| Titel: | Untersuchungen über die salpetrige Säure und Untersalpetersäure; von G. Lunge. | 
| Autor: | Georg Lunge [GND] | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 63 | 
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                        Untersuchungen über die salpetrige Säure und
                           								Untersalpetersäure; von G.
                              								Lunge.
                        Mit einer Abbildung.
                        Lunge's Untersuchungen über salpetrige Säure und
                           								Untersalpetersäure.
                        
                     
                        
                           1) Ueber die Existenz des
                                 										Salpetrigsäureanhydrids im gasförmigen Zustande.
                              								
                           Durch meine früheren Untersuchungen [Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1232 und 1643. Vgl. D. p. J. 1878 229 487. 230 95) war es ebenso wenig als
                              									durch die meiner Vorgänger mit Bestimmtheit entschieden worden, ob die salpetrige
                              									Säure, oder genauer zu sprechen, das Stickstofftrioxyd, N2O3, in dampfförmigem Zustande besteht,
                              									oder ob nicht vielmehr das die empirische Zusammensetzung jener Säure zeigende Gas
                              									nur ein Gemenge von Stickoxyd und Untersalpetersäuredampf sei, welchem dann freilich die
                              									Fähigkeit zugesprochen werden muſs, unter dem Einfluſs der Kälte oder solcher
                              									Körper, mit welchen die salpetrige Säure Verbindungen einzugehen im Stande ist, sich
                              									mit Leichtigkeit in letztere zu verwandeln. Es würde also nach dieser Ansicht die
                              									Verbindung N2O3 als
                              									solche nur im flüssigen Zustande, unterhalb ihres Siedepunktes, also unter –2°
                              									bestehen; beim Verdampfen zerfiele sie sofort in 2NO +
                              										N2O4, aber
                              									dieses Gemenge verhielt sich dann gegenüber Schwefelsäure so, daſs mit dieser
                              									Kammerkrystalle entstehen, gegenüber Alkalien so, daſs Nitrite gebildet werden,
                              									gegenüber Amiden so, daſs hydroxylirte Körper und freier Stickstoff (bezieh.
                              									Diazoverbindungen) entstehen – kurz, es lieſse sich in chemischer Beziehung ein
                              									Gemenge von 2NO + N2O4 in seinen Reactionen nicht von wirklichem N2O3 unterscheiden, und letzteres als
                              									solches komme im Dampfzustande überhaupt gar nicht vor. Da aber nach dem
                              									Ebengesagten die Entscheidung zwischen dieser Ansicht und derjenigen, wonach N2O3 allerdings auch
                              									im dampfförmigen Zustande besteht, nicht leicht auf chemischem Wege zu erreichen
                              									ist, so hat man es auf physikalischem Wege, mittels der Absorptionsspectra,
                              									versucht; aber ich habe in den Berichten der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1643 schon darauf hingewiesen, daſs die
                              									auf diesem Wege gewonnenen Resultate von Luck und Moser keinesfalls maſsgebend zu nennen sind. Grade im
                              									Verlaufe der zu beschreibenden Arbeit habe ich recht deutlich gesehen, wie schwierig
                              									es ist, salpetrige Säure überhaupt frei von Untersalpetersäure darzustellen; und
                              									wäre sie selbst ganz rein erhalten worden, so würde doch eine schon theilweise
                              									Dissociation des Dampfes derselben die spectralanalytische Unterscheidung hinfällig
                              									machen.
                           Da nun immerhin die Frage, ob das Salpetrigsäureanhydrid, N2O3, im dampfförmigen Zustande zu bestehen
                              									vermag, eine theoretische Wichtigkeit hat, obwohl seine praktische Bedeutung
                              									vorläufig gering ist, so habe ich es versucht, die Lösung dieser Frage auf einem
                              									anderen Wege als den bisher versuchten zu erreichen. Ich ging dabei von der
                              									feststehenden Thatsache aus, daſs freies Stickoxyd zu Sauerstoff eine so groſse
                              									Verwandtschaft hat, daſs diese beiden Körper neben einander nur augenblicklich
                              									bestehen können. Nach manchen Chemikern entsteht dabei stets ausschlieſslich
                              									Untersalpetersäure, und sind darauf sogar Vorschläge zur Bestimmung des Sauerstoffes
                              									in Gasgemischen gegründet worden, z.B. von Scheurer-Kestner (Comptes rendus, 1869 Bd. 68
                              									S. 608); aber schon Berzelius und dann Weber (Poggendorff's
                                 										Annalen, 1866 Bd. 127 S. 543) haben erwiesen, daſs dies keineswegs der Fall
                              									sei, daſs vielmehr neben Untersalpetersäure stets auch salpetrige Säure entsteht und
                              									zwar um so mehr, je mehr das Stickoxyd gegenüber dem Sauerstoff überwiegt. Dieser
                              									Schluſs setzt freilich schon die Existenz der salpetrigen Säure im Dampfzustande
                              									voraus und beweist also,
                              									daſs jene Chemiker an dieser Annahme festhalten. Bei einem Ueberschusse von
                              									Sauerstoff wird jedoch allgemein angenommen, daſs das Stickoxyd ganz oder doch fast
                              									ganz in Untersalpetersäure übergehe. Nur in Gegenwart von Schwefelsäure entsteht,
                              									wie Cl. Winkler und später der Verfasser (1878 228 80) erwiesen haben, ausschlieſslich salpetrige Säure,
                              									welche mit der Schwefelsäure zu Nitrosulfonsäure (Nitrosylschwefelsäure)
                              									zusammentritt. Wenn also ein Gemenge von Stickoxyd und Untersalpetersäuredampf mit
                              									Sauerstoff in Berührung kommt, so muſs der letztere absorbirt werden, indem sich, je
                              									nach der Menge des Sauerstoffes, noch mehr Untersalpetersäure oder theilweise auch
                              									salpetrige Säure bildet. Wenn aber die letztere, nach der Annahme von ihrer
                              									Nichtexistenz im dampfförmigen Zustande, nur ein Gemenge von Stickoxyd und
                              									Untersalpetersäure vorstellt, so muſs sie ihrerseits durch eine weitere Menge von
                              									Sauerstoff ganz in Untersalpetersäure übergehen, vorausgesetzt, daſs nicht grade
                              									unmittelbare Berührung mit Schwefelsäure vorhanden ist.
                           Dieser Fall scheint nun derjenige zu sein, welcher in den Schwefelsäurekammern
                              									regelmäſsig eintritt. Wir brauchen hier nur dasjenige Gasgemisch zu betrachten,
                              									welches aus der letzten Bleikammer entweicht, um in den Gay-Lussac-Thurm zu
                              									streichen; denn innerhalb der Kammer selbst können wir erstens nicht die für unsere
                              									Betrachtung nothwendigen fixen Bedingungen herstellen, und zweitens muſs auch die in
                              									der ganzen Kammeratmosphäre neu entstehende und als Regen sich verdichtende
                              									Schwefelsäure prädisponirend auf die Bildung von salpetriger Säure wirken. In dem
                              									Rohre dagegen, welches die Gase nach dem Gay-Lussac-Thurm führt, muſs die Bildung
                              									von Schwefelsäure, obwohl noch immer vor sich gehend, doch quantitativ nur
                              									unbedeutend sein, da eine Bedingung derselben, das Vorhandensein von Wasserdampf,
                              									hier absichtlich möglichst ausgeschlossen wird. Wir haben es also im Wesentlichen
                              									hier zu thun mit freiem Stickstoff, freiem Sauerstoff (im Mittel 6 Proc), manchmal
                              									einer ganz minimalen Menge von schwefliger Säure, welche wir eben deshalb
                              									vernachlässigen können, und Oxyden des Stickstoffes. Von diesen wird das Stickoxydul
                              									uns natürlich hier nicht weiter kümmern. Stickoxyd ist sicher im regelmäſsigen
                              									Kammergange nicht oder nur spurenweise anders vorhanden als eben unter Umständen
                              									solches, welches durch Dissociation der salpetrigen Säure entstanden gedacht werden
                              									kann; denn der überschüssige Sauerstoff müſste es ja oxydiren, und man wird also in
                              									diesem Falle je 2 Mol. NO durch 1 Mol. N2O4 als mit Beschlag belegt betrachten können, welche
                              									beim Zusammentreffen mit der den Gay-Lussac-Thurm berieselnden Schwefelsäure zu
                              										2N2O3
                              									zusammentreten und sich als Nitrosylschwefelsäure (Kammerkrystalle) auflösen. Oder
                              									man kann auch diesen Vorgang so auffassen, daſs die Untersalpetersäure sich in der
                              									Schwefelsäure auflöst, wobei 1 Mol. Nitrosylschwefelsäure und 1 Mol. freie
                              									Salpetersäure entsteht
                              										(N2O4 + SO4H2 = SO2.OH.NO2 + NO2.OH), worauf dann das Stickoxyd die Salpetersäure
                              									zu salpetriger Säure reducirt und letztere nun ebenfalls Nitrosylschwefelsäure
                              									ergibt. Wäre aber das Verhältniſs nicht grade 2NO auf 1N2O4, so würde beim Ueberwiegen von
                              									Stickoxyd letzteres unabsorbirt aus dem Thurm entweichen und sich durch das
                              									Entstehen von rothen Dämpfen beim Austritt an die Luft verrathen; Untersalpetersäure
                              									im Ueberschuſs dagegen würde nach obiger Gleichung eine Nitrose geben, welche neben
                              									Nitrosylschwefelsäure noch freie Salpetersäure enthält. Daſs in Schwefelsäure von
                              									der hier in Betracht kommenden Stärke die Untersalpetersäure nicht als solche
                              									vorhanden ist, wird im zweiten Theile dieser Untersuchungen erwiesen werden. Beide
                              									betrachtete Fälle kommen allerdings in der Praxis vor, aber nur bei unregelmäſsigem
                              									Kammergange. Wenn es an Sauerstoff fehlt, so hat man einen Verlust in Form von
                              									Stickoxydgas; kommt dagegen Salpetersäure in irgend erheblicher Menge in der Nitrose
                              									vor, so ist dies ein Zeichen davon, daſs der Proceſs, namentlich in der letzten
                              									Kammer, durch zu groſse Verdünnung mit Luft oder zu viel Wasserdampf oder Mangel an
                              									Salpeter gestört war – alles Umstände, welche eine Minderbildung von Schwefelsäure
                              									verursachen und mithin die oben bezeichnete Bedingung für die Oxydation des
                              									Stickoxydes nicht weiter als bis zur Stufe von salpetriger Säure, nämlich die
                              									Gegenwart von Schwefelsäure in der ganzen Kammeratmosphäre, aufheben.
                           Bei normalem Kammerbetriebe dagegen entweicht nur sehr wenig StickoxydgasDaſs selbst bei normalem Kammerbetriebe, also bei Vorhandensein von etwa 6
                                    											Proc. Sauerstoff im Austrittsgase, merkliche Mengen von Stickoxyd in die
                                    											äuſsere Luft entweichen, scheint sicher und erklärt sich daraus, daſs die
                                    											Zeit und der Weg nicht lang genug sind, um die Gase nicht absolut
                                    											durchzumischen, d.h. alle Molecule des
                                    											Stickoxydes mit solchen von Sauerstoff in Berührung zu bringen.
                              									aus dem Thurme und die Zusammensetzung der Nitrose ist die einer Auflösung von
                              									Nitrosylschwefelsäure in überschüssiger Schwefelsäure, ohne irgend erheblichen
                              									Gehalt an Salpetersäure. Hieraus geht hervor, daſs die Zusammensetzung der
                              									Stickstoffoxyde im Austrittsrohr aus den Kammern nach dem Thurm (abgesehen immer von
                              									dem indifferenten Stickoxydul) wenigstens empirisch = N2O3 sein muſs. Will man nun annehmen, daſs
                              									das wirklich vorhandene Oxyd des Stickstoffes nicht Salpetrigsäureanhydrid, sondern
                              									eine Mischung von genau 2 Mol. NO auf 1 Mol. N2O4 ist, so kann man es nicht erklären, warum der
                              									stets in erheblicher Menge (5 bis 7 Proc.) vorhandene Sauerstoff nicht das Stickoxyd
                              									oxydirt, was ja nach derselben Annahme stets bis zu N2O4 geschehen müſste. Hiernach müſsten
                              									also die Nitrosen stets eine dem als Nitrosylschwefelsäure vorhandenen Stickstoff
                              									gleiche Menge desselben als Salpetersäure, oder doch wenigstens von letzterer eine
                              									gröſsere Menge, enthalten, wenn man annehmen will, daſs die Oxydationswirkung sich nicht auf
                              									alle vorhandenen Molecüle erstrecke, was allerdings aus mechanischen Rücksichten
                              									wahrscheinlich wäre. Grade das Fehlen irgend erheblicher Mengen von Salpetersäure in
                              									normalen Nitrosen weist also darauf hin, daſs die salpetrige Säure als solche vorhanden war, nicht nur ein Gemenge von
                              									Stickoxyd und Untersalpetersäure; denn der stets vorhandene überschüssige Sauerstoff
                              									hätte auch das Stickoxyd selbst oxydiren müssen.
                           Der eben gemachte Schluſs kann aber keinesweges unbedingte Beweiskraft beanspruchen.
                              									Hierfür sind immerhin die Bedingungen in der Schwefelsäurekammer zu verwickelt, und
                              									es ist jedenfalls wünschenswerth die Wirkung des Sauerstoffes auf die salpetrige
                              									Säure experimentell unter einfacheren Bedingungen zu prüfen. Das einfachste Mittel
                              									hierzu schien mir dieses zu sein, mit salpetriger Säure in möglichst reiner Form zu
                              									arbeiten. Hierzu eignet sich aber nicht das gasförmige Gemisch, welches man durch
                              									Einwirkung von Stärke oder arseniger Säure auf Salpetersäure erhält; denn wenn auch
                              									bei Einhaltung eines Volumgewichtes der letzteren von 1,30 bis 1,35 ein Gas erhalten
                              									wird, welches mit Schwefelsäure reine Nitrosylschwefelsäure gibt, so ist doch dieses
                              									Gas nicht ganz frei von Stickoxyd darzustellen. Erst dann hört dieses völlig auf, zu
                              									erscheinen, wenn zugleich schon Untersalpetersäure mit auftritt, also bei Anwendung
                              									stärkerer Salpetersäure. Die erwähnte Schwierigkeit lieſs sich aber, wenn auch in
                              									etwas mühsamer Weise, dadurch beseitigen, daſs nur mit flüssigem, möglichst reinem
                              									Salpetrigsäureanhydrid gearbeitet wurde. Dieses wurde durch Einwirkung von arseniger
                              									Säure auf Salpetersäure von 1,35 spec. Gew., Abkühlen des Gases und Rectificiren
                              									erhalten. Das Gas, welches sich nach mäſsigem Erwärmen stürmisch entwickelt, so daſs
                              									man häufig mit kaltem Wasser kühlen muſste, wurde durch einen Thurm mit Stücken von
                              									arseniger Säure geleitet und passirte dann zunächst ein gläsernes U-Rohr, welches
                              									von auſsen durch Schnee gekühlt war; die sich hier condensirende Untersalpetersäure,
                              									gemischt mit etwas Salpetersäure, wurde weggeworfen. Dann passirte das Gas mehrere
                              									Condensations-U-Röhren mit Glashähnen und eine Glasschlange, welcher ganze Apparat
                              									durch Eis und Kochsalz in einem kalten Zimmer auf die Temperatur von –20° bis –22°
                              									gebracht wurde. Im geheizten Zimmer konnte man anfangs nur bis –16° kommen, bei
                              									welcher Temperatur sich noch gar keine salpetrige Säure verdichtete; erst durch
                              									Umgebung des ersten Gefäſses mit einem zweiten, gleichfalls mit Kältemischung
                              									gefüllten, kam man zum Ziel, wofür –18° als Maximaltemperatur erkannt wurde. Die
                              									condensirte blaugrüne Flüssigkeit wurde zwei bis drei Mal aus einer Vorlage in die
                              									andere rectificirt, indem man die erste aus der Kältemischung herausnahm und die
                              									zweite hineinsetzte; bisweilen wurde auch noch kaltes Wasser auf die erste getropft,
                              									aber die Destillation nie weiter getrieben, als bis die Hälfte der Flüssigkeit überdestillirt war.
                              									Selbst nach dreimaligem höchst vorsichtigem Rectificiren war die rein tiefblaue
                              									Flüssigkeit noch immer keineswegs reines Stickstofftrioxyd, obwohl die erste Vorlage
                              									durch das Bereifen von aussen zeigte, daſs ihre Temperatur unter 0° war; es erwies
                              									sich, wie man auch weiter unten sehen wird, daſs sie noch immer viel
                              									Untersalpetersäure enthielt, welche man nur dann fast völlig aushalten konnte, wenn
                              									man nur die Hälfte der Flüssigkeit, welche zuerst freiwillig verdunstete, benutzte.
                              									Jedenfalls aber konnte in diesen Flüssigkeiten kein Stickoxyd mehr vorhanden sein,
                              									das ja beim Condensiren in Gasform fortgehen muſste. Es wird sich zeigen, daſs der
                              									Erfolg der Experimente nicht davon abhängig war, ob die angewendete salpetrige Säure
                              									noch etwas Untersalpetersäure enthielt oder nicht; da nämlich stets ein
                              									Parallelversuch ohne Anwendung von Luft angestellt und das Resultat der Analyse
                              									unterworfen wurde, so muſste die Wirkung der Luft sich unter allen Umständen zeigen.
                              									Dagegen war es allerdings von Wichtigkeit, daſs kein freies Stickoxyd (abgesehen von
                              									dem durch Dissociation aus N2O3 entstehenden) vorhanden sei, weil dieses natürlich
                              									den zugeführten Sauerstoff zuerst aufgenommen und dessen Wirkung auf das dissociirte
                              										N2O3
                              									abgeschwächt, eventuell ganz aufgehoben haben würde. Aus diesem Grunde wurde eben
                              									die von Stickoxyd jedenfalls freie flüssige salpetrige Säure benutzt.Die Ursache, warum das rectifirte Product, wie übrigens schon Fritzsche bemerkt hat, immer noch
                                    											Untersalpetersäure enthielt, ist nach dem Resultate der später zu
                                    											beschreibenden Versuche vermuthlich die, daſs bei diesem Processe ein Theil der salpetrigen Säure sich zu
                                    											Stickoxyd und Untersalpetersäure dissociirt; die letztere verdichtet sich
                                    											zugleich mit der unveränderten salpetrigen Säure durch die Abkühlung in dem
                                    											Condensationsrohre, während das Stickoxyd in die Luft geht, was man auch
                                    											deutlich sehen konnte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 233, S. 68
                              
                           Die Versuche wurden nun in folgender Weise angestellt. Das Condensationsrohr a wurde in ein mit Eis gefülltes Gefäſs gesetzt, so
                              									aber, daſs man es aus dem Eise etwas herausheben konnte; ein von der Wasserleitung
                              									kommendes Kautschukrohr hing darüber, um nach Befinden Wasser (von etwa 10°)
                              									auftropfen zu können. Hierdurch konnte man einen ziemlich geregelten Strom von Gas
                              									erhalten; anfangs genügte stets das theilweise Herausheben aus dem Eise; später
                              									muſste man einzelne Tropfen Wasser aufflieſsen lassen. Oefters wurden mit dem Inhalt
                              									eines Condensationsrohres zwei, auch einmal drei Versuche hinter einander gemacht;
                              									aber man ging stets nur so weit, daſs die Hälfte der (stets noch tiefblauen)
                              									Flüssigkeit zurückblieb, welche dann als nicht mehr brauchbar ausgeschüttet wurde.
                              									An dem einen Hahn des Condensationsrohres war ein Gabelrohr b angesetzt, wobei, wie in allen übrigen Fällen, direct Glas auf Glas
                              									stieſs und das verbindende Kautschukrohr also den Gasen höchst wenig ausgesetzt war;
                              									auch wurde der Kautschuk jedesmal erneut. Durch das Gabelrohr wurde (mit Ausnahme
                              									des ersten Versuches) der Gasstrom stets so getheilt, daſs eine gewisse Menge
                              									desselben in eine leere Flasche c und dann in eine mit
                              									reiner concentrirter Schwefelsäure gefüllte Vorlage d,
                              									eine andere Menge desselben aber durch das mit ganz wenig Schwefelsäure von 1,70 sp.
                              									G. abgesperrte Röhrchen e streichen muſste. Der Zweck
                              									dieses Röhrchens war der, ein Zurücktreten von Luft in die Vorlagen c und d zu verhindern. Von
                              									hier trat der Gasstrom in das U-Rohr f seitlich durch
                              										g ein; das oben eingeschmolzene Rohr h, welches ein wenig über das seitliche Rohr g herunter ragte, diente zur Einführung von mit
                              									Schwefelsäure (in m und n)
                              									getrockneter Luft aus einem graduirten Glasgasometer. In dem anderen gleichfalls
                              									verengten Schenkel von f steckte ein Thermometer t, welches bis beinahe zum Boden hinabreichte und durch
                              									ein äuſserlich über beide gezogenes Kautschukröhrchen dicht gehalten wurde; aus h trat der Gasstrom wieder aus und gelangte jetzt in
                              									eine mit reiner Schwefelsäure von 1,84 sp. G. gefüllte Vorlage l. Das U-Rohr f, welches
                              										20cm lang war, stand in einem groſsen
                              									Becherglase oder einem tiefen Topfe und konnte durch Eis, warmes Wasser oder Oel auf
                              									verschiedene Temperaturen gebracht werden; das Thermometer i muſste die Temperatur der Gasmischung mit genügender Genauigkeit
                              									anzeigen. Man suchte durch Höher- und Tieferstellen der Vorlagen d und l, was die
                              									Eintauchungstiefe der Gasröhren veränderte, es einzurichten, daſs möglichst
                              									gleichviel Gas durch beide zu gleicher Zeit durchströmte, wobei man durch
                              									untergelegte Kartenblätter eine ziemlich genaue Regulirung erreichen konnte. Da alle
                              									Glasröhren von gleicher Weite waren, so konnte man einen recht guten Anhalt an der
                              									Zahl der durch d und das Absperrungsröhrchen e zu gleicher Zeit streichenden Gasblasen gewinnen.
                              									Durch die leere Flasche c und die Vorlage d lieſs man vor dem Beginne der Gasentwicklung einen
                              									anhaltenden Strom von trockener Kohlensäure streichen. Auf diese Weise konnte es
                              									erreicht werden, daſs man salpetriges Gas von genau gleicher Beschaffenheit einmal
                              									durch reine Schwefelsäure für sich absorbirte und zweitens daſselbe Gas mit
                              									gemessenen Mengen von Luft mischte, auf bestimmte Temperatur brachte und dann wieder der
                              									Absorption durch Schwefelsäure unterwarf. Indem nun beide salpetrige Schwefelsäuren
                              									der Analyse unterzogen wurden, konnte der durch die Einwirkung der Luft
                              									hervorgebrachte Unterschied genau festgestellt werden. Ein Controlversuch zeigte,
                              									daſs die Luft an und für sich beim Durchleiten durch salpetrige Schwefelsäure
                              									dieselbe nicht verändert; nachdem 2l trockene Luft
                              									von 17° durch etwa 50cc Nitrose durchgeleitet
                              									worden waren, zeigte diese ganz genau dieselbe Zusammensetzung wie vorher.
                           Ein anderer Controlversuch wurde angestellt, um zu ermitteln, ob nicht durch die
                              									Einwirkung eines Ueberschusses von trockener Luft auf Untersalpetersäure eine
                              									weitere Oxydation derselben stattfinden, also etwa kleine Mengen von
                              									Salpetersäureanhydrid gebildet werden können. Es wurde hierzu einige Cubikcentimeter
                              									möglichst reine, flüssige Untersalpetersäure, wie sie zu der später zu
                              									beschreibenden Versuchsreihe diente, und welche sogar noch (wie dort erwiesen)
                              									Spuren von Salpetersäure enthielt, in ein langschenkliges U-Rohr gegossen, so daſs
                              									die Biegung grade gesperrt war, und ein schneller Strom gut getrockneter Luft von
                              									15° durchgeleitet, welche natürlich die Untersalpetersäure zur Verdampfung brachte.
                              									Das Gemisch von Luft und Säuredampf wurde in reine Schwefelsäure von 1,84 sp. G.
                              									geleitet und diese letztere darauf analysirt. 1cc
                              									entwickelte im Nitrometer 10cc,48 NO = 6mg,57 Stickstoff, entsprechend 3mg,75 Sauerstoff (für Oxydation von N2O4 zu NO3H) oder 25mg,34
                              										N2O3. Zur
                              									Controle wurde eine Bestimmung nach der Eisenvitriolmethode gemacht. 5cc Chamäleon erforderten 5cc,3 der Säure bis zur Entfärbung. Zu der Lösung,
                              									welche jetzt allen Stickstoff als NO3H enthalten
                              									muſste, wurden 60cc Eisenvitriollösung (= 27cc,9 Chamäleon) gesetzt, im Ventilkolben gekocht
                              									und nach dem Erkalten bei Luftabschluſs zum Rücktitriren verbraucht 12cc,9 Chamäleon. Die übrigen 15cc,0 zeigen an 0mg,135 N2O5, also auf 1cc der Säure 25mg,47 N2O5, was mit der Nitrometeranalyse sehr gut stimmt und
                              										3mg,77 Sauerstoff auf die Untersalpetersäure
                              									geben würde. Zwei weitere Proben von je 10cc
                              									Chamäleon erforderten je 10cc,5 der Säure; also
                              									verbrauchte 1cc derselben 3mg,81 Sauerstoff, was, verglichen mit obiger Zahl
                              									von 3,75 oder 3,77, fast völlige Uebereinstimmung ergibt und, da eher etwas
                              									Sauerstoff zu viel als zu wenig verbraucht wurde, beweist, daſs von der
                              									Untersalpetersäure, N2O4, durchaus nichts zu Salpetersäureanhydrid, N2O5, oxydirt worden war. Im Ganzen betrug
                              									die Menge der zur Absorption verwendeten Säure 61cc; diese gebrauchen nach obigem 229mg
                              									Sauerstoff, um sämmtliche N2O4 in N2O5 zu verwandeln, während die angewendeten 1250cc Luft von 15° 331mg Sauerstoff, also einen Ueberschuſs davon enthielten.
                           Die Analysen wurden, ebenso wie die eben beschriebene, sämmtlich nach den von mir
                              									früher beschriebenen Methoden (1877 225 183. 285. 1878 228 448) ausgeführt,
                              									welche sich seitdem durch sehr viele Controlversuche als sehr zuverlässig erwiesen
                              									haben, selbstverständlich sorgsame Ausführung vorausgesetzt. Es wurde also einmal
                              									der Gesammtstickstoff durch Schütteln mit Quecksilber in Form von Stickoxyd mittels
                              									des Nitrometers gemessen; zweitens lieſs man die Säure in Halbnormal-Chamäleon bis
                              									zur Entfärbung einflieſsen und erfuhr dadurch den von ihr zur völligen Oxydation
                              									verbrauchten Sauerstoff. Da nun Salpetersäure gar keinen Sauerstoff,
                              									Untersalpetersäure auf 1 Mol. N2O4 1 Atom und salpetrige Säure auf 1 Mol. N2O3 2 At. Sauerstoff
                              									beansprucht, so kann man aus obigen Angaben ausmitteln, wieviel von diesen
                              									Stickstoffverbindungen gegenwärtig war. Untersalpetersäure ist zwar nicht als solche
                              									vorhanden, sondern spaltet sich in Berührung mit der concentrirten Schwefelsäure in
                              									gleiche Molecüle Salpetersäure und salpetrige Säure; aber da Salpetersäure von
                              									Anfang an nicht vorhanden war, so konnte man eben aus der gebildeten Menge derselben
                              									einen Rückschluſs auf die Untersalpetersäure ziehen, und ist deshalb die Berechnung
                              									gleich für letztere angestellt worden.
                           Es ist kaum nöthig zu erwähnen, daſs jede analytische Operation mindestens zweimal
                              									angestellt wurde, und daſs, wenn beide Resultate nicht völlig oder beinahe völlig
                              									(auf 0,1 bis 0cc,2) stimmten, noch mehr
                              									Beobachtungen angestellt wurden. Im Folgenden sind stets die so erhaltenen
                              									Mittelzahlen gegeben und alle Gasvolume (mit den angegebenen Ausnahmen) auf 0° und
                              										760mm Druck reducirt angegeben; auch sind die
                              									Nitrometerbeobachtungen sämmtlich auf 1cc der
                              									Absorptionssäure reducirt worden, obwohl in den meisten Fällen 2 bis 5cc wirklich angewendet wurden.
                           Wie schon erwähnt, wurde der erste Versuch in etwas verschiedener Weise angestellt
                              									und zwar so, daſs man ohne Theilung des Gasstromes denselben 1) unvermischt, dann 2)
                              									mit trockener Luft gemischt bei 16°, 3) wieder unvermischt in verschiedenen
                              									Portionen Schwefelsäure auffing. Dies geschah, ehe ich mich überzeugt hatte, daſs
                              									die condensirte Flüssigkeit auch nach mehrmaligem Rectificiren bei höchstens +3°
                              									noch immer keineswegs reines Salpetrigsäureanhydrid ist, und daſs man daher, um
                              									sicher zu gehen, den Gasstrom zu gleicher Zeit einmal
                              									für sich und dann mit Luft gemischt analysiren muſs; anderenfalls ändert das Gas
                              									seine Zusammensetzung ganz erheblich während des Versuches, wodurch dieser
                              									unbrauchbar wird. Ich führe das Resultat dieses ersten Versuches immerhin ebenfalls
                              									mit an; erstens, weil es eben einen Beleg für die erwähnte Schwierigkeit der
                              									Darstellung von ganz reiner salpetriger Säure gibt; zweitens, weil durch Analyse des
                              									reinen Gases vor und nach der Mischung desselben mit Luft doch jedenfalls ein
                              									ziemlich guter Anhalt für dessen Zusammensetzung während der Mischung mit Luft
                              									gewonnen wurde.
                           1. Versuch. a) Erste Portion (nur mit kaltem Wasser destillirt).
                              										1cc der Absorptionssäure liefert 13cc,88 NO, äquivalent mit 23mg,61 N2O3. – 20cc
                              									Halbnormal-Chamäleon (d.
                              									i. 1cc = 0mg,004
                              									activer Sauerstoff oder =0g,0095 N2O3) brauchen 8cc,2 Säure, 1cc
                              									der Säure demnach = 23mg,78 N2O3. Sauerstoff und
                              									Stickstoff stimmen also so gut wie völlig genau für die Formel N2O3.
                           b) Zweite Portion mit einem (ungemessenen) groſsen Ueberschusse
                              									von Luft von 160 gemischt, 1cc Säure liefert 11cc,19 NO = 19mg,04 N2O3. –
                              										20cc Chamäleon = 18cc,4 Säure, also 1cc 10mg,86 N2O3. Hiernach ist das zur Absorption
                              									gelangende Gas nicht mehr reines Stickoxyd, sondern ein Gemenge von 14 Mol. N2O3 auf 86 Mol. N2O4.
                           c) Dritte Portion. Unvermischtes Gas; muſste jedoch zuletzt schon
                              									durch Einstellen des Condensationsrohres in Wasser von 20° ausgetrieben werden, 1cc Säure = 22cc,00 NO = 37mg,42N2O3. – 20cc Chamäleon = 6cc,5 Säure; 1cc der letzteren also =
                              										30mg,77 N2O3. Das nicht mit Luft vermischte Gas bestand also
                              									jetzt schon aus 64,5 Mol. N2O3 auf 35,5 Mol. N2O4. Wenn wir (was freilich nicht genau
                              									zutreffen wird) annehmen, daſs das in der zweiten Portion verwendete Gas eine
                              									zwischen der von a und c mitten innestehende Zusammensetzung gehabt habe, so wäre
                              									diese 82,2 Mol. N2O3
                              									auf 17,8 Mol. N2O4
                              									gewesen, welches Verhältniſs nach der Mischung mit Luft sich nahezu umgekehrt
                              									fand.
                           2. Versuch. Das Gas wurde nur durch Auftröpfeln von kaltem Wasser
                              									aus dem Condensationsrohr ausgetrieben und aufgehört, sobald die Entwicklung unter
                              									diesen Umständen zu langsam vor sich ging. Das Rohr bereifte sich fortwährend stark
                              									von auſsen; es muſste also die Verdunstung der salpetrigen Säure die Temperatur
                              									inwendig auf unter 0° halten. Der Gasstrom wurde hier, wie in allen späteren
                              									Versuchen, in der oben beschriebenen Weise gespalten und gleichzeitig a) ohne
                              									Mischung mit Luft, b) gemischt, mit solcher an Schwefelsäure von 1,84 sp. G.
                              									aufgefangen.
                           a) Unermischtes Gas. 5cc
                              									Absorptionssäure = 29cc,93 NO == 50mg,90 N2O3, also 1cc =
                              										10mg,18 N2O3. 2cc = 12cc,00 NO = 20mg,39 N2O3,
                              									also 1cc = 10mg,19 N2O3. –
                              										20cc Chamäleon = 18cc,7 Säure, also 1cc = 10mg,16 N2O3. Demnach ist dieses Gas so gut wie
                              									reines Stickstofftrioxyd.
                           b) Gas mit 2250cc Luft bei 17°
                              									gemischt, 1cc der Absorptionssäure = 2cc,27 NO == 3mg,858 N2O3. –
                              										5cc Chamäleon = 22cc,8 Säure, 1cc der letzteren also =
                              										2mg,083 N2O3. Demnach sind vorhanden 8 Mol. N2O3 auf 92 Mol. N2O4. Gesammtvolum
                              									der Säure 70cc, welche nach obiger Bestimmung bei
                              									18° 181cc,3 Stickoxyd ausgeben würdenHier, wie bei allen folgenden Berechnungen ist die Menge des Stickoxydes,
                                    											welche der gesammten Absorptionssäure entspricht, nicht auf 0° und 760mm Druck reducirt, sondern so, wie bei der
                                    											gewöhnlichen Temperatur beobachtet, in Rechnung gestellt. Dies ist nöthig,
                                    											da auch die Luftmenge im Gasometer bei derselben Temperatur gemessen
                                    											wurde.; davon kann aber, wenn N2O3 wirklich ganz zu NO und N2O4 dissociirt ist,
                              									nur die Hälfte = 90cc,6 sich durch die Luft weiter
                              									oxydiren und wird wiederum sein halbes Volum = 45cc,3 Sauerstoff dazu brauchen. Zugeführt wurde nun 2250cc Luft = 472cc
                              									Sauerstoff von 170, also über zehnmal so viel, als zur völligen Verwandlung in N2O4 erforderlich.
                              									Unter diesen Umständen wurde aber doch nur 92 Procent der salpetrigen Säure zu N2O4 oxydirt.
                           3. Versuch. Gas nur mit kaltem Wasser ausgetrieben.
                           a) Gas für sich absorbirt. 1cc
                              									der Säure = 5cc,14 NO = 8mg,748 N2O3. –.10 Chamäleon = 10cc,9 Säure; 1cc = 8mg,72 N2O3, also liegt so gut wie reines Stickstofftrioxyd
                              									vor.
                           b) Gas mit 600cc Luft von 15°
                              									gemischt, 1cc der Absorptionssäure = 3cc,62 NO = 6mg,156 N2O3. –
                              									10 Chamäleon = 19cc,9 Säure; 1cc = 4mg,750
                              										N2O3. Also
                              									wirklich vorhanden 54,3 Mol. N2O3 und 45,7 Mol. N2O4. Im Ganzen vorhanden 70cc Säure = 280cc
                              									NO; hiervon kann sich die Hälfte = 140 oxydiren, wozu 70cc Sauerstoff erforderlich sind; vorhanden waren aber 600cc Luft = 126cc
                              									Sauerstoff, oder fast doppelt so viel als nöthig.
                           4. Versuch. Daſselbe Condensationsrohr mit flüssiger salpetriger
                              									Säure wie das vorige Mal benutzt, also nicht mehr das frischeste Gas erhalten, wie
                              										auch die Analyse a
                              									ergibt, obwohl nur kaltes Wasser zur Austreibung angewendet wurde.
                           a) Unvermischtes Gas. 1cc Säure
                              									= 13cc,58 NO (corrigirt) == 23mg,09 N2O3. – 10 Chamäleon = 4cc,35 Säure; 1cc = 21mg,80 N2O3. Also vorhanden 90 Mol. N2O3 auf 10 N2O4.
                           b) Gemischt mit 1100cc Luft; das
                              									Ganze auf einer Temperatur von 60 bis 70° erhalten, 1cc = 5cc,52 NO (corrigirt) = 9mg,39 N2O3. 10 Chamäleon = 12cc,35 Säure; 1cc Säure = 7mg,69 N2O3, d.h. 63,8 Mol. N2O3 auf 36,2 Mol. N2O4. Gesammtvolum
                              									der Säure = 100cc = 552cc NO; ½ davon oxydirbar = 276, braucht 138cc Sauerstoff. Vorhanden 232cc Sauerstoff, also 1,7 mal so viel als nöthig;
                              									trotzdem nur verhältniſsmäſsig geringe Oxydation.
                           5. Versuch. a) Unvermischtes Gas. 1cc Säure = 4cc,15 NO (corrigirt) = 7mg,06 N2O3. – 10 Chamäleon = 13cc,6 Säure; 1cc = 6mg,98 N2O3, also vorhanden 97,8 Mol. N2O3 auf 2,2 Mol.
                              										N2O4.
                           b) Gemischt mit 1500cc Luft;
                              									Temperatur im U-Rohre 61 bis 63°. 1cc Säure = 5cc,15 NO = 8mg,74 N2O3. –
                              										10cc Chamäleon = 15cc,9 Säure; 1cc
                              									Säure = 5mg,97 N2O3. Also 36,6 Mol. N2O3 auf 63,4 Mol.
                              										N2O4. Zusammen
                              										70cc Säure = 420cc NO, wovon ½ = 210 brauchen 105cc
                              									Sauerstoff; vorhanden 1500cc Luft = 315cc Sauerstoff, also genau 3mal so viel als
                              									nöthig.
                           6. Versuch. a) Unvermischtes Gas. 1cc Säure = 5cc,19 NO = 8mg,87 N2O3. – 10 Chamäleon = 11cc,35 Säure; 1cc Säure = 8mg,37 N2O3; also vorhanden 88,7 Mol. N2O3 auf 11,3 N2O4. (Diese Probe
                              									war aus demselben Condensationsrohre nach der vorigen erhalten worden).
                           b) Gemischt mit 600cc Luft;
                              									Temperatur der Mischung constant 60,50. 1cc Säure
                              									= 4cc,4 NO = 7mg,21 N2O3. –
                              									10 Chamäleon = 16cc,1 Säure; 1cc Säure = 5mg,90 N2O3.
                              									Also 63,8 Mol. N2O3
                              									auf 36,2 N2O4.
                              									Zusammen 90cc Säure = 423cc NO; ½ davon braucht 106cc Sauerstoff gegenüber 126cc, welche in 600cc Luft enthalten sind.
                           7. Versuch. a) Vermischtes Gas. 1cc Säure = 10cc,23 NO = 17mg,40 N2O3. – 10 Chamäleon = 7cc,2 Säure; 1cc Säure = 13mg,2 N2O3. Also nur 51,7 N2O3 auf 48,3 N2O4. (Dies rührt davon her, daſs hierzu
                              									die letzte Portion des schon in den beiden vorigen Versuchen benutzten
                              									Condensationsrohres abdestillirt wurde.)
                           b) Gemischt mit 750cc Luft; das
                              									Gemisch durch Umgebung mit Eiswasser auf 40 erhalten, 1cc Säure = 3cc,93 NO = 6mg,68 N2O3. – 10 Chamäleon = 20cc,4 Säure; 1cc Säure = 4mg,65 N2O3. Also vorhanden 39 Mol. N2O3 auf 61 N2O4. Im Ganzen 85cc Säure = 368cc
                              									NO; brauchen 92cc Sauerstoff, gegenüber 157cc, vorhanden in 750cc Luft.
                           8. Versuch. a) Unvermiseht. 1cc
                              									Säure = 1cc,76 NO = 3mg,00 N2O3. – 5 Chamäleon = 15cc,6 Säure; 1cc Säure = 3mg,04 N2O3, also reines N2O3 vorhanden.
                           b) Gemischt mit 900cc Luft =
                              										189cc Sauerstoff; Temperatur auf 3,50
                              									erhalten, 1cc Säure = 2cc,52 NO = 4mg,28 N2O3. –
                              									5 Chamäleon = 13mg,4 N2O3; 1cc
                              									= 3mg,55 N2O3. Also 65,9 Mol. N2O3 auf 34,1 Mol. N2O4. Im Ganzen 75cc Säure = 214cc
                              									NO, brauchen 54cc Sauerstoff (vorhanden 181).
                           9. Versuch. a) Unvermischt. 1cc
                              									Säure = 3cc,05 NO = 5mg,19 N2O3. – 10 Chamäleon = 18cc,5 Säure; 1cc derselben = 5mg,135 N2O3. Also 97,7 Mol. N2O3 auf 2,3 Mol. N2O4.
                           b) Gemischt mit 780cc Luft =
                              										163cc Sauerstoff; Temperatur 17,50. 1cc Säure = 1cc,33 NO = 2mg,26 N2O3. – 5 Chamäleon =
                              										34cc,5 Säure; 1cc = 1mg,373 N2O3. Also 21,2 Mol. N2O3 auf 78,8 Mol.
                              										N2O4. Im Ganzen
                              										93cc Säure = 140cc NO, braucht 35cc Sauerstoff
                              									(vorhanden 159).
                           10. Versuch. a) Unvermischt. 1cc
                              									Säure = 2cc,77 NO = 4mg,71 N2O3. 10 Chamäleon = 21cc,8 Säure; 1cc = 4mg,358
                              										N2O3. Also 85
                              									Mol. N2O3 auf 15
                              										N2O4.
                           b) Gemischt mit 820cc Luft (=
                              										172cc Sauerstoff). Temperatur im Oelbade auf
                              									102 bis 105° gehalten, 1cc Säure = 1cc,51 NO = 2mg,57 N2O3. –
                              									5 Chamäleon = 30cc,5 Säure; 1cc = 1mg,56 N2O4. Also 21,4 Mol.
                              										N2O3 auf 78,6
                              									Mol. N2O4. Im Ganzen
                              										93cc Säure = 158cc NO, braucht 39,5 Sauerstoff; vorhanden 172.
                           
                           11. Versuch. a) Unvermischt. 1cc
                              									= 3cc,05 NO = 5mg,19 N2O3. – 10 Chamäleon = 18cc,6 Säure; 1cc derselben = 5mg,09 N2O3. Also 96,2 Mol. N2O3 auf 3,8 Mol. N2O4.
                           b) Vermischt mit 700cc Luft = 147cc Sauerstoff;
                              									Temperatur auf 152 bis 155° gehalten, 1cc Säure ==
                              										1cc,59 NO = 2mg,71 N2O3. – 5 Chamäleon = 26cc,1 Säure; 1cc = 1mg,82 N2O3; also 34,3 Mol.
                              										N2O3 auf 65,7
                              									Mol. N2O4. Im Ganzen
                              										90cc Säure = 162cc NO; braucht 40cc,5 Sauerstoff,
                              									wogegen vorhanden sind 147cc.
                           Tabellarische Zusammenstellung.
                           
                              
                                 Versuchsnummer
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 6
                                 7
                                 8
                                 9
                                 
                              
                                 UnvermischtesGas
                                 Sauerstoffmenge
                                 Ver-hältniſs\frac{b}{a}
                                 Zusammensetzung nach derMischung
                                    											mit Luft
                                 Tem-peraturderMischung
                                 
                              
                                 Molecüle
                                 nöthig
                                    											zurvölligenUm-wandlung
                                 wirklichvor-handen
                                 MolecüleN2O3
                                 MolecüleN2O4
                                 Vom ur-sprünglichenN2O3
                                    											istvorhanden
                                 
                              
                                 N2O3
                                 N2O4
                                 in N2O4
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 a
                                 b
                                 
                                 
                                 
                                 Proc.
                                 
                                 
                              
                                 1
                                 a) 100b)   64,5
                                  035,5
                                 –
                                 –
                                 –
                                 14,0
                                 86,0
                                 17
                                 16°
                                 
                              
                                 2
                                 100
                                 0
                                   45
                                 472
                                 10,5
                                   8,0
                                 92,0
                                   8
                                 17
                                 
                              
                                 3
                                 100
                                 0
                                   70
                                 126
                                   1,8
                                 54,3
                                 45,7
                                 54
                                 15
                                 
                              
                                 4
                                   90
                                 10   
                                 138
                                 232
                                   1,7
                                 63,8
                                 36,2
                                 71
                                 70
                                 
                              
                                 5
                                      97,8
                                   2,2
                                 105
                                 315
                                   3,0
                                 36,6
                                 63,4
                                 37
                                 61 bis 63
                                 
                              
                                 6
                                      88,7
                                 11,3
                                 106
                                 126
                                   1,2
                                 63,8
                                 36,2
                                 72
                                 60,5
                                 
                              
                                 7
                                      51,7
                                 48,3
                                   92
                                 157
                                   1,7
                                 39,0
                                 61,0
                                 75
                                   4
                                 
                              
                                 8
                                 100
                                   0
                                   54
                                 189
                                   3,5
                                 65,9
                                 34,1
                                 66
                                   3,5
                                 
                              
                                 9
                                      97,7
                                   2,3
                                   35
                                 163
                                   4,7
                                 21,2
                                 78,8
                                 22
                                 17,5
                                 
                              
                                 10
                                   85
                                 15   
                                      39,5
                                 172
                                   4,3
                                 21,4
                                 78,6
                                 25
                                 102–105
                                 
                              
                                 11
                                      96,2
                                   3,8
                                      40,5
                                 147
                                   3,6
                                 34,3
                                 65,7
                                 36
                                 152–155
                                 
                              
                           Geordnet nach den Sauerstoffmengen
                              									(Spalte 5):
                           
                              
                                 Sauerstoffverhältniſs zu
                                    											demtheoretisch nöthigen
                                 1,2
                                 1,7
                                 1,7
                                 1,8
                                 3,0
                                 3,5
                                 3,6
                                 4,3
                                 4,7
                                 10,5
                                 
                              
                                 Unverändertes N2O3
                                 72
                                 71
                                 75
                                 54
                                 37
                                 66
                                 36
                                 25
                                 22
                                  8 Proc.
                                 
                              
                                 Temperatur der Mischung
                                 60,5
                                 70
                                 4
                                 15
                                 62
                                 3,5
                                 153
                                 103
                                 17,5
                                 17°.
                                 
                              
                           Die genaue Betrachtung dieser Tabelle, namentlich der Spalten 5, 8 und 9 führt zu
                              									folgenden Schlüssen:
                           1) Das Salpetersäureanhydrid wird beim Verdampfen theilweise dissociirt; jedoch eine
                              									völlige Dissociation desselben ist weder durch Vermischung mit einem ungemein
                              									groſsen Luftüberschusse (Versuch 2), noch durch Anwendung höherer Temperaturen
                              									(Versuch 10 und 11) zu erreichen. In den meisten Fällen bleibt ein sehr ansehnlicher
                              									Theil, bis zu drei Vierteln, unzersetzt, welcher also im dampfförmigen Zustande als
                              										N2O3 existiren
                              									muſs, da in allen Fällen weit mehr Sauerstoff als nöthig zur völligen Oxydation bis
                              									zu N2O4 und längere
                              									Berührung mit demselben gegeben war.
                           2) Ein Steigen des Bestrebens zur Dissociation mit wachsendem Luftüberschusse ist
                              									nicht zu verkennen; doch kommt ausnahmsweise bei 3,5 fächern Sauerstoff noch 66
                              									Procent unverändertes N2O3 vor (Versuch 8).
                           3) Ein bestimmter Eiufluſs der Temperatur auf die Dissociation der salpetrigen Säure
                              									läſst sich nicht nachweisen. Allerdings zeigen die beiden bei 4° und 3,5° vorgenommenen Versucher 7 und 8
                              									eine auffallend groſse Menge unverändertes N2O3 (75 und 66 Proc), der letztere sogar bei 3,5facher
                              									Sauerstoffzufuhr; aber bei ungefähr gleicher Sauerstoffzuleitung ist kein
                              									erheblicher Dissociationsunterschied zwischen Temperaturen von 15,70 und 4° (Versuch
                              									3, 4 und 7), oder 62 und 153° (Versuch 5 und 11), oder 17 und 103° (Versuch 9 und
                              									10) zu entnehmen.
                           4) Zusammengehalten mit der oben erwähnten Erscheinung, wonach beim Rectificiren der
                              									salpetrigen Säure auch bei 0° im Condensator eine bedeutende Menge von
                              									Untersalpetersäüre vorhanden ist, während Stickoxyd fortgeht, kann man aus den
                              									beobachteten Thatsachen schlieſsen, daſs das Stickstofftrioxyd allerdings in
                              									Dampfform bestehen kann, und zwar noch bei Temperaturen von 150°, daſs es aber in
                              									dieser Form ein gewisses Bestreben zur Dissociation hat, welche durch die Gegenwart
                              									von Luft (Sauerstoff) gesteigert wird, wie man von vornherein erwarten kann.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)