| Titel: | Gibbs' aëro-hydraulische Zeugdruckmaschine. | 
| Autor: | Kl. | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 506 | 
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                        Gibbs' aëro-hydraulische Zeugdruckmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 42.
                        Gibbs' aëro-hydraulische Zeugdruckmaschine.
                        
                     
                        
                           Die Einrichtung und Verwendung dieser neuen Maschine ist schon früher (1877 224 464) kurz besprochen worden. Es liegt nunmehr eine
                              										ins Einzelne gehende
                              									Beschreibung und Zeichnung dieser Erfindung vor, nachdem G. C.
                                    										Gibbs in Bermondsey sich dieselbe in
                              									Deutschland (* D. R. P. Nr. 1378 vom 27. November 1877) hat patentiren lassen.
                           Die Maschine dient, wie schon s. Z. erwähnt, zum Färben von Filz, Seide und anderen
                              									gewebten oder porösen Stoffen in der Weise, daſs diese Stoffe in einer oder mehreren
                              									Lagen zwischen zwei hohlen Musterplatten gepreſst werden, welche derart eingerichtet
                              									sind, daſs eine, zwei oder mehr flüssige Farben durch dieselben und durch das
                              									zwischen ihnen befindliche Zeug hindurch gedrückt werden können.
                           Die in Fig. 8 bis 11 Taf. 42
                              									ersichtliche Druckmaschine besteht zunächst aus einem starken Gestell a, welches die beiden aus Kanonenmetall oder einem
                              
                              									anderen hinlänglich harten Material bestehenden Musterplatten b und c trägt. In
                              									dieselben ist das Muster so eingeschnitten, daſs die einer bestimmten Farbe
                              									zugehörigen Theile von den einer anderen Farbe entsprechenden Theilen des Musters
                              									durch erhabene Ränder getrennt sind, zwischen welchen der zu bedruckende Stoff
                              									zusammengedrückt wird, wenn die beiden Musterplatten auf einander gepreſst werden.
                              									Durch diese erhabenen Ränder soll das Zusammenflieſsen der benachbarten Farben
                              									verhindert werden. Jede der beiden Musterplatten ist mit ihrer Rückseite auf eine
                              									Preſsplatte aufgeschraubt, aber nicht direct, vielmehr befindet sich zwischen
                              									Muster- und Preſsplatte immer eine – unter Umständen auch mehr als eine –
                              									Zwischenplatte, welche für die Zuleitung der verschiedenen Farben in die
                              									entsprechenden Vertiefungen der Musterplatte von besonderer Bedeutung sind. Von den
                              									beiden Preſsplatten ist die untere d feststehend, die
                              									obere g in senkrechter Richtung beweglich.
                           Nimmt man nun beispielsweise eine Vierfarbenmaschine, so befindet sich in der unteren
                              									Preſsplatte d für jede der vier Farben ein
                              									abgesonderter Kanal e, in welchen je durch ein Rohr p die betreffende Farbe eingepumpt wird. Zunächst über
                              									der Preſsplatte liegt die Zwischenplatte f, auf deren
                              									oberer Seite für jede Farbe eine Anzahl Rinnen angebracht sind. Diese Rinnen laufen
                              									jedoch nicht parallel mit jenen vier Kanälen e, sondern
                              									senkrecht zur Richtung der letzteren; sie reichen bis fast an die Ränder der
                              									Zwischenplatte, sind durch schmale Zwischenwände von einander getrennt und oben von
                              									der Rückseite der Musterplatte bedeckt. Jede dieser Querrinnen steht durch eine oder
                              									mehrere Oeffnungen mit einem oder dem anderen der Kanäle e in Verbindung, je nach der Verkeilung der Farben im Muster, während eine
                              									Reihe von Oeffnungen in der Muster- oder Färbeplatte das Eintreten der Farben aus
                              									den Querrinnen in die betreffenden Vertiefungen der Musterplatte ermöglicht.
                           Die Anordnung und Verbindung des oberen beweglichen Plattensystemes entspricht
                              									vollkommen der so eben beschriebenen des unteren Systemes; nur ist die Reihenfolge
                              									der einzelnen Theile von unten nach oben eine umgekehrte. Die Vertiefungen der oberen
                              									Musterplatte c blicken nach unten, ebenso die
                              									Querrinnen der Zwischenplatte, und auf der oberen Fläche der Preſsplatte g befinden sich entsprechend den vier Kanälen e vier offene Rinnen h zur
                              									Aufnahme des Ueberschusses der von unten durch den Stoff hindurchgedrückten, von
                              									diesen aber nicht aufgenommenen Farben.
                           Besteht das Muster aus einer Anzahl kleiner, unregelmäſsig vertheilter Objecte
                              									verschiedener Farbe, so werden die Querrinnen der Zwischenplatte durch eine andere
                              									Anordnung ersetzt; alsdann wird für jede Farbe eine eigene Zwischenplatte eingefügt
                              									und die unterste oder letzte Zwischenplatte ist zugleich Preſsplatte. Von der
                              									Musterplatte führen senkrechte Kanäle nach jeder der betreffenden Färbeplatten und
                              									zwar, wenn nöthig, durch den soliden Theil der dazwischen liegenden Platte oder
                              									Platten. Die Zwischenplatten selbst sind seitwärts mit einer oder mehreren
                              									Oeffnungen versehen, durch welche jeder ihre Farbe zugepumpt wird.
                           Die verschiedenen Druckpumpen r, welche den Apparat
                              									durch die Zuführungsröhren p jede mit einer anderen
                              									Farbe speisen, haben einen beträchtlichen Durchmesser und eine groſse Hubhöhe. Jede
                              									Pumpe hat einen Kolben und eine Kolbenstange und diese werden durch einen oder
                              									mehrere Excenter und Verbindungsstangen, welche mit den Kreuzköpfen s verbunden sind, von der Hauptwelle i getrieben. Geht der Kolben in der Druckpumpe von
                              									seiner untersten Stellung in die Höhe, so schlieſst sich das auf demselben sitzende
                              									Ventil t, indem es durch eine starke Feder
                              									niedergehalten wird. Zugleich öffnet sich in der Seite des Pumpencylinders das
                              									Ventil v nach auſsen und läſst aus dem Behälter w eine genügende Menge Farbe in den Cylinder oberhalb
                              									des Kolbens eintreten. Dieses Ventil v wird durch Hebel
                              									und Stange x, welche mit dem Excenter y in Verbindung steht, ebenfalls von der Welle i aus getrieben.
                           Die in den Cylinder bis zu einer gewissen Höhe eingetretene Farbflüssigkeit und die
                              									über ihr stehende Luft wird, nachdem das Ventil v sich
                              									wieder geschlossen hat, von dem hochgehenden Kolben durch das Rohr p in den ihr zugehörigen Kanal e, von hier in die Querrinnen der Zwischenplatte f und weiter in die Vertiefungen der unteren Musterplatte, sodann in den
                              									zu bedruckenden Stoff und durch denselben hindurch in die Vertiefungen der oberen
                              									Musterplatte, in die Querrinnen der oberen Zwischenplatte f und in ihre Rinne h der oberen Preſsplatte
                              									hindurchgedrückt, wo sich der vom Stoff nicht aufgenommene Theil der Farbe sammelt.
                              									Der niedergehende Kolben zieht sodann die überschüssige Farbe auf demselben Weg
                              									wieder durch den Stoff hindurch in den Cylinder zurück; die zuletzt folgende Luft
                              									trägt zugleich zum Trocknen des bedruckten Stoffes bei. Ist der Kolben am Ende
                              									seines Hubes angelangt, so öffnet sich das auf ihm sitzende Ventil t und zwar nach oben, indem eine an dem Ventil selbst sitzende Stange auf
                              									die Scheibe, auf welcher der Cylinder befestigt ist, ausstöſst. Die über dem Kolben
                              									stehende Farbe geht durch die vom Ventil geöffnete Bohrung im Kolben hindurch und
                              									flieſst in ihren Behälter w. Der Kolben beginnt alsdann
                              									wieder in die Höhe zu gehen und der ganze Proceſs wiederholt sich.
                           Wenn die Kolben beinahe in ihrer tiefsten Stellung angekommen sind, so wird die obere
                              									Platte durch Hebel, welche von dem Kreuzkopf der Pumpen bewegt werden, in die Höhe
                              									gehoben; der bedruckte Stoff wird dadurch frei und kann vorwärts bewegt und, bevor
                              									die Platte sich niedersenkt, durch eine neue Lage unbedruckten Stoffes ersetzt
                              									werden. Das Niederdrücken der oberen Platte wird durch die Excenter d, d' der Triebwelle i
                              									besorgt.
                           Das Zuführen des zu bedruckenden Gewebes geschieht mittels der mit Nadeln besetzten
                              									Scheiben D, welche, paarweise durch eine Welle
                              									verbunden, vor und hinter der Maschine angebracht sind. Auf einer der beiden Wellen
                              									sitzt überdies ein Schiebrad F mit möglichst vielen
                              									Zähnen und mit einem Handgriff G nebst Schiebklaue,
                              									durch welche Anordnung die Drehung der vorderen Scheiben und damit die
                              									Vorwärtsbewegung des Gewebes beliebig regulirt werden kann; die vorderen und
                              									hinteren Scheiben sind nämlich durch Ketten verbunden und mit Nadeln besetzt, welche
                              									den Stoff fassen und von vorn nach hinten zwischen den Musterplatten durchziehen.
                              									Von den Stiften wird der bedruckte Stoff durch ein Winkeleisen losgemacht und auf
                              									eine Trommel geführt.
                           Die Behälter u, in welchen sich die vom Gewebe bis zu
                              									einem gewissen Grade ausgezogene Farbflüssigkeiten sammeln, und deren Anzahl, wie
                              									die der Pumpen r, so groſs als die Zahl der benöthigten
                              									Druckfarben ist, werden durch die Pumpen C in die
                              									oberen Farbbehälter z entleert, welche wieder ihren
                              									Inhalt durch die Schwimmerventile A den durch
                              									Schlangenröhren erwärmten Hauptbehältern w mittheilen,
                              									während ein etwaiger Ueberschuſs von Flüssigkeit in letzterem durch die Rohre in die
                              									unteren Behälter u geführt wird. Auch von den offenen
                              									Rinnen h der oberen Preſsplatte führen Ueberlaufröhren
                              									nach den unteren Behältern. So wird nicht nur alle gebrauchte Farbe wieder benutzt,
                              									sondern auch mit frischer, ungeschwächter Farbe ganz gleichmäſsig vermengt, um
                              									fortgesetzt gleich starke Farben auf dem Gewebe zu erreichen.
                           Schlieſslich ist noch zu erwähnen, daſs die Rinnen h der
                              									oberen Preisplatte mit einem Deckel luftdicht verschlossen und mit einem nach auſsen
                              									sich öffnenden Ventil versehen werden können, während ein zweites von einer Feder
                              									gehaltenes Ventil sich nach innen öffnet. Auf diese Weise kann beim Niedergang der
                              									Kolben ein mehr oder weniger vollständiges Vacuum erzielt werden. Man kann diese
                              									Rinnen auch schlieſsen
                              									und die durch dieselben streichende Luft erwärmen, indem man sie vorher durch die
                              									Röhren eines entsprechend eingerichteten Heizapparates gehen läſst.
                           
                              
                                 Kl.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
