| Titel: | Vorschläge zur Aufsuchung einer rationellen Methode zur Berechnung des Riementriebes; von Prof. L. Pinzger. | 
| Autor: | L. Pinzger | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 22 | 
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                        Vorschläge zur Aufsuchung einer rationellen
                           								Methode zur Berechnung des Riementriebes; von Prof. L. Pinzger.Das Manuskript kam der Redaction kurze Zeit nach Einlauf Prof. Schmidt's Abhandlung „Theorie des Riementriebes“ (1879 231
                                 										406) zu; leider war es unmöglich, beide Arbeiten im vorhergehenden Band
                                 										unterzubringen. (Vgl. auch 1879 231 550.)
                           							
                        Mit Abbildungen.
                        Pinzger, zur Berechnung des Riemenbetriebes.
                        
                     
                        
                           Das auſserordentlich lebhafte Interesse, welches die Mittheilungen von Professor Radinger über die in Nordamerika beliebte, ausgedehnte
                              									Verwendung der Riementransmission zur Uebertragung selbst sehr bedeutender Effecte
                              									in den Kreisen der deutschen Maschinen-Ingenieure hervorgerufen hat, gibt wohl
                              									genügende Veranlassung, die Methode, nach welcher man in Amerika die
                              									Constructionsverhältnisse dieser Transmission rechnungsmäſsig feststellt, einer
                              									kritischen Prüfung zu unterziehen. Unter voller Anerkennung des hohen Verdienstes,
                              									welches sich Prof. Radinger durch die Veröffentlichung
                              									der amerikanischen Berechnungsweise erworben, kann trotzdem nicht geleugnet werden,
                              									daſs auch der amerikanischen Formel eine gewisse Einseitigkeit anhaftet, wie solche
                              									den bisher in Deutschland üblichen Berechnungsmethoden mit vollem Rechte zum Vorwurf
                              									gemacht werden muſs.
                           Dies zu zeigen, soll zunächst der Zweck der folgenden Auseinandersetzungen sein, an
                              									welche ich mir alsdann erlauben will, einige Vorschläge zu knüpfen, welche
                              									vielleicht dahin führen können, für die Riementransmission diejenigen Verhältnisse
                              									zu ermitteln, durch deren gleichzeitig auftretende Wechselwirkung der Riemenbetrieb
                              									sowohl hinsichtlich der Anlage-, als der Betriebskosten zu seiner gröſstmöglichen Vollkommenheit
                              									ausgebildet werden kann.
                           Behufs möglichst rascher Orientirung mögen folgende Bezeichnungen
                              									eingeführt werden: Mit Bezug auf die getriebene
                              									Scheibe, für welche die Länge des umspannten Bogens kleiner angenommen werden soll,
                              									als bei der treibenden, sei:
                           
                              
                                 
                                    K1
                                    
                                 Zugkraft
                                 in
                                 der
                                 ziehenden
                                 Riemenstrecke,
                                 
                              
                                 
                                    K2
                                    
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gezogenen
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 (beide in Kilogramm),
                                 
                                 
                              
                                 
                                    P
                                    
                                 Umfangswiderstand in Kilogramm,
                                 
                              
                                 
                                    R
                                    
                                 Scheibenhalbmesser in Meter,
                                 
                              
                                 
                                    b
                                    
                                 Riemenbreite in Meter,
                                 
                              
                                 
                                    v
                                    
                                 secundliche Riemengeschwindigkeit in
                                    											Meter,
                                 
                              
                                 
                                    α
                                    
                                 Arcuszahl des vom Riemen umspannten
                                    
                                    											Bogens,
                                 
                              
                                 
                                    f
                                    
                                 der Reibungscoefficient zwischen Riemen und
                                    											Scheibenumfang.
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 232, S. 22
                              
                           Nach der in fast sämmtlichen deutschen Hand- und Taschenbüchern
                              									durchgeführten Berechnungsmethode soll bekanntlich:
                           K_1\leq K{_2} e^f^\alpha (wobei
                              										e=2,7182818..) . . . . . . (1)
                           sein, damit der Riemen auf der Scheibe nicht gleitet.
                              									Mit Annahme der landläufigen Werthe für f und α erhält man alsdann für gewöhnlich vorkommende
                              									Verhältnisse in runder Zahl: K1 = 2K2; da auſserdem unzweifelhaft:
                           K_1-K_2=P . . . . . . (2)
                           sein muſs, so wird bekanntlich K_2=P
                              									und K_1=2P. Die Riemenbreite b
                              									berechnete sich hiernach aus der zulässigen Beanspruchung des Materials für das
                              									Quadratmillimeter, oder auch für das Centimeter Riemenbreite unter Voraussetzung
                              									einer mittleren Riemendicke δ von 5mm, mit Zugrundelegung der Zugkraft K1.
                           Wie bereits genugsam erörtert, liegt die Unvollkommenheit dieser
                              									Rechnungsmethode in dem Umstände, daſs obige Formeln einen Einfluſs des
                              									Scheibenhalbmessers R auf die Wahl der Riemenbreite
                              									nicht erkennen lassen.
                           Bei der zweiten in Deutschland bisher üblichen Methode (von Roebling) ging man davon aus, in erster Linie einen
                              									zweckmäſsigen Werth für b festzustellen, indem
                              									allgemein:
                           \frac {bv}N=Const. . . . . . . (3)
                           gesetzt wurde, d.h. indem man für die in der Secunde
                              									und für die Pferdestärke sich abwickelnde Riemenfläche einen bestimmten Werth
                              									annahm. Diese Formel ist z.B. in den technischen Kalendern von Heusinger von Waldegg und von Fehland zur Berechnung der Riementriebe benutzt, indem man
                              										r=\frac{2R\pi n}{60}=\frac{D\pi n}{60} (n = minutliche Tourenzahl) einführte und hiernach
                              										b=Const\,\frac N{nD} erhielt; vor dem Erscheinen einer zu
                              									groſsen Riemenbreite schützte man sich durch eine ziemlich willkürliche Wahl der
                              									Gröſse des constanten Factors, indem man für denselben bei geringer
                              									Riemengeschwindigkeit kleinere, bei gröſserer Riemengeschwindigkeit stetig
                              									zunehmende Werthe substituirt. In der That liegt der Werth der Constanten von
                              									Gleichung (3) bei solchen Riementransmissionen, deren Constructionsverhältnisse im
                              									Uebrigen als ganz brauchbar angesehen werden, zwischen sehr weiten Grenzen, nämlich
                              									zwischen 0,06 und 0,14, so daſs als Mittelwerth dieser Constanten die Zahl 0,1
                              									erscheint.
                           Auſserdem wurde die durch einen einfachen Riemen mit Sicherheit
                              									übertragbare Zugkraft gewöhnlich zu 6 bis 12k (im
                              									Mittel 9k) für 1cm Riemenbreite angenommen und hiernach beurtheilt, ob ein einfacher, oder
                              									doppelter, oder in der Mitte einfacher und an den Kanten doppelter Riemen angewendet
                              									werden müſste. Bei letzterer Ueberlegung war man nothwendig vor die Frage gestellt,
                              									in welchem Gröſsenverhältniſs K1 zur Umfangskraft P angenommen
                              									werden müsse, und damit wieder auf die Formeln (1) und (2) zurückverwiesen; mit
                              									anderen Worten, man war genöthigt, an die Beantwortung der Frage heranzutreten:
                              										„Bis zu welchem Minimalbetrage darf denn nun K2 ermäſsigt werden, ohne daſs der
                                 										Riemen auf der kleineren der beiden Scheiben zu gleiten beginnt?“ Das
                              									einzige Mittel, den Werth K2 bis auf ein Minimum herabzumindern, ohne ein Gleiten des Riemens
                              									befürchten zu müssen, besteht offenbar in der möglichsten Vergröſserung des
                              									Reibungswiderstandes zwischen Riemen und Scheibe, und man konnte, von der Formel (1)
                              									ausgehend, die Lösung dieser Aufgabe bei gegebener Gröſse von α folgerichtig nur in der Vergröſserung des
                              									Reibungscoefficienten f suchen. Aus diesem Bestreben
                              									entwickelten sich die Constructionen der mit Leder bandagirten und der Starck'schen „Elastic-Scheibe“ (* 1875 218 393), welchen trotz der neueren Anschauungen eine
                              									gewisse Berechtigung zuerkannt bleiben muſs.
                           Die Mittheilungen Prof. Radinger's,
                              									betreffend die amerikanische Berechnungsweise des Riemenbetriebes, sind unstreitig
                              									mit um so gröſserer Freude zu begrüſsen, als die Formel (3) sich durch streng
                              									mathematische Ableitungen nicht begründen läſst, aufweichen Umstand auch schon die
                              									gröſse Dehnbarkeit des constanten Factors hinweist, dessen man sich bei der
                              									praktishen Anwendung dieser Formel bedient.
                           Angesichts der Frage, ob man nunmehr die bisher in Deutschland
                              									üblichen Berechnungsweisen ganz über Bord werfen und sich der amerikanischen Formel
                              										bedienen müsse, will
                              									ich mir nun erlauben, letztere einer kurzen Kritik zu unterziehen, und hierbei meine
                              									Eingangs ausgesprochene Behauptung, daſs auch der amerikanischen Roper'schen Formel eine unverkennbare Einseitigkeit
                              									anhaftet, beweisen.
                           Die Roper'sche Formel lautet (für
                              									obige Bezeichnungsweise):
                           b=0,236\,\frac N{vl}\right, . . . . . .
                              									. (4)
                           unter l die Auflagelänge
                              									des Riemens in Meter auf der kleineren Scheibe verstanden; dies gibt nach einfachen
                              									Umformungen:
                           P=318\,bl . . . . . . . (5)
                           Der Kernpunkt der amerikanischen Auffassung liegt offenbar in dem
                              									Umstände, daſs zur Beurtheilung des Gröſsenverhältnisses zwischen K1 und K2 die Wirkung des Luftdruckes, soweit derselbe als belastende Kraft der
                              									auf dem Scheibenumfang ruhenden Riemenstrecke auftritt, in Betracht gezogen wird. In
                              									dem von Prof. Radinger ausgesprochenen Satze: „Man
                                 										erkannte in Amerika, daſs die auftretende Spannung des treibenden Riemens nicht
                                 										von der Gegenspannung allein herkomme, sondern daſs auch der Atmosphärendruck
                                 										den Riemen an seine Scheibe preſst“, ist mit gröſster Klarheit der Weg
                              									vorgezeichnet, der sehr wahrscheinlich zu einer allseitig befriedigenden Lösung der
                              									vorliegenden Aufgabe führen kann, während allem Anschein nach die Roper'sche Formel unter alleiniger Berücksichtigung der Luftdruckwirkung abgeleitet worden
                              									ist.
                           Bezeichnet man nämlich mit p\,\,(=10333^k) den
                              									Atmosphärendruck auf 1qm, nimmt an, daſs die
                              									Gesammtheit aller Flächentheilchen des Riemens, welche in directe innige Berührung
                              									mit der Scheibenoberfläche getreten sind, an welchen also zwischen Riemen und
                              									Scheibe die Luft total weggedrängt worden ist, gleich dem iten Theile der Oberfläche bl sei, so würde unter der Voraussetzung, daſs die
                              									Auflagefläche eine Ebene wäre, der
                              									Gesammtreibungswiderstand sein:
                           W=fp\,\frac{bl}i . . . . . . . (6)
                           Denkt man sich an dem einen Ende der als eben
                              									angenommenen Riemenstrecke die Zugkraft K1, am anderen Ende die Zugkraft K2 wirkend, so würde
                              									offenbar K1 bis zum
                              									Betrage K_2+W wachsen können, ehe ein Gleiten des Riemens
                              									auftritt, d.h. es würde sein können:
                           K_1-K_2=W . . . . . . . (7)
                           Eine Vergleichung der Formel (7) mit (2) und der Formel
                              									(6) mit (5) läſst vermuthen, daſs bei der Ableitung der Roper'schen Formel einfach:
                           
                              P=fp\,\frac{bl}i
                              
                           gesetzt wurde, d.h. wegen Formel (5):
                           fp\,\frac1i=318 . . . . . . . (8)
                           Wählt man auf Grundlage der weiteren Mittheilungen Radinger's i=10, so würde
                              										f=\frac{3180}{10333}=0,308 – ein Werth, der wahrscheinlich
                              									wesentlich zu groſs ist; mit i=9, würde
                              										f=0,277, und mit i=8,
                              									f=0,246 u.s.w.
                           Die Einseitigkeit der Roper'schen
                              									Formel beruht offenbar darin, daſs bei Herleitung derselben die Berührungsfläche
                              									zwischen Riemen und Scheibe, allem Anscheine nach, als eben vorausgesetzt wurde, und daſs hiernach der gesammte
                              									Reibungswiderstand als allein durch den Luftdruck hervorgerufen erscheint, In Folge
                              									dessen ist es auch natürlich, daſs man den Betrag K2 der Gegenspannung als verschwindend klein
                              									annehmen zu dürfen meint, wodurch allerdings die Kraft K1 im ziehenden Riemen nur wenig gröſser als
                              										P ausfallen würde.
                           Ob letztere Annahme zulässig ist, d.h. ob K2, welches gleich mP gesetzt werden möge, so geringe Beträge annehmen
                              									kann, daſs m nur wenig von Null verschieden ist, soll
                              									zunächst näher untersucht werden.
                           
                           Es ist ohne Zweifel gerechtfertigt anzunehmen, daſs die
                              									Gesammtzahl der Punkte, in welchen sich Riemen und Scheibenumfang unmittelbar
                              									berühren, gleichmäſsig über die Länge l der
                              									Auflagefläche bl vertheilt sein wird, da nicht wohl
                              									angenommen werden kann, daſs die Luft von denjenigen Flächen theilchen des
                              									Scheibenumfanges, von welchen sie beim Auflaufen des
                              									Riemens nicht sofort weggedrückt werden konnte, durch das „leise Voreilen“
                              									des Riemens gegen den Scheibenumfang noch verdrängt werden wird. Hierzu ist dieses
                              									aus der allmälig zunehmenden Spannung der auf dem Scheibenumfang ruhenden Riemen
                              									strecke resultirende Voreilen jedenfalls zu gering. Bezeichnet man den Gesammtwerth
                              									desselben für die Länge l mit σ, die Spannungen im Riemen auf 1qmm mit
                              										k1 und k2, entsprechend den
                              									Zugkräften K1 und K2 und mit E den Elasticitätsmodulus des Riemens, so ist nach
                              									bekannten Sätzen:
                           \frac{\sigma}l=\frac12\,\frac{k_1-k_2}E\right, . . . . . . .
                              									(9)
                           so daſs z.B., für k_1=0^k,20,
                                 										k_2=0^k,08 und E=18,\, \frac{\sigma}l=\frac1{300},
                              									d.h. für jedes Meter des vom Riemen umspannten Bogens beträgt σ nur 3mm,33. Hieraus
                              									darf wohl geschlossen werden, daſs σ höchstens bis auf
                              										5mm für das Meter Auflagelänge, d.h. bis ½
                              									Proc., anwachsen kann.Da das Zurückbleiben des Riemens gegen den
                                    											Umfang der treibenden Scheibe ebenso viel
                                    											beträgt, so resultirt hieraus ein Voreilen des Umfangs der treibenden Scheibe gegen den der getriebenen um 1 Proc.; Reuleaux gibt hierfür sogar nur ½ Proc. an.
                           Halt man nun aber fest, daſs die Lufttheilchen, welche beim
                              									Auflaufen des Riemens zwischen diesem und dem Scheibenumfang festgehalten wurden,
                              									sich trotz dieses geringen Voreilens nicht mehr entfernen können, so ist klar, daſs
                              									die mitgerissene Luftmenge um so gröſser sein wird, je geringer die Spannung der
                              									auflaufenden Riemenstrecke ist, und umgekehrt. Da aber im ersteren Falle ein Gleiten
                              									des Riemens sehr leicht eintreten wird, so darf hieraus wohl der Schluſs gezogen
                              									werden, daſs die Zugkraft K_2=mP nicht bis zu verschwindend
                              									kleinen Beträgen herabgemindert werden kann, ohne sofort ein Gleiten des Riemens zu
                              									veranlassen. Es soll hiermit keineswegs gesagt sein, daſs m=1
                              									sein müſste, wie man auf Grundlage der Formel (1) gewöhnlich annimmt, aber zwischen
                              										m=1 und m=0 oder nahe = 0 liegen noch
                              									recht viele Werthe, und leider gibt die amerikanische Berechnungsmethode keinen
                              									Anhaltspunkt dafür, wie groſs oder wie klein m
                              									schlieſslich angenommen werden darf.
                           Nachdem vorstehend die wesentlichen Lücken der Roper'schen Formel dargelegt sind, sei es gestattet, eine Formel zu
                              									entwickeln, welche auf der rechnungsmäſsigen Durchführung des von Prof. Radinger ausgesprochenen, oben angeführten Gedankens
                              									beruht, indem hierbei der Werth von K1 nicht allein
                              									von der Wirkung des Atmosphärendruckes, sondern auch von der Gegenspannung K2 abhängig gemacht
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 232, S. 25
                              
                           Auf die unendlich kleine, auf dem Scheibenumfang ruhende Riemenstrecke R dα, deren Breite = b,
                              									wirken die tangentialen Zugkräfte K,
                              										K+dK und der Normaldruck \frakfamily{N},
                              									demnach wird unbedingt sein müssen:
                           dK=f\frakfamily{N} . . . . . . . (10)
                           \frakfamily{N} setzt sich nun zusammen aus
                              									der Resultirenden von K und K+dK und
                              									dem Atmosphärendrucke, d.h. es ist:
                           
                           \frakfamily{N}=Kd\alpha+p\,\frac{bRd\alpha}i\right; . . . .
                              									. . . (11)
                           folglich: \frac{dK}{d\alpha}-fK=fp\,\frac{bR}i
                              									. . . . . . . (12)
                           Die Integration dieser Differentialgleichung zwischen den Grenzen 0 und α bezieh. K2 und K1, ergibt:
                           K_1=K{_2}\,e^{f\alpha}+p\frac{bR}i\left(e^{f\alpha}-1\right)
                              									. . . . . . . (13)
                           und in Verbindung mit Formel (2):
                           P=\left(K_2+p\frac{bR}i\right)\left(e^{f\alpha}-1\right) . .
                              									. . . . . (14)
                           Löst man diese Gleichung nach b auf und ersetzt K2 durch mP, so entsteht:
                           b=\frac PR\left(\frac1{e^{f\alpha}-1}-m\right)\frac
                                 										ip . . . . . . . (15)
                           Andererseits ergibt sich:
                           \frac pi=\frac
                                 										P{bR}\left(\frac1{e^{f\alpha}-1}-m\right) . . . . . . . (16)
                           Endlich kann noch P=\frac{75N}v gesetzt
                              									werden, was zu den Formeln führt:
                           b=\frac{75N}{Rv}\left(\frac1{e^{f\alpha}-1}-m\right)\frac ip
                              									. . . . . . . (17)
                           und \frac
                                 										pi=\frac{75N}{bRv}\left(\frac1{e^{f\alpha}-1}-m\right) . . . . . . .
                              									(18)
                           Die Zugkraft K1, deren
                              									Gröſse für die Beurtheilung der Maximalbeanspruchung des Riemens maſsgebend ist,
                              									berechnet sich schlieſslich zu:
                           K_1=(m+1)\,P . . . . . . . (19)
                           Nennt man s die zulässige
                              									Beanspruchung des Riemenleders für das Centimeter Riemenbreite, so würde ein
                              									einfacher Riemen belastet werden dürfen mit der Zugkraft:
                           Z=100\,sb . . . . . . . (20)
                           Ist nun Z\geq K_1, so wäre ein einfacher Riemen von der nach Formel (15) oder (17)
                              									bestimmten Breite b zur Uebertragung des Effectes N unter Voraussetzung der übrigen angenommenen Werthe
                              										E, v und a
                              									ausreichend; fällt dagegen Z<K_1 aus, so würde sich
                              									entweder die Wahl einer gröſseren Riemenbreite oder die Anwendung eines Riemens mit
                              									doppelten Kanten, eventuell eines doppelten Riemens, als erforderlich zeigen.
                           
                           Um nun aber aus Formel (15) oder (17) die Riemenbreite berechnen zu können, müſste
                              									man offenbar über die Gröſse der im gegebenen Falle anzunehmenden Werthe von:
                           f Reibungscoefficient zwischen
                              									Riemen und Scheibenumfang,
                           m Verhältniſs zwischen der
                              									kleinsten zulässigen Gegenspannung K2 und dem Umfangswiderstand P,
                           \frac1i Verhältniſs zwischen dem vom Luftdrucke wirklich
                              									belasteten Theile und der ganzen Auflagefläche bl des
                              									Riemens auf der Scheibe vollständige Klarheit besitzen, was leider in keiner Weise
                              									der Fall ist. Soll aber, was gewiſs wünschenswerth ist, für die Folge jede
                              
                              									Unklarheit aus der Berechnungsmethode des Riementriebes verbannt werden, so stellt
                              									sich die experimentelle Ermittlung zuverlässiger Werthe für f, m und i als unabweisbare Nothwendigkeit
                              									dar.
                           Es gibt sicher mehrere Methoden, mittels welcher sich der eben bezeichnete Zweck
                              									erreichen läſst; eine derselben wäre in ihren Grundgedanken etwa folgende: Denkt man
                              									sich von einer Transmissionswelle aus mittels einer auf derselben befestigten
                              									Riemenscheibe eine zweite gleich groſse Scheibe getrieben, deren Welle in Lagern
                              									ruht, welche sich in den Enden einer gegabelten Hängeschiene befinden, läſst an
                              									diese Lager eine gegabelte Zugstange angreifen, deren anderes Ende mittels eines
                              									Federdynamometers an einen festen Punkt angeschlossen ist, so wird unter der
                              									Voraussetzung, daſs die Zugstange genau in die Verbindungslinie der beiden
                              									Scheibenmitten, die Hängeschiene genau senkrecht auf diese Verbindungslinie
                              									eingestellt ist, was sich jedenfalls durch geeignete Vorrichtungen ermöglichen
                              									läſst, das Dynamometer die Summe S=K_1+K_2 der beiden
                              									Riemenspannungen angeben; befestigt man auſserdem auf der getriebenen Welle eine
                              									Bremsscheibe und miſst auf bekannte Weise durch Bremsdynamometer den gleichzeitig
                              									übertragenen Effect, so läſst sich aus der Gröſse desselben
                              										P=K_1-K_2 berechnen, wobei allerdings der durch Zapfenreibung
                              									absorbirte Effect mit in Rücksicht gezogen werden müſste; hieraus könnte alsdann
                              										m=\frac12\left(\frac SP-1\right) berechnet werden. Wird
                              									ferner durch Zählwerke die Riemengeschwindigkeit v,
                              									sowie die Tourenzahl jeder der beiden Scheiben gemessen (um auch den
                              									Gleitungsverlust übersehen zu können), so lieſse sich mittels Gleichung (16) oder
                              									(18) der Werth \frac pi, also, da p
                              									durch den Barometerstand gegeben ist, i berechnen,
                              									sobald man über f die nöthige Klarheit gewonnen
                              									hat.
                           Zur Bestimmung von f müſsten Gleitungsversuche auf
                              									ebenen Platten, deren Oberflächenbeschaffenheit mit derjenigen des Scheibenumfanges
                              									identisch erachtet werden könnte, angestellt werden, bei welchen indeſs ebenfalls
                              									genau untersucht werden müſste, ob etwa auſser der auf die Lederplatte aufgebrachten
                              									Gewichtsbelastung auch noch eine Mehrbelastung in Folge des Luftdruckes zur Wirkung
                              									kommen könnte. Solche Gleitungsversuche auf den Scheiben selbst vorzunehmen, (was ja
                              									schon sehr häufig ausgeführt worden ist), um aus den Resultaten derselben den
                              									betreffenden Werth von f zu ermitteln, muſs in so fern
                              									Bedenken erregen, als grade durch die mögliche Mitwirkung des Atmosphärendruckes
                              									auch bei diesen Versuchen sehr leicht ein zu groſser Werth von f erhalten werden kann. Es läſst sich aber bei den
                              									letztgenannten Versuchen niemals genau feststellen, ob der Atmosphärendruck mit
                              									thätig war oder nicht, während dies bei Gleitungsversuchen auf ebener Fläche durch
                              									directes senkrechtes Abheben der belasteten Lederplatte mittels Gegengewichten u.a.
                              									eher als möglich bezeichnet werden kann. Auf diese Weise könnte man über die Werthe
                              									von f bei den verschiedenen in der Praxis vorkommenden
                              									Verhältnissen bezüglich der Beschaffenheit der auf einander ruhenden Flächen des
                              									Riemens und des Scheibenumfanges zu möglichster Klarheit gelangen. Ich kann hierbei
                              									nicht unterlassen, die Ansicht auszusprechen, daſs ich die gewöhnlich für f angegebenen Werthe 0,28 bis 0,29 u. dgl. sämmtlich
                              									für zu groſs halte.
                           Es ist für sehr wahrscheinlich zu halten, daſs eine starke Wölbung des
                              									Scheibenumfanges die Wirkung des Luftdruckes erheblich begünstigt, weil hierbei
                              									grade in der Mitte des Riemens ein intensives Wegdrücken der Luft beim Auflaufen des
                              									Riemens auf die Scheibe stattfinden wird; doch wird andererseits wieder die
                              									ungleiche Zugbeanspruchung des Riemens der Gröſse der Wölbung eine Grenze
                              									stecken.
                           Es müſste als durchaus verfrüht bezeichnet werden, wenn ich jetzt schon aus der
                              									Formel (15) oder (17) Folgerungen über den Einfluſs von f und i auf die erforderliche Riemenbreite
                              										b ziehen wollte; indeſs läſst es die Structur
                              									dieser Formel zu, mit Rücksicht auf die bisher im Riemenbetrieb gemachten
                              									Erfahrungen, folgende Sätze aufzustellen:
                           1) Läſst man die glatte Haarseite des Riemens auf einem sehr glatten guſseisernen
                              									Scheibenumfang laufen, so wird bei gehöriger Wölbung des letzteren wahrscheinlich
                              										i klein ausfallen, d.h. es wird unter einem groſsen
                              									Bruchtheil der Auflagefläche die Luft weggedrängt sein; dagegen wird gleichzeitig
                              									unzweifelhaft auch f klein sein, so daſs die für den
                              									Betrieb günstige Kleinheit von i zum Theil durch die
                              									Geringfügigkeit von f wieder aufgewogen werden
                              									kann.
                           2) Läſst man dagegen z.B. die rauhe Fleischseite des Riemens auf der rauheren
                              									Oberfläche einer bandagirten oder gar einer Starck'schen Elastic-Scheibe laufen, so ist unzweifelhaft f wesentlich gröſser, dagegen ebenso wahrscheinlich
                              									auch i gröſser als vorher, so daſs auch hier der
                              									Vortheil des gröſseren f durch den Nachtheil des
                              									gröſseren i zum Theil neutralisirt erscheinen kann.
                           
                           Selbstverständlich muſs hier vorausgesetzt werden, daſs durch die Rauheit der
                              									Scheibenoberfläche der Riemen nicht etwa schädlich beeinfluſst würde; dann wäre eine
                              									solche Oberfläche schon aus diesem Grunde zu verwerfen.
                           Zwischen den beiden genannten extremen Verhältnissen liegen offenbar eine groſse
                              									Menge anderer, deren relativer Werth sich erst klar übersehen lassen würde, wenn
                              									eine groſse Zahl gewissenhaft in oben bezeichneter Richtung durchgeführter Versuche
                              									vorliegen; erst dann würde man z.B. genau zu beurtheilen im Stande sein, welchen
                              									Einfluſs Temperatur und Feuchtigkeitsgrad der Luft auf die Werthe von f und i ausübt, ferner, ob
                              									und in welchen Fällen schmiedeiserne, bandagirte oder Elastic-Scheiben vor
                              									guſseisernen einen Vorzug verdienen oder nicht, d.h. ob man durch Anwendung der
                              									einen oder der anderen Sorte im Stande ist, die Riemenbreite b sowie die Gegenspannung K2 der gezogenen Riemenstrecke auf ihre
                              									Minimalwerthe herabzuziehen, ohne gleichzeitig durch Kostspieligkeit der
                              									Scheibenconstruction die Vortheile des billigeren (weil schmäleren) Riemens und der
                              									Herabminderung der Reibungswiderstände zu sehr zu beeinträchtigen.
                           Wenn es mir durch Obiges gelungen sein sollte, das Interesse der Fachgenossen in so
                              									weit anzuregen, daſs man sich entschlösse, umfangreiche Versuche, welche allerdings
                              									viel Zeit und Mühe beanspruchen würden, durchzuführen und hierdurch die Klarstellung
                              									der sicher hochwichtigen Frage anzustreben, so wäre der Zweck meiner Zeilen
                              									vollständig erreicht.
                           Aachen, im Februar 1879.