Meſsrohre, noch mit der centralen Bohrung des Hahnes communicirt; dies geht sehr
                              									leicht an und ist nöthig, weil sonst die Säure in die erwähnte Bohrung eintreten
                              									kann, selbst wenn die Kautschukkappe mit Glasstab oder Quetschhahn daran steckt.
                           Es sei ferner bemerkt, daſs man, wenn die zu analysirende Säure einigermaſsen viel
                              									Stickstoffsäuren enthält, zum Nachspülen ziemlich viel (bis zu 5cc) starke Schwefelsäure nehmen muſs, weil sonst
                              									die ohnehin nicht zu vermeidende, aber für gewöhnlich ganz unschädliche Ausscheidung
                              									von Quecksilbersulfat das Meſsrohr zu stark verunreinigt.
                           Die, namentlich bei Salpetersäure, anfangs nur langsame Gasentbindung kann man
                              									dadurch sofort in Gang setzen, daſs man das Rohr einige Mal fast horizontal neigt
                              									und dann schnell senkrecht stellt, so daſs das Quecksilber durch die Säure hindurch
                              									fällt. Ist einmal ein Gasraum vorhanden, so geht das Schütteln leicht vor sich. Der
                              									entstehende Schaum setzt sich sehr schnell, auſser bei ganz neuen Instrumenten, wo
                              									es öfters ½ Stunde dauert (vielleicht in Folge von Einfetten des Hahnes?).
                           Zur Controle, ob man die Säureschicht im Meſsrohre durch eine grade hinreichende
                              									höhere Quecksilbersäule im Seitenrohre compensirt habe, öffnet man nach der Ablesung
                              									den Hahn. Steigt das Niveau der Säure, so hat man zu viel Druck gehabt, hätte also
                              									in Wirklichkeit ein
                              									gröſseres Volum ablesen sollen; umgekehrt natürlich, wenn die Säure fällt. Die
                              									Aenderung nach Oeffnung des Hahnes geht also immer nach der entgegengesetzten
                              									Richtung von der, welche eine Correction der Ablesung ergeben würde. Wenn man z.B.
                              									15,3 abgelesen hat, aber nach Oeffnung des Hahnes die Säure auf 15,2 steigt, so wäre
                              									die richtige Ablesung 15,4 gewesen. Weit besser ist es natürlich, wenn das Niveau
                              									auf 15,3 bleibt.
                           Zürich, Februar 1879.