| Titel: | Zur Beurtheilung der Feuerluftmaschinen; von Dr. A. Slaby. | 
| Autor: | A. Slaby | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 200 | 
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                        Zur Beurtheilung der Feuerluftmaschinen; von Dr.
                           								A. Slaby.
                        Mit Abbildungen.
                        Slaby, zur Beurtheilung der Feuerluftmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die ersten Constructionen offener Luftmaschinen
                              									verblieben lange Zeit bei der Anwendung äuſserer
                              									Feuerung. Man erhitzte die Luft entweder in geschlossenen Röhrensystemen (Ericsson * 1834 51 81. 173.
                              										Redtenbacher 1853 128
                              									86. Burdin und Bourget
                              									1866 179 249), oder in glockenförmig gestalteten
                              									Heiztöpfen, welche von der Feuerung umspült wurden (Ericsson 1853 129 186. * 1856 140 259. 1860 157 162. * 321.
                              										158 394. * 1861 159 82.
                              									161. 407. Wilcox * 1861 160
                              									337. * 1863 170 321. Rider,
                                 										American Artizan 1871).
                           Roper (* 1869 194 173. * 1865
                              										178 249) und Belou (1861
                              										159 241. * 1865 177 413. *
                              									1867 185 409) scheinen die ersten gewesen zusein, welche
                              									das System der äuſseren Feuerung verlieſsen und die Verbrennungsproducte, die in
                              									einem geschlossenen Ofen unter höherem Druck erzeugt wurden, direct in den
                              									Arbeitscylinder überführten. Seitdem hat sich der Erfindungstrieb mit besonderer
                              									Ausdauer auf die Construction dieser Gattung von Luftmaschinen geworfen, und ein
                              									Blick in die Patentlisten der letzten Jahre zeigt darin auch heut noch keine
                              										Abnahme.Die im Arbeitscylinder zur Wirkung kommenden Gase bestehen nur zum kleinsten
                                    											Theile aus Luft, wie weiter unten gezeigt werden wird; mir scheint es
                                    											deshalb zweckmäſsig, die besprochene Maschinengattung, wie vorgeschlagen,
                                    											als „Feuerluftmaschinen“ zu bezeichnen, um sie besser von den
                                    											eigentlichen offenen Luftmaschinen mit äuſserer Feuerung unterscheiden zu
                                    											können.
                           Der Grund für die besondere Bevorzugung des Principes der Feuerluftmaschinen seitens
                              									der Erfinder liegt klar zu Tage. Die directe Benutzung der Verbrennungsproducte ist
                              									auf den ersten Anschein die rationellste Methode für die Verwerthung der im
                              									Brennmaterial zur Verfügung stehenden Wärme. Eine Feuerluftmaschine müſste ohne
                              									weiteres (wenn keine anderen Wärmeverluste stattfänden) vor jeder Luftmaschine,
                              									welche mit äuſserer Feuerung versehen ist, und welche fast die Hälfte der vom
                              									Brennmaterial erzeugten Wärme zum Schornstein hinausschickt, in Bezug auf die
                              									Oekonomie den Vorzug verdienen.
                           Wenn man nun die ganze Reihe der etwa 100 Patente, welche in den letzten 20 Jahren
                              									auf Feuerluftmaschinen in den verschiedenen Ländern genommen wurden, und welche
                              									durch die Journalliteratur bekanntgeworden sind, überblickt, so steht man vor der
                              									auffallenden Thatsache, daſs der Fortschritt, der sich seit Roper und Belou in der Construction der
                              									Feuerluftmaschinen vollzogen hat, ein keineswegs sehr bedeutender ist; derselbe
                              									erstreckt sich im Allgemeinen nur auf constructive Einzelheiten. Nicht selten findet man sogar
                              									offenbare Rückschritte gegen die gründlich durchdachte Construction Belou's.
                           Angesichts dieser Thatsache kann es nicht befremden, wenn man sieht, wie sämmtliche
                              									neu auftretenden Feuerluftmaschinen, nachdem sie kurze Zeit ihr Dasein gefristet,
                              									ebenso wie ihre Vorgänger wieder verschwinden. Es ist von Interesse, nach den
                              									Gründen dieser Erscheinung zu forschen. Abgesehen von einem Versuch, welchen Tresca mit einer Belou'schen Maschine unternommen hat (vgl. * 1867 184 409. Bulletin d'Encouragement, 1867 S.
                              									9), sind leider in der gesammten Literatur, so groſses Interesse sie auch sonst
                              									diesen Maschinen entgegengebracht hat, keine Berichte über ausführlichere,
                              									wissenschaftlich durchgeführte Versuche aufzufinden, aus welchen man eine genügende
                              									Erklärung der angeführten Thatsache entnehmen könnte.
                           Seit einiger Zeit nun sind zwei neue Feuerluftmaschinen aufgetreten, welche zu
                              									weiterer Verbreitung gelangt sind, und welche deshalb von dem oben Gesagten eine
                              									Ausnahme zu machen scheinen. Die eine ist der Sparmotor von J. Hock in Wien (* 1877 225 227. 1878 227 104), die andere die „Caloric engine“ von A. und F. Brown in
                              									New-York (* 1879 231 486). Der Sparmotor von Hock ist in Deutschland vielfach in die Kreise des
                              									Kleingewerbes gedrungen, die Brown'sche Maschine wird
                              									in Amerika und England seit einiger Zeit für die Nebelhörner der Küsten Stationen
                              									verwendet.
                           Die Fabrik von Siemens und Halske in Berlin hat vor
                              									Kurzem eine Brown'sche Maschine aufgestellt, mit
                              									welcher ich einige ausführliche Versuchsreihen vorzunehmen Gelegenheit hatte. Die
                              									nachfolgende Abhandlung enthält einen Bericht über diese Untersuchung und über
                              									einige sich daraus ergebende Folgerungen für die gesammte besprochene
                              									Maschinengattung. Der Versuch fand am 14. November 1878 in einem Räume der Fabrik
                              									von Siemens und Halske statt und wurde von Hrn. E. Brauer und mir geleitet. Während die Maschine durch
                              									einen Prony'schen Zaum gebremst wurde, verzeichnete ein Tourenzähler die Anzahl der
                              									Umdrehungen. Gleichzeitig wurden vom Ofen, vom Pump- und vom Arbeitscylinder
                              									zahlreiche Diagramme (meist alle 3 Minuten) mit Indicatoren nach Kraft in Wien und nach Richards genommen. Die Hebellänge des Bremszaumes betrug 1m,1775. Eine summarische Zusammenstellung der
                              									Resultate aus dem umfangreichen Originalprotokoll gibt die nachfolgende Tabelle.
                           
                              
                                 
                                    Dimensionen der Maschine.
                                    
                                 m
                                 
                              
                                     Durchmesser des Pumpcylinders
                                 0,331
                                 
                              
                                     Hub der Pumpe
                                 0,461
                                 
                              
                                     Durchmesser des Arbeitscylinders
                                 0,406
                                 
                              
                                     Hub des Arbeitskolbens
                                 0,415.
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                    Resultat.
                                    
                                 e
                                 
                              
                                     Mittlere indicirte Leistung des Arbeitscylinders
                                 10,94
                                 
                              
                                     Mittlere indicirte Leistung der Luftpumpe
                                   8,05
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                     Mittlere indicirte Nutzleistung
                                   2,89
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                     Mittlere Bremsleistung
                                   2,17Diese
                                          													Werthe sind erhalten, indem die entsprechenden Werthe der einzelnen
                                          													Perioden mit deren Dauer in Minuten multiplicirt, deren Summe
                                          													gebildet und diese wieder durch die Gesammtdauer des Versuches in
                                          													Minuten dividirt wurde.
                                 
                              
                                     Mittlerer Wirkungsgrad
                                    												\left(=\frac{\mbox{Bremsleistung}}{\mbox{indicirte
                                       												Nutzleistung}}\right)
                                   0,75
                                 
                              
                                     Gesammtdauer des eigentlichen Versuches
                                 2 St. 57 Min.
                                 
                              
                                     Anzahl sämmtlicher Touren
                                 13 806
                                 
                              
                                     Mittlere Tourenzahl in der Minute
                                 78.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                    Brennmaterialverbrauch.
                                    
                                 k
                                 
                                 
                              
                                     a) zum Anheizen
                                 7,4
                                 Holzkohlen
                                 
                              
                                     b) während des Versuches
                                 28,35
                                 Kokes
                                 
                              
                                     c) für 1 Stunde und 1e während des
                                    											Versuches
                                   4,43
                                 Kokes.
                                 
                              
                           
                              
                                 Nr. der Periode
                                 Dauer derPeriode
                                 MittlereTourenzahl derPeriode
                                 Belastung desBremshebels
                                 GebremsteArbeit
                                 NutzbareMittelspannungim
                                    											Arbeits-cylinder
                                 Indicirte Arbeitdes
                                    											Arbeits-cylinder
                                 Mittelspannungim Pump-cylinder
                                 Indicirte Arbeitder Pumpe
                                 Gesammteindicirte Arbeit
                                 Wirgungsgrad
                                 
                              
                                 
                                 Min.
                                 
                                 k
                                 e
                                 k auf 1qc
                                 e
                                 k auf 1qc
                                 e
                                 e
                                 
                                 
                              
                                 I
                                 15
                                   88,6
                                 14,3
                                 2,08
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 II
                                   7
                                   94,7
                                 15,3
                                 2,38
                                 1,242
                                 14,04
                                 1,192
                                 9,95
                                 4,09
                                 0,58
                                 
                              
                                 III
                                   5
                                   94,2
                                 15,8
                                 2,45
                                 1,253
                                 14,09
                                 1,203
                                 9,99
                                 4,10
                                 0,60
                                 
                              
                                 IV
                                   7
                                   89,4
                                 16,8
                                 2,47
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 V
                                 15
                                   83,5
                                 18,8
                                 2,58
                                 1,284
                                 12,80
                                 1,233
                                 9,07
                                 3,73
                                 0,69
                                 
                              
                                 VI
                                 14
                                   81,8
                                 20,8
                                 2,80
                                 1,316
                                 12,85
                                 1,263
                                 9,11
                                 3,74
                                 0,75
                                 
                              
                                 VII
                                   8
                                   90,8
                                 18,8
                                 2,81
                                 1,280
                                 13,88
                                 1,229
                                 9,84
                                 4,04
                                 0,70
                                 
                              
                                 VIII
                                 23
                                   81,1
                                 19,8
                                 2,64
                                 1,270
                                 12,30
                                 1,219
                                 8,72
                                 3,58
                                 0,74
                                 
                              
                                 IX
                                   7
                                   52,8
                                 18,8
                                 1,63
                                 1,089
                                   6,86
                                 1,045
                                 4,87
                                 1,99
                                 0,82
                                 
                              
                                 X
                                 20
                                   64,9
                                 17,8
                                 1,90
                                 1,193
                                   9,24
                                 1,145
                                 6,55
                                 2,69
                                 0,71
                                 
                              
                                 XI
                                 21
                                   70,8
                                 15,8
                                 1,84
                                 0,960
                                   8,11
                                 0,922
                                 5,75
                                 2,36
                                 0,78
                                 
                              
                                 XII
                                 35
                                 73
                                 13,8
                                 1,66
                                 1,175
                                 10,24
                                 1,128
                                 7,26
                                 2,98
                                 0,56
                                 
                              
                           Aus der Tabelle ist zunächst die Thatsache zu entnehmen, daſs die Regelmäſsigkeit der
                              									Leistung viel zu wünschen übrig läſst. Trotz der aufmerksamsten Controle der
                              									Feuerung, welche von einem erfahrenen und mit der Maschine durchaus vertrauten
                              									Heizer bedient wurde, muſste die Belastung des Bremshebels ziemlich häufig geändert
                              									werden, um eine einigermaſsen constante Tourenzahl zu erzielen. In Folge dessen ist
                              									der gesammte Versuch in 12 Arbeitsperioden getheilt worden, die in der Tabelle
                              									mitgetheilten Resultate sind Mittelwerthe der einzelnen Perioden und wurden aus
                              									zahlreichen Beobachtungen berechnet. Fig. 1 bis 3 sind Abbildungen von Diagrammen, die vom
                              									Pumpcylinder, vom Arbeitscylinder und vom Ofen genommen wurden.
                           Fig. 1 ist das Diagramm für die Luftpumpe. AB zeigt den Verlauf der Compression der angesaugten
                              									Luft bis zu einer Spannung von 3k auf 1qc, BC gibt die
                              									Veränderung der Spannung beim Hineindrücken der gepreſsten Luft in den Ofen. Die Luftpumpe besitzt
                              									einen groſsen schädlichen Raum; in Folge dessen erfolgt beim Aufgang des
                              									Pumpenkolbens die Expansion der in den schädlichen Räumen verbliebenen Luft von C bis D, und erst jetzt
                              									beginnt das Heben des Einlaſsventiles und die Ansaugung frischer Luft. Dieser
                              									Periode entspricht die horizontale Linie DA des
                              									Diagrammes.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 232, S. 203
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 232, S. 203
                              
                           Fig. 2 zeigt das Diagramm des Arbeitscylinders. Bei
                              									geöffnetem Einlaſsventil erfolgt die Einströmung der heiſsen Luft, während welcher
                              									Zeit der Druck constant bleibt. In B ist der Schluſs
                              									der Volldruckperiode und es beginnt die Expansion von B
                              									bis A. Die Füllung des Arbeitscylinders erfolgt,
                              									während der Kolben 0,48 seines gesammten Hubes zurücklegt. Die Expansion vollzieht
                              									sich nicht bis zur atmosphärischen Spannung, die Luft entweicht bei Oeffnung des
                              									Austrittsventiles zunächst mit höherer Spannung. Die Horizontale AF entspricht der Entleerungsperiode; doch erfolgt die
                              									Austreibung der erhitzten Luft mit den Verbrennungsproducten nicht während des
                              									ganzen Kolbenrücklaufes. In F findet bereits der
                              									Schluſs des Austrittsventiles statt und Compression des im Arbeitscylinder
                              									verbleibenden Luftvolums. AF beträgt 0,85 des gesammten
                              									Kolbenhubes. In der unteren Endstellung des Kolbens öffnet sich das Eintrittsventil
                              									und die Spannung erhebt sich sofort bis C, es folgt die
                              									frische Füllung.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 232, S. 203
                              
                           Fig. 3 ist ein vom Ofen genommenes Diagramm. Während
                              									der Saugeperiode des Pumpkolbens beschreibt der Indicatorstift die Horizontale AB; da während dieser Zeit die Entleerung des
                              									Arbeitscylinders von statten geht, so ist der Ofen während dieser Periode vollkommen
                              									geschlossen, die Spannung hält sich constant auf 3k,25 auf 1qc. Während des Rückganges des
                              									Pumpkolbens ist zunächst das Druckventil, welches zum Ofen führt, noch geschlossen.
                              									Da aber während dieser
                              									Zeit die Füllung des Arbeitscylinders erfolgt, so sinkt die Spannung im Ofen um ein
                              									Weniges. Von C bis D
                              									dagegen steigt die Spannung, weil das Einlaſsventil des Arbeitscylinders sich
                              									schlieſst, das Druckventil der Pumpe aber sich öffnet.
                           Es ist aus den Diagrammen zu entnehmen, daſs sowohl der Pump-, als auch der
                              									Arbeitscylinder groſse schädliche Räume besitzen. Ehe in die Berechnung der Brown'schen Maschine eingetreten wird, soll erst in
                              									Kürze eine theoretische Erörterung der Wirkungsweise der Luft in der Maschine unter
                              									Vernachlässigung der schädlichen Räume gegeben werden.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 232, S. 204
                              
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 232, S. 204
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 232, S. 204
                              
                           Die arbeitende Luft trete unter der Spannung p1 in den Arbeitscylinder. Ist der Ofen groſs genug,
                              									so wird der Druck während der Füllungsperiode nahezu constant bleiben. Bezeichnet
                              										OE (Fig. 4) das
                              									Volum der Luft in dem Augenblick, in welchem die Absperrung erfolgt, so wird, unter
                              									Voraussetzung eines Cylinderquerschnittes gleich der Flächeneinheit, OE der unter constantem Druck OA zurückgelegte Weg des Kolbens sein. Die absolute Temperatur der Luft im
                              									Punkte B sei T1. Nach erfolgter Absperrung findet Expansion der
                              									Luft statt, und da während dieses Theiles des Kolbenhubes Wärme von auſsen weder
                              									zugeführt, noch abgeleitet wird, so muſs die Aenderung der Spannung nach der
                              									adiabatischen Curve erfolgen bis zur Höhe des äuſseren Luftdruckes. OF sei das Volum der Luft am Ende des Kolbenhubes, also
                              									der Gesammtinhalt des Arbeitscylinders. Die Temperatur der Luft am Ende der
                              									Expansion sei T2. Indem
                              									der Kolben nun seinen Weg rückwärts beginnt, erfolgt unter constantem äuſseren Druck
                              									die Ausstoſsung der verbrauchten Luft. Die Fläche ABCD
                              										(Fig. 4) ist ein Maſs für die während des ganzen
                              									Processes auf den Kolben übertragene Arbeit. Von dieser ist jedoch die Arbeit der
                              									Luftpumpe noch in Abzug zu bringen. OK (Fig. 5) sei das für den Hub angesaugte Volum bei
                              									atmosphärischer Spannung und der Temperatur T3. Dieses Volum wird ohne Wärmeentziehung (also nach
                              									der adiabatischen Curve) auf das Volum OJ comprimirt,
                              									die Temperatur steige dabei auf T4. Schlieſslich wird die Luft unter constantem
                              									höchsten Druck in den Ofen gepreſst. Die Fläche DHGA
                              									ist ein Maſs für die von der Pumpe zu leistende Arbeit.
                           Werden beide Flächen (Fig. 4 und 5) über einander gelegt, so liefert die Differenz für
                              									den Hub gewonnene Arbeit.
                           
                           Das theoretische Spiel der Maschine läſst sich hiernach durch folgenden Kreisproceſs
                              									darstellen (Fig. 6). Ein Volum Luft vom Zustande p1, v4, T4 geht unter
                              									constantem Druck in den Zustand p1, v1, T1 über, unter einem Wärmeaufwand von Q1 Calorien, vom
                              									Zustand p1, v1, T1 weiter auf der
                              									adiabatischen Curve in den Zustand p2, v2, T2 ohne Zu- oder Abführung von Wärme. Unter
                              									constantem Druck geht nun die Luft in den Zustand p2, v3, T3 über, wobei Q2 Calorien abzuführen sind, und schlieſslich ohne
                              									Wärmeaufwand auf adiabatischer Curve in den Anfangszustand p1, v4, T4 zurück. Bei diesem Proceſs werden Q1 Calorien Wärme zu-
                              									und Q2 Calorien
                              									abgeführt. Die Differenz hat sich in nutzbare Arbeit umgesetzt, welche gemessen wird
                              									durch die beim Kreisproceſs umlaufene Fläche.
                           Bezeichnet man das wirkende Luftgewicht in Kilogramm mit G und die specifische Wärme der Luft für constanten Druck mit cp, so istEs sind hier jederzeit die Bezeichnungen Zeuner's gewahlt worden und muſs für eingehendere Information auf
                                    											dessen „Mechanische Wärmetheorie“ verwiesen werden.:
                           Q_1=G\;c_p\,(T_1-T_4) und
                              										Q_2=G\;c_p\,(T_2-T_3).
                           Bekanntlich ist nun die specifische Wärme der Luft
                              										c_p=\frac{ARk}{k-1}, mithin:
                           Q_1=G\,\frac{ARk}{k-1}\,(T_1-T_4) und
                              										Q_2=G\,\frac{ARk}{k-1}\,(T_2-T_3).
                           Es ist ferner nach dem Gesetz der adiabatischen Curve:
                           
                              \frac{T_4}{T_3}=\left(\frac{p_1}{p_2}\right)^{\frac{k-1}{k}}=\frac{T_1}{T_2}.
                              
                           Hieraus folgt: T_2=\frac{T_1\,T_3}{T_4}.
                              									Setzt man diesen Werth in den Ausdruck für Q2, so wird
                              										Q_2=Q_1\,\frac{T_3}{T_4}. Die geleistete Arbeit ist
                              									mithin:
                           
                              L=\frac1A\,(Q_1-Q_2)=\frac{Q_1}{AT_4}\,(T_4-T_3)=G\,\frac{Rk}{k-1}\,\frac{(T_1-T_4)\,(T_4-T_3)}{T_4}.
                              
                           Die Gröſse der geleisteten Arbeit hängt von den Temperaturen ab. Von diesen sind zwei
                              									durch die Bedingungen des Problems bestimmt, nämlich T1 und T3, die höchste und die niedrigste. Die höchste
                              									Temperatur sollte eigentlich 300° nicht überschreiten. Alle Feuerluftmaschinen gehen
                              									jedoch darüber hinaus. Wenn die höchste und die niedrigste Temperatur festgestellt
                              									worden ist, können die Temperaturen T2 und T4 zwischen den gegebenen Grenzen offenbar beliebig
                              									gewählt werden. Die richtigste Wahl wird diejenige sein, für welche die Arbeit ein
                              									Maximum wird. Die Ableitung des Arbeitsausdruckes nach T4 liefert:
                           -\;1+\frac{T_1\,T_3}{{T_4}^2}=0 oder
                              										T_4=\sqrt{T_1\,T_3}.
                           
                           Es war aber
                              										T_2=\frac{T_1\,T_3}{T_4}=\sqrt{T_1\,T_3}. Hieraus ergibt sich
                              									die wichtige Folgerung, daſs das Maximum der Arbeit nur dann geleistet wird, wenn
                              									die Punkte (p1, v4) und (p2, v2) auf derselben
                              									Isotherme liegen, d.h. wenn die Luft im Zustande der gröſsten Compression im
                              									Pumpcylinder dieselbe Temperatur besitzt wie am Ende der Expansion im
                              									Arbeitscylinder. Unter Benutzung der gefundenen Werthe wird nun:
                           
                              L_{max}=G\,\frac{Rk}{k-1}\,(\sqrt{T_1}-\sqrt{T_3})^2
                              
                           Die secundliche Leistung dieser idealen Maschine in
                              									Perdestärken ist (bei u Umdrehungen in der Minute):
                           
                              L^s_{max}=\frac{u}{60\times
                                 										75}\,G\,\frac{Rk}{k-1}\,(\sqrt{T_1}-\sqrt{T_3})^2.
                              
                           Die Spannung im Ofen p1 ergibt sich aus der Beziehung:
                           
                              \left(\frac{p_1}{p_2}\right)^{\frac{k-1}{k}}=\frac{T_4}{T_3}.
                              
                           Der Inhalt des Pumpcylinders wird:
                              										v_3=G\,\frac{RT_3}{p_2}.
                           Der Inhalt des Arbeitscylinders:
                              										v_2=G\,\frac{RT_2}{p_2}.
                           Das Volum der Füllung des Arbeitscylinders im Momente der
                              									Absperrung:
                           
                              v_1=G\,\frac{RT_1}{p_1}.
                              
                           Sehen wir jetzt, in wie weit die Brown'sche Maschine
                              									diesen theoretischen Proceſs thatsächlich erfüllt.
                           Für die Berechnung des dem Ofen für jeden Hub zugeführten Luftgewichtes muſs zunächst
                              									die Gröſse des schädlichen Raumes der Luftpumpe ermittelt werden. Dies geschieht am
                              									einfachsten aus den Diagrammen.
                           Die Compressionscurve AB (Fig.
                                 										1) ist adiabatischer Natur, da während des Verlaufes derselben Wärme weder
                              									zugeführt, noch abgeleitet wird; die Gleichung der Curve hat die Form: pvk = Const, worin p die
                              									specifische Spannung (Kilogramm auf 1qm Fläche),
                              										v das Volum der Luft in Cubikmeter und k das Verhältniſs der specifischen Wärmemengen für
                              									constanten Druck und für constantes Volum bedeutet, welche Zahl für die Luft
                              									bekanntlich zu 1,41 ermittelt worden ist. Die Abscissenachse dieser Curve ist die
                              									der Nulllinie entsprechende Horizontale; es handelt sich um die Lage der
                              									Ordinatenachse, d.h. um die Entfernung des Anfangspunktes O von E.
                           Die Spannungen in den Punkten A und B sind bezieh. 10000 und 30000k; bezeichnet man OE
                              									mit x, so muſs demnach die Gleichung erfüllt sein:
                              										10000\,(x+EG)^{1,41}=30000\,(x+EF)^{1,41}, worin
                              										EG=120^{mm}
                              									und
                              										EF=40^{mm}. Die Auflösung der Gleichung ergibt den Werth:
                              										x=27,8^{mm}.
                              									EG entspricht dem vom Pumpenkolben durchlaufenen Raum;
                              									der Hub beträgt 0m,461 und der Durchmesser 0m,331. Hieraus folgt
                              										EG=0^{cbm},039668 und OE=x=0^{cbm},009189.
                              									Das Maximalvolum der in der Pumpe eingeschlossenen Luft ist mithin = 0cbm,048857. Das Gewicht dieses Luftvolums ist:
                           
                              G_0=\frac{0,048857\times 10000}{29,27\times 293}=0^k,056968,
                              
                           wobei die Temperatur zu 20° angenommen wird.
                           Für die Berechnung des dem Ofen zugeführten Luftgewichtes hat man hiervon noch das
                              									Luftgewicht des schädlichen Raumes in Abzug zu bringen. Bezeichnet man die dem
                              									Punkte B der Compressionscurve entsprechende Temperatur
                              									mit T4, die Spannung
                              									mit p1 und dieselben
                              									Werthe für den Punkt A mit p2 und T3, so ist nach dem Gesetz der adiabatischen
                              									Zustandsänderung:
                              										T_4=T_3\,\left(\frac{p_1}{p_2}\right)^{\frac{k-1}{k}}. Da
                              										p_1=BF=30000, so folgt:
                              									T_4=403=273+130°.
                           Es soll angenommen werden, daſs die Temperatur der Luft, während sie aus der
                              									Luftpumpe in den Ofen übertritt, welcher Periode das Stück BC des Diagrammes entspricht, nicht wesentlich verändert wird. Erheblich
                              									ist jedoch die hierbei stattfindende Steigerung der Spannung, welche sich von
                              										p_1=30000^k auf p_1'=37000^k erhebt. Das
                              									im schädlichen Raum verbleibende Luftgewicht findet sich wie oben:
                           
                              G_s=\frac{0,009189\times 37000}{29,27\times 403}=0^k,028828.
                              
                           Zieht man dieses Gewicht vom gesammten Luftgewicht, welches die Pumpe in der äuſseren
                              									Todtpunktlage des Kolbens enthielt, ab, so verbleibt das wirkende Luftgewicht, d.h. dasjenige, welches den Ofen für jeden Hub
                              									wirklich zugeführt wird: G_w=0^k,028140.
                           Die Maschine hat während des gesammten Versuches 13806 Touren gemacht und während
                              									dieser Zeit 28k,35 Kokes verbraucht. Rechnet man
                              									den Aschengehalt derselben zu 5 Proc. so verbleiben 26k,94 reiner Kohlenstoff', mithin für den Hub 0k,001951, welche verwandelt zu Kohlensäure oder Kohlenoxyd aus der
                              									Maschine entweichen. 1k Kohlenstoff verlangt zur
                              									vollständigen Verbrennung 11k,59 Luft. Zur
                              									vollständigen Verbrennung sind mithin nöthig für den Hub: 0k,022612 Luft, d.h. von der gesammten dem Ofen
                              									zugeführten Luft werden 80 Proc. benutzt zur Unterhaltung der Verbrennung, wenn man
                              									annimmt, daſs diese durchweg vollkommen erfolgt.
                           Aus dem Arbeitscylinder entweichen für den Hub: 0k,028140 Luft + 0k,001951 Kohlenstoff = 0k,030091 Gase.
                           Der Arbeitscylinder hat einen Hub von 0m,415 bei
                              									einem Durchmesser von 0m,406, mithin einen Inhalt
                              									von 0cbm,053726. Dieser Rauminhalt entspricht jedoch noch nicht dem
                              									Gewicht der jeden Hub entweichenden Gase; der Schluſs des Austrittsventiles erfolgt
                              									nämlich schon vor Vollendung des Kolbenniederganges, der Verlauf des Diagrammes
                              										(Fig. 2) zeigt die Compression des im
                              									Arbeitscylinders verbleibenden Luftgewichtes.
                           Die Austreibung der Verbrennungsproducte erfolgt, während der Arbeitskolben 0,85
                              									seines Hubes durchläuft. Hieraus folgt das Volum der hubweise ausgetriebenen Gase
                              										=0^{cbm},045667.
                           Es ist jetzt das Volum der austretenden Verbrennungsproducte, ihr Gewicht und ihre
                              									Spannung bekannt. Die Temperatur wurde unmittelbar am Austrittsventil gemessen und
                              									gefunden zu 290°. Man kann hieraus die Constante R,
                              									welche für das Gasgemisch gilt, berechnen. Die Verbrennungsproducte werden nun zum
                              									kleinen Theil aus Luft (R=29,27) bestehen, zum gröſseren Theil
                              									werden sie zusammengesetzt sein aus Kohlensäure (R=19,14) und aus
                              									Stickstoff (R=30,13). Nach der Zustandsgleichung der Gase:
                              										G=\frac{Vp}{RT} findet sich:
                           
                              R=\frac{0,045667\times 10000}{563\times 0,030091}=26,96.
                              
                           Die Zusammensetung der Verbrennungsproducte ergibt sich unter Voraussetzung einer
                              									vollständigen Verbrennung durch Rechnung folgendermaſsen:
                           
                              
                                 
                                 
                                 k
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 
                                 0,017411
                                 
                              
                                 Kohlensaure
                                 
                                 0,007153
                                 
                              
                                 Luft
                                 
                                 0,005528
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Gemisch
                                 0,030092.
                                 
                              
                           Wenn man die Gewichtsmengen des Stickstoffes, der Kohlensäure
                              									und der Luft einzeln mit ihren Constanten R
                              									multiplicirt, die erhaltenen Werthe addirt und durch 0,030092 dividirt, so erhält
                              									man 27,35, eine Zahl, welche von der oben gefundenen nur wenig abweicht.
                           Die Ermittlung des schädlichen Raumes des Arbeitscylinders erfolgt am besten wie beim
                              									Pumpcylinder aus dem Diagramm Fig. 2. Die Füllung
                              									erfolgt auf 0,48 des Kolbenhubes. Die Expansionscurve BA ist adiabatisch, die Spannungen in B und
                              										A sind bezieh. 27000k und 11700k. Bezeichnet man wieder die
                              									unbekannte Entfernung des Anfangspunktes O von E mit x, so muſs die
                              									Gleichung erfüllt sein:
                           
                              27000\,(EH+x)^{1,41}=11700\,(EG+x)^{1,41},
                              
                           worin EH=56^{mm},5 und
                              										EG=116^{mm}. Die Auflösung ergibt
                              										x=17^{mm}. EG entspricht dem vom Arbeitskolben durchlaufenen
                              									Raum gleich 0cbm,053726. Hiernach berechnet sich
                              									der schädliche Raum des Arbeitscylinders:
                              									OE=x=0^{cbm},007873.
                           Das Gesammtvolum des Arbeitscylinders in der oberen Todtlage des Kolbens beträgt also
                              										0cbm,061599. Die Spannung dieses Volums ist
                              									11700, mithin das Gewicht desselben (T=290+273=563):
                           
                           
                              G=\frac{0,061599\times 11700}{26,96\times 563}=0^k,047347.
                              
                           Das mit jedem Hub entweichende Gewicht war = 0k,030091. Hieraus folgt das im Arbeitscylinder
                              									verbleibende schädliche Luftgewicht = 0k,017256.
                           Die höchste Temperatur T1 im Arbeitscylinder findet sich aus dem Gesetz der adiabatischen
                              									Curve:
                           
                              T_1=T_2\,\left(\frac{27000}{11700}\right)^{\frac{k-1}{k}}=718=273+445°.
                              
                           Auf Grund der erhaltenen Resultate läſst sich nun die Wärmeberechnung ausführen. Die
                              									Luft tritt mit einer Temperatur T_4=403 von der Luftpumpe in den
                              									Ofen über. Die Wärmezuführung erfolgt unter constantem Druck bis zur
                              									Maximaltemperatur T_1=718; die Temperaturdifferenz beträgt also
                              									315°.
                           Es soll davon abgesehen werden, daſs das schädliche Luftgewicht des Arbeitscylinders
                              									eine höhere Temperatur als die angenommene von T_4=403 besitzt;
                              									der Fehler wird dadurch ausgeglichen, daſs die aus der Pumpe kommende Luft bei ihrem
                              									Uebertritt in den Ofen sich in der ziemlich langen Rohrleitung abkühlt und mit einer
                              									etwas niedrigeren Temperatur als der angenommenen in den Ofen eintritt. Das gesammte
                              									Luftgewicht, welches hiernach bei jedem Hub um 315° zu erwärmen ist, beträgt 0k,047347. Die Erwärmung findet bei constantem
                              									Druck statt; es berechnet sich also die hubweise zuzuführende Wärme Q1 folgendermaſsen:
                              										Q_1=0,047347\times 315\times  0,23751=3^c,5423.0,23751 ist die specifische Wärme der Luft bei constantem Druck; es ist diese
                                    											Zahl beibehalten worden, weil die entsprechenden Werthe für Kohlensaure und
                                    											Stickstoff nur wenig davon abweichen.
                           Der Versuch hat gezeigt, daſs für den Hub 0k,001951
                              									Kohlenstoff verbrennen. Nimmt man an, daſs die Verbrennung eine vollständige ist,
                              									und daſs der Heizwerth der Kokes 7000c beträgt, so
                              									ergibt sich, daſs bei der Verbrennung eine Wärme frei wird von
                              										0,001951\times 7000=13^c,657.
                           Durch Strahlung, unvollkommene Verbrennung und andere Unvollkommenheiten gehen also:
                              										13,657-3,5423=10^c,1147 für jeden Hub verloren. Der
                              									Wirkungsgrad der Feuerung ist hiernach:
                           
                              \eta_f=\frac{3,5423}{13,657}=0,26.
                              
                           Zur richtigen Beurtheilung der Maschine sollen nun auch noch die anderen
                              									Wirkungsgrade ermittelt werden, zunächst der Wirkungsgrad des Systemes.
                           Die mittlere indicirte Leistung des Arbeitscylinders beträgt laut Protokoll 10e,94, die mittlere Tourenzahl 78. Dieser Arbeit
                              									entspricht mithin ein
                              									Wärmewerth für den Hub von: \frac{10,94\times 75\times 60}{78\times
                                 										424}=1^c,4885. Die gleichzeitig aus dem Arbeitscylinder mit den
                              									Verbrennungsproducten entweichende Wärmemenge ist also:
                              										3,5423-1,4885=2^c,0538.
                           Zur Controle soll die entweichende Wärme auch noch auf anderem Wege berechnet werden.
                              									Für den Hub entweichen 0k,030091
                              									Verbrennungsproducte bei einer Temperatur von 290°. Das Abzugsrohr mündete direct in
                              									das Freie. Nimmt man die Temperatur der Luft auſserhalb des Gebäudes zu 5° an, so
                              									ist die Temperaturdifferenz 285°, mithin ist die bei jedem Hub entweichende
                              									Wärmemenge auch: 0,030091\times 285\times  0,23751=2^c,0368, ein
                              									Werth, welcher mit dem oben berechneten gut übereinstimmt.
                           Es werden also hubweise 1c,4885 im Arbeitscylinder
                              									in Arbeit umgesetzt; doch kommt diese der Maschine noch nicht zu Gute. Es ist noch
                              									in Abzug zu bringen der Wärmewerth, welcher der Arbeit der Pumpe entspricht. Die
                              									Pumpe erfordert eine mittlere indicirte Leistung von 8e,05. Bei 78 Umdrehungen in der Minute liefert dies beim Hub einen
                              									Wärmewerth von \frac{8,05\times 75\times 60}{78\times
                                 										424}=1^c,0704.
                           Die wirklich in Arbeit umgesetzte Wärme ist demnach:
                              										1,4885-1,0704=0^c,4181 und das Verhältniſs zu der gesammten
                              									der Maschine zugeführten Wärme von 3c,5423 = 0,12.
                              									Diese Zahl soll als „thermisches Güteverhältniſs“ des Systemes bezeichnet werden.
                           Den Wirkungsgrad des Systemes (nach Zeuner) erhält man, wenn man dieses Güteverhältniſs auf
                              									dasjenige als Einheit bezieht, welches der zwischen denselben Grenztemperaturen
                              									arbeitende Carnot'sche Kreisproceſs besitzt, d. i.
                              										1-\frac{278}{718}=0,39. Folglich ist der Wirkungsgrad des
                              									Systemes der Brown'schen Maschine:
                              										\eta_s=\frac{0,12}{0,39}=0,31.
                           Den richtigsten Maſsstab für die Beurtheilung der gesammten Maschine liefert
                              									schlieſslich das wirthschaftliche Güteverhältniſs:
                           
                              \eta=\eta_f\,\eta_s\,\eta_i\,\left(1-\frac{T_2}{T_1}\right).
                              
                           Hierin bedeutet:
                           \eta_f den Wirkungsgrad der Feuerung, d.h. das
                              									Verhältniſs der in der Feuerung in der Secunde nutzbar entwickelten Wärme zu dem
                              									Heizeffect des gleichzeitig verbrauchten Brennstoffes.
                           \eta_s den Wirkungsgrad des Systemes, d.h. das
                              									Verhältniſs der Arbeit, welche der wirklichen Zustandsänderung entspricht, zur
                              									disponiblen Arbeit, d.h. zu derjenigen, welche bei denselben Grenztemperaturen dem
                              									idealen Kreisprocesse entsprechen würde.
                           \eta_i den indicirten Wirkungsgrad gleich dem
                              									Verhältniſs der Bremsarbeit zur indicirten Arbeit.
                           1-\frac{T_2}{T_1} das thermische
                              									Güteverhältniſs des Carnot'schen Kreisprocesses für die Grenztemperaturen T1 und T2.
                           
                           Es wird \eta=0,26\times 0,31\times 0,75\times
                                 										0,39=0,023; das wirthschaftliche Güteverhältniſs stellt sich hiernach
                              									nicht gröſser als bei den geschlossenen Luftmaschinen. Von der gesammten Heizwärme
                              									des Brennstoffes werden 2 bis 2½ Proc. in nutzbare Arbeit umgesetzt.
                           Ueberblicken wir nun zum Schluſs die gesammten Versuchs- und Rechnungsresultate. Der
                              									groſse Vortheil, den man sich von der geschlossenen Feuerung und der directen
                              									Benutzung der Verbrennungsproducte versprach, ist illusorisch. Der Wirkungsgrad des
                              										Brown'schen Ofens ist 0,26, d.h. von der gesammten
                              									Wärme des Brennmaterials kann nur der vierte Theil wirklich dem Kreisproceſs der
                              									Maschine mitgetheilt werden. Der Wirkungsgrad der offenen Feuerungen der
                              									geschlossenen Luftmaschinen ist erheblich gröſser.Siehe meine Abhandlung: Beitrage zur Theorie der geschlossenen Luftmaschinen
                                    												(Verhandlungen des Vereines zur Beforderung des
                                       												Gewerbfleiſses, 1878 S. 375), worin die Wirkungsgrade der
                                    											Feuerungen Lehmann'scher und Stenberg'scher Luftmaschinen zu 0,50 berechnet
                                    											werden.
                           Der Hauptzweck also, welchen die Erbauer der Feuerluftmaschinen im Auge hatten, wird
                              									thatsächlich in der Brown'schen Maschine nicht nur nicht erreicht, sondern das Resultat bleibt hinter dem
                              
                              									in den neueren geschlossenen Luftmaschinen ermöglichten fast um die Hälfte zurück.
                              									Im ersten Augenblick erscheint dieses Resultat überraschend. Zur Erklärung lassen
                              									sich jedoch verschiedene Gründe anführen.
                           In erster Linie ist der Wärmeverlust durch Strahlung und Leitung ein bedeutender.
                              									Während des Versuches war es nicht möglich, längere Zeit in der Nähe des Ofens zu
                              									bleiben; das Verbindungsrohr des Ofens mit dem Arbeitscylinder wurde in der Nähe der
                              									Einmündungsstelle in den Ofen sogar rothglühend. Die gemauerten Oefen der
                              									geschlossenen Luftmaschinen haben zwar den Nachtheil, gröſsere Mengen Brennmaterial
                              									für das Anheizen zu benöthigen. Diese Wärme kommt der Maschine jedoch wieder zu
                              									Gute, indem das gründlich und gleichmäſsig durchwärmte Mauerwerk ein sicheres
                              									Schutzmittel gegen ubermäſsige Ausstrahlung von Wärme während des Betriebes
                              									wird.
                           Ferner leidet die Brown'sche Maschine an
                              									Unvollkommenheiten in Bezug auf den theoretischen Proceſs, die Verbrennungsproducte
                              									entweichen bei viel zu hoher Temperatur. Es ist gezeigt worden, daſs die
                              									Feuerluftmaschine dann am günstigsten arbeitet, wenn die Temperatur der abziehenden
                              									Verbrennungsproducte ebenso groſs ist wie die Temperatur der in den Ofen
                              									eintretenden gepreſsten Luft. Bei der Brown'schen
                              									Maschine haben wir statt dieser Gleichheit eine Differenz von 160°.
                           Ein letzter Fehler liegt schlieſslich in den unverhältniſsmäſsig groſsen schädlichen
                              									Räumen, welche die Brown'sche Maschine im Pump- und im
                              									Arbeitscylinder aufweist.
                           Um den Einfluſs dieser Unvollkommenheiten richtiger würdigen zu können, mögen hier die Zahlen
                              									folgen, welche sich ergeben, wenn man die S. 204 vorausgesetzte ideale Maschine mit
                              									dem wirkenden Luftgewicht und mit den Temperaturgrenzen der Brown'schen Maschine berechnet. Setzt man in die Formel für
                              										L^s_{max} (auf S. 206) u=78 und
                              										G=0,028140, so erhält man eine Maximalleistung von 4e,60. Für die Ermittlung des thermischen
                              									Güteverhältnisses ergeben sich zunächst die Temperaturgrenzen
                              										T_1=718 und T_3=293. Hieraus folgt
                              										T_2=T_4=458,7 und das thermische Güteverhältniſs = 0,36.
                              									Selbstverständlich wird diese Maximalleistung niemals zu erreichen sein; doch lehrt
                              									die Rechnung, nach welcher Richtung die Maschine zu verbessern sein dürfte.
                           Die thermischen Güteverhältnisse der neueren geschlossenen Luftmaschinen schwanken
                              									zwischen 0,10 und 0,13. Die Untersuchung (welche für den vorliegenden Fall ein
                              									thermisches Güteverhältniſs von 0,12 ergeben hat) zeigt, daſs also auch in Bezug auf
                              									das thermische Güteverhältniſs die Feuerluftmaschine vor der geschlossenen
                              									Luftmaschine nichts voraus hat.
                           Einen Vorzug bieten dagegen die Feuerluftmaschinen in Bezug auf den indicirten
                              									Wirkungsgrad dar. Derselbe stellt sich bei der Brown'schen Maschine erheblich höher heraus als bei den geschlossenen
                              									Maschinen. Dies ist auch der Grund, weshalb die Brown'sche Maschine schlieſslich in Bezug auf das wirthschaftliche
                              									Güteverhältniſs, d.h. in Bezug auf den Brennmaterialverbrauch für die effective
                                 										Leistung den geschlossenen Luftmaschinen nicht nachsteht. – Weitere
                              									Vergleiche über den Preis, die Dauerhaftigkeit u. dgl. der beiden Maschinengattungen
                              									anzustellen, geht über das der vorliegenden Arbeit gestellte Ziel hinaus.