| Titel: | Ueber südamerikanischen Salpeter. | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 453 | 
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                        Ueber südamerikanischen Salpeter.Aus einem Berichte des Hrn. Fabrikdirectors Dr. G.
                                       											Langbein in San Juan in Peru an Prof. Rudolf v.
                                    											Wagner in Würzburg.
                           							
                        Mit Abbildungen.
                        Langbein, über südamerikanischen Salpeter.
                        
                     
                        
                           Entstehung des Perusalpeters. L'OlivierWagner's Jahresbericht, 1876 S. 467. erklärt die Bildung der
                              									südamerikanischen Salpeterlager durch Verdampfen von Seen, ohne anzuführen, wie er
                              									sich die Bildung des salpetersauren Natrons in denselben denkt. Verfasser glaubt auf
                              									Grund langjährigen Studiums der Lager sich nur für die von NöllnerWagner's Jahresbericht, 1868 S. 290. aufgestellte Hypothese der
                              									Bildungsweise aus Seetangen aussprechen zu können. Die stetige Hebung der Westküste
                              									sowie andere sichere Spuren weisen darauf hin, daſs das jetzt die Rohmaterial-
                              									(Caliche-) Lager führende Hochplateau einst Meeresboden war. Bei der Hebung des
                              									Landes und dem dadurch erfolgten Abfluſs des Seewassers muſsten die Seetange in den
                              									Thaleinsenkungen und an deren hügeligen Einfassungen zurückbleiben zugleich mit dem
                              									Seewasser, welches, durch den von Süden nach Norden in der Mitte des Hochplateau
                              									laufenden Hügelkamm verhindert, nicht mit abflieſsen konnte. Der Stickstoff der
                              									Seetange wurde bei der Verwesung derselben, durch die Bildung von Ammoniak
                              									hindurchgehend, unter Mitwirkung des atmosphärischen Sauerstoffes zu Salpetersäure
                              									oxydirt, welche in den durch die spontane Verdampfung der Meerwasserseen
                              									entstandenen Salzlaugen reichliches Material zur Bindung fand. Spätere
                              									Wasserzuflüsse von der Cordillera mögen die ursprüngliche Bildungsform in die tiefer
                              									liegenden Ebenen übergeführt haben, es mögen verschiedene Lösungs- und
                              									Verdampfungsprocesse stattgefunden haben, wofür die verhältniſsmäſsig gleichere
                              									Mächtigkeit der Schichten des Caliche in diesen Theilen spricht, während in den
                              									höheren Lagen und an den Abhängen die Lagerungsverhältnisse des Caliche ungemein
                              									wechseln. Während das aus den tiefer liegenden Ebenen stammende Rohmaterial in Folge
                              									der wiederholten Einwirkung des Wassers porös und weich ist, erscheint dasjenige der
                              									höher gelegenen hart und dicht; sein Gehalt an salpetersaurem Natron ist gewöhnlich
                              									bedeutend gröſser, und es findet sich in demselben der gröſste Gehalt an
                              									Jodverbindungen wie Kalisalzen. Dieses Zusammentreffen des Vorkommens von Kali neben
                              									Jod spricht nach Verfassers Ansicht am besten für die Entstehung des Salpeters aus
                              									den Jod und Kali haltigen Seetangen.
                           Man hat verschiedentlich versucht, die Bildung des Salpeters aus groſsen Guanolagern,
                              									veranlaſst durch gelegentliche Auffindungen kleiner, in das Rohmaterial
                              									eingebetteter, stark nach Ammoniak riechender Guanonester, herzuleiten. Verfasser
                              									hält diesen Guano lediglich für verweste Seetange, die durch irgend welche ungünstige
                              									Verhältnisse der weiteren Zersetzung durch atmosphärische Einflüsse entzogen wurden;
                              									diese Annahme stützt sich darauf, daſs es ihm gelang, in einigen wenigen solchen
                              									Guanoklumpen ziemlich wohl erhaltene Reste Seetang zu linden. Es finden sich
                              									allerdings auch kleine Nester von Vögelguano, jedoch dann immer zwischen den
                              									Alluvionen, also einer späteren Bildung angehörend.
                           Die Bildung der sogenannten „Salares“ mag vielleicht so vor sich gegangen sein, wie L'Olivier es annimmt; es läſst sich aber auch noch eine
                              									andere Erklärung geben, bei der man sich klar zu machen hat, daſs zweierlei Klassen
                              									Salares bestehen, die eine, deren Chlornatrium noch mit Salpeter verunreinigt ist,
                              									die andere, in deren Kochsalzablagerungen sich Salpeter quantitativ nicht mehr
                              									bestimmen läſst. Erstere finden sich meistens an den tiefsten Punkten der einzelnen
                              									Thalsenkungen; die aus den Seetangen gebildete Salpetersäure war nicht in genügender
                              									Menge vorhanden, um alles Salz des Sees umzusetzen; bei der allmäligen Verdampfung
                              									unter Ausscheidung von Salpeter und theilweise von Kochsalz verminderte sich die
                              									Flüssigkeit, deren letzte Reste, arm an salpetersaurem Natron und reich an
                              									Chlornatrium, sich an den tiefsten Stellen sammelten und dort zur Trockene
                              									verdampften. Daſs sich derartige Salares auch manchmal an höher liegenden Stellen
                              									vorfinden, während tiefer liegende in nächster Nähe ein salpeterreiches Material
                              									bergen, ist insofern keine Widerlegung des Gesagten, als bei der bekannten
                              									vulcanischen Thätigkeit des Landes wohl anzunehmen ist, daſs spätere Hebungen und
                              
                              									Senkungen die ursprünglichen Niveauverhältnisse verändert haben werden. Die andere
                              									Klasse Salares findet sich da, wo Ablagerungen von Seetangen nicht gut stattfinden
                              									konnten, oder wo ein Abfallen des Bodens nach Westen dem Meere gestattete, die Tange
                              									wieder mit sich fortzuführen, während in den Kesseln Seewasser allein zurückblieb.
                              									Die Analyse dieser Salzrinde ergibt auſser Chlornatrium nur noch die im Seewasser
                              									vorkommenden Salze.
                           Wasser. Die in den peruanischen Salpeterfabriken zur
                              									Verwendung kommenden Kesselspeisewässer, welche Brunnen entnommen werden, deren
                              									Tiefe von 20 bis 120m wechselt, gehören wohl zu
                              									den schlechtesten, die zu gleichem Zwecke gebraucht werden, wie folgende Zahlen der
                              									Analyse beweisen mögen. Die in geringer Menge enthaltenen Bestandtheile sind
                              									weggelassen. Das Wasser ist frei von kohlensauren Verbindungen.
                           
                              
                                 
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                                 Abdampfungsruckstand im Liter
                                 5,8400
                                 5,8600
                                 
                              
                                 Schwefelsaurer Kalk
                                 2,0606
                                 1,9244
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                 1,4731
                                 1,5620
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 0,2256
                                 0,2269
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 2,0511
                                 2,1332
                                 
                              
                           
                           Während einmal der hohe Kalkgehalt bedeutende Kesselsteinbildung veranlaſst,
                              									corrodiren durch den Chlormagnesiumgehalt in kürzester Zeit nicht nur die
                              									Kesselbleche, sondern auch die Pumpen, Ventile und Röhren, durch welche das Wasser
                              									aus dem Vorwärmer seinen Lauf nach den Dampfkesseln nimmt. Durch die häufigen
                              									Betriebsstörungen und die Reparaturkosten, welche eine unglaubliche Höhe erreichten,
                              									veranlaſst, begann man schon vor etwa 15 Jahren, den Kalk durch kohlensaures Natron
                              									(durch Entzünden eines Gemisches Salpeter und Kohlenstaub in den Fabriken selbst
                              									dargestellt) auszufällen; aber die nach roher Schätzung berechnete Zugabe des
                              
                              									Fällungsmittels, sowie die Unkenntniſs der Eigenschaften des gefällten kohlensauren
                              									Kalkes trugen die Schuld, daſs die erzielten Resultate wenig befriedigend waren.
                              									Erst nachdem durch den Verfasser in Gemeinschaft mit Dr. C.
                                 										Gilbert in dem Chlormagnesium das corrodirende Agens erkannt wurde,
                              									entwickelte sich das folgende Reinigungsverfahren, mit welchem seit der vor längerer
                              									Zeit erfolgten Einführung, sowohl was Verhütung der Kesselsteinbildung, als
                              									Vermeidung der Corrosion der Kesselbleche u. dgl. anlangt, sehr zufriedenstellende
                              									Ergebnisse erzielt wurden.
                           Die dem Kalk- und Magnesiagehalte äquivalente Menge kohlensauren Natrons wird dem
                              									durch den überschüssigen Dampf der Maschinen vorgewärmten Speisewasser in graduirten
                              									eisernen Behältern zugefügt und dadurch das Kalksulfat sowie Mangnesiumchlorid in
                              									Carbonate übergeführt; der Inhalt des Behälters wird durch ein Körting'sches
                              									Dampfstrahlgebläse einige Minuten tüchtig gerührt und sodann unter wiederholter
                              									Wirkung des Gebläses die zur Zersetzung der kohlensauren Magnesia berechnete Menge
                              									Aetzkalk als Kalkmilch zugelassen. Der gebildete kohlensaure Kalk und das Hydrat der
                              
                              									Magnesia scheiden sich in dem auf etwa 60° angewärmten Wasser in spätestens 3
                              									Stunden vollkommen ab.
                           Da der Gehalt eines und desselben Brunnenwassers mit sehr wenigen Ausnahmen für
                              									längere Zeit fast constant bleibt, so bleiben auch die nach der Analyse berechneten
                              									Zusätze von Soda und Aetzkalk für längere Zeit giltig, was für den technischen
                              									Betrieb groſse Erleichterung gewährt.
                           Salpeter. In der Salpeterindustrie der Provinz Tarapaca
                              									(Peru) sind seit meinem letzten BerichteWagner's Jahresbericht, 1871 S. 300. wiederum einige technische
                              									Fortschritte zu verzeichnen. Man hat in den meisten Fabriken, wenigstens in denen,
                              									welche Eigenthum deutscher und englischer Firmen sind, die Siederei mit directem
                              									Dampfe beinahe gänzlich verlassen, und es geschieht dieselbe durch Condensatoren
                              									entweder von Schlangenform oder in vertical stehenden Systemen, welche durch 7 bis
                              									10 horizontal liegende Röhren von 76mm lichter
                              									Weite gebildet werden. Letztere kommen mit Vortheil da zur Verwendung, wo die Versiedung
                              									des salpeterhaltigen Rohmaterials in geschlossenen viereckigen Kesseln (von ungefähr
                              										11m Länge, 1m,85 Höhe und 1m,85 Breite) geschieht,
                              									in welche das Rohmaterial in durchlöcherten Wagen auf einem Schienengel eise
                              									eingeführt wird. Diese Karren verbleiben während der Versiedung in den Kochkesseln
                              									und enthalten nach Beendigung der Kochung die gröberen unlöslichen Rückstände des
                              									Rohmaterials. Der Boden dieser Karren wird durch zwei in Angeln laufende Thüren
                              									gebildet, durch deren Oeffnen die Rückstände in untergeschobene zweirädrige Wagen
                              									fallen, auf denen sie durch Maulthiere aus der Fabrik fortgeschafft werden.
                           Textabbildung Bd. 232, S. 456In nachstehender Skizze sind die Theile eines solchen Condensatorensystemes
                              									dargestellt, von denen in jedem Kochbehälter sich zwei befinden, und zwar zwischen
                              
                              									den seitlichen Wandungen und den Karren stehend oder in Gelenken aufgehängt. Während
                              									der Abfluſsständer B zur Aufnahme des in den horizontal
                              									liegenden Röhren 7 bis 1
                              									condensirenden Wassers der Weite dieser Röhren entsprechende Löcher hat, ist der
                              									Ständer A nur mit 19 bis 25mm weiten Löchern für den Dampfeintritt in die horizontalen Röhren
                              									versehen, derart, daſs die Summe der Querschnitte dieser Löcher dem Querschnitte der
                              									Hauptdampfleitung entspricht. Dadurch wird ermöglicht, daſs der Dampf in sämmtliche
                              									Röhren gleichzeitig eintritt, wodurch ein Undichtwerden
                              									der Verpackung oder Abreiſsen der Flanschen vermieden wird, von welchem Uebelstande
                              									man durch die ungleiche Expansion in Folge ungleichzeitiger Erwärmung der Röhren
                              									viel zu leiden hatte. Der Ausfluſs C am Ständer B steht mit einer Dampfpumpe in Verbindung, die das
                              									condensirte Wasser absaugt und den Dampfkesseln direct wieder zuführt. Dadurch
                              									können die Kessel besser conservirt und länger im Betriebe erhalten werden, als es
                              									der Fall sein würde, wenn dieselben nur allein mit dem schlechten Brunnenwasser, auf
                              									das die Siedereien sonst einzig angewiesen sind, gespeist würden. Zu diesem Behufe
                              									wird auch der durch das Sieden entwickelte Dampf den geschlossenen Kesseln durch
                              									weite Röhren entnommen, welche den Dampf in den Sammelbehältern der Mutterlauge
                              									condensiren und diese dadurch auf etwa 60° vorwärmen.
                           Der durchschnittliche Dampfdruck unter denen die Condensatoren arbeiten, beträgt 4
                              									bis 5at. Durch den Wegfall des directen
                              									Dampfeintrittes würde die zur schnellen Concentration der Laugen nöthige Bewegung der Flüssigkeit fehlen,
                              									und hat man zur Erreichung dieses Zweckes statt directen Dampf die Siemens'schen und
                              									Körting'schen Dampfstrahlgebläse eingeführt. Die Hauptleitung eines solchen
                              									verzweigt sich je nach der Construction der Siedekessel in verschiedene kleinere
                              									Systeme; es treten z.B. 4 kleinere Gebläseröhren von 19mm Düsendurchmesser unter jedem der oben genannten durchlöcherten Karren
                              									aus, von denen sechs, jeder mit etwa 80 Ctr. Rohmaterial beschickt, gleichzeitig in
                              									einen Siedekessel geschoben werden.
                           Um die Laugen durch den Eintritt kalter Luft nicht abzukühlen, wird die durch das
                              									Gebläse zugeführte Luft entweder in Röhrensystemen durch directe Feuerung in einem
                              									besonders dazu angelegten Ofen oder im Fuchse der Schornsteine auf 120 bis 150°
                              									erhitzt. Da die Laugen durch den directen Dampf nicht mehr wie früher verdünnt
                              									werden, ist es möglich geworden, dieselben mit der gleichen Menge Rohmaterial
                              									concentrirter darzustellen, wodurch sich sowohl die Ausbeute, als auch der
                              									Feingehalt des Salpeters bedeutend erhöhte. Letztere Thatsache begründet sich
                              									dadurch, daſs gleiche Mengen heiſser Lauge von verschiedener Concentration beinahe
                              									die gleichen Mengen Kochsalz gleichzeitig mit dem krystallisirenden Salpeter
                              									ausscheiden, wodurch der Procentsatz bei sehr concentirten Laugen zu Gunsten des
                              									Feingehaltes beeinfluſst wird.
                           Durch Behandeln der heiſsen Rückstände von der Versiedung mit vorgewärmtem
                              									Brunnenwasser in demselben Kochkessel wird unter Wirkung des Gebläses noch eine
                              									brauchbare Lauge erhalten, die zur Vervollständigung der sich durch Verdampfung und
                              									sonstige Verluste verringernden Mutterlaugen dient.
                           Eine gegenwärtig in Anlage befindliche Fabrik hat sich das Ziel gesetzt, das
                              									zerkleinerte Rohmaterial in Apparaten, ähnlich denen, welche Shanks für die Lösung der Rohsoda vorschlug, allmälig auszulaugen, wobei
                              									dann die erhaltenen Lösungen durch fractionirte Verdampfung und Krystallisation
                              									beinahe gänzlich aufgearbeitet werden. Einen kleinen Rest der Laugen, welcher von
                              									der letzten Krystallisation stammt und durch die verschiedenen Verdampfungen einen
                              									hohen Gehalt an Jod ergibt, würde man zweckmäſsig auch dieses verarbeiten.
                           Die chilenischen Salpeterlager,
                              									deren vor ungefähr 3 Jahren erfolgte Entdeckung und die über die groſse Mächtigkeit
                              									und Güte derselben ausgesprengten Gerüchte so groſsen Enthusiasmus hervorriefen,
                              									werden jetzt, nachdem sie etwas mehr untersucht worden sind, ihrem wahren Werthe
                              									nach gewürdigt. Es sind Lager von bedeutender Ausdehnung, aber die Mächtigkeit der
                              									den Rohsalpeter (Caliche) führenden Schicht ist ziemlich gering; sie beträgt
                              									durchschnittlich 30 bis 40cm und da, wo sich die
                              									Mächtigkeit der Schicht erhöht, vermindert sich die Qualität des Caliche. In jeder
                              									Hinsicht stehen dieselben zweifellos weit unter der Bedeutung der peruanischen
                              									Lager.
                           
                           Dem officiellen Berichte des chilenischen Regierungsingenieurs Sur. Don. August Villanueva entnehme ich folgende Angaben. Er
                              									fand salpetriges Rohmaterial oder Caliche mit wenigen Unterbrechungen von den
                              									südlichsten Abhängen, welche vom Süden das Cachiyuyal-Thal einschlieſsen, bis ein
                              									geringes über den Breitengrad 24 hinauf. Die chemische Zusammensetzung des Caliche
                              									wechselt je nach der Oertlichkeit beträchtlich. Proben, welche südlich vom
                              									Caehiyuyal-Thale genommen wurden, ergaben im Maximum 27 Proc. salpetersaures Natron,
                              									andere nur 6 Proc., und der letztere Gehalt muſs als der vorherrschende in jener
                              									Region, die sich südlich bis 25°35' hinzieht, angesehen werden; da derselbe von
                              									vornherein die Aussicht auf eine vortheilhafte Bearbeitung ausschlieſst, sind alle
                              									weiteren Untersuchungen dort eingestellt worden. Von den das Caehiyuyal-Thal
                              									nördlich begrenzenden Hügeln bis zu den ausgedehnten Pampas von Aguas Blancas wurde
                              									Caliche gefunden, und zwar verschwindet je mehr nach Norden desto mehr der stetige
                              									Begleiter des Rohmaterials, das Kochsalz, welches durch Natronsulfat,
                              									Magnesiasulfat, gemischt mit Feldspathsand, ersetzt ist. In der südlichen Region
                              									dieses Districtes finden sich ausgedehnte Lager, welche, da das Rohmaterial
                              									vollkommen krystallisirt angetroffen wird, übertriebene Hoffnungen erweckten. Bei
                              									der Analyse erwiesen sich die Krystallrinden als eine Verbindung von salpetersaurem
                              									und schwefelsaurem Natron, denen Villanueva den Namen
                              										„Nitroglauberit“ gibt. Ein ausgesuchtes reines Stück in der Nähe von
                              									Paposa dem Lager entnommen, ergab nach Analyse von Domeyko:
                           
                              
                                 Salpetersaures Natron
                                 60,41
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                 33,41
                                 
                                 
                              
                                 Wasser
                                   5,93
                                 
                                 
                              
                           und würde ihm demnach die Formel 4NaO,SO3 + 6NaO,NO5 + 5HO oder 4Na2SO4 + 12NaNO3 + 5H2O zukommen.
                           Weiter nach Norden in der dem Hafen Blanco Encalada gegenüber liegenden höheren
                              									Region enthält der Caliche sehr wenig Chlornatrium, liegt aber auf einem
                              									Conglomerate auf, dessen Kochsalzgehalt sehr bedeutend ist.
                           Als die besten und wichtigsten Lager müssen die zwischen Taltal und Paposa (1.
                              									Complex) bezeichnet werden. Die durchschnittliche Mächtigkeit der Caliche-Schicht
                              									beträgt 50cm und sie ergibt hauptsächlich ein
                              									dunkel gefärbtes Rohmaterial mit einem Durchschnittsgehalte von 32 Proc. Salpeter.
                              									Ein aus einem gröſseren Posten gezogenes Muster, welches mit schwefelsaurem Natron
                              									zusammenkrystallisirt war, ergab nach Villanueva:
                           
                              
                                 Salpetersaures Natron
                                 47,2
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                   7,4
                                 
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natron und gebundenes Wasser
                                 26,7
                                 
                                 
                              
                                 Unlosliche Bestandtheile (viel CaCO3)
                                 18,7
                                 
                                 
                              
                           Nicht immer findet sich jedoch der Caliche von so hohem Gehalte; ein anderes Muster
                              									ergab:
                           
                           
                              
                                 Salpetersaures Natron
                                 10,1
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                   8,7
                                 
                                 
                              
                                 Sulfat und gebundenes Wasser
                                 28,2
                                 
                                 
                              
                                 Unlösliche Bestandtheile
                                 53,0
                                 
                                 
                              
                           Auf dem östlichen Ende dieses Streifens, 95km vom
                              									Hafen von Taltal entfernt, finden sich Lager, deren Muster 42 bis 45 Proc.
                              									Salpetergehalt ergaben und in der Mitte des Complexes tritt Nitroglauberit in seiner
                              									gröſsten Reinheit auf; an einigen Stellen erreichen die prismatischen Fasern dieses
                              									Doppelsalzes die Länge von 80cm. Etwas weiter
                              									südlich zeigten die Analysen verschiedener Muster folgende Procentwerthe:
                           
                              
                                 Salpetersaures Natron
                                 21,5
                                 21,1
                                 23,3
                                 26,8
                                 32,3
                                 29,4
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                   0,7
                                 25,3
                                   2,8
                                   2,6
                                 Spur
                                 Spur
                                 
                              
                                 Sulfat und Wasser
                                 69,9
                                 53,3
                                 33,6
                                 55,6
                                 26,0
                                 47,6
                                 
                              
                                 Unlosliche Bestandtheile
                                   7,9
                                   0,3
                                 40,3
                                 14,8
                                 41,7
                                 23,0
                                 
                              
                                 Jodsaures Natron
                                 –
                                 –
                                 –
                                   0,22
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Der zweite Complex begreift die Lager von „Blanco Encalada“, deren Mächtigkeit
                              									sehr gering – von 6 bis 8cm – ist, die ein
                              									Rohmaterial von 45 bis 60 Proc. Gehalt aufweisen.
                           Die Lager von „Aguas Blancas“ (3. Complex) zwischen 24°6' und 24°20' ergeben
                              									auf kurze Abstände Caliche sehr verschiedenen Gehaltes. Die Mächtigkeit nimmt zu und
                              									erreicht 1 bis 1m,5, dagegen verringert sich die
                              									Qualität durch eingesprengten Thenardit und groſser Mengen unlöslicher
                              									Bestandtheile. Verschiedene Muster aus dem Centrum, Nordwesten und Süden des
                              									Complexes ergaben:
                           
                              
                                 Salpetersaures Natron
                                 13,0
                                 15,6
                                 10,0
                                 17,2
                                   5,0
                                 16,9
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 34,6
                                 35,5
                                 35,5
                                 11,0
                                   9,0
                                 17,0
                                 
                              
                                 Sulfat und Wasser
                                 48,2
                                 21,7
                                 22,5
                                 20,7
                                 74,0
                                 56,6
                                 
                              
                                 Unlösliche Bestandtheile
                                   3,7
                                 27,2
                                 31,4
                                 51,1
                                   9,0
                                   9,5
                                 
                              
                                 Jodsaures Natron
                                     0,43
                                 –
                                     0,58
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Im westlichen Theile dieses Bezirkes zeigen die Muster wieder etwas höheren Gehalt,
                              									bis zu 28 Proc. salpetersaures Natron.
                           Ich beschränke mich auf diese Daten des sehr ausführlichen Villanueva'schen Berichtes und bemerke dazu nur, daſs sich an einigen
                              									Stellen auch ein sehr reiner Caliche, allerdings in Schichten, deren Stärke eine
                              									Handbreite nicht überschreitet, vorfindet. Einige ausgesuchte Stücke solchen reinen
                              									Rohmaterials, die mir von befreundeten Entdeckern zugesendet wurden, ergaben:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 
                              
                                 Wasser bei 180°
                                   0,878
                                   0,977
                                     0,575
                                   0,683
                                   1,114
                                 
                              
                                 Salpetersaures Natron
                                 95,037
                                 54,553
                                   94,732
                                 92,302
                                 63,224
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                   0,169
                                 38,427
                                     0,719
                                   0,932
                                   0,660
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                   3,058
                                   4,414
                                     3,239
                                   2,270
                                   6,750
                                 
                              
                                 Jodsaures Natron
                                   0,014
                                   0,029
                                     0,077
                                   0,058
                                   0,030
                                 
                              
                                 Unlosliche Bestandtheile
                                   0,212
                                   0,836
                                     0,670
                                   3,741
                                 28,210
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 –––––––
                                 ––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,368
                                 99,236
                                 100,012
                                 99,986
                                 99,988.
                                 
                              
                           I Caliche von Cachinal. II Caliche, 2 Meilen südwestlich von
                              									Cachinal. III und IV Caliches, 3 Meilen nordwestlich von Cachinal. V Caliche von
                              									Cachinal (Durchschnitt von 3 Mustern).
                           
                           Meine Bemühungen, das als Nitroglauberit bezeichnete Mineral, welches an der Luft
                              									nicht verwittern soll, zu erhalten, sind fruchtlos gewesen; ein mir eingesendetes
                              									Muster, angeblich Nitroglauberit und als „Krystallrinde über dem Caliche
                                 										lagernd“ bezeichnet, war bei Ankunft vollständig zu Pulver zerfallen. Die
                              									Analyse ergab:
                           
                              
                                 Wasser
                                   3,443
                                 
                              
                                 (Wasserfreies) Schwefelsaures Natron
                                 74,917
                                 
                              
                                 Kohlensaurer Kalk
                                   1,802
                                 
                              
                                 Schwefelsaurer Kalk
                                 11,996
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                   1,517
                                 
                              
                                 Schwefelsaure Magnesia
                                   3,684
                                 
                              
                                 Salpetersaures Natron
                                   1,582
                                 
                              
                                 Kieselsäure und Thonerde
                                   0,791
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,722.
                                 
                              
                           Zwischen den Caliche-Lagern finden sich auch ausgegehnte Ablagerungen von Gyps in
                              									kleinkörnigen Aggregaten, welche als „süſser Caliche“
                              									(Caliches dulces) bezeichnet werden; sie enthalten:
                           
                              
                                 Schwefelsaurer Kalk
                                 77,482
                                 
                              
                                 Kohlensaurer Kalk
                                 0,948
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 0,151
                                 
                              
                                 Wasser
                                 20,488
                                 
                              
                                 Auſschlieſsungsruckstand
                                   0,754
                                 
                              
                                 Schwefelsaure Magnesia
                                 Spur
                                 
                              
                                 Salpetersaures Natron
                                 Spur
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,823.
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 232, S. 460
                              
                           Eine groſse Analogie zeigen die chilenischen Salpeterlager ihrem Durchschnittsgehalte
                              									an salpetersaurem Natron, wie ihren Lagerungsverhältnissen nach mit den
                              									bolivianischen Feldern, die i. J. 1873 etwa 120km
                              									südöstlich vom Hafen Antofagasta entdeckt wurden. Diese bolivianischen Lagerstätten
                              									mögen wohl ursprünglich ein dem in Peru vorkommenden reichen Rohmateriale ähnliches
                              									geführt haben; dasselbe wurde jedoch augenscheinlich durch starke Regen oder durch
                              									Wasserzufluſs von der Cordillera her theilweise ausgewaschen, wofür die unzähligen
                              									trichterförmigen Durchbrüche durch die den Caliche bedeckende Rinde, wie auch das
                              									deutlich erkennbare alte Fluſsbett sprechen, welches von den Pampas von
                              										„Salinas“ (120km von der Küste
                              									entfernt) nach dem westlichen Ende des Hochplateau, bis auf 24km Entfernung von der See, herabläuft. Da vor dem
                              									nach der Küste zu abfallenden Gebirgskamme sich eine muldenartige Einsenkung
                              									befindet, so sammelten sich in derselben die salpeterhaltigen, von Salinas kommenden
                              									Wässer, verdampften hier allmälig und es entstanden auf diese Weise die Lager von
                              										„Salar del Carmen“, diese zeigen den Caliche auf Porphyr aufliegend, nur von
                              									einer wenige Centimeter messenden Schicht losen Sandes bedeckt, der höchst
                              									wahrscheinlich durch die fast ausnahmslos sehr starken Süd-West-Winde aufgeweht
                              									wurde. Während früher nur eine kleinere Fabrik diese Lager aufarbeitete, werden
                              									jetzt auch die von Salinas ausgebeutet, und es geschieht die Verarbeitung des
                              									Rohmaterials im Hafen Antofagasta, wohin dasselbe mittels Eisenbahn befördert wird.
                              									Das der Actiengesellschaft „Campania de Salitres y Ferrocarril“ gehörige Fabrik zeigt eine
                              									Productionsfähigkeit von jährlich 62500t
                              									Salpeter.
                           Pulver. Zum Sprengen der bis unter die salpeterhaltiges
                              									Rohmaterial führende Schicht getriebenen Bohrlöcher, deren Tiefe von 1 bis 8m variirt, wird ohne Ausnahme Pulver gebraucht,
                              									welches mit salpetersaurem Natron in den Siedereien selbst dargestellt wird.
                              									Verfasser fand, daſs ein Pulver von folgender Zusammensetzung sich für diesen Zweck
                              									als das beste erwies:
                           
                              
                                 Salpetersaures Natron
                                 100
                                 Th.
                                 
                              
                                 Schwefel
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                                 Weidenkohle (aus Chile, 3 Proc. Asche)
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