| Titel: | Ueber die Fortschritte der Eisenindustrie in Cleveland; von J. L. Bell. | 
| Autor: | – r. | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 546 | 
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                        Ueber die Fortschritte der Eisenindustrie in
                           								Cleveland; von J. L.
                              								Bell.
                        Bell, über die Fortschritte der Eisenindustrie in
                           								Cleveland.
                        
                     
                        
                           Das Vorkommen von Eisenstein an der Nordostküste Englands war schon vor d. J. 1750
                              									bekannt, und die bedeutenden Kohlenlager von Northumberland und dem nördlichen
                              									Durham lieferten das Brennmaterial zu seiner Verhüttung. Vor der genannten Zeit
                              									waren nur grobstückige Kohlen handelsfähig, und aus diesem Grunde sammelten sich
                              									allmälig in der Umgebung der Kohlenzechen gewaltige Haufwerke von feiner
                              									unverkäuflicher Kohle an, welche sich häufig von selbst entzündeten, oder auch
                              									absichtlich in Brand gesteckt wurden, um Platz zu gewinnen. Aus besagtem Grunde war
                              									diese Kohle fast vollständig werthlos und wurde sogar noch im J. 1851 frei an Bord
                              									des Tyne- und des Wear-Flusses zum Preise von 1,50 M. für 1t verkauft. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts,
                              									als man die Erhitzung der Gebläseluft zur Roheisen-Erzeugung noch nicht kannte,
                              									erforderte jede Tonne dieses Fabrikates 8 bis 10t
                              									Kohlen; der groſse Vortheil, welcher den Hüttenbesitzern jener Zeit aus dem
                              									Vorhandensein so bedeutender und billiger Kohlenvorräthe erwuchs, bedarf demnach
                              									keiner weiteren Erläuterung. Trotz des Umstandes, daſs nur diejenigen
                              									Eisensteinpartien gesucht und verhüttet wurden, welche direct ins Auge fielen – und
                              
                              									dieselben waren an Menge sehr beschränkt – wagte es Cookson i. J. 1735, bei Chester-on-Street in der Grafschaft Durham einen
                              									Hohofen zu erbauen. Derselbe befand sich in der Nähe eines kleinen Baches, welcher
                              									das zum Betriebe der Gebläsemaschine erforderliche Wasser lieferte, war 10m,5 hoch und producirte wöchentlich 25t Roheisen. Da dieser Ofen die in der
                              									Nachbarschaft zur Verfügung stehenden Eisenerze sehr bald erschöpft hatte, so lieſs
                              									man in der Folge diese von Robin Hood's Bay an der Küste von Yorkshire anfahren, und
                              									es war wahrscheinlich um
                              									dieselbe Zeit, als die ersten gröſseren Arbeiten im Haupteisensteinlager von
                              									Cleveland begonnen wurden.
                           Zu Anfang dieses Jahrhunderts wurden Hütten gebaut zu Lemington-on-Tyne, in der
                              									Voraussetzung, daſs die benachbarten Erzgruben hinreichende Mengen liefern würden
                              									für ihren Bedarf. Der Eisenstein kostete damals, auf die Hütte geliefert, ungefähr
                              									16 M. die Tonne. Die Selbstkosten des Roheisens erreichten die Höhe von 104 M. bei
                              									einem Verkaufspreis von 160 M. für 1t. Da man sich
                              									auch hier in Bezug auf Eisensteinvorkommen in der Umgebung der Hüttenwerke sehr bald
                              									getäuscht sah, so nahm man ebenfalls seine Zuflucht zu den an der Küste von
                              									Yorkshire zerstreut gelagerten Eisenerzen. Nicht sehr lange nachher wurden in
                              									derselben Voraussicht, wie bei den vorbenannten, folgende Hohöfen angelegt: 1830 zu
                              									Birtley in Durham 2 Hohöfen, 1836 zu Wylam in Northumberland 1, 1840 in Ridsdale 2,
                              									in Hareshaw 3 und in Shotley in Durham 14 Oefen, welche, mit Ausnahme der
                              									letztgenannten Hütte, theils in Folge zu spärlicher Eisensteinvorräthe, theils wegen
                              									der zu groſsen Entfernung der Eisen-Abnehmer, nur ein kurzes Dasein fristeten. Im J.
                              									1835 entdeckte einer der Besitzer der Hohofenanlage von Lemington an der
                              									Meeresküste, im Süden von Whitby, einen Flügel des groſsen Clevelander
                              									Eisensteinlagers und organisirte sehr bald darauf einen regelmäſsigen Transport
                              									dieser Erze zu den Hohöfen am Tyne. Im J. 1838 begann in Kettleness und Staithes,
                              									zwei Dörfern an der Mündung des Tees, ebenfalls der Abbau des genannten Lagers,
                              									welchem man damals den Namen Eisenstein von Whitby oder Yorkshire gab, und i. J.
                              									1842 wurde zu Walker der erste Hohöfen zur ausschlieſslichen Verhüttung dieses Erzes
                              									erbaut. Ebenso wie ihre Vorgänger täuschten sich Bolckow und Vaughan über das
                              									Eisensteinvorkommen im Kohlendistrict von Durham. Nachdem die Genannten sich i. J.
                              									1840 in Middlesborough niedergelassen hatten, legten sie etwa 5 Jahre später in
                              									Witton Park 4 Hohöfen an und waren sehr bald darauf genöthigt, ihre Zuflucht zu den
                              									Eisensteinlagern von Whitby zu nehmen, obgleich, wie sicherst später herausstellte,
                              									ein Erz von viel besserer Qualität in unbedeutender Entfernung von den Hohöfen
                              									vorkam.
                           Das groſse Lager von Cleveland wurde i. J. 1849 durch den Grubenarbeiter J. Roseby im Thale von Skinningrove entdeckt, dort wo
                              									dasselbe an den Ufern des Tees zwischen Middlesborough und der Nordsee zu Tage
                              									tritt, Bolckow und Vaughan
                              									gebührt aber das unbestreitbare Verdienst, den Cleveland-Eisenstein zuerst im
                              
                              									Groſsen nutzbar gemacht zu haben.
                           Bevor wir zur Beschreibung der allmäligen Entwicklung der Eisenfabrikation in
                              									Cleveland übergehen, ist es nützlich, einige Bemerkungen über die geologischen
                              									Verhältnisse des Nord-Ostens von England überhaupt zu machen. Die vorherrschende
                              									Gebirgsart im westlichen Theile dieses Landes ist der Kohlenkalkstein, und aus ihm
                              									wurde sowohl Eisenstein, als Kohle für die zuerst in der Grafschaft Nothumberland
                              									erbauten Hütten entnommen. Der wohlbekannte Kohlendistrict von Northumberland und
                              									Durham lagert über dem Kohlenkalkstein und ist von ihm getrennt durch eine Schicht
                              									von Kohlensandstein. Diese Kohlenfelder sind die reichsten der Welt und liefern etwa
                              									¼ der Gesammtproduction von Groſsbritannien. Im J. 1876 betrug die Kohlenförderung
                              									Englands 134000000t, diejenige von Northumberland
                              									und Durham allein 32000000t, und die Grafschaft Durham liefert hiervon ungefähr ¾,
                              									während sie nebenbei den Vortheil genieſst, den Eisensteinlagern von Yorkshire
                              									zunächst gelegen zu sein, und aus diesem Grunde fast ausschlieſslich die dort
                              									vorhandenen Hütten mit Brennmaterial versieht. Nachstehende Analyse gibt Aufschluſs
                              									über die Zusammensetzung der beiden im District von Brancepeth vorkommenden
                              									Kohlenflötze:
                           
                              
                                 
                                 Kohlen-stoff
                                 Wasser-stoff
                                 Sauer-stoff
                                 Wasser
                                 Asche
                                 Schwefel
                                 
                              
                                 Flötz von Bustey
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   Oberes Lager
                                 81,22
                                 4,70
                                 9,45
                                 0,85
                                 3,28
                                 0,81
                                 
                              
                                   Unteres Lager
                                 78,46
                                 4,42
                                 8,82
                                 0,99
                                 6,17
                                 1,83
                                 
                              
                                 Flötz von Brockwell
                                 83,40
                                 4,40
                                 7,18
                                 0,90
                                 3,50
                                 1,00.
                                 
                              
                           
                           Die Kohle liefert 60 bis 65 Proc. Koke von folgender
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Kohlenstoff
                                 Asche
                                 Schwefel
                                 Wasser
                                 
                              
                                 Hamsteels
                                 92,55
                                 6,36
                                 0,88
                                 0,21
                                 
                              
                                 Consett
                                 91,88
                                 6,91
                                 0,84
                                 0,37
                                 
                              
                                 Whitworth
                                 91,56
                                 6,69
                                 1,21
                                 0,54
                                 
                              
                                 South Brancepeth
                                 93,41
                                 5,30
                                 0,91
                                 0,36.
                                 
                              
                           Nach mancherlei Versuchen, die alte Construction der Kokesöfen zu ändern, ist man mit
                              									wenigen Ausnahmen zu dem System der Bienenkorb-Oefen zurückgekehrt; vereinzelt
                              									findet man auch Oefen mit Zugkanälen. Die einzige Neuerung auf den Kokesbrennereien
                              									besteht in der Benutzung der abziehenden Oase zur Dampferzeugung, und ist man heute
                              									hierin so weit gelangt, sämmtliche Betriebsmaschinen ohne besondere Feuerung in
                              									Thätigkeit zu erhalten (vgl. *1878 230 503).
                           Die Kohlenablagerung folgt auf einer beträchtlichen Länge den Küsten der Nordsee und
                              									erstreckt sich bis auf noch unbekannte Entfernungen unter die Meeressohle. Der
                              									darüberliegende Zechstein beginnt im Norden von Sunderland, nach dem Süden und Osten
                              									an Breite beträchtlich zunehmend. Der folgende bunte Sandstein trennt in einer Länge
                              									von 85km den Kohlendistrict von einem Plateau,
                              									dessen Grenze durch die Orte Osmotherley, Stokesley, Eston und Redcar bezeichnet
                              									wird. Dieses Plateau, bekannt unter dem Namen „Cleveland Hills“, wird durch
                              									Ablagerungen der Juraformation gebildet und enthält die ausgedehnten Eisensteinlager
                              									von Cleveland. Der reichere und mächtigere Theil dieses Vorkommens befindet sich im
                              									Lias und erreicht dort eine Höhe bis zu 4m,85. An
                              									einzelnen Orten, zum Beispiel in Liverton, ist dieses Lager mit fest anhaftenden
                              									Schieferschichten durchsetzt und liefert deshalb dort ein um 4 bis 5 Proc.
                              									geringeres Ausbringen an Eisen als anderwärts. Das zwischen dem Tees und dem Esk
                              									gelegene Eisensteinvorkommen umfaſst einen Flächenraum von ungefähr 52000ha, dessen Zusammensetzung an den bedeutendsten
                              									Gewinnungspunkten folgende ist:
                           
                              
                                 
                                 Normanby
                                 Eston
                                 Upleatham
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 38,16
                                 32,92
                                 37,07
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 2,60
                                 3,60
                                 4,48
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 0,74
                                 0,95
                                 –
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 5,92
                                 7,86
                                 12,37
                                 
                              
                                 Kalk
                                 7,77
                                 7,44
                                 4,67
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 4,16
                                 3,82
                                 2,69
                                 
                              
                                 Kali
                                 –
                                 0,27
                                 –
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 22,00
                                 22,85
                                 23,46
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 10,36
                                 8,76
                                 10,63
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,14
                                 0,11
                                 –
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 1,07
                                 1,86
                                 1,17
                                 
                              
                                 Wasser
                                 4,45
                                 2,97
                                 3,36
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 97,37
                                 100,41
                                 99,90
                                 
                              
                                 Metallisches Eisen
                                 31,52
                                 33,65
                                 31,37.
                                 
                              
                           Die Nutzbarmachung der Gichtgase griff nur sehr allmälig Platz. Heute werden
                              									dieselben auf jeder Hütte zur Dampferzeugung und Erhitzung der Gebläseluft
                              									verwendet, so daſs wenig oder gar keine Stochkohlen angeschafft zu werden
                              									brauchen.
                           Auch die innere Form der Hohöfen wurde bis zum J. 1830 fast nicht geändert. Die
                              
                              									zunächst nach der Entdeckung der Eisensteinlager an den Ufern des Tees erbauten
                              									Oefen waren 14,35 bis 15m,25 hoch und hatten 4m,85 im Kohlensack; erst die Gebrüder Whitwell errichteten 18m,25 hohe Oefen. Nach ihnen legte J. Vaughan
                              									einen Ofen von 22m,85 mit 4m,85 Kohlensackdurchmesser und darauf Bell u.a. solche von 24m,35 mit 6m,10 Kohlensackweite an. Die
                              									letztgenannten Hohöfen hatten ein Fassungsvermögen von 425cbm. Mit der Vergröſserung des Rauminhaltes der
                              									Oefen ging die höhere Erhitzung der Gebläseluft Hand in Hand. Abgesehen von der
                              									gröſseren Gleichförmigkeit der Temperatur, stieg mit der Verwendung der Hohofengase
                              									zur Winderhitzung auch die Intensität der Wärme, so daſs heute auf den meisten Hütten mit Temperaturen
                              									zwischen 500 und 600° geblasen wird. Die unmittelbare Folge hiervon war eine
                              									Verminderung des Kokesverbrauches bis zu 35 Proc. und des Kalksteinzuschlages um 15
                              									bis 25 Proc. Während früher, bei einer Windtemperatur von 315 bis 380°, ein Hohofen
                              									wöchentlich etwa 220t Roheisen erzeugte, bei einem
                              									Verbrauch von 1750 Kokes auf 1000 Eisen, erhält man jetzt, mit einem Ofen von 24m,30 Höhe und 7m,6 Kohlensackdurchmesser, wöchentlich 400t
                              									Roheisen mit weniger als 1150 Kokes für 1000 Eisen.
                           Die günstigen Resultate, welche mit der Vergröſserung der Hohöfen verknüpft waren,
                              									veranlaſsten viele Hüttenbesitzer, Oefen von noch bedeutenderer Höhe und Weite
                              									anzulegen, und die gleichzeitige Einführung der aus teuerfesten Steinen erbauten
                              									Winderhitzungsapparate, nach den Systemen Siemens,
                                 										Cowper und Th. Whitwell, gestattete die
                              									Vermehrung der Windtemperatur bis auf 760°. In Middlesborough, wo in Bezug auf die
                              									mit Hohöfen erreichbare Rentabilität nach jeder Richtung durchschlagende Versuche
                              									gemacht worden sind, hat man indeſsen festgestellt, daſs über einen Rauminhalt von
                              										354cbm und über eine Windtemperatur von 540°
                              									hinaus, sowohl was Production als Kokesverbrauch angeht, wohl kaum günstigere
                              									Resultate erreichbar sind. Die Ersparniſs an Kohlen, seit Einführung gröſserer
                              									Ofendimensionen und höher erhitzter Gebläseluft, im Vergleich mit den alten Hohöfen
                              									von 170cbm Inhalt bei 315° Windtemperatur,
                              									beziffert sich für den Nordosten von England allein jährlich auf ungefähr 3500000t.
                           Die 37 Hütten dieses Bezirkes mit 165 Hohöfen verschmolzen i. J. 1877 gegen 6280000t
                              									Eisenstein und lieferten 2138378t Roheisen. Aus den mitgetheilten Analysen ist
                              									ersichtlich, daſs der Phosphorgehalt des Cleveland Eisensteines sehr bedeutend, und
                              									da im Hohofen sämmtlicher Phosphor in das Roheisen übergeht, so leidet das
                              									Cleveland-Eisen ganz besonders unter diesem Feinde. Auſserdem ist der Gehalt des
                              									Eisensteins an Phosphor so schwankend, daſs von Stunde zu Stunde das im Hohofen
                              									erzeugte Roheisen einen um 0,5 Proc. ab- oder zunehmenden Phosphorgehalt erlangen
                              									kann.
                           Die Roheisenproduction Clevelands beträgt etwa ⅓ derjenigen Groſsbritanniens. Mit ihr
                              									haben die zur Herstellung von Fertigeisen dienenden Anlagen fast gleichen Schritt
                              									gehalten; denn während heute im ganzen Königreich 7159 Puddelöfen vorhanden sind,
                              									hat Cleveland deren in 20 Hütten 1894 aufzuweisen. Die Gesammtproduction des in
                              									diesen Puddelofen erzeugten Schmiedeisens betrug i. J. 1877 396640t. Die in letzterer Zeit in Cleveland erbauten
                              									Walzwerke können in jeder Beziehung mit denjenigen des übrigen Königreiches
                              									concurriren, haben indeſsen in Folge des bedeutenden Phosphorgehaltes des zu
                              									verarbeitenden Roheisens einen sehr schwierigen Standpunkt. Trotzdem wird heute, wie
                              									aus den nachfolgenden Analysen ersichtlich, aus Cleveland-Roheisen ein Fabrikat
                              									erzeugt, welches demjenigen der anderen Districte des Landes mindestens ebenbürtig
                              									ist. Die an die Nordost-Eisenbahngesellschaft gelieferten Schienen enthielten nach
                              									verschiedenen Proben (vgl. auch 1878 229 186. 294):
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 Silicium
                                 Schwefel
                                 Phosphor
                                 
                              
                                 0,08
                                 0,07
                                 0,08
                                 0,210 Proc.
                                 
                              
                                 0,10
                                 0,21
                                 0,02
                                 0,190
                                 
                              
                                 0,08
                                 0,20
                                 0,05
                                 0,260
                                 
                              
                                 0,08
                                 0,12
                                 0,05
                                 0,330
                                 
                              
                           Die Stadt Middlesborough hat ferner zuerst unter groſsen Geld- und Zeitopfern die
                              									mechanischen Puddelöfen von Danks, Godfrey und Howson, Crampton und Spencer ihren Zwecken dienstbar gemacht, und unter allen ist es die Firma
                              										Hopkins, Gilkes und Comp., welche in dieser
                              									Beziehung das Hervorragendste geleistet hat. Leider ist das in den mechanischen
                              									Puddelöfen erzeugte Fabrikat grade für die Darstellung von Eisenbahnschienen dadurch
                              									wenig geeignet, weil es in Folge seiner Weichheit von nur geringer Dauer ist, und
                              									auſserdem sind die Herstellungskosten von Bessemerstahl heute so niedrig, daſs
                              									letzterer zu dem genannten Zwecke stets den Vorrang genieſst. Aus diesem Grunde hat
                              									die Firma Bolckow, Vaughan und Comp., obgleich sie die
                              										besten Eisensteine
                              									von Cleveland besitzt, kürzlich ein Bessemerwerk angelegt, welches im Stande ist,
                              									wöchentlich 2000t Stahlschienen herzustellen, und
                              									bezieht die dazu erforderlichen Erze von der Westküste Englands und aus Bilbao.
                           Der Ersatz des Eisens durch Stahl macht sich in neuerer Zeit in so hohem Grade
                              									geltend, daſs es schwierig erscheint, die Eisenfabrikation in Cleveland auf ihrer
                              									früheren Höhe zu erhalten. Es ist dies nur durch ein billiges Verfahren zur
                              									Entfernung des Phosphors möglich. Alle Versuche, welche bis vor Kurzem zu diesem
                              									Zwecke gemacht worden waren, lieferten nur geringen Erfolg. Man weiſs zwar seit
                              									langer Zeit, daſs der geeignetste Stoff zur Aufnahme von Phosphor Eisenoxyd ist,
                              									aber leider verschwand stets mit dem Phosphor der das Roheisen begleitende
                              									Kohlenstoff, wodurch das Eisen seine Dünnflüssigkeit verlor und damit die
                              									Möglichkeit einer wirksamen Reaction. Nach den Versuchen neuester Zeit (vgl. S. 274
                              									d. Bd.) hat die schnelle Oxydation des Kohlenstoffes jedoch nur bei Temperaturgraden
                              									statt, welche viel höher sind, als dies zum Flüssigmachen von Roheisen erforderlich
                              									ist. Ueberschreitet man diesen Temperaturgrad nur sehr wenig, so tritt eine
                              									energische Reaction von Eisenoxyd auf Phosphor ein, ohne daſs das Roheisen merklich
                              									an Kohlenstoff verliert, so daſs beispielsweise innerhalb 40 Minuten, bei einem
                              									Kohlenstoffverlust von nur 8 bis 10 Proc., der Phosphorgehalt des Roheisens um 85
                              									bis 95 Proc. vermindert werden kann. Auf die genannte Weise sind bis heute etwa
                              										50t Stahl aus Cleveland-Eisen erzeugt worden,
                              									welcher 0,244 Proc. Kohlenstoff, 0,019 Proc. Silicium, 0,026 Proc. Schwefel und
                              									0,154 Proc. Phosphor enthielt. Dieser Stahl trug 56 bis 65k auf 1qmm bei
                              									einer Verlängerung um 20 bis 25 Proc. In allerletzter Zeit hat man es sogar
                              									erreicht, den Siliciumgehalt bis auf 0,016 und den Phosphorgehalt bis 0,054 Proc. zu
                              									reduciren.
                           Auſser den genannten findet das Cleveland-Eisen eine weitere Verwendung zur
                              									Herstellung von Guſswaaren und namentlich von Poterie- und Ofenguſs. Die Umgebung
                              									von Glasgow bezieht gegenwärtig täglich ungefähr 1000t Clevelander-Roheisen zu Gieſsereizwecken. (Nach der Revue
                                       												universelle. 1878 Bd. 3 S. 717.)
                           
                              
                                 – r.