| Titel: | Bestimmung des Schwefels in den Producten der Eisen-Industrie, den Erzen und den Brennmaterialien; von A. Rollet zu Creuzot. | 
| Autor: | A. Rollet zu Creuzot | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 124 | 
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                        Bestimmung des Schwefels in den Producten der
                           								Eisen-Industrie, den Erzen und den Brennmaterialien; von A. Rollet zu Creuzot.
                        Aus dem Französischen von Ingenieur J. Ott, Neunkircher Eisenwerk.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 15.
                        Rollet's Bestimmung des Schwefels in Eisen, Erzen u.
                           								dgl.
                        
                     
                        
                           Die Bestimmung des Schwefels in den Producten, Erzen und Brennmaterialien der
                              									Eisenindustrie ist nach den seither gebräuchlichen Methoden im Allgemeinen gut oder
                              									doch wenigstens verhältniſsmäſsig sicher, wenn die zu untersuchenden Substanzen eine
                              									ziemliche Menge Schwefel enthalten. Trotzdem werden bei der Bestimmung des Schwefels
                              									in Kohlen und Kokes, die doch eine verhältniſsmäſsig bedeutende Menge desselben
                              									enthalten, selten einigermassen vergleichbare Resultate erzielt. Es ist dies jedoch
                              									noch viel schwieriger bei Materialien, die nur geringe Mengen oder Spuren davon
                              									enthalten, wie Qualitätsroheisen, Walzeisen und Stahl. Es sind dazu die bisher
                              									gebräuchlichen Methoden vollständig ungenügend; sie geben weder annähernd richtige,
                              									noch unter sich vergleichbare Resultate. Bei der Wichtigkeit des Einfluſses, den der
                              									Schwefel auf die Qualität des Roheisens und namentlich des Eisens und Stahles hat,
                              									war es jedoch von besonderem Interesse, eine völlig sichere Bestimmungsmethode
                              									desselben zu besitzen. Diese Sicherheit gibt nachstehend beschriebener Methode den
                              									Hauptwerth; nebenbei bietet sie noch den Vortheil, daſs sie sehr schnell und leicht
                              									ausführbar ist.
                           
                           Die früher allgemein angewendete Methode der Bestimmung des
                              									Schwefels in Roheisen, Eisen und Stahl durch Auflösung des Metalles in oxydirenden
                              									Säuren und nachheriger Fällung der gebildeten Schwefelsäure durch eine Barytsalz gab
                              									sehr unsichere Resultate. Zunächst war man in Ungewiſsheit über die vollständige
                              									Oxydation des Schwefels, dann über die Herkunft der gebildeten Schwefelsäure, ob
                              									alle verwendeten Reagentien frei von derselben waren, und schlieſslich noch über die
                              									Reinheit des Niederschlages.
                           Es wurde daher dieses Verfahren meistens ersetzt durch ein
                              									anderes, welches auf der falschen Voraussetzung beruhte, daſs durch Auflösung des
                              									Metalles in nicht oxydirenden Säuren aller Schwefel in
                              									Schwefelwasserstoff übergeführt werde. So gründeten mehrere Chemiker, von der
                              									Richtigkeit dieser Ansicht überzeugt, darauf ihre Bestimmungsmethode. Rivot empfahl, das Metall in Chlorwasserstoffsäure
                              									aufzulösen und das entwickelte Gas in eine ammoniakalische Lösung von Kupferchlorür
                              									zu leiten. Das gefällte Schwefelkupfer wurde dann entweder direct gewogen und der
                              									Schwefel daraus berechnet, oder aber in Königswasser aufgelöst und dann die
                              									Schwefelsäure als schwefelsaurer Baryt niedergeschlagen. Eggertz empfahl eine Vergleichung der Gröſse der auf kleinen Silberplatten
                              									hervorgebrachten Flecken, welche durch das bei Auflösung von 0g,1 Metall in 2cc verdünnte Schwefelsäure entwickelte Gas entständen. Kürzlich noch
                              									empfahl Boussingault (*1876 222 447), das Metall durch verdünnte Schwefelsäure aufzulösen und das
                              									entwickelte Gas durch eine verdünnte Lösung von schwach angesäuertem Silbernitrat
                              									streichen zu lassen. Der erhaltene Niederschlag von Schwefelsilber wurde geglüht und
                              									der Schwefel aus dem Gewicht des erhaltenen Silbers berechnet.
                           Diese beiden ziemlich allgemein benutzten Methoden gaben für dieselbe Probe annähernd
                              									übereinstimmende, jedoch ungenaue Resultate. In der That wechselt bei der einen wie
                              									bei der anderen Methode die Menge des als Schwefelwasserstoff entwichenen Schwefels
                              									nach dem Gehalt an übrigen Bestandtheilen der der Analyse unterworfenen Probe. Von
                              									allen diesen Bestandtheilen scheint der Kohlenstoff den gröſsten Einfluſs auf die
                              									Entwicklung des Schwefelwasserstoffes zu haben. Je mehr Kohlenstoff der zu
                              									untersuchende Körper enthält, desto weniger Schwefelwasserstoff wird gebildet. Zudem
                              									ist das nach der Methode Boussingault's
                              									niedergeschlagene Silber nicht ausschlieſslich durch Schwefelwasserstoff gefällt,
                              									sondern sehr häufig wird die gröſste Menge niedergeschlagen durch die in dem
                              									reducirenden Gasstrome enthaltenen Wasserstoffverbindungen. Der dabei nicht als
                              									Schwefelwasserstoff entwickelte Schwefel scheint in Verbindung von Wasserstoff und
                              									Kohlenstoff' zu entweichen.
                           Von der Richtigkeit des so eben Angeführten kann man sich praktisch leicht überzeugen
                              									und die wechselnde Menge des Schwefels, welche bei der Auflösung von Kohlenstoff
                              									haltigem Eisen in nicht oxydirenden Säuren als Schwefelwasserstoff entweicht,
                              									feststellen. Es genügt hierzu, den Schwefel in dem Roheisen und dem daraus
                              									hergestellten Bessemerstahl im Augenblick seiner gröſsten Entkohlung, d.h. vor
                              									Zusatz Mangan haltigen Roheisens, zu bestimmen. Es kommt alsdann sowohl bei der
                              									Methode von Eggertz, wie bei der von Boussingault vor, daſs der Schwefelgehalt der
                              									Stahlprobe das 3- bis 4 fache beträgt von dem des Roheisens, was doch, da aller
                              									Schwefel ausschlieſslich von Roheisen herrührt, unmöglich ist. Die Ueberführung des
                              									in dem unreinen
                              									Schwefelsilber enthaltenen Schwefels in Barytsulfat beeinfluſst auch nichts
                              									wesentlich in dieser Beziehung.
                           Leitet man hingegen die durch die Einwirkung von verdünnter Schwefelsäure oder
                              									Chlorwasserstoffsäure auf Roheisen und Stahl erzeugten Gase durch eine rothglühende
                              									Porzellanröhre, so findet eine Zersetzung der Wasserstoff-, Kohlenstoff- und
                              									Schwefelverbindungen statt, nach welcher die ganze Menge des Schwefels als
                              									Schwefelwasserstoff entweicht, dessen Schwefel alsdann durch eine Auflösung von
                              									Silbernitrat zurückgehalten werden kann. Hierbei ist es jedoch nothwendig, zu dem
                              									durch die Reaction der Säure auf das Metall gebildeten Wasserstoff einen weiteren
                              									Wasserstoffstrom zuzuleiten, einestheils um alle Schwefelverbindungen aus der
                              									Porzellanröhre zu entfernen, anderntheils um einen groſsen Ueberschuſs von
                              									Wasserstoff im Verhältniſs zum Schwefel zu haben. Verfährt man auf diese Weise, so
                              									wird man finden, daſs die jetzt gefundene Menge Schwefel, bezieh. niedergeschlagenes
                              									Silber, bedeutend gröſser ist, als die gefunden und niedergeschlagen wurde durch
                              									dieselben Gase, welche der höheren Temperatur nicht ausgesetzt waren. Ebenso ergibt
                              									sich, daſs der Gehalt des Schwefels im Roheisen gröſser ist als in dem aus demselben
                              									erzeugten Stahl – eine Thatsache, die allem bisher Bekannten entspricht, da die
                              									Menge des durch die Schlacke abgeführten Schwefels bedeutend gröſser als umgekehrt,
                              									das Ausbringen beim Proceſs sich durch den Abbrand vermindert, wie auch weiter noch
                              									Schwefel durch die Verbrennungsgase abgeführt wird.
                           Die genaue Bestimmung des Schwefels in den Erzen und als solche behandelten Schlacken
                              									bietet weniger Interesse, da hier nicht dieselbe Genauigkeit verlangt wird wie bei
                              									Roheisen, Eisen und Stahl. Die bis jetzt gebräuchlichen Methoden geben hier
                              									allerdings genügende Resultate, da die dabei unterlaufenden Fehler doch nicht von
                              									groſsem Einfluss sind, vorausgesetzt natürlich, daſs sie eine gewisse Grenze nicht
                              									überschreiten. Der Hauptschwefelgehalt der Hohofenbeschickung rührt, wenn nicht
                              									besonders schwefelhaltige Erze verwendet werden, ja doch von Koke her. Immerhin
                              									jedoch bietet nachfolgende Methode auch hier manchen Vortheil, da sie bei gröſserer
                              									Genauigkeit doch einfacher und schneller durchzuführen ist. Wir wenden sie sowohl
                              									zur Bestimmung des Schwefels in der Hohofenschlacke, wie bei den Kohlen und Kokes
                              									an, wie sie ebenso zur Bestimmung des Schwefels in den Gasen benutzt werden kann.
                              									Ueberhaupt läſst sie sich nach einigen Abänderungen auf alle Producte anwenden.
                           Beschreibung der Methode. Die seit fast 2 Jahren auf den
                              									Werken des Creuzot eingeführte Methode beruht darauf, daſs der Schwefel der zu
                              									untersuchenden Substanz zuerst in Schwefelwasserstoff verwandelt und dann als
                              									Schwefelsilber niedergeschlagen wird. Aus dem Gewicht des letzteren wird der Schwefel
                              									berechnet. Es ist dabei der Vortheil gewährt, einen verhältniſsmäſsig schweren
                              									Niederschlag zu haben, wie auch dieser Niederschlag selbst sehr leicht zu
                              									controliren ist. Die Ueberführung des Schwefels in Schwefelwasserstoff geschieht
                              									durch Erhitzen der Substanz in einer Porzellanröhre bis zur oxydirenden Rothglut,
                              									während gleichzeitig ein Gasgemisch von ¾ Wasserstoff und ¼ Kohlensäure
                              									durchgeleitet wird.
                           Vor Uebergang zur Beschreibung der Methode, wie solche für jeden einzelnen Fall
                              									anzuwenden ist, wird es vielleicht nicht ohne Interesse sein, die Wirkung anzugeben,
                              									welche nach gemachten Versuchen reines trockenes Wasserstoffgas allein in der
                              									Rothglut auf die Entschwefelung einzelner Substanzen, welche in der Eisenindustrie
                              									Verwendung finden, hat, wie auch zu zeigen, zu welchem Zwecke Kohlensäure mit dem
                              									Wasserstoffgas gemischt werden soll.
                           Entschwefelung durch reines trockenes
                                 										Wasserstoffgas. Auf Walzeisen: Vollständige Entschwefelung in sehr kurzer
                              									Zeit.
                           Auf weiſses Roheisen und Stahl:
                              									Langsame Entschwefelung, welche der Entfernung des Kohlenstoffes folgt und später
                              									eine vollständige wird.
                           Auf graues Roheisen: Zuerst sehr
                              									langsame Entschwefelung, welche später stärker wird in dem Masse, als der Graphit in
                              									gebundenen Kohlenstoff übergeführt und dieser dann langsam vom Wasserstoff
                              									weggeführt wird.
                           Auf Erze, Schlacken, Kalksteine u.
                                 										dgl.: Theilweise Entschwefelung, welche um so früher aufhört, je mehr die
                              									zu untersuchende Substanz Metalle enthält, deren Oxyde oder Schwefelverbindungen
                              									durch Wasserstoff allein nicht zersetzt werden, wie Calcium, Magnesium, Thonerde und
                              									die Alkalien.
                           Alle diese Uebelstände bezieh. das unvollständige Zersetzen der Schwefelverbindungen
                              									vermeidet man, wenn man das Wasserstoffgas mit ¼ seines Volumes gasförmiger
                              									Kohlensäure vermischt. Der Schwefel sämmtlicher Materialien wird alsdann in sehr
                              									kurzer Zeit in Schwefelwasserstoff übergeführt, ohne daſs eine Zersetzung oder
                              									Oxydation des letzteren zu befürchten wäre. Der Kohlenstoff wird dabei entweder
                              									meist vollständig verbrannt, wie bei Kohlen und Kokes, oder nur in den letzten
                              									Spuren zurückgehalten, wie bei Eisen und Stahl. Ist der Kohlenstoff einmal entfernt,
                              									so verschwindet der Schwefel leicht.
                           Bei den Erzen, Schlacken u. dgl. ersetzt der durch die Kohlensäure oder den
                              									Wasserdampf zugeführte Sauerstoff den Schwefel der Metalle, deren Schwefel
                              									Verbindungen durch Wasserstoff allein unzersetzbar sind. Es wird dadurch aller
                              									Schwefel an den Wasserstoff abgegeben. Die Anwesenheit von Phosphor und Arsenik,
                              									selbst in groſsen Mengen, ist ohne jeden Einfluſs auf die Genauigkeit des
                              									Resultates.
                           Soll diese Bestimmungsmethode auf eine sehr schwefelhaltige Substanz angewendet
                              									werden, z.B. ein Schwefelmetall, was jedoch in der Eisenindustrie selten nothwendig
                              									werden wird, so darf nur eine sehr kleine Menge derselben zur Analyse genommen und
                              									die Temperatur nur langsam erhöht werden. Ebenso ist es erforderlich, den
                              									Wasserstoff in groſsem Ueberschuſs zuzuführen, während zur Verlangsamung der Zersetzung des Schwefels die
                              									Menge der zuzuführenden Kohlensäure vermindert wird. Beobachtet man diese
                              									Vorsichtsmaisregel nicht, so findet eine theilweise Zersetzung des gebildeten
                              									Schwefelwasserstoffes statt und freier Schwefel setzt sich in den kälteren Theilen
                              									der Röhre ab.
                           Der verwendete Apparat ist folgendermaſsen zusammengesetzt: Der in einem
                              									Entwicklungsgfäſse A (Fig. 4 und
                              										5 Taf. 15) durch reines Zink und verdünnte Schwefelsäure entwickelte
                              									Wasserstoff streicht durch 3 Waschflaschen. Die erste B
                              									derselben enthält eine Auflösung von essigsaurem Bleioxyd, die zweite C eine Auflösung von Silbernitrat, jedoch so verdünnt,
                              									daſs ein Niederschlagen des überschüssigen Silbers als metallisches Silber vermieden
                              									wird; die dritte Flasche D enthält reines Wasser, um
                              									die aus der zweiten Flasche mitgerissenen Substanzen zurückzuhalten. Die zu
                              									verwendende Kohlensäure, welche, nebenbei bemerkt, dem Wasserdampf wegen ihrer
                              									praktischeren Anwendung, und weil sie reineres Schwefelsilber gibt, vorzuziehen ist,
                              									wird dargestellt aus kohlensaurem Kalk (Flasche E) und
                              									sehr verdünnter Salzsäure (Flasche F), die jedoch
                              									möglichst frei von Schwefel sein muſs. Sie wird im richtigen Verhältniſs in der
                              									zweiten Waschflasche C mit dem Wasserstoff gemischt.
                              									Das Gasgemisch wird nun durch Glasröhren, welche mit nicht vulcanisirten
                              									Kautschukschläuchen verbunden sind, in eine Porzellanröhre G von 25mm lichter Weite, in deren
                              									Innerem sich die zu untersuchende Substanz befindet, geleitet. Die Porzellanröhre
                              									ist mit zwei einfach durchbohrten Korkpfropfen verschlossen und verkittet. Der Ofen
                              									besteht aus zwei ausgehauenen und mit Kupferblech belegten feuerfesten Steinen S, welche von zwei verschiebbaren kupfernen Stativen
                              									getragen werden, um die Höhe des Ganzen reguliren zu können. Das Erhitzen geschieht
                              									durch ein Fächergebläse mit Leuchtgas.
                           Die Verbrennungsgase streichen zuerst durch einen kleinen Ballon H, wo sich der gröſste Theil des Wasserdampfes absetzt,
                              									der sich während der Operation gebildet hat, gehen von dort durch eine Lösung von
                              									Silbernitrat in dem Cylinder I, wo sich der in der zu
                              									untersuchenden Substanz vorhanden gewesene Schwefel als Schwefelsilber
                              									niederschlägt. Die Silberlösung, welche sehr häufig gebraucht werden kann, wird
                              									dargestellt durch Auflösung von 16 bis 18g
                              									Silbernitrat in 1l Wasser und nachheriger
                              									Neutralisation mit Ammoniak; derselben wird dann noch wieder 1 bis 2 Proc.
                              									Salpetersäure zugesetzt, um sie schwach sauer zu machen.
                           Bestimmung des Schwefels in Roheisen, Eisen und Stahl
                              									Von der fein zerkleinerten Substanz, welche durch ein Seidensieb von 900 Maschen auf
                              										1qc gegangen sein muſs, nimmt man 2 höchstens
                              										4g, gibt sie in ein Porzellan- oder
                              									Platinschiffchen von 10cm Länge und 15mm Breite. Bei Eisen muſs wegen der darin
                              									sitzenden Schlacke darauf gesehen werden, daſs alle zur Zerkleinerung angewendete Substanz durch das Sieb
                              									gegangen ist. Nachdem das Schiffchen in die Röhre gelegt, regelt man den Gaszufluſs
                              									in oben angegebener Weise und gibt ihm gleichzeitig eine ziemliche Geschwindigkeit.
                              									Es genügt, wenn die durch eine enge Glasröhre austretenden Blasen getrennt
                              									aufsteigen. Nachdem die in der Porzellanröhre vorhanden gewesene Luft verdrängt ist,
                              									was ziemlich schnell der Fall, zündet man die Flamme an, ohne vorerst das Gebläse
                              									wirken zu lassen. Etwas später gibt man so viel Wind, bis Rothglut erzielt ist. Nach
                              									2 bis 2½ Stunden ist fast aller Schwefel in Form von Schwefelwasserstoff entwichen,
                              									und es genügt, um die letzten Spuren wegzutreiben, die Operation um ½ Stunde zu
                              									verlängern. Das gefällte Schwefelsilber wird auf einem doppelten, vorher mit heiſsem
                              									Wasser ausgewaschenen und auf 100° getrockneten Filter abfiltrirt. Durch die
                              									Differenz der beiden Filter könnte man die Schwefelverbindung abwiegen und den
                              									Schwefel daraus berechnen. Es ist jedoch vorzuziehen, die beiden Filter in einem
                              									Porzellan- oder Platintiegel bei Rothglut getrennt zu verbrennen; das aus der
                              									Gewichtsdifferenz der beiden Filter erhaltene Silber multiplicirt mit 0,148 gibt die
                              									Menge des Schwefels. Das verbrannte Filter kann auch mit einem kleinen Bleiblättchen
                              									abgetrieben und das erhaltene Silberkügelchen allein gewogen werden. Dasselbe ist
                              									jedoch meistens sehr klein und, ohne daſs Aschenbestandtheile an demselben hängen
                              									bleiben, schwierig aus der Kapelle zu entfernen. Im Uebrigen geben diese 3
                              									Gewichtsmethoden unbedeutende Abweichungen und wir ziehen vor, die Differenz der
                              									beiden verbrannten Filter zu wiegen. Das Abtreiben kann erforderlichen Falles zur
                              									Controle dienen, um sich zu vergewissern, daſs nach dem Verbrennen nur das Silber
                              									der Schwefelverbindung und die Asche des Filters vorhanden war.
                           Steht kein Gas oder anderes Brennmaterial zur Verfügung, welches eine leichte
                              									Regelung der Temperatur gestattet, so ist es nothwendig, der zu untersuchenden
                              									Substanz Thonerde, die frei von Schwefel sein muſs, beizumengen, um, wenn die
                              									Temperatur augenblicklich zu hoch geworden, eine Sinterung zu vermeiden, welche
                              									später die Bildung und Entweichung von Schwefelwasserstoff aufhalten oder doch
                              									verzögern würde. Es genügt dazu 1g Thonerde auf
                              										2g Metall. Die dazu nöthige, von Schwefel
                              									freie Thonerde verschafft man sich durch Glühen der von Ammoniakalaun erhaltenen
                              									Thonerde in der stärksten Weiſsglühhitze. Um sich zu überzeugen, ob aller Schwefel
                              									verschwunden ist, glüht man einige Gramm in einem Gasgemisch von Wasserstoff und
                              									Kohlensäure. Sollte sich Schwefelwasserstoff noch in kleiner Menge bilden, so
                              									vollendet man die Reinigung in der Porzellanröhre.Sollte man bei Roheisen, Eisen und Stahl nicht über genügend feine Proben
                                    											verfügen können, so operirt man mit dem durch Auflösen des Metalles in
                                    											Salzsäure entstandenen Gase. Der Apparat ist dann nur durch Hinzufügenzweier
                                    											kleiner Ballons an die letzte Waschflasche zu vervollständigen. Die
                                    											Auflösung der 2 bis 4g Metall geschieht in
                                    											dem ersten dieser Ballons, d.h. demjenigen dem zuerst das Gasgemisch
                                    											zugeführt wird. Der zweite Ballon enthalt etwas Wasser, um etwa mit
                                    											übergegangene Salzsäure zurückzuhalten. Zum vollständigen Gelingen der
                                    											Operation ist es erforderlich, den Ballon, in welchem die Auflösung
                                    											erfolgte, ziemlich lange, sowie zur vollständigen Vertreibung der letzten
                                    											Spuren Schwefelwasserstoff den Waschballon leicht zu erhitzen. Die Resultate
                                    											sind alsdann dieselben, als wenn man fein zertheilte Substanz in der
                                    											Porzellanröhre mit Wasserstoff und Kohlensäure behandelt hätte. Die
                                    											Bestimmung ist dabei etwas kürzer, verlangt umgekehrt aber mehr Sorgfalt;
                                    											sie ist überhaupt nur dann vorzuziehen, wenn man, wie oben angegeben, über
                                    											nicht genügend zerkleinerte Substanz verfügt.
                           
                           Nachstehend einige Resultate (Procent) über Schwefelbestimmungen in Stahl, Roheisen
                              									und Walzeisen, welche nach dieser Methode ausgeführt wurden:
                           
                              
                                 Bessemer-stahl
                                 Beschickung A
                                 Beschickung B
                                 Beschickung C
                                 
                              
                                 VorEntkoh-lung
                                 NachEntkoh-lung
                                 NachWieder-kohlung
                                 VorEntkoh-lung
                                 NachEntkoh-lung
                                 NachWieder-kohlung
                                 VorEntkoh-lung
                                 NachEntkoh-lung
                                 NachWieder-kohlung
                                 
                              
                                 1. Probe
                                 0,041
                                 0,043
                                 0,045
                                 0,030
                                 0,046
                                 0,042
                                 0,027
                                 0,040
                                 0,030
                                 
                              
                                 2. Probe
                                 0,043
                                 0,042
                                 0,044
                                 0,027
                                 0,044
                                 0,041
                                 0,025
                                 0,045
                                 0,034
                                 
                              
                                 3. Probe
                                 0,042
                                 0,043
                                 0,045
                                 0,029
                                 0,044
                                 0,041
                                 0,025
                                 0,040
                                 0,033
                                 
                              
                           Der verschiedene Gehalt an Schwefel der 3 Proben von den
                              									Beschickungen B und C
                              									rührt namentlich her von dem Grade der Reinheit der Beschickung im Augenblick der
                              									Probenahme, wie auch von dem am Ende der Operation zugesetzten Mangan, welches je
                              									nach den Umständen eine mehr oder weniger entschwefelnde Einwirkung ausübt, die
                              									gleich Null sein kann, oder gar negativ erscheint (Beschickung A) je nach den
                              									Bedingungen des Betriebes. Diese Bedingungen hier zu entwickeln, würde zu weit
                              									führen.
                           Im Allgemeinen kann man jedoch annehmen, daſs von Anfang der Operation der Schwefel
                              									des Roheisens an die Schlacke abgegeben wird, dann von der Schlacke an das Metall
                              									(Beschickung B und C) und häufig durch das zugesetzte Mangan wieder vom Metall an
                              									die Schlacke (fühlbar in Beschickung C).
                           
                              
                                 Roheisenund Eisen
                                 Bessemer-Roheisen
                                 Puddel-Roheisen
                                 Puddeleisen
                                 
                              
                                 Nr. 3
                                 Nr. 4
                                 Nr. 5
                                 X
                                 Y
                                 Z
                                 x
                                 y
                                 z
                                 
                              
                                 1. Probe
                                 0,012
                                 0,047
                                 0,085
                                 0,180
                                 0,094
                                 0,043
                                 0,074
                                 0,018
                                 0,015
                                 
                              
                                 2. Probe
                                 0,012
                                 0,043
                                 0,085
                                 0,186
                                 0,100
                                 0,044
                                 0,075
                                 0,019
                                 0,017
                                 
                              
                           Bestimmung des Schwefels in den Erzen, Schlacken und
                                 										Zuschlägen. Ist man in Ungewiſsheit, ob die zu untersuchende Substanz bei
                              									der nöthigen Temperatur zusammensintert, so setzt man so viel Thonerde zu derselben,
                              									daſs eine Zusammensinterung auf jeden Fall vermieden wird. Bei den meisten Erzen und
                              									Schlacken genügt eine Mischung von 2g Thonerde mit
                              										4g Substanz; Hohofenschlacke jedoch, sowie die
                              										kalkigen und
                              									kieseligen Zuschläge erfordern keine Beimischung. Die anderen Einzelheiten des
                              									Versuches sind dieselben, wie früher angegeben.
                           
                              
                                 Erze u. dgl.
                                 Mokta
                                 Elbe
                                 Bell
                                 Mazenay
                                 Danemora
                                 Bessemer-schlacke
                                 PuddelschlackeEisen Nr. 6
                                 HohofenschlackevonBessemereisen
                                 KalksteinvonMazenay
                                 KalksteinvonChagny
                                 
                              
                                 1. Probe
                                 0,022
                                 0,085
                                 0,012
                                 0,208
                                 0,372
                                 0,070
                                 0,118
                                 1,580
                                 0,325
                                 0,027
                                 
                              
                                 2. Probe
                                 0,024
                                 0,085
                                 0,012
                                 0,198
                                 0,378
                                 0,075
                                 0,125
                                 1,564
                                 0,314
                                 0,026
                                 
                              
                           Bestimmung des Schwefels in den Brennmaterialien, Zur
                              									Bestimmung des Schwefels in Kokes genügt 0g,5
                              									Substanz, der man zur Vorsicht 0g,2 Thonerde
                              									zufügen kann, um ein Zusammensintern der Asche zu vermeiden. Das Verfahren ist
                              									dasselbe wie vorher- es darf jedoch nicht eher als beendet angesehen werden, bis
                              									aller Kohlenstoff verbrannt ist. Zur Untersuchung der Kohlen genügt ebenfalls 0g,5 Substanz. Da die bei der Verbrennung sich
                              									bildenden theerigen Bestandtheile, welche sich in dem kälteren Theil der Röhre
                              									ansetzen, Schwefel zurückhalten, so muſs darauf Bedacht genommen werden, den kalten
                              									Theil der Röhre so kurz wie möglich zu halten; gleichzeitig wird derselbe mit
                              									Porzellanstücken ausgefüllt, um die theerigen Bestandtheile zurückzuhalten. Am Ende
                              									der Operation, d.h. wenn kein Kohlenstoff mehr in dem Schiffchen vorhanden ist,
                              									erhitzt man die Röhre nach und nach stärker, um die theerigen Bestandtheile zu
                              									verbrennen oder zu zersetzen. Bei Bestimmung des Schwefels in Brennmaterialien,
                              									welche stark Schwefel und Phosphor haltig sind, empfiehlt es sich, das
                              									Platinschiffchen durch ein Porzellan Schiffchen zu ersetzen.
                           
                              
                                 Kohlen und Kokes
                                 Kohle vonSt. Etienne(Treuil)
                                 AnthracitvomCreuzot
                                 KokevonMontmartre
                                 KokevomCreuzot
                                 KokevonBlanzy
                                 KokevonBesseges
                                 
                              
                                 1. Probe
                                 0,926
                                 0,755
                                 1,361
                                 0,825
                                 0,595
                                 1,164
                                 
                              
                                 2. Probe
                                 0,932
                                 0,750
                                 1,380
                                 0,834
                                 0,608
                                 1,149
                                 
                              
                           Handelt es sich um die Bestimmung des Schwefels in einem Gase, so mischt man demselben, je nachdem es eine reducirende oder
                              									oxydirende Wirkung hat, entweder Kohlensäure bei, um eine leichtere Zersetzung der
                              									Kohlenstoffverbindungen herbeizuführen, oder aber Wasserstoff, um die Bildung von
                              									Schwefelwasserstoff zu ermöglichen; das Ganze wird dann durch eine rothglühende
                              									Porzellanröhre geleitet.
                           Bei den Brennmaterialien und mehreren Erzen kommt es häufig vor, daſs das gebildete
                              									Schwefelsilber nicht ganz rein ist, sondern von Chlorsilber und Cyansilber und ganz
                              									selten auch von metallischem Silber begleitet wird. Man reinigt es, indem man
                              									entweder nach Decantation der gröſsten Menge der schwach angesäuerten Silberlösung,
                              										in welcher sich der
                              									Niederschlag gebildet hat, den kleinen Rest ammoniakalisch macht und während einiger
                              									Zeit digerirt, oder aber man behandelt den vom Filter abgetrennten Niederschlag in
                              									einer Glasröhre bei beginnender Rothglut und führt Wasserstoff im Ueberschuſs zu.
                              									Der gebildete Schwefelwasserstoff wird in eine Lösung von Chlorsilber oder
                              									ammoniakalische Lösung von Silbernitrat geleitet, wo sich reines Schwefelsilber
                              									bildet, aus welchem man unter Berücksichtigung des am Filter hängen gebliebenen
                              									Niederschlages den Schwefel berechnet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
