| Titel: | Ueber Anthrarufin; von Schunck und Römer. | 
| Autor: | Kl. | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 424 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Anthrarufin; von Schunck und Römer.
                        Schunck und Römer, über Anthrarufin.
                        
                     
                        
                           Wenn man concentrirte reine Schwefelsäure auf Metaoxybenzoesäure einwirken läſst, so
                              									bildet sich ein in Wasser lösliches und ein darin unlösliches Product. Letzteres
                              									wiederum kann in zwei Theile gespalten werden, sofern der eine in Barytwasser
                              									unlöslich, der andere in demselben löslich ist. Der in Barytwasser lösliche Theil
                              									besteht aus Anthraflavinsäure und Metabenzbioxyanthrachinon, beide isomer dem
                              									Alizarin. Schunck und Römer haben aber später nach den Berichten der
                                       												deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1175 in
                              									dem in Barytwasser unlöslichen Theil ein drittes Bioxyanthrachinon, eine dritte
                              									Isomerie des Alizarins, das Anthrarufin, freilich in nicht allzu groſser Menge
                              									aufgefunden.
                           Dasselbe wurde zunächst als ein unansehnliches schwarzbraunes Pulver erhalten, aus
                              									welchem durch Sublimation bei 120 bis 130° das gereinigte Anthrarufin in
                              									orangegelben Nadeln gewonnen wurde. Nach der Analyse des durch öfteres
                              									Umkrystallisiren aus Eisessig vollkommen gereinigten Sublimates ist der neue Körper
                              									in der That dem Alizarin, C14H8O4, entsprechend
                              									zusammengesetzt.
                           Das Anthrarufin schmilzt bei 280°; es ist fast unlöslich in Wasser, schwer löslich in
                              									Alkohol mit gelber Farbe, ebenso in Eisessig mit schwachgrüner Fluorescenz, ziemlich
                              									löslich in Benzol, wenig in Aether und Schwefelkohlenstoff. In Chloroform löst es
                              									sich mit gelber Farbe, aus welcher Lösung die regelmäſsigsten Krystalle, Prismen,
                              									erhalten werden. Sämmtliche angeführte Lösungen zeigen keine Absorptionsbänder, nur
                              									eine Verdunklung, hauptsächlich im klaren Theil des Spectrums. Die starken Lösungen
                              									des Anthrarufins in concentrirter Schwefelsäure erscheinen im durchfallenden Licht
                              									kirschroth, im auffallenden Licht zeigen dieselben eine starke, kermesfarbige
                              									Fluorescenz. Beim Verdünnen der starken Lösungen mit concentrirter Schwefelsäure
                              									nehmen sie eine prächtige carmoisinrothe Färbung an. Nur solche sehr verdünnte
                              									Lösungen zeigen zwei äuſserst scharfe Absorptionsbänder und ein schwächeres drittes.
                              									Aeuſserst geringe Mengen von Salpetersäure oder von salpetriger Säure verwandeln die
                              									carmoisinrothe Lösung in eine intensiv gelbe, welche keine Absorptionsbänder mehr
                              									zeigt. Wird die schwefelsaure Lösung für sich allein stark erhitzt, so verwandelt
                              									sich der neue Körper in ein wasserlösliches Product.
                           Das Anthrarufin löst sich ferner leicht in Kalilauge, nicht aber in Soda oder in
                              									Ammoniak, mit olivengelber Farbe auf; die Lösung wird beim Kochen mit Zinkstaub in
                              									eine grüne, stark fluorescirende verwandelt. Das Baryt-, Kalk- und Kupfersalz sind
                              									unlöslich, letzteres von braunrother, die beiden ersteren von carmoisinrother Farbe,
                              									während das Anthrarufin mit alkoholischem Bleiacetat keinen Niederschlag gibt.
                              									Thonerde- und Eisenmordant werden von diesem neuen, dem Alizarin isomeren Körper
                              									nicht angefärbt.
                           Während die übrigen Bioxyanthrachinone durch Einwirkung von Essigsäureanhydrid schon
                              									bei 150 bis 170° vollständig in die Diacetylverbindungen übergeführt werden, ist
                              									hierfür bei dem Anthrarufin eine Temperatur von mindestens 200° nöthig. Der
                              									Rohrinhalt besteht dann aus einem Brei gelber Nadeln, welche in Kalilauge vollständig unlöslich sind.
                              									Sie lösen sich nur schwer in Alkohol, leichter in Eisessig, welcher das beste
                              									Lösungsmittel für das Umkrystallisiren ist. Der Schmelzpunkt der Verbindung liegt
                              									bei 245°, beim Schmelzen findet eine starke Gasentwicklung statt. Die Analyse
                              									lieferte. die für ein Diacetyloxyanthrachinon, C14H6(C2H3O)2O4, erforderlichen Zahlen. Concentrirte Schwefelsäure
                              									löst die Verbindung mit derselben prachtvollen Farbe wie das Anthrarufin selbst
                              									auf.
                           
                              
                                 Kl.