| Titel: | Chlormagnesium als Füllmasse der Gasuhren. | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 280 | 
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                        Chlormagnesium als Füllmasse der
                           								Gasuhren.
                        Chlormagnesium als Füllmasse der Gasuhren.
                        
                     
                        
                           W. Goebel sagt bei Besprechung des Chlormagnesiums als
                              									Füllmasse für Gasuhren (1879 231 240) ganz richtig, daſs
                              									dasselbe eine vorherige Reinigung des Gases von Ammoniak bedinge, weil sich durch
                              									die übrigens allgemein bekannte Einwirkung des letzteren auf Chlormagnesium ein
                              									Doppelsalz bilde, unter Ausscheidung von Magnesia, welche sich als weiſse Masse in
                              									den Gasuhren festsetze. Der Verfasser äuſsert sich ferner dahin, daſs die
                              									Metalltheile eines mit Chlormagnesiumlösung gefüllt gewesenen Gasmessers während des
                              									Betriebes in keiner Weise angegriffen worden seien. Dagegen habe das später längere
                              									Zeit der Luft ausgesetzte, geöffnete Uhrgehäuse, namentlich die Trommel, an der
                              									Oberfläche und im Innern starke Rostflecke gezeigt, was von Goebel dadurch erklärt wird, daſs sich die gebildete Doppelverbindung
                              									unter Freiwerden von Ammoniak zersetzte, wobei freie Salzsäure erzeugt worden
                              									sei.
                           Darin geht der Verfasser jedoch fehl; denn abgesehen davon, daſs eine Zersetzung des
                              									fraglichen Doppelsalzes, seiner Beständigkeit wegen, an der Luft, also bei
                              									gewöhnlicher Temperatur, überhaupt nicht eintritt, sondern erst in der Glühhitze
                              									stattfindet, kann sich doch niemals freie Salzsäure bilden, sondern die Zersetzung
                              									des Doppelsalzes erfolgt in diesem Falle derart, daſs sich Salmiak und wasserfreies
                              									Chlormagnesium bildet, welch letzteres zurückbleibt, während Salmiak entweicht.
                           Uebrigens pflegen doch wohl die Gasuhren nach dem Gebrauch gereinigt und getrocknet,
                              									nicht aber ohne vorherige Reinigung und Trocknung, sogar geöffnet, allen
                              									Temperatureinflüssen ausgesetzt zu werden, wodurch ein Rosten der Metalltheile auch
                              									ohne die Anwendung der Chlormagnesiumlösung unausbleiblich gewesen wäre.
                           Durch den schon früher auch von anderer Seite mit gleich günstigem Erfolg
                              									angestellten Versuch, das Gas mittels Leiten durch Chlormagnesium von Ammoniak zu
                              									befreien, ist der für die Anwendung des Chlormagnesiums als Füllmasse für Gasuhren
                              									u.s.w. einzuschlagende Weg klar vorgezeichnet.
                           Vereinigte chemische Fabriken zu Leopoldshall.
                           Der Verfasser obiger Einwendungen, welche gegen den von mir mitgetheilten Versuch
                              									über Chlormagnesium zur Füllung von Gasuhren gerichtet sind, bestreitet keineswegs
                              									die Ausscheidung von Magnesia, wie auch das Rosten der Metalltheile in der Art, wie
                              									ich dies beschrieben habe. Es kommen zunächst diese Thatsachen hier in Betracht,
                              									nicht aber die nebensächliche Frage, nämlich welches wohl der wirkende Stoff ist,
                              									der das fleckenartige Rosten hervorbringt. Was die
                              									Reinigung der Gasuhren anbelangt, so war es nach dem Versuch nothwendig, die Uhr zu
                              									öffnen, um die gesammte schmierige Masse von ausgeschiedener Magnesia entfernen zu
                              									können, welches der Spülung mit Säuren zur Auflösung der Magnesia in der Uhr
                              									vorgezogen wurde.
                           Bei günstigem Resultat würde ich gern Chlormagnesium zur Füllung von Gasuhren
                              									empfohlen haben und freue mich, daſs ich mich mit dem Verfasser jener Einwendungen
                              									vollständig darin im Einklang befinde, daſs Chlormagnesium nicht eher zur Füllung
                              									von Gasuhren benutzt werden kann, bis das Gas vollständig von Ammoniak gereinigt
                              									ist. Daſs Chlormagnesium zur Reinigung verwendet werden kann, habe ich selbst
                              									nachgewiesen; nur ist die Gasuhr nicht der richtige Ort hierzu.
                           Wilh. Goebel.
                           In einem ferneren Schreiben der „Vereinigten chemischen
                                    											Fabriken zu Leopoldshall“ wird nochmals auf die Beständigkeit der
                              									genannten Doppelverbindung hingewiesen und bestritten, daſs das Rosten der
                              									geöffneten Gasuhr durch die Chlormagnesium-Füllung bedingt worden sei. Bis weitere
                              										Erfahrungen gemacht sind, kann damit wohl die
                              									Erledigung der Streitfrage vertagt werden.
                           Die Redaction.