| Titel: | Ueber einen neuen Apparat zur Untersuchung der Härtegrade des Stahles auf elektromagnetischem Wege; von Dr. A. von Waltenhofen, | 
| Autor: | Adalbert Waltenhofen [GND] | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 142 | 
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                        Ueber einen neuen Apparat zur Untersuchung der
                           								Härtegrade des Stahles auf elektromagnetischem Wege; von Dr. A. von
                              								Waltenhofen,
                        k. k. Regierungsrath und Professor in
                           								Prag.
                        Mit Abbildungen.
                        v. Waltenhofen's Apparat zur Untersuchung der Härtegrade des
                           								Stahles.
                        
                     
                        
                           In einer schon vor längerer Zeit (1863) erschienenen Abhandlung: „über das
                                 										elektromagnetische Verhalten des Stahles“ (1863 170 201. Sitzungsberichte der Wiener
                                 										Akademie, Bd. 48) habe ich nachgewiesen, daſs die zwischen der
                              									magnetisirenden Stromstärke x und dem erregten
                              									magnetischen Momente y eines Stahlstabes stattfindende
                              									Beziehung innerhalb gewisser Grenzen durch eine empirische Formel von der Gestalt:
                              										y = kxn darstellbar ist, deren Coëfficient k von der sogen. „Coërcitivkraft“ des Stahles
                              									abhängt. Ich habe ferner schon damals gezeigt, daſs die numerische Bestimmung dieses
                              									Coëfficienten ein höchst empfindliches Prüfungsmittel für die Härtegrade der
                              									untersuchten Stahlsorten an die Hand gibt.
                           Daſs dieses in seiner ursprünglichen Form ziemlich umständliche Verfahren, welches
                              									den Besitz genauer Messinstrumente, sowie eine gewisse Uebung und Sicherheit in
                              									deren Handhabung voraussetzt, in weiteren Kreisen nicht Eingang finden werde, war
                              									wohl leicht vorauszusehen. Dagegen habe ich andererseits aus brieflichen
                              									Mittheilungen entnommen, daſs das Princip der neuen Methode auch bei praktischen
                              									Technikern Interesse und Beachtung gefunden, freilich aber auch den Wunsch angeregt
                              
                              									hat, dasselbe in einfacherer und bequemerer Ausführung allgemein zugänglich und
                              									nutzbar gemacht zu sehen. Diese Erwägungen und Wahrnehmungen haben mich veranlaſst,
                              									weniger umständliche Methoden zu elektromagnetischen Härteproben zu ersinnen und
                              									endlich (mit Benutzung des Principes der Spiralanziehung) die im 217. Bande dieses
                              									Journals beschriebene Wägungsmethode für den besagten Zweck in Vorschlag zu
                              									bringen.
                           Eine seither erschienene Abhandlung: „Beziehungen zwischen Härte und chemischer Constitution
                                 										des Eisens“ von Bergrath A. v. Kerpely (Zeitschrift des berg- und hüttenmännischen Vereines für
                                 										Steiermark und Kärnten, 1878) hat mir einerseits den erfreulichen Beweis
                              									geliefert, daſs auch mein neueres Verfahren nicht unbeachtet geblieben ist.
                              									Andererseits aber habe ich daraus die Ueberzeugung gewonnen, daſs auch dieses
                              									Verfahren noch immer nicht den zu einer allgemeineren Verbreitung desselben
                              									erforderlichen Grad von Einfachheit und Bequemlichkeit besitzt. Ein solchen
                              									Anforderungen, wie ich glaube, viel besser entsprechender Apparat soll nachstehend
                              									beschrieben werden. Bevor ich aber darauf eingehe, sei mir gestattet, mit einigen
                              									Worten auf die Versuche v. Kerpely's
                              									zurückzukommen.
                           Herr v. Kerpely fand nämlich in der experimentellen
                              									Durchführung meines Verfahrens Schwierigkeiten. Es würde zu weit führen, dieselben
                              									hier eingehend zu besprechen und aufzuklären; doch muſs ich sie wenigstens in so
                              									weit erwähnen, als nöthig ist, um zu zeigen, daſs es nicht an meiner Methode,
                              									sondern an den Apparaten, welche v. Kerpely anwendete,
                              									gefehlt hat, wenn ihm die Versuche nicht gelingen wollten. Ich will dahin gestellt
                              									sein lassen, ob die bei seinem Apparate angewendete Magnetisirungsspirale mit der
                              									meinigen in Dimensionen, Windungszahl und Beschaffenheit des Drahtes (Widerstand)
                              									annähernd übereinstimmend war (der Verfasser sagt nur, daſs er sich „möglichst
                                 										genau“ an meine Vorschriften hielt). Setzt man dies aber voraus, so beweist
                              									der Umstand, daſs v. Kerpely fünf Bunsen'sche Elemente
                              									benöthigte, um die bei meinen Versuchen mit einem einzigen Bunsen'schen Elemente
                              									bewirkte Spiralanziehung zu erzielen, weiter nichts, als daſs seine Elemente einen
                              									gröſseren Widerstand hatten; sei es, daſs sie im Vergleiche mit den meinen kleiner
                              									oder mit dichteren Diaphragmen versehen waren.Es wäre in diesem Falle angezeigt gewesen, mit parallel geschalteten Elementen (Zink mit Zink und Kohle mit Kohle
                                    											verbunden) zu experimentiren. Die Wirkung einer 5elementigen Säule wäre dann
                                    											schon mit einer geringeren Elementezahl zu erreichen gewesen.Nehmen wir beispielsweise an, die Magnetisirungsspirale v. Kerpely's hätte in der That genau denselben
                                    											Widerstand (0,08) wie die meine gehabt, bei welcher ich ein Bunsen'sches
                                    											Element vom Widerstande 0,06 anwendete. Nimmt man ferner an, daſs sonst
                                    											keine in Betracht kommenden Widerstände eingeschaltet waren (d.h., daſs der
                                    											Widerstand der Verbindungsdrähte vernachlässigt werden könne), so folgt aus
                                    											der Thatsache, daſs v. Kerpely 5 Elemente
                                    											nehmen muſste, um die von mir mit einem Elemente erhaltene Wirkung zu
                                    											erzielen, eben nur, daſs seine Elemente einen Widerstand x hatten, welcher mit Rücksicht auf das
                                    											Ohm'sche Gesetz der Gleichung entspricht:
                                    												\frac{1}{0,06+0,08}=\frac{5}{5\,x+0,08}, also
                                    												x=0,124, d. i. etwas mehr als das doppelte von dem
                                    											Widerstande meiner Elemente. Durch eine Parallelschaltung von nur zwei
                                    											solchen Elementen würde unter übrigens gleichen Umständen nahezu derselbe
                                    											Effect erzielt worden sein, wie mit der 5elementigen Säule; denn es besteht
                                    											das Verhältniſs \frac{1}{1/2\,(0,124)+0,08}:\frac{5}{5\times
                                       												0,124+0,08}=70:71. – Entsprechend  anders würden sich
                                    											die Verhältnisse gestalten bei dem hier beschriebenen neuen Apparate, dessen
                                    											Spirale den gröſseren Widerstand 0,125 hat. Im Uebrigen ist dieser neue
                                    											Apparat, wie später bemerkt werden wird, für schwächere Anziehungen
                                    
                                    											eingerichtet. Auch scheint es, daſs bei der Batterie, mit welcher v. Kerpely arbeitete, die Zinkplatten nicht gut
                              									amalgamirt warenMan sehe hierüber meine Bemerkungen in D. p. J.
                                    											1868 188 282., oder schlechte
                              									Salpetersäure verwendet wurde; sonst hätte eine so rapide Abnahme des Stromes, wie
                              									sie der Verfasser beschreibt, unmöglich eintreten können.
                           Daſs bei Anwendung einer solchen Stromquelle ein messendes Verfahren, wie das von mir
                              									vorgeschlagene, weder mit Erfolg ausgeführt, noch die Brauchbarkeit desselben
                              									richtig beurtheilt werden kann, ist selbstverständlich. In der That hat v. Kerpely durch die Untauglichkeit der besagten
                              									Batterie sich veranlaſst gesehen, auf Anrathen eines befreundeten Fachmannes mit
                              									einer 96elementigen Noë'schen Thermosäule seine Versuche fortzusetzen. Daſs er
                              									jedoch auch mit dieser die bei meinen Versuchen von einem einzigen Bunsen'schen
                              									Elemente bewirkte Spiralanziehung (von 87g bei
                              									Anwendung eines Probestäbchens von weichem Eisen) nicht einmal annähernd erzielen
                              									konnte, ist schon aus folgender Erwägung einleuchtend.
                           Eine 96elementige Noë'sche Säule hat im Vergleiche mit einem Bunsen'schen Elemente
                              									zwar allerdings eine nahezu vierfache elektromotorische Kraftv. Kerpely nimmt eine dreifache an. Man sehe
                                    											hierüber meine diesbezüglichen Abhandlungen in D. p.
                                       												J. * 1871 200 17. 1877 224 268., dabei aber andererseits
                              									einen Widerstand von 2½ bis 5 Siemens'schen Einheiten (je nach der Sorte der
                              									dickeren oder dünneren Elemente), während der Widerstand des von mir angewendeten
                              									Bunsen'schen Elementes nur 0,06 Einheiten betrug und somit in runder Zahl vierzig
                              									bis achtzig Mal kleiner war. Bei dem sehr kleinen Widerstände der (aus dickem Drahte
                              									gefertigten) Magnetisirungsspirale muſste daher die Wirkung jener Thermosäule der
                              									meines Bunsen'schen Elementes weit nachstehen. Eine vortheilhaftere Anordnung wäre
                              									es gewesen, wenn v. Kerpely die 4 Abtheilungen der
                              									96elementigen Noë'schen Säule (mittels des an derselben angebrachten Pachytropes)
                              										parallel geschaltet hätte, wodurch eine Combination
                              									erzielt worden wäre, welche (im Vergleiche mit der vorigen) bei 4Mal kleinerer
                              									elektromotorischer Kraft einen 16Mal kleineren Widerstand gehabt hätte. Freilich
                              									würde auch diese (bei der vorausgesetzten Beschaffenheit der Magnetisirungsspirale)
                              									einem groſsplattigen Bunsen'schen Elemente nicht äquivalent sein.
                           Die Einwendungen, welche v. Kerpely gegen mein
                              									Verfahren, oder vielmehr gegen meine darauf bezüglichen Vorschriften und Angaben
                              
                              									macht, sind leicht zu widerlegen, insofern der Sinn derselben überhaupt klar
                              									ausgesprochen ist.
                           In meiner Anleitung habe ich z.B. die Vorsicht empfohlen, das in die
                              									Magnetisirungsspirale eingehängte tarirte Probestäbchen bei der Schlieſsung der Kette mit zwei
                              									Fingern festzuhalten, um bei der im Momente des Stromschlusses plötzlich
                              									eintretenden Spiralanziehung die damit verbundene Erschütterung des Wagebalkens zu
                              									verhindern. Erst nach annähernder Ausgleichung durch Gegengewichte soll das Stäbchen
                              									frei gelassen und genau ins Gleichgewicht gesetzt werden. Wenn v. Kerpely sagt, daſs diese Vorsicht bei seinen
                              									Versuchen als ganz überflüssig sich erwiesen habe, so erscheint dies bei den
                              									äuſserst geringen Anziehungen, auf die er sich bei der mangelhaften Beschaffenheit
                              									seines Apparates beschränken muſste, ganz begreiflich. Wenn aber v. Kerpely weiter sagtBeide Stellen finden sich auf S. 19 der citirten Abhandlung., daſs
                              									die von mir erwähnte plötzliche Anziehung der Wirkung „des inducirten Stromes“ entspricht, so ist mir dies ebenso
                              									unverständlich, als wenn Jemand dasselbe z.B. von der analogen Erscheinung der
                              									plötzlichen Anziehung eines Relaishebels sagen würde.
                           Auch dasjenige, was v. Kerpely über die bei den
                              									besprochenen Versuchen in Betracht kommenden „Wirkungen des inducirten und des
                                 										remanenten magnetischen Momentes“ bemerkt, ist nach meiner Ansicht theils
                              									irrthümlich, theils unklar und entzieht sich insofern einer vollständigen
                              									Besprechung. Ersteres gilt z.B., wenn der Verfasser sagt: „man miſst bei
                                 										langsamer Hantirung meistens die Wirkung des remanenten Momentes“Dies ist beim beschriebenen Verfahren überhaupt nicht möglich, denn das dabei
                                    											wirksame Moment ist immer ein temporäres, von
                                    											welchem das nach Unterbrechung des Stromes remanente Moment einen Bruchtheil bildet.; letzteres
                              									gilt z.B. von dem Satze: „mit 0cm,5 dicken
                                 										Stäben von 20g Gewicht dauert die Auswiegung
                                 										unter dem Einflüsse des inducirten (?) Stromes
                                 										freilich nur 1 bis 2 Minuten, ja bei einzelnen Proben nur 30 Secunden.“Beide Stellen finden sich auf S. 20 der citirten Abhandlung. In
                              									dieser Richtung mag es daher genügen, wenn ich daran erinnere, daſs bei meinem
                              									Verfahren immer nur das der Intensität des magnetisirenden Stromes nach obiger
                              									Formel entsprechende temporäre („inducirte“)
                              									Moment des untersuchten ursprünglich unmagnetischen
                              									Stahlstabes in Betracht kommen kann, und daſs daher, wie ich schon in meiner ersten
                              									diesbezüglichen Abhandlung hervorgehoben habe, jedes Probestäbchen nur zu einem einmaligen Versuche dieser Art brauchbar ist.
                           Nach diesen Erörterungen, zu welchen ich mich durch die Arbeit v. Kerpely's veranlaſst gesehen habe, will ich nunmehr
                              									zur Beschreibung meines neuen Apparates übergehen.
                           Da das Ausgleichen der Spiralanziehung durch das Auflegen von Gegengewichten unbequem
                              									und zeitraubend ist, habe ich nunmehr anstatt einer Gewichtswage eine Neigungswage
                              									(Zeigerwage) angewendet; dieselbe (vom hiesigen Mechaniker Hrn. W. Grund ausgeführt) hat folgende Einrichtung.
                           
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 232, S. 145
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 232, S. 145
                              
                           Auf dem mit 2 Stellschrauben A, B und einem Fuſse C versehenen Grundbrete (Fig.
                                 										1 und 2) ist eine Säule DE befestigt. Der obere vierkantig prismatische Theil
                              									derselben dient als Führung für eine Hülse J, welche
                              									den mit einem Gegengewichte c versehenen Wagebalken ab nebst den sogleich näher zu erwähnenden Nebentheilen
                              									trägt. Die Hülse gestattet das Heben und Senken der Wage an der Säule und kann
                              									mittels der Stellschraube s1 (Fig. 1) festgeklemmt werden. Um die
                              									Ausschläge des Wagebalkens in vergröſsertem Maſsstabe sichtbar zu machen, werden
                              									dieselben mittels eines an der Achse des Wagenbalkens angebrachten Zahnrades,
                              									welches in einen an der Zeigerachse angebrachten Trieb eingreift, in der Art auf den
                              									Zeiger z übertragen, daſs derselbe eine 4Mal gröſsere
                              									Winkelbewegung als der Wagebalken ausführt. Die Scale auf dem Bogen S ist so getheilt, daſs Gewichtsdifferenzen im Betrage
                              									von halben Grammen direct abgelesen werden können.
                           Auf demselben Grundbrete ist noch eine zweite Säule (ein vierkantig prismatischer
                              									Stab) befestigt; auf diese ist eine Hülse H (Fig. 1) mit Klemmschraube s2 aufgeschoben, welche erstere den Ring
                              										R trägt, auf dem die Magnetisirungsspirale M ruht. Diese kann also mit Hilfe der beschriebenen
                              									Vorrichtung ebenfalls höher und tiefer gestellt und in entsprechender Höhe durch
                              									Anziehen der Klemmschraube s2 festgehalten werden.
                           Die auf eine ungefähr 11cm lange hölzerne Spule
                              									aufgewickelte Magnetisirungsspirale ist 9cm lang
                              									und hat 6 Lagen zu je 30 Windungen eines 3mm
                              									dicken, wohl isolirten Kupferdrahtes. Der Widerstand der Spirale beträgt nur 0,125
                              									S. E. Die 3cm weite Höhlung der Spirale ist mit
                              									glatt polirtem Messingblech ausgefüttert, um im Falle eines Anstreifens der
                              									einzuhängenden Probestäbchen die Reibung möglichst zu vermindern.
                           Bei h (Fig. 2) steckt ein
                              									Zäpfchen, welches für die Bewegung des Armes c als
                              									Hemmung dient. Dadurch wird bezweckt, daſs der Zeiger auch bei heftigen Schwankungen
                              									des Wagebalkens, wie sie bei ungeübter Ausführung der später zu besprechenden Versuche
                              									allenfalls vorkommen könnten, nicht oben am Bügel m
                              									anschlagen kann, wodurch die Eingriffe von Trieb und Zahnrad leiden würden. Ein
                              									Anschlagen des Zeigers nach unten (an den Zapfen h) ist
                              									dadurch verhindert, daſs der Arm b, bevor dies
                              									eintreten kann, an eine (in der Zeichnung nicht sichtbare) im Bügel m befindliche Hemmung anschlägt.Aus der beschriebenen Einrichtung ist nämlich klar, daſs der Zeiger z immer nach aufwärts geht, wenn der Arm c nach abwärts sich bewegt, und
                                    										umgekehrt. Um Schwankungen des Wagebalkens noch mehr zu beschränken,
                              									kann man in die ober der Hemmung h befindliche Bohrung
                              										i ein zweites Zäpfchen stecken. Dies ist zu
                              									empfehlen, wenn die Wage etwa von einem Zimmer in ein anderes übertragen werden
                              									soll. Für weitere Transporte wird der Wagebalken mittels Draht am Ständer fest
                              									gebunden und die Wage in einem zweckmäſsig eingerichteten Transportkasten (mit
                              									Schloſs und Handhabe) verwahrt.
                           Am Ende a des Wagebalkens ist ein Gehänge angebracht,
                              									welches eine aufgeschlitzte und daher federnde messingene Hülse trägt, die zur
                              									Aufnahme der Probestäbchen (wie die Figur anzeigt) bestimmt ist. Wird das
                              									Probestäbchen eingehängt, so gibt der Zeiger unmittelbar das Gewicht desselben an,
                              									wenn man zuvor die Wage mittels der beiden Stellschrauben gehörig eingestellt
                              									hat.
                           Die schon in meinen früheren Abhandlungen mehrfach erwähnten Probestäbchen, aus den
                              									zu vergleichenden Stahlsorten hergestellt, sollen sämmtlich möglichst genau dasselbe
                              									Gewicht (z.B. von 25 bis 27g)Schwerere (dickere) Stäbchen würden das Verfahren ganz unzuverlässig machen,
                                    											aus Gründen, in deren Erörterung hier nicht eingegangen werden
                                    										soll. haben und gleich lang sein. Die den gewählten Dimensionen der
                              									Magnetisirungsspirale angemessene Länge ist 100mm.
                              									Die Dicke der Stäbchen wird dann ungefähr 6mm,5
                              									betragen.
                           Da das Probestäbchen bei den Bewegungen des Wagebalkens auch in horizontaler Richtung
                              									seinen Ort verändert, so kann man es zwar nicht in der Mitte der Höhlung der
                              									Drahtrolle erhalten, wohl aber kann und soll stets auf eine solche Einstellung des
                              									Apparates gesehen werden, daſs die Mittellage, um welche das Stäbchen beim Senken
                              									und Heben schwankt, ziemlich mit der Mitte der Spiralen-Oeffnung übereinstimmt,
                              									damit das Stäbchen, so lange keine Anziehung wirksam ist, niemals an die Wand
                              									derselben streift. Eine solche Einstellung läſst sich, wenn sie nicht schon
                              									vorhanden wäre, durch Drehen der betreffenden Säulen und nachheriges Festschrauben
                              									derselben (durch Anziehen der unterhalb des Grundbretes befindlichen Muttern) leicht
                              									bewerkstelligen.
                           Als Stromquelle benutze ich bei den beschriebenen Versuchen ein groſses Daniell'sches
                              									Element. – Ein 10cm weiter und 21cm hoher Zinkcylinder umschlieſst eine 21cm tiefe und 7cm,5 weite Thonzelle, in welcher ein 21cm
                              									hoher und 6cm,5 weiter Kupferblech-Cylinder steht.
                              									Die Thonzelle hat eine Wandstärke von 4mm und ist
                              									in dem Maſse porös, daſs sie, im trockenen Zustande mit Wasser gefüllt, nach Ablauf
                              									von etwa 40 Secunden an der äuſseren Mantelfläche feucht erscheint. Die zur Füllung
                              									der Zinkzelle dienende englische Schwefelsäure ist mit dem 15fachen Volum Wasser
                              									verdünnt. Die Kupferzelle enthält concentrirte Kupfervitriol-Lösung. Der
                              									Zinkcylinder ist reichlich amalgamirt und wird in diesem Zustande fortwährend
                              									dadurch erhalten, daſs er während des Gebrauches stets mit Quecksilber in Berührung
                              									ist, von welchem zu diesem Zwecke jedesmal so viel in die Zinkzelle (nämlich in das
                              									die verdünnte Schwefelsäure enthaltende Glasgefäſs) gegossen wird, daſs der untere
                              									Rand des Zinkcylinders in dasselbe taucht.Siehe meine diesbezüglichen Mittheilungen in D. p.
                                       												J. 1868 188 282. Dieselben beziehen sich
                                    											freilich zunächst auf Zink-Kohlen- und Zink-Platinketten, sind aber auch bei
                                    											anderen Ketten nicht auſser Acht zu lassen. Das beschriebene
                              									Element hat einen Widerstand von 0,11 S. E.
                           Die meisten Daniell'schen Elemente haben (schon aus dem Grunde, weil sie in der Regel
                              									kleiner sind) beträchtlich gröſsere Widerstände. In einem solchen Falle wird man
                              									sich mit zwei oder mehreren parallel geschaltetenDas sogen. „Parallel-Schalten“ besteht nämlich darin, daſs man von
                                    											zwei oder mehreren Elementen die Zinke unter sich und die Kupfer unter sich
                                    											verbindet (vgl. meinen Artikel „Elektricität“ in Karmarsch und Heeren's technischem Wörterbuche,
                                    											3. Auflage, Bd. 3 S. 194), bis man endlich bei einer gewissen Zahl von
                                    											dergestalt combinirten Elementen den Zweck erreicht hat. Wie weit man dabei
                                    											wird gehen müssen, läſst sich im Allgemeinen nicht angeben, weil die
                                    											Thonzellen hinsichtlich des Widerstandes, welchen sie verursachen, von zu
                                    											verschiedener Beschaffenheit sind. So haben z.B. die Daniell'schen Elemente,
                                    											mit welchen ich gewöhnlich arbeite (Elemente groſserer Gattung mit
                                    											Thonzellen bester Qualität), Widerstände von etwa 0,1 bis 0,3 S. E. Dagegen
                                    											sind mir auch schon Daniell'sche Elemente mit viel groſserem Widerstände,
                                    											bis fast 6 S. E., also bis zum 60- bezieh. 20-fachen des obigen Betrages
                                    											vorgekommen. Elemente dieser Art (viel kleiner als obige und mit dichten
                                    											Thonzellen) sind wohl für telegraphische Zwecke ganz gut verwendbar, aber
                                    											keineswegs für Versuche mit dem hier beschriebenen Apparate. Noch weniger
                                    											eignen sich hierzu die für andere technische Zwecke (Telegraphen,
                                    											elektrische Uhren u. dgl.) so vortrefflichen Meidinger'schen Elemente und
                                    											andere ähnliche Modifikationen des Daniell'schen Elementes, welche noch
                                    											groſsere Widerstände (in der Regel von 8 bis 20 S. E.) haben. Im Allgemeinen
                                    											kann nur empfohlen werden, daſs man Elemente von möglichst kleinem
                                    											Widerstande (also mit groſsen Thonzellen bester Sorte) wähle. Die Elemente
                                    											von Leclanché, Smee und ähnliche sind viel zu
                                    											inconstant, als daſs sie im vorliegenden Falle angewendet werden könnten,
                                    											ganz abgesehen von den Widerstandsverhältnissen. Elementen
                              									behelfen müssen. Sollte man hingegen nur solche Elemente zur Verfügung haben, von
                              									welchen ein einzelnes (z.B. ein groſses Bunsen'sches) schon zu stark wäre, so würde
                              									man den Strom durch Vermehrung des Widerstandes herabmindern können, sei es, daſs
                              									man das Element nur theilweise füllt, oder, daſs man in die Leitung einen passenden
                              									Drahtwiderstand einschaltet.
                           
                           Die Stromleitung soll nur dann geschlossen sein, wenn man den Strom wirklich benutzt;
                              										in den Zwischenzeiten aber soll sie, zur Schonung des
                                 										Elementes, offen bleiben. Zu diesem Zwecke soll ein Unterbrecher (z.B. in
                              									Form eines Stöpselschalters oder wenigstens eines Quecksilbernapfes) in der Leitung
                              									sich befinden, mittels dessen man immer nur für die Dauer eines Versuches den Strom
                              									herstellt, dann aber sofort wieder unterbricht.
                           Ob der Strom, welchen das Element liefert, hinreichend stark ist läſst sich auf
                              									folgende Art erproben. Ein Probestäbchen aus weichem Eisen, welches (bei einem
                              									Gewichte von 25 bis 27g) die oben angegebene Länge
                              										(100mm) hat, wird mittels der bereits
                              									erwähnten Hülse an den Wagebalken gehängt. Wir setzen voraus, daſs Wage und Spirale,
                              									welche, wie wir gesehen haben, beziehungsweise an den Säulchen DE und FG verschiebbar
                              									sind, in ihren tiefsten Stellungen sich befinden. Man hebt nun die Spirale so weit,
                              									bis das in dieselbe herabhängende eiserne Probestäbchen mit seiner unteren Hälfte
                              									innerhalb der Spirale sich befindet, welche Einstellung man sich allenfalls durch
                              									eine an der Mitte des Stäbchens eingerissene ringförmige Marke erleichtern kann.
                              									Schlieſst man hierauf den Strom, so muſs der Zeiger, der bisher nur das Gewicht des
                              									Probestäbchens angab, nun auch die Spiralanziehung angeben, und zwar soll dieselbe
                              										mindestens 10 bis 15g betragen.
                           Bei einem mit dem oben beschriebenen Daniell'schen Elemente und einem 27g,1 schweren eisernen Probestäbchen angestellten
                              									Versuche z.B. ging der Zeiger bei Schlieſsung des Stromes von 27,1 auf 45,3,
                              									entsprechend einer Spiralanziehung im Betrage von 18g,2. Dieser von Zeit zu Zeit zu wiederholende Versuch kann zugleich als
                              										Prüfungsmittel für die Beständigkeit des Stromes
                              									dienen, was sehr wichtig ist, denn nur so lange der Strom
                                 										constant bleibt, können brauchbare Vergleichungen der Härtegrade verschiedener
                                 										Stahlsorten ausgeführt werden.
                           Glücklicherweise gestattet das dabei in Anwendung kommende Verfahren, welches sofort
                              									näher beschrieben werden soll, eine so rasche Durchführung, daſs die Zeit, während
                              									welcher eine Daniell'sche Kette von der beschriebenen Beschaffenheit constant
                              									bleibt, zu einer groſsen Anzahl von Stahlproben ausreicht. Dabei ist insbesondere zu
                              									beachten, daſs der Strom eines Daniell'schen Elementes anfangs beträchtlich zunimmt
                              									und erst, nachdem das Element etwa eine Viertelstunde lang geschlossen war, für
                              									längere Zeit stationär wird. Ist dieser Zustand eingetreten, so unterbricht man den
                              									Strom und macht die Stahlproben in folgender Weise.
                           Das eiserne Probestäbchen wird entfernt und dafür ein Stahlstäbchen (wir wollen es
                              									z.B. A nennen) eingehängt. Nun liest man zuerst das Gewicht ab; dasselbe sei 26,8.
                              									Hierauf hebt man, während die Wage in ihrer tiefsten Stellung belassen wird, die
                              									Spirale so weit, daſs das ganze Probestäbchen innerhalb der Spirale sich befindet
                              									und zwar so, daſs der
                              									obere Rand der Hülse mit dem oberen Rande der Spiralenmündung in einer Ebene liegt.
                              									Nun schlieſst man den Strom wieder, was keine beträchtliche Schwankung des
                              									Wagebalkens zur Folge hat, weil die Mitte des Stäbchens ohnedies schon sehr nahe in
                              									der Mitte der Spirale sich befindet. Hierauf läſst man die Spirale langsam herunter,
                              									wodurch das Stäbchen mit herabgezogen wird, und beobachtet sorgfältig den gröſsten
                              									Ausschlag, welchen der Zeiger macht, bevor er bei fortgesetzter Senkung der Spirale
                              									wieder zurückgeht. Es sei z.B. 36,4 die gröſste Ablesung an der Scale. So erhält man
                              									die Maximalanziehung 36,4-26,8=9,6 für den Stab A.
                           Für einen nahezu gleich schweren Stab B wurde in gleicher Weise die Maximalanziehung
                              									15,5 und für einen dritten Stab C 14,6 gefunden.
                           Wir schlieſsen hieraus, daſs A bedeutend härter als B und C, und daſs von den beiden
                              									letzteren C härter ist als B.
                           Gewichtsdifferenzen, wenn sie nicht zu groſs sind, können allenfalls in der Art
                              									annähernd in Rechnung gebracht werden, daſs man annimmt, die Maximalanziehungen
                              									seien innerhalb gewisser Grenzen den Gewichten proportional, und daſs man also
                              									dieselben auf gleiche Gewichte reducirt. Hätten z.B. die Stäbe B und C die Gewichte
                              									25,7 und 25,6, so könnte man die Zahlen: \frac{9,6}{26,8}=0,357,\
                                 										\frac{15,5}{25,7}=0,603,\ \frac{14,6}{25,6}=0,570 bei der Sortirung
                              									nach der Härte als maisgebend betrachten. Gröſsere Gewichtsdifferenzen als solche
                              									von wenigen Procenten sind unzulässig; sie würden die
                                 										Resultate dieser Methode ganz unsicher und fehlerhaft machen; denn es ist
                              									klar, daſs bei entsprechend gröſserem Gewichte auch ein härterer Stab stärker
                              									angezogen werden könnte als ein weicherer. Wollte man aber, um solchen Täuschungen
                              									zu entgehen, die Gewichte in der vorhin angedeuteten Weise in Rechnung bringen, so
                              									würde man, wenn die Gewichte bedeutend differiren, schon deshalb zu unsicheren
                              									Resultaten kommen, weil die Beziehungen zwischen Spiralanziehung und Stabgewicht
                              									keineswegs in einer einfachen Proportionalität bestehen.Vgl. meine Abhandlung: „Ueber die Anziehung, welche eine
                                       												Magnetisirungsspirale auf einen beweglichen Eisenkern ausübt“
                                    											(Sitzungsberichte der Wiener Akademie,
                                    											1870). Eine solche annähernd vorauszusetzen, ist eben nur bei sehr kleinen Gewichtsunterschieden gestattet.Die im angeführten Beispiele vorkommende Gewichtsdifferenz zwischen A im
                                    											Vergleiche mit B oder C (im Betrage von mehr als 4 Proc.) ist im
                                    											vorliegenden Falle deshalb weniger von Belang, weil A ungeachtet des
                                    											gröſseren Gewichtes schwächer angezogen wird und seine gröſsere Härte
                                    											demnach um so unzweifelhafter hervortritt.
                           Am besten ist es, schon der Einfachheit des Verfahrens wegen, solche Correctionen
                              									ganz zu vermeiden, indem man die Probestäbchen möglichst
                                 										genau von gleichem Gewichte anfertigen läſst. Haben sie auſserdem noch
                              									gleiche Länge, so können nur sehr geringe Differenzen in den Durchmessern (nach Maſsgabe der
                              									Verschiedenheit des specifischen Gewichtes) vorkommen, welche die Verläſslichkeit
                              									der Methode nicht beeinträchtigen.
                           Es liegt in der Natur der Sache und ist bereits in meinen früheren diesbezüglichen
                              
                              									Abhandlungen hervorgehoben worden, daſs jedes Probestäbchen nur in vollkommen unmagnetischem Zustande, also überhaupt nur einmal, zu
                              									einer elektromagnetischen Härteprobe verwendet werden kann.Der hier beschriebene neue Apparat und dessen Handhabung bei der Sortirung
                                    											von Stahlproben ist in der Wochenversammlung des deutschen polytechnischen
                                    											Vereines zu Prag vom 8. November 1878 öffentlich gezeigt und dabei den
                                    											Anwesenden die Gelegenheit geboten worden, sich durch eigene Anschauung von
                                    											der Einfachheit und Raschheit des Verfahrens zu überzeugen. (Vgl. Technische Blätter, 1878 S.
                                    									187.)
                           Schlieſslich sei noch bemerkt, daſs die beschriebene Zeigerwage auch für andere
                              									Zwecke (z.B. als Briefwage) verwendbar ist. Zu diesem Zwecke dient ein zweites
                              									Gehänge, welches – nach Entfernung der Spirale – anstatt der zur Aufnahme der
                              									Probestäbchen dienenden Hülse angehängt wird. Eine zweite Bezifferung der
                              									Scalentheile gibt die entsprechenden Gewichte an.
                           Prag, März 1879.