| Titel: | Ueber Neuerungen in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 419 | 
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                        Ueber Neuerungen in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 243 dieses
                           								Bandes.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Neuerungen in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           F. Schuster-PriebornZeitschrift für Spiritusindustrie, 1879 S.
                                    											32. erinnert daran, daſs bei keinem bekannten Maischverfahren die
                              									Malzstärke einer Temperatur ausgesetzt wird, bei welcher die eigentliche
                              									Kleisterbildung erfolgt. Bei der jetzt angewendeten Maischtemperatur von höchstens
                              									60° genügt zwar zur Verzuckerung von 100k
                              									Kartoffeln die Diastase von 2k Grünmalz statt der
                              									früher erforderlichen 4 bis 5k, so daſs der
                              									Verlust weniger merkbar wird. Um jedoch auch diese Malzmenge auszunutzen, muſs die
                              									Diastase von der Stärke getrennt zur Anwendung gebracht werden, während letztere
                              									erst nach erfolgter Verkleisterung der Hauptmaische zugesetzt wird. Nimmt man auf
                              										1000l Gährraum 800k Kartoffeln mit 20 Proc. Stärke und hierfür 16k Gerste oder 24k Grünmalz, von welchen 8k,7 zu Hefe
                              									verwendet werden, so bringt man die übrigen 15k,3
                              									Malz in das Gefäſs A mit einem feinen Siebboden b und einem groſslöcherigen c. Da unter obigen Verhältnissen 80l
                              									Maischwasser verwendet werden können, so werden hiervon zunächst 40l mit dem Malz in dem Gefäſs A
                              									gut gemischt; die
                              									erhaltene milchige Flüssigkeit wird durch Oeffnung des Hahnes a in das Gefäſs B
                              									abgelassen. Die zurückbleibende Masse wird nochmals mit 25l, dann mit 15l
                              									Wasser in gleicher Weise behandelt, die Diastaselösung nach dem Absetzen der Stärke
                              									aus den drei Hähnen d, e und f abgelassen und mit den Malzrückständen aus dem Gefäſse A in den Vormaischbottig gegeben; die in dem Gefäſs B zurückgebliebene Malzstärke wird auf 75 bis 80°
                              									erhitzt und nach erfolgter Verkleisterung der Hauptmaische im Vormaischbottig
                              									zugegeben. Die bisher als nicht gelöst angegebenen Stärkemengen dürften sich nach
                              									dieser Behandlung des Malzes wesentlich verringern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 232, S. 420
                              
                           Will man dieses Verfahren nicht anwenden, so nimmt man für 3t Kartoffeln 250l Maischwasser, dem sofort 15k Malz
                              									zugesetzt werden; 25k Malz werden nach 30 Minuten
                              									langem Maischen und die letzten 25k Malz nach
                              									weiteren 20 Minuten zugesetzt. Während des Maischens wird die Temperatur auf 57 bis
                              									58° gehalten, gegen Ende kann sie auf 59 bis 60° steigen. Die Mischung ist dann in
                              									einer Stunde beendigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 232, S. 420
                              
                           Um zu verhüten, daſs die ausgeblasene Masse mit einer zu hohen Temperatur in den
                              									Maischbottig gelange, versieht Schuster das
                              									Ausblaserohr des Henze-Dämpfers mit einer Kühlvorrichtung. Das Ausblaserohr c ist 2m lang und hat
                              									einen inneren Durchmesser von 85mm, das Rohr a von 40 und der Mantel b
                              									von 130mm. Das Kühlwasser tritt bei A in das Rohr a ein und
                              									flieſst bei B wieder ab, während die gedämpften Massen
                              									bei C eintreten. Das Ausblasen von 3t Kartoffeln erfordert 60 bis 75 Minuten.
                           DelbrückZeitschrift für Spiritusindustrie, 1878 S. 25
                                    											und 37. berichtet über Versuche mit diesen von Schuster-Prieborn vorgeschlagenen geringen Malzmengen
                              									bei der Malztemperatur von
                           
                              
                                    Maischmenge Stärke
                                 572k
                                 411k
                                 
                              
                                 Davon sind:
                                 k
                                 Proc.
                                 k
                                 Proc.
                                 
                              
                                    Unaufgeschlossen
                                   25,0
                                   4,4
                                   10,0
                                   2,4
                                 
                              
                                    Zu Alkohol geworden
                                 399,3
                                 69,7
                                 298,0
                                 72,5
                                 
                              
                                    Unvergohren
                                   68,3
                                 11,9
                                   50,0
                                 12,2
                                 
                              
                                    Unbestimmbar
                                   79,8
                                 14,0
                                   53,0
                                 12,9
                                 
                              
                                    1k Stärke gab Alkohol.
                                    											Literproc.
                                 49,9
                                 51,8
                                 
                              
                                    Reinlichkeitscoëfficient
                                 83,3
                                 85,0
                                 
                              
                           
                           höchstens 60° und der früher von ihm vorgeschlagenen 20
                              									Minuten Maischdauer, um die Diastase für die Nachgährung wirksam zu behalten. Zwei
                              									Versuche ergaben die in vorstehender Tabelle eingetragenen Resultate. Beim ersten
                              									Versuch wurden ein eisernes Dämpffaſs, Quetschwalzen und Kühlschiff, sowie
                              									theilweise kranke Kartoffeln, beim zweiten ein Henze-Dämpfer und Vormaischbottig mit
                              									Wasserkühlung verwendet. 20cc vergohrene Maische
                              									erforderten 1cc,8 Normalnatron entsprechend 3,6°
                              										Lüdersdorff.
                           RöhrZeitschrift für Spiritusindustrie, 1878 S.
                                    											123. meint auf Grund einer längeren Versuchsreihe, daſs dieses
                              									letztere Verfahren keinen Vortheil biete, da die Schlampe so viel an Nährwerth
                              									verliere, als an Gerste gespart werde.
                           Vergleichende Versuche über Dünnmaischung gegenüber der jetzt gebräuchlichen Dickmaischung haben M. Märcker und P.
                                 										BehrendZeitschrift für Spiritusindustrie, 1878 S.
                                    											211. angestellt. Als Beispiel mögen nur folgende Versuche
                              									angeführt werden:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Dünnmaischen
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Normalbottig
                                 I
                                 II
                                 
                                 
                              
                                 Concentration der Maische
                                   20,1
                                   10,0
                                 10,0°
                                 S
                                 
                              
                                 Anstelltemperatur
                                 15
                                 25
                                 22,5°
                                 
                                 
                              
                                 Vergährung nach 24 Stunden
                                   14,0
                                     0,8
                                   1,0°
                                 S
                                 
                              
                                 Höchste Temperatursteigung
                                 16
                                   6
                                 7°
                                 
                                 
                              
                                 Oxymeter der vergohrenen Maische
                                   2¼
                                     2½
                                   2½°
                                 
                                 
                              
                                 Schlieſsliche Vergährung
                                   2,1
                                   0,8
                                   0,9°
                                 S
                                 
                              
                                 Reinlichkeit der Gährung (Proc.)
                                 92,3
                                 84,7
                                 86,9
                                 
                                 
                              
                                 1k Stärke gab Alkohol
                                    											(Lit.-Proc.)
                                 59,3
                                 56,6
                                 56,2
                                 
                                 
                              
                                 Proc. der theoretischen Ausbeute
                                 82,7
                                 78,9
                                 78,4
                                 
                                 
                              
                                 Vol.-Proc. Alkohol aus der Maische
                                   9,8
                                   5,0
                                   4,8
                                 
                                 
                              
                                 Ende der Gährung nach Stunden
                                 60
                                  20
                                   20.
                                 
                                 
                              
                           Durch diese umfassenden Versuche haben sich alle aufanf die Vortheile der Dünnmaischung gesetzten Erwartungen als trügerisch
                              									erwiesen. Es gelang trotz der verschiedenartigsten Abänderungen der Versuche auch in
                              									keinem einzigen Falle, die durch die Dickmaischung nach dem durch unsere
                              									Steuergesetzgebung ausgebildeten Verfahren erzielten Erträge zu übertreffen, oder
                              									auch nur an dieselben heranzukommen. Daher liegt es in dem eigenen Interesse der
                              									Spiritusindustrie, bei dieser Steuergesetzgebung zu verharren und nicht durch eine
                              									ihre Interessen schädigende Steuerreform in falsche Bahnen gelenkt zu werden.
                           Bestimmung des Alkoholgehaltes der Maischen. P.
                                 										BehrendZeitschrift für Spiritusindustrie, * 1878 S.
                                    											216. empfiehlt zu diesem Zweck in das etwa 8l fassende Kupfergefäſs A durch die kleine, mittels einer Schraube verschlieſsbare Oeffnung a 2l vergohrene
                              									Maische zu bringen. Nun läſst man durch Oeffnen der Hähne b durch das kreisförmig gebogene, mit vielen Oeffnungen versehene Rohr
                              									Dampf einströmen. Die entwickelten Gase geben in den beiden aus Messingblech
                              									angefertigten Pistorius'schen Becken B einen groſsen Theil ihres Wassers ab, gehen dann in
                              									den Glaskühler C, wo sie sich meist völlig verdichten; doch ist zur
                              									Vorsicht noch eine Kühlschlange D vorgelegt, so daſs
                              									sich das völlig abgekühlte Destillat in der untergesetzten Literflasche sammelt. Aus
                              									dem Hahn E läſst man nach den Becken B soviel Wasser durch das Rohr e zuflieſsen, daſs es aus d heiſs abläuft.
                              									Das Kühlwasser tritt durch das Rohr f in den Kühler C, flieſst durch g zur
                              									Schlange D und durch das Rohr h wieder ab. Ist fast 1l überdestillirt,
                              									so füllt man bis zur Marke auf und bestimmt den Alkoholgehalt mittels Alkoholometer.
                              									Die zurückgebliebene Maische läſst man durch den Hahn c
                              									abflieſsen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 232, S. 422