| Titel: | Ueber Potaschefabrikation nach dem Leblanc'schen Verfahren; von Dr. A. Blügel. | 
| Autor: | A. Blügel | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 146 | 
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                        Ueber Potaschefabrikation nach dem Leblanc'schen
                           								Verfahren; von Dr. A.
                              								Blügel.
                        (Schluſs der Abhandlung S. 53 dieses
                           								Bandes.)
                        Blügel, über Potaschefabrikation nach dem Leblanc'schen
                           								Verfahren.
                        
                     
                        
                           Da bei der Eindampfung mit oberschlächtigem Feuer Kohlenpartikelchen und sonstiger
                              									Flugstaub (vom Schmelzofenherde) in die Laugen gelangen kann, so ist dieselbe von
                              									vornherein ausgeschlossen, wenn man mit einmaliger Calcination Handelswaare
                              									herstellen will; in diesem Falle muſs ferner die Carbonisation und Oxydation der
                              									Laugen der Eindampfung unbedingt vorhergehen. Es sind sonach die folgenden Verfahren
                              									möglich:
                           
                              1) Einmalige Calcination mit Carbonisirung der Laugen und
                                 										unterschlachtiger Feuerung.
                              2) Zweimalige Calcination mit Carbonisirung der Laugen und
                                 										unters chlachtiger Feuerung.
                              3) Zweimalige Calcination mit Carbonisirung der Laugen und
                                 										oberschlachtiger Feuerung.
                              4) Zweimalige Calcination ohne Carbonisirung der Laugen mit
                                 										oberschlachtiger Feuerung.
                              
                           Diese vier Verfahren sind auch thatsächlich in verschiedenen
                              									Fabriken in Gebrauch; das zweite Verfahren ist indessen am meisten verbreitet.
                           Da bei der oberschlächtigen Feuerung die Kohlensäure haltigen Feuergase mit den
                              									einzudampfenden Laugen in directe Berührung kommen, so ist mit derselben eine, wenn
                              									auch unvollständige, Carbonisirung verbunden. Unter Carbonisirung der Laugen in
                              									engerem Sinne versteht man eine von der Eindampfung unabhängige Behandlung derselben
                              									mit Kohlensäure haltigen Gasen. Dieselbe wird in sehr verschiedener Weise bewirkt.
                              									Die (erforderlichenfalls zuvor von Flugstaub zu befreienden) Kohlensäure haltigen
                              									Gase werden entweder durch Verbrennung von Koke oder, unter gleichzeitiger Gewinnung
                              									von gebranntem Kalk, in Kalköfen erzeugt, oder endlich den Feuerzügen der Fabrik
                              									entnommen. Auf die Einzelheiten dieser verschiedenen Verfahren braucht hier um so weniger eingegangen
                              									zu werden, als dieselben aus der Sodafabrikation bereits genügend bekannt sind. Die
                              									so gewonnenen Gase werden sodann entweder unter Druck mittels einer Druckpumpe oder
                              									eines Gebläses in die Lauge eingepreſst, oder mittels Sauger durch dieselbe
                              									durchgezogen, oder es wird die Lauge ohne Druck, während sie durch Thürme von
                              									Eisenblech, gefüllt mit Körpern von groſser Oberfläche (wie Kokes, Eisenbleche,
                              									Röhren u. dgl.) herabrieselt, mit der in entgegengesetzter Richtung strömenden
                              									Kohlensäure in Berührung gebracht. Auſser und nach Umwandlung von KHO in K2CO3 wird auch das
                              										K2S mehr oder weniger vollständig in K2CO3 und H2S zersetzt. Diese Zersetzung geht bei Anwendung von
                              									Kohlensäure unter Druck leichter von statten. Da der Kohlensäure fast immer
                              									überschüſsiger Sauerstoff beigemengt ist, so ist mit der Carbonisation zugleich eine
                              									Oxydation der Sulfide verbunden.
                           Man kann der Carbonisation eine besondere Oxydation noch nachträglich folgen lassen,
                              									wozu dieselben Apparate benutzbar sind. Wenn man die Lauge nur einmal calciniren
                              									will, wird man hierzu in allen Fällen schreiten müſsen, um alles durch Kaliumsulfid
                              									gelöste Eisensulfid sicher zur Ausfällung zu bringen. Vor dem Einlaufen in die
                              									Verdampfpfanne überläſst man die carbonisirte Lauge in eisernen Behältern längere
                              									Zeit der Ruhe, um ihr Gelegenheit zum Klären und Absetzen des suspendirten
                              									Unlöslichen (Eisenoxyd, Thonerde, Kieselsäure u. dgl.) zu geben.
                           Von den groſsen Wärmemengen, welche sich im Schmelzofen durch Verbrennung der
                              									Feuerungskohle und der Mischkohle entwickeln (auf 100k Sulfat zusammen etwa 100k Steinkohle),
                              									gelangt nur der kleinere Theil in den beiden Herdabtheilungen zur Erhitzung der
                              									Schmelzmischung und zur Durchführung der chemischen Umsetzungen zur Verwerthung; die
                              									bei weitem gröſsere Hälfte bleibt zur Verdampfung der Rohlaugen (oder auch zu
                              									anderen Zwecken) verfügbar. Sie ist bei zweckentsprechenden Einrichtungen hierzu
                              									mehr als ausreichend, da für 100k verschmolzenes
                              									Sulfat hochstens 150 bis 200k Wasser zu verdampfen sind. In vielen Potasche-
                              									(und Soda-) Fabriken wird indessen die Abhitze des Schmelzofens, zumal bei
                              									unterschlächtiger Befeuerung der Pfannen, in einer durchaus ungenügenden Weise
                              									ausgenutzt. In dieser Beziehung können die Einrichtungen der Salinen, welche durch
                              									die Billigkeit ihres Productes zu rationeller Ausnutzung des Brennmaterials
                              									genöthigt sind, diesen Fabriken als Muster dienen. Die Verdampfung mit
                              									oberschlächtigem Feuer ist bequem und ökonomisch. Die Pfannen leiden nicht sehr und
                              									erfordern nur wenig Bedienung. Dagegen nimmt die Lauge Flugstaub und einen Theil der
                              									durch Verbrennung Schwefel haltiger Kohle entstandenen schwefligen Säure auf,
                              									letzteres namentlich bei Eindampfung nicht carbonisirter Lauge. Auf einen Ofen von
                              									der unter II bezeichneten Leistungsfähigkeit genügt eine Pfanne von etwa 18qm Grundfläche. Der Inhalt derselben wird bis zur
                              									Breiconsistenz, zuletzt unter fleiſsigem Umrühren, eingedampft und darauf,
                              									beispielsweise nach Entfernung vorgeschraubter Thüren, in Behälter gebracht, in
                              									welchen er ziemlich rasch erstarrt. Bei Anwendung nicht carbonisirter Lauge wird
                              									zwar durch die Berührung mit den Feuergasen der bei weitem gröſste Theil des
                              									Kaliumhydrates in Carbonat verwandelt; um die Umwandlung des Restes zu erleichtern,
                              									ist es indessen zweckmäſsig, die Salzmasse mit etwas Sägemehl gemischt in den
                              									Calcinirofen zu bringen. Bei Eindampfung carbonisirter Laugen ist der nachherige
                              									Zusatz von Sägemehl nicht erforderlich. Bei unterschlächtiger Feuerung ist eine
                              									Pfanne von der eben angegebenen Gröſse zur Verdampfung sämmtlicher Rohlauge bei
                              									weitem nicht hinreichend. Es ist hierzu eine Pfannengrundfläche von 35 bis 45qm erforderlich.
                           Wenn die Concentration der Lauge etwa 30° B. (warm gemessen) erreicht, beginnt das in
                              									derselben enthaltene Kaliumsulfat sich auszuscheiden. Diese Ausscheidung setzt sich
                              									fort bis zur Concentration auf 55° B.; bei dieser Concentration ist fast alles
                              									Kaliumsulfat und, im Falle Ferrocyankalinm in der Lauge enthalten war, auch dieses
                              									fast völlig in Schlammform ausgeschieden. Sobald die Salzauscheidung beginnt, hat
                              									der die Pfannen bedienende Arbeiter sorgfältig den Boden derselben rein zu halten.
                              									Der Salzschlamm ward auf einen Seiher gebracht, aus welchem die adhärirende Lauge in
                              									die Pfanne zurückläuft.
                           Man kann auch unterschlächtige und oberschlächtige Eindampfung verbinden. In diesem
                              									Falle dampft man die Laugen unter Ausfüllung des Sulfates bis auf etwa 45° B.
                              									unterschlächtig ein und läſst sie sodann zur Abkühlung bis auf einen gewissen Grad
                              									in schmiedeiserne Behälter laufen. In diesen scheiden sich Sulfat und
                              									Ferrocyankalium aus; zugleich krystallisirt etwas K2CO3.2H2O
                              									mit aus. Die Lauge wird sodann in eine ebenfalls hinter dem Schmelzofen befindliche
                              									Pfanne mit oberschlächtiger Feuerung gebracht und bis zur Breiconsistenz verdampft.
                              									Bei richtig gewählten Pfannendimensionen genügt die Schmelzofenabhitze zur
                              									Ausführung dieser combinirten ober- und unterschlächtigen Verdampfung
                              									vollkommen.
                           Die Calcinirung der Potasche. Das Product der ersten
                              									Calcination ist in den meisten Fällen mehr oder weniger gefärbt und unansehnlich;
                              									wie bereits erwähnt, wird sich nur bei sehr guter Beschaffenheit der Laugen und
                              									sorgfältiger Behandlung derselben direct verkäufliches Handelsproduct ergeben. Zur
                              									Calcination gelangt nach Vorherigem entweder eine Salzmasse, oder eine concentrirte,
                              									55 bis 56° B. starke Lauge. Die Calcinirröhren sind denjenigen, welche in der
                              									Sodafabrikation angewendet werden, ganz ähnlich. Der Herd derselben kann aus einer
                              									oder zwei Abtheilungen bestehen. Die zweite Abtheilung dient alsdann als Vorwärm-
                              									oder als Vorverdampfabtheilung. Ist nur eine Abtheilung vorhanden, so wird gewöhnlich noch eine
                              									Pfanne zur Benutzung der Abhitze hinter dem Herde aufgestellt, und zwar wählt man
                              									eine Pfanne mit oberschlächtigem Feuer, wenn man eine Salzmasse, und eine Pfanne mit
                              									unterschlächtigem Feuer, wenn man Lauge auf dem Herde calciniren will. Bei Anwendung
                              									von Lauge ist die Herdsohle vertieft; die Lauge läſst man durch ein in die Wand des
                              									Calcinirofens eingelassenes Rohr zulaufen. Damit die Lauge nicht durch die Herdsohle
                              									durchsickert, muſs der Ofen beim Einlaufen derselben rothglühend sein, so daſs ein
                              									fast augenblickliches Ausscheiden der Salze stattfindet. Die Temperatur darf
                              									andererseits nicht zu sehr gesteigert werden, weil sonst die Potasche zu schmelzen
                              									beginnt. Zur Erzielung eines guten Productes ist sorgfältiges Durcharbeiten bei
                              									genauer Regulirung der Feuerung durchaus erforderlich.
                           Die Raffinirung der Potasche. Das erste Product enthält
                              									je nach dem Gange der bisherigen Fabrikationsprocesse 85 bis 92 Proc. kohlensaures
                              									Kalium (mit Einschluſs von Kaliumhydrat, Silicat und Aluminat), 10 bis 2 Proc. K2SO4, 2,5 bis 0,5
                              									Proc. KCl, sowie wechselnde Mengen Unlösliches. Im Falle das erste Product bereits
                              									verkäufliche Handelswaare liefern soll, ist es natürlich erforderlich, eine
                              									möglichst vollständige Ausscheidung des Kaliumsulfates durch Abkühlung möglichst
                              									concentrirter (etwa 52° warm gewogen), zuvor carbonisirter Rohlauge zu bewirken.
                           Zum Zwecke der Raffinirung wird die Potasche in einer möglichst geringen Menge
                              									kochenden Wassers wieder aufgelöst. Es sind hierzu Eisenblechgefäſse mit oder ohne
                              									Rührvorrichtung und mit directer Dampfeinströmung in Gebrauch. Wenn man die zu
                              									lösende Potasche in einen in dem oberen Theile des Lösegefäſses hängenden Siebkasten
                              									bringt, ist eine mechanische Rührvorrichtung entbehrlich. Die, heiſs gewogen, 50 bis
                              									52° B. starke Lösung läſst man in besonderen Behältern sich abkühlen und klären.
                              									Während der Abkühlung und Klärung scheiden sich der gröſste Theil des Sulfates und
                              									das suspendirte Unlösliche ab. Je stärker die Lauge war, desto vollständiger ist die
                              									Abscheidung des Sulfates. Sämmtliche Klärbehälter werden passend erhöht in der Weise
                              									aufgestellt, daſs die klare Potaschelauge jedes, einzelnen Behälters mittels einer
                              									gemeinsamen Leitung zu sämmtlichen Oefen für raffinirte Potasche gelangen kann.
                              									Diese Oefen sind genau ebenso eingerichtet wie diejenigen für das erste Product, und
                              									der Calcinirproceſs verläuft ebenfalls in derselben Weise. Die neuerdings in England
                              									zur Calcinirung von Soda in Gebrauch gekommenen mechanischen Oefen von Mactear mit einer Leistungsfähigkeit von etwa 10t täglich würden sich ohne Zweifel für Potasche in
                              									gleicher Weise bewähren. Es dürfte indessen gegenwärtig kaum eine deutsche
                              									Potaschefabrik eine so bedeutende Production haben, daſs die Anwendung eines solchen
                              									Apparates angezeigt wäre.
                           
                           Die aus dem Calcinirofen kommende Potasche wird auf flachen, (etwa 10cm hohen) Eisenblechkästen ausgebreitet und so
                              									weit erkalten gelassen, daſs man sie eben in die Fässer einfüllen kann. Bei
                              									Anwendung sehr hochhaltigen (96 bis 99 procentigen) Chlorkaliums erhält man bei
                              									guter Leitung der Fabrikationsprocesse 95 bis 98,5 proc. Potasche. Einzelne Abnehmer
                              									verlangen häufig eine niedrigere, gewöhnlich 90 bis 92 proc. Waare, wodurch der
                              									Fabrikant zu einer an und für sich durchaus nicht rationellen Herabdrückung des
                              									höherhaltigen Productes genöthigt wird. Am billigsten ist in diesem Falle ein Zusatz
                              									von Wasser in sehr fein zertheilter Form (mittels Brause u. dgl.)
                           Die Zusammensetzung raffinirter Potasche in trockenem Zustande bewegt sich ungefähr
                              									in den folgenden Grenzen:
                           
                              
                                 K2CO3 (einschlieſslich Hydrat, Silicat,
                                    											Aluminat)
                                 92,0
                                 bis
                                 98,5
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Na2CO3
                                 2,5
                                 „
                                 0,5
                                 
                                 
                              
                                 KCl
                                 2,5
                                 „
                                 0,6
                                 
                                 
                              
                                 K2SO4
                                 3,0
                                 „
                                 0,4
                                 
                                 
                              
                           Das beim Auflösen des ersten Productes und bei der Abkühlung der gewonnenen Lauge
                              									sich ausscheidende schlammige Salzgemisch besteht getrocknet ungefähr aus 85 Proc.
                              										K2SO4, 10 Proc.
                              										K2CO3, 1,5 Proc.
                              									KCl und Unlöslichem. Zur Gewinnung des K2CO3 hieraus wird dasselbe mit wenig heiſsem Wasser
                              									(zuweilen unter Anwendung von Rührapparaten, Centrifugen u. dgl.) behandelt, wobei
                              									sich das K2CO3
                              									gröſstentheils, mit wenig K2SO4, auflöst; diese Lauge wird wiederum zur Auflösung
                              									des ersten Productes verwendet. Das zurückbleibende K2SO4 wird gewaschen, getrocknet und zum
                              									zweiten Male zur Umsetzung in den Schmelzofen gebracht. In ähnlicher Weise wird mit
                              									dem aus der concentrirten Rohlauge ausgeschiedenen Salzschlamm verfahren; nur wird
                              									in diesem Falle die gewonnene Carbonatlösung wiederum der Rohlauge zugeführt. Im
                              									Falle man die Gewinnung von Ferrocyankalium beabsichtigt, wird durch Auskochen des
                              									Ferrocyankalium haltigen Sulfatschlammes eine 36° B. (heiſs gewogen) starke Lösung
                              									hergestellt, und diese zur Krystallisation gebracht; die Mutterlauge wird wieder zur
                              									Rohlauge zurückgegeben. Durch wiederholtes Umkrystallisiren des gewonnenen rohen
                              									Blutlaugensalzes aus 32° B. starker Lösung wird dasselbe in reine Handelswaare
                              									umgewandelt. Bei Anwendung gewisser Sorten englischer Steinkohle (Ryhope peas) hat man, wie bereits früher erwähnt, bis
                              									zu 1 Proc. Ferrocyankalium erhalten (vom Gewichte der dargestellten Potasche
                              									gerechnet).
                           Hydratirte Potasche. Bei der Fabrikation von
                              									Krystallglas ist ein wenn auch geringer Gehalt der Potasche an Sulfat wegen der
                              									Bildung von Glasgalle nachtheilig. Aus diesem Grunde ist in neuerer Zeit eine als
                              									hydratirte Asche bezeichnete sulfatfreie Potasche in Form feiner Körnchen mit einem
                              									Wassergehalt von 12 bis 15 Proc. zu Zwecken der Glasfabrikation sehr in Aufnahme
                              									gekommen. Zur Darstellung derselben wird eine höchst concentrirte klare
                              									Potaschelösung bis zur
                              									Ausscheidung sämmtlichen Kaliumsulfates erkalten gelassen, sodann eingedampft, unter
                              									beständigem Umrühren und Umwenden zur Trockne gebracht und gesiebt.
                           Rückstände der Auslaugerei. Die Rückstände von der
                              									Auslaugung der Potascheschmelzen sind und verhalten sich denjenigen der
                              									Sodaschmelzen ganz ähnlich; alle zur Verwerthung der Sodarückstände passenden
                              									Verfahren sind deshalb in gleicher Weise auf die Potascherückstände anwendbar. Bei
                              									der Darstellung von Natriumhyposulfit ist indessen zu berücksichtigen, daſs die in
                              									den Rückständen noch enthaltenen Kaliumverbindungen zur gleichzeitigen Bildung von
                              									Kaliumhyposulfit Veranlassung geben können. Wenn das neue, von Schaffner und Helbig (vgl.
                              									1879 231 345) angegebene Verfahren zur Verarbeitung von
                              									Auslaugerückständen sich im Groſsen bewähren sollte, würde es für Potascherückstände
                              									insofern noch ein besonderes Interesse haben, als dadurch die Wiedergewinnung der in
                              									den Rückständen enthaltenen Kaliumverbindungen in Form von Chlorkalium möglich
                              									werden würde.
                           IV) Fabrikationsresultate und Oekonomisches. Im
                              									Vergleich mit der Ausbeute bei der Sodafabrikation kommt einerseits zu Gunsten der
                              									Potaschefabrikation die Wiedergewinnung fast des sämmtlichen, im Laufe der
                              									Herstellung unzersetzt gebliebenen, oder durch Oxydation von Sulfid entstandenen
                              									Kaliumsulfates zur Geltung (in der Sodafabrikation bleibt das analoge Sulfat
                              									bekanntlich als werthlose Beimengung bei dem Product), andererseits bedingt die
                              									etwas gröſsere Flüchtigkeit der Kaliumverbindungen wiederum etwas gröſsere Verluste.
                              									Immerhin wird bei guter Arbeit die Ausbeute in der Potaschefabrikation sich um 3 bis
                              									5 Proc. günstiger gestalten als bei der Sodafabrikation. Theoretisch entsprechen 100
                              									G.-Th. K2CO3 etwa
                              									108 G.-Th. KCl; in der Praxis sind je nach der Beschaffenheit des
                              									Fabrikationsbetriebes 120 bis 128 G.-Th. KCl von 95 bis 98 Proc. für 100 G.-Th.
                              									Potasche von 95 bis 98 Proc. erforderlich.
                           Ausbeute und Verbrauch an Rohmaterialien gestalten sich im Groſsbetrieb, wie
                              									folgt:
                           a) Es werden erhalten aus 100k
                              									KCl von 95 bis 98 Proc. 116 bis 118k Sulfat und je
                              									nach Einrichtung und Beschaffenheit der Condensationsapparate 90 bis 130k Salzsäure, auf 20° B. berechnet, bei einem
                              									Brennmaterialverbrauch von 55k Steinkohle oder
                              									etwa 25k Koke, je nach der Construction des
                              									Sulfatofens.
                           b) Für 100k raffinirte Potasche
                              									sind erforderlich:
                           
                              
                                 142
                                 bis
                                 152k
                                 Sulfat,
                                 
                              
                                 125
                                 „
                                 160k
                                 Kalkstein (oder dem entsprechend Kreide u. dgl.)
                                 
                              
                                 225
                                 „
                                 320k
                                 Steinkohle.
                                 
                              
                           Der Steinkohlenverbrauch vertheilt sich ungefähr, wie
                              									folgt:
                           
                              
                                 Schmelzofen
                                 70
                                 bis
                                 100k
                                 
                              
                                 Schmelzmischung
                                 65
                                 „
                                  80
                                 
                              
                                 Calcinirofen für erstes Product
                                 40
                                 „
                                  50
                                 
                              
                                 Calcinirofen für raffinirte
                                    											Potasche
                                 30
                                 „
                                  40
                                 
                              
                                 Dampfkessel
                                 20
                                 „
                                  50
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 225
                                 bis
                                  320k.
                                 
                              
                           Hierzu treten unter Umständen für die Carbonisation etwa 10k Kokes.
                           
                           Die folgende Berechnung, welche eine für Bezug der Rohmaterialien ziemlich günstig
                              									gelegene gröſsere Fabrik mit guten Betriebsresultaten voraussetzt, gibt ein Bild von
                              									den ökonomischen Verhältniſsen, unter denen die Potaschefabrikation arbeitet.
                           
                              
                                     a) Darstellung
                                       												von Kaliumsulfat.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 100k
                                    											Chlorkalium von 95 bis 98 Proc. frei Fabrik
                                 13,50
                                 M.
                                 
                              
                                 85k
                                    											Schwefelsäure von 60° B., bei Selbstdarstellung derselben zu    4,50 M.
                                    											für 100k
                                 3,83
                                 
                                 
                              
                                 25k
                                    											Kokes zu 1,90 M. für 100k
                                 0,48
                                 
                                 
                              
                                 Arbeitslohne
                                 0,80
                                 
                                 
                              
                                 Reparaturen, Amortisationen, allgemeine
                                    											Kosten
                                 0,80
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 19,41
                                 M.
                                 
                              
                                 Producte: 117k Sulfat und 110k Salzsäure (auf
                                    											20° B. berechnet);    wird die Salzsaure zu 0,50 M. für 100k verwerthet
                                 0,55
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 so bleiben für 117k Sulfat
                                 18,86
                                 M.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 somit kosten 100k Sulfat
                                 16,12
                                 M.
                                 
                              
                                     b) Darstellung
                                       												von Potasche.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 147k
                                    											Sulfat zu 16,12 M. für 100k
                                 23,70
                                 M.
                                 
                              
                                 140k
                                    											Kalkstein zu 80 Pf. für 100k
                                 1,12
                                 
                                 
                              
                                 275k
                                    											Kohlen zu 1,30 M. für 100k
                                 3,58
                                 
                                 
                              
                                 Arbeitslohne
                                 2,80
                                 
                                 
                              
                                 Reparaturen
                                 1,00
                                 
                                 
                              
                                 Zinsen und Amortisationen
                                 1,00
                                 
                                 
                              
                                 Allgemeine Kosten
                                 1,60
                                 
                                 
                              
                                 Faſs
                                 1,00
                                 
                                 
                              
                                 Verkaufskosten
                                 1,00
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 36,80
                                 M.
                                 
                              
                           Product: 100k 95 bis 98 proc.
                              									raffinirte Potasche.
                           Da die Preise der Rohmaterialien, sowie die allgemeinen Kosten u.s.w. nach Ort und
                              									Zeit stets schwankend sein müſsen, so war eine gewisse Willkürlichkeit in der
                              									Annahme derselben nicht zu vermeiden. Bei denselben Rohmaterialpreisen dürfte es
                              									allerdings möglich sein, in einer in groſsem Maſsstabe arbeitenden Fabrik durch
                              									rationelle Einrichtungen und sorgfältigen Betrieb den Selbstkostenpreis noch um etwa
                              									3 M. für 100k herabzudrücken. Wenn es gelingt, bei
                              									einmaliger Calcinirung fertige Handelswaare zu erzeugen, so wird hierdurch schon
                              									eine Ersparniſs von etwa 2 M. für 100k erzielt.
                              									Auf rationelle Feuerungsanlagen ist besonders Gewicht zu legen. Wenn in Staſsfurt
                              									selbst die Potaschefabrikation nicht hat Fuſs fassen können, so dürfte dies
                              									hauptsächlich dem Umstände zuzuschreiben sein, daſs der Gestehungspreis der bisher
                              									in dieser Fabrikation als Brennmaterial ausschlieſslich verwendeten Steinkohle in
                              									Staſsfurt ein zu hoher war. Die dort sehr billig zur Verfügung stehende Braunkohle
                              									würde indessen bei Einrichtung von Gasfeuerungen, und speciell von
                              									Regenerativ-Gasfeuerungen für die Schmelzöfen, sehr wohl verwendbar gewesen sein.
                              									Der Beweis hiefür ist von Sodafabriken, die mit Braunkohle schmelzen, bereits
                              									geliefert.
                           Der gegenwärtige Marktpreis von Potasche ist ein niedriger und von dem eben
                              									berechneten Gestehungspreise nicht weit entfernt. Es bestehen auch verschiedene
                              									Umstände, welche sämmtlich dahin wirken, daſs der Marktpreis der Potasche, von Ausnahmszeiten und
                              									Conjuncturen natürlich abgesehen, sich nicht wesentlich über den Selbstkostenpreis
                              									derselben erhebe. Diese Umstände sind folgende: 1) Der Bedarf an Potasche ist ein
                              									beschränkter; dagegen ist bei dem fast unerschöpflichen Staſsfurter
                              									Kalisalzvorkommen die Möglichkeit unbeschränkter Production, also auch einer
                              									Ueberproduction dieses Artikels gegeben. 2) Die schlechte ökonomische Lage der
                              									deutschen Sodaindustrie, welche in Folge der englischen Ueberproduction ein
                              									chronisches Uebel zu werden droht, drückt ebenfalls die Potaschepreise, weil der
                              									Sodafabrikant jeden Augenblick in der Lage ist, seine Einrichtungen mit geringen
                              									Abänderungen zur Potaschefabrikation zu verwenden. 3) Die Concurrenz der deutschen
                              									und französischen Rübenpotasche, welche aus einem Nebenproduct gewonnen wird und
                              									deshalb im Stande ist, starke Preisrückgänge auszuhalten, trägt dazu bei, den
                              									Marktpreis der Potasche auf einem niedrigen Stand zu erhalten. 4) Eine erhebliche
                              									Ausfuhr deutscher Potasche nach England und anderen Ländern ist kaum in Aussicht zu
                              									nehmen, weil die oft erörterten Umstände, welche die englische Sodaindustrie so sehr
                              									bevorzugen und in gleicherweise der dortigen Potaschefabrikation zugut kommen, nicht
                              									aufgewogen werden durch den etwas niedrigeren Gestehungspreis des Chlorkaliums,
                              									welches überdies zu einer sehr billigen Fracht nach England gelangt.
                           Unter diesen Umständen werden die deutschen Potaschefabrikanten in Bezug auf
                              									Ausdehnung ihrer Fabrikation eine weise Selbstbeschränkung üben müſsen, wenn sie
                              									sich nicht den Schäden einer Ueberproduction aussetzen wollen. Eine vorsichtige und
                              									allmälige Ausdehnung der deutschen Potaschefabrikation nach Leblanc's Verfahren, welche jetzt etwa 12000t (gegenüber einer ungefähren Gesammtproduction an Potasche von 50000t) liefert, dürfte dennoch möglich sein, da sowohl
                              									die Production von Holzasche, als diejenige von Rübenasche, letztere in Folge der
                              									Einführung des Osmose- und des Elutionsverfahrens, von Jahr zu Jahr abnehmen.