| Titel: | Ueber Potaschefabrikation nach dem Leblanc'schen Verfahren; von Dr. A. Blügel. | 
| Autor: | A. Blügel | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 54 | 
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                        Ueber Potaschefabrikation nach dem Leblanc'schen
                           								Verfahren; von Dr. A.
                              								Blügel.
                        Blügel, über Potaschefabrikation nach dem Leblanc'schen
                           								Verfahren.
                        
                     
                        
                           Die Darstellung von Potasche aus Chlorkalium nach dem Leblanc'schen Verfahren hat zumal in Deutschland in den letzten Jahren
                              									bedeutenden Umfang angenommen. Obgleich die Fabrikationsprocesse denjenigen der
                              									Sodadarstellung nach demselben Verfahren sehr ähnlich sind, so werden dennoch durch
                              									mehrere Momente gewisse Verschiedenheiten in den Einzelnheiten des Verfahrens
                              									begründet. Es dürfte deshalb eine etwas eingehendere Schilderung der
                              									Potaschefabrikation nicht ohne Interesse sein, und zwar um so mehr, als die
                              									bisherige Literatur über diesen Gegenstand sehr wenig enthält.
                           Die Umstände, welche die Potaschedarstellung etwas verschieden von der
                              									Sodadarstellung gestalten, sind: 1) Der erheblich höhere Preis des Rohmaterials, des
                              									Chlorkaliums. 2) Die gröſsere Flüchtigkeit der Kaliumverbindungen bei höheren
                              									Temperaturen. 3) Die Schwerlöslichkeit des schwefelsauren Kaliums in concentrirten
                              									Lösungen von kohlensaurem Kalium. 4) Das Nichtentstehen von Mutterlaugen im Laufe
                              									der Fabrikation, welche
                              									das ganze Product in Form eines hochgradigen weiſsen Salzes liefern muſs.
                           Als Rohmaterial wird verwendet: 1) Hochprocentiges und wegen der Verwendung zur
                              									Seifenfabrikation möglichst Natrium freies Chlorkalium aus Staſsfurter Abraumsalzen.
                              									Die Staſsfurter Fabriken liefern gegenwärtig ein allen Anforderungen entsprechendes
                              									Product von 96 bis 99 Proc. Chlorkalium unter Garantie eines Maximalgehaltes an
                              									Chlornatrium von 1,5 bis 0,5 Proc. – 2) Chlorkalium, welches als Nebenproduct bei
                              									der Schlempekohlen-Verarbeitung gewonnen wird und bei geringem Natriumgehalt bereits
                              									10 bis 12 Procent schwefelsaures Kalium enthält. – 3) Schwefelsaures Kalium aus
                              									derselben Quelle, welches gewöhnlich Cyanverbindungen enthält. – 4) Schwefelsaures
                              									Kalium, welches nach einem der vielen in Vorschlag und zur Ausführung gekommenen
                              									Umsetzungsverfahren aus Staſsfurter Kalisalzen gewonnen wird. Daſselbe wird
                              									voraussichtlich in Zukunft eine gröſsere Bedeutung gewinnen.
                           Bei Weitem das wichtigste Rohmaterial ist das unter 1 genannte hochprocentige
                              									Staſsfurter Chlorkalium. Es wäre zunächst die Umwandlung desselben im Sulfat und
                              									sodann die weitere Verarbeitung des Sulfates zu besprechen.
                           I) Sulfatdarstellung. Die Umwandlung des Chlorkaliums in
                              									Kaliumsulfat findet fast genau in denselben Apparaten statt, wie diejenige des
                              									Chlornatriums in Natriumsulfat. Es ist nur zu bemerken, daſs der Umsetzungsproceſs
                              									zu seiner Vollendung eine höhere Temperatur erfordert, daſs die in Berührung mit der
                              									Beschickung kommenden Guſseisen- und Chamottetheile des Ofens stärker angegriffen
                              									werden und daſs wegen des höheren Preises des Chlorkaliums eine fast vollständige
                              									Umsetzung desselben selbst auf Kosten eines Mehrverbrauches an Schwefelsäure
                              									anzustreben ist. Es sind zur Ausführung der Umsetzung sowohl Muffelöfen, als
                              									Flammöfen in Gebrauch. Da in der Calcinirabtheilung der letzteren sich leichter die
                              									erforderliche hohe Temperatur erzielen läſst als in der Chamottemuffel der ersteren,
                              									so läſst sich auch in den Flammöfen ein besser umgesetztes Product mit geringerem
                              									Säureüberschuſs gewinnen als in den Muffelöfen. Hierzu tritt der weitere Vortheil
                              									eines geringeren Brennmaterial Verbrauches. Diesen Vortheilen gegenüber erscheint
                              									der Nachtheil der schwierigeren Salzsäurecondensation weniger in die Wage fallend,
                              									als dies bei der Darstellung von Natriumsulfat der Fall ist. Thatsächlich ist man
                              									denn auch in den meisten Fabriken, in welchen Kaliumsulfat aus Chlorkalium
                              									dargestellt wird, zur Anwendung von Flammöfen übergegangen. In allen Fällen wird zur
                              									Zersetzung heiſse, etwa 60-grädige Schwefelsäure angewendet. Die erste Hälfte des
                              									Umsetzungsprocesses findet bei Flammöfen, wie bei Muffelöfen in von unten erhitzten,
                              									guſseisernen Pfannen statt. Dieselben werden bei der Darstellung von Kaliumsulfat
                              									erheblich stärker angegriffen als bei derjenigen von Natriumsulfat.
                           Der mechanische Ofen von Jones und Walsh (* 1879 231 153),
                              									welcher in England in einer sehr groſsen Anzahl von Soda- und Potaschefabriken
                              									eingeführt worden ist, hat in Deutschland inzwischen in einer Potaschefabrik Eingang
                              									gefunden. Uebereinstimmend mit den englischen Berichten wird von derselben die
                              									Condensation der Salzsäure wegen der ruhigen und gleichmäſsigen Entwicklung
                              									derselben als leicht und günstig verlaufend bezeichnet. Die Ausbeute an starker
                              									Salzsäure ist durchaus befriedigend (vgl. 1879 231 159).
                              									Brennmaterial- und Säureverbrauch sind geringer als bei dem Handofen; das Product
                              									dagegen ist gleichmäſsiger, hochprocentiger und weniger sauer. Ein Nachtheil des
                              									Ofens sind häufige Betriebsstörungen und Reparaturen.
                           Vom Verfasser ist die Beobachtung gemacht worden, daſs sorgfältig aus
                              									Chamottemauerwerk. mit Gypsmörtel hergestellte Pfannen in Form der bisher
                              									gebräuchlichen guſseisernen Pfannen der Einwirkung des Gemisches von Chlorkalium und
                              									heiſser Schwefelsäure sehr gut widerstehen. Auf diese Beobachtung hat derselbe
                              									patentirte Constructionen von Handöfen und Oefen mit maschinellem Betrieb basirt
                              									(vgl. * D. R. P. Nr. 4207 vom 24. Juli 1878). Es sollen durch dieselben sowohl
                              									Brennmaterialersparnisse gemacht, als auch die vielen kostspieligen Reparaturen bei
                              									den guſseisernen Pfannen und den mechanischen Oefen von Jones und Walsh vermieden werden.
                           In den folgenden Zahlen wird eine vergleichende Zusammenstellung der
                              									Betriebsresultate von Muffelöfen, Flammöfen mit guſseiserner und mit
                              									Chamotte-Pfanne, sowie von mechanischen Oefen gegeben.
                           Es werden verbraucht bei sorgfältiger Arbeit auf 100k Sulfat aus 96 bis 97proc. Chlorkalium mit 1,5
                              									bis 0,5 Proc. Chlornatrium:
                           
                              
                                 
                                 Steinkohle
                                 Koke
                                 60°-Schwefel-saure
                                 
                              
                                 Bei Muffelofen
                                  50 bis 60k
                                 –
                                  75k
                                 
                              
                                 Bei Flammofen mit
                                    											guſseiserner    Pfanne
                                 15 bis 20
                                  22 bis 25k
                                 73
                                 
                              
                                 Bei Flammofen mit
                                    											gemauerter    Pfanne
                                 –
                                 22 bis 25
                                 73
                                 
                              
                                 Bei Jones und Walsh's Oefen
                                 –
                                 15 bis 22
                                 71
                                 
                              
                           Bei mechanischen Oefen mit gemauerter Pfanne tritt eine weitere Verminderung des
                              									Brennmaterialbedarfes ein.
                           Aus 100k Chlorkalium werden 116
                              									bis 118k Sulfat gewonnen. Daſselbe enthält
                              									Procent:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Chlorkalium
                                 Freie Schwefelsaure
                                 
                              
                                 Bei
                                 Muffelofen
                                 
                                 0,8
                                 bis
                                 2,0
                                 4
                                 bis
                                 1,5
                                 
                              
                                 „
                                 Flammofen mit guſseiserner
                                 Pfanne
                                 0,4
                                 „
                                 1,5
                                  2,5
                                 „
                                 1,0
                                 
                              
                                 „
                                          „         „   gemauerter
                                 „
                                 0,4
                                 „
                                 1,5
                                  2,5
                                 „
                                 1,0
                                 
                              
                                 „
                                 Jones und Walsh's Oefen
                                 
                                 0,2
                                 „
                                 1,0
                                 1
                                 „
                                 0,5
                                 
                              
                           Es ergibt sich hieraus, daſs bei ziemlich vollständiger
                              									Umsetzung des Chlorkaliums bei Handöfen und insbesondere bei Muffelöfen ein
                              									erheblicher Ueberschuſs an freier Säure nicht zu vermeiden ist.
                           
                           Bei Flammöfen, seien es Handöfen oder mechanische Oefen, hat sich die Fortleitung der
                              									mit den Verbrennungsgasen gemischten Salzsäuregase in guſseisernen Röhren (auf eine
                              									Entfernung von 10 bis 15m) mit darauf folgenden
                              									Thonröhren als zweckmäſsig bewährt. Um Salzsäure mit geringem Schwefelsäuregehalt zu
                              									gewinnen, kann man vor den eigentlichen Condensationsapparat entweder einen
                              									einfachen oder einen mit Brause versehenen Sandsteintrog (letzteren nach englischem
                              									Vorgang), oder aber einen kleinen Kokesthurm aus Sandstein mit Wasserberieselung
                              									einschalten. Die in dieser Vorlage niedergeschlagene, stark Schwefelsäure haltige
                              									Salzsäure wird von der übrigen Säure getrennt gehalten und zu geeigneten Zwecken
                              									verwendet.
                           II) Umwandlung des schwefelsauren Kaliums in Potasche.
                              									Der zur Umsetzung benutzte Schmelzofen stimmt gegenwärtig fast in allen Fabriken in
                              									seiner Construction mit dem Sodaschmelzofen vollkommen überein. In den ersten Jahren
                              									der Potaschefabrikation nach Leblanc in Deutschland
                              									brachte man unter dem Schmelzofenherd zwei Füchse an, durch welche die Feuergase,
                              									nachdem sie die Schmelzladung von oben bestrichen hatten, in umgekehrter Richtung
                              									abzogen. Man glaubte hierdurch den Schmelzproceſs wesentlich zu fördern und zu
                              									beschleunigen. Diese Einrichtung, welche in einzelnen Fabriken noch beibehalten ist,
                              									bringt indessen wesentliche Nachtheile mit sich. Zunächst ist eine Steigerung der
                              									Temperatur über den durch Erhitzung von oben zu erzielenden Grad hinaus unnöthig, es
                              									kann dadurch sogar eine Erhöhung des Verlustes durch Verflüchtigung von
                              									Kaliumverbindungen verursacht werden; dann wird die Dauerhaftigkeit des
                              									Schmelzofenherdes durch diese Einrichtung wesentlich herabgemindert; dieselbe hat
                              									häufige Reparaturen und Betriebsstörungen zur Folge, endlich wird die nachherige
                              									Ausnutzung der Abhitze zu anderen Zwecken, und zwar im Wesentlichen zur Verdampfung
                              									von Laugen, hierdurch stark beeinträchtigt. In Deutschland sind bekanntlich zum
                              									Sodaschmelzen zwei Arten von Oefen in Gebrauch; in der einen wird eine kleine Anzahl
                              									groſser, in der anderen eine groſse Anzahl kleiner Posten verschmolzen. Letztere
                              									Oefen sind in England, erstere in Frankreich vorherrschend. Bei der groſsen
                              									Flüchtigkeit von Kaliumverbindungen bei hohen Temperaturen sind zur
                              									Potaschedarstellung nur die Oefen für kleine Ladungen geeignet und auch wohl
                              									allgemein im Gebrauch. Wie bekannt, besteht der Herd derselben aus einer
                              									Schmelzabtheilung und aus einer etwas erhöhten Vorwärmabtheilung. In einem Ofen,
                              									dessen Schmelzabtheilung 6qm, dessen
                              									Vorwärmabtheilung 5qm Arbeitsfläche hat, lassen
                              									sich 30 Beschickungen von je 150k Sulfat oder 34
                              									bis 36 von je 125k Sulfat in 24 Stunden
                              									verschmelzen. Bei guten Zugverhältnissen und geübten Arbeitskräften läſst sich sogar
                              									diese Leistung noch wesentlich erhöhen.
                           Die Schmelzposten sind aus 150k Sulfat, 130 bis
                              										160k Calciumcarbonat und 65 bis 80k Steinkohle zusammengesetzt. Die
                              									Mischungsverhältnisse wechselnde nach der Art des Arbeitens und der Reinheit und
                              									sonstigen Beschaffenheit der Materialien. Werden beispielsweise Kalkstein und Kohle
                              									in fein gepulvertem Zustande angewendet, so genügt eine geringere Menge, als bei
                              									Anwendung in mehr oder weniger groſsen Stücken. In letzterem Falle wird die Schmelze
                              									indessen lockerer und leichter auslaugbar. Lockeres, gut zersetztes Sulfat mit
                              									geringem Säureüberschuſs ist für den Schmelzproceſs besonders geeignet. Aus diesem
                              									Grunde ist das vollkommen neutrale, durch wechselseitige Zersetzung von Staſsfurter
                              									Salzen erhaltene Sulfat ein geschätztes Rohmaterial.
                           Das Calciumcarbonat, welches in Form von Kalkstein, Muschelkalk, Tuffkalk oder Kreide
                              									zur Verwendung gelangt, soll möglichst rein sein, namentlich nicht viel Kieselsäure,
                              									Thonerde und Eisenoxyd, sowie wenig Magnesia enthalten. Die in einzelnen Theilen
                              									Deutschlands, namentlich in Pommern, benutzte Kreide gelangt meistens mit einem
                              									Wassergehalt von 10 bis 15 Proc. zur Verschmelzung. Die zur Mischung erforderliche
                              									Menge erhöht sich dem entsprechend. Der Kalkstein wird zweckmäſsig in Form eines
                              									Gemisches von erbsen- bis haselnuſsgroſsen Stücken und Pulver verwendet. Zu diesem
                              									Behufe läft man ihn einen Steinbrecher mit darauffolgenden Grobkornwalzwerk, oder
                              									auch einen Steinbrecher allein, passiren.
                           Als Reductionskohle wird fast nur Steinkohle angewendet; eine sehr reine Braunkohle,
                              									wie die böhmische, ist indessen auch geeignet. Die Kohle soll backend und leicht
                              									schmelzbar sein, sowie einen möglichst geringen Aschengehalt haben. Die
                              									Aschenbestandtheile geben zur Bildung von schwer löslichen und theilweise
                              									unlöslichen Silicaten und Aluminaten Veranlassung, welche die Rohpotasche schwerer
                              									auslaugbar machen, bei der weiteren Verarbeitung der Laugen lästig sind und direct
                              									Alkali Verluste verursachen. Da alle diese Umstände bei Potasche schwerer wiegen als
                              									bei Soda, so lohnt es sich, im Falle keine genügend reine Kohle zur Verfügung steht,
                              									durch geeignete Verfahren eine Ausscheidung der an Asche reicheren Theile zu
                              									bewirken. Man kann auf diese Weise den Aschengehalt auf ⅓ bis ¼ des ursprünglichen
                              									herabdrücken. Im Falle der Aschengehalt unter 6 Proc. bleibt, kann man die Kohle als
                              									direct verwendbar bezeichnen. Zur Reinigung kann man entweder Setzmaschinen
                              									benutzen, oder man kann, wie es in einzelnen Fabriken üblich ist, die Kohle in eine
                              									Lauge von etwa 38° B. eintragen. Die reinere, obenauf schwimmende Kohle wird nach
                              									sorgfältigem Auswaschen zur Schmelzung verwendet. Als passende Lauge wird in
                              									gröſseren chemischen Fabriken häufig Chlorcalciumlauge zur Verfügung stehen. Die
                              									Kohle kommt in Form von Kohlenklein, d.h. in Form von haselnuſsgroſsen Stücken, mit
                              									kleinern Stücken und Pulver vermischt, zur Verwendung. Dieselbe zu mahlen, ist nicht
                              									räthlich.
                           
                           Man benügt sich in der Regel, das Sulfat mit einem Hammer ganz oberflächlich zu
                              									zerkleinern. Eine Zerkleinerung bis auf Haselnuſsgröſse (mittels Schraubenmühle,
                              									Walzwerk oder Schleudermühle) dürfte indessen räthlich sein. In den meisten Fällen
                              									findet vor dem Eintragen der Schmelzpost in den Ofen nur eine oberflächliche
                              									Mischung derselben statt. Eine etwas sorgfältigere Mischung erweist sich indessen,
                              									wenn sie ohne erhebliche Mehrkosten stattlinden kann, als vortheilhaft.
                           Im Falle sehr stickstoffreiche Kohle als Mischkohle verwendet wird, werden im
                              									Schmelzofen so erhebliche Mengen von Cyankalium gebildet, daſs die Abscheidung des
                              									bei der Auslaugung aus demselben entstandenen Ferrocyankaliums lohnend wird. Bei
                              									deutschen Kohlen, sowohl schlesischen, als westfälischen, ist dies nicht der Fall;
                              									dagegen haben pommersche Potaschefabriken, welche gewisse Sorten englischer Kohle,
                              									namentlich Sunderland-Kohle (Ryhope peas) als
                              									Schmelzkohle benutzen, mit Erfolg die Gewinnung des Ferrocyankaliums durchgeführt.
                              									Daſselbe beträgt 0,5 bis 1 Procent vom Gewicht der producirten Potasche.
                           Der Schmelzproceſs selbst geht ganz in derselben Weise und unter Benutzung derselben
                              									Werkzeuge vor sich wie der Sodaschmelzproceſs. Die Arbeiten, sowie die Kennzeichen
                              									zur Beurtheilung des Ganges und der Beendigung des Processes und der fertigen
                              									Schmelzen stimmen in beiden Fällen vollkommen überein. Zur Bedienung eines Ofens von
                              									der oben angeführten Leistungsfähigkeit sind zwei Mann erforderlich. Mit Bezug auf
                              									die Abnutzung des Schmelzherdes macht sich ein Unterschied zwischen Potasche- und
                              									Sodaschmelzofen bemerklich. Während der Herd des letzteren sich mit fortschreitender
                              									Abnutzung allmälig vertieft, pflegt sich im Gegentheil der Herd des ersteren in
                              									kürzerer oder längerer Zeit bis zu einem Grade zu heben, daſs eine Erneuerung
                              									desselben nöthig wird. Der Grund dieses verschiedenen Verhaltens liegt vermuthlich
                              									in der Eigenschaft schmelzender Potasche, den Mörtel und die Steine erheblich
                              									leichter zu durchdringen, als dies die Sodaschmelze vermag. Wenn man zur Herdsohle
                              									dichte und scharf gebrannte Chamottesteine erster Qualität, auf die hohe Kante
                              									gestellt, verwendet und den Herd in der Mitte um einige Centimeter vertieft, gewinnt
                              									derselbe eine ziemlich lange Dauer.
                           Während bei der Sodafabrikation das im Schmelzofen nicht umgesetzte Natriumsulfat
                              									vollständig verloren ist, gilt dies vom Kaliumsulfat in der Potaschefabrikation
                              									nicht, da daſselbe im weiteren Verlaufe des Processes ausgeschieden wird und aufs
                              									Neue in den Schmelzproceſs eintritt. Es erhöht sich der Preis dieses Sulfates
                              									allerdings um diejenigen Kosten, welche durch den Durchgang durch die folgenden
                              									Fabrikationsprocesse und die dabei unvermeidlichen Verluste verursacht werden. Es
                              									kann unter Umständen zweckmäſsig sein, einen kleinen Theil des Sulfates im
                              									Schmelzofen unzersetzt zu lassen. Dies führt auf die neuerdings in der
                              									Sodafabrikation mit Erfolg zur Anwendung gekommenen Vorschläge von Pechiney und Weldon (1879
                              										231 337. 232 529), welche
                              									sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch in der Potaschefabrikation bewähren werden.
                              									Nach Weldon's Vorschlag wird gepulvertes
                              									Calciumcarbonat erst kurz vor dem Ziehen der Beschickung zugesetzt. Dieser Zusatz
                              									empfiehlt sich insbesondere bei Anwendung des Pechiney'schen Verfahrens. Bei sehr hoher Temperatur des Ofens tritt gegen
                              									Ende der Schmelzoperation eine mehr oder weniger bedeutende Rückbildung von
                              									Natriumsulfid ein. Der Zusatz von Calciumcarbonat vermindert hiernach den Gehalt der
                              									Schmelze an Sulfid sowohl durch Erniedrigung der Temperatur, als durch Umwandlung
                              									bereits gebildeten Sulfides in Carbonat. Es liegen bei der Neuheit dieser Vorschläge
                              									noch keine verläſslichen Erfahrungen darüber vor, in wie weit dieselben sich für den
                              									Potascheschmelzproceſs bewähren. Daſs dies der Fall sein wird, dürfte indessen kaum
                              									zweifelhaft sein. Im Falle man beabsichtigt, die beim Schmelzproceſs gebildeten
                              									Cyanverbindungen in Form von Ferrocyankalium abzuscheiden, empfiehlt sich ein dem
                              										Pechiney'schen gewissermaſsen entgegengesetztes
                              									Verfahren. Zu diesem Behufe wird ein Theil der Mischkohle erst gegen Ende der
                              									Schmelzoperation zugesetzt. Da in diesem Zeitpunkt schon sehr viel Potasche gebildet
                              									ist, geht der gröſste Theil des Stickstoffgehaltes dieser Kohle in Cyan über. Gute
                              									Potaschschmelzen enthalten in 100 Theilen ungefähr:
                           
                              
                                 K2CO3 (einschlieſslich KHO)
                                 41
                                 bis
                                 45,0
                                 Th.
                                 
                              
                                 K2SO4
                                   0,5
                                 „
                                   1,5
                                 
                                 
                              
                                 K2S
                                   0,4
                                 „
                                   1,0
                                 
                                 
                              
                           III) Umwandlung der Rohpotasche in raffinirte Potasche.
                              									Nachdem die Potaschschmelzen 24 bis 48 Stunden gestanden haben und erkaltet sind,
                              									schreitet man zur Auslaugung derselben. Bei erheblich längerem Stehen, namentlich an
                              									feuchter Luft, vermindert sich der Gehalt an Carbonat. Die Auslaugung findet fast
                              									überall in dem bekannten Shanks'schen Auslaugeapparat
                              									statt. Dieselbe wird in derselben Weise geleitet wie bei Rohsoda. Es ist nur zu
                              									beachten, daſs eine stärkere Erhitzung und damit zusammenhängend eine leichtere
                              									Rückbildung gröſserer Mengen von K2S stattfindet. Es
                              									sind daher häufige Temperaturbeobachtungen anzustellen. Um vollständige Erschöpfung
                              									der Rückstände zu erzielen, empfiehlt es sich, den Cubikinhalt des Auslaugeapparates
                              									recht groſs und eher über als unter Bedarf zu nehmen. In diesem Falle ist man, auch
                              									wenn schlechter auslaugbare Schmelzen vorkommen sollten, vor Betriebsstörungen
                              									gesichert. Auslaugesysteme von je 6 Kästen haben sich als zweckmäſsig bewährt. Auf
                              									je 100k in 24 Stunden auszulaugende Schmelze kann
                              									man 0,7 bis 1cbm Auslaugeraum in Rechnung bringen.
                              									Das zum Auslaugen dienende Wasser wird am besten im Sommer gar nicht und im Winter
                              									auf etwa 30° erwärmt. Die
                              									Temperatur des Kastens mit starker Lauge soll sich nicht über 40 bis 45° steigern,
                              									wofür im Sommer erforderlichen Falles besondere Einrichtungen zu treffen sind.
                              									Andernfalles ist die Gefahr der Bildung erheblicher Mengen von K2S vorhanden. Man erhält auf diese Weise Laugen von
                              									22 bis 30° B. Je besser die Schmelzen sind, um so stärkere Laugen lassen sich
                              									erzielen. Gut ausgelaugte Rückstände sollen in trockenem Zustande nicht mehr als 0,2
                              									bis 0,4 Proc. K2CO3
                              									enthalten. Gute Laugen enthalten annähernd in je 100cc:
                           
                              
                                 K2CO3 (mit Einschluſs des KHO, welches etwa 8
                                    												bis    10g K2CO3
                                    											repräsentirt)
                                 25
                                 bis
                                 30g
                                 
                              
                                 K2SO4
                                   0,3
                                 „
                                   1,5
                                 
                              
                                 K2S
                                   0,3
                                 „
                                   1,0
                                 
                              
                                 KCl
                                   0,3
                                 „
                                    0,8.
                                 
                              
                           Auſser diesen Hauptbestandtheilen treten in geringeren Mengen
                              									auf Kaliumaluminat, Kaliumsilicat, Ferrocyankalium, Kaliumhyposulfit, sowie ein die
                              									Laugen grün, gelb bis gelbbraun färbendes Sulfosalz, Schwefeleisenkalium. Die
                              									weitere Aufgabe der Fabrikation ist, aus der Rohlauge hochprocentige, weiſse
                              									calcinirte Potasche herzustellen. Zu diesem Behufe müssen die folgenden Processe
                              									stattfinden. Das Kaliumhydrat ist in Carbonat, das Kaliumsulfid in Carbonat oder
                              									Sulfat, das Kaliumhyposulfit ist in Sulfat, Kaliumaluminat und Kaliumsilicat sind
                              									unter Ausscheidung von Thonerde und Kieselsäure möglichst in Carbonate umzuwandeln.
                              									Das Eisen des Schwefeleisenkaliums ist entweder als Schwefeleisen oder als Eisenoxyd
                              									abzuscheiden; und endlich ist das Ferrocyankalium entweder als solches aus den
                              									Laugen abzuscheiden, oder durch Verbrennung unter Bildung von Eisenoxyd in
                              									Kaliumcarbonat umzuwandeln. Die Schwerlöslichkeit des Kaliumsulfates in
                              									concentrirten Lösungen von Kaliumcarbonat ermöglicht es, sowohl das in der Rohlauge
                              									ursprünglich vorhandene, als das durch die eben erwähnten Processe nachträglich
                              									gebildete Sulfat von der Carbonatlösung zu trennen und wieder nutzbar zu machen.
                              									Dies ist bekanntlich in der Sodafabrikation mit dem Natriumsulfat nicht möglich.
                           Es ist den meisten Potaschefabriken bisher nicht gelungen, hochprocentiges weiſses
                              									Product, durch directes Eindampfen und Calciniren der vorher passend behandelten
                              									Rohlaugen zu erzielen. Es liegt dies im Wesentlichen daran, daſs eine vollständige
                              									Ausscheidung des Ferrocyankaliums aus der Rohlauge nicht möglich ist, und daſs das
                              									aus dem Ferrocyankalium bei der Calcination entstehende Eisenoxyd das Product je
                              									nach seiner Menge mehr oder weniger gelblich färbt. Das oben erwähnte Pechiney'sche Verfahren dürfte allerdings zur
                              									Beseitigung dieses Hindernisses wesentlich beitragen. Bei guter Beschaffenheit der
                              									Rohlaugen und sorgfältiger Arbeit sind die übrigen oben angeführten Processe
                              									sämmtlich in den Rohlaugen durchführbar, so daſs schlieſslich eine nur K2CO3, K2Cl und wenig K2SO4 (sowie etwas Ferrocyankalium)
                              									enthaltende klare Lauge gewonnen wird. Dieselbe liefert alsdann eine für die meisten
                              									Verwendungen vollkommen genügend reine und hochgradige Potasche, die nur einen
                              									leichten Stich ins Gelbe hat. Die zweimalige Calcination, welche ein vollkommen
                              									weiſses Product liefert, bildet indessen bis jetzt noch die Regel.
                           Die zur Verarbeitung der Rohlaugen eingeschlagenen Wege sind in den verschiedenen
                              									Fabriken nicht ganz übereinstimmend. Als wesentliche Unterschiede sind
                              									hervorzuheben, daſs die Rohlaugen entweder mit unterschlächtigem oder mit
                              									oberschlächtigem Feuer, sowie entweder in carbonisirtem oder uncarbonisirtem
                              									Zustande eingedampft werden.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)