| Titel: | C. W. Siemens' Regulator für elektrische Ströme. | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 516 | 
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                        C. W. Siemens' Regulator für elektrische
                           								Ströme.
                        Mit einer Abbildung auf Tafel 44.
                        C. W. Siemens' Regulator für elektrische Ströme.
                        
                     
                        
                           Dr. C. William Siemens in London (Englisches Patent Nr.
                              									2281 vom 7. Juni 1878) benutzt zur Messung und Regulirung der Stärke elektrischer
                              									Ströme (für Beleuchtungszwecke) die in einem Leiter erzeugte Wärme, welche nach dem
                              									Joule'schen Gesetze dem Widerstand des Leiters und dem Quadrate der Stromstärke
                              									proportional ist. Als Leiter benutzt er dabei nach Engineering, 1879 Bd. 27 S. 164 einen sehr dünnen Streifen A (Fig. 5 Taf.
                              									44) aus Kupfer, Eisen oder einem anderen Metalle; das eine Ende ist an einer
                              									Schraube B befestigt, die zur Regulirung der Spannung
                              									des Streifens dient; dann läuft der Streifen in einer Glasröhre empor nach einer
                              									Rolle R und wieder herab, um sich mit seinem anderen
                              									Ende an einen kurzen Hebel anzuheften, der an seiner mit einem Gegengewichte
                              									belasteten Achse einen längeren Contactarm L sitzen
                              									hat, dessen Lage also von der Länge des Streifens abhängig ist. Ueber L liegen noch eine Anzahl von metallenen Federn M, die mit beweglichen Gewichten W belastet und am Ende mit Contactprismen P versehen sind; durch die Gewichte W wird der Abstand jedes Prismas P von seinem Nachbar regulirt. Verkürzt sich der
                              									Streifen, so kommt ein Prisma nach dem anderen in Contact mit seinen Nachbarn, bis
                              									endlich die ganze Reihe sich berührt und das letzte gegen die mit der Klemmschraube
                              										T verbundene Feder S
                              									drückt. Dabei sind die zwischen den einzelnen Federn M
                              									eingeschalteten Widerstände R aus Neusilberdraht
                              									sämmtlich kurz geschlossen und der Strom geht von T
                              									gleich zum Hebel L. Hat der Streifen A dagegen seine gröſste Länge, so sind sämmtliche
                              									Widerstände R in den Stromkreis eingeschaltet und die
                              									Stromstärke wird dadurch wesentlich geschwächt. Hat nun der Strom seine geringste
                              									Stärke, so erwärmt er den Streifen A am wenigsten, und
                              									alle Prismen berühren sich. Steigt die Stromstärke, so dehnt sich der Streifen, und
                              									es werden mehr und mehr Widerstände R eingeschaltet,
                              									bis das Gleichgewicht zwischen der Erwärmung des Streifens durch den Strom und der
                              									Wärmeausstrahlung desselben hergestellt ist. Um die Ausstrahlung von äuſseren
                              									Umständen unabhängig zu machen, wird der Streifen in eine Glasröhre eingeschlossen
                              									und der Apparat in einem Zimmer von mittlerer Temperatur (etwa 15°) aufgestellt.
                              									Unter solchen Umständen und bei niedrigen Temperaturgraden wächst die Ausstrahlung
                              									in arithmetischem Verhältniſs mit der Temperatur des Streifens; die Dehnung des
                              									Streifens aber ist proportional der Temperatur desselben, d.h. dem Quadrate der
                              									Stromstärke; deshalb ist der Apparat sehr empfindlich. Ist der Streifen aus gut
                              									leitendem Metall (z.B. Silber oder Kupfer) und nicht über 0mm,05 dick, so ist seine Wärmecapacität sehr
                              									gering, seine Oberfläche sehr groſs und deshalb tritt das neue Gleichgewicht fast
                              									augenblicklich ein.
                           Bei den Unterbrechungen des Stromes an den Contactprismen P treten keine Extraströme zwischen den Contactstellen auf, weil ja der
                              									metallische Zusammenhang im Stromkreise nie unterbrochen wird. Die verschiedenen
                              									Widerstandsspulen R lassen sich leicht auswechseln und
                              									so den jeweiligen Verhältnissen anpassen. Sie werden am besten aus unübersponnenem
                              									Drahte gemacht, damit sie an ihrer ganzen Oberfläche der abkühlenden Wirkung der
                              									Luft ausgesetzt sind.
                           In einer anderen Anordnung benutzt Siemens an Stelle der
                              									Drahtspulen R Kohlenscheiben, welche ein durch den
                              									Strom erwärmter und sich ausdehnender Stahldraht von 0mm,3 Dicke zusammenpreſst.
                           Zum Zwecke von Strommessungen wird der Hebel L am Ende
                              									mit einem Schreibstifte ausgerüstet, unter dem ein Triebwerk einen Papierstreifen
                              									hin bewegt, während ein zweiter Stift eine als Basis dienende zweite Linie auf dem
                              									Papierstreifen zieht, von der sich die von dem ersteren Stifte gezogene Linie um so
                              									mehr entfernt, je wärmer der Streifen A, d.h. je
                              									stärker der Strom ist.
                           Nach dem Telegraphic Journal, 1879 Bd. 7 S. 81 hat Dr.
                              										Siemens am 22. Februar d. J. in der Physical Society in London seinen Regulator in einer
                              									anderen Form vorgezeigt. Hier ruht auf der Mitte eines Stahlstreifens von 0mm,05 Dicke ein kurzer Cylinder, welcher an seinem
                              									oberen Ende eine Anzahl strahlenförmig gestellter Federn (oder eine kreisförmige
                              									Platte) trägt und durch diese um so mehr Windungen einer ihn kreisförmig umgebenden
                              									Spule aus Neusilberdraht kurz schlieſst, je höher er steigt. Sinkt der Cylinder in
                              									Folge der Ausdehnung des Streifens, so werden mehr Windungen in den Stromkreis
                              									eingeschaltet.
                           
                        
                     
                  
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