| Titel: | Umsteuerungsmechanismus für Dampfmaschinen. | 
| Autor: | M. | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 112 | 
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                        Umsteuerungsmechanismus für
                           								Dampfmaschinen.
                        Mit einer Abbildung auf Tafel 13.
                        J. Dingler's Umsteuerungsmechanismus für
                           								Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die von der Dingler'schen Maschinenfabrik in Zweibrücken patentirte
                              									Umsteuerungsvorrichtung (* D. R. P. Nr. 4296 vom 28. Mai 1878) ist für groſse
                              									Maschinen bestimmt, deren Steuerungswelle nicht mehr direct von Hand umgestellt
                              									werden kann, sondern durch einen Hilfscylinder mittels Dampfkraft bewegt werden
                              									muſs. Es geschieht dies, wie aus Fig. 6 Taf.
                              									13 ersichtlich, indem auf die Reversirwelle w ein Hebel
                              									aufgesetzt ist, welcher von einem Kreuzkopfe bewegt wird, der einerseits mit dem
                              									Dampfcylinder, andererseits mit einem Bremscylinder in Verbindung steht (links
                              									bezieh. rechts in Fig. 6). Der
                              									Bremscylinder dient dazu, eine allzu rasche Bewegung des Dampfkolbens zu hindern,
                              									und ist vollständig mit Wasser, Oel oder einer ähnlichen Flüssigkeit gefüllt, welche
                              									bei jeder Bewegung des Kolbens vom einen zum anderen Cylinderende geschoben wird,
                              									auf diesem Weg eine Hahnöffnung passirt und so der Bewegung einen beliebig
                              									regulirbaren Widerstand entgegensetzt. Der Dampfcylinder andererseits ist in Fig.
                                 										6 für eine Ventilsteuerung construirt, kann jedoch beliebig gesteuert
                              									werden, da es sich nur um die Anordnung der Verbindung zwischen dessen Steuerung und
                              									dem zur Umkehrung dienenden Hebel H handelt. Diese
                              									Verbindung ist so angeordnet, daſs einer jeweiligen Winkelbewegung des Handhebels
                              										H eine genau proportionale des auf der
                              									Reversirwelle w aufgesteckten Hebels entspricht, so
                              									daſs der Maschinist grade so manipulirt, als ob er direct die Reversirwelle w in Bewegung versetzen könnte.
                           
                           Zu diesem Zwecke greift die Zugstange v, welche die
                              									Ventilhebel des Hilfscylinders bewegt, am einen Ende eines doppelarmigen Hebels an,
                              									dessen anderes Ende durch eine Zugstange z mit dem
                              									Bewegungshebel der Reversirwelle w verbunden ist.
                              									Zwischen diesen beiden Punkten wirkt die vom Handhebel kommende Reversirstange r. Nehmen wir an, daſs dieselbe in der Richtung des
                              									Pfeiles nach rechts verschoben würde, so geht die Stange v gleichfalls nach rechts, indem sich der doppelarmige Hebel an seinem
                              									unteren Ende um den Angriffspunkt der Stange z, welche
                              									vermöge ihrer Verbindung mit dem Hebel der Reversirwelle vorläufig unbeweglich
                              									bleibt, als Fixpunkt dreht. In Folge der Rechtsbewegung der Stange v öffnen sich das linke Einströmventil und das rechte
                              									Ausströmventil des Hilfscylinders, der Dampfkolben geht nach rechts und mit ihm die
                              									Reversirwelle und deren Hebel in derselben Richtung. Nun aber wird auch die Stange
                              										z nach rechts mitgenommen und schwingt dem zufolge
                              									der doppelarmige Hebel nunmehr, um den Bolzen der Reversirstange r als Fixpunkt, mit seinem oberen Ende nach links und
                              									mit ihm die Ventilzugstange v, bis sie endlich wieder
                              									in ihre der Zeichnung entsprechende Lage gekommen ist, bei welcher die Ventile
                              									geschlossen sind. Daſs dies genau in dem Moment geschieht, wo die Reversirwelle die
                              									dem Handhebel entsprechende Verdrehung gemacht hat, läſst sich durch passend
                              									gewählte Hebelverhältnisse leicht erzielen, und daſs der Dampfcylinder nach
                              									Abschluſs der Ventile sofort stillsteht, wird durch die Widerstände des
                              									Bremscylinders erreicht, läſst sich übrigens noch sicherer dadurch bewirken, daſs
                              									auch der Bremscylinder eine Steuerung erhält, welche direct mit derjenigen des
                              									Dampfcylinders verbunden wird.
                           Wie aus der Zeichnung ersichtlich ist, steht die Reversirstange r nicht direct mit dem Handhebel in Verbindung, sondern
                              									durch Vermittlung eines Winkelhebels, der mit einem Gleitstück einen vom Handhebel
                              									verschiebbaren Keil übergreift. Hierdurch wird der Handhebel von dem Rückstoss der
                              									Steuerung, welche beim Schwingen des Doppelhebels um das als momentanen Fixpunkt
                              									dienende Ende der Reversirstange r erfolgt, völlig
                              									entlastet.
                           Die Dingler'sche Anordnung hat principiell einige
                              									Aehnlichkeit mit der in Paris 1878 ausgestellt gewesenen Reversirvorrichtung von Ch. Beer in Jemeppes (* 1879 232 389) und theilt mit dieser den Vorzug allgemeiner Anwendbarkeit,
                              									während ältere Constructionen, wie beispielsweise die von Danek 1873 in Wien ausgestellte (*1874 212 88),
                              									nur mit Schiebern und nicht mit Ventilen ausgeführt werden können.
                           
                              
                                 M.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
