| Titel: | A. Hattemer's elektrisches Distanzsignal. | 
| Autor: | Ludwig Kohlfürst | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 373 | 
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                        A. Hattemer's elektrisches Distanzsignal.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 35.
                        Kohlfürst, über Hattemer's elektrisches Distanzsignal.
                        
                     
                        
                           Das nachstehend beschriebene, von A. Hattemer,
                              									Telegrapheninspector der Berlin-Görlitzer-Eisenbahn, entworfene
                              									elektrische Distanzsignal (Fig. 1 bis
                              										10 Taf. 35) ist für den Betrieb mittels Inductionsströmen
                              									eingerichtet.
                           Das Aeuſsere des Signales (Wendescheibe oder Semaphor) zeigt Fig. 1 und
                              										2. In dem vierkantigen Kästchen A des
                              									guſseisernen Ständers ist das Triebwerk und die elektrische Einlösung, in der Röhre
                              										S die Scheibenspindel der Wendescheibe, bezieh. die
                              									Zugstange für den Semaphor untergebracht und im hohlen Schafte des Ständers läuft
                              									das Treibgewicht.
                           Das Triebwerk (Fig. 3 und
                              										4) gleicht im Wesentlichen den sonst für ähnliche Zwecke angewendeten;
                              									nur ist das zum Tragen des Treibgewichtes in der Regel benutzte Hanf- oder Drahtseil
                              									durch eine Gliederkette ersetzt. Auf der Welle I sitzt
                              									die Kettentrommel und das Zahnrad A, welches durch den
                              									Eingriff in das halb so groſse Rad B die Welle II treibt; diese überträgt ihre Bewegung auf die Welle
                              										III, von welcher endlich durch Vermittlung des
                              									Rades C die Windflügelwelle IV gedreht wird. Weiter sitzt auf der Welle II vorn eine Scheibe s, rückwärts die Kurbel
                              										k; letztere greift mittels ihres Rollenzapfens r in den Schlitz eines auf dem Zapfen d drehbaren Hebelarmes h
                              									ein. Auf d (Fig. 3) ist
                              									auch das Kegelradsegment J' aufgekeilt, dessen Zähne in
                              									ein auf der Scheibenspindel S1 sitzendes Kegelrad i eingreifen. Wird statt
                              									der Wendescheibe der Semaphor angewendet, so tritt an Stelle des Segmentes der Arm
                              										u (Fig. 4) und
                              									die daran hängende Hebelverbindung mit der hölzernen
                              									Zugstange z.
                           Steht das Signal, wie es in Fig. 3 und
                              										4 angenommen ist, auf „Verbot der Fahrt“, so befindet sich der
                              									Kurbelzapfen r (Fig. 5) am
                              									unteren Ende des Schlitzes und kann sich, wenn nun das Werk in Gang gesetzt wird,
                              									auf ein Drittel Umdrehung nach aufwärts bewegen, ohne daſs der Arm h (Fig. 6) aus
                              									seiner Ruhelage kommt, da letzterer in entsprechender Weise gekrümmt ist. Sobald
                              									jedoch die Kurbel k die erste Drittelumdrehung
                              									überschreitet, ist dem Zapfen r die freie Bewegung
                              									nicht mehr gestattet, sondern derselbe legt sich jetzt an die linke Kante des
                              									Schlitzes und muſs den Arm h mitnehmen und zwar so
                              									lange, bis das zweite Drittel der Umdrehung zurückgelegt ist, worauf der Arm h sich in der in Fig. 7
                              									angedeuteten Lage befindet. In diesem Falle ist die Wendescheibe durch Vermittlung
                              									der Kegelräder um 90° gedreht, bezieh. der Arm des Semaphors gehoben, also das
                              									Signal aus der Haltstellung in die Freistellung gebracht worden. Beim letzten Drittel der
                              									Kurbelumdrehung erfaſst der Rollenzapfen r die rechte
                              									Seite des Schlitzes und schiebt den Arm dadurch wieder in die ursprüngliche Lage
                              										(Fig. 5) zurück, und das Signal ist in diesem Falle wieder auf „Verbot
                                 										der Fahrt“ eingestellt.
                           Zur strengeren Begrenzung der Bewegung des Armes h nach
                              									rechts ist ein durch eine aufgelegte Lederscheibe oder Gummiplatte elastisch
                              									gemachter Anschlag an der Gehäusewand angebracht. Der Arm h hat überhaupt das Bestreben, sich in diejenige Lage zu begeben, welche
                              									er für die Herstellung des Signales (Fig. 3 bis
                              										5) einzunehmen hat, weil er in diesem Sinne, wenn auch nur sehr gering,
                              									belastet ist. Diese Belastung geschieht, wenn ein Semaphor benutzt wird, durch das
                              									Uebergewicht des Armes, bei einer Wendescheibe durch eine starke (in den Zeichnungen
                              									nicht sichtbare) Schraubenfeder, welche mit einem Ende an der Scheibenspindel S1 (Fig. 3), mit
                              									dem vorderen Ende an dem Spindelgehäuse S (Fig.
                                 										1) festgemacht ist.
                           Den oben geschilderten Bewegungen der Kurbel k (Fig.
                                 										3 bis 7)
                              									entsprechen drei Ausschnitte α, β, γ (Fig. 3 und
                              										4) der Scheibe s, in welche der Sperrhaken
                              										p, der auch gleichzeitig bei n die Windflügelachse arretirt, der Reihe nach
                              									einfällt. Auſser diesen drei Ausschnitten ist auf der Scheibe s zwischen α und β noch ein vierter δ
                              									vorhanden, welcher den Zweck hat, den Lauf des Triebwerkes in der Mitte des ersten
                              									Drittels nochmals zu hemmen, so daſs also zur Umstellung des Signales von „Verbot
                                 										der Fahrt“ auf „Erlaubte Fahrt“
                              									drei Auslösungen und Einlösungen erforderlich sind,
                              									während die Umstellung von „Erlaubte Fahrt“ auf „Verbot der Fahrt“ nur
                              									eine einzige Aus- und Einlösung erheischt.
                           Die elektrische Auslösung und Einlösung, welche im Wesentlichen jener ähnlich ist,
                              									welche Siemens und Halske bei ihren
                              									Strecken-Läutewerken mit Laufwerk anwenden, besteht aus dem Elektromagnete m, zwischen dessen beiden Polen der Anker a (Fig. 3 und
                              										4), ein Stahlmagnet, sich hin und her bewegt, je nach der Richtung des
                              									Stromes, welcher die Elektromagnetspulen durchläuft. Nach dem Verschwinden eines
                              									Stromimpulses bleibt der Anker vermöge seiner eigenen magnetischen Kraft an
                              									demjenigen Pol liegen, von welchem er zuletzt angezogen wurde. Ist der Mechanismus
                              									in Ruhe, so liegt gemäſs der später darzulegenden Anordnung der Anker immer, wie
                              										Fig. 4 zeigt, am linken Pol. Auf der Ankerachse sitzt, um einen Stift
                              									drehbar, ein Stecher t von gehärtetem Stahl in einer
                              									Messingführung derart, daſs er in seiner Ruhestellung einem Drucke von rechts
                              									nachgibt, durch eine kleine Feder aber wieder in seine ursprüngliche Lage
                              									zurückgedrückt wird; einem Drucke von links dagegen, weicht er nur in der Weise aus,
                              									daſs er den Anker a mit bewegt und diesen an den linken
                              									Pol des Elektromagnetes anlegt.
                           Der Auslösehebel ee' trägt am linken Ende zwei seitlich
                              									vorstehende Stahllappen
                              									(Paletten), welche so eingerichtet sind, daſs die rechts liegende Palette auf der
                              									höher liegenden Nase des Stechers aufruht, wenn der Anker links angezogen, und die
                              									links liegende Palette auf der unteren Nase des Stechers, wenn der Anker rechts
                              									angezogen ist. In der völligen Ruhelage des Apparates, d. i. nach einer erfolgten
                              									Einlösung, ruht daher der Auslösehebel nach dem früher Gesagten stets auf der oberen
                              									Nase des Stechers. Der Druck, mit welchem er auf die Nase wirkt, ist nur ein Minimum
                              									und resultirt aus dem Gewicht des Hammers c, welcher
                              									das Bestreben des Auslösehebels, mit seinem rechts liegenden Ende zu fallen, durch
                              									sein eigenes entgegengesetzt wirkendes Gewicht nicht nur aufhebt, sondern sogar zu
                              									einem schwachen Druck auf die Nase des Stechers gestaltet. In Folge dieser geringen
                              									Belastung des Stechers kann die Auslösung ziemlich grob gestellt sein, was ihrer
                              									Widerstandsfähigkeit bezieh. Unempfindlichkeit gegen äuſsere mechanische Einflüsse,
                              									z.B. Erschütterungen u. dgl., wesentlich zu Gute kommt.
                           Die vorerwähnte Wirkung des Hammers c auf den
                              									Auslösehebel ee' wird dadurch erzielt, daſs letzterer
                              									an seinem rechten, mit einem Uebergewicht versehenen Arme e' einen halbrunden Stift trägt, welcher den Hammer c an einem Schnapper so lange in der Schwebe hält, als
                              										e auf einer oder der anderen Nase des Stechers t ein Auflager hat. Wird aber durch die Spulen des
                              									Elektromagnetes ein Strom gesendet, welcher den Anker aus der Ruhelage, d. i. von
                              									links auf rechts wirft, so verliert e das Auflager der
                              									rechten Palette an der höher liegenden Nase des Stechers, kann aber nicht weit
                              									niederfallen, da die zweite Palette von der links liegenden Stechernase aufgehalten
                              									wird; erst wenn ein zweiter Strom den Anker wieder zurückbringt, hat e jedes Auflager verloren und kann weiter abwärts
                              									fallen, wodurch der halbrunde Stift am Arme e' seine
                              									Lage ändert, der Schnapper des Hammers c abrutscht und
                              									dieser vermöge seines Gewichtes auf p niederfällt,
                              									während e sofort nach Abfall des Hammers in Folge
                              									seines am rechts liegenden Arme e' nun unbehindert
                              									wirksam werdenden Uebergewichtes nach aufwärts zurückgeht und sich zunächst an die
                              									Feder f anlegt. Der Hammer aber hat beim Auffallen auf
                              									den Hebel p diesen aus der Einkerbung der Scheibe s ausgezogen und dadurch die Arretirung des Triebwerkes
                              									aufgehoben. Letzteres setzt sich in Bewegung; der nächste seitlich in s eingesetzte Stift t'
                              									erfaſst dabei den steif auf der Hammerachse sitzenden Arm v und hebt so den Hammer wieder in die Höhe, d. i. den Schnapper wieder
                              									unter den halbrunden Stift des Armes e', was zur Folge
                              									hat, daſs sich e wieder auf die obere Nase des Stechers
                              									auflegt. Die Arretirung des Laufwerkes vollzieht sich, indem der Hebel p beim nächsten Ausschnitt der Scheibe s durch sein eigenes Gewicht einfällt und dabei
                              									zugleich die Windflügelachse festhält. Die Auslösung und Einlösung erfolgt ziemlich
                              									rasch, und es kommt lediglich darauf an, daſs die Zeiträume, in welchen die Ströme gegeben werden,
                              									richtig abgegrenzt sind.
                           Es müssen die beiden zu einer Auslösung erforderlichen Ströme etwa wie die
                              									Pendelschläge einer Uhr rasch einander folgen; wenn aber mehrere Strompaare zur
                              									Aenderung einer Signallage nöthig sind, nämlich beim Umstellen des Signales von
                              										„Halt“ auf „Frei“, wo das Laufwerk nach der Reihe durch die
                              									Scheibeneinschnitte δ, α und γ angehalten werden muſs,
                              									darf ein zweites Strompaar dem ersten erst nach dem Verlaufe einer Pause nachkommen,
                              									welche dem Triebwerke reichlich Zeit läſst, die Einlösung durchzuführen.
                           Damit das Signal bei abgelaufenem Gewicht nicht in einer unbestimmten Stellung stehen
                              									bleiben könne, ist eine besondere Sperrvorrichtung vorhanden. An einem Gliede der
                              									Gewichtskette ist in der Nähe des Kettenendes einer der Stifte, welche die
                              									Gliederverbindung herstellen, verstärkt und nach beiden Seiten derart verlängert,
                              									daſs diese vorstehenden Stiftenden sich auf die Gabel w' auflegen und die Gabel, welche auf der Achse y drehbar ist, niederdrücken können. Die Achse y hat eine Stelle, an welcher sie bis zur Hälfte durchgefeilt ist behufs
                              									Aufnahme einer ebenso bearbeiteten Hülse, welche eine kleine Nase- trägt, an die
                              									sich bei der Ruhelage der Daumen w stemmt. Läuft die
                              									Gewichtskette so weit ab, daſs die Gabel w'
                              									niedergedrückt wird, so verläſst die Nase auf der Achse y ihre inne gehabte Lage, der Daumen w
                              									schnappt durch die Wirkung einer auf seiner Lagerbüchse sitzenden Spiralfeder nach
                              									oben, schlägt rückwärts an den Anschlagstift g und
                              									hemmt das ganze Triebwerk, sobald dieses so weit abgelaufen ist, daſs der am Rade
                              										A sitzende Stift l
                              									sich vor w stellt. Der Stift l befindet sich aber an einer derart gewählten Stelle, daſs die
                              									vorgedachte Hemmung gerade nur eintreten kann, wenn das Distanzsignal auf „Verbot
                                 										der Fahrt“ steht.
                           Für die Controleinrichtung ist eine Art Rheostattaster vorhanden,
                              									dessen Theile einerseits an einer Gestellwand des Apparates, andererseits bei q an der Welle d (Fig.
                                 										3) angebracht sind. Die Anordnung dieser Vorrichtung erhellt aus Fig.
                                 										8. Zu den gut isolirten Anschluſsklemmen a
                              									und b sind die kommende und gehende Leitung (vgl. Fig.
                                 										9) zugeführt, auſserdem auch die Enden einer Widerstandsrolle W aus Neusilberdraht (450 S. E.) angeschlossen. Während
                              									der Freistellung des Distanzsignales sind die Klemmen a
                              									und b durch eine Contactfeder F direct verbunden; kommt aber das Signal in die Haltstellung, so drückt
                              									der an der Achse d aufgesetzte Daumen N die Contactfedern F von
                              										a ab und die Stromverbindung von a zu b ist nunmehr nur
                              									über die Widerstandsrolle möglich. Sobald dieser Widerstand eingeschaltet ist,
                              									läutet in jenem Dienstraume, von welchem aus das Stellen des Distanzsignales besorgt
                              									wird, ein Controlwecker K (Fig. 9).
                              									Auſser der Drahtleitung L1, welche vom Wecker zum Signal, dort durch die Elektromagnetspulen und
                              									dann zur Erde geht, der Stelllinie, ist noch eine
                              									zweite Leitung L2
                              									vorhanden, die Controllinie, welche von einem
                              									Galvanoskop zum Signal geht, dort an die Klemme b
                              									geführt ist und weiter über die Feder F oder über den
                              									Widerstand W zur Linie L1 bezieh. zur Erde anschlieſst. Beide
                              									Linien sind im Ruhestande zu einem Stromkreise als Hin- und Rückleitung vereinigt.
                              									In diesem Kreise sind auſser dem Wecker und dem Galvanoskope noch ein Taster T, die etwa aus 4 Meidinger-Elementen bestehende Batterie B und der Umschalter. U
                              									eingeschaltet. Die WiderständeDie Galvanoskopmultiplication hat etwa 30, die Multiplication des
                                    											Weckerelektromagnetes etwa 10 S. E. auf jedes Element der Batterie B. sind so gering, daſs, so lange
                              									die Rheostatspule des Distanzsignales nicht eingeschaltet ist, also das Signal auf
                              										„Erlaubte Fahrt“ steht, der Anker des Weckers angezogen bleibt, der
                              									Wecker somit schweigt, während die optische Controle (das Galvanoskop)
                              										„Strom“ zeigt.
                           Wird das Distanzsignal aber auf „Verbot der Fahrt“ gestellt
                              									und dadurch die Widerstandsspule W in die Linie
                              									gebracht, so reiſst zufolge der eingetretenen Stromschwächung der Anker des Weckers
                              									ab und dieser arbeitet nun vermöge der Localschaltung x
                              									als Selbstunterbrecher im kurzen Schlüsse, während die Galvanoskopnadel, deren
                              									Bewegung durch einen kurzen Anschlag begrenzt wird, noch immer Strom zeigt.
                           Würde aber eine der beiden Leitungen an irgend einer Stelle
                              									reiſsen, so stellt sich die Nadel auf Null; tritt dieser Fall während der
                              									Freistellung des Signales ein, so fängt überdies der Wecker zu läuten an. Mittels
                              									der an dem Galvanoskop angebrachten Stöpsel Vorrichtung und des Umschalters U, welche gestatten, beide Leitungen abwechselnd an
                              									Erde zu legen, läſst sich sofort feststellen, in welcher Leitung die Unterbrechung
                              									liegt.
                           Hinsichtlich sonstiger Linienstörungen ist zu bemerken, daſs bei
                              									jeder Strömentsendung mittels des Inductortasters T die
                              									Controllinie durch das Aufheben des Tasterhebels T'
                              									unterbrochen wird und daher eine etwa bestehende Verschlingung beider Leitungen ohne
                              									allen Einfluſs auf die Functionstüchtigkeit des Signales bleibt. Steht nämlich in
                              									einem solchen Falle das Distanzsignal auf „Erlaubte Fahrt“, so wird beim
                              									Umstellen auf „Verbot der Fahrt“ ein Weckersignal nicht eintreten, dabei
                              									jedoch die Haltstellung des Signales anstandslos vor sich gehen. Tritt die
                              									Leitungsverschlingung ein, während das Signal auf „Verbot der Einfahrt“
                              									steht, so verstummt der Wecker. Jedenfalls ist also die Wahrnehmung einer
                              									Leitungsverschlingung gesichert und letztere unschädlich gemacht.
                           Es erübrigt noch die Betrachtung des Inductors J (Fig. 9) und
                              									der Art und Weise seiner Thätigkeit: Dieser Apparat ist ein Siemens'scher Magnetinductor. Die abgehenden Ströme sind an der oberen
                              									Schiene c (Fig. 10)
                              									des Commutators stets positiv, an der unteren stets negativ, also gleich gerichtet
                              									und folgen sich so rasch, daſs die Nadel eines eingeschalteten Galvanoskopes
                              									keinerlei Vibrationen zeigt, sondern dauernd ruhig ausschlägt. Die obere Schiene c des Commutators ist verlängert und mit zwei Contacten
                              									versehen, auf welche zwei starke Federn f und f' sich auflegen. Beide Federn sind sowohl gegen
                              									einander, als auch gegen den Metallkörper des Inductors isolirt. Auf der Achse des
                              									groſsen Zahnrades, auf welcher gleichzeitig auch die Kurbel U sitzt, ist eine Nase n angeschraubt, die
                              									bei jeder vollen Umdrehung der Achse abwechselnd die eine, dann die andere Feder auf
                              									etwas weniger als die Dauer einer halben Kurbelumdrehung vom Contacte abhebt. Was
                              									damit bezweckt wird, geht aus der Schemazeichnung Fig. 9
                              									hervor. Die Stelllinie wird abwechselnd mit der positiven und negativen
                              									Commutatorschiene verbunden, und die so gewechselten Ströme werden in starker
                              									Spannung und in gröſseren Zwischenräumen, als dies sonst der Fall ist, in die
                              									Leitung geführt. Je eine Umdrehung der Inductorkurbel bewirkt somit ein einmaliges
                              									Hin- und Hergehen des Elektromagnetankers des Distanzsignales und eine Auslösung des
                              									Triebwerkes. Bis zur erfolgten Arretirung desselben muſs nun der Inductor in Ruhe
                              									bleiben und bei einer nächsten Umdrehung wieder zwei Ströme in derselben
                              									Aufeinanderfolge wie früher liefern. Es ist daher nöthig, daſs jede Kurbelumdrehung
                              									begrenzt wird. Zu diesem Zwecke hat die Kurbel eine gröſsere Länge als gewöhnlich
                              									und als Griff eine guſseiserne Hülse, welche als Uebergewicht wirkt und der Kurbel
                              									das Bestreben gibt, sich senkrecht abwärts zu stellen; hierbei wird die Kurbel noch
                              									unterstützt durch den Cylinder des Inductors, dessen Eisenkerntheile von den Polen
                              									der Magnete angezogen werden und dessen Stellung zum groſsen Zahnrad demgemäſs
                              									gewählt ist. An der vollständigen Einstellung in die senkrechte Lage wird die Kurbel
                              									im Ruhezustände jedoch
                              									durch den Sperrhaken u behindert, indem letzterer sich
                              									gegen den halbrunden, seitlich am groſsen Zahnrade angebrachten Hemmstift z anlegt. Erst wenn der Sperrhebel durch einen Druck
                              									auf den Knopf P abgeschoben wird, kann die Kurbel U in Bewegung gesetzt und zwar einmal herumgedreht
                              									werden, worauf sie der Sperrhebel wieder festhält. Für jede Kurbelumdrehung muſs
                              									also vorher der Knopf P, sodann aber auch noch der
                              									Inductortaster T niedergedrückt werden, was beiläufig
                              									einen Zeitaufwand von 3 Secunden erheischt. Die zwischen zwei Signalauslösungen
                              									nothwendige Pause ist auf diese Weise durch die mit der Stromentsendung verbundene
                              									Manipulation zwangsweise ausgefüllt.
                           Noch wäre zu erwähnen, daſs bei jeder Stromsendung, die vom
                              									Inductor in die Linie gelangt, am Wecker, nachdem er früher durch das Niederdrücken
                              									des Tasters T bezieh. T'
                              										(Fig. 9 und 10)
                              									stromlos gemacht wird, ein kurzer kräftiger Schlag auf die Glocke erfolgt, wodurch
                              									wieder eine Controle für das richtige Functioniren sowohl des Inductors, dann des
                              									Weckers, als endlich auch des Distanzsignales gesichert ist.
                           Wie aus dem Früheren hervorgeht, erfordert die Umstellung des Distanzsignales von
                              										„Halt“ auf „Frei“ die dreimalige Vornahme jener Manipulation,
                              									welche nöthig ist, das auf „Frei“ stehende Signal auf „Halt“ zu
                              									stellen – eine Anordnung, welche von wesentlichem Werthe ist, indem sie die sonst
                              									vorhandene Möglichkeit des zufälligen oder leichtfertigen Umstellens des Signales in
                              									die gefährliche Lage so zu sagen ausschlieſst. Wie bereits erwähnt, kann die
                              									Auslösung ziemlich grob eingestellt werden; hierdurch sowie durch die Anwendung der
                              									bestimmten Anzahl ungleich gerichteter, kräftiger Ströme von längerer Dauer
                              									erscheint der Apparat gegen unbeabsichtigte Auslösungen, die etwa durch
                              									Erschütterungen oder durch atmosphärische Ströme herbeigeführt werden könnten,
                              									gesichert.
                           Ueber das Verhalten des Signales bei Leitungsunterbrechungen oder
                              									Leitungsverschlingungen wurde gleichfalls bereits gesprochen; andere Linienstörungen
                              									werden wohl wie bei allen bestehenden Systemen elektrischer Distanzsignale unter
                              									Umständen die Functionsfähigkeit des Signales beeinträchtigen können; doch müſste
                              									auf die Benutzung elektrischer Vorrichtungen für den Signaldienst der Eisenbahnen
                              									überhaupt ganz verzichtet werden, würden nicht Linienstörungen der gedachten Art bei
                              									entsprechender Ausführung und Instandhaltung der Anlage sehr wohl vermieden, oder
                              									wenigstens seltener oder ebenso selten gemacht werden können, als das Unbrauchbar
                              									werden bei solid construirten mechanischen Signalmitteln vorkommt. Dagegen werden
                              									Leitungsbrüche, weil sie selbst bei sorgfältigst ausgeführten Anlagen nicht zu
                              									vermeiden sind, stets Gegenstand einer besonderen Aufmerksamkeit für das
                              									Ueberwachungspersonal bleiben müssen.
                           Man hat sich bereits ziemlich allgemein der Ueberzeugung nicht verschlieſsen können,
                              									daſs für den Betrieb elektrischer Distanzsignale Inductionsströme den
                              									Batterieströmen vorzuziehen sind, und die Vertreter des Batteriestromes vermochten
                              									allen den zahlreichen Vorzügen des Inductionsstromes nur den einen allerdings
                              									gewichtigen Mangel entgegen zu halten, daſs er blos Arbeitsstrom-Schaltung zuläſst
                              									und sonach bei seiner
                              									Anwendung, falls der Leitungsdraht reiſst, ein
                              									selbstthätiges Zurückstellen des auf „Erlaubte Fahrt“ stehenden
                              									Distanzsignales nicht erzielt werden kann.
                           Bei der vorstehenden Einrichtung ist dieser Uebelstand ganz wesentlich, und zwar so
                              									weit es überhaupt möglich sein dürfte, abgeschwächt, indem sich die eingetretene
                              									Unterbrechung der Stelllinie, überdies aber auch ein Zerreiſsen der Controllinie
                              									(letzteres dürfte wohl auch als ein besonderer Vorzug des Systemes anzuerkennen
                              									sein) sofort signalisirt.
                           Ludwig
                                 										Kohlfürst.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
