| Titel: | Aug. Achard's elektrische Eisenbahnbremse. | 
| Autor: | E–e. | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 379 | 
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                        Aug. Achard's elektrische Eisenbahnbremse.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 35.
                        Achard's elektrische Eisenbahnbremse.
                        
                     
                        
                           Während Aug. Achard in Paris
                              									früher die Bremsung durch Unterbrechung des Ruhestromes in einem über den ganzen Zug
                              									laufenden Stromkreise bewirkte, damit bei etwaigem Zerreiſsen des Zuges dieser
                              									automatisch gebremstUeber elektrische Bremsen vgl. auch 1878 227 310.
                                    												*230 111. würde, läſst er jetzt,
                              									was erfahrungsgemäſs vorzüglicher ist, den elektrischen Strom die Räder bremsen und
                              									sichert durch besondere Vorrichtungen das schnelle Anziehen der Bremsen im Falle der
                              									Zug reiſst, entgleist oder in Brand geräth. Durch Anwendung einiger Plantschen
                              									Elemente (vgl. 1876 221 389) häuft Achard, während die Apparate ruhen, die Elektricität
                              									an, welche zum Bremsen Verwendung finden soll. In dem Versuchszuge, welcher seit
                              									mehreren Monaten auf verschiedenen Abschnitten der Nordbahn läuft, sind zwei
                              									Batterien aufgestellt, die eine in dem Packwagen an der Spitze, die andere im
                              									Packwagen am Ende des Zuges; sie bestehen aus 4 Plantschen Elementen, die jedes
                              									durch 3 Elemente mit Kupfervitriolfüllung geladen werden. Die Batterie an der Spitze
                              									arbeitet allein bei der Hinfahrt; zurück wird der Zug mit dem hinteren Packwagen
                              									angehängt und nun arbeitet die in diesem befindliche Batterie allein. Die Bremsung
                              									veranlaſst entweder der Zugführer oder der Locomotivführer.
                           Jeder Wagen besitzt eine der Radachse R (Fig. 11 bis
                              										13 Taf. 35) parallele, am Rahmen angebrachte Welle A; auf dieser sitzen zwei Reibungsräder B, mittels deren die Achse R die Welle A beständig mit in Umdrehung
                              									versetzt. Lose sind weiter auf A zwei Muffe D mit eisernen Scheiben D'
                              									aufgesteckt, zwischen denen der fest auf A aufgekeilte,
                              									vierpolige Elektromagnet C liegt. Die zwei rechts und
                              									links am Rahmen entlang dem Wagen laufenden isolirten Stromleiter F sind durch einen in die Welle A eingelegten isolirten Leiter durch den Elektromagnet C hindurch mit einander verbunden; dieser Leiter tritt
                              										durch das mittels
                              									Holzkeilen I gegen A
                              									isolirte Lager H hindurch. An den Muffen sind die
                              									Ketten E befestigt, welche über mehrere Rollen laufen
                              									und das freie Ende der groſsen Hebel J, J' (Fig.
                                 										11) tragen, mittels deren die Bremsklötze angedrückt werden.
                           Mit dieser Bremse läſst sich ein mit groſser Geschwindigkeit fahrender Zug in ⅓
                              									Minute bremsen, und die Erfahrung hat die Befürchtungen, daſs eine so schnelle
                              									Unterdrückung der Drehung der Räder diesen schaden werde, als nicht berechtigt
                              									nachgewiesen. Da nämlich die Uebertragung von R auf A blos durch die Reibung erfolgt, so mäſsigt das
                              									eintretende Gleiten die zu heftige Wirkung, welche bei plötzlichem Stillstand
                              									auftreten würde, und bei den seit mehreren Jahren angestellten zahlreichen Versuchen
                              									ist nie ein Bruch durch den Stoſs zwischen den einzelnen Theilen eingetreten.
                           Der sich bei G abzweigende Strom kommt beiderseits über
                              									das am Rahmen befestigte guſseiserne Lager, geht von da zu dem kupfernen Cylinder,
                              									der durch Keile aus hartem Holz auf der Achse A des
                              									Elektromagnetes befestigt ist, und in einem mit Guttapercha isolirten Kabel in den
                              									Elektromagnet. Er wird durch Drücken auf einen Knopf oder Ziehen an einem Seile
                              									geschlossen und bewirkt, daſs der Elektromagnet C die
                              									Scheiben D' festhält, also die Muffe D mit in Umdrehung versetzt, die Ketten E aufwickelt und die Räder bremst. Bei Unterbrechung
                              									des Stromes fallen die Hebel J, J' wieder herab und
                              									entfernen die Bremsbacken von den Rädern. Um den remanenten Magnetismus in C beim Unterbrechen des Stromes unschädlich zu machen,
                              									hat Achard an eine Umkehrung des Stromes gedacht, bald
                              									jedoch erkannt, daſs eine solche nur mit äuſserster Vorsicht und unter Schwächung
                              									des Stromes angewendet werden kann. Deshalb führt Achard lieber das rasche Lüften der Bremsen durch Vergröſserung des
                              									Kopfendes des groſsen Hebels herbei und eine Neigung der ihn tragenden Ketten von
                              									etwa 1/10 gegen
                              									die Achse der Muffe, worauf sie sich aufwickeln; diese Neigung genügt, um eine
                              									Componente zu liefern, welche den Muff von der Scheibe abzureiſsen vermag, an
                              									welcher ihn der Magnetismus festhält. Die unserer Quelle (Bulletin de la Société d'Encouragement, 1879 Bd. 6 S. 169) beigegebene
                              									Tabelle über die Versuche auf der französischen Nordbahn zeigen Schwankungen in der
                              									bis zum Stillstand verflossenen Zeit zwischen 9 und 34 Secunden, und in dem vom Zuge
                              									noch durchlaufenen Wege zwischen 61 und 405m. Auch
                              									über die auf der französischen Ostbahn angestellten Versuche berichtet unsere
                              									Quelle.
                           
                              
                                 E–e.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
