| Titel: | Zur chemischen Technologie des Glases. | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 217 | 
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                        Zur chemischen Technologie des
                           								Glases.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 23.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 232 S.
                           								522.)
                        Zur chemischen Technologie des Glases.
                        
                     
                        
                           Herstellung von Hohlglas. Bekanntlich gab schon Collignon (*1863 168 15)
                              									eine Zange zum Formen der Flaschenhälse an. J. Krause
                              									in Berlin (*D. R. P. Nr. 386 vom 29. Juli 1877. Inzwischen erloschen) verbindet
                              									damit eine Vorrichtung zur Herstellung von Schraubengewinden im Innern von Flaschenhälsen
                              									(vgl. * 1854 131 173. *1878 230 282). Auf Taf. 23 zeigt Fig. 1
                              									zunächst den Durchschnitt eines damit hergestellten fertigen Flaschenhalses mit
                              									zugehörigem Stopfen; zur besseren Dichtung wird eine Gummiplatte a unter den Knopf geschoben. Fig. 2 und
                              										3 veranschaulichen die Zange. An den beiden Schenkeln b der Zange ist die Form c
                              									befestigt, welche den äuſseren Rand des Flaschenhalses bildet. Der an seinem oberen
                              									Theile mit einem Schraubengewinde e versehene Zapfen
                              										d bewegt sich unabhängig von der Form c und hat einen viereckig geformten Kopf g. Die in der Mitte plattenförmige Querstange h ist an dem einen Schenkel der Zange bei j befestigt, während er den anderen Schenkel bei i beweglich durchdringt. Diese Querstange ist an ihrem
                              									mittleren platten Theile mit einer Oeffnung k versehen,
                              									welche an dem einen Ende rund, an dem anderen viereckig geformt ist. Die zweite
                              									Querstange l dient als Träger des beweglichen Zapfens
                              										d. Wenn diese Zange auf den noch weichen
                              									Flaschenhals aufgesetzt und geschlossen wird, so steht der viereckige Kopf des
                              									Zapfens d, welcher im Innern des Halses das
                              									Schraubengewinde abdrückt, in dem runden Theil der Plattenöffnung k, kann also die Umdrehung mit der Flasche machen. Ist
                              									der äuſsere Rand des Halses geformt, so öffnet man die Zange, und nun treibt die
                              									Querstange h den viereckigen Kopf g des Zapfens d in den
                              									viereckigen Theil der Plattenöffnung k und hält den
                              									Zapfen d dort fest, so daſs einige weitere Umdrehungen
                              									genügen, ihn aus dem Flaschenhals zu entfernen. Das Schraubengewinde ist somit
                              									hergestellt.
                           Eine andere Art den Schraubenzapfen d festzuhalten, oder
                              									sich bewegen zu lassen, zeigt Fig. 4. In
                              									die am Kopfe des Zapfens angebrachten Zähne greift, sobald die Zange geöffnet wird,
                              									der ebenfalls gezahnte Block m ein und verhindert so
                              									die Umdrehung des Zapfens. Die Hebel o vermitteln die
                              									Bewegung, je nachdem die Zange geschlossen oder geöffnet wird, und somit das Lösen
                              									und Festhalten des Zapfens. Bei der in Fig. 5
                              									dargestellten sonst gleichen Zange wird der Zapfen d
                              									festgehalten, indem er beim Oeffnen der Zange in die im Block m befindliche viereckige Oeffnung eintritt.
                           Eine Form für gerippte Flaschen beschreibt J. Tronchet in Epernay (*D. R. P. Nr. 1309 vom 6.
                              									November 1877). Die aus Guſseisen oder Bronze hergestellte Form besteht aus zwei
                              									gleichen halbcylindrischen Theilen a (Fig. 6 und
                              										7 Taf. 23), welche mittels der durch die Ohren b gesteckten Bolzen c zusammengehalten
                              									werden. Die Form ist auf ihrer ganzen inneren Fläche mit einer Reihe von
                              									dreieckigen, 1,5 bis 2mrn tiefen Rillen versehen.
                              									Die geringe Adhäsion des Metalles für das Glas verhindert letzteres, sich an die
                              									Seiten der Form vollständig anzuschmiegen, und dadurch bildet das Aeuſsere der
                              									Flasche (Fig. 8) eine
                              									polygonale Fläche, welche aus einer Unzahl von kleinen Facetten zusammengesetzt ist. Die darin
                              									befindliche Flüssigkeit wird dadurch nicht ihrer Klarheit und ihres Glanzes beraubt,
                              									sondern soll im Gegentheil die gröſste Durchsichtigkeit und Schönheit erhalten. Da
                              									auſserdem die Rippen sich auch über den Boden erstrecken, so gleiten derartige
                              									Flaschen weniger leicht aus als gewöhnliche.
                           W. L. Keller in Baltimore (Scientific American, 1878 Bd. 39 S. 265) schmilzt unten an den
                              									eingeschliffenen Glasstopfen ein kleines Meſsgefäſs an, wie Fig. 9 Taf.
                              									23 zeigt. Da der Stopfen oben vollkommen eben ist, so läſst sich das Meſsgefäſs auch
                              									aufstellen. Für manche Zwecke dürfte sich diese Einrichtung empfehlen. (Vgl. 1854
                              										132 185. *1855 138 89.
                              									*1870 196 121.)
                           Kühlöfen. Im Anschluſs an die in D. p. J. beschriebenen Kühlöfen von Neville (1858 147 342), Fincham (*1859 154 175), Dillinger (*1866 182 19) und
                              										Bievez (*1868 189 312)
                              									möge zunächst der Vorschlag von R. Gottheil in Berlin
                              									(*D. R. P. Nr. 102 vom 17. Juli 1877) erwähnt werden, dessen Kühlmethode im
                              									Wesentlichen darin besteht, daſs die zu kühlenden Glassachen, wie sie von der Pfeife
                              									oder auch von der Form kommen., sofort auf erwärmte Metalluntersätze gebracht und
                              									durch Kapseln, die sich möglichst nahe an die Gestalt der Waare anschlieſsen, ohne
                              									dieselbe zu berühren, gegen jeden Luftzutritt geschützt werden. Auſserdem werden
                              									noch, um eine zu schnelle und dadurch ungleichmäſsige Abkühlung von starkwandigen
                              									Theilen der Waare zu vermeiden, denselben erwärmte starkwandige Metallstücke
                              									genähert, welche die zu schnelle Abkühlung der äuſseren Schicht dieser stärker
                              									gehaltenen Theile der Glaswaare verhindern und eine gleichmäſsige Abkühlung der
                              									äuſseren und inneren Schichten der starkwandigen Theile und dadurch deren groſse
                              									Haltbarkeit verursachen. – So gut dieses Verfahren ohne Frage ist, so wenig dürfte
                              									es sich doch für den Groſsbetrieb eignen.
                           Der Kühlofen für Hohlglas von E. F. W.
                                 										Hirsch in Radeberg (*D. R. P. Nr. 2081 vom 7. August 1877) besteht, wie
                              									Seitenansicht und Durchschnitt Fig. 10 und
                              										11 Taf. 23 zeigen, aus einem Kühlraum, in welchem ähnlich wie beim
                              									Kanalofen von Dillinger (*1866 182 19) und Bock (*1875 216 200) auf Schienen Wagen laufen. Die Wagen sind einfache eiserne
                              									Gestelle, auf denen die etwas nach hinten geneigten Kühlkästen C stehen, welche mit der offenen Seite den
                              									Beschickungsöffnungen E im Ofen gegenüber stehen, so
                              									daſs sie leicht gefüllt werden können. Ist dies geschehen, so werden die an beiden
                              									Enden des Ofens befindlichen eisernen Schiebethüren geöffnet. Nun schiebt man den
                              									Wagen heraus, schlieſst die gefüllten Kästen durch einfache Deckel, wie die auf dem
                              									Wagen D stehenden Kästen zeigen, und läſst bis zum
                              									völligen Erkalten stehen. Inzwischen ist von der entgegengesetzten Seite des Ofens
                              									der leere Wagen eingeschoben, worauf die Schiebethüren wieder geschlossen werden. Das
                              									durch die Kanäle A und B
                              									zugeführte Gas erhitzt beim Verbrennen die Kästen rasch auf die Temperatur, welche
                              									erforderlich ist, um die fertig geblasenen Gegenstände aufnehmen zu können. Während
                              									dieser Wagen gefüllt wird, wird der andere sich so weit abgekühlt haben, daſs er
                              									entleert und wieder in den Ofen geschoben werden kann.
                           F. Wisthoff in Königssteele (*D. R. P. Nr. 3307 vom 14.
                              									Mai 1878) hat eine röhrenförmige Kühlvorrichtung für kleine Flaschen angegeben. Auf
                              									Taf. 23 ist in Fig. 12 die
                              									Ansicht, in Fig. 13 der
                              									Querschnitt I-II und in Fig. 14 der
                              									Horizontalschnitt III-IV dargestellt. In der Höhe III-IV einer gewöhnlichen Trommel zum Aufwärmen des
                              									Glases sollen an Stelle des bisher üblichen Kühlofens zwei thönerne Röhren a mit herzförmigem Querschnitt in schräger Richtung auf
                              									den Ofen gelegt werden. Die durch den durchbrochenen Deckstein steigende Flamme
                              									umspült dieselben bis zum Schornsteine m. Die fertigen
                              									Gläser werden von dem Arbeiter, der das Einbrennen der Mündungen besorgt, in eine
                              									der Röhren a vorn niedergelegt und jedesmal um eine
                              									Glaslänge vorgeschoben, bis sie die ganze Röhre der Länge nach ausfüllen. Die
                              									Thonröhren, am Anfang rothglühend, kühlen sich bis n so
                              									weit ab, daſs die Fortsetzung in demselben Querschnitt aus Eisenblech bestehen kann.
                              									Die eisernen Röhren erhalten eine kleine Neigung und bei b fällt das abgekühlte Glas in einen Behälter. Das Vorschieben der Gläser
                              									geschieht von demselben Arbeiter durch einen Fuſstritt mittels folgender
                              									Vorrichtung. Um den durch zwei Stützen befestigten Bolzen c dreht sich der Hebel ed, an dem bei d mittels eines Drehbolzens eine nach unten gebogene
                              									Gabel f befestigt ist, deren Spitzen bis zu einer durch
                              									den Stift o bestimmten Tiefe in die geöffneten Röhren
                              										a reichen. Eine Kette verbindet die Enden e und f, eine andere geht
                              									von e nach vorn über die Rolle k zum Trittbret h und nach hinten über die
                              									Rolle i zum Gegengewicht g. Beim Senken des Trittbretes schieben die Gabelspitzen die Gläser vor
                              									und beim Heben des Fuſses geht die Vorrichtung in die frühere Stellung zurück.
                           F. Siemens in Dresden (Glashütte, 1879 S. 66) hat ein neues Kühlverfahren eingerichtet, welches
                              									namentlich für die Glaschmelzwannen bestimmt ist und die geblasenen Flaschen schon
                              									nach 2 bis 4 Stunden versandtfähig liefert. Dasselbe besteht für einen Schmelzofen
                              									aus zwei beständig heiſs gehaltenen, mit eigenthümlich eingerichteten Kühlwagen
                              									versehenen Wärmeöfen, deren Temperatur mindestens um 200° höher gehalten wird, wie
                              									die der gewöhnlichen Kühlöfen. Fig. 15 bis
                              										18 Taf. 23 stellen die Ofenanlage in Grundriſs und Querschnitten dar. Die
                              									nach hinten offenen Oefen O und O1 werden mittels gewöhnlicher Gas- und
                              									Luftzuführungskanäle g, l und den aufrechten
                              									Brennkanälen k geheitzt; die Rauchgase entweichen aus
                              									den kleinen Essen e. Die Wagen haben flachen Boden und
                              									doppelte Wandbleche, welche oben in eine doppelte Rinne r auslaufen. Die obere Rinne bildet den Sandverschluſs, in welchen der mit
                              									vorspringendem Rande versehene Deckel d eingreift; die
                              									Flügel i der unteren Rinne dagegen bilden mit den
                              									beiden im Ofen fest eingemauerten Flügelblechen f zwei
                              									bewegliche Sand Verschlüsse, so daſs nach dem Einfahren des Wagens der obere
                              									Ofenraum vom unteren ganz abgeschlossen ist. Der gewölbte und mit Schutzblech
                              									versehene Deckel d bildet nach dem Aufklappen den
                              									Verschluſs für die Ofenkammer Fig.
                                 									16.
                           Durch die in der vorderen Seite der Ofenkammer angebrachten Oeffnungen a werden die Flaschen o. dgl. auf den mit Sand
                              									bedeckten Boden des Wagens gelegt oder gestellt. Die äuſseren Flaschen berühren nur
                              									die innere doppelte Wand und kommen daher nirgend mit der rasch abkühlenden
                              									Auſsenwand des Wagens in directe Berührung. Nachdem der Boden des Wagens ganz
                              									besetzt ist, wird der Deckel, welcher während dieser Zeit als hinteres Ofengewölbe
                              									gedient hatte, in den oberen Sandverschluſs r
                              									herabgelassen und der ganze Wagen aus dem Ofen gezogen, um fortgeführt und der
                              									Abkühlung an der Luft ausgesetzt zu werden. Ein neuer kalter Wagen mit Deckel wird
                              									sofort wieder in den Ofen geschoben, der Deckel aufgeklappt und somit der Verschluſs
                              									des Ofens nach hinten wieder hergestellt und gleichzeitig die Abtrennung des oberen
                              									Theiles der Ofenkammer von dem unteren durch den beweglichen Sandverschluſs wieder
                              									bewerkstelligt.
                           Durch diese Anordnung wird erreicht, daſs im oberen Ofenraume, direct auf den
                              									Sandboden des Wagens und die Flaschen wirkend, eine intensive Hitze erzeugt werden
                              									kann, ohne den unteren Theil des Ofenraumes mit zu erwärmen und somit den
                              									eigentlichen Wagen vollständig vor der Verbrennung zu schützen. Auch der Deckel ist
                              									dadurch vor der Verbrennung geschützt, daſs er nicht im Ofen der vollen Hitze
                              									ausgesetzt, sondern als Auſsenwand zum Verschluſs der Ofenkammer dient. Um die
                              									Kühlung der unteren durch den beweglichen Sandverschluſs abgetrennten Ofenkammer und
                              									des darin stehenden Wagens noch zu vervollständigen, läſst man die zur Verbrennung
                              									des Gases dienende Luft in den hinteren offenen Theil dieses Raumes eintreten, um,
                              									wie die Pfeile in Fig. 15 und
                              										16 darstellen, am vorderen Theile desselben in die Brennkanäle k eingeführt zu werden.
                           Wie aus der Zeichnung des Kühlwagens ersichtlich, ist der Sandverschluſs für den
                              									Deckel nur auf drei Seiten durchgeführt, während die vordere Seite ohne
                              									Sandverschluſs durch eine heraufklappende Blechthür t
                              									verschlossen wird. Diese Anordnung ist deswegen nöthig, weil man sonst die Flaschen
                              									oder sonstige Glaswaaren nicht gut auf den Boden des Wagens aufstellen könnte.
                              									Nachdem der Wagen in den Ofen eingefahren ist, wird erst der Deckel d aufgeklappt und darauf die vordere Blechthür t niedergelegt, während vor dem Ausfahren erst die Blechthür t aufgeklappt und dann der Deckel d geschlossen wird. Der vordere Rand des Deckels d hält durch Uebergreifen die Blechthür t in ihrer aufrecht stehenden Lage fest und
                              									verschlieſst auch den Wagen, wenn auch nicht so wie durch den Sandverschluſs an den
                              									übrigen drei Seiten des Wagens. Da die Waare aber nur die drei verschlossenen Seiten
                              									des Wagens berührt, während vorn so wie so ein freier Raum bleibt, so ist ein
                              									vollkommener Verschluſs und eine doppelte Blech wand selbstverständlich auf dieser
                              									Seite auch nicht erforderlich.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
