| Titel: | Ueber Temperaturmessungen. | 
| Autor: | F. | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 400 | 
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                        Ueber Temperaturmessungen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 37.
                        Ueber Temperaturmessungen.
                        
                     
                        
                           Bestimmung der wahren Lufttemperatur von H. Wild. Wenn
                              									man sieht, wie häufig in den zur Bestimmung der Lufttemperatur getroffenen
                              									Einrichtungen fehlgegriffen wird, so muſs man annehmen, daſs nicht immer eine blose
                              									Nichtachtung der hierbei in Betracht kommenden physikalischen Gesetze, sondern
                              									ebenso oft wohl auch eine Unklarheit über die zu bestimmende Gröſse selbst die
                              									Ursache hiervon ist.
                           Der Physiker bezeichnet der mechanischen Wärmetheorie entsprechend
                              									die Temperatur eines Gases als lebendige Kraft der als Wärme aufgefaſsten
                              									unsichtbaren Bewegungen der Molecüle derselben. Concreter aufgefaſst, ist Temperatur
                              									einer bestimmten Menge trocknen Gases die Gröſse, welche bei freier Expansion
                              									desselben neben dem äuſseren Druck den Volum- und Dichtigkeitszustand desselben nach
                              									dem Dalton-Gay-Lussac'schen Gesetz bedingt, oder bei constantem Volum des Gases dem
                              									letzteren zufolge die Spannkraft desselben verändert. Abgesehen von gewissen
                              									Correctionen ist daher beim Luftthermometer die gehobene Quecksilbersäule im offenen
                              									Schenkel ein genaues Maſs der Temperatur des im Gefäſs bis zur Marke
                              									eingeschlossenen, auf constantem Volum erhaltenen Gases. In der Meteorologie hat man
                              									dem entsprechend unter der Temperatur der freien Luft nur die Gröſse zu verstehen,
                              									welche, abgesehen von beigemengtem Wasserdampf, Kohlendioxyd u. dgl., allein neben
                              									dem äuſseren Druck die jeweilige Dichtigkeit derselben bedingt. Die Dichtigkeit der
                              									Luft unter Berücksichtigung der Druck- und Zusammensetzungsverhältnisse derselben
                              									wird also hier als Maſs ihrer Temperatur dienen können.
                           Das Luftthermometer läſst nun zwar mit Sicherheit die Temperatur
                              									der in sein Gefäſs eingeschlossenen Luft messen; man. würde aber, wie H. Wild im Repertorium für
                                 										Meteorologie, 1879 Bd. 6 Nr. 9 ausführt, im Allgemeinen sehr irren, wenn
                              									man annehmen wollte, daſs dasselbe zugleich auch die Temperatur der freien das
                              									Gefäſs umgebenden Luft anzeige. Die festen Substanzen, welche bei allen
                              									Thermometern, sei es, wie hier, als Gefäſs zur Aufnahme der durch die Wärme sich
                              									ausdehnenden gasförmigen oder tropfbaren Flüssigkeit, sei es direct, wie bei den
                              									Metallthermometern, thermo-elektrischen Ketten oder den elektrischen
                              									Widerstandsthermometern, zur Anwendung kommen, besitzen alle ein. viel gröſseres
                              									Absorptions- und Ausstrahlungsvermögen für die Wärmestrahlen als die Luft, und, da
                              									sich jeder Körper durch gegenseitige Wärmestrahlung mit seiner ganzen Umgebung in
                              									Beziehung setzt, so kann es sehr leicht geschehen, daſs der in die Luft eingetauchte
                              									thermometrische Körper in Folge dieser Verschiedenheit der Strahlung eine ganz
                              									andere Temperatur als jene hat.
                           Das einzige Mittel, die Temperatur der Luft frei von dieser
                              									Fehlerquelle zu bestimmen, besteht darin, ihre Dichtigkeit zu messen. Der Gewichtsverlust in Milligramm, welchem ein am
                              									einen Arm einer Wage angehängter Glasballon vom äuſsern Volum F Liter in
                              									gewöhnlicher, Kohlensäure haltiger, feuchter Luft an einem H Meter über dem Meer und unter der Breite φ
                              									gelegenen Orte erleidet, ist gegeben durch:
                           G=V\,\frac{h-0,378\,h'}{760\,(1+0,003665\,t)\,(1293,03-3,32\ cos\
                                 										2\varphi-0,00027\,H)},
                           wo h der auf 0° reducirte
                              									Barometerstand, h' die absolute Feuchtigkeit der Luft,
                              									beide in Millimeter, und t die gesuchte Temperatur der
                              									vom Glasballon verdrängten Luft ist.
                           Da die Ausdehnung der Luft etwa 100 Mal so groſs ist als die des
                              									Glases, so zeigt t die Temperatur der umgebenden Luft
                              									unabhängig von der etwa durch Strahlungseinflüsse geänderten eigenen Temperatur des Glasballons. Letztere
                              									beeinfluſst nur das Volum V und kann leicht für sich
                              									bestimmt und in Rechnung gebracht werden. Setzt man nun
                              										h=760^{mm}, \varphi=45°,
                              										H=0 und V=10^l, so ergibt sich
                              										G=\frac{1-0,000497\,h'}{1+0,003665\,t}\,12930^{mg}. Hieraus
                              									folgt durch Differentiation mit genügender Annäherung: dG=12930\times
                                 										0,000497\,dh' und dG=12930\times 0,003665\,dt.
                           Wenn also die Genauigkeit der Gewichtsbestimmung:
                              										dG=\pm\,1^{mg} ist, so wird man bei der Bestimmung der
                              									absoluten Feuchtigkeit einen entsprechenden Fehler
                              										dh'=\pm\,0^{mm},16 begehen dürfen und die Temperatur der Luft
                              									mit einer Sicherheit von dt=\pm\,0,021° erhalten, da alle übrigen
                              									Gröſsen des obigen Ausdruckes mit groſser Genauigkeit zu bestimmen sind. Das gröſste
                              									Hinderniſs für die Ausführung dieser Methode der Temperaturbestimmung bildet
                              									jedenfalls die Bestimmung der absoluten Feuchtigkeit h'
                              									die beim gegenwärtigen Zustand der Hygrometrie kaum mit einer Sicherheit von
                              										\pm\,0{mm},16 zu erzielen ist. Aber auch dann, wenn diese
                              									Schwierigkeit überwunden sein wird, werden die schwierigen Operationen, welche diese
                              									Methode erfordert, nur eine Verwerthung derselben bei vereinzelten
                              									Fundamentaluntersuchungen gestatten.
                           Für gewöhnlich wird man daher doch Thermometer zur Bestimmung der Lufttemperatur
                              									verwenden müssen. Um nun den störenden Einfluſs der Sonnenstrahlen, sowie der
                              									Ausstrahlung gegen den kalten Weltraum und den festen Erdboden zu vermeiden,
                              									empfiehlt H. Wild an einem unten mit einer Schraube
                              									versehenen runden Eisenstabe ab (Fig. 7 und
                              										8 Taf. 37) mittels der beiden verschiebbaren Querstücke c und d die zwei
                              									Psychrometerthermometer f, das Haarhygrometer h und das Weingeist-Minimumthermometer w zu befestigen. Nach auſsen werden diese Instrumente
                              									von den zwei halb offenen Zinkblechcylindern e und f mit conischem Dach und nach innen zu ansteigendem
                              									conischem Boden umhüllt. Um bequem ablesen zu können, wird der äuſsere kreisförmige
                              									Cylinder e so gedreht, daſs seine gegenüber liegenden
                              									Oeffnungen sich mit denen des inneren elliptischen Cylinders f decken, wie Fig. 8
                              									zeigt, während sie in der übrigen Zeit zur Abhaltung der Strahlung so gestellt
                              									werden, daſs die Oeffnungen des inneren durch die Wände des äuſseren Cylinders
                              									verdeckt sind; dasselbe ist dann auch der Fall mit den entsprechenden Oeffnungen des
                              									conischen Daches und Bodens. Durch die breiten Zwischenräume zwischen den Cylindern
                              									sowohl an den Seitenwänden, wie im Dach und Boden ist auch bei dieser Stellung für
                              									genügend freien Luftwechsel gesorgt. Das Gehäuse wird vor einem nach Norden
                              									gewendeten Fenster befestigt, oder in einer besonderen Holzhütte aufgestellt.
                           Nach den Versuchen von H. Wild erhält man mit diesem
                              									Thermometergehäuse die wahre Lufttemperatur mit einer Sicherheit von mindestens ±
                              									0,1°; ja selbst die relative Feuchtigkeit der Luft wird, wenn man auſser der
                              									Temperatur auch diese bestimmen will, durch diese Vorrichtung im Durchschnitt bis
                              									auf 3 Proc. genau angegeben gegenüber einem frei aufgestellten Psychrometer.
                           Neue Form des Luftthermometers von J. M. Crafts. Dieser
                              									in Fig. 9 und 10 Taf. 37
                              									nach den Annales de Chimie et de Physique, 1878 Bd. 14
                              										S. 409 dargestellte
                              									Apparat ist – dem von Jolly (vgl. 1877 225 275) entsprechend – ein Luftthermometer mit
                              									constantem Volum. Der kleine, mit Wasserstoff gefüllte, nur 0cc,75 fassende Behälter a ist durch das 0cc,023 fassende, 84cm lange Capilfarrohr b mit dem Manometer r und durch den Schlauch
                              										p mit dem Quecksilbergefäſs f verbunden. Letzteres ist mittels der über die Rolle l gehenden Schnur auf dem Rohre i verschiebbar, in welchem am anderen Ende der Schnur ein entsprechendes
                              									Gegengewicht hängt.
                           Eigenthümlich ist der in Fig. 10 im
                              									Durchschnitt dargestellte Quecksilberabschluſs. Das durch den Schlauch p zuflieſsende Quecksilber tritt bei o aus einer kleinen Oeffnung des in das Rohr n mittels Kautschukschlauch luftdicht eingesetzten
                              									Rohres x zum Manometer. Die Oeffnung o legt sich auf das obere, mit einer Gummischeibe
                              									überzogene Ende des eingekitteten Rohrendes t, neben
                              									welchem ein nach dem Elektromagnete e führender
                              									Platindraht eingeführt ist, während der andere Draht bei c eingeschmolzen wurde. Das Rohr x ist ferner
                              									in einer Kupferröhre befestigt, welche die dem Elektromagnete als Anker gegenüber
                              									gestellte Eisenplatte v trägt, deren Einstellung
                              									mittels der Schraube z bewirkt wird. Soll Quecksilber
                              									eintreten, so zieht man an der Schnur w, während sonst
                              									mittels eines auf der Scheibe g befestigten, an h anliegenden Stiftes der Strom und somit in Folge der
                              									Hebung des Rohres x durch den Elektromagnet die
                              									Oeffnung o geschlossen wird.
                           Bestimmung hoher Temperaturen durch Aenderung des
                                 										Aggregatzustandes. Die schon von Prinscep
                              									(1828 28 421) vorgeschlagene Verwendung verschiedener
                              									Metalle und Legirungen zur Bestimmung hoher Temperaturen (vgl. 1877 225 276) sucht J. Documet in
                              									Paris (*D. R. P. Nr. 4882 vom 11. September 1878) in folgender Weise auszunutzen.
                              									Die beiden Enden der von einem Gehäuse eingeschlossenen Feder BCD (Fig. 11 und
                              										12 Taf. 37) werden durch die kleinen Schrauben a und b der Führungsbüchse c festgehalten. Durch die Schraube d ist die Feder mit der Zahnstange H verbunden, welche in ein kleines Getriebe eingreift,
                              									auf dessen Achse ein Zeiger sitzt, der somit durch eine Verschiebung der aus Metall
                              									oder feuerfestem Thon hergestellten Stange E bewegt
                              									wird. Das untere Ende dieser durch eine Metallhülle geschützten Stange trägt eine
                              									Anzahl Scheiben von verschiedenem Schmelzpunkt, durch deren Gewicht die Feder etwa
                              									in die angedeutete elliptische Form gezogen wird. Erreicht nun die Temperatur des
                              									bis zur Flansche f der zu messenden Hitze ausgesetzten
                              									unteren Theiles den Schmelzpunkt einer der Platten, so schmilzt diese ab, die Feder
                              									wird dadurch entsprechend entlastet und rückt den Zeiger vor. Wie Fig. 11
                              									zeigt, kann man statt der Platten auch Stifte durch die Stange E stecken, bei deren Abschmelzen die Stange und somit auch der Zeiger
                              									entsprechend vorrückt. Es läſst sich ferner unten an die Stange eine Schale hängen,
                              									die mit einer Flüssigkeit gefüllt wird, durch deren Verdampfung aus den Oeffnungen
                              										m (Fig. 12)
                              									die Feder entlastet wird u.s.f. – Das Verfahren dürfte nur für wenige Fälle
                              									empfehlenswerth sein.
                           W. Roberts (Annales de Chimie
                                 										et de Physique, 1878 Bd. 13 S. 111) hat die Schmelzpunkte einer Reihe von
                              									Silber-Kupferlegirungen bestimmt, leider aber in so unvollkommener Weise, daſs seine
                              									Angaben für Temperaturmessungen nicht verwendbar sind.
                           Th. Erhard und A. Schertel
                              									haben nach dem Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im
                                 										Königreich Sachsen, *1879 S. 17 die Schmelzpunkte einiger Legirungen von
                              									Silber, Gold und Platin mittels eines Luftthermometers in einem kleinen, mit einem
                              									Schlösing'schen Löthrohre geheizten Ofen bestimmt. Zur Herstellung der Legirungen
                              									wurden die Metalle abgewogen und, in Mengen von 100 bis 150mg zur Kugel geschmolzen, der zu messenden Hitze
                              									ausgesetzt. Die Platin-Goldlegirungen zeigten groſse Neigung zum Entmischen. Die
                              									Verfasser glauben, daſs diese bis 1400° gehenden Bestimmungen nur eine Ungenauigkeit
                              									bis 20° zeigen; die höheren Temperaturen sind mit Benutzung der Angaben von J. Violle (1878 227 108. 230 325) durch graphische Interpolation gefunden:
                           
                              
                                 Zusammen-setzungProc.
                                 Schmelz-punkt
                                 Zusammen-setzungProc.
                                 Schmelz-punkt
                                 Zusammen-setzungProc.
                                 Schmelz-punkt
                                 
                              
                                 Silber = Ag
                                    954°
                                 80 Au 20 Pt
                                  1190°
                                 35 Au  65 Pt
                                  1495°
                                 
                              
                                 80 Ag 20 Au
                                   975
                                 75      25
                                 1220
                                 30       70
                                 1535
                                 
                              
                                 60      40
                                   995
                                 70      30
                                 1255
                                 25       75
                                 1570
                                 
                              
                                 40      60
                                 1020
                                 65      35
                                 1285
                                 20       80
                                 1610
                                 
                              
                                 20      80
                                 1045
                                 60      40
                                 1320
                                 15       85
                                 1650
                                 
                              
                                 Gold = Au
                                 1075
                                 55      45
                                 1350
                                 10       90
                                 1690
                                 
                              
                                 95 Au   5 Pt
                                 1100
                                 50      50
                                 1385
                                   5       95
                                 1730
                                 
                              
                                 90      10
                                 1130
                                 45      55
                                 1420
                                 Platin = Pt
                                 1775
                                 
                              
                                 85      15
                                 1160
                                 40      60
                                 1460
                                 
                                 
                                 
                              
                           Mit Hilfe dieser Tabelle haben Erhard und Schertel die von Plattner
                              									i. J. 1840 veröffentlichten Schmelzpunktbestimmungen einer Reihe verschiedener
                              									Schlacken umgerechnet, auch selber einige Bestimmungen ausgeführt, von denen
                              									folgende angeführt werden mögen:
                           
                              
                                 Kupfer
                                 Schmelzpunkt bei
                                 1100°
                                 
                              
                                 Malaphyr von Mulatto
                                 „             „  
                                 1106
                                 
                              
                                 Pechstein von Arrom
                                 „             „  
                                 1106
                                 
                              
                                 Hauynbasalt von Neudorf b. Annaberg
                                 Schmelzpunkt zwischen 1080 u.
                                 1106
                                 
                              
                                 Leucitbasalt vom Bohlberg bei Annaberg
                                 Schmelzpunkt bei
                                 1130
                                 
                              
                                 Syenit von Edle Krone bei TharandPechsteinporphyr von
                                    											LeisnigQuarzporphyr aus dem Travignothale
                                 Schmelzpunkt zwischen 1130 und
                                 1160
                                 
                              
                                 Asbest
                                 Schmelzpunkt ungefähr
                                 1300
                                 
                              
                                 Scharffeuer des Porzellanofens (Meiſsner Fabrik)
                                 Schmelzpunkt bei 
                                 1460
                                 
                              
                           
                           Nach den Versuchen von J. Violle
                              										(Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 981) schmilzt
                              									Palladium bei 1500°, mit einer latenten Schmelzwärme von 36,3. Die mittlere
                              									specifische Wärme zwischen 0° und t° beträgt:
                           
                              
                                 t
                                 
                                 
                                 t
                                 
                                 
                                 t
                                 
                                 
                                 
                              
                                 100
                                 =
                                 0,0592
                                 500
                                 =
                                 0,0632
                                   900
                                 =
                                 0,0672
                                 
                              
                                 200
                                 =
                                 0,0602
                                 600
                                 =
                                 0,0642
                                 1000
                                 =
                                 0,0682
                                 
                              
                                 300
                                 =
                                 0,0612
                                 700
                                 =
                                 0,0652
                                 1200
                                 =
                                 0,0702
                                 
                              
                                 400
                                 =
                                 0,0622
                                 800
                                 =
                                 0,0662
                                 1300
                                 =
                                 0,0712,
                                 
                              
                           entspr. der Formel 0,0582 + 0,00001 t; die wahre specifische Wärme ist = 0,0582 + 0,00002 t, somit bei 0° = 0,0582, bei 1000° == 0,0782.
                           Das Pyrometer von J. B. v.
                                 										Saintignon besteht nach dem Englischen Patent Nr. 2409 vom 17. Juni 1878
                              									aus einem der zu messenden Temperatur ausgesetzten Porzellanrohr, durch welches
                              									Wasser geleitet wird. Aus der Wärmeaufnahme desselben wird durch Multiplication mit
                              									einer für jedes Rohr festgestellten Zahl die Temperatur berechnet. – Da es
                              									mindestens zweifelhaft ist, daſs die Wärmeübertragung der Temperaturdifferenz genau
                              									proportional ist, so verdienen die mit diesem Apparat erhaltenen Angaben wenig
                              									Vertrauen.
                           Thermodynamometer. R. Pictet benutzt unter Anwendung
                              									des zweiten Hauptsatzes der mechanischen Wärmetheorie zur Temperaturmessung durch
                              									die mechanische Arbeit die Spannungen verschiedener Dämpfe, welche einerseits in
                              									einer festen Beziehung zu den Temperaturänderungen stehen, andererseits in dem auf
                              									die Gefäſswände ausgeübten, mittels Manometer meſsbaren Druck einen in
                              									Meterkilogramm darstellbaren Werth liefern. Für Temperaturen von – 180 bis – 100°
                              									benutzt er eine Mischung aus gleichen Theilen Kohlensäure und Stickoxydul, von – 100
                              									bis – 40° reine Kohlensäure, von – 40 bis + 25° reine Schwefligsäure, von + 25 bis +
                              									900 Aether und von + 90 bis 200° Wasser. Bezüglich des Apparates und der umfassenden
                              									Berechnungen, welche diese für technische Zwecke wohl nicht brauchbaren
                              									Temperaturbestimmungen erfordern, muſs auf die ausführliche Abhandlung in den Archives des Scienses physiques et naturelles, *1878
                              									Bd. 64 S. 185 verwiesen werden.
                           Spectroskopische Messung hoher Temperaturen. A. Crova
                              										(Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 879) bestimmt aus
                              									den continuirlichen Spectren zweier Lichtquellen, deren eine die bekannte Temperatur
                              										T, die andere die unbekannte t hat, mittels Spectrometer die Intensität eines rothen
                              									und eines grünen Strahles, deren Wellenlängen λ und λ1 676 und 523
                              									betragen. Der Quotient derselben gibt das Verhältniſs der Intensitäten der Strahlen
                              										λ1 in beiden
                              									Spectren, wenn das stärkere so abgeschwächt wurde, daſs der Strahl λ in beiden gleich ist. Zwei Körper desselben
                              									Strahlungsvermögens haben aber dieselbe Temperatur, wenn die Intensitäten der
                              									einfachen Strahlen ihrer continuirlichen Spectren gleich bleiben, falls das stärkere
                              									durch zwei Nicols so geschwächt wird, daſs die Intensitäten zweier Strahlen gleicher Wellenlänge in
                              									beiden Spectren gleich sind. Crova gibt nun dem Lichte
                              									einer mit Rüböl gespeisten Moderateurlampe die optische Temperatur 1000 und
                              									vergleicht damit die Intensitäten des grünen und rothen Strahles der unbekannten
                              									Lichtquelle. Das so erhaltene Verhältniſs wird mit dem Strahlungsvermögen des
                              									Porzellanbehälters eines Luftthermometers verglichen und so auf die richtige
                              									Temperatur umgerechnet. Wie Becquerel (vgl. 1877 225 278) für Porzellan, Kohle, Platin und Magnesia, so
                              									hat Crova für Kohle, Kalk und Platin gleiches
                              									Strahlungsvermögen gefunden.
                           Setzt man nach den Versuchen von J.
                                 										Violle (Comptes rendus, 1879 Bd. 88 S. 171)
                              									die Intensität I des von Platin beim Schmelzpunkt des
                              									Silbers (954°) ausgestrahlten Lichtes = 1, so erhält man für die Temperaturen
                              									zwischen 800 und 1775° folgende Werthe:
                           
                              
                                   800°
                                 
                                    I =
                                    
                                 0,108
                                 1200°
                                 I =
                                   17,8
                                 1600°
                                 I =
                                 327
                                 
                              
                                   900
                                 
                                 0,475
                                 1300
                                 
                                   45,2
                                 1700
                                 
                                 481
                                 
                              
                                 1000
                                 
                                 1,82
                                 1400
                                 
                                 100
                                 1775
                                 
                                 587
                                 
                              
                                 1100
                                 
                                 6,10
                                 1500
                                 
                                 194
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Diese der Formel log I = –
                              									8,244929 + 0,0114751 t – 0,000002969 t2 entsprechenden
                              									Zahlen zeigen, daſs das bei 500° kaum, sichtbare rothe Licht anfangs rasch, dann
                              									langsam zunimmt, bei 1933° das Maximum von 696 erreicht, um bei 2910° wieder auf 1
                              									herunter zu gehen. Die Intensität einer bestimmten Strahlung wächst somit nicht
                              									unbegrenzt mit der Temperatur, sondern wird bei einer gewissen hohen Temperatur
                              									gerade so wieder unmerklich, als sie bei einer anderen niederen Temperatur erst
                              									auftrat.
                           F. Rosetti (Beiblatt zu den
                                 										Annalen der Physik, 1878 S. 695) fand das Strahlungsvermögen – das des
                              									erhitzten, mit Ruſs bedeckten Kupfers = 1 gesetzt – von Kupfer = 0,943, von Eisen =
                              									0,882, von Platin 0,35 und von Magnesiumoxychlorid 0,58.
                           J. L. Soret zeigt im Naturforscher, 1879 S. 115, daſs das Gesetz von Dulong und Petit für hohe Temperaturen keine
                              									Giltigkeit hat. Läſst man nämlich einen elektrischen Strom durch einen leitenden
                              									Draht gehen, so steigt die Temperatur desselben bis zu dem Grade, daſs die Wärme,
                              									welche er durch Strahlung, durch die Berührung mit der Luft und durch die Leitung an
                              									den Befestigungspunkt verliert, gleich ist der Wärme, welche die Elektricität in
                              									seinem Innern entwickelt. Man kann nun einerseits diese Wärmemenge berechnen,
                              									andererseits, indem man die Temperatur schätzt, welche der Draht annimmt, die
                              									Wärmemenge bestimmen, die er nach dem Dulong und Petit'schen Gesetze ausstrahlen
                              									muſs. Ein 0mm,32 dicker und 385mm langer Platindraht, dessen Oberfläche somit
                              										385qmm betrug, wurde nun durch den Strom einer
                              									dynamo-elektrischen Maschine von 42c,3
                              									Wärmeentwicklung in der Minute zum Schmelzen gebracht, während schon die Oberfläche
                              									von 3qcm bei 1700° nach der Dulong und Petit'schen
                              										Formel in der Minute
                              										146c ausstrahlen sollte, was nicht möglich
                              									ist, da höchstens 42c zugeführt wurden. – Die
                              									letzterwähnten Temperaturbestimmungen durch Vergleichung der Wärme- oder
                              									Lichtstrahlen sind daher vorläufig noch mit Vorsicht aufzunehmen.
                           
                              
                                 F.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
