| Titel: | Die Prüfung und die Eigenschaften des chinesischen Thees; von Dr. Josef Maria Eder. | 
| Autor: | Josef Maria Eder | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 527 | 
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                        Die Prüfung und die Eigenschaften des
                           								chinesischen Thees; von Dr. Josef Maria
                              									Eder.
                        (Schluſs von S. 451 dieses Bandes.)
                        Eder, Untersuchung des chinesischen Thees.
                        
                     
                        
                           Wenn ich meine analytischen Resultate mit den in die meisten Handbücher
                              									übergegangenen vergleiche, so finde ich, daſs man den mittleren Gerbstoffgehalt
                              									gewöhnlich zu hoch annimmt.Häufig liest man die irrthümliche Angabe, der schwarze Thee enthalte im
                                    											Mittel 12 bis 13 Proc. Gerbstoff, der grüne 15 bis 16 Proc. Die Ursache
                                    											dieser Differenz liegt in der Methode zur Gerbstoffbestimmung (vgl. 1878 229 81). Der mittlere Gehalt an
                              									Extractivstoffen, welche in den wässerigen Aufguſs übergehen, berechnet sich dagegen
                              									aus meinen Analysen höher als nach Wigner, welcher den
                              									mittleren Extractivstoffgehalt aus 25 Sorten gleich 31,35 Proc. fandDer Gehalt an Extractivstoffen mag wohl stark wechseln. Gegenüber den
                                    
                                    											niedrigen Zahlen Wigner's hebe ich hervor, daſs
                                    												Peligot (Handwörterbuch der Chemie, Bd. 8 S. 647) 43 bis 47 Proc., Mulder bis zu 47 Proc., Zöller 36,3 Proc. und Wanklyn (Chemical News, 1874 Bd. 30 S. 119) 32 bis 50
                                    											Proc. Extractivstoffe fanden. Der hohe Gehalt wurde also schon öftere Male
                                    											beobachtet., während ich 40 Proc. finde. Dagegen stimmten Wigner's Befunde über den Gehalt an Gesammtasche und an
                              									in Wasser löslicher Asche mit den meinigen sehr gut überein.Nach Wigner (Jahresbericht der Chemie, 1874 S. 909) ist der mittlere
                                    											Aschengehalt etwa 5,7 Proc. und der Gehalt von in Wasser löslicher Asche 2,9
                                    											Proc.
                           Beim Vergleichen der Originalblätter mit den einmal extrahirten fällt der groſse
                              									Verlust der Blätter an Extractivstoffen nach relativ kurzer Behandlung mit heiſsem
                              									Wasser auf. Der Thee gibt nach einmaligen Aufguſs mehr als zwei Dritttheile seiner
                              									Extractivstoffe und die Hälfte des Gerbstoffgehaltes ab; der Gehalt an in Wasser
                              									löslicher Asche nimmt sehr beträchtlich ab, nicht so sehr die Gesammtasche.
                              									Natürlich weicht die Zusammensetzung der völlig mit kochendem Wasser extrahirten
                              									Blätter von denen ab, welche nur einmal zur Bereitung von Theegetränk dienten (also
                              									nur theilweise extrahirt sind). Die völlig mit kochendem Wasser ausgezogenen
                              									Theeblätter enthalten 
                              									keine Extractivstoffe und keinen Gerbstoff mehr und hinterlassen etwa 4 Proc. Asche, wovon nur etwa
                              									0,1 bis 0,2 Proc. in Wasser löslich sind.Nach Bell und Allen
                                    											enthalten die erschöpften Theeblätter ungefähr 0,5 Proc. lösliche Asche und
                                    											4,3 Proc. Gesammtasche. (Vgl. Chemical News,
                                    											1874 Bd. 29 S. 167. Jahresbericht der Chemie,
                                    											1874 S. 1040.) Die obigen von mir ermittelten Zahlen gestatten
                              									eine leichte Controle der Echtheit des Thees.
                           Guter Thee soll demnach enthalten: 1) Nicht unter 30 Proc. von in Wasser löslichen
                              									Extractivstoffen, welche Minimalmenge auch das englische Gesetz bestimmt, 2)
                              									Mindestens 7,5 Proc. Gerbstoff. 3) Nicht mehr als 6,4 Proc. Asche. 4) Nicht weniger
                              									als 2 Proc. in Wasser löslicher Aschenbestandtheile (das englische Gesetz fordert 3
                              									Proc. lösliche Asche, während nach meinen Analysen kein so hoher Gehalt zu verlangen
                              									ist).
                           Eine zu geringe Menge des Gerbstoffes, des Extractivstoffes und der löslichen
                              									Aschenbestandtheile deutet auf eine Verfälschung mit ausgezogenen Theeblättern hin.
                              									Ein zu hoher Gehalt an Gesammtasche würde auf einen Zusatz von mineralischen
                              									Substanzen hinweisen (vgl. 1844 93 272), den ich selbst übrigens niemals aufgefunden
                              									habe. Geringer Gerbstoff- und Extractgehalt neben einer groſsen (oder normalen)
                              									Menge in Wasser löslicher Asche wird dann erhalten werden müssen, wenn die
                              									abgebrühten Blätter mit etwas Soda versetzt wurden.Die ausgezogenen Theeblätter geben mit sodahaltigem Wasser noch einen dunkel
                                    											gefärbten Aufguſs, obgleich die werthvollsten Bestandtheile des Thees schon
                                    											entfernt sind. Diese Art, die extrahirten Blätter für das Publicum
                                    											herzurichten, dürfte vielleicht in Anwendung kommen. Allen hat zuerst darauf aufmerksam gemacht.
                           Wie ich schon oben angedeutet habe, wird der ausgezogene Thee von den Händlern öfters
                              									mit färbenden Substanzen versetzt, damit der Käufer nicht beim ersten Versuch auf
                              									den geringen Gehalt des Productes aufmerksam werde. Als färbende und adstringirende
                              									Substanz wird häufig Catechu (wie ich selbst beobachtet
                              									habe) und CampecheholzNach W. Schmidt: Anleitung zu
                                          													Untersuchungen, 1878 8. 123. benutzt. Dies gilt
                              									namentlich vom schwarzen Thee. Derartige Zusätze verrathen sich meistens schon durch
                              									die eigenthümlich fremdartige Färbung des Aufgusses. Catechu macht den Thee beim
                              
                              									Erkalten trübe in Folge der Ausscheidung von Catechin. Dieses Kennzeichen ist aber
                              									nicht zuverlässig, weil starke Decocte von manchen Sorten reinen Thees, z.B. Assam,
                              									Peko und Souchong u.a., sich beim Erkalten ebenfalls trüben durch ausgeschiedenes
                              										gerbsaures Theïn. – Folgende Methode ist hingegen
                              									sehr empfehlenswert: Eine Theeprobe wird mit Wasser (1g mit 100cc) ausgekocht, der Decoct mit
                              									überschüssigem Bleizucker gekocht und das Filtrat (welches klar und wasserhell sein
                              									muſs) mit etwas Silbernitratlösung versetzt. Catechuhaltiger Thee fällt die Silberlösung in bedeutendem
                              									Maſse; es entsteht ein starker, gelbbrauner, flockiger Niederschlag. Reiner Thee
                              									gibt bei dieser Probe mit Silbernitrat nur eine geringe grauschwarze Trübung von
                              									metallischem Silber.
                           Der Farbstoff des Campecheholzes läſst sich im Theedecoct leicht erkennen durch
                              									Einweichen in kaltes Wasser, welches dadurch schwärzlich und auf Zusatz von etwas
                              									Schwefelsäure hellgrün wird. Sehr empfindlich ist die Probe mit gelbem chromsauren
                              									Kali, welches den Theedecoct bei Anwesenheit von Campecheholz schwärzlich blau
                              									färbt, während es auf reinen Thee ohne Wirkung ist.
                           Eisensalze, welche als Färbemittel zugesetzt sein könnten, werden bei einer
                              									Eisenbestimmung in der Asche sofort erkannt; die reine Theeasche enthält nur 0,03
                              									bis 0,12 Proc. Eisenoxyd.Jahresbericht der Chemie, 1873 S. 851. Muspratt's Technische Chemie, 1877 Bd. 4 S.
                                    											1790. Ein Mehrbefund kann nur die Folge eines künstlichen
                              									Zusatzes einer Eisen Verbindung sein.
                           Wie ich oben erwähnte, sind mir bei meinen Untersuchungen 4 Sorten von gefälschtem
                              									Thee untergekommen. Ich gebe im Folgenden die Analysen, deren Resultate mir die
                              									Ueberzeugung einer vorliegenden Fälschung gaben.
                           
                              
                                 Bezeichnung
                                 Gerbstoff
                                 In
                                    											WasserlöslicheExtractiv-stoffe
                                 Gesammt-asche
                                 In WasserlöslicheAsche
                                 
                              
                                 „Russischer Thee“ (wahrscheinlich Sou-      chong)
                                 Proc.6,60
                                 Proc.18,4
                                 Proc.4,76
                                 Proc.0,85
                                 
                              
                                 
                                    „Blüthenthee“
                                    
                                 4,91
                                 15,3
                                 3,34
                                 0,54
                                 
                              
                                 
                                    „Blüthenthee“
                                    
                                 5,13
                                 14,6
                                 4,51
                                 0,90
                                 
                              
                                 „Schwarzer Thee“ (wahrscheinlich Sou-      chong)
                                 19,77
                                 22,4
                                 3,07
                                 1,12
                                 
                              
                           Aus diesen Zahlen ergibt sich, daſs die ersten drei Sorten schon früher einmal mit
                              									Wasser extrahirt worden sein muſsten, ohne daſs denselben etwas zugesetzt wäre. Die
                              									vierte Sorte war augenscheinlich mit einem fremden Gerbstoff künstlich versetzt
                              									worden; der Aufguſs war sehr dunkel und stark trübe; die oben erwähnte Reaction
                              									bestätigte die Vermuthung, daſs der Thee mit Catechu vermischt worden war.
                           Zur Erkennung und Classificirung der Handelssorten des Thees habe ich mich bemüht,
                              									die charakteristischen äuſseren Merkmale der wichtigsten Theesorten festzustellen,
                              									nachdem sich keinerlei chemische Unterscheidungsmerkmale (auſser den schon
                              									erwähnten) auffinden lieſsen. Die Theesorten theilen sich hiernach in vier
                              									Hauptgruppen.
                           
                           1) Der behaarte schwarze, d. i. der sogen. Blüthenthee
                              									(Peko-Thee), dessen obere Fläche schwärzlich, während die
                                 
                                 										untere silberhaarig ist, was schon mit freiem Auge leicht kenntlich ist.
                              									Ich fand die Blätter etwa 3 bis 4cm lang und 1cm breit; es sind aber noch viele jüngere und
                              									selbst Zweigspitzen beigemengt. Der Assam-Peko hat ein
                              									breiteres und kürzeres Blatt als der chinesische. Der
                              									erstere hat ein stärkeres, aber weniger feines Aroma als der letztere und gibt einen
                              									dunkleren Aufguſs.Der Export von indischem Thee nach Europa ist gegenwärtig bedeutend. Seine
                                    											Verwendung verbreitet sich gegenwärtig auch in Oesterreich mehr und mehr,
                                    											allerdings erst seit wenigen Jahren. Sein Verbrauch ist aber gegenüber dem
                                    											des chinesischen Thees noch verschwindend gering. Daſselbe gilt von den
                                    											Sorten des Java- und den trefflichen und wohlschmeckenden des
                                    											Japan-Thees.
                           2) Der glatte schwarze Thee, welchem die Silberhäärchen fehlen. Hierzu müssen viele
                              									Theesorten gerechnet werden, besonders der Congo und
                              										Souchong. Die beiden Sorten sind schwer zu
                              									unterscheiden. Der Souchong bildet groſse ausgewachsene Blätter von 5 bis 6cm Länge und 2 bis 2cm,5 Breite; die Blätter sind bräunlich, unten sehr schwach behaart und
                              									ihre Spitze fehlt zumeist. Congo zeigt eine mehr rothbraune Farbe, namentlich
                              									einzelne Blätter darunter. Die Blätter sind 3 bis 7cm lang und 2cm breit. Beim Congo wie
                              									beim Souchong kommen jedoch auch jüngere Blätter vor. Der Pouchong ist sehr groſsblätterig. Seine Blätter erreichen eine Länge von 8
                              									bis 9cm.
                           3) Der gelbe Thee, wie z.B. Oolong-Thee, ist im
                              									Aeuſseren nicht sehr vom schwärzen unterschieden, und nur ein Bruchtheil der Blätter
                              									zeigt die charakteristische gelbbraune Farbe. Interessant ist die Erscheinung, daſs
                              									die mit heiſsem Wasser extrahirten Blätter in feuchtem Zustande grün erscheinen, wodurch sie sich vom schwarzen Thee
                              									leicht unterscheiden. Mir waren nur zwei Sorten gelben Thees zugänglich. Der gelbe
                              									Japan Thee hatte 3 bis 4cm,5 lange und 1,5 bis
                              										2cm breite Blätter; ähnliche Dimensionen
                              									zeigte Oolong-Mandarin.
                           4) Die grünen Theesorten sind äuſserlich durch ihre Farbe leicht von den vorigen zu
                              									unterscheiden. Die cylindrisch gedrehten Haysan-Blätter
                              									sind mit dem kugelförmig gerollten Perlthee (Gunpowder) nicht zu verwechseln. Je nach der Dimension
                              									der Kügelchen wird der Perlthee weiters eingetheilt.
                           Die eingehendere Unterscheidung der Theesorten würde zu weit führen. Die Chinesen
                              									unterscheiden allein mehr als 700 Sorten.
                           Auſser den erwähnten Bestandtheilen zog ich noch andere Bestandtheile des Thees in
                              									den Kreis meiner Untersuchungen. Mit Berücksichtigung der Befunde anderer Chemiker
                              									stellte ich eine Tabelle über die mittlere Zusammensetzung des Thees auf, welche
                              									hinlänglich genau auf alle Theesorten paſst, um ein richtiges Bild zu geben. Ich
                              									ging hierbei auf folgende Weiſs vor. Das Wasser wurde durch Trocknen bei 100° bestimmt. Der
                              									Wassergehalt schwankt von 5 bis 14 Proc. Der Gerbstoff wurde durch Fällen mit
                              									Kupferacetat ermittelt. Ueber die Schwankungen desselben, namentlich im schwarzen
                              									und grünen Thee, ist oben das Nöthige schon erwähnt. Die Zahlen für Gallussäure,
                              									Oxalsäure und Quercetin entnahm ich den Arbeiten von Hlasiwetz und Malin, für die Boheasäure
                              									benutzte ich Rochleder's Angaben. Das Theeöl bestimmte
                              									ich durch Destillation von 200g Thee mit 1 bis
                              										2l Wasser. Ich destillirte die Hälfte davon
                              									ab, schüttelte das stark und betäubend riechende Destillat mit Aether aus, trocknete
                              									den abgehobenen Aether über Chlorcalcium und destillirte den gröſsten Theil des
                              									Aethers ab; den Rest lieſs ich in einem Glasschälchen freiwillig verdunsten.
                              									Peko-Blüthenthee (Nr. 3) gab 0,41 Proc. und Gunpowder (Nr. 2) 0,52 Proc. des Oeles,
                              									welches hellgelb ist, in mehreren Tagen an der Luft nachdunkelt und verharzt und mit
                              									Salpetersäure sich rothbraun färbt (unter Harzbildung). Mulder hatte gröſsere Zahlen gefunden.Poggendorff's Annalen, 1838 Bd. 43 S. 163. Ich
                                    											berücksichtigte Mulder's Zahlen bei der Angabe
                                    											des mittleren Theeölgehaltes. Steht das wässerige Destillat
                              									längere Zeit an der Luft, so läſst sich mit Aether nahezu kein Oel, sondern nur
                              									etwas Harz ausziehen; auch in verschlossenen Flaschen geht der aromatische Geruch
                              									des Wassers bald verloren. Ich vermuthe, daſs alte Theeblätter hauptsächlich durch
                              									Verharzen des Theeöles das Aroma mit der Zeit verlieren.
                           Den Theïngehalt gab ich zu 2,0 Proc. an, gestützt auf die Angaben von Graham, Stenhouse und Campell, welche als Durchschnitt vieler Sorten diesen Gehalt fanden.Muspratt's Technische Chemie, 1877 Bd. 4 S.
                                    											1787. Der mittlere Extractivstoffgehalt der in Wasser löslichen
                              									Substanzen beträgt nach meinen Analysen im Mittel 40 Proc. Davon sind etwa 15 bis 16
                              									Proc. in starkem Alkohol unlöslich. 12 Proc. davon kommen auf Eiweiſskörper,
                              									wahrscheinlich Legumin, welche ich aus Zöller's
                              									Stickstoffbestimmung im Extract berechnete. Der Rest besteht aus gummiartigen
                              									Stoffen, welche nebst Farbstoffen auch Zucker und Dextrin enthalten dürften; denn
                              
                              									die wässerige Lösung des in Alkohol Unlöslichen, mit Bleiessig gefällt, gibt ein
                              									Filtrat, das nach Entfernung des Bleies mit Schwefelwasserstoff einen gelbbraunen
                              									Syrup hinterläſst, welcher die Fehling'sche Lösung sehr stark reducirt. Die
                              									Eiweiſsstoffe in den extrahirten Blättern berechnete ich ebenfalls aus Zöller's Stickstoffbestimmung. Chlorophyll, Fett, Harz
                              									u. dgl. wurden mit Aether ausgezogen und 7 Proc. von diesen Bestandtheilen im
                              									Peko-Thee gefunden. Schon die dunkle Farbe der Lösung zeigt an, daſs auſser
                              									Chlorophyll, Fett und Harz (welche ich nicht weiter trennte, sondern Mulder's Zahlen aufnahm) noch fremde Farbstoffe u. dgl.
                              									vorhanden sein müssen, auf welche nach Abzug der drei zuerst genannten Bestandtheile
                              									mindestens 2 Proc. zu rechnen sind. Der Rückstand wurde dann noch mit Salzsäure ausgelaugt
                              									und schlieſslich nach und nach mit verdünnter Kalilauge und Alkohol digerirt, um die
                              									Cellulose zu reinigen. Der bei 100° getrocknete Rückstand gab nach Abzug des
                              									Aschengehaltes (es war beim Peko-Thee 0,9, beim Gunpowder 1,1 Proc. Asche geblieben)
                              									die Cellulose.
                           Nachdem ich dies vorausgeschickt habe, gebe ich die auf diese Weise von mir
                              									aufgestellte Tabelle über die mittlere Procent-Zusammensetzung des Thees:
                           A. In Wasser löslich: 40 Proc.
                           
                              
                                 Hygroskopisches Wasser
                                 10,0
                                         
                                 K2O
                                 0,938
                                 
                              
                                 Gerbstoff
                                 10,0
                                 
                                 Na2O
                                 0,014
                                 
                              
                                 Gallussäure, Oxalsäure und
                                 
                                 
                                 CaO
                                 0,036
                                 
                              
                                     etwas Quercetin
                                 0,2
                                 
                                 MgO
                                 0,051
                                 
                              
                                 Boheasäure
                                 0,1
                                 
                                 Fe2O3
                                 0,024
                                 
                              
                                 Theïn
                                 2,0
                                 
                                 Mn3O4
                                 Spur
                                 
                              
                                 TheeölDeshalb zu den in Wasser löslichen Bestandtheilen gerechnet, weil es
                                          													beim kurzen Kochen mit Wasser mit den Dämpfen
                                          											entweicht.
                                 0,6
                                 
                                 P2O5
                                 0,133
                                 
                              
                                 Eiweiſskörper (wahrscheinlich
                                 
                                 
                                 SO3
                                 Spur
                                 
                              
                                     Legumin)
                                 12,0
                                 
                                 SiO2
                                 0,021
                                 
                              
                                 Gummiartige Substanzen, nebst
                                 
                                 
                                 CO2
                                 0,430
                                 
                              
                                     Dextrin und Zucker
                                 3 bis 4
                                 
                                 Cl
                                 Spur.
                                 
                              
                           Zusammen etwa 1,7 Proc. Aschenbestandtheile.Die Asche wurde aus einer gröſseren Menge Extract bestimmt. Die Kohlensäure
                                    											der Asche findet sich im Theedecoct jedenfalls durch organische Säuren
                                    											vertreten. Nur wenige Theesorten sind sehr manganreich, so z.B. der von mir
                                    											untersuchte Pouchong, dessen Asche eine tiefrothe wässerige Lösung gab in
                                    											Folge der Bildung von Hypermanganat.
                           B. In Wasser unlöslich: 60 Proc.
                           
                              
                                 Eiweiſskörper
                                 12,7
                                         
                                 CaO
                                 0,584
                                 
                              
                                 AetherischeExtractiv-stoffe7,2 Proc.
                                 ChlorophyllWachsHarzFarbstoffe etc.
                                 1,8 bis 2,20,23,01,8
                                 
                                 MgoFe2O3Mn3O4P2O3
                                 0,5920,0450,0191,031
                                 
                              
                                 Extractivstoffe gröſstentheils
                                 
                                 
                                 SO3
                                 0,046
                                 
                              
                                     in Salzsäure löslich
                                 16,0
                                 
                                 SiO2
                                 0,680
                                 
                              
                                 Cellulose
                                 20,1
                                 
                                 CO2
                                 0,744
                                 
                              
                                 K2O
                                       0,290
                                 
                                 Cl
                                 Spur
                                 
                              
                                 Na2O
                                       0,052
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Zusammen etwa 4,0 Proc. Aschenbestandtheile.
                           Durch diese Analysen kann auch mit Leichtigkeit ein Einblick in die Zusammensetzung
                              									des Theegetränkes gewonnen werden; die im Wasser
                              									löslichen Bestandtheile gehen in den Aufguſs über. Durch die Analyse des für
                              									gewöhnlich als Getränk genossenen Theeaufgusses fand ich, daſs derselbe nur 0,2 bis
                              									0,4 Proc. Extractivstoffe enthält und somit die in demselben enthaltenen
                              									Extractivstoffe nur 0,05 bis 0,1 der in voriger Tabelle angegebenen Procentzahlen
                              									betragen. Von den mineralischen Stoffen darf man sich deshalb (bei ihrem
                              									spurenweisen Vorkommen) keine Wirkung versprechen; so kann z.B. die Wirkung des Eisens – von welcher
                              										Liebig sich einen günstigen physiologischen
                              									Einfluſs hoffte – nicht von Belang sein; denn das Theegetränk enthält nur 0,002
                              									Proc. davon. Eher kommen die in gröſserer Menge vorhandenen organischen Stoffe,
                              									namentlich der auf den Organismus sehr günstig wirkende Gerbstoff und das aufregende
                              									Theeöl, zur Geltung. Der wirkliche Nährwerth des Thees kann ebenfalls nicht von
                              									Bedeutung sein in Anbetracht der geringen Menge sowohl von Eiweiſssubstanzen, als
                              									von Kohlehydraten. Das Theegetränk aber durch Zusatz von Soda zum Wasser –
                              									alkalisches Wasser löst einige der in reinem Wasser unlöslichen Eiweiſsstoffe
                              									(Kleber) – nährender machen zu wollen, ist ganz verwerflich, weil der Aufguſs wohl
                              									eine viel dunklere Farbe bekommt, aber an Aroma bedeutend verliert und einen
                              									unangenehmen Nebengeschmack annimmt.
                           Meine Bemerkungen über den geringen Nährwerth des Thees sollen jedoch nicht von dem
                              									Genuſs des trefflichen gesunden Theegetränkes abschrecken – dessen
                              									culturhistorischen Werth LeckyGeschichte des Geistes der Aufklärung in
                                          													Europa, 1874 S. 435. so rühmend hervorhebt –
                              									meine Arbeiten mögen vielmehr wenigstens einen Bruchtheil von den 500 Millionen der
                              									Thee trinkenden Menschen vor Fälschungen sichern.
                           Troppau, Januar 1879.