| Titel: | Rundschau auf dem Gebiete der Brauerei. | 
| Autor: | V. Grieſsmayer | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 539 | 
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                        Rundschau auf dem Gebiete der
                           								Brauerei.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 251 dieses
                           								Bandes.)
                        Grieſsmayer, Rundschau auf dem Gebiete der Brauerei.
                        
                     
                        
                           
                              Einwirkung des Kaliumchlorates und des Borax auf Hefe und
                                 										Bakterien.
                              
                           Wilhelm Kosegarten hat unter diesem Titel eine
                              									Inauguraldissertation geliefert, der ich Folgendes entnehme: Zusatz einer
                              									reichlichen Menge Borax hindert die Gährung einer mit gährungsfähiger Hefe
                              									versetzten Traubenzuckerlösung; doch scheint die Hefe selbst durch Borax nicht
                              									dauernd untauglich zu werden. Chlorsaures Kalium hingegen hindert die Gährung nicht.
                              									Die Sporenkeimung, sowie die Entwicklung der Pilzfäden der Schimmelpilze, auch die
                              									Entwicklung des Soorpilzes wird durch Borax gehemmt, durch KClO3 nicht!
                           Ich möchte hierzu bemerken, daſs schon Dumas in seinen
                              									Untersuchungen über die Alkoholgährung (Moniteur
                                 										scientifique, September 1872) anführt, daſs durch Borax eine mehr oder
                              									weniger verlangsamte Gährung des Rohrzuckers eintritt, und daſs die gährungshemmende
                              									Wirkung des Borax in Bezug auf die sogen, ungeformten Fermente (Diastase, Emulsin,
                              									Myrosin, Zymase) geradezu typisch ist.
                           
                        
                           
                              Untersuchungen über die Bierhefe; von Schützenberger und
                                 										Destrem.
                              
                           Die während einer gewissen Zeiteinheit absorbirte Sauerstoff- und zersetzte
                              									Zuckermenge ist proportional der angewendeten Hefenmenge. Die zu den Versuchen
                              									verwendete Hefe enthielt nach den Comptes rendus, 1879
                              									Bd. 88 S. 287:
                           
                              
                                 
                                 27,69 Proc. Trockensubstanz.
                                 
                              
                                 100 Theile hiervon enthielten:
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Mineralsalze
                                   8,07
                                 
                              
                                 
                                 C
                                 46,68
                                 
                              
                                 
                                 H
                                   6,58
                                 
                              
                                 
                                 N
                                 10,1
                                 
                              
                                 
                                 O
                                 28,57.
                                 
                              
                           100g dieser Hefe im frischen Zustande gaben an
                              									siedendes Wasser ab:
                           
                              
                                 
                                 21,1 Proc. Trockensubstanz.
                                 
                              
                                 100 Theile hiervon enthielten:
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Mineralsalze
                                   1,0
                                 
                              
                                 
                                 C
                                 50,49
                                 
                              
                                 
                                 H
                                   7,08
                                 
                              
                                 
                                 N
                                 10,57
                                 
                              
                                 
                                 O
                                 30,86.
                                 
                              
                           
                           Hiermit wurden nun zwei Versuchsreihen angestellt. Zu Versuch I nahm man 50g Hefe, 100g
                              									Zucker und 1000g Wasser, zu Versuch II 50g Hefe und 1000g
                              									Wasser. Beide Mischungen kamen aufs Wasserbad und. wurden daselbst 24 Stunden bei
                              									30° digerirt; der Zucker war dann verschwunden. Dann siedete man beide, filtrirte
                              									durch ein gewogenes Filter, wusch die Rückstände mit warmem Wasser aus, trocknete
                              									sie bei 110° und wog sie. Die Filtrate wurden im leeren Raum destillirt, die
                              									Rückstände davon im trocknen leeren Raum getrocknet (bei 100°) und dann gewogen. So
                              									erhielt man:
                           
                              
                                 Von Versuch I
                                 
                              
                                 
                                 9g,445
                                    											unlöslichenTrockenrückstand
                                 9,48 bis 9g,61 schleimigenlöslichen Rückstand
                                 
                              
                                 Asche
                                   1,35
                                 Proc.
                                   9,70
                                 Proc.
                                 
                              
                                 C
                                 49,08
                                 
                                 40,80
                                 
                                 
                              
                                 H
                                   7,09
                                 
                                   6,83
                                 
                                 
                              
                                 N
                                   7,85
                                 
                                   6,32
                                 
                                 
                              
                                 O
                                 34,63
                                 
                                 36,35
                                 
                                 
                              
                           
                              
                                 Von Versuch II
                                 
                              
                                 
                                 8g,76
                                    											unlöslichenRückstand
                                 4,06 bis 4g,18 löslichenRückstand
                                 
                              
                                 Asche
                                   1,65
                                 Proc.
                                 23,20
                                 Proc.
                                 
                              
                                 C
                                 51,87
                                 
                                 34,05
                                 
                                 
                              
                                 H
                                   8,13
                                 
                                   5,82
                                 
                                 
                              
                                 N
                                   9,98
                                 
                                 10,51
                                 
                                 
                              
                                 O
                                 28,37
                                 
                                 26,42
                                 
                                 
                              
                           Indem man alle diese Bestimmungen auf 100g frische
                              									Hefe berechnet, erhält man:
                           
                              
                                 
                                 Frische Hefe
                                 Versuch I
                                 Versuch II
                                 
                              
                                 Un-löslich
                                 Löslich
                                 Gesammt-rückstand
                                 Un-löslich
                                 Löslich
                                 Gesammt-rückstand
                                 Un-löslich
                                 Löslich
                                 Gesammt-rückstand
                                 
                              
                                 Asche
                                   0,21
                                 2,02
                                   2,23
                                   0,28
                                 1,94
                                   2,15
                                   0,25
                                   1,84
                                   2,09
                                 
                              
                                 C
                                 10,60
                                 3,16
                                 13,76
                                   9,18
                                 2,86
                                 12,04
                                   9,27
                                   7,75
                                 17,02
                                 
                              
                                 H
                                   1,48
                                 0,35
                                   1,83
                                   1,41
                                 0,48
                                   1,89
                                   1,34
                                   1,30
                                   2,64
                                 
                              
                                 N
                                   2,20
                                 0,61
                                   2,81
                                   1,62
                                 0,88
                                   2,63
                                   1,50
                                   1,20
                                   2,70
                                 
                              
                                 O
                                   6,50
                                 0,50
                                   7,00
                                   5,04
                                 2,24
                                   7,15
                                   6,64
                                   7,91
                                 14,50
                                 
                              
                                 –––––––
                                 ––––––
                                 –––––––
                                 –––––––––
                                 ––––––
                                 –––––––
                                 –––––––––
                                 ––––––
                                 –––––––
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 20,99
                                 6,64
                                 27,63
                                 17,53
                                 8,40
                                 25,86
                                 19,00
                                 20,00
                                 38,95
                                 
                              
                           Also verliert die Hefe durch alleinige Digestion mit Wasser
                              									bei 30° binnen 24 Stunden 1g,77 ihrer festen
                              									Stoffe; dieser Verlust rührt her von der secundären Gährung der Hefe allein. Mit
                              									Hefe und Zucker erfolgt eine Vermehrung des Gewichtes der festen Stoffe von 11,3
                              									Procent der Hefe oder von 5,7 Procent des Zuckers. Glaubt man aber, daſs auch in
                              									diesem Falle derselbe Verlust eingetreten sei und durch dafür aufgenommenen Zucker
                              									ausgeglichen werde, so müſste man den Zuwachs auf 7,4 Procent des Zuckers
                              									anschlagen.
                           Der unlösliche Rückstand enthält nach der Gährung weniger Kohlenstoff und Stickstoff
                              									als der der frischen Hefe, aber ebenso viel Sauerstoff. Verglichen mit dem
                              									unlöslichen Rückstande der 24 Stunden digerirten Hefe enthält er ungefähr ebenso viel
                              									Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff, aber mehr Sauerstoff. Diese Differenz
                              									erklärt sich durch ein anderes Mischungsverhältniſs zwischen Kohlehydraten, welche
                              									50 Proc. Sauerstoff, und Proteinen, welche 23 bis 24 Proc. enthalten. Das
                              									Verhältniſs der umgewandelten und ausgeschiedenen Proteine ist in beiden Fällen
                              									dasselbe, wie das nicht wechselnde Stickstoffgewicht zeigt; aber bei der einfachen
                              									Digestion wird ein Kohlehydrat zerstört, das während der Gährung entweder bleibt,
                              									oder ersetzt wird. – Dieses Kohlehydrat ist sicherlich nichts anderes als die
                              									Pilzcellulose.
                           V.
                                 										Grieſsmayer.