| Titel: | Physikalische und chemische Veränderungen, denen das Spiegeleisen beim Umschmelzen im Cupolofen zum Bessemerprocess unterliegt; von E. v. Köppen, Giessereidirector. | 
| Autor: | E. v. Köppen | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 53 | 
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                        Physikalische und chemische Veränderungen, denen
                           								das Spiegeleisen beim Umschmelzen im Cupolofen zum Bessemerproceſs unterliegt; von
                           									E. v. Köppen,
                           								Gieſsereidirector.
                        v. Koppen, ü. Veränderungen des Spiegeleisens beim
                           								Umschmelzen.
                        
                     
                        
                           Bei der auſserordentlichen Ausdehnung und der steigenden Wichtigkeit der
                              									Fluſseisen-Industrie, welche allmälig in der Schienenfabrikation das Schweiſseisen
                              									gänzlich zu verdrängen droht, hielt es der Verfasser für angezeigt, sich mit einer
                              									bisher in wissenschaftlicher Beziehung weniger behandelten Roheisensorte, dem
                              									Spiegeleisen, eingehender zu befassen, wozu ihm durch die Güte des Hrn.
                              									Generaldirector Richter von der „Vereinigten Königs-
                                 										und Laura-Hütte“ vor einigen Jahren Gelegenheit gegeben wurde.
                           Die Wichtigkeit des Spiegeleisens für die Stahlindustrie zeigt dessen Verwendung in
                              									allen Zweigen derselben, der Tiegelstahl-, Flammofenstahl- (Siemens-Martinstahl-)
                              									und Bessemerstahl-Fabrikation, und dürfte dasselbe auch durch die neue Krupp'sche Erfindung der Entphosphorescirung des Roheisens
                              									im flüssigen Zustande (* D. R. P. Nr. 4391 vom 2. Juli 1877) nicht sobald von der
                              									Verwendung ausgeschlossen worden. Man benutzt es, wie bekannt, sowohl beim
                              									Siemens-Martin- als Bessemer-Proceſs zur Rückkohlung des absichtlich zu weit
                              									entkohlten Eisens. Seine Wirksamkeit, die praktisch auſser Zweifel ist, beruht
                              									theoretisch nicht nur auf seinem hohen Kohlenstoffgehalt, sondern eben grade auf
                              									seiner eigenthümlichen Natur und Zusammensetzung und wird von Wedding dahin erklärt, daſs das im Spiegel eisen
                              									enthaltene Mangan vermöge seiner leichten Oxydirbarkeit sich mit den in dem
                              									flüssigen Bessemerproduct befindlichen Sauerstoffbläschen verbindet und so dem Stahl
                              									gröſsere Festigkeit verleiht – eine Erklärung, welche übrigens andere Einflüsse
                              									nicht ausschlieſst.
                           In Königshütte wurden damals zu der etwa 9000k
                              									Roheisen betragenden Bessemercharge jedesmal 525k
                              									schwedisches Spiegeleisen – Marke W. 28. B. – in drei Gichten zu je 175k in einem gewöhnlichen kleinen Cupolofen
                              									umgeschmolzen. Der Kalkzuschlag war sehr gering, etwa 15k für die Charge, und dient nur zur Verschlackung des Aschengehaltes der
                              									Kokes, welcher nach eigener Bestimmung durchschnittlich 8,44 Proc. beträgt. Der
                              									Kalkstein ist aus den Brüchen von Chorzow und Lagiewnik und enthält nach einer
                              									Analyse des Hüttenmeisters Sattler:
                           
                              
                                 SiO2
                                 4,350
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 2,126
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                 0,740
                                 
                              
                                 Mn2O3
                                 Spuren
                                 
                              
                                 CaO
                                 50,443
                                 
                              
                                 MgO
                                 0,535
                                 
                              
                                 CO2 und H2O
                                 40,925
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,119.
                                 
                              
                           
                           Der Wind wurde in einem kleinen Roots-Gebläse erzeugt und
                              									selbstredend kalt angewendet.
                           Es wurden nun Proben von fünf auf einander folgenden Chargen genommen und zwar je
                              									eine Durchschnittsprobe von den drei zu jeder Charge in den Ofen gelangenden Gichten
                              									rohen Spiegeleisens und eine Schöpfprobe beim Abstich, bei welchem jedesmal der Ofen
                              									ganz entleert wurde; letztere wurde langsam unter leichter Bedeckung von Formsand
                              									erkalten gelassen. Endlich wurde eine Schlackenprobe und zum Vergleich ferner auch
                              									von reinem Bessemer-Roheisen vor und nach dem Umschmelzen im Cupolofen eine Probe
                              									genommen.
                           Auf Silicium wurden alle Proben nach der gewöhnlichen Methode analysirt, auf
                              									Kohlenstoff mit dem Ullgren'schen Apparat (nur das
                              									Bessemer-Roheisen durch Elementaranalyse), auf Mangan abweichend von der
                              									gewöhnlichen Methode durch Fällung des Mangans mit Brom und Bestimmung desselben als
                              										Mn3O4, auf
                              									Phosphor nach Eggertz'scher, auf Schwefel nach Johnston'scher Methode, und zwar wurde auf letztere
                              									beiden Bestandtheile nur je eine Probe analysirt, weil der Gehalt an demselben
                              									äuſserst gering und ohne Wirksamkeit ist. Die Procent-Resultate der Analysen waren
                              									folgende:
                           I. Bessemer-Roheisen.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Si
                                 Mn
                                 C (chem. geb.)
                                 C (Graphit)
                                 Gesammt-C
                                 
                              
                                 Vor dem
                                 umschmelzen
                                 2,27
                                 3,67
                                 2,06
                                 2,52
                                 4,58
                                 
                              
                                 Nach  „
                                 „
                                 2,44
                                 2,58
                                 2,56
                                 2,11
                                 4,67
                                 
                              
                           II. Spiegeleisen.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Vor dem Umschmelzen
                                 Nach dem Umschmelzen
                                 
                              
                                 Si
                                 Mn
                                 C
                                 P
                                 S
                                 Si
                                 Mn
                                 C
                                 P
                                 S
                                 
                              
                                 1
                                 0,14
                                 14,81
                                 3,98
                                 
                                 
                                 0,50
                                 8,96
                                 4,13
                                 
                                 
                                 
                              
                                 2
                                 0,12
                                 14,25
                                 4,40
                                 
                                 
                                 0,49
                                 10,52
                                 4,62
                                 
                                 
                                 
                              
                                 3
                                 0,12
                                 14,98
                                 4,48
                                 
                                 
                                 0,42
                                 11,06
                                 4,60
                                 
                                 
                                 
                              
                                 4
                                 0,40
                                 16,24
                                 4,62
                                 
                                 
                                 0,66
                                 10,98
                                 4,96
                                 
                                 
                                 
                              
                                 5
                                 0,33
                                 14,93
                                 3,63
                                 0,0814
                                 0,00
                                 0,41
                                 12,03
                                 3,67
                                 0,1182
                                 0,0043
                                 
                              
                           III. Schlacke von Spiegeleisen.
                           
                              
                                 SiO2MnCaOAl2O3Fe
                                 33,6320,4721,4511,735,95
                                 Den Rest auf Sauerstoff vonFe und
                                    											Mn
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 93,23
                                 
                                 
                              
                           Diese Zusammenstellung erfolgt hier zu Anfang, da auch bezüglich der physikalischen
                              									Eigenschaften des Spiegeleisens und ihrer Veränderung, hinsichtlich deren
                              									Eintheilung die Metallurgie Stölzel's maſsgebend sein
                              									mag, bisweilen auf obige Resultate Bezug genommen werden muſs.
                           
                           Was das specifische Gewicht anlangt, so hat nach Slölzel
                              									weiſses Roheisen eine Dichte von 7,056 bis 7,889, ebenso nach Bolley und Wedding. Daſs
                              									das specifische Gewicht des Spiegeleisens unter Umständen ein anderes ist, darf
                              									nicht Wunder nehmen, da sich in Legirungen die specifischen Gewichte bedeutend
                              									ändern, und zwar keineswegs nach dem Verhältniſs der einzelnen Metalle, und das hier
                              									vorliegende Eisen mit seinem hohen Mangangehalt wohl als Legirung in dieser Hinsicht
                              									betrachtet werden kann, wie denn auch eigene Versuche bei Probe Nr. 3 und 5 ein
                              									specifisches Gewicht von 8,16 und 8,29 ergaben, ein Resultat, welches die Annahme
                              									unterstüzt, daſs die chemische Constitution, d.h. die Lagerung der Molecüle, einen
                              									bestimmenden Einfluſs auf das specifische Gewicht ausübt. – Karsten führt folgende Zahlen an:
                           
                              
                                 Spiegeleisen
                                 von
                                 Müsen
                                 (Spiegel)
                                 7,889
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 
                                 (anderes Stück)
                                 7,459
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 
                                 
                                 7,648
                                 
                              
                                 Spiegeleisen
                                 von
                                 Hammhütte
                                 7,614
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                       „
                                 7,787
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                       „
                                 7,666.
                                 
                              
                           Ferner Dürre (Ueber die Constitution des Roheisens, Kapitel V):
                           
                              
                                 
                                 Vor dem Umschmelzen
                                 Nach dem Umschmelzen
                                 
                              
                                 Spiegeleisen
                                 7,606  
                                 7,1771
                                 
                              
                                 „
                                 7,6582
                                 7,1136.
                                 
                              
                           Eigene Versuche ergaben folgende Resultate:
                           
                              
                                 
                                 Vor Umschmelzen
                                 Nach Umschmelzen
                                 
                              
                                 Probe
                                 3
                                 8,16
                                 sp.
                                 G.
                                 Mn
                                 14,98
                                 Proc.
                                 7,76
                                 sp.
                                 G.
                                 Mn
                                 11,06 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 4
                                 8,29
                                 „
                                 „
                                 Mn
                                 16,24
                                 „
                                 7,81
                                 „
                                 „
                                 Mn
                                 10,98
                                 
                              
                           Zu bedauern ist es, daſs bei den obigen Angaben Karsten's der Mangangehalt des Spiegeleisens fehlt, da derselbe entschieden
                              									auf das specifische Gewicht einwirkt. Wenigstens scheint dies nach meinen
                              									Ermittlungen mit Probe Nr. 3 und 4 der Fall zu sein; der bedeutende Unterschied im
                              									Mangangehalt (1,26 Proc.) geht auch mit einem Unterschied von 0,13 im specifischen
                              									Gewichte Hand in Hand. Ebenso entspricht der Abnahme des Mangangehaltes beim
                              									Umschmelzen ganz die Abnahme des specifischen Gewichtes; bei Probe 3 sinkt jener von
                              									14,98 auf 11,06, also um 3,92 Proc. dieses von 8,16 auf 7,76, also um 0,40 Proc.;
                              									bei Probe 4 ist die Abnahme des Mangangehaltes noch stärker, nämlich 5,26 Proc. dem
                              									ähnlich auch die Verminderung des specifischen Gewichtes um 0,48 folgte. Anscheinend
                              									widerspricht dem Gesagten der Umstand, daſs die Probe 4 nach dem Umschmelzen trotz
                              									des etwa geringeren Mangangehaltes ein etwas höheres specifisches Gewicht hat als
                              									Nr. 3; doch ist der Unterschied in beiden Beziehungen so unbedeutend und kann eben
                              									deswegen sehr leicht durch nicht bemerkte Umstände, wie rascheres oder langsameres
                              									Erkalten, hervorgerufen sein, daſs er gegenüber den ersterwähnten auffälligen
                              									Erscheinungen nicht ins Gewicht fällt. Die Thatsache der Verminderung des specifischen Gewichtes des
                              									Spiegeleisens erwähnt auch Dürre in der oben erwähnten
                              									Schrift (Kapitel V), wo er auch sagt, daſs je mehr beim weiſsen Roheisen der
                              									Spiegeleisencharakter hervortritt, desto mehr die Schwere zunimmt – ein Ausspruch,
                              									welcher den Zusammenhang zwischen Mangangehalt und specifischem Gewicht, wenn auch
                              									nicht direct, bestätigt. Das umgeschmolzene Spiegeleisen zeigte auch hier nicht mehr
                              									das krystallinische Gefüge, sondern ähnelte Weiſsstrahleisen, während die rohen
                              									Proben schöne, bis 5cm lage Krystallflächen
                              									aufwiesen.
                           Die specifische Wärme des Spiegeleisens beträgt nach K v.
                                 										Mayrhofer (Berg- und hüttenmännisches
                                 										Jahrbuch, 1858 Bd. 6) 0,1182 und 0,1197, ist also gröſser als die anderer
                              									Roheisensorten, welche nach demselben zwischen 0,1176 bis 0,1182 schwankt, nach Bolley und Stölzel 0,1138,
                              									nach Wedding 0,11284 bis 0,11398 beträgt. Ein Einfluſs
                              									des Umschmelzens konnte diesbezüglich nicht festgestellt werden.
                           Was Farbe und Glanz anlangt, so zeigte das Spiegeleisen vor dem Umschmelzen an
                              									Krystallflächen den eigenthümlichen Krystallglanz, entweder ganz silberweiſs, oder
                              									auch – auf dem ganz frischen Bruch – sehr schön bunt angelaufen, eine auffallende
                              									Erscheinung, welche übrigens auch Dürre schon bemerkt
                              									hat; nach dem Umschmelzen hatte es ein gleichmäſsig weiſses, mattes Aussehen.
                           Eng hiermit zusammen hängt Krystallisation, Textur und Gefüge. Die Flächen sind zwar
                              									nur Krystallrudimente und deuten nach Wedding auf das
                              									klinorhombische System, nach Mayrhofer auf das
                              									rhombische. Wedding führt in seinem Handbuch der
                              									Eisenhüttenkunde an, daſs das Spiegeleisen in seinem festen Zustande der Formel
                              										(FeMn)4C oder einer ihr nahe kommenden
                              									Zusammensetzung entspräche, eine Ansicht, welche sämmtliche eigenen Analysen
                              									bestätigen. Ebendaselbst fragt der Verfasser nach zuverlässigen Analysen, die
                              									annähernd dem von Gurlt angenommenen Viertel-Carburet
                              										Fe4C entsprächen, ohne bedeutend Mangan zu
                              									enthalten.
                           Hr. Prickarts, damals Chemiker zu Donnersmarckhütte i.
                              									O.-Schl. hatte nun die Güte, zum Zweck der Veröffentlichung an dieser Stelle, eine
                              									solche Analyse zur Verfügung zu stellen, welche er aber selbst als auffallende
                              									Ausnahme seiner langjährigen Praxis anführt. Es war ebenfalls schwedisches
                              									Spiegeleisen mit der Marke (S) (L) (S), das im J. 1865 in Horde verwendet wurde,
                              									einen grauen Rand und im Innern Spiegelflächen von 1cm Länge zeigte. Proben davon waren leider nicht mehr vorhanden:
                           
                              
                                 
                                 C (chem. geb.)
                                 C (Graphit)
                                 Mn
                                 Si
                                 P
                                 S
                                 
                              
                                 Spieg. Partie
                                 4,010
                                 0,157
                                 0,100
                                 0,265
                                 0,019
                                 0,002
                                 
                              
                                 Grauer Rand
                                 1,625
                                 2,909
                                 0,120
                                 0,264
                                 ?
                                 0,005.
                                 
                              
                           Ferner führt Prickarts an, daſs
                              									er in Hohofensäuen im Siegerlande öfters groſse Spiegelflächen gefunden habe,
                              									während das Eisen sonst die Constitution und die Zusammensetzung gewöhnlichen
                              									weiſsen Roheisens gehabt
                              									habe (Analysen liegen leider nicht vor), ferner auch, daſs in Horde gut
                              									krystallisirtes Spiegeleisen mit etwa 1,5 Proc. Mangan erblasen wurde, welches
                              									strahliges Eisen zwischen den Krystallflächen enthielt und einen grauen Saum hatte.
                              									Interessant ist, daſs das ersterwähnte schwedische Spiegeleisen nach den
                              									Mittheilungen des genannten Chemikers als Zusatz zum Bessemern absolut unverwendbar
                              									war und keine andere Wirkung hatte, als der Zusatz gewöhnlichen Roheisens (wohl
                              									wegen des geringen Mangangehaltes), den Stahl zum Walzen untauglich machte, trotzdem
                              									daſs der geringe Gehalt an Phosphor, Schwefel und Silicium unmöglich einen
                              									nachtheiligen Einfluſs üben konnte, und trotz des verhältniſsmäſsig hohen
                              									Kohlenstoffgehaltes. Das krystallinische Gefüge war nach dem Umschmelzen, wie oben
                              									gesagt, völlig verschwunden, vielmehr in ein strahliges übergegangen, trotzdem die
                              									Probestücke langsam erkalteten, was sich nicht nur bei diesen zeigte, sondern auch
                              									bei einer groſsen Masse, die sich in den Boden eingefressen hatte und bei einer
                              									Reparatur des Ofens entfernt und zerschlagen wurde, die also jedenfalls sehr langsam
                              									erkaltet war. Es erklärt sich diese Erscheinung nach Dürre und Mayrhofer dadurch, daſs die
                              									Spiegelbildung nur dann eintritt, wenn Erzeugungs- und Schmelztemperatur nahe
                              									zusammentreffen, nach Aussage von Praktikern (die übrigens Dürre an einer anderen Stelle bestätigt), wenn man behufs der
                              									Spiegelbildung das Eisen unter einer Schlackendecke erstarren läſst.
                           Die Härte des Spiegeleisens, sowie seine Sprödigkeit ist bedeutend und ist es
                              									unbedingt die härteste Roheisensorte. Es ritzt vor dem Umschmelzen Glas, wenigstens
                              									mit den Krystallkanten, hat also nach der Kirwan'schen
                              									Härtescale die Härte 8; nach dem Umschmelzen war dies nicht mehr der Fall. Auch
                              									verliert es durch das Umschmelzen an Sprödigkeit, was mit der Veränderung der
                              									Krystallisation und des Gefüges zusammenhängt. Das rohe Spiegeleisen zersprang beim
                              									Zerschlagen leicht und zeigte an allen Bruchflächen Krystallisationsflächen, während
                              									das umgeschmolzene bedeutend schwerer zu zerschlagen war und auch nicht die
                              									Erscheinung des vielfachen Zerspringens zeigte, wie ja auch Textur und Gefüge von
                              									selbst auf eine gröſsere Cohäsion hinweisen. Dürre sagt
                              									in seiner Schrift „Ueber die Constitution des
                                    											Roheisens“: „Der Einfluſs jeder Umschmelzung ist der Cohäsion
                                 										günstig, sobald man nur die erste rein moleculare Wirkungsweise betrachtet;
                                 										dieser günstige Einfluſs wird indessen geschwächt, sobald die chemische Wirkung
                                 										des Umschmelzens entweder einen unschädlichen, bezieh. der Cohäsion günstigen
                                 										Bestandtheil zerstört, oder einen nachtheiligen Bestandtheil vermehrt bezieh.
                                 										einführt.“ Dies letztere ist hier fast gar nicht oder in so geringem Maſse
                              									der Fall, daſs man unter Berücksichtigung der praktischen Resultate und des schon
                              									erwähnten Aussehens als feststehend betrachten kann, daſs durch das Umschmelzen die
                              									Cohäsion des Spiegeleisens vermehrt wird.
                           
                           Ueber die Festigkeit des Spiegeleisens liegen keine Versuche vor, wohl weil die
                              									Resultate keinen praktischen Werth besitzen, da dasselbe bis jetzt nur als Zusatz
                              									zur Stahlerzeugung dient. Dürre sagt zwar ganz
                              									allgemein, daſs hellere Roheisensorten beim Umschmelzen wohl eine Zunahme der
                              									Dichtigkeit – worunter an dieser Stelle (Aphorismen, §.
                              									57) ganz entschieden die Cohäsion zu verstehen ist – aber eine Abnahme der
                              									Festigkeit ergaben, bald darauf aber (§. 61) ganz speciell, daſs weiſse
                              									Roheisensorten ohne groſse Gefahr für die Festigkeit im Cupolofen umgeschmolzen
                              									werden könnten, da sie an Zähigkeit gewinnen, an Härte und Sprödigkeit verlieren.
                              									Ueberdies ist die Zunahme der durch ihren geringen ursprünglichen Procentsatz so wie
                              									so unschädlichen, die Festigkeit beeinträchtigenden Substanzen (Phosphor, Silicium,
                              									Schwefel) so gering, ferner der Mangangehalt immer noch so bedeutend, daſs man ruhig
                              									annehmen kann, daſs wohl keine Veränderung der Festigkeit des Spiegeleisens durch
                              									das Umschmelzen eintritt.
                           Das Spiel des umgeschmolzenen Spiegeleisens war abweichend von dem des grauen Eisens
                              									und zeigte kleine, bis etwa 2 bis 3cm Durchmesser
                              									haltende, viereckige Sternchen, im Wesentlichen nicht von dem Spiel des vom Hohofen
                              									fallenden Spiegeleisens verschieden, welches Verfasser anderwärts beobachtet
                              									hatte.
                           Was die Veränderungen der chemischen Eigenschaften anlangt, so gaben die oben
                              									zusammengestellten Analysen zuerst eine geringe Zunahme an Silicium, und zwar von
                              									0,12 bis 0,66 überhaupt; doch ist zu beachten, daſs die drei Proben, die nur 0,12
                              									Proc. Silicium vor dem Umschmelzen enthielten, eine Zunahme bis 0,50 Proc. also um
                              									0,38 Proc. zeigen, während die siliciumreicheren Proben 4 bis 5, erstere um 0,26,
                              									letztere nur um 0,08 Proc. zunimmt, das sehr siliciumreiche Bessemerroheisen auch
                              									blos um 0,17 Proc. Es scheint also beinahe, als ob der Siliciumgehalt des
                              									Spiegeleisens einen gewissen Maximalsatz nicht überschritte. Die Zunahme von
                              									Silicium an sich ist leicht erklärlich, wenn man die Schlackenanalyse betrachtet. Es
                              									geht Eisen und Mangan, letzteres sogar bedeutend, in die Schlacke über. Die gesammte
                              									Menge des Eisens ist also vor den Formen absolut geringer, als die ursprünglich
                              									eingesetzte. Es wäre also sehr wohl denkbar, daſs selbst, wenn keine anderen
                              									Ursachen mitwirkten, blos dieselbe Menge von Silicium, die in dem ursprünglichen
                              									Einsatz war, sich auf die nun geringere Eisenmenge vertheilte und so einen erhöhten
                              									Procentsatz ergäbe. Es ist aber sehr wohl anzunehmen, daſs im Cupolofen im Kleinen
                              									derselbe Proceſs stattfindet wie im unteren Theile des Hohofens, etwa von der
                              									Reductions- und Kohlungszone abwärts. Die Vorgänge in der Schmelzzone sind
                              									jedenfalls dieselben. Das Spiegeleisen geht plötzlich aus dem festen in den
                              									flüssigen Aggregatzustand über und durchläuft nicht, wie die anderen weiſsen
                              									Roheisensorten, erst einen teigigen Zustand. In diesem flüssigen Zustand nun, bei der groſsen Hitze,
                              									welche der hohe Kokessatz und der enge Schmelzraum erzeugt, sind alle Bedingungen
                              									vorhanden, um eine Reduction des Siliciums aus der Schlacke, die sich aus dem
                              									geringen Kalkzuschlag, mechanischen Verunreinigungen des Eisens und hier
                              									hauptsächlich aus dem Abbrand des feuerfesten Ofenmaterials zusammensetzt, und eine
                              									Ueberführung in das Eisen zu bewirken.
                           Dieselben Umstände bewirken eine Zunahme an Gesammtkohlenstoffgehalt, der hier nur in
                              									chemisch gebundenem Zustande vorhanden war. Graphit wurde nirgends gefunden. Auch
                              									hier bei der sehr geringen Zunahme, die sich in den Grenzen von 0,04 bis 0,34
                              									bewegt, ist sowohl anzunehmen, daſs diese geringe Zunahme keine absolute ist,
                              									sondern nur eine relative, d.h., daſs der Gesammtkohlenstoffgehalt des
                              									ursprünglichen Einsatzes sich auf eine geringere Menge vertheilt, als auch, daſs
                              									analog den Vorgängen im unteren Theile des Hohofens, eine Kohlung des Eisens, wenn
                              									auch in geringem Maſse, stattfindet. Bei der niedrigsten Zunahme ist aber auch
                              									möglich, daſs Kohlenstoff verbrennt und trotzdem der Procentgehalt, allerdings nur
                              									um so wenig, höher ist, was mit anderen Umständen zusammenhängen mag (s.u.).
                              									Dieselbe Beobachtung bestätigt die Roheisenanalyse; auch hier nimmt der
                              									Gesammtkohlenstoffgehalt zu. Auf die Bildung des Graphits wirken so viel andere auch
                              									äuſsere Umstände ein, daſs die Abnahme desselben übrigens eine bei allen grauen
                              									Roheisensorten zu beobachtende Erscheinung, und die Zunahme an chemisch gebundenem
                              									Kohlenstoff allein noch nicht entscheidend ist. Eine Bestätigung der obigen
                              									Ansichten über die Zunahme von Silicium und Gesammtkohlenstoff gewährt die Angabe
                              										Prickarts', wonach in Horde Eisen, welches beim
                              									Bessemern überblasen war, sogenanntes verbranntes Eisen, und schlechte Schienenenden
                              									bei hohem Kokessatz im Cupolofen umgeschmolzen wurden und wiederum ein mäſsig
                              									gekohltes, graues Roheisen mit einigem Siliciumgehalt erzeugt wurde. Leider liegen
                              									keine genauen analytischen Resultate vor.
                           Anzuführen wäre an dieser Stelle noch die bemerkenswerthe Thatsache, daſs in
                              									Königshütte im Cupolofen allerdings einmal Eisen gefeint wurde, als die Düsen nach
                              									abwärts geneigt eingesetzt wurden. Doch ist dies ein abnormer Fall, welcher mit den
                              									Principien des Umschmelzens im Cupolofen, zum Zweck des Bessemerns wenigstens,
                              									nichts gemein hat.
                           Der Mangangehalt des Spiegeleisens nimmt beim Umschmelzen bedeutend ab. Abgesehen von
                              									den Analysen der Schlacken, die eine starke Verschlackung des Mangans beweisen, kann
                              									man es schon an dem rein äuſserlichen, aber sehr charakteristischen Zeichen des
                              									Mangan-Bauches, der beim Ende des Cupolofen-Processes aus dem Schornstein steigt,
                              									bemerken. Das Mangan hat das Bestreben, sich aus dem flüssigen Eisen auszuscheiden
                              									und nach oben zu steigen; daher enthalten bisweilen in ein und demselben Stück Eisen
                              									die oberen Schichten mehr Mangan als die unteren, wenn die Massel dazu dick genug
                              									ist. In den Hohöfen zur Erzeugung des Spiegeleisens bemüht man sich, einen möglichst
                              									langsamen Hohofengang herzustellen, um das Mangan mit dem Eisen möglichst lange
                              									einer reducirenden Wirkung auszusetzen. Im Cupolofen fällt diese Wirkung fort, es
                              									wirken vielmehr auf eine Oxydation des Mangans die zwar hohe Temperatur, welche aber
                              									doch geringer ist als die Erzeugungstemperatur, unter welcher sich Mangan reducirt,
                              									ferner die saure Schlacke (Sauerstoff von SiO2 =
                              									17,87 gegen jenen von Al2O3 = 5,46 und aus CaO = 6,13, also zusammen Sauerstoff der Basen = 11,59),
                              									endlich die geringe Pressung des Windes. Schlieſslich verbrennt Mangan selbst auf
                              									dem kurzen Wege vom Cupolofen bis in die Birne, vor deren Mündung die Proben
                              									genommen wurden. Die Abnahme des Mangangehaltes beträgt 2,90 bis 5,85 Proc., also ⅕
                              									bis ⅓ des Gesammtmangangehaltes des rohen Spiegeleisens; bei dem Bessemerroheisen
                              									1,09 Proc., also auch etwa ⅓ des Gesammtgehaltes.
                           Die Beobachtung, daſs das rohe, völlig schwefelfreie Spiegeleisen etwas Schwefel
                              									aufnimmt, ist leicht aus dem Schwefelkiesgehalt der Kohle zu erklären, aus welcher
                              									die hier verbrauchten Kokes bereitet werden. Diese Annahme von Schwefel ist übrigens
                              									so gering (0,0043 Proc.), daſs sie ohne jeden Einfluſs ist. Nach einer Hypothese Dürre's (Aphorismen, §.
                              									108) soll der Schwefel vielleicht die blätterige, nicht reguläre Krystallisation des
                              									Spiegeleisens veranlassen. Dies ist hier offenbar nicht der Fall, da das rohe
                              									Spiegeleisen, welches sehr schöne blätterige Krystallflächen aufwies, gar keine Spur
                              									von Schwefel enthielt.
                           Die Zunahme des Phosphorgehaltes ist eine oft bestätigte Erscheinung. Sie erklärt
                              									sich ebenso, wie die Zunahme von Silicium und Kohlenstoff, durch Oxydation von Eisen
                              									und Mangan, also Vertheilung des ursprünglichen Gehaltes auf eine geringere Menge.
                              									Auſserdem enthalten aber die hiesigen Königshütter Kokes nachgewiesenermaſsen alle
                              									Phosphor, den das Eisen beim Umschmelzen stets mit aufnimmt. Die Zunahme betrug
                              									0,0368 Proc. bei Probe 5.
                           Vergleicht man diese chemischen Veränderungen im Zusammenhange unter einander, so
                              									ergibt sich nach der oben gegebenen Uebersicht folgende neue Tabelle:
                           
                              
                                 
                                 Durch das Umschmelzen wurde bewirkt:
                                 
                              
                                 Probe
                                 Zunahme von Si und C
                                 Abnahme von Mn
                                 
                              
                                 1
                                         0,36 Proc.
                                    0,15 Proc.
                                         5,85 Proc.
                                 
                              
                                 2
                                 0,37
                                    0,22
                                 3,73
                                 
                              
                                 3
                                 0,30
                                    0,12
                                 3,92
                                 
                              
                                 4
                                 0,26
                                    0,34
                                 5,26
                                 
                              
                                 5
                                 0,08
                                    0,04
                                  2,90.
                                 
                              
                           Die Proben 1 bis 3 zeigen ein ziemlich constantes Verhältniſs
                              									der Zunahme von Si + C,
                              									nämlich 0,51, 0,59 und 0,60 Proc. wären also eine analytische Bestätigung der
                              									Annahme von Wedding, daſs sich Silicium und Kohlenstoff
                              									im Eisen ergänzen, aber auch, wenn man unter Zuhilfenahme der ersten Tabelle den
                              
                              									Gehalt an Kohlenstoff und Silicium zusammen vor dem Umschmelzen mit dem Gehalt an
                              									beiden Stoffen nach dem Umschmelzen vergleicht, erhält man dies bestätigende
                              									Resultat:
                           
                              
                                 
                                 Vor dem Umschmelzen
                                 Nach dem Umschmelzen
                                 
                              
                                 Probe
                                 Si + C
                                 Si + C
                                 
                              
                                 1
                                         4,12 Proc.
                                         4,63 Proc.
                                 
                              
                                 2
                                 4,62
                                 5,11
                                 
                              
                                 3
                                 4,60
                                 5,02
                                 
                              
                                 4
                                 5,02
                                 5,62
                                 
                              
                                 5
                                 3,96
                                 4,08
                                 
                              
                           Je gröſser der Gehalt an Silicium und Kohlenstoff im rohen Spiegeleisen, desto
                              									gröſser auch im Verhältniſs die Zunahme und daher auch der Gehalt an beiden
                              									Elementen in dem umgeschmolzenen Eisen. Wedding hat
                              									allerdings bei der oben angeführten Hypothese nur graphitreiches Roheisen im Auge;
                              									doch kommt bei den hier vorliegenden Versuchen in Betracht, daſs der immerhin sehr
                              									bedeutende Mangangehalt sämmtlichen Kohlenstoff als chemisch gebundenen im Eisen
                              									bedingt und die Ausscheidung von Graphit verhindert. Analyse 5 widerspricht dem eben
                              									Gesagten übrigens auch nicht, bestätigt vielmehr dasselbe, da der Gehalt an Silicium
                              									und Kohlenstoff ursprünglich gering, mithin auch die Zunahme durch das Umschmelzen,
                              									wenn auch auffallend, klein ist. Leider war bei dem Cupolofenbetrieb, bei den durch
                              									die Bessemerei bedingten localen Verhältnissen, gemeinschaftlicher Windleitung zu
                              									beiden Oefen, gemeinschaftlichem Manometer und vor Allem bei dem durch keinerlei
                              									störende Versuche zu unterbrechenden Gange die Beobachtung eines einzelnen
                              									Spiegeleisenofens so erschwert, daſs nicht aus dem Ofengange selbst erklärt werden
                              									kann, daſs die Charge, welcher die Probe 5 entnommen wurde, kälter ging als die
                              									vorhergehenden; doch beweisen dies die analytischen Resultate. Die Zunahme 0,07 an
                              									Silicium und 0,04 an Kohlenstoff ist sehr gering; also war jedenfalls die Temperatur
                              									nicht hoch genug, um Silicium aus der Schlacke zu reduciren, oder eine Kohlung des
                              									Eisens zu bewirken, welche bei den anderen Proben, wenn auch im geringeren Maſse,
                              									doch wohl stattfindet. Im Gegentheil kann hier bei der niedrigen Temperatur, wie
                              									oben erwähnt, die Zunahme an Kohlenstoff als eine relative aufgefaſst und angenommen
                              									werden, daſs Kohlenstoff verbrennt, wie man das bei jedem Cupolofen bei schlechten
                              									Kokes, oder bei zu geringer Menge derselben, oder bei zu geringer Windpressung
                              									beobachten kann.
                           Die geringe Abnahme des Mangangehaltes (2,90 Proc.) scheint dieser Annahme auf den
                              									ersten Blick zu widersprechen, da im Allgemeinen feststeht, daſs je niedriger die
                              									Temperatur ist, desto mehr Mangan verschlackt wird. Es kommt aber hier erstens in Betracht, daſs die Abnahme
                              									nicht grade abnorm gering ist, im Verhältniſs zu den Proben 2 und 3, wo die rohen
                              									Proben beinahe denselben Mangangehalt haben wie Probe 5; andererseits – und dies ist
                              									am wesentlichsten – stehen der Mangan- und Kohlenstoffgehalt in enger Beziehung zu
                              									einander, da das Mangan den Kohlenstoff chemisch bindet. Auſserdem wirken bei der
                              									Verschlackung von Mangan noch mancherlei Nebenumstände, mehr oder weniger saure
                              									Schlacke, Windpressung u.a., mit, die sehr wohl einmal eine Abweichung zur Folge
                              									haben können.
                           Faſst man sämmtliche Resultate in physikalischer und chemischer Beziehung zusammen,
                              									so ergibt sich, daſs durch den Umschmelzproceſs im Cupolofen das Spiegeleisen an
                              									specifischem Gewicht abnimmt, der Glanz verschwindet, die Farbe sich ändert, die
                              									Krystallisation in eine strahlige Textur übergeht, die Härte abnimmt, die Cohäsion
                              									vergröſsert wird und die Festigkeit ziemlich dieselbe bleibt; ferner daſs der
                              									Gehalt. an Silicium, Kohlenstoff und Phosphor zunimmt, Schwefel in das Eisen
                              									übergeht, Mangan dagegen bedeutend abnimmt.
                           Was die Bedeutung dieser Veränderungen anlangt, so steht jedenfalls fest, daſs
                              									dieselben für die Verwendung in der Praxis keinen schädlichen Einfluſs ausüben. Die
                              									direct schädlichen Bestandtheile, Silicium (das hier als schädlicher Bestandtheil
                              									mit zu erwähnen ist, da das Spiegeleisen erst am Ende des Bessemerprocesses
                              									zugesetzt wird), Phosphor und Schwefel bleiben weit hinter der Schädlichkeitsgrenze
                              									zurück und sinken auf ein Minimum herab, wenn man berücksichtigt, daſs 525k Spiegeleisen als Zusatz zu 9000k Roheisen in der Bessemerbirne dienen. Dagegen
                              									ist der Kohlenstoffgehalt so groſs, daſs er selbst bei sehr stark entkohltem
                              									Roheisen noch zur Rückkohlung und Umwandlung in Stahl genügt, und auch der
                              									Mangangehalt bedeutend genug, um – nach Wedding's
                              									Hypothese – durch Oxydation die Sauerstoffblasen, die den Stahl sonst undicht und
                              									brüchig machen würden, zu vertreiben.
                           Es verdient daher das Umschmelzen im Cupolofen bei Weitem den Vorzug vor dem
                              									Flammofenproceſs, welcher früher allgemeiner üblich war, da hierbei das Eisen durch
                              									den Zutritt der Luft immer gefeint wird, d.h. Kohlenstoff und allerdings auch
                              
                              									Silicium und Phosphor abgibt, im Hinblick aber auf die geringe Menge der letzteren
                              									Bestandtheile kein so hoher Vortheil, um den gröſseren Verlust an Kohlenstoff und
                              									Mangan aufzuwiegen. Auſserdem wird durch den Flammofenproceſs leicht mehr Schwefel
                              									dem Eisen zugeführt, ganz abgesehen davon, daſs der Flammofen einen höheren
                              									Brennmaterialverbrauch und genauere Wartung nöthig macht. Zu einem ununterbrochenen
                              									Betriebe, wie er auf gröſseren Bessemerhütten die Regel ist, eignet sich überdies
                              									der Cupolofen besser.
                           Hiermit mögen diese Betrachtungen schlieſsen, die durchaus nicht den Anspruch auf absolute
                              									Neuheit und wissenschaftlichen Werth machen, sondern nur den Zweck haben, das
                              									Wenige, das sich über diesen Punkt in der Literatur, und auch nur sehr zerstreut,
                              									findet, mit den eigenen Beobachtungen zu einem einheitlichen Ganzen zusammenzufassen
                              									– ein Zweck, welcher durch die praktische Bedeutung des behandelten Gegenstandes
                              									wohl seine Begründung finden dürfte.
                           Würzburg, Februar 1879.