| Titel: | Zur Kenntniss des Holzes. | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 413 | 
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                        Zur Kenntniſs des Holzes.
                        Zur Kenntniſs des Holzes.
                        
                     
                        
                           Man hat schon lange gewuſst, daſs die Zusammensetzung des Holzes auch nach dem
                              									Ausziehen mit neutralen Lösungsmitteln wesentlich von der der Cellulose verschieden
                              									ist (vgl. 1867 185 308). PayenComptes rendus, 1839 Bd. 8 S. 51.
                              									unterscheidet, je nach ihrem Verhalten gegen Lösungsmitteln vier verschiedene
                              									inkrustirende Substanzen im Holz, SchulzeJahresbericht der Chemie, 1857 S.
                                    										491. nimmt nur eine an, welcher er die Formel C19H24O10 gibt, und J.
                                 										ErdmannJahresbericht für Chemie, 1867 S.
                                    										738. bezeichnet das mit Essigsäure und neutralen Lösungsmitteln
                              									gereinigte Holz von Pinus abies als Glycolignose.
                           Diese verschiedenen Ansichten erklären sich wohl dadurch, daſs
                              									auf den groſsen Unterschied der verschiedenen Holzarten keine Rücksicht genommen
                              									ist, und daſs man bei der Untersuchung zu kräftige Reagentien anwendete. Th. ThomsenJournal für praktische Chemie, 1879 Bd. 19 S.
                                    											146. hat dem entsprechend das Holz nur bei gewöhnlicher
                              									Temperatur behandelt und so mit verdünnter Natronlauge aus dem Holze verschiedener
                              									Laubbäume 8 bis 26 Procent, einer mit der Cellulose isomeren Substanz ausgezogen,
                              									welche er als Holzgummi
                              									bezeichnet, während Poumarède und FiguierAnnalen der Chemie, 1847 Bd. 64 S. 387. Vgl. Comptes rendus, Bd. 48 S. 864. den
                              									auf ähnliche Weise aus Pappel- und Buchenholz erhaltenen gallertartigen Stoff als
                              									Pectinsubstanz bezeichneten. Thomsen stellte zunächst
                              									Sägespäne aus Birkenholz 24 Stunden mit Natronlauge von 1,1 sp. G. hin, verdünnte
                              									mit Wasser und filtrirte. Beim Uebersättigen der braunen Flüssigkeit mit verdünnter
                              									Schwefelsäure bildete sich ein weiſslicher Niederschlag; als derselbe aber auf dem
                              									Filter gesammelt und ausgewaschen wurde, trübte sich das Filtrat. Der ursprüngliche
                              									Natronauszug wurde daher mit gleichem Volum Alkohol gefällt und auf dem Filter mit
                              									verdünntem Alkohol gewaschen. Nach dem Trocknen bei 100° betrug er 15 Procent der
                              									Holzmasse. Beim Behandeln des Holzes mit Ammoniakflüssigkeit wurde eine braune
                              									Lösung erhalten, die nach dem Eintrocknen im Wasserbade 5 Procent der angewendeten
                              									Holzmasse als braunschwarzen Rückstand hinterlieſs. Die so behandelten Späne wurden
                              									nun mit Wasser, Alkohol und Aether ausgewaschen, dann mit Natronlauge ausgezogen;
                              									die Lösung gab mit Schwefelsäure oder Alkohol weiſse Niederschläge, deren Gewicht
                              									etwa 9 Procent des Holzes betrug. Das mit Alkohol gefällte Holzgummi enthielt 4,1
                              									Proc. Asche und aschenfrei 44,6 Proc. Kohlenstoff und 6,4 Proc. Wasserstoff, oder
                              									44,0 Proc. Kohlenstoff und 6,3 Proc. Wasserstoff, wenn der Körper als
                              									Natriumverbindung angenommen wird, entspricht somit der Formel C6H10O5 und ist der Cellulose isomer. Weitere Versuche
                              									zeigten, daſs 100 Th. Holz folgende Mengen Holzgummi enthielten:
                           
                              
                                 
                                 Peripherie
                                 Mitte
                                 
                              
                                 Birke, alt
                                 13,9
                                 19,7
                                 
                              
                                 Birke, jung
                                 24,9
                                 26,4
                                 
                              
                                 Buche, alt
                                   8,2
                                 15,9
                                 
                              
                                 Buche, jung
                                 11,9
                                 11,3
                                 
                              
                                 Buche, jung
                                 13,8
                                 15,9
                                 
                              
                                 Esche
                                   9,7
                                 10,7
                                 
                              
                                 Ulme
                                   8,9
                                 12,0
                                 
                              
                                 Eiche
                                 (14,4)
                                 10,7
                                 
                              
                                 Kirschbaum
                                 19,3
                                  15,4.
                                 
                              
                           Nadelhölzer scheinen dagegen kein Holzgummi zu enthalten. Das aus den Laubhölzern
                              									dargestellte enthielt ebenfalls Asche, verändertes Amylum nur bei der Probe aus der
                              									äuſseren Schicht eines Eichbaumes in so groſser Menge, daſs die obige Zahl für
                              									Holzgummi in Folge dessen ebenfalls zu groſs erscheint. Es ergibt sich ferner, daſs
                              									die Jahresringe um so reicher an Holzgummi sind, je näher sie an der Achse liegen,
                              									und daſs die äuſseren Theile alter Bäume verhältniſsmäſsig wenig davon enthalten. Am
                              									vortheilhaftesten läſst es sich aus jungem Birkenholz darstellen. Uebrigens scheint
                              									Natronlauge Stoffe zu lösen, die durch Alkohol nicht wieder gefällt werden.
                           Da das Holzgummi ein Bestandtheil der sogen, inkrustirenden Substanz ist, so kann dieselbe
                              									somit kein homogener Körper sein; die übrigen Bestandtheile müssen ferner an
                              									Kohlenstoff reicher sein als Cellulose und Holzgummi. Dem entsprechend enthielten
                              									die Holzproben nach der Behandlung mit Natron:
                           
                              
                                 
                                 Kohlenstoff
                                 Wasserstoff
                                 
                              
                                 Buche, alt, Mitte
                                 48,1
                                 6,0
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Esche, Mitte
                                 48,1
                                 6,1
                                 
                                 
                              
                                 Kirschbaum, Peripherie
                                 47,3
                                 5,9
                                 
                                 
                              
                           Nach der Behandlung mit chlorsaurem Kali und Salpetersäure bei gewöhnlicher
                              									Temperatur gaben die mit Natron ausgezogenen Holzproben von der Buche (Mitte) 51,0
                              									Proc. Esche (Mitte) 53,9, Kirsche 55,5 Proc. Cellulose, so daſs die Cellulose nur
                              									etwa die Hälfte des an Gummi freien Holzes ausmacht.
                           Zur Herstellung des Holzgummis kann man schlieſslich folgendes vereinfachte Verfahren
                              									anwenden:
                           19g geraspeltes Buchenholz oder
                              									Sägespäne wurden mit Ammoniakwasser hingesetzt, am folgenden Tage mit Wasser
                              									verdünnt, filtrirt und mit Wasser gewaschen, bis einige Hundert Cubikcentimeter des
                              									Filtrates mit einem Tropfen 5 proc. Schwefelsäure versetzt, saure Reaction annahmen.
                              									Die ausgewaschene Masse wurde feucht aus dem Filter genommen, mit 350cc Natronlauge von 1,07 sp. G. 24 Stunden
                              									hingesetzt, darauf mit Wasser vermischt und filtrirt. Das hellgelbe Filtrat wurde
                              									mit seinem gleichen Volum Alkohol gefällt, wodurch sich* sehr schnell ein reiner
                              									weiſser Niederschlag absetzte. Die klare Flüssigkeit wurde abgegossen und der
                              									Niederschlag mit 66 proc. Alkohol gewaschen, bis einige Hundert Cubikcentimeter des
                              									Filtrates von einem Tropfen 5 proc. Schwefelsäure neutralisirt wurden. Der
                              									Niederschlag, welcher sich leicht vom Filter abspülen lieſs, wurde wieder mit 66
                              									proc. Alkohol angerührt; die abgeklärte Flüssigkeit zeigte dann neutrale Reaction.
                              									Der Niederschlag wurde mehrmals mit 90-, dann mit 97 proc. Alkohol und zuletzt mit
                              									Aether gewaschen. Nachdem der letzte Aether abgegossen war, wurde der Bodensatz an
                              									der Luft hingesetzt und hinterlieſs schlieſslich eine weise poröse Masse, die sich
                              									äuſserst leicht zu einem feinen Pulver zerreiben lieſs. In dieser Weise dargestellt,
                              									lieſs sich das Holzgummi leicht behandeln, den verschiedenen qualitativen Reactionen
                              									unterwerfen und in geeigneter Menge zur Elementaranalyse abwägen. Die
                              									Aschenbestandtheile lassen sich entfernen, wenn man das noch feuchte Holzgummi auf
                              									dem Filter mit verdünnter Salzsäure behandelt, dann mit Alkohol und Aether
                              									auswäscht.
                           Das so dargestellte reine Gummi löst sich nicht in kaltem Wasser, gibt jedoch beim
                              									Kochen eine klare, sauer reagirende Lösung, die sich beim Erkalten trübt, mit
                              									Natronlauge aber wieder klärt. Alkohol löst das trockne Holzgummi nicht, Natronlauge
                              									löst es bei gewöhnlicher Temperatur, Ammoniak, Kalkwasser und verdünnte Säuren
                              									greifen dasselbe bei gewöhnlicher Temperatur nicht an. Basisch essigsaures Blei gibt
                              									mit der wässerigen Lösung einen sehr voluminösen Niederschlag.
                           Die Versuche über die Zusammensetzung der in den Zellen und
                              									Gefäſsen des Holzes enthaltenen Luft von J. BöhmChemisches Centralblatt, 1878 S. 566.
                              									haben ergeben, daſs dieselbe nur wenig Sauerstoff, aber über 30 Proc. Kohlensäure
                              									enthält.
                           
                           G. ThomsLandwirthschaftliche Versuchsstationen, 1878 Bd.
                                    											23 S. 68. hat eine weiſse Ablagerung im Teakholz (Tectonia grandis) sowie die Asche des genannten Holzes
                              									selbst untersucht. Er fand:
                           
                              
                                 
                                 In der
                                 
                                 In der
                                 
                              
                                 
                                 weiſsen
                                 Ablagerung
                                 
                                 Holzasche
                                 
                              
                                 
                                 1872
                                 1877
                                 Magnesia
                                   9,74
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit
                                   5,92
                                 10,40
                                 Kalk
                                 31,35
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 43,30
                                 39,42
                                 Eisenoxyd
                                   0,80
                                 
                              
                                 Kalk
                                 33,24
                                 29,78
                                 Kali
                                   1,47
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 –
                                   0,34
                                 Natron
                                   0,04
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 –
                                   0,01
                                 Kieselsäure
                                 24,98
                                 
                              
                                 In verd. Salzsäure löslich
                                 –
                                   7,84
                                 Schwefelsäure
                                   2,22
                                 
                              
                                 Chemisch geb. Wasser und
                                 
                                 
                                 Phosphorsäure
                                 29,61
                                 
                              
                                 Spuren gelös. org. Subst.
                                 18,54
                                 12,21
                                 Kohlensäure
                                   0,01
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Chlor
                                    0,01.
                                 
                              
                           In ähnlicher Weise, wie dies bereits Weiſsbach (1846 99 315) ausgeführt, hat jetzt
                              										E. J. MaumenéComptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 943.
                              									einschlägige Versuche gemacht, aus denen hervorgeht, daſs 100 Th. trocknes Holz 9,37
                              									bis 174,86 Th. Wasser aufsaugen können, während das im gewöhnlichen Holze enthaltene
                              									Wasser von 4,61 bis 13,56 schwankt. Die von ihm gefundenen specifischen Gewichte
                              									ergaben fast dieselben Werthe, als sie das Jahrbuch des Pariser Längenbureau
                              									enthält:
                           
                              
                                 
                                 Längenbureau
                                 Maumené
                                 
                              
                                 Akazie
                                 0,72 bis 0,82
                                 0,7897
                                 
                              
                                 Mahagoni
                                 0,56 bis 0,85
                                 0,8343
                                 
                              
                                 Erle
                                 0,55 bis 0,60
                                 0,5698
                                 
                              
                                 Birke
                                 0,73 bis 0,81
                                 0,6562
                                 
                              
                                 Buchsbaum
                                 0,91 bis 1,32
                                 1,0550
                                 
                              
                                 Ceder
                                 0,49
                                 0,5087
                                 
                              
                                 Weiſsbuche
                                 0,76
                                 0,7763
                                 
                              
                                 Eiche
                                 0,61 bis 1,17
                                 0,8245
                                 
                              
                                 Ahorn
                                 0,64
                                 0,6817
                                 
                              
                                 Esche
                                 0,70 bis 0,84
                                 0,7751 bis 0,8423
                                 
                              
                                 Pappel
                                 0,39 bis 0,51
                                 0,4709
                                 
                              
                                 Buche
                                 0,66 bis 0,82
                                 0,7559
                                 
                              
                                 Nuſsbaum
                                 0,68 bis 0,92
                                 0,6060
                                 
                              
                                 Ulme
                                 0,55 bis 0,76
                                 0,6610
                                 
                              
                                 Platane
                                 0,65
                                 0,6640
                                 
                              
                                 Tanne
                                 0,53 bis 0,55
                                 0,5324
                                 
                              
                                 Sycomore
                                 0,59
                                 0,6193.