| Titel: | Eigenthümlichkeiten des Vorkommens und Ausbeuteverhältnisse der Nickelfundstätten Europas; von Director R. Flechner. | 
| Autor: | R. Flechner | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 365 | 
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                        Eigenthümlichkeiten des Vorkommens und
                           								Ausbeuteverhältnisse der Nickelfundstätten Europas; von Director R.
                              								Flechner.
                        (Schluſs von S. 264 dieses Bandes.)
                        Flechner, über Vorkommen und Ausbeute der
                           								Nickelfundstätten.
                        
                     
                        
                           Wenden wir uns nun zur Gruppe B, nämlich zu den Erzen, in welchen Nickel (meistens in
                              									Gesellschaft mit Kobalt) an Arsen gebunden erscheint. Diese Gruppe enthält die an
                              									relativem Nickelgehalt reichsten Erze; doch wurden solche bisher noch nicht über so
                              									ausgedehnte Strecken verbreitet und in solchen Massen angesammelt angetroffen, wie
                              									jene der Gruppe A. Einen durch die Reinheit und Hochhältigkeit seiner Erze
                              									hervorragenden Platz unter den diesbezüglichen Aufschlüssen nimmt unbestritten der
                              										Nickelbergbau bei Schladming ein. Diese Aufschlüsse
                              									liegen in einem etwa 3km nordöstlich von
                              									Hochgolling gelegenen hohen Gebirgskamm in der Kette des die Wasserscheide zwischen
                              									den Fluſsgebieten der Enns und der Mur bildenden Tauerngebirges. Glimmerschiefer und
                              									Hornblende sind daselbst die Hauptmasse des Formationsgesteines und machen sich in
                              									demselben Zwischenlager von verschiedener Mächtigkeit bemerkbar, welche aus dem
                              									gleichen Gestein wie die Hauptgebirgsmasse bestehend sich von diesem dadurch
                              									unterscheiden, daſs sie Pyrite und Arsenkies in äuſserst fein vertheiltem Zustand
                              									(bei frischem Bruch kaum erkennbar) enthalten. An zu Tage liegenden, den
                              									atmosphärischen Einflüssen ausgesetzten Bruchflächen ertheilt diese eisenhaltige
                              									Einsprengung durch Verwitterung dem Gestein eine auffallend braune Färbung, nach
                              									welcher diese Zwischenlager den localen Namen „Branden“ führen. Solche
                              										„Branden“ liegen daselbst eine ganze Reihe in sehr ungleichen Abständen
                              									über einander und sind von sehr ungleicher Mächtigkeit. Die seinerzeit
                              									stattgefundene locale Bodenerhebung hob diese ursprünglich unter der Kalkformation,
                              									speciell dem Kalkstocke, welchem die Dachsteingruppe angehört, lagernden Schichten
                              									bis zu einer Höhe von nahezu 3000m Meereshöhe, wo
                              									sie mit einem nach Norden fallenden Verflachen von 50 bis 55° an steiler,
                              									vollständig entblöster Wandung zu Tage liegen und die Lagerungsverhältnisse in einer
                              									äuſserst deutlichen, für den Geognosten sehr interessanten Weise zur Schau stellen.
                              									Besonders deutlich
                              									ziehen sich von fünf solchen Branden die südlichen Ausbiſslinien über die höchsten
                              
                              									Spitzen und die äuſserste Schneide jener Theile des erwähnten Gebirgskammes, dessen
                              									zwei hervorragendsten Punkte mit den Namen Zinkwand und
                              										Vötternspitz bezeichnet sind. Die Branden sind
                              									daselbst zu beiden Seiten des Kammes bis herab zur Gerölllage deutlich erkennbar. –
                              									Die gröſste dieser fünf Branden, die Neualpnerbrande, welche die Zinkwand umgürtet,
                              									hat eine Mächtigkeit von 16m, die zweit gröſste,
                              									die Vötternbrande, eine Mächtigkeit von 6 bis 7m.
                              									Widersinnig auf die Formationslagerung fallen schmale Gangklüfte ein, welche theils
                              									Kalkspath und Spatheisenstein, theils Quarz als charakteristische Ausfüllung führen,
                              									und in denen mehrentheils gangartige Einlagerungen von Silberfahlerzen, Arsenkies,
                              									Speiskobalt und Nickelkies auftreten.
                           An den Durchkreuzungslinien mehrerer dieser Gangklüfte mit den zwei namentlich
                              									bezeichneten Branden, insbesonders in der Nähe des Ein- und Austrittes der
                              									Gangklüfte, tritt Nickelkies und zwar sowohl Rothnickelkies, welcher bis 40 Proc.
                              									Nickel in seinen reinsten Stufen hält, als auch Weiſsnickelkies in Gesellschaft mit
                              									Speiskobalt und Arsenkies in abbauwürdiger Weise auf. Auf dem entblösten Stücke der
                              									Neualpnerbrande wurden bisher 5 solcher Gangkreuzungen, an der nördlicher
                              									(geognostisch höher) liegenden Vötternbrande 3 solcher Kreuzungen untersucht und
                              									Nickelerz führend aufgeschlossen. Auf diesen Aufschlüssen bewegt sich der
                              									Schladminger Nickelbergbau. Die ersten Anfänge dieses Bergbaues reichen weit ins
                              									vorige Jahrhundert zurück, wo Kobaltgewinnung das Ziel des Abbaues gewesen. Mit
                              									Ausbeutung der Nickelaufschlüsse war 1832 begonnen worden. Leider haben
                              									eigenthümliche Besitz Verhältnisse diesen Bergbau bis jetzt zu keinem systematisch
                              									vorbereiteten Angriff gelangen lassen, und hat man bisher mit einem stets sehr
                              									beschränkten Betriebe sich begnügt, die in den höchsten Theilen des Bergkammes zu
                              									Tage ausbeutenden Nickel führenden Kreuzungen zu verfolgen und in Abbau zu ziehen,
                              									ohne irgend welchen Tiefbau durchzuführen., obgleich sich stellenweise ein Reichthum
                              									an Nickelreingehalt dem Abbau darbot, wie solcher auf einem Abbauraum von gleicher
                              									Ausdehnung zusammengedrängt bisher noch auf keinem Nickelbergbau der Welt auch nur
                              									annähernd angetroffen worden, und obgleich bezügliche markscheiderische Vermessungen
                              									und geognostische Analogien eine Reihe von Angriffspunkten wiesen, welche mit
                              									verhältniſsmäſsig geringen Kosten das Erreichen abbauwürdiger Aufschlüsse auſser
                              									jeglichen Zweifel stellten. Die Nickelerze, welche mehr oder minder längs der ganzen
                              									Ausdehnung der betreffenden Gangklüfte nachweisbar sind, finden sich, wie schon
                              									erwähnt, nur innerhalb des Kreuzungsraumes, welchen jene Gangklüfte mit den zwei
                              									genannten Hauptbranden bilden, in abbauwürdiger Menge angesammelt. Sie bilden
                              									daselbst sogen. Nester und gröſsere derbe linsenförmige Ablagerungen von mitunter überraschendem
                              									Reichthum. So kamen z.B. in der Kreuzung der sogen. Silberkluft mit der
                              									Neualpnerbrande seinerzeit derbe linsenförmige Ablagerungen von reinstem
                              									Rothnickelkies zum Abbau, die bei einer Mächtigkeit von 35 bis 40cm, einer mittleren Erstreckung von 3 bis 5m in der Streichungs- und Verflächungsrichtung und
                              									einem Nickelreingehalt von mehr als 35 Procent dem Abbau ein Feld darboten, wo bei
                              									einer gewöhnlichen Ortsbreite von 1,3 bis 1m,4 und
                              									einer Verhauhöhe von etwa 4m für jedes Meter
                              									Vorgriff oft 1,5 bis 2t Nickelreingehalt zur
                              									Ausförderung gelangten.
                           Von den, wie erwähnt, in der obersten Bergkante in Angriff genommenen Nickel
                              									führenden Kreuzungen ist bisher nur ein kleiner Theil in Abbau gebracht worden; so
                              									z.B. sind die drei aufgeschlossenen Kreuzungen in der Vötternbrande an ihren
                              									westlichen Ausbissen angegriffen und ungefähr auf 150m mit reichen Ausbeuten verfolgt worden, ohne die am östlichen Bergabhange
                              									aufgefundenen Ausbisse dieser Kreuzungen, wodurch eine Länge derselben von mehr als
                              										850m nachgewiesen, zu einem Gegenabbau in
                              									Angriff zu nehmen. Im Allgemeinen waren die Kreuzungen der mächtigsten der beiden
                              									Branden, nämlich der Neualpnerbrande, mit reicherer Ausbeute gesegnet als die der
                              									Vötternbrande. Es würde daher ganz auſser Zweifel der Aufschluſs der durch
                              									bezügliche Vermessung als vorhanden erwiesenen Kreuzungen der Neualpnerbrande mit
                              									jenen 3 Gangklüften, welche in der Vötternbrande schon so reichen abbauwürdigen
                              									Erzadel brachten, ein überaus reichlich lohnendes Abbaufeld eröffnen, welches auf
                              									der Ostseite des Gebirgsabhanges etwa 600m tiefer
                              									als die obersten Stollen des bisherigen Bergbaues in Angriff zu nehmen wäre. Ein
                              									solcher Einbau würde durch diese seine tiefere Lage, sowie durch den Umstand, daſs
                              									der von Osten nach Westen fortschreitende Abbau in aufsteigender Richtung ginge und
                              									überhaupt die ganze Tiefe des localen Erzvorkommens aufschlösse, von unberechenbaren
                              									bergmännischen Vortheilen begleitet sein.
                           Die Schladminger Nickelerze halten im Mittel der ganzen Jahresausbeute, da neben dem
                              									reichen Rothnickelkies von 35 bis 40 Proc. Reingehalt und reinem Weiſsnickel von 18
                              									bis 25 Proc. Gehalt doch auch ärmere Mittel brechen, im Durchschnitt 11 Proc.
                              									Nickel, 1 bis 2 Proc. Kobalt, 0,25 bis 0,5 Proc. Kupfer. Die gleichzeitig
                              									vorkommenden Fahlerze halten 8 bis 12 Proc. Kupfer, 2 bis 3 Proc. Nickel und Kobalt
                              									und bis 0,25 Proc. Silber. Da niemals ein andauernd schwunghafter, systematisch
                              									vorbereiteter Angriff stattgefunden, ist es unmöglich, die Maximalziffer der
                              									erreichbaren Jahresausbeute festzustellen. Zwischen den Jahren 1840 und 1845 waren
                              									mehrere Jahresausbeuten von 10 bis 12t
                              									Nickelreingehalt gefallen; doch im Durchschnitt einer längeren Reihe der letzten
                              									Betriebsjahre stieg die Jahresproduction nicht über 5t Nickelreingehalt.
                           
                           Die Schladminger Nickelerze wurden seit dem Bestehen des Bergbaues als Nickelgrube in
                              									der zu demselben Besitzobject gehörigen Hütte zu reinem, 93 bis 96 Proc. haltigem
                              									Nickelmetall verarbeitet. Die bezügliche Nickelhütte, welche anfangs bei Gloggnitz
                              									in Niederösterreich bestand und seit 1847 in die Nähe des Bergbaues nach Mandling
                              									bei Schladming versetzt worden war, wurde schon 1824 vom Hofrath Baron Gersdorff errichtet und ist überhaupt als die
                              									älteste Nickelhütte Europas zu betrachten, da vor Eröffnung derselben die
                              									Darstellung von Nickelmetall nur in das Bereich chemischer Laboratorien gehörte. Gersdorff, als hervorragender Bergmann und Metallurg
                              									bekannt, war der erste, welcher Nickelmetall centnerweise darstellte, und er
                              									verwendete als erstes Rohmaterial hierzu die an vielen Orten als werthloser Abfall
                              									angesammelte Nickelspeise, welche bei der Darstellung von Smalte abfiel.
                           Ein ausgedehnteres Vorkommen von Nickelarsen-Erzen findet sich im nördlichen Ungarn
                              									in Ausläufern der Karpathen, auf dessen Aufschluſs sich die Nickelgruben von Dobschau bewegen. Es treten daselbst in Gabbro, welcher
                              									auf Talkschiefer liegt und von einem sehr mächtigen Flötz von Spatheisenstein
                              									überlagert wird, Gangklüfte in verschiedener Streichungsrichtung auf, deren
                              									wesentliche Ausfüllung Hornblende, Thonschiefer, Kalkstein und Spatheisenstein
                              									bilden und in denen Einlagerungen von Arsenmetallen in linsenförmigen Stöcken von
                              									sehr verschiedener Mächtigkeit und Ausdehnung auftreten. Im J. 1866, wo ich wegen
                              									Durchführung einer Rohschmelzarbeit für dortige Nickelerze dahin berufen worden war,
                              									fand ich auf den Dobschauer Nickelaufschlüssen mehrere von einander unabhängige
                              									Gruben in Bewegung. Die gröſste und der Ausbeute nach überwiegend reichste ist die
                              									Grube der Zemberger Gewerkschaft. Ich fand in der damals schon sehr umfangreichen
                              									Grube stellenweise ein überraschend mächtiges Auftreten von
                              									Nickel-Kobalt-Arsen-Ablagerungen; so z.B. standen im sogen. Paulistollen Erzmittel
                              									im Angriff, welche sich bei einer Mächtigkeit von 60 bis 80cm auf 4 bis 5m
                              									Höhe und 10 bis 12m in der Streichungsrichtung
                              									erstreckten. Diese derben Stöcke von Arsenmetallen halten jedoch in den reinsten
                              									Stufen nie über 18 bis 22 Proc. Nickel und hierbei groſse Mengen von Kobalt, dessen
                              									relatives Verhältniſs zum Nickel zwischen 1 Th. Kobalt auf 2 Th. Nickel und 1 Th.
                              									Kobalt auf 4 Th. Nickel schwankt. Die damals in Angriff stehenden Aufschlüsse der
                              									Zemberger Grube stellten eine Jahresausbeute von 28 bis 30t Nickelreingehalt in Aussicht. Der Zemberger
                              									Grube an Ergiebigkeit zunächst stehend entwickelten sich die Aufschlüsse, auf welche
                              									die Grube Mariastollen angelegt worden.
                           Sowohl auf Grube Zemberg, als auf Mariastollen brechen neben reichen Nickelerzen auch
                              									groſse Mengen Arsenkies mit 2 bis 3 Proc. Nickel, und herab bis 0,25 Proc. und
                              									selbst, nur Spuren von Nickel. Die reichen Erze bis zu 12 Proc. Nickel und Kobalt herab
                              									wurden zur Zeit meines Besuches unmittelbar von der Grube weg nach England
                              									(Birmingham), Sachsen (Oberschlema) und Westfalen, die mittleren bis zu 4 bis 3
                              									Proc. Nickel und Kobalt herab an die von Dobschau 100krn südwärts gelegene Loszonzer Nickelhütte verkauft, die ärmeren unter 3
                              									Proc. haltigen bis auf weiteres angesammelt; und handelte es sich damals eben um
                              									eine Rohschmelzarbeit zur Concentrirung dieser ärmeren Erzmittel, welcher
                              									Hüttenproceſs im October 1866 durch mich dort eingerichtet und eingeleitet worden.
                              									Seither sind in unmittelbarer Nähe des dortigen Bergbaues zwei Nickelhütten, die
                              									Georgshütte und die Phönixhütte, erstanden, welche theils auf trockenem, theils auf
                              									nassem Wege reines Nickelmetall darstellen. Die bei günstigstem Betriebe mögliche
                              									Maximaljahresausbeute der gesammten Nickelaufschlüsse bei Dobschau dürfte die Ziffer
                              									von 38 bis 40t Nickelreingehalt keinesfalls
                              									übersteigen.
                           Abbauwürdige Aufschlüsse von Nickel-Arsen-Erzen finden sich ferner in Sachsen bei
                              									Schneeberg und Annaberg mit lohnendem Bergbau im Betriebe. Es sind mir jedoch die
                              									Verhältnisse des dortigen Vorkommens nicht bekannt und dürfte nach dem Wenigen, was
                              									mir darüber kund geworden, die Jahresausbeute aus den dortigen Aufschlüssen mit 4
                              									bis 5t Nickelreingehalt anzuschlagen sein.
                           Der Aufschluſs eines Nickel-Kobalt-Arsen-Erzes von geringem Gehalte und mit
                              									Kupferkies vergesellschaftet, bildet das Angriffsobject des im Salzburgischen
                              									gelegenen Leoganger Nickelbergbaues. Das Nickelerz
                              									findet sich daselbst in Kalkspathgängen und enthält im Durchschnitt der an die Hütte
                              									gelangenden Jahresproduction 2 bis 2,5 Proc. Nickel und 1 bis 1,5 Proc. Kobalt. Die
                              									erzielbare Jahresausbeute ist daselbst mit 3 bis 4t Nickelreingehalt in Anschlag zu stellen.
                           Kleinere Aufschlüsse von Nickel-Arsen-Erzen finden sich bei Richelsdorf, bei Siegen,
                              									bei Harzgerode (im Harz), Kamsdorf (in Thüringen), Baien in den Pyrenäen und noch an
                              									anderen Orten; doch ist mir von keinem derselben bekannt, daſs er bisher Object
                              									eines ergiebigen und umfangreichen Bergbaues geworden.
                           Aus der Gesammtheit der gröſseren europäischen Nickelaufschlüsse dürfte bei anhaltend
                              
                              									günstigem Nickelpreis bezieh. bei ungestörtem schwunghaftem Betriebe der
                              									betreffenden Bergbaue eine Gesammtjahresausbeute von 290 bis 293t Nickelreingehalt erzielbar sein, zu welcher
                              									Ziffer die nickelhaltigen Pyrite (in Skandinavien, Piemont u.a.) ungefähr ⅘ die
                              									Nickel-Arsenerze ⅕ beisteuern.
                           Da das mehrfach erwähnte, so ganz auffallende Herabgehen des Nickelpreises im Laufe
                              									der letzten 3 Jahre nicht nur in dem allgemeinen ungünstigen Stand aller
                              									Metallgeschäfte, sondern auch zum Theil in den neuestens erfolgten reichhaltigen Nickelaufschlüssen auf
                              									
                              									Neu-Caledonien seine Veranlassung findet, so dürfte
                              									deren Besprechung, obgleich sie auſserhalb des mir ursprünglich gestellten Rahmens
                              									zu diesem Journalartikel liegen, doch sehr am Platze sein. Wie aus dem gründlichsten
                              									und umfangreichsten aller bezüglichen Berichte (Rapport sur
                                 										la constitution géologique et les richesses minerales de la Nouvelle-Calédonie,
                                 										par E. Heurteau, Paris 1876) zu entnehmen, besteht das nordwestlich von
                              									Neu-Seeland gelegene, etwa 240km lange und 20 bis
                              										40km breite Eiland Neu-Caledonien der
                              									Hauptsache nach aus einer von Nordwest nach Südost sich ziehenden Gebirgskette aus
                              									Serpentin und Serpentinschiefer mit Zwischenlagern von Thonschiefer und
                              									krystallinischem Kalk, deren fast vertical aufgedrehte Schichtung von Quarzadern und
                              									Quarzgängen vielfach durchkreuzt wird. Ohne in die Einzelheiten jenes umfangreichen
                              									Berichtes einzugehen, mag nur erwähnt sein, daſs das Auffinden goldhaltiger
                              									Quarzgänge (i. J. 1863) im Norden der Insel den industriellen Angriff auf die
                              									Mineralschätze dieses Eilandes eröffnete, in dessen Verfolg (1872)
                              									Kupferkieslagerstätten aufgeschlossen wurden, von denen man sich sehr groſse
                              									Hoffnungen macht. Es sind seitdem eine Reihe neuer Aufschlüsse sowohl goldhaltiger
                              									Quarzgänge, als auch reichhaltiger Kupferkieslager längs des ganzen Eilandes
                              									aufgeschlossen und bergbaulich in Angriff gezogen worden. Auch Kohlenflötze
                              									verschiedener Mächtigkeit finden sich zwischen der Hauptgebirgsformation und den
                              									Eruptionsgebilden, welche die Westküste bilden, eingelagert, die theils ganz
                              									vertical, theils mit einem westlichen Verflachen zwischen 40 und 90° aufgerichtet
                              									und von dem Eruptionsgestein vielfach unterbrochen sind. In dem Serpentingestein der
                              									Hauptformation finden sich, und zwar über die ganze Insel verbreitet, Klüfte und
                              									Höhlungen, die zum gröſsten Theil mit einer Kieselmagnesia-Verbindung ausgefüllt
                              									sind. Dieser Kieselmagnesit zeigt allerorts eine grüne, blaue und braune Färbung,
                              									die man anfangs einer Chromverbindung zuschrieb, welche aber nach genauer
                              									Untersuchung sich als von gröſseren oder geringeren Mengen Nickeloxydes und
                              									Eisenoxydes herrührend erwies. Ein Gehalt von 0,5 Proc. Nickel und selbst darunter
                              									genügt, um auffallende und deutlich ausgesprochene Färbung zu verursachen. Diese
                              									Nickel-Silicat-Verbindung ist unter dem Namen „Pymelit“ bekannt und wurde in
                              									Nordamerika (mitunter Quecksilber haltig) mehrenorts gefunden, jedoch stets in so
                              									kleinen Mengen und von so geringem Nickelgehalt, daſs man dieses Mineral bisher noch
                              									nirgends vom industriellen Standpunkt aus als Nickelrohstoff betrachten konnte. Auch
                              									bei dem in Neu-Caledonien fast über das ganze Eiland verbreiteten Vorkommen dieses
                              									Minerals hat man bis jetzt nur auf einem beschränkten Gebiete, nämlich im Süden der
                              									Insel (am Mont d'Or und dessen nächster Umgebung), dieses Mineral von solcher
                              									Beschaffenheit und in solcher Ergiebigkeit gefunden, daſs es Gegenstand
                              									bergbaulichen Angriffes werden konnte.
                           
                           Daselbst wurde Ende 1875 am westlichen Abhänge des Mont d'Or der Ausbiſs einer mit
                              									Nickel haltigem Kieselmagnesit ausgefüllten Gangkluft entdeckt, welche sich bei
                              									weiterer Bloslegung als ein scharfbegrenzter Gang von 1m,25 Mächtigkeit mit einem Streichen von Osten nach Westen ergab. Die
                              									Ausfüllung dieser Gangkluft ist zur Hälfte Serpentin, also das
                              									Hauptformationsgestein, zur anderen Hälfte weiſse Magnesit-Thonerde, in welcher
                              									Klumpen verschiedener Gröſse von grüner, bläulicher oder brauner Färbung
                              									unregelmäſsig eingelagert sind. Die am intensivsten grün gefärbten und reinsten
                              									Nickel-Magnesia-Silicate halten in den reinsten Exemplaren 18 bis 19 Proc.
                              									Nickeloxyd (14 bis 15 Proc. metallisches Nickel) mit 16 bis 17 Proc. Magnesia, an 40
                              									Proc. Kieselsäure gebunden, mit etwa 20 Proc. Wassergehalt. Im Uebrigen wechseln die
                              									bezüglichen Nickelverbindungen mit Eisenverbindungen ab, so daſs bei der
                              									bergbaulichen Gewinnung dieses Minerals dasselbe im Durchschnitt der laufenden
                              									Ausbeute Nickel und Eisen in ziemlich gleichen Mengen enthält. Seither wurden
                              									mehrere Parallelklüfte ähnlicher Beschaffenheit jedoch geringerer Mächtigkeit
                              									aufgeschlossen, mit Grubenmassen eingefangen und zu bergbaulichen Besitzobjecten
                              									verschiedener Unternehmer gemacht. Auch ist in diesen wenigen Jahren eine
                              									überraschende Menge dieses Minerals ausgebeutet und nach dem Nickelreingehalt, der
                              									zwischen 5 und 12 Proc. sich bewegt, sortirt in ganzen Schiffsladungen nach Europa
                              									gebracht worden. Eine Reihe von metallurgischen Methoden wurden seither an diesem
                              									eigenthümlichen Rohmaterial mit mehr oder weniger günstigen Erfolgen in Anwendung
                              									gebracht. Versuchsweise und zur genaueren Kenntniſs dieses Minerals hatte ich im
                              									Winter 1877/78 eine Probe von 1t von etwa 9 Proc.
                              									Nickel mit Schladminger Nickelerz gattirt auf der Mandlinger Nickelhütte mit ganz
                              									günstigem Resultat zu reinem Würfelnickel verarbeitet. In neuester Zeit wird dieses
                              									Material an Ort und Stelle in Hohöfen zu einem Rohnickeleisen niedergeblasen und
                              									dieses dann durch einen Flammherd-Frischproceſs zu reinem 98 proc. Nickelguſs
                              									raffinirt.
                           Die Ansichten über die Zukunft und den Werth dieser Aufschlüsse sind sehr getheilt,
                              									und auch in den verschiedentlich ausgesprochenen zu erwartenden Ausbeuteziffern
                              									herrschen groſse Widersprüche, deren Richtigstellung erst den amtlichen
                              									Productionsausweisen mehrjährigen Betriebes vorbehalten ist. Der Verfasser des oben
                              									angeführten französischen Berichtes sagt in Betreff der Zukunft dieser Aufschlüsse
                              									folgendes: „Um eine begründete Meinung über die Zukunft der Nickelausbeutung in
                                 										Neu-Caledonien aussprechen zu können, bedarf es eines wesentlichen
                                 										Aufklärungspunktes, nämlich zu erfahren, wie sich der Nickel führende Gang, von
                                 										welchem wir doch nur den zu Tage tretenden Ausbiſs kennen, in der Tiefe
                                 										gestaltet. Es ist wahrscheinlich, daſs dieses Nickelhydrosilicat nur ein Product
                                 										der Oberfläche ist, und daſs in einer gewissen Entfernung von diesem Ausbisse
                                 										derselbe durch eine Schwefel-Arsen-Verbindung, welche gemeiniglich die Nickelmineralien bilden,
                                 										ersetzt erscheinen werde.“
                           Bei dem Umstände, daſs jenes Mineral nicht einmal Spuren von Schwefel und Arsen
                              									enthält, kann ich mich den in dem französischen Berichte ausgesprochenen Hoffnungen
                              									und Erwartungen in Betreff der wahrscheinlichen Beschaffenheit der Tiefe jener
                              									Erzklüfte in keiner Weise anschlieſsen. Dieses Nickelhydrosilicat ist kein bloses
                              									Verwitterungsproduct, wie etwa Nickelblüthe (3NiO,AsO5)Nickelblüthe (auch Nickelocker) kommt in Schladming, sowohl in der
                                    											Zusammensetzung von 2NiO,AsO5, als auch 3NiO,AsO5 + 9HO
                                    										vor., sondern unzweifelhaft das Resultat zweier auf einander
                              									folgender chemischer Processe, bei welchen das ursprüngliche Mineral (wahrscheinlich
                              									eine Schwefel-, keinesfalls eine Arsenverbindung nicht nur seine Zusammensetzung und
                              									Beschaffenheit, sondern auch seine Lagerstätte umgewechselt hatte. Ich kann mir die
                              									Entstehung dieses Minerals nur dadurch erklären, daſs ein durch die atmosphärischen
                              									Einflüsse zu schwefelsauren Oxyden umgewandelter Nickelpyrit mittels Auslaugung von
                              									seiner ursprünglichen Lagerstätte fortgeführt und über ein Lager von Kieselmagnesia
                              									einfiltrirt worden, wobei ein Theil der gelösten Oxyde durch Magnesia und andere
                              									etwa vorhanden gewesene Alkalien ausgefällt als unlösliches Hydrat zurückgehalten,
                              									hingegen die Schwefelsäure an die Alkalien gebunden durch weitere Einflüsse der
                              									atmosphärischen Niederschläge entfernt worden ist. Die Lagerstätte des
                              									ursprünglichen Minerals muſste daher eine höhere Lage gehabt haben als das daraus
                              									entstandene jüngere Mineral und ist daher wohl in der Reihe jener Gebilde zu suchen,
                              									die durch Revolutionen der Oberfläche von dieser gänzlich verschwunden sind. Die
                              									Möglichkeit einer so auſserordentlichen Bodenbewegung, daſs die bezüglichen
                              									Gangklüfte ihre Verflächungsrichtung bis zur vollständig entgegengesetzten Lage
                              									umgewechselt haben sollten (denn nur unter dieser Voraussetzung wäre das Auffinden
                              									des noch unveränderten ursprünglichen Minerals in der Tiefe derselben Gangklüfte zu
                              									hoffen), scheint mir bei der fast senkrechten Stellung der Klüfte ganz
                              									unwahrscheinlich; auch hätte eine Bewegung von solchem Umfange die bereits fertige,
                              									äuſserst mürbe Ausfüllungsmasse der Gangklüfte derartig gequetscht und zertrümmert,
                              									daſs sie ein ganz anderes Aussehen haben müſste und das Fortbestehen eines
                              									gangartigen Zusammenhängens derselben kaum denkbar wäre.
                           Es mag immerhin die Ablagerung von Pymelit in Neu-Caledonien ausgedehnter und
                              									mächtiger sein und tiefer in die Gebirgsformation eindringen, als die analogen
                              									Gebilde in Californien, in Algier, in Schottland und Spanien, wo sie nirgends
                              
                              									abbauwürdig befunden worden, und mag immerhin bei der oberflächlichen Lage dieses
                              									Minerals und des hierdurch erleichterten und geringerer Zubauten bedürfenden
                              									Angriffes desselben durch einige Jahre eine Ausbeute von erstaunlicher Höhe möglich sein; allein der
                              									relative Nickelgehalt der bezüglichen Klüfte dürfte höchst wahrscheinlich mit dem
                              									Vordringen nach der Tiefe immer mehr und mehr abnehmen und endlich das von den
                              									Metalllösungen nicht mehr erreichte unveränderte Kieselmagnesialager zum Vorschein
                              									kommen.
                           Salzburg, Januar 1879.