| Titel: | Zur Kritik von Heizversuchen und ihrer Berechnung; von A. Weinhold in Chemnitz. | 
| Autor: | A. Weinhold | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 343 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Zur Kritik von Heizversuchen und ihrer
                           								Berechnung; von A. Weinhold in
                           									Chemnitz.
                        Weinhold und Fischer, über Heizversuche und ihre
                           								Berechnung.
                        
                     
                        
                           Hr. F. Fischer, der in sehr verdienstlicher Weise für
                              									eine rationelle Untersuchung der Feuerungsanlagen eintritt (vgl. 1879 232 237. 336), hat wiederholt auf falsche Zahlenwerthe in
                              									meinem Aufsätze (1876 219 25) hingewiesen. Ich acceptire
                              									selbstverständlicher Weise die Regnault'schen Original
                              									zahlen anstatt der von mir damals benutzten, von denen allerdings eine ungenau und
                              									eine wenigstens anfechtbar ist, kann aber nicht umhin daraufhinzuweisen, daſs die an
                              									meinen Formeln sonach anzubringenden Correctionen nicht nur nicht so erheblich sind,
                              									wie der unbefangene Leser der Fischer'schen Kritik
                              									glauben wird, sondern daſs ihr Einfluſs gegen den anderer Fehlerquellen bei
                              									Heizversuchen vollkommen verschwindet.
                           In der Fischer'schen Abhandlung heiſst es S. 340 Bd.
                              									232: „Bei den bisherigen Heizversuchen hat man nun zwar meist die gröſste
                                 										Sorgfalt auf die Angabe der Temperatur des Speisewassers und der atmosphärischen
                                 										Luft, des Barometerstandes, ja selbst der Beschaffenheit von Wind und Wetter
                                 										verwendet, auch wie Weinhold, G. Schmidt u. A,
                                 										umständliche Rechnungen ausgeführt, dabei aber durchweg unrichtige Werthe für
                                 										die specifische Wärme der Verbrennungsgase eingesetzt.“ Die Fassung dieses
                              									Satzes kann leicht den Glauben erwecken, daſs der Autor desselben meine Arbeit (1876
                              										219 25) mit den in der ersten Hälfte des Satzes
                              									aufgezählten Absurditäten auf eine Stufe stellt, was wohl nicht wirklich der Fall
                              									ist; jedenfalls aber muls sie die Meinung erzeugen, daſs die von mir ausgeführten
                              									Rechnungen falsche Resultate ergeben. Aus meinem Aufsatze ist zur Genüge zu ersehen,
                              									welche Genauigkeit bei Rauchgasuntersuchungen und den darauf gestützten Rechnungen
                              									etwa in Betracht kommen kann; mit Rücksicht auf den groſsen Einfluſs der wechselnden
                              									Zusammensetzung des Brennmaterials, die Unsicherheit der Brennwerthberechnungen, die
                              									Unvollkommenheit der für die fraglichen Untersuchungen üblichen Bürettengasanalysen
                              									u.s.w. habe ich die Constanten der schlieſslich für die Berechnung anzuwendenden
                              									Formeln 5 bis 8 (S. 30 Bd. 219 meines Aufsatzes) auf zumeist 2, höchstens 3 Ziffern
                              									stellen abgerundet* die zu Grunde gelegten dreiziffrigen Werthe der specifischen
                              									Wärme sind für Sauerstoff, Stickstoff, Kohlenoxyd genau die Regnault'schen, für Kohlensäure stimmt der Werth genau mit dem von Regnault für das Intervall von 10° bis 100° gefundenen;
                              									für Wasserdampf ist allerdings fälschlich gesetzt 0,475 anstatt 0,481. Anstatt des
                              									für Kohlensäure gesetzten, dem Intervall von 10° bis 100° entsprechenden Werthes
                              									0,202 wird besser der für das Intervall von 10° bis 210° von Regnault gefundene Werth 0,217 zu setzen sein. Den für das Intervall von
                              									100 bis 350° durch Interpolation berechneten Werth 0,234 zu nehmen, ist entschieden
                              									bedenklich, so lange die wirklichen Versuche nur bis 210° reichen, und einen je nach
                              									der Temperatur, mit welcher die Gase entweichen, veränderlichen Werth der
                              									specifischen Wärme der Kohlensäure einzuführen, ist nicht zweckmäſsig, weil die
                              									Rechnung dadurch viel complicirter und nur ganz unerheblich genauer wird; die durch
                              									die Kohlensäure entführte Wärmemenge ist ja immer nur ein sehr kleiner Bruchtheil
                              									des ganzen Wärmeverlustes durch die abziehenden Gase, an welchem der Stickstoff
                              									weitaus den gröſsten Antheil hat.
                           Die durch Einsetzen der richtigeren Zahlen für Wasserdampf und Kohlensäure
                              									verbesserten Formeln lauten nun:
                           T=\frac{W+tn\,(8,28\,h+2,76\,c_1+1,38\,c_2-1,03\,o)-5300\,h-588\,w}{0,25\,a+0,48\,w+0,22\,c_1+0,28\,c_2+2,59\,h+0,22\,o+n\,(8,28\,h+2,76\,c_1+1,38\,c_2-1,03\,o)}
                              									. . . . (5)
                           für t = 0:
                           T=\frac{W-5300\,h-588\,w}{0,25\,a+0,48\,w+0,22\,c_1+0,28\,c_2+2,59\,h+0,22\,o+n\,(8,28\,h+2,76\,c_1+1,38\,c_2-1,03\,o)}
                              									. . . . (6)
                           
                           \Omega=(T-t)\,[0,48\,w+0,22\,c_1+0,28\,c_2+2,59\,h+0,22\,o+n\,(8,28\,h+2,76\,c_1+1,38\,c_2-1,03\,o)] .
                              									. . . . . (7)
                           V=\frakfamily{W}-W+0,25\,aT+t\,[0,48\,w+0,22\,c_1+0,28\,c_2+2,59\,h+0,22\,o+n\,(8,28\,h+2,76\,c_1+1,38\,c_2-1,03\,o)]+
                                 										588\,(9\,h+w) . . . . . (8)
                           Die Vergleichung der jetzigen Formeln mit den früheren zeigt schon die
                              									Unerheblichkeit der Abänderungen. An die Stelle von:
                           
                              
                                 
                                 589 w
                                 0,16 c1
                                 2,53 h
                                 
                              
                                 sind getreten:
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 588 w
                                 0,22 c1
                                 2,59 h;
                                 
                              
                           alle anderen Werthe bleiben ungeändert. Bei Anwendung der
                              									neuen Formeln auf das in meiner früheren Abhandlung im Detail ausgerechnete Beispiel
                              									erhält man:
                           
                              
                                 
                                    T
                                    
                                 
                                    =
                                    
                                 916°
                                 
                                 
                                 
                                 anstatt
                                 
                                    T
                                    
                                 =
                                 920°
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                    Ω
                                    
                                 =
                                 1838c
                                 =
                                 0,594
                                 
                                    
                                       \frakfamily{W}
                                       
                                    
                                 „
                                 
                                    Ω
                                    
                                 
                                    =
                                    
                                 1835c
                                 =
                                 0,593
                                 
                                    
                                       \frakfamily{W}
                                       
                                    
                                 
                              
                                 
                                    V
                                    
                                 =
                                 1254c
                                 =
                                 0,406
                                 
                                    
                                       \frakfamily{W}
                                       
                                    
                                 „
                                 
                                    V
                                    
                                 =
                                 1257c
                                 =
                                 0,407
                                 \frakfamily{W}.
                                 
                              
                           Daraus geht hervor, daſs eine Umrechnung der ganzen a. a. O.
                              									gegebenen Tabelle unnöthig ist.
                           Gewiſs wäre es wünschenswerth, die Untersuchung von Verbrennungsgasen mit aller
                              									erreichbaren Genauigkeit auszuführen, also auch ihren Gehalt an Schwefligsäure,
                              									Kohlenwasserstoffen u.s.w. zu ermitteln und diesen sowie die neuerdings durch Jolly nachgewiesenen Schwankungen des
                              									Sauerstoffgehaltes der Atmosphäre zu berücksichtigen, wenn nicht die erreichte
                              									Genauigkeit durch andere Fehlerquellen, zu denen besonders auch die
                              									Ungleichmäſsigkeit des Heizprocesses selbst gehört, illusorisch und die Untersuchung
                              									selbst durch ihre Complication für technische Zwecke unausführbar würde.
                           Ganz bestimmt ist aber zu fordern, daſs die Analyse der Rauchgase mit Sorgfalt
                              									ausgeführt wird und daſs nicht Zahlen veröffentlicht werden, wie die zur Empfehlung
                              									der Haupt'schen Gasfeuerung benutzten, bei denen die
                              									Summe der Volumprocente von Sauerstoff, Kohlensäure und Kohlenoxyd so klein ist,
                              									daſs man auf den ersten Blick die grobe Fehlerhaftigkeit der Analyse erkennt. Ich
                              									gebe für Zwecke der Rauchgasanalyse der Bunte'schen
                              									Gasbürette vor der Winkler'schen den Vorzug, weil sie
                              									erstens gestattet, die Gase nach der Absorption wieder über reinem Wasser, anstatt
                              									über der Absorptionsflüssigkeit, zu messen, was besonders für die
                              									Kohlenoxydbestimmung bei etwas hoher Zimmertemperatur wichtig ist, und weil sie sich
                              									leicht vor jeder Ablesung durch Eintauchen in einen Standcylinder mit Wasser (im
                              									Lichten etwa 8cm weit und 50cm hoch) auf constante Temperatur bringen läſst.
                              									Ich habe mich überzeugt, daſs das Anbringen eines gläsernen Mantels ohne Wasser zur
                              									Vermeidung merklicher Fehler durch Temperatureinflüsse nicht genügt. Recht gute Bunte'sche Büretten mit deutlich sichtbarer Theilung,
                              									etwas engerem Rohre für die Volume bis 25cc als
                              									bei den Exemplaren von Greiner in München und von sehr
                              									billigem Preise liefern Greiner und Friedrichs in
                              									Stützerbach bei Ilemnau, Thüringen.
                           
                        
                           
                              Bemerkungen zu vorstehender Abhandlung; von Ferd.
                                 										Fischer.
                              
                           Das Bedenken, für Kohlensäure bei 350° die höhere specifische Wärme zu nehmen, kann
                              									ich nicht theilen, halte im Gegentheil für genaue
                              									Versuche dieses für unbedingt erforderlich. Daſs hierdurch die Berechnung in keiner
                              									Weise erschwert wird, ergibt sich aus S. 343 bis 345 Bd. 232 und S. 136 Bd. 233.
                              									Uebrigens beträgt der Fehler bei Nichtbeachtung der steigenden specifischen Wärme
                              									für 1k Kohle 30 bis 40c bei 350°; ich sehe nicht ein, weshalb man denselben nicht vermeiden
                              									soll. (Vgl. F. Fischer: Chemische Technologie der
                                 										Brennstoffe. Braunschweig 1879. Friedr. Vieweg und
                                 										Sohn.)