| Titel: | Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878. | 
| Autor: | Müller-Melchiors | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 1 | 
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                        Mittheilungen von der Weltausstellung in
                           									Paris 1878.
                        (Fortsetzung von S. 500 des vorhergehenden
                           								Bandes.)
                        Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878.
                        
                     
                        
                           Dampfmaschinen-Steuerungen auf der
                                 										Ausstellung (Tafel 1 bis 3).
                           
                              B) Präcisionssteuerungen (Schluſs des Berichtes Bd. 232 S.
                                 										385).
                              Im Cylinder der Dampfmaschine sollte, um die vollste Ausnutzung der verfügbaren
                                 										Wärmekraft zu erzielen, ein vollkommener Kreisproceſs stattfinden; die Steuerung
                                 										hätte hierbei die Function, die verschiedenen Phasen des Kreisprocesses
                                 										einzuleiten, nach Abschluſs der einen Periode sofort und vollständig die weitere
                                 										Zustandsänderung anzubahnen und, bis diese vollendet, unthätig zu verbleiben.
                                 										Sie müſste daher in allen ihren Functionen momentan und intermittirend arbeiten,
                                 										und nur dann könnte sie voll den Namen Präcisionssteuerung verdienen.
                              Wie wir aber sehen, daſs in der Ausnutzung der Dampfarbeit unsere Praxis durch
                                 										eine Concurrenz störender Ursachen der Theorie nicht durchaus zu folgen vermag,
                                 										ja sogar nicht selten sich in einen Widerspruch zu deren Abstractionen versetzt,
                                 										so muſs auch das Dampfvertheilungsorgan, von seiner Höhe als Leiter des
                                 										Kreisprocesses herabsteigend, manche Postulate seines idealen Zustandes missen
                                 										und sich mit dem bequem Erreichbaren begnügen. So nennen wir schon jene
                                 										Mechanismen Präcisionssteuerungen, bei welchen der
                                 											Abschluſs der Volldruckperiode und damit die Einleitung der Expansion unter dem Einflusse des Regulators momentan geschieht, und halten das momentane Einleiten der Volldruckperiode in Folge
                                 										gefürchteter Stoſswirkung für gefährlich, den momentanen Abschluſs der Ausströmung für unnöthig und höchstens noch plötzlichen
                                 											Beginn der Ausströmung, bezieh. der
                                 										Condensation, für wünschenswerth.
                              Die sichere Basis dieser angeblich so willkürlichen Charakterisirung ist das Diagramm, und dessen Ecken und Spitzen, welche er
                                 										erzielen oder vermeiden will, leiten die Hand des Constructeurs. Den
                                 										Präcisionssteuerungen, und in erster Linie den Corliſssteuerungen, danken wir
                                 										vor allem die ausgedehnte und rationelle Anwendung des Indicators, und indem
                                 										dies ganz allgemein den Anstoſs zu einer sorgfältigeren Berücksichtigung der
                                 										Dampfarbeit seitens der ausführenden Ingenieure wurde, äuſserte die
                                 										epochemachende Erfindung des genialen Corliſs
                                 										auch in mittelbarer
                                 										Weise den segensreichsten Einfluſs auf den ganzen Dampfmaschinenbau.
                              Jetzt wurden auch die älteren Steuerungssysteme eines neuen und eingehenden
                                 										Studiums gewürdigt, die Kanaldimensionen sorgfältiger gewählt, die
                                 										Admissionsspannungen erhöht, die Füllungen verkürzt und endlich die
                                 										Expansionsregulirung während des Ganges der Maschine, von Hand oder mittels des
                                 										Regulators, immer ausgedehnter angewendet. So kamen der Corliſssteuerung, welche
                                 										– auf den ersten Wurf ein vollendetes Ganze – durch die unzähligen Nachbildungen
                                 										nur in Einzelheiten verändert wurde, die positiven Steuerungen wieder näher und
                                 										näher, erzielten immer bessere ökonomische Resultate, so daſs heute die
                                 										Anwendung der Präcisionssteuerung bei groſsen Maschinen zwar selbstverständlich
                                 										feststeht und es immer so bleiben wird, dagegen die Grenze, wie weit noch positive Steuerungen rationell anwendbar bleiben,
                                 										wieder hinaufrückt. Denn bei annähernd gleichen ökonomischen Resultaten zieht
                                 										die Mehrzahl der Maschinenbesitzer heute noch die positive Steuerung der
                                 										Präcisionssteuerung entschieden vor; doch mag im Laufe der Zeit und weiterer
                                 										Entwicklung der Präcisionssteuerung diese Anschauung wohl auch ins Gegentheil
                                 										umschlagen. Um diesen Umschlag anzubahnen, muſs eine einfache, in Herstellung
                                 										und Erhaltung billige, leicht zu behandelnde und unter allen Umständen
                                 										verläſsliche Präcisionssteuerung hergestellt werden, und in dieser Richtung
                                 										bewegt sich auch die Mehrzahl neuer Constructionen. Die folgenden Notizen über
                                 										die Präcisionssteuerungen der Ausstellung werden in dieser Beziehung manches
                                 										bemerkenswerthe Beispiel bringen.
                              Als Eintheilungsgrund der Präcisionssteuerungen bietet sich zunächst die Form des
                                 										Dampfvertheilungsorganes dar, welches entweder als Flachschieber, und zwar
                                 										getrennt oder zusammen arbeitend, oder auch als Rundschieber, Drehschieber und
                                 										Ventil erscheint. Doch ist die Wahl des Dampfvertheilungsorganes bei diesen
                                 										Steuerungen eine so durchaus zufällige und so ganz einfluſslos auf die
                                 										principielle Anordnung des Mechanismus, daſs sich hierauf keine rationelle
                                 										Eintheilung gründen lieſse. Die Eintheilung nach einzelnen Constructionstypen
                                 										allein, wie sie in dem jetzt erscheinenden, prachtvoll ausgestatteten Werke von
                                 											W. H. Uhland versucht wird, ermangelt der
                                 										Uebersichtlichkeit; die Weite der Füllungsgrenzen, ob bis 40 Proc. oder bis 100
                                 										Proc. variable Expansion möglich ist, führt an und für sich gleichfalls zu
                                 										keinem Gesichtspunkt principieller Zusammenfassung.
                              Dennoch muſs grade in der Gestaltung des Auslösermechanismus, der ja das
                                 										entscheidende Kriterium der Präcisionssteuerungen überhaupt bildet, auch der
                                 										Unterscheidungsgrund der einzelnen
                                 										Präcisionssteuerungen liegen, und derselbe stellt sich bei einer unter diesem
                                 										Gesichtspunkte unternommenen Vergleichung klar genug heraus. Die älteren
                                 										Präcisionssteuerungen, vor allem sämmtliche Original-Corliſssteuerungen, ferner
                                 											auch die
                                 										Sulzer-Steuerung von Paris 1867 und die meisten Präcisionssteuerungen von Wien
                                 										1873 haben die Auslöserbewegung derart mit der Oeffnungsbewegung des
                                 										Dampfvertheilungsorganes verbunden, daſs in demselben Masse, als die zusammen
                                 										arbeitenden Kanten des Dampfkanales gröſser werden,
                                 										die Distanz der zusammen arbeitenden Kanten des Auslösermechanismus abnimmt. Mit dem Rückgänge des
                                 										Dampfvertheilungsorganes nimmt auch die Kantendistanz des Auslösers wieder zu,
                                 										die todten Punkte beider relativen oder absoluten Bewegungen fallen zusammen,
                                 										die ganze Bewegung des Auslösers und des Oeffnungsmechanismus erfolgt in
                                 										gleichen Zeiten und wir nennen die Steuerungen dieser Kategorie: Präcisionssteuerungen mit isochroner Auslösung.
                              Bei der zweiten Klasse, den Präcisionssteuerungen mit
                                    											allochroner Auslösung, findet dieses Zusammengehen der Arbeitskanten
                                 										der Einströmung und des Auslösers nicht mehr statt, die todten Punkte fallen
                                 										nicht zusammen, die Bewegungsphasen, statt sich zu decken, durchkreuzen sich.
                                 										Dieser Klasse, welche noch in Wien 1873 nur durch zwei Maschinen vertreten war,
                                 										gehören die meisten neueren Constructionen der Pariser Ausstellung an; sie ist
                                 										principiell um nichts complicirter als die Präcisionssteuerung mit isochronem
                                 										Auslöser und ermöglicht ohne weiteres variable Füllung von 0 bis 100 Proc;
                                 										hierin allein liegt jedoch nicht der wesentliche
                                 										Unterscheidungsgrund, da, wie wir sehen werden, auch die isochrone
                                 										Auslösersteuerung in verschiedenen Combinationen diese Möglichkeit gewährt.Zur Rechtfertigung dieser Eintheilung führen wir an, daſs sie allein die
                                       												allgemein als zusammengehörig betrachteten Steuerungen zusammenfaſst und
                                       												ein klares Kriterium zur Erkennung derselben gibt, während andere
                                       												Gruppirungen, wie beispielsweise nach activer oder passiver, selbsständiger oder abhängiger Auslösung eine ganz willkürliche und gar nicht
                                       												durchzuführende Eintheilung bedingen würden.
                              
                           
                              1) Präcisionssteuerungen mit
                                    											isochroner Auslösung (Tafel 1).
                              Als typisches Vorbild dieser Gruppe erscheint die älteste Corliſssteuerung
                                 											(„Corliſssteuerung von 1862“ * 1874 214
                                 										272), sowie alle späteren Modificationen von Corliſs selbst ( *1874 214 272. * 1876 222 97. *1878 229 311) und
                                 										Anderen (Inglis und Spencer * 1874 214 270. Douglas und
                                    											Grant * 1871 199 161. Märky und Schulz * 1874 214 274. Steiner *1876 221 491), endlich die weiteren Anwendungen des
                                 										Corliſsprincipes auf Ventil- und Flachschieber-Steuerungen (Hartmann *1874 214 267),
                                 											Wannieck und Köppner * 1876 221 493). Sie alle charakterisiren sich sofort
                                 										dadurch als isochrone Auslösesteuerungen, daſs die
                                    											Einströmschieber und Auslöser gleichzeitig in ihre extremsten Stellungen
                                    											gelangen. Wenn nun die Bewegung der Einström- und Ausströmschieber
                                 										(oder Ventile) von einem gemeinsamen Excenter erfolgen soll, so gelangen die
                                 										Einströmschieber, genau wie der gewöhnliche Muschelschieber, bei etwa 40 Procent
                                 										des Kolbenhubes in ihre äuſserste Stellung; gleichzeitig hat auch die Distanz der
                                 										Auslöserkauten ihr Minimum erreicht und nimmt bei fortgesetzter Bewegung wieder
                                 										zu. Hat daher nicht schon früher diese Kantendistanz den Werth Null erreicht und
                                 										dadurch Auslösung und Schluſs des Einströmschiebers herbeigeführt, so kann dies
                                 										nach erfolgter Bewegungsumkehr überhaupt nicht mehr stattfinden und die Maschine
                                 										arbeitet als positive Steuerung mit ihrer „natürlichen Füllung“, also
                                 										nahezu ohne Expansion. Dies muſs beim normalen Betrieb unter allen Umständen
                                 										vermieden werden und, nachdem in der Nähe des bei etwa 40 Procent des Hubes
                                 										liegenden Wendepunktes die Kantendistanz überhaupt nur sehr langsam zu- und
                                 										abnimmt, so findet die späteste Auslösung meistens schon bei 30 Procent des
                                 										Kolbenhubes statt.
                              Wir betrachten diese nothgezwungene Beschränkung der angeführten
                                 										Präcisionssteuerungen auf kleine Füllungen im Allgemeinen keineswegs als einen
                                 										Nachtheil, nachdem ja auch hier für Ausnahmsfälle die „natürliche
                                    											Füllung“ von 80 oder 90 Proc. verfügbar bleibt, im normalen Betrieb
                                 										einer eincylindrig expandirenden Maschine aber eine Präcisionssteuerung mit
                                 										vielleicht 60 Proc. Füllung als ein Unding erscheint; steht ja doch der durch
                                 										Präcisionssteuerungen erzielbare Gewinn an scharfen Ecken des
                                 										Indicatordiagrammes und automatischer Regulirung in gar keinem Verhältnisse zu
                                 										dem bei hohen Füllungen eintretenden Verluste an Expansionsarbeit.
                              Und doch hören wir es stets wieder als Vorzug neu auftauchender
                                 										Präcisionssteuerungen preisen, daſs sie alle Füllungen, gewöhnlich „von 0 bis
                                    											80 Proc.“ erreichbar machen.
                              Dieser zweifelhafte Vorzug läſst sich nun bei den isochronen Steuerungen auf
                                 										verschiedene Weise erzielen.
                              Zunächst dadurch, daſs man (wie Wood * 1874 211 161. Correy * 1876
                                 											221 495. Hartung *
                                 										1876 222 205) auf die Anwendung eines gemeinsamen
                                 										Excenters für Ein- und Ausströmung verzichtet und die Einströmung von einem
                                 										besonderen Excenter bedienen läſst, welches nun derart gestellt werden kann,
                                 										daſs die Kantendistanz der Einströmung vom Beginn bis zum Schlusse des
                                 										Kolbenhubes fortwährend zunimmt, also die Distanz der Auslöserkanten
                                 										entsprechend fortwährend abnimmt, so daſs sie bis zum Hubende gleich Null zu
                                 										werden vermag. Das betreffende Excenter hat dann seine todten Punkte mit der
                                 										Maschinenkurbel nahe zusammenfallend; eine „natürliche Füllung“ existirt
                                 										nicht mehr, da das Steuerungsorgan, falls es nicht früher durch Auslösung
                                 										geschlossen war, den ganzen Kolbenrückgang benöthigt, um absperren zu können.
                                 										Daſs dem entsprechend die Oeffnungsgeschwindigkeit, je weiter die variable
                                 										Füllung getrieben wird, um so mehr abnimmt und dadurch immer gröſsere Drosselung
                                 										der Admission verursacht, liegt auf der Hand.
                              Wohl hauptsächlich darum haben einige andere Präcisionssteuerungen dieser Gruppe, statt
                                 										Excenter für die Bewegung der Einströmung anzuwenden, Curvenscheiben angebracht (Sulzer 1867
                                 										*1879 231 96. Bède und
                                 											Farcot * 1874 214
                                 										347. Scheller und Berchtold * 1874 214 351. Nolet * 1876 221 490
                                 										u.a.) und erreichen damit gleichzeitig rasche Oeffnung und hohe
                                 										Füllungsgrade.
                              Ein drittes Mittel endlich, um bei isochronen Präcisionssteuerungen Füllungen
                                 										über 40 Proc. zu erzielen, besteht in der Verdopplung
                                    											der Auslöser, so daſs beim Rückgang des Einströmmechanismus ein zweites
                                 										Paar von Auslöserkanten zur Wirkung gelangt, deren Distanz sich nun von 40 bis
                                 										80 Proc. fortwährend vermindert und also auch in diesen Grenzen die Auslösung
                                 										ermöglicht, falls sie nicht zwischen 0 und 40 Proc. stattgefunden hat. Dieses
                                 										etwas problematische Auskunftsmittel war unseres Wissens zuerst bei der
                                 										Doppelschieber-Präcisionssteuerung von Ochwadt
                                 										(*1876 220 396) angewendet gewesen; in Paris erschien
                                 										es neuerdings an der gröſsten aller Ausstellungsmaschinen von Farcot und Söhne in St. Ouen, welche von uns
                                 										bereits (*1879 232 101) beschrieben ist. Ein ganz
                                 										unvermeidlicher Mangel dieser Construction liegt darin, daſs sie zwischen 30 und
                                 										50 Proc. beim Uebergange der Auslösungsfunction und gleichzeitiger
                                 										Bewegungsumkehr des Einströmmechanismus, in hohem Grade unverläſslich wird; im
                                 										übrigen läſst sie sich ihrer Einfachheit halber leicht anbringen und hat
                                 										gegenüber den anderen isochromen Präcisionssteuerungen mit erweiterten
                                 										Füllungsgrenzen den Vorzug, daſs die normale Bewegung des Einströmmechanismus
                                 										gewahrt bleibt, so daſs beim Versagen der Auslösung oder der Absperrfedern die
                                 										Einströmung wenigstens am Hubende sicher geschlossen wird.
                              Nach dem Vorausgeschickten lassen sich nun die hierher gehörigen
                                 										Präcisionssteuerungen der Pariser Weltausstellung ohne weiteres in bekannte
                                 										Gruppen einfügen.Der Vollständigkeit halber erwähnen wir zuerst jene
                                       												Präcisionssteuerungen, über welche uns keine näheren Daten zu Gebote
                                       												stehen und die daher nur namentlich angeführt werden können. Es sind
                                       												dies die Doppelschiebersteuerungen mit Auslösung von Gebrüder Boudier in Rouen (mit einem quer
                                       												zum Vertheilungsschieber wirkenden Rückenschieber) und von Skoda in Pilsen nach Patent Wellner. Ferner mit vier getrennten
                                       												Flachschiebern für Ein- und Ausströmung die Steuerungen der Maschinenfabrik der Ungarischen Staatsbahn
                                       												in Pest und von A. Larochaymond in Tournai
                                       												(Belgien), endlich die Ventilsteuerung von Crespin und Marteau in Paris.
                              Unter den isochronen Steuerungen mit normalen
                                    											Füllungsgrenzen von 0 bis 40 Proc. ist zunächst die bekannte
                                 										Corliſs-Flachfeder-Steuerung anzuführen (auch „Corliſssteuerung von 1867“
                                 										fälschlich genannt *1874 214 272; vgl. auch 1876 222 100), welche an den schönen Maschinen von Lecouteux und Garnier in Paris und von Le Gavrian und Sohn in Rouen in unveränderter
                                 										Gestalt angebracht war; ferner die gleichfalls schon bekannte Steuerung des
                                 										Amerikaners J. Wheelock (*1878 229 413), endlich noch eine neue
                                 										Rundschieber-Steuerung von der groſsen Maschinenfabrik Cail und
                                    											Comp. in Paris, welche in Fig. 1
                                 										Taf. 1 dargestellt ist.
                              Von Ventildampfmaschinen derselben Gruppe haben wir bereits die vortreffliche
                                 										Steuerung von A. Zimmermann, welche an der Maschine
                                 										von Lecointe und Villette angebracht war,
                                 										beschrieben (* 1878 230 388). Hierher gehören ferner
                                 										die Steuerungen der Société anonyme de Marcinelle et
                                    											Couillet (Fig. 2
                                 										Taf. 1) und der Compagnie des fonderies et forges de
                                    											l'Horme (Fig. 3
                                 										bis 6 Taf.
                                 										1).
                              Unter den isochronen Präcisionssteuerungen mit erweiterten Füllungsgrenzen (0 bis 80 Proc.) haben wir die neue
                                 										Farcot-Steuerung bereits genannt; auſserdem war die schon früher beschriebene
                                 										Flachschieber-Steuerung von Correy (* 1876 221 495) an einer Woolf'schen Balanciermaschine von
                                 											T. Powell in Rouen und eine ganz ähnliche
                                 										Steuerung an der gleichfalls Woolf'schen Balanciermaschine von E. Boyer in Lille angebracht.
                              Endlich ist noch die Flachschieber-Steuerung von Cail,
                                    											Halot und Comp. in Brüssel zu erwähnen, bei welcher die Bewegungshebel
                                 										der Einströmschieber wider rotirende Curvenscheiben durch den Dampfdruck
                                 										gepreſst werden und mit stellbaren Gleitstücken anliegen, welche hier die
                                 										Auslöser bilden und je nach ihrer Stellung ein früheres oder späteres
                                 										Abschnappen und Sperren der Einströmung bewirken.
                              Damit sind alle hierher gehörigen Ausstellungsmaschinen genannt und wir gehen zur
                                 										Beschreibung der darunter befindlichen Neuheiten über.
                              Die Maschine von Cail (Fig. 1
                                 										Taf. 1) hatte 500mm Cylinderdurchmesser, 1m Hub und diente zum Antrieb des zweiten Block
                                 										im Mitteltract der französischen Maschinenhalle; sie wurde von 4 Rundschiebern
                                 										gesteuert, welche mit der central am Cylinder gelagerten Steuerscheibe in
                                 										Verbindung standen, die unten liegenden Ausströmschieber fest, die
                                 										Einströmschieber lösbar. Bei der Bewegungsrichtung der Excenterstange im Sinne
                                 										des Pfeiles Fig. 1
                                 										geht die Zugstange des hinteren Einströmschiebers, nachdem sie die Todtpunktlage
                                 										passirt hat, nach rechts und nimmt dabei einen Winkelhebel mit, welcher auf der
                                 										Spindel des Schieberhahnes lose aufgesteckt ist. Hinter dem Winkelhebel trägt
                                 										die Spindel einen fest verkeilten Quadranten, der mit einem stählernen Anschlag
                                 										versehen ist. Gegen diesen Anschlag lehnt sich der Zahn der am losen Winkelhebel
                                 										angehängten Klaue, so daſs bei der nun folgenden Bewegungsphase die
                                 										Schieberspindel von dem Winkelhebel nach links mitgenommen und der Schieber
                                 										geöffnet wird. Zum Zwecke der Auslösung trägt die Mitnehmerklaue zwischen ihrem
                                 										Angriffspunkt am Winkelhebel und dem Stahlzahn einen Daumen, dessen aufrecht
                                 										stehender Arm durch eine Zugstange mit dem vom Regulator fixirten, im
                                 										Cylindermittel gelagerten Winkelhebel in Verbindung steht. Bei der Linksdrehung
                                 										der Mitnehmerklaue schwingt diese Zugstange um ihren momentanen Fixpunkt im
                                 										Regulatorwinkelhebel nach aufwärts; dabei nähert sich der Arm des Auslöserdaumens immer mehr der
                                 										senkrechten Lage und der Daumen selbst wird in Folge dessen nach unten verdreht,
                                 										so daſs er sich wider den festgekeilten Quadranten der Schieberspindel anstemmt
                                 										und die Mitnehmerklaue, welche bis jetzt voll am Umfange des Quadranten auflag,
                                 										von demselben weghebt. So erfolgt endlich, indem die Kantendistanz zwischen
                                 										Quadrantenanschlag und Mitnehmerzahn mehr und mehr vermindert wird, das
                                 										Abschnappen des letzteren und im gleichen Momente geht die Schieberspindel nach
                                 										rechts zurück, vermöge der Spannfeder, welche durch eine Zugstange auf den
                                 										Quadranten wirkt; dabei findet die Auslösung früher oder später statt, wenn der
                                 										Regulatorwinkelhebel derart verdreht wird, daſs sich der Fixpunkt der zum
                                 										Auslöserdaumen führenden Zugstange nach rechts oder links verschiebt.
                              Die Cail'sche Steuerung hat im Princip eine groſse
                                 										Aehnlichkeit mit der bekannten Construction von Inglis und Spencer; die fast vollständige
                                 										Entlastung der Schieberspindel, welche beim Rückschnellen nur mit dem Quadranten
                                 										verbunden bleibt, ist ein Vorzug der neueren Construction, zudem daſs sie
                                 										wesentlich einfacher und von leichterer Herstellung ist; unerreicht aber bleibt
                                 										die Inglis und Spencer'sche Steuerung in der stets centrischen Angriffsweise des
                                 										Mitnehmers und Auslösers. Die in den Regulator übertragene Kraftcomponente der
                                 										Auslösung wird in beiden Fällen durch das Hebelverhältniſs zwischen dem
                                 										Radiusvector des Daumens und dem Angriffspunkt der Zugstange einerseits, durch
                                 										die Reibung der Mitnehmerflächen und den Einlöserdruck (Federspannung bezieh.
                                 											Eigengewicht)Das Einlösen des Mitnehmerzahnes hinter dem Anschlage für ein neues Spiel
                                       												geschieht bei Cail durch das Eigengewicht
                                       												der Mitnehmerklaue, bei Inglis und Spencer bekanntlich mit einigem Geräusch
                                       												durch die Spannung der Flachfedern – für beide Constructionen wohl mit
                                       												gleicher Sicherheit. bestimmt und bleibt stets eine minimale
                                 										Gröſse.
                              Die zweite hier zu besprechende Maschine, von der Société
                                    											anonyme de Marcinelle et Couillet ausgestellt und zum Betrieb eines
                                 										groſsen Grubenventilators (System Guibal, 12m Durchmesser) bestimmt, hatte 620mm Cylinderdurchmesser, 850mm Hub und wurde von Doppelsitzventilen
                                 										gesteuert (Fig. 2
                                 										Taf. 1). Doch erfolgte auch hier, in einer für Ventilsteuerungen ungewöhnlichen
                                 										Weise, der Antrieb von einer gemeinschaftlichen Steuerscheibe aus, und war in
                                 										Folge dessen variable Füllung nur innerhalb der normalen Grenzen von 0 bis 40
                                 										Proc. möglich.
                              Die Uebertragung der Scheibenbewegung auf die Einströmventile erfolgt durch
                                 										Doppelhebel, bezieh. durch den Ventilgehäusen vorgelagerte Wellen, deren äuſsere
                                 										Hebel die Zugstangen der Steuerscheibe aufnehmen, während innen die mit
                                 										stählernen Klauen armirten Mitnehmerhebel aufgekeilt sind. Die Mitnehmerklaue
                                 										stöſst wider einen in der Ventilspindel angebrachten Anschlag und öffnet, wenn
                                 										sich die Excenterstange in der Richtung des Pfeiles bewegt, das hintere Einströmventil. Der Auslöser
                                 										ist hier nicht mit dem Mitnehmer, sondern mit dem Anschlag verbunden, indem der
                                 										letztere nicht direct der Ventilspindel, sondern einem Winkelhebel eingesetzt
                                 										ist, welcher in der Ventilspindel drehbar gelagert wird; jedoch legt sich dieser
                                 										Hebel in der gezeichneten Stellung derart gegen den Schlitz der Ventilspindel,
                                 										daſs ihm eine weitere Rechtsdrehung unmöglich wird und er somit für den Moment
                                 										des Anhebens ein starres Ganze mit der Ventilspindel bildet. Bei fortgesetztem
                                 										Aufsteigen des Ventiles kommt der horizontale Arm dieses Winkelhebels immer
                                 										näher einem feststehenden Zapfen, welcher endlich das weitere Aufsteigen
                                 										hindert, den Winkelhebel nach links verdreht und derart den Anschlag von der
                                 										Mitnehmerklaue wegschiebt, worauf das Ventil auf seinen Sitz zurückfällt und
                                 										absperrt. Beim Rückgange vermag der Mitnehmerhebel den Anschlag
                                 										zurückzuschieben, bis er unter dieselben kommt und der Winkelhebel, durch den
                                 										Einfluſs einer kleinen Blattfeder, wieder in seine normale Stellung gelangt.
                              Der Auslöserzapfen ist selbstverständlich vom Regulator verstellbar und zwar
                                 										dadurch, daſs er am verticalen Arme eines Winkelhebels sitzt, welcher auf die
                                 										Welle des Mitnehmers lose aufgeschoben und mit seinem horizontalen Arm von der
                                 										Regulatorzugstange erfaſst wird; in Folge dieser Lagerung wird der Regulator nur
                                 										von einer kleinen Kraftcomponente beansprucht und vermag es leicht, durch
                                 										Verdrehen des Auslösezapfens nach rechts oder links die Füllung zu vermindern
                                 										oder zu erhöhen.
                              Bei der vorliegenden Dampfmaschine handelte es sich nun nicht darum, die
                                 										Geschwindigkeit unter verschiedenen Arbeitsleistungen constant zu erhalten, sondern die Regulirung hatte hier den ganz
                                 										speciellen Zweck, die Tourenzahl der Maschine unter gewissen Verhältnissen zu
                                 											vermehren. Da nämlich, wie bereits bemerkt, die
                                 										Maschine dazu bestimmt ist, mittels eines Guibal'schen Ventilators die
                                 										Wetterführung einer Kohlengrube zu besorgen, und, wie längst bewiesen, bei
                                 										niedrigem Barometerstand erhöhte Wetterbildung in den Gruben stattfindet, so
                                 										muſs eine rationelle Regulirung im Stande sein, im Bedarffalle die Tourenzahl zu
                                 										erhöhen und hierdurch einen vermehrten Luftumlauf einzuleiten. Dies geschieht in
                                 										einfacher Weise dadurch, daſs statt des Centrifugalregulators ein mächtiges
                                 										Quecksilberbarometer angewendet wird, in dessen offenem Schenkel ein Schwimmer
                                 										spielt, welcher durch die aus Fig. 2
                                 										ersichtliche Verbindung auf die Auslösungshebel einwirkt. Bei abnehmendem
                                 										Luftdrucke sinkt das Quecksilber aus dem oberen, luftdicht verschlossenen
                                 										Behälter des barometrischen Regulators in den unteren offenen Behälter, welcher,
                                 										selbstverständlich um etwa 760mm tiefer
                                 										liegend, den Schwimmer enthält; letzterer wird gehoben und bewegt die zur
                                 										Steuerung führende Zugstange nach links. In Folge dessen fallen die verticalen
                                 										Stangen, welche zu den Winkelhebeln der Auslösungszapfen führen und mit ihrem unteren Ende auf
                                 										einem treppenförmigen Support aufruhen, um eine Stufe tiefer, die Winkelhebel
                                 										verdrehen sich nach links, der Auslösungszapfen kommt in eine höhere Lage und
                                 										die Füllung wird vergröſsert. Es wird hierdurch, da die Widerstände nur im
                                 										Verhältnisse der Tourenzahlen wachsen, im übrigen aber constant sind, die
                                 										Geschwindigkeit der Maschine in den Grenzen von 50 zu 75 Touren variirt,
                                 										entsprechend einem Sinken der Barometersäule um 8mm,5. Bei Erhöhung der Luftspannung bleibt dagegen der barometrische
                                 										Regulator wirkungslos, indem sich die zu den Winkelhebeln der Auslösezapfen
                                 										führenden Zugstangen an den Stufen anstemmen und der Winkelhebel des Schwimmers
                                 										in dieser Richtung ausgelöst wird, da er mittels einer nur einseitig wirkenden
                                 										Sperrklinkenkupplung mit der horizontalen Bewegungsstange verbunden ist. Diese
                                 										Anordnung ist deshalb gewählt, um zwar die aus Sicherheitsgründen erforderliche
                                 										Zunahme der Tourenzahl selbstthätig einzuleiten, die Verminderung der Tourenzahl
                                 										dagegen dem Ermessen des Maschinenführers zu überlassen.
                              Die Compagnie des fonderies et forges de l'Horme bei
                                 										St. Chamond (Departement Loire, Frankreich) hatte eine Zwillingsmaschine (400mm Cylinderdurchmesser, 800mm Hub) ausgestellt, welche mittels
                                 										Zahnradübersetzung zwei Schachtpumpengestänge antrieb. Zwischen beiden Maschinen
                                 										stand ein gemeinschaftlicher Regulator, von welchem aus unterirdisch geführte
                                 										Zugstangen beiderseits zu den Steuerungen gingen. Jeder Cylinder wird von vier
                                 										guſseisernen Ventilen gesteuert, deren Sitze zur thunlichsten Verminderung des
                                 										schädlichen Raumes weit in den Cylinder hineinragen, so daſs die Cylinderdeckel
                                 										sehr tief gehalten und mit entsprechenden Aussparungen versehen sein müssen.
                                 										Diese aus Fig. 4
                                 										Taf. 1 ersichtliche Anordnung, welche einen sehr langen Cylinder erfordert und
                                 										unter anderem auch bedingt, daſs der hier gewählte Corliſs-Bajonnetständer
                                 										gleichzeitig den vorderen Cylinderdeckel bildet, erscheint uns kaum
                                 										empfehlenswerth. Die Steuerung (Fig. 3,
                                 											5 und
                                 											6)
                                 										erfolgt hier, wie bei der Anwendung von Ventilen gewöhnlich, durch eine
                                 										Steuerwelle, welche von der Schwungrad welle durch gleiche Kegelräder
                                 										angetrieben wird und je zwei Excenter für die Einström- und Ausströmventile in
                                 										Bewegung setzt. Es wäre somit hier die Möglichkeit gegeben, die Füllungsgrenzen
                                 										beliebig zu erweitern; doch gab die Ausstellungsmaschine rationeller Weise nur
                                 										Füllungen bis zu 43 Proc.
                              Der Mitnehmermechanismus hat principiell groſse Aehnlichkeit mit der früher
                                 										besprochenen Steuerung von Cail. Auch hier sind die
                                 										Mitnehmerhebel und der mit einem Anschlag versehene Quadrant auf einer
                                 										gemeinsamen Welle angebracht, erstere fest verbunden, letztere frei beweglich.
                                 										Die Welle ist in einem gabelförmigen Ständer gelagert, der auf einen Anguſs des
                                 										Cylinders geschraubt wird; der Quadrant geht auf der anderen Seite in einen
                                 										Hebel aus, welcher durch eine aufwärts gehende Zugstange mit dem Hebel des
                                 										Einströmventiles verbunden ist; die beiderseits von Quadranten aufgeholzten
                                 										Mitnehmerhebel endlich stehen durch eine nach abwärts gehende Zugstange mit dem
                                 										Excenter der Steuerwelle in Verbindung. Auf demselben Bolzen, welcher die
                                 										Excenterstange trägt, ist auch die Mitnehmerklaue angebracht und wird durch eine
                                 										Feder gegen den Quadranten gepreſst. Für die Bewegungsrichtung der Pfeile in
                                 											Fig. 5
                                 										wird daher der Quadrant mitgenommen und das Ventil geöffnet; dies geschieht so
                                 										lange, bis das nach rückwärts gerichtete Hörn der Mitnehmerklaue wider einen
                                 										oberhalb desselben befindlichen Daumen stöſst, worauf bei fortgesetzter Drehung
                                 										in der Richtung des Pfeiles die Mitnehmerklaue endlich so weit gehoben wird,
                                 										daſs ihr Zahn den Anschlag des Quadranten verläſst, worauf derselbe unter dem
                                 										Einflusse die das Ventil belastende Schraubenfeder zurückschnellt und das Ventil
                                 										geschlossen wird.
                              Die Auslöserdaumen für die beiden Einströmventile sind auf einer gemeinsamen
                                 										Welle befestigt, welche durch Hebel und Zugstange vom Regulator verdreht wird;
                                 										für die gezeichnete Stellung findet Maximalfüllung statt. Bewegt sich die
                                 										Regulatorzugstange in der Richtung des Pfeiles, so wird die Füllung vermindert.
                                 										Die Inanspruchnahme des Regulators hängt dabei von denselben Verhältnissen ab
                                 										wie bei der Cail'schen Steuerung.
                              
                           
                              2) Präcisionssteuerungen mit
                                    											allochroner Auslösung (Taf. 2 und 3).
                              Diesem System, welches, wie schon erwähnt, erst neuerer Zeit allgemeinere
                                 										Aufnahme gefunden hat, gehört als grundlegender Typus die Sulzer'sche Ventilsteuerung von Wien 1873 an (vgl.
                                 										* 1879 231 7. 96). Auch hier wird, gleich vielen
                                 										isochronen Ventilsteuerungen (so bei Compagnie de
                                    											l'Horme, Hartmann, Hartung) die Ventilbewegung und Auslöserbewegung
                                 										direct von der Excenterstange abgeleitet; während aber die isochronen
                                 										Steuerungen die Bewegung derselben nur nach einer
                                 										Richtung hin ausnutzen, kommt bei der Sulzer-Steuerung von 1873 sowohl die
                                 										Längs- als die Querbewegung der Excenterstange zur Wirkung, erstere auf die
                                 										Ventileröffnung, letztere auf die Kantendistanz des Auslösers einwirkend, und
                                 										indem sich die Phasen dieser beiden Bewegungen selbstverständlich kreuzen,
                                 										entsprechend den um 90° von einander entfernten Todtpunktlagen des Excenters,
                                 										entsteht eine allochrone Präcisionssteuerung.
                              Diese vortreffliche Construction, welche rasche Ventileröffnung mit weiten
                                 										Füllungsgrenzen und gröſstmöglicher Einfachheit verbindet, hat auſserordentlich
                                 										weite Verbreitung gefunden und war auch in Paris 1878 bei einer Dampfmaschine
                                 										der Société anonyme de constructions mécaniques
                                    											d'Anzin vertreten, welche den vierten Block des südlichen Tractes in
                                 										der französischen Maschinenhalle antrieb. Auch war sie an der einen Seite einer
                                 										Zwillingsmaschine von H. Satre und V. Averly in Lyon angebracht
                                 										(Antriebsmaschine des dritten Block des nördlichen Tractes in der französischen
                                 										Maschinenhalle), deren zweiter Cylinder die neue Sulzer-Steuerung hatte.
                              Zu den Modifikationen der Sulzer-Steuerung von 1873 gehören von den in Paris
                                 										ausgestellten Maschinen auch die Steuerungen von Socin
                                    											und Wick, Walschaerts und Escher-Wyſs,
                                 										sowie etwas weiter entfernt die Steuerung von Galloway
                                    											und Söhne.
                              Die schon beschriebene neueste Sulzer'sche Steuerung
                                 										(*1879 231 8.96) ist insofern gleichfalls mit der
                                 										älteren Sulzer-Steuerung verwandt, als auch hier die Mitnehmer- sowie die
                                 										Auslöserbewegung von einer gemeinsamen Excenterstange abgeleitet werden; doch
                                 										ist hier die Excenterbewegung schon ganz wesentlich modificirt, um, wie wir
                                 										bereits früher hervorgehoben haben, ein rasches Anheben des Ventiles mit
                                 										gleichzeitig sanftem Angriff des Mitnehmers zu vereinigen.
                              Statt die verschiedenen Bewegungen eines einzigen Excenters zu benutzen, läſst
                                 										sich selbstverständlich auch ein zweites Excenter für die gesonderte Bewegung
                                 										des Auslösers anbringen und hierdurch in den verschiedensten Modificationen eine
                                 										allochrone Präcisionssteuerung erzielen.
                              Nach diesem System war die in Wien 1873 ausgestellte Rundschieber-Steuerung von
                                 											Wannieck und Köppner (*1873 214 318) construirt, ferner die
                                 										Doppelschieber-Präcisionssteuerung von Allcock (*
                                 										1876 220 395), die interessante
                                 										Drehschieber-Steuerung von H. v. Reiche (* 1876 221 497) und endlich auch die zu Paris 1878
                                 										ausgestellt gewesene Fördermaschinen-Steuerung der Société anonyme d'Anzin. Während die älteren Steuerungen vermöge ihrer
                                 										Complication kaum einen dauernden Erfolg erringen konnten, zeigte die
                                 										letztgenannte, daſs sich auch dieses System ganz vortrefflich für allochrone
                                 										Steuerungen eignet und speciell für Reversirmaschinen. Hier allein und bei
                                 										mehrcylindrig expandirenden Maschinen ist auch ein hoher Füllungsgrad
                                 										unerläſslich und eine freiere Disposition der einzelnen Steuerungsbestandtheile
                                 										wünschenswerth, und es scheinen daher diese Maschinen das hervorragendste
                                 										Anwendungsgebiet der allochronen Steuerungen zu repräsentiren.
                              Nachdem wir hiermit die sämmtlichen uns bekannten allochromen
                                 										Präcisionssteuerungen charakterisirt haben, schreiten wir zur näheren
                                 										Darstellung derjenigen unter ihnen, welche in Paris erschienen waren und noch
                                 										nicht beschrieben sind.
                              Die Maschine von Socin und Wich in Basel (Fig. 7 und 8 Taf.
                                 										2) hatte die Steuerwelle längs des Cylinders gelagert, welche jedoch nicht
                                 										direct von der Schwungradwelle angetrieben, sondern mit der den Regulator
                                 										bewegenden Welle (Fig. 8)
                                 										durch Vermittlung eines Stirnräderpaares verbunden und hierdurch näher an den
                                 										Cylinder gerückt war. Dieselbe hatte vier Excenter aufgekeilt, von denen je zwei
                                 										für die unten liegenden Ausströmschieber und die oben liegenden Einströmventile
                                 											bestimmt sind.
                                 										Erstere sind als Rostschieber construirt und liegen zur thunlichsten
                                 										Verminderung des schädlichen Raumes direct im Ausströmkanal; ein nach unten
                                 										ragender Arm des Schiebers passirt einen Schlitz des Schiebergesichtes und steht
                                 										unten mit der vom Ausströmexcenter bewegten Schieberstange in Verbindung; als
                                 										Zwischenglied dient eigenthümlich genug ein Excenter statt des normalen
                                 										Winkelhebels. Die Stange des Admissionsexcenters ist an ihrem oberen Ende mit
                                 										der Mitnehmerklaue versehen und in der Mitte an einer Lenkerstange aufgehängt,
                                 										vermöge welcher die Mitnehmerklaue nicht allein die zur Ventileröffnung
                                 										erforderliche auf- und abgehende, sondern auch eine pendelnde Bewegung macht.
                                 										Obwohl daher (für die Stellung Fig. 7)
                                 										das Excenter für die Ventilerhebungsrichtung nahezu
                                 										im todten Punkt steht und die Mitnehmerklaue bald wieder nach aufwärts steigt,
                                 										so kann doch auch später noch die Auslösung erfolgen, da das Excenter von der
                                 										Todtpunktlage xy, welche den Endstellungen des Auslösers entspricht, noch weit entfernt ist. Bis
                                 										aber das Excenter den Punkt x erreicht hat, bewegt
                                 										sich die Mitnehmerklaue noch fortwährend nach rechts und kann somit in jedem
                                 										Momente die Auslösung erfolgen, auch beim Rückgange des Anschlages. Letzterer,
                                 										unter dem wir hier nur stets die passive Kante
                                 										verstehen, welche in mehr oder weniger directer und fester Verbindung mit dem
                                 										Dampfvertheilungsorgan steht, befindet sich hier an einer Zugstange angebracht,
                                 										deren oberes Ende an einem einarmigen, das untere an einem Winkel-Hebel
                                 										angreift. Der abwärts gerichtete Arm des Winkelhebels trägt eine Frictionsrolle
                                 										und preſst mit derselben, wenn er in der Richtung des Pfeiles aus seiner
                                 										punktirt gezeichneten Anfangsstellung verdreht wird, den hinteren Arm des
                                 										Ventilerhebungshebels hinab, somit das Ventil hinauf. Indem nun die Gleitfläche
                                 										dieses Hebels entsprechend stark geneigt wird, läſst sich beliebig rasch die
                                 										nöthige Ventilöffnung erzielen; eine weitere Erhebung wäre dann nutzlos, und in
                                 										Folge dessen endigt die Gleitfläche in eine concentrisch dem
                                 										Winkelhebel-Drehpunkt ausgehöhlte Mulde, in welcher sich die Frictionsrolle für
                                 										die gezeichnete Stellung bereits befindet und somit keine weitere Ventilerhebung
                                 										veranlassen kann. Findet nun die Auslösung statt, so muſs nicht allein das
                                 										Ventil durch eine Feder hinabgepreſst, sondern auch der mit der Frictionsrolle
                                 										versehene Winkhebel hinaufgezogen werden, und hierzu dient die obere
                                 										Hebelverbindung der den Anschlag tragenden Zugstange. In gleicher Weise wie die
                                 										Ventilspindel unten drückt dieser Hebel von oben mittels eines kleinen Kolbens
                                 										auf die Sperrfeder, so daſs im Momente des Auslösens sowohl das Ventil auf
                                 										seinen Sitz hinab geschnellt wird, als der Winkelhebel und der Anschlag in ihre
                                 										ursprüngliche Stellung hinauf gelangen. Die Wirkungsweise der Steuerung
                                 										erscheint hiernach völlig klar gestellt und es ist kaum als selbstverständlich
                                 										zu erwähnen, daſs die Variation der Füllung durch Hinausschieben der
                                 										Excenterstange mittels des Lenkers erfolgt, der zu diesem Zwecke auf einem vom Regulator
                                 										verdrehten Excenter sitzt.
                              Noch ist zu bemerken, daſs der Anschlag mit seiner Stange fest verbunden ist und
                                 										keine seitliche Ausbeugung erlaubt, wie dies beispielsweise bei der oben
                                 										beschriebenen Steuerung von „Marcinelle und Couillet“ und überhaupt bei
                                 										fast allen isochronen Präcisionssteuerungen in einer oder der anderen Form
                                 										erforderlich wird. Die allochronen Steuerungen sind in Folge der geänderten
                                 										Bewegungsphase der Auslösung dieser Bedingung nicht unterworfen.
                              Die Firma E. Walschaerts in Brüssel, deren Träger
                                 										mit unserem Heusinger v. Waldegg die Ehre der
                                 										Erfindung der Kreuzkopf-Coulissensteuerung theilt, hatte in der belgischen
                                 										Abtheilung eine äusserst schöne und gefällige Dampfmaschine (Fig. 9
                                 										und 10 Taf.
                                 										2) in Betrieb, deren Steuerung sich an die vorher beschriebene von Socin und Wick am nächsten anschlieſst. Es war auch
                                 										hier die Ausströmung durch unten liegende Flachschieber besorgt, welche jedoch
                                 										nicht von einem Excenter, sondern origineller Weise direct von dem Kreuzkopf
                                 										gesteuert wurden, indem derselbe einen beiderseits geneigten Anschlag trug (Fig. 9), der an den Hübenden je einen mit Frictionsrolle armirten
                                 										Hebel hinabdrückte und auf diese Weise fast momentan Schluſs oder Oeffnung
                                 										bewirkte, dann aber die Schieber während des übrigen Hubes unverändert stehen
                                 										lieſs. Diese Einrichtung, deren Vorzüge unleugbar sind, hat in der von Walschaerts gewählten Durchführung den einzigen
                                 										Nachtheil, daſs beide Ausströmschieber verbunden
                                 										sind, und in Folge dessen werden Vorausströmung und Compression gleich lang, was
                                 										keinesfalls im Interesse einer guten Dampfvertheilung liegt; durch je zwei
                                 										besondere Anschläge für jeden Ausströmschieber
                                 										lieſse sich dies, allerdings mit Verlust der Einfachheit, sofort beheben. Unter
                                 										allen Umständen bleibt es interessant, an Walschaerts Maschine die erste Präcisionssteuerung zu begrüſsen, bei
                                 										welcher auſser der Admission alle Functionen nahezu momentan erfolgen.Die bei Anwendung von Curvenscheiben erzielbare Geschwindigkeit der
                                       												Oeffnung und des Schlieſsens steht unter allen Umständen hinter der vom
                                       												Kreuzkopf abzuleitenden weit zurück.
                              Die Steuerung der Einströmventile erfolgt, wie bei Socin
                                    											und Wich, von den zwei Excentern einer längs des Cylinders rotirenden
                                 										Welle aus, und zwar gleichfalls durch Vermittlung von Excenterstangen, welche am
                                 										oberen Ende in die Mitnehmerklaue ausgehen und in der Mitte durch einen vom
                                 										Regulator stellbaren Lenker geführt sind (Fig.
                                    										10). Der doppelarmige Ventilbewegungshebel trägt direct den Anschlag,
                                 										gegen welchen sich der Mitnehmer, bei fortgesetzter Drehung der Steuerwelle in
                                 										der Richtung des Pfeiles, alsbald anlegt und die Ventilerhebung bewirkt.
                                 										Gleichzeitig schwingt jedoch die Excenterstange um den Lenker als Fixpunkt, so
                                 										daſs die Mitnehmerklaue während des ganzen Kolbenhubes von links nach rechts
                                 										wandert und somit in jedem Momente die Auslösung erfolgen kann. Dies geschieht um
                                 										so früher, je mehr der Regulator nach aufwärts steigt und den Hebel der
                                 										Lenkerstange entsprechend nach rechts verdreht.
                              Die Steuerung der von Escher, Wyſs und Comp. in
                                 										Zürich ausgestellten Woolf'schen Maschine (die zwei hinter einander liegenden
                                 										Cylinder mit 200 und 400mm Durchmesser und
                                 											600mm Hub, mit geheiztem Dampfbehälter
                                 										zwischen kleinem und groſsem Cylinder) ist in Fig. 11
                                 										Taf. 2 skizzirt. Einström- und Ausströmventile sind hier an jedem Cylinderende
                                 										unten und neben einander angeordnet, letztere von Curvenscheiben bewegt, erstere
                                 										von Excentern, welche alle auf einer für beide Cylinder gemeinschaftlichen
                                 										Steuerwelle sitzen; nur die Füllung des kleinen Cylinders ist variabel und
                                 										selbstverständlich bis nahe zu 100 Proc. Die Excenterstange des Einströmventiles
                                 										trägt auch hier wieder direct die Mitnehmerklaue und ist durch eine Lenkerstange
                                 										geführt, welche jedoch hier nicht in der Mitte, sondern am unteren Ende
                                 										angreift. Bewegt sich nun das Excenter, dessen Stellung in Fig. 11
                                 										beiläufig dem Todtpunkt der Maschine entspricht, in der Richtung des Pfeiles, so
                                 										wird einerseits die Mitnehmerklaue hinabgedrückt und dadurch der Ventilhebel,
                                 										gegen dessen Anschlag sie anliegt, nach rechts verdreht und das Ventil gehoben;
                                 										andererseits aber auch, da nun das Excenter nach rechts geht und die Stange
                                 										unten festgehalten ist, die Mitnehmerklaue immer weiter nach rechts verschoben,
                                 										bis endlich die Auslösung erfolgt, unabhängig davon, ob die Stange im Niedergang
                                 										oder Aufgang begriffen ist. Um nun die Füllung zu variiren, ist der Lenker der
                                 										Excenterstange nicht fest gelagert, sondern mit dem einen Ende eines
                                 										Winkelhebels verbunden, welcher auf der Welle des Ventilhebels lose aufgesetzt
                                 										ist und mit seinem horizontalen Arm von der Regulatorzugstange erfaſst und
                                 										entsprechend verdreht wird. Die Beanspruchung des Regulators ist hier, wie im
                                 										Allgemeinen bei den den allochronen Präcisionssteuerungen, gröſser als bei den
                                 										isochronen.
                              Es ist aus der Skizze ersichtlich, daſs die Mitnehmerklaue nicht fest mit der
                                 										Excenterstange verbunden wird, sondern um einen Bolzen beweglich und mit einer
                                 										Verlängerung in einer auf der Spindel des Ventilhebels frei beweglichen Hülse
                                 										verschiebbar geführt ist. Hierdurch wird nahezu derselbe Effect erzielt, als ob
                                 										die Klaue mit der Excenterstange aus einem Stücke bestände, und dies nur so weit
                                 										gestört, als es zum Zwecke der stets vollen Flächenberührung zwischen Mitnehmer
                                 										und Anschlag, welche hiermit erstrebt wird, erforderlich ist.
                              Etwas weiter wie die vorstehend beschriebenen Constructionen von der
                                 										Sulzer-Steuerung von 1873 entfernt, jedoch im Princip noch immerhin derselben
                                 										Kategorie angehörig, ist die Präcisionssteuerung mit allochroner Auslösung der
                                 										Woolf'schen Maschine von W. J. Galloway und Söhne
                                 										in Manchester (Fig. 12
                                 										und 13 Taf.
                                 										3). Die Steuerung, Patent Galloway und Beckwith, war an einer liegenden Woolf'schen
                                 										Maschine angebracht
                                 										(ähnlich der in Wien 1873 ausgestellten, vgl. *1873 212 8), deren neben einander liegende Cylinder zwischen sich die
                                 										Uebergangsschieber, links am groſsen Cylinder die Ausströmschieber und rechts am
                                 										kleinen Cylinder die Einströmschieber hatten, sämmtlich Flachschieber. Die
                                 										erstgenannten Schieber wurden durch Vermittlung einer Zwischenwelle von einem
                                 										gemeinsamen Excenter angetrieben, welches auf der Schwungradwelle angebracht
                                 										war, die für den groſsen Cylinder ausgekröpft und für den kleinen Cylinder mit
                                 										einer aufgesteckten Kurbel versehen wurde. Letztere bewegte mittels einer
                                 										Schleppkurbel eine kleine Vorgelegewelle, welche zur Steuerung des kleinen
                                 										Cylinders diente und auſserdem durch Stirnradübersetzung den Regulatorantrieb
                                 										vermittelte (Fig.
                                    										12). Auf dieser Welle waren durch Auskröpfung zwei diametral
                                 										entgegengesetzte Kurbelzapfen, nahezu normal zur Richtung der Maschinenkurbel,
                                 										hergestellt und an dieser griffen die zwei zur Bewegung der beiden
                                 										Einströmschieber bestimmten Stangen an. Mit ihrem hinteren Ende greift jede
                                 										dieser Steuerungsschubstangen ein lang geschlitztes Gleitstück an (in der
                                 										Draufsicht Fig. 13
                                 										oben, vertical schraffirt), welches in einem besonderen Ständer gelagert ist und
                                 										selbst wieder ein zweites Gleitstück, das auf der Schieberstange aufsitzt,
                                 										umfaſst. Dort, wo die Schieberstangen die Stopfbüchsen des Schieberkastens
                                 										passiren, sind sie im Durchmesser verstärkt, so daſs der einseitige Dampfdruck
                                 										sie stets nach auswärts zu verschieben trachtet in die Stellung, welche das
                                 										obere Schieberstangen-Gleitstück in Fig. 13
                                 										einnimmt. Um nun die Verbindung zwischen dem Steuerungsschubstangen- und
                                 										Schieberstangen-Gleitstück herzustellen, trägt letzteres einen nach oben
                                 										vorstehenden Anschlag, ersteres eine Mitnehmerklaue, welche sich hinter dem
                                 										Anschlag anlegt und sodann die Schieberstange nöthigt, der Bewegung der
                                 										Steuerkurbel zu folgen. Die Mitnehmerklaue bildet den horizontalen Arm eines
                                 										Winkelhebels, dessen zweiter Arm nach aufwärts gerichtet ist; denken wir uns
                                 										hier einen festen, und nur vom Regulator bewegten Anschlag, so wird je nach der
                                 										Stellung desselben die Mitnehmerklaue früher oder später aufgehoben, die
                                 										Schieberstange fährt nach rechts zurück und der Schieber schlieſst ab.
                              Auf diese Weise würde eine isochrone Steuerung erzielt; um jedoch eine allochrone
                                 										Steuerung herzustellen und die bei einer Woolf'schen Maschine erforderlichen
                                 										höheren Füllungsgrade zu erreichen, ist statt dieses festen Anschlages ein
                                 										beweglicher Arretirungshebel angebracht und zum Abtrieb desselben die verticale
                                 										Bewegung derselben Kurbel verwendet, deren horizontaler Ausschlag die
                                 										Admissionsbewegung bewirkt. Es ist aus Fig. 12
                                 										ersichtlich, wie die beiden Steuerungsschubstangen über den Zapfenmitteln
                                 										vertical aufsteigende Lenker angebolzt haben, welche die horizontalen Arme
                                 										zweier Winkelhebel erfassen, deren verticale Arme die Auslösung der
                                 										Mitnehmerklauen bewirken, und indem der Drehpunkt dieser Winkelhebel vom
                                 										Regulator nach rechts
                                 										oder links verschoben werden kann, erfolgt selbstthätig frühere oder spätere
                                 										Auslösung. Die Bewegungsphasen der Winkelhebel kreuzen sich selbstverständlich
                                 										mit denen der Steuerungsschubstangen und stellen so das Charakteristikon der
                                 										allochronen Steuerungen dar.
                              Die constructive Durchführung erhellt vollständig aus den Skizzen Fig. 12
                                 										und 13;
                                 										hervorzuheben ist vielleicht noch die Anbringung des Luftbufferkolbens am
                                 										Führungsständer, sowie der dem Gleitstücke der Schieberschubstange eingesetzte
                                 										Zapfen, welcher zur Hubbegrenzung des Schieberstangen-Gleitstückes bestimmt ist
                                 										und zu diesem Zwecke in einen Langschlitz des letzteren einspielt.
                              Die groſse Fördermaschine der Société anonyme de
                                    											constructions mécaniques d'Anzin (Director A.
                                    											v. Quillacq), zu deren Steuerung wir nun gelangen, war in Construction
                                 										und Ausführung eine der schönsten der Ausstellung. Die zwei gekuppelten
                                 										Maschinen, aus denen sie bestand, hatten 750mm
                                 										Cylinderdurchmesser, 1m,600 Hub und trieben
                                 										zwei mächtige Seilkörbe für Bandseile: neben denselben befand sich die
                                 										Bremsscheibe für die von einem Dampfcylinder bethätigte Bremse; das Bett bildete
                                 										ein Bajonnetbalken in Verbindung mit dem breit aufgelagerten Cylinder; die
                                 										Kreuzkopfführungen waren concentrisch der Cylinderachse ausgebohrt.
                              Die innere Steuerung erfolgt durch Doppelsitzventile (Fig. 15
                                 										Taf. 3), die äuſsere durch eine Gooch'sche Coulisse, welche einen zwischen den
                                 										Ventilgehäusen angeordneten Hebel in oscillirende Bewegung setzt, je nach der
                                 										Stellung der Steuerungsschubstange für Vorwärts- oder Rückwärtsgang. Dieser
                                 										Steuerhebel, den wir uns zunächst fix am unteren Ende gelagert denken wollen,
                                 										hat beiläufig in der Mitte zwei Schubstangen angelenkt, mit denen er die beiden
                                 										Ausströmventile bewegt; am oberen Ende trägt er die Mitnehmerklaue für die
                                 										Eintrömventile. Rechts und links von derselben hängt an einem vom Regulator
                                 										gestellten doppelarmigen Hebel je eine kurze Druckstange, welche einerseits in
                                 										einen Anschlag ausgeht, andererseits mit dem Winkelhebel des betreffenden
                                 										Einströmventiles verbunden ist, so daſs der Steuerhebel im Stande ist, mittels
                                 										der Mitnehmerklaue abwechselnd das linke und das rechte Einströmventil zu
                                 										öffnen; ersteres hat für die Bewegungsrichtung der Figur
                                    											14 stattgefunden, während das rechte Einströmventil geschlossen
                                 										bleibt.
                              Für eine isochrone Steuerung lieſsen sich nun die Anschläge (vgl. Zimmermann's Steuerung * 1878 230 388 und die. spätere Steuerung von Scheller und Berchtold *1873 214 352)
                                 										leicht so disponiren, daſs in Folge der Bogenbewegung von Mitnehmer und Anschlag
                                 										die Kantendistanz proportional der Ventileröffnung abnimmt, bis innerhalb der
                                 										Grenzen von 0 bis 40 Proc. die Auslösung erfolgte. Hier aber erhält die
                                 										Mitnehmerklaue – selbstverständlich mit dem
                                 										Steuerungshebel, an welchem sie befestigt ist – eine selbstständige Bewegung
                                 										nach aufwärts und
                                 										abwärts, welche derart wirkt, daſs bei der extremen Linksstellung des
                                 										Steuerhebels und entsprechendem höchstem Hub des linken Ventiles die
                                 										Mitnehmerklaue gerade in ihrer verticalen Mittelstellung ist und sich bei dem
                                 										nun folgenden Rechtsgange des Hebels noch fortwährend hebt, bis sie bei der Mittelstellung des Steuerhebels ihre höchste Lage erreicht hat und nun wieder bis zur
                                 										nächsten Mittelstellung des Steuerhebels nach abwärts sinkt. Dies geschieht
                                 										dadurch, daſs der unten liegende Drehpunkt des Steuerhebels nicht fix gelagert
                                 										ist, sondern im einen Ende eines ausbalancirten Winkelhebels, dessen anderes
                                 										Ende durch die aus Fig. 14
                                 										ersichtlichen Hebel mit der Coulissenaufhängung in Verbindung steht. Hierdurch
                                 										beschreibt der oscillirende Steuerhebel die erforderliche auf- und abgehende
                                 										Bewegung und die Mitnehmerklaue die in Fig. 14
                                 										punktirte elliptische Bahn, vermöge welcher der linke Ventilanschlag unterhalb,
                                 										der rechte oberhalb der Mitnehmerklaue abschnappen kann, und zwar von Beginn bis
                                 										Ende des Hubes, je nach der Stellung des die Ventilschubstangen tragenden
                                 										doppelarmigen Hebels. Der Mittelpunkt der Coulisse beschreibt, bei gleichen
                                 										Voreilungswinkeln für Vorwärts- und Rückwärtsgang, bekanntlich einen Weg,
                                 										welcher einem Excenter vom Voreilungswinkel von 90° entspricht, während die
                                 										Coulissenenden, in denen der Gleitbacken der Steuerungsschubstange abwechselnd
                                 										arbeitet, einen Voreilungswinkel von etwa 10 bis 20° haben; hierdurch wird die
                                 										zu einer allochronen Steuerung erforderliche Durchkreuzung der Bewegungsphasen
                                 										erzielt und weiters auch die Auslösesteuerung für Vorwärts- und Rückwärtsgang
                                 										brauchbar gemacht.
                              Die durch Hebel und Zugstangen bewirkte Verbindung zwischen dem Regulator und dem
                                 										die Auslösung bestimmenden doppelarmigen Hebel ist in Fig. 14
                                 										deutlichkeitshalber weggelassen, und wir führen nur noch zur völligen Erklärung
                                 										der Skizze die an den Ventilgehäusen angebrachten Sicherheitsventile gegen
                                 										Condensationswassergefahr an, sowie auch der Umstand erwähnenswerth ist, daſs
                                 										die Mitnehmerklaue nicht direct mit dem Steuerungssebel verbunden, sondern statt
                                 										dessen an einer nach aufwärts gerichteten Verlängerung der ihn bewegenden
                                 										Schubstange angebracht wird. Dies bleibt ohne merklichen Einfluſs auf die von
                                 										der Klaue beschriebene Bahn und hat nur den Zweck, in allen Stellungen ein
                                 										möglichst vollständiges Anliegen der Klaue an die Anschläge zu bewirken.
                              Müller-Melchiors.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               

