| Titel: | Schussspulmaschinen von Rudolph Voigt in Chemnitz. | 
| Autor: | E. L. | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 453 | 
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                        Schuſsspulmaschinen von Rudolph Voigt in
                           									Chemnitz.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 41.
                        R. Voigt's Schuſsspulmaschinen.
                        
                     
                        
                           Auf der in Fig. 2 und
                              										3 Taf. 41 dargestellten Maschine (*D. R. P. Nr. 1804 vom 8. Januar 1878)
                              									wird das Garn in sehr steilen Windungen auf die blanke Spulmaschinenspindel
                              									gewickelt. Aus der vollendeten Spule zieht man die Spulmaschinenspindel heraus und
                              									legt diesen Kötzer in eine Webschütze ohne Spindel ein, worauf dieselbe gewöhnlich
                              									durch einen Blechdeckel geschlossen wird. Der Faden zieht sich vom Anfang der
                              									Schlauchspule ab, wird also von innen heraus abgewebt.
                           Die durch den Riemen a bewegte Welle b treibt durch stehende Scheiben c die horizontal liegenden Teller d, welche an hohlen Wellen e befestigt sind, die in Gestellbüchsen f
                              									laufen und oben einen Kopf g tragen; letzterer ist
                              									dreieckig gelocht, um in diese Oeffnung das untere Ende der Spulenspindel h einstecken und hierdurch auch diese drehen zu können.
                              									Oben ist diese Spindel rund und schwach conisch anlaufend geformt, sowie an zwei
                              									gegenüber liegenden Seiten abgeflacht, einmal, damit das darauf gewickelte Garn
                              									möglichst der Drehbewegung der Spindel folgt, und anderntheils, damit man die gefüllte
                              									Schlauchspule leicht von der Spindel abziehen kann. Letzteres wird übrigens durch
                              									Herunterschieben der oben aufgesteckten Scheibe i noch
                              									unterstützt. Der von dem Haspel kommende Faden läuft um den feststehenden Stab v herum nach dem in vertikaler Richtung beweglichen
                              									Auge des Drahtes w und zuletzt über den
                              									Fadenführerfinger l in den guſseisernen, unten engen
                              									und oben weiten Trichter k. Dadurch, daſs l sich auf- und abbewegt und die Spindel sich dreht,
                              									werden Garnschichten auf letztere gebracht, welche zunächst die Trichterhöhlung
                              									ausfüllen und weiterhin die Spindel nach jedem Hochgang oder Tiefgang des
                              									Fadenführers um eine Fadenstärke heben, so daſs sich die nachfolgende Schicht um
                              									ebenso viel tiefer liegend auf die obere aufwickelt. Sehr wichtig ist hierbei, daſs
                              									die Spulung eine feste sei. Man legt deshalb noch oben auf die Spindel eine
                              									Eisenscheibe o auf, die mit einem Stab n verbunden ist, welcher in der Führung m senkrecht beweglich steckt und je nach der
                              									Spulendicke und Garnstärke entsprechend schwer gemacht wird. Um die Unterschiede in
                              									der Fadenabwickelung von dem Haspel und in der Aufwindung auf die Spindel der Weite
                              									des Trichters entsprechend auszugleichen, ist der Stab u lose auf der Stange p befestigt; u senkt sich mit dem Garn, sobald die Fadenspannung
                              									kleiner wird, und hebt sich mit ihm, wenn der entgegengesetzte Fall eintritt.
                           Reiſst der Faden, so fällt u ganz herunter und legt sich
                              									auf den Arm w, welcher drehbar an f befestigt ist und unter den Kopf g der Spindelbetriebswelle greift. Der Stoſs von u gegen w genügt, um g einige Millimeter hoch zu stellen und den
                              									Reibungsantrieb zwischen c und d aufzuheben. Es bleiben demnach die Theile d, e,
                                 										g, die Spindel h und die Spule stehen, wenn
                              									der Faden reiſst. Ebenso erfolgt auch Stillstand der Spindel, wenn die Spule fertig
                              									ist. Es geschieht dies in der bekannten Weise, daſs nach Vollendung der Spule die
                              									Spindel h so weit nach oben gerückt ist, daſs ihr
                              									unteres Ende aus dem Kopfe g austritt und dessen
                              									Drehung nicht weiterhin folgt.
                           Den Auf- und Niedergang der Fadenführerfinger l, welche
                              									an der oscillirenden Stange p befestigt sind, bewirkt
                              									die Kurbel q; dieselbe erhält von der Welle b durch Stirnräder ihre Bewegung und überträgt diese
                              									durch Schubstange s und Arm t auf die Stange p.
                           Wesentlich bei Herstellung von Schuſsspulen ist, daſs der Fadenführer l sehr schnell auf und ab geht, so daſs nur eine
                              									höchstens zwei Windungen in eine conische Schicht sich legen. Dies ist hier erzielt
                              									durch das Uebersetzungsverhältniſs von b zu q. Man wählt es zumeist 1 zu 1½ und macht die Scheiben
                              										c doppelt so groſs als die Teller d, so daſs für eine Umdrehung der Kurbel q die Spindel 3 Touren zurücklegt, also für den
                              									Hochgang oder Tiefgang des Fadenführers 1½ Garnwindungen auf die Spule kommen.
                           
                           Ein Hauptübelstand bei allen älteren Spülmaschinen, welche zum Bewickeln von Spulen
                              									mit conischem Ansatz dienen, ist der, daſs bei constanter Drehgeschwindigkeit der
                              									Spulen der sich darauf wickelnde Faden mit sehr verschiedener Geschwindigkeit
                              									angezogen wird und demgemäſs ruckweise von seinem Haspel abläuft; kommt der Faden
                              									auf das starke Ende des Spulenconus, so wird er sich sehr schnell aufspulen; gelangt
                              									hingegen der Faden zu dem schwachen Kegelende, so wird er sehr langsam angezogen.
                              									Dieses Wechseln der Spulgeschwindigkeit führt sehr leicht zu Fadenbruch und schlecht
                              									gewickelten Spulen, und machen sich solche Uebelstände namentlich bei schwachen
                              									Garnen sehr fühlbar.
                           R. Voigt in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 1805 vom 10. Januar
                                 									1878) beseitigt dieselben (ähnlich wie Honegger bereits
                              									in Wien 1873 sehen lieſs) an seinen Trichterspulmaschinen mit stehenden Spindeln
                              									dadurch, daſs er zwischen die Schnurentrommel und die Antriebswelle zwei Stück
                              									herzförmige Zahnräder einschaltet. Diese sind so construirt, daſs bei gleichmäſsiger
                              									Drehung des treibenden Rades das davon getriebene sich ungleichmäſsig dreht, und
                              									zwar zuerst mit zunehmender und alsdann mit abnehmender Geschwindigkeit. Es sind
                              									ihre Halbmesser bezieh. Umfangsgeschwindigkeiten aus den verschiedenen Durchmessern
                              									bezieh. Umfangsgeschwindigkeiten des conischen Ansatzes an der Spule berechnet, so
                              									daſs die Trommel und die Spindeln mit ihren Spulen sich in solcher Weise drehen,
                              									daſs die Umfangsgeschwindigkeit des Spulenconus an jeder Stelle des einlaufenden
                              									Fadens immer eine gleich groſse ist.
                           
                              
                                 E. L.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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