| Titel: | Eigenthümlichkeiten des Vorkommens und Ausbeuteverhältnisse der Nickelfundstätten Europas; von Director R. Flechner. | 
| Autor: | R. Flechner | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 256 | 
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                        Eigenthümlichkeiten des Vorkommens und
                           								Ausbeuteverhältnisse der Nickelfundstätten Europas; von Director R. Flechner.
                        Flechner, über Vorkommen und Ausbeute der
                           								Nickelfundstätten.
                        
                     
                        
                           Bei der stets in Zunahme begriffenen Verwendung des Nickelmetalles in der Industrie,
                              									und zwar sowohl als Legirung mit anderen Metallen, wie auch in ganz reinem Zustande
                              									als schützender und zierender Ueberzug über metallische Gegenstände, dürften einige
                              									Mittheilungen über die hervorragendsten Fundstätten des Nickels, sowie über die
                              									Productionsziffern und besondere locale Eigentümlichkeiten auch in weiteren Kreisen
                              									von Interesse sein. Es soll hier nur von den auf die Gesammtziffer der
                              									Nickelproduction maſsgebenden Fundstätten Europas die Rede sein und aus der Reihe
                              									der auſsereuropäischen Fundstätten nur der auf die ganze heutige Nickelindustrie
                              									mächtig einwirkenden Nickelaufschlüsse Neu-Caledoniens (Australien) Erwähnung gethan
                              									werden, ohne in weitgehende Einzelheiten der bezüglichen Grubenbetriebsverhältnisse
                              									und Hüttenmanipulationen einzugehen.
                           Bei Darstellung von Nickelmetall, wie solches derzeit theils ganz rein, theils mit
                              									Kupfer legirt, theils als Salzverbindung in Verkehr und zu weiterer Verwendung
                              									gebracht wird, kommen vier Gruppen sich wesentlich von einander unterscheidender
                              									Rohmaterialien in Betracht und zwar:
                           
                           
                              A) Nickelerze, in denen der Nickelgehalt an Schwefel gebunden
                                 										(sogen. Pyrite);
                              B) Nickelerze, wo der Nickelgehalt mit Arsen legirt ist
                                 										(eigentliche Nickelkiese);
                              C) Nickelerze, in denen der Nickelgehalt in oxydirtem Zustande in
                                 										einer Silicatverbindung enthalten ist (Pymelite);
                              D) nickelhaltige Abfall- und Nebenproducte aus Kupfer- und
                                 										Silberhüttenprocessen herrührend.
                              
                           Auch finden sich Combinationen aus A und B, sowie durch Verbitterung aus diesen
                              									beiden entstandene Oxydationsproducte, sowie endlich Nickel-Antimon-Verbindungen;
                              									doch ist die absolute Ziffer derselben eine verhältniſsmäſsig sehr geringe und mögen
                              									daher diese Mineralien hier auſser Betracht bleiben.
                           Die in Gruppe A einzubeziehenden Nickelerze nehmen unter den Nickelaufschlüssen
                              									Europas durch ihre überwiegende Masse den ersten Rang ein; doch stehen die
                              									betreffenden Mineralien in ihrem relativen Nickelgehalt, der nur selten 4 Proc.
                              									übersteigt, meistens aber im Mittel der zur Verhüttung gelangenden Grubenausbeuten
                              									zwischen 1 und 2 Proc. mitunter sogar unter 1 Proc. sich bewegt, weit unter jener
                              									Gattung von Nickelerzen, die oben in Gruppe B eingereiht worden, und welche in ihren
                              									reichsten Aufschlüssen bis 40 Proc. und im Mittel der zur Verhüttung gelangenden
                              									Grubenausbeuten meistens zwischen 10 und 15 Proc. Nickel enthalten. Die Erzgattung C
                              									ist bisher in Europa (Schottland, Spanien) nur in ganz untergeordneten, in
                              									technischer Hinsicht gar nicht in Betracht kommenden Mengen gefunden worden. In
                              									Amerika kennt man dieses Erz schon längere Zeit in Californien (Quecksilber-haltig);
                              									doch sind auch dort die bezüglichen Aufschlüsse sehr unbedeutend, kaum der
                              									Verarbeitung verlohnend. In neuester Zeit jedoch wurde dieses Nickelmineral
                              									(Pymelit) in gröſseren Mengen in Neu-Caledonien (Australien) aufgeschlossen, und
                              									soll dieses Vorkommen am Schlüsse dieses Artikels näher in Betracht gezogen
                              									werden.
                           In einer sehr bedeutenden Anzahl, ja fast in den meisten der gröſseren
                              									Kupfererzaufschlüsse, sowie auch in vielen Silbererzlagerstätten Europas und auſser
                              									Europa, welche dermalen bergmännisch ausgebeutet werden, findet sich in kleinen, oft
                              									kaum nachweisbaren Mengen nickelhaltiger Pyrit eingemengt; doch erscheint er da sehr
                              									selten in solchen Mengen und von solcher Beschaffenheit, daſs er sich direct als
                              									Zweck des Abbaues oder auch nur einer bergmännischen Ausscheidung und gesonderter
                              									Verarbeitung lohnen würde. Diese kleinen, oft kaum nachweisbaren Mengen
                              									nickelhaltigen Minerales, welche da und dort als unbeachtete Beimengung anderer
                              									Werthmineralien mitgebrochen werden, spielen jedoch in ihrer Gesammtheit immerhin
                              									eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Nickelfabrikation, indem deren Nickelgehalt, soweit
                              									dies ohne Beeinträchtigung und Störung des bezüglichen Haupthüttenprocesses möglich,
                              									in Abfall und Nebenproducten angesammelt an eigentliche Nickelhütten abgegeben wird,
                              									wo er dann nach Anhäufung von lohnenden Mengen durch geeignete Hüttenprocesse zu
                              									Gute gebracht wird. Die absolute Ziffer dieses aus solchen Abfall- und
                              									Nebenproducten – Gruppe D – alljährlich producirten Nickelmetalles dürfte äuſserst
                              									schwer festzustellen sein und zwar um so schwieriger, als bei den groſsen und
                              									raschen Schwankungen des Nickelpreises sich der Standpunkt fortwährend verschiebt,
                              									von welchem aus bei derartigen Producten bestimmt werden kann, welche derselben noch
                              									als lohnendes Nickelrohmaterial jeweilig zu betrachten seien. Im Lauf der letzten 6
                              									Jahre schwankte diese Ziffer wohl zwischen 5 und 30t Nickelreingehalt. In dieser Richtung mag hier erwähnt sein, daſs in den
                              									J. 1871 bis 1873, wo der Nickelpreis einer nie dagewesenen Höhe entgegen ging (die
                              									in der Ziffer von 38 M. für 1k ihren Gipfelpunkt
                              									erreichte), auf einer Nickelhütte Deutschlands Eisenausscheidungen (Eisensauen aus
                              									Kupferhüttenprocessen herrührend), die neben 70 und 80 Proc. Eisen und 5 bis 8 Proc.
                              									Kupfer 2 bis 3 Proc. Nickel und Kobalt enthielten, und die in sehr schwer zu
                              									zerkleinernden Klumpen von 150 bis 300k Gewicht
                              									der Verarbeitung sowohl in mechanischer, als auch in metallurgischer Hinsicht sehr
                              									groſse, mit bedeutenden Kosten verbundene Schwierigkeit entgegensetzten, in groſsen
                              									Mengen in Verhüttung gezogen wurden, und daſs von diesem Abfallproduct sich
                              									kolossale, nach Hunderten von Tonnen zählende Mengen an verschiedenen Kupferhütten
                              									angesammelt vorfanden, die nun seit dem Fallen des Nickelpreises, der heute auf den
                              									vierten Theil der oben erwähnten Ziffer, nämlich 9 M. für 1k, gesunken ist, wieder ebenso wie vor 1872 als
                              									vollständig werthloser Abfall den Schlackenhaufen vermehren helfen. Den wichtigsten
                              									Posten in der Gruppe D bildet die in Freiberg und an anderen deutschen Silberhütten
                              									bei Verarbeitung amerikanischer Silbererze als Nebenproduct fallende
                              									Nickelspeise.
                           Kehren wir nun zur Gruppe A zurück. Da steht oben an die Skandinavische Halbinsel, wo
                              									das Auftreten von nickelhaltigem Magnetkies äuſserst ausgebreitet ist. Mit der
                              									Aufgabe betraut, für eine gröſsere Nickelhütte Nordeutschlands, welche unter meiner
                              									Leitung kurz vorher, sowohl in ihrer ganzen technischen Einrichtung, als auch in
                              									ihrer Arbeitsmethode vollständig umgestaltet worden war, einen geeigneten
                              									Nickelbergbau in Schweden oder Norwegen aufzuschlieſsen oder ausfindig zu machen,
                              									leitete ich zuerst (im Frühjahr 1873) in Smaland, also mehr im Süden Schwedens,
                              									Schürfungen auf nickelhaltigen Magnetkies. Ich fand damals im Umfange vieler Meilen
                              									in dioritischen Schiefer Magnetkies eingesprengt, welcher Nickel enthielt. Die
                              									gleiche Erscheinung traf ich bei Schürfungen an der Küste des botnischen Meeres, nordwärts von
                              									Gefle, und ebenso analoges an der Südküste von Norwegen (im Fiord von Langesund
                              									u.a.), sowie dann später an vielen Orten der Umgebung von Falun in Schweden. Die
                              									Südspitze Norwegens scheint ganz besonders reich an diesem Mineral zu sein, und ist
                              									dasselbe dort auch an mehreren Stellen mit einem stockförmigen derben Vorkommen
                              									aufgeschlossen und seit einer Reihe von Jahren Gegenstand bergbaulicher
                              									Ausbeute.
                           Oben an steht daselbst der etwa 10 Meilen südwestlich von Christiania bei Nakkerud
                              									gelegene Aufschluſs, welcher unter dem Namen Ringeriges
                                 										Nickelwerk das Object des reichsten Nickelbergbaues Europas ausmacht. Der
                              									Magnetkies erscheint dort zwischen Gabbro in maſsiven Stöcken eingelagert, hält in
                              									seinen reichsten Stufen bis zu 4 Proc. und im Mittel der an die Hütte gelangenden
                              									Production 1¾ Proc. Nickelreingehalt mit etwa 1 Proc. Kupfer. Zur Zeit meines
                              									Besuches am dortigen Werke war der zum Abbau vorbereitete Aufschluſs so gestaltet,
                              									daſs eine Jahresziffer von etwa 5600t Erze mit
                              									einem ungefähren Nickelreingehalt von 112t für
                              									eine lange Dauer vollkommen gesichert erschien. Die dortige Grubenausbeute wird in
                              									der vom Bergbau ungefähr 2km,5 entfernten
                              									Hüttenanlage zu einem Halbproducte von etwa 55 bis 60 Proc. Nickel (und 25 bis 30
                              									Proc. Kupfer) concentrirt und in dieser Form an englische und deutsche Nickelhütten
                              									verwerthet. Ein nicht uninteressantes technisches Object bietet daselbst die
                              
                              									zwischen Grube und Hütte angebrachte fliegende Seilförderung.
                           Weiter herab an der südlichen Küste Norwegens bei Kragerö, das ich i. J. 1873
                              									flüchtig besuchte, wurden ebenfalls gröſsere Ablagerungen dieses Minerales
                              									aufgefunden. Der nickelhaltige Magnetkies, aufweichen der Krageröer Nickelbergbau angelegt ist, erscheint meistentheils nur
                              									feinkörnig eingesprengt und hält in den reichsten Stufen nicht über 3, im Mittel der
                              									Jahresproduction 1¼ Proc. Nickel. Der dort aufgeschlossene Angriff ermöglicht eine
                              									Jahresausbeute von 10 bis 12t reines Nickel. Das
                              									Erz wird an Ort und Stelle durch Concentrationsschmelzen, Raffinations-, Röstungs-
                              									und Reductionsprocesse zu einer von Eisen und Schwefel vollständig freien
                              									Nickelkupferlegirung verarbeitet. Auch an dem südlichsten Punkt der norwegischen
                              									Küste bei Christiansand ist ein gröſseres Vorkommen
                              									nickelhaltigen Magnetkieses aufgeschlossen und bergmännisch in Angriff genommen
                              									worden. Das Erz ist fast identisch mit dem von Kragerö, und sollen, soweit mir
                              									darüber Kunde geworden, die Lagerungsverhältnisse dort ähnliche Ausbeuteziffern als
                              									die bei Kragerö in Aussicht stellen.
                           In Schweden ist unter den abbauwürdigen
                              									Nickelaufschlüssen in erster Linie der Nickelbergbau
                                 										Klefva hervorzuheben. In einer kegelförmigen Gebirgserhebung tritt in einer
                              									von Nord nach Süd streichenden, fast vertical einfallenden, sich in zwei Arme
                              									theilenden Gangkluft Magnetkies in Stöcken von bedeutendem Umfang, theils feinkörnig
                              										eingesprengt, theils
                              									ganz derb auf. Im J. 1873, wo ich die Grube mehrmals besuchte, fand ich den Abbau in
                              									Verhauzechen von überraschenden Dimensionen sich bewegend. In der sogen.
                              										„Kirche“ (Körka) war bereits ein maſsiver Klumpen derben Magnetkieses von
                              									etwa 600cbm (also bei 3500t) ausgefördert worden und stand in der Sohle
                              									dieser Abbauzeche noch prachtvoller derber Magnetkies an. Das in Klefva
                              									aufgeschlossene Nickelmineral hält in den reichsten Stufen 2½ bis 3 Proc. Nickel und
                              									im Mittel der Jahresproduction 1¼ Proc. Nickel und unter ½ Proc. Kupfer. Bei
                              									ungestörtem, schwunghaftem Betrieb dürfte dieser Aufschluſs mit einer Jahresausbeute
                              									von 40 bis 45t Nickelreingehalt in Anschlag zu
                              									stellen sein.
                           Zwei andere bei Falun gelegene, 25km von einander
                              									entfernte Aufschlüsse sind unter den Namen Grube Slättberg und Grube Kusa seit einer Reihe von
                              									Jahren Gegenstand bergmännischer Ausbeute. Diese beiden Gruben bilden mit dem
                              									Hüttenwerke Sagmyra (30km nordwestlich von Falun
                              									gelegen) ein zusammengehöriges Ganze unter dem Namen Nickelwerk Sagmyra. Von Frühjahr 1873 bis Herbst 1876 war ich mit der
                              									technischen Leitung dieses Werkes betraut und will daher das dortige Erzvorkommen
                              									etwas näher beleuchten.
                           Grube Slättberg steht seit 1850 im Betrieb und befinden sich daselbst längs einer von
                              									Ost nach West streichenden Klüftung mehrere Magnetkiesstöcke. Das
                              									Hauptformationsgestein ist Granit und Grünstein mit Einlagerungen von Quarz. Die
                              									Klüftung fällt unter 80 bis 85° nach Süden und ist auf eine Länge von mehr als
                              										1500m deutlich erkennbar. Von dieser
                              									Erstreckung zieht sich der gröſste Theil über einen ebenen Sumpfboden, welcher
                              									innerhalb der bezeichneten Länge jener Gangkluft im Westen etwa 70m, im Osten kaum 10m über seinen tiefsten Punkt sich erhebt. In dem westlichen Theile der
                              									Gangkluft auf der erwähnten Bodenerhebung sind in Abständen von 12 bis 60m vier Magnetkiesstöcke aufgeschlossen und mit den
                              									Schächten Bomarsund, Silistria, Berzelius und Jahns in Tiefen von 25, 35, 110 und
                              										100m verfolgt worden. Diese Erzstöcke, welche
                              									(in Horizontalschnitten und quer auf die Streichungsrichtung der Gangkluft gemessen)
                              									stellenweise eine Mächtigkeit bis zu 2m,5 haben
                              									und daselbst theils feinkörnig eingesprengt, theils in derben Massen ohne
                              									Zwischenmittel auftreten, keilen sich in der Streichungsrichtung der Gangkluft
                              									zweigförmig aus und bilden die erwähnten vier Stöcke mittels ihrer weit verzweigten
                              									Seitentrümmer ein mehr oder weniger zusammenhängendes Ganze. Eine analoge
                              									stockförmige Ablagerung wurde ungefähr 700m
                              									östlich von der ersten in der Mitte des Sumpfbodens aufgeschlossen und mit den
                              									Schächten Mittelgrube, Versuchbau und Sumpfschacht in Tiefen von 25, 18 und 12m, sowie horizontal in verschiedenen Höhen in der
                              
                              									Streichungsrichtung verfolgt. Eine dritte derartige Magnetkiesablagerung wurde etwa
                              										500m noch weiter östlich aufgefunden und mit
                              									dem Löfsjöschacht und
                              									dem (von mir angelegten) Rudolfsschacht in Tiefen von 10 und 15m verfolgt. Es ist ferner durch magnetische
                              									Abweichung das Vorhandensein von zwei weiteren zwischen den genannten Aufschlüssen
                              									liegenden gröſseren Magnetkiesstöcken nachgewiesen, die aber zur Zeit meines
                              									Abganges von dort durch die bezüglichen Zubaue noch nicht blosgelegt waren. Der auf
                              									Slättberg aufgeschlossene Magnetkies hält in seinen reichsten Stufen 1½ Proc.
                              									Nickel, im Mittel der Jahresproduction etwa ¾ Proc.
                           Der Slättberger Bergbau war seit seinem Bestehen niemals sehr schwunghaft und auch
                              									nie systematisch in Angriff genommen worden; doch fand ich in den Betriebsausweisen
                              									einzelne Jahresproductionen (1860 bis 1865) von 2500 bis 3000t Erze, also Material zu etwa 19t Nickelreingehalt. Zur Zeit (1873), als ich die
                              									Werksleitung übernahm, befand sich die Grube in ziemlicher Vernachlässigung und
                              									fehlte es vollständig an systematisch vorbereitetem Angriff, so daſs im ersten Jahre
                              									meines Dortseins nur eine Ausbeute von 1100t Erz,
                              									also Material zu etwa 7t Nickelreingehalt zur
                              									Ausförderung kommen konnte. Ende 1875, wo durch mehrere neue Aufschlüsse der Angriff
                              									nahmhaft erweitert und durch entsprechende Apparate, sowohl Entwässerung der tiefen
                              									Schächte, als auch Aufförderung der Erze, bedeutend erleichtert worden, lag ein
                              									Angriff vorbereitet, der bei regem und ungestörtem Betriebe eine Jahresausbeute von
                              									3500 bis 3800t Erze, also Rohmaterial zu 25t Nickel Reingehalt sicherte.
                           Die durch Localverhältnisse bedingte Eigenthümlichkeit der mechanischen Vorrichtungen
                              									dieses Bergbaues dürften der Erwähnung nicht unwerth sein. Es befand sich im Südost
                              									des Grubenfeldes, etwa 1200m vom westlichsten der
                              									Schächte entfernt, ein Wassergefälle, welches zum Betriebe eines oberschlächtigen
                              									Wasserrades ausgenutzt wurde; dasselbe war durch ein doppeltes Kunstgestänge mit
                              									sämmtlichen Schächten zur Bewegung der Pumpensätze in Verbindung gesetzt. Die
                              									Gesammtlänge jenes Gestänges betrug über 1300m.
                              									Die zu geringe Menge des Betriebswassers genügte auch zur günstigsten Jahreszeit
                              									nicht, die Wasserhebung aller Schächte zu bewältigen, und war zu gewissen
                              									Jahreszeiten (Juli und August) sowie während der gröſsten Winterkälte nicht einmal
                              									im Stande, auch nur die blose, übrigens nicht unbedeutende Masse des Gestänges in
                              									Bewegung zu setzen. Ich stellte nun in der halben Länge des Gestänges eine
                              									Locomobile auf, und als hierauf die vorhandene Bewegungskraft weitaus genügte, alle
                              									Schächte wasserfrei zu halten, so stellte ich Wasserbehälter in den Schachthäusern
                              									auf und richtete einfache Wassertonnenaufzüge mit Bremsen ein zur Ausförderung des
                              									Hauwerkes, was bis dahin mittels Pferdegöppeln geschah, so daſs also derselbe Motor
                              									unmittelbar die Wasserhebung und mittelbar auch die Erzförderung auf sämmtlichen so
                              									weit von einander abstehenden Sehächten versah.
                           
                           Die Grube Kusa hatte bis zum J. 1873, obgleich drei Schächte 15 bis 18m tief abgeteuft waren, wegen allzu armen Erzen
                              									noch keine, irgend in Betracht zu ziehende Ausbeute geliefert. Im J. 1874 erschloſs
                              									sich im Neuschacht daselbst neben dem bisher nur ärmlich eingesprengten Magnetkies
                              									ein derberes Erzmittel und hält dasselbe in den reinsten Stufen über 2½ Proc.
                              									Nickel. Bis dahin war Wasserhebung und Erzförderung auf Kusa nur mittels
                              									Pferdegöppeln und Handwinden bewerkstelligt worden. Nach Eintritt des erwähnten
                              									Aufschlusses stellte ich auch hier eine Locomobile auf, welche auſser der Besorgung
                              									des Grubenbetriebes (Wasserhebung und Förderung des Hauwerkes) auch noch einen
                              									Ventilator zum Betriebe zweier Schachtöfen versah. Die Ausbeute im Neuschacht
                              									gestaltete sich von Monat zu Monat in überraschender Weise günstiger und ergab in
                              									der zweiten Hälfte des J. 1875 eine Ziffer, welche für dieses Grubenfeld eine
                              									Jahresausbeute von 10 bis 11t Nickelreingehalt in
                              									gesicherte Aussicht stellte. Das Erz, wie es an die Schachtöfen zum
                              									Concentrationsschmelzen gelangte, ergab ein durchschnittliches Ausbringen von 0,75
                              									Proc. Nickel.
                           Noch wäre zweier kleinerer Nickelaufschlüsse in Skandinavien zu erwähnen, über die
                              									mir aus Briefen von Seiten dabei nahe Betheiligter nur ganz Unbestimmtes bekannt
                              									geworden. Das gröſsere und entwickeltere dieser beiden ist Nickelwerk Rom in Norwegen, wenige Meilen südöstlich von Christiania, an
                              									der Küste des Fiords von Christiania. Das daselbst aufgeschlossene Erz ist dem von
                              									Kragerö ähnlich. Im J. 1875 war dort bereits ein Concentrationsschmelzen eingeleitet
                              									und dürfte damals der bezügliche Aufschluſs eine Jahresausbeute von 6 bis 7t Nickelreingehalt in Aussicht gestellt haben. Der
                              									andere Aufschluſs ist Lünne-Nickelwerk an der Küste des
                              									botnischen Meeres bei Hudigswall. Dieser Aufschluſs ist noch nicht über die ersten
                              									Schürfarbeiten hinausgekommen. Ich habe mehrmals mir von dort eingesendete Erzproben
                              									untersucht, dieselben aber von so geringem Nickelgehalt gefunden, daſs sich dort
                              									wohl so bald – auch bei günstigsten Nickelpreisen – keine lohnende Ausbeute
                              									entwickeln dürfte.
                           Die Nickelaufschlüsse Norwegens und Schwedens, in ihrer
                              									Gesammtheit in Betracht gezogen, stellen unter Voraussetzung eines schwunghaften,
                              									ungestörten Betriebes eine jährliche Ausbeute von ungefähr 220t Nickelreingehalt in Aussicht.
                           Nur der bei weitem kleinere Theil des dort ausgeförderten Nickelgehaltes wird an Ort
                              									und Stelle zu reiner, von allen schädlichen Beimengungen befreiter Waare
                              									ausgearbeitet – nämlich die Ausbeute auf Kragerö und ein Theil der Ausbeute auf
                              									Klefva – der übrige Theil geht in Halbproducten von 30 bis 60 Proc. Nickelgehalt an
                              									englische und deutsche Nickelhütten. Das Concentriren des Nickels wird auf allen
                              									skandinavischen Nickelhütten durch wiederholtes verschlackendes Einschmelzen der
                              									jedesmal wieder gerösteten Zwischenproducte bewerkstelligt; nur auf Sagmyra findet dabei eine
                              									erwähnenswerthe Modifikation statt. Es wird daselbst das unmittelbar aus den Erzen
                              									erhaltene erste Schmelzproduct – welches 3 bis 5 Proc. Nickel hält – im granulirten,
                              									ungerösteten Zustand in kalter verdünnter Schwefelsäure längere Zeit durch eigene
                              									Rotationsapparate bewegt, wobei ein Theil des Eisengehaltes in Lösung geht und das
                              									Nickelproduct auf einen Nickelgehalt von 12 bis 14 Proc. angereichert den Apparat
                              									verläſst. Die Schwefelsäure wird an Ort und Stelle beim Rösten roher Erze erzeugt.
                              									Der Nickelverlust dabei ist äuſserst klein und – wie ich mich durch Analysen und
                              									bezügliche Zusammenstellungen überzeugte – bei weitem geringer, als wie bei der das
                              									gleiche Concentrationsresultat erzielenden Schmelzarbeit. Auſserdem fällt hierbei
                              									Eisenvitriol als gut verwerthbares Nebenproduct. Der geringe Gehalt der Erze macht
                              									selbstverständlich die Gewinnung und Concentrirung derselben sehr kostspielig, und
                              									finden all die eben besprochenen Aufschlüsse bei einem Nickelpreise von 10 M. für
                              										1k – ein Theil selbst bei 12 M. für 1k – die Grenze, unter welcher der Werksbetrieb nur
                              									mit Schaden und Einbuſse möglich. Es haben daher auch bei dem augenblicklichen ganz
                              									ungewöhnlich und unerwartet niedern Nickelpreis von 8 bis 9 M. die Nickelbergbaue
                              									Schwedens und Norwegens ihre Thätigkeit theils ganz eingestellt, theils auf das
                              									äuſserste Minimum eingeschränkt.
                           In Mitteleuropa, speciell Deutschland, sind mir nur zwei
                              									Aufschlüsse von Nickelerzen aus der Gruppe A bekannt, deren Ausbeutung
                              									erwähnenswerthe Productionsziffern liefert. Von diesen ist einer bei Dillenburg in
                              									Nassau gelegen, wo ein Pyrit mit 6 Proc. Nickel und 5 Proc. Kupfer vorkommt. Die
                              									durchschnittliche dort erzielte Jahresausbeute überstieg, so weit mir bekannt, nicht
                              									die Ziffer von 3t Nickelgehalt. Der zweite
                              									Aufschluſs liegt im oberen Rheinthale bei St. Blasien und ward dort ein Pyrit von 2
                              									bis 2½ Proc. Nickel mit etwa ¾ Proc. Kupfer durch eine Reihe von Jahren abgebaut und
                              									zu einem eisenfreien Concentrationsstein verarbeitet an andere Nickelhütten
                              									verwerthet worden. In den J. 1869 und 1870, wo ich mit diesem Rohmateriale
                              									arbeitete, belief sich die dortige Ausbeute, soweit ich mich erinnere, auf 1500 bis
                              										1800k Nickelreingehalt, und dürfte dies auch
                              									die Ziffer der bei dem dortigen Bergbau überhaupt erzielbaren Jahresausbeute
                              									sein.
                           Ein weit ausgedehnteres und ergiebigeres Vorkommen von nickelhaltigem Pyrit war
                              									ferner in Piemont in Val Sesia nächst Varollo vor
                              									mehreren Jahren aufgeschlossen worden. Es wird daselbst in einer bis zu 2500m ansteigenden Bodenerhebung der Glimmerschiefer
                              									und Gneis durch eine mächtige Diorit-Einlagerung von nahezu 20km Länge und 4km
                              									Breite durchsetzt, welche Einlagerung ein nordwestliches Streichen hat. In diesem
                              									Diorit, zunächst seiner Berührungsfläche mit dem Gneis, treten Gangklüfte auf,
                              									welche Nickel- (und Kobalt-) haltigen Magnetkies in Hornblende dicht eingesprengt führen. Es
                              									sind daselbst fünf von einander unabhängige Aufschlüsse bergmännisch in Angriff
                              									genommen worden, von denen aber nur zwei zu einiger Bedeutung gelangten. Auf dem
                              									einen dieser Aufschlüsse bewegt sich die Nickelgrube von
                                 										Cevia, auf dem anderen die Grube von Bella
                                 										Bassa. Die Erze von Cevia werden in der Hütte von Sesia, die von Sella
                              									Bassa in der Hütte von Scapello zu Halbproducten concentrirt. Erstere Grube liegt
                              									mit ihrem obersten Angriffspunkt 2000m, die andere
                              										1700m über dem Meeresspiegel. Das an die
                              									Hütten gelangende geschiedene Erz hält im ganzen Durchschnitt 1¼ bis 1½ Proc.
                              									Nickel, ½ bis ¾ Proc. Kobalt und eben so viel Kupfer. Die hohe Lage der Gruben und
                              									sonstige locale Eigenthümlichkeiten machen dieses Erz, bezieh. den Nickelgehalt in
                              									denselben, schon sehr kostspielig, ehe es zur Verhüttung gelangt, und ist ferner bei
                              									den dortigen Brennstoffverhältnissen und dem geringen Gehalt an Nickel die
                              									Concentrationsarbeit mit groſsen Kosten verbunden. So viel mir über die dortigen
                              									Gestehungskosten bekannt geworden, setzen dieselben der Betriebsfähigkeit der Werke
                              									eine durch den Nickelpreis bedingte noch ungünstigere Grenze als die, welche ich
                              									oben für die skandinavischen Werke aussprach. Die Nickelgruben bei Varollo können
                              									mit den heute vorhandenen Angriffen bei schwunghaftem ungestörtem Betrieb
                              									günstigsten Falles eine Jahresausbeute von 12,5 bis 13t Nickelreingehalt erzielen.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)