| Titel: | Das Bleichen der Jute; von Max Singer. | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 487 | 
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                        Das Bleichen der Jute; von Max Singer.
                        Singer, über das Bleichen der Jute.
                        
                     
                        
                           Man glaubte früher, die Jute lasse sich in derselben Weise wie Hanf und Leinen bleichen. Allein es zeigte sich bald, daſs
                              die weiſs gebleichte Jute nach einigen Monaten schon auf dem Lager eine gelbe Farbe annahm und überdies im Faden geschwächt
                              war. Nach der Angabe von Max Singer im Technologist, 1879 S. 436 erträgt die Jute Sodaabkochungen nicht; ihre ursprünglich graue Farbe geht durch dieselben in Rothbraun über
                              und die Faser nimmt rasch an Festigkeit ab. Noch mehr wird sie von verdünnten Säuren angegriffen; nur Chlorkalklösung läſst
                              sich ohne Gefahr anwenden, vorausgesetzt, daſs man dabei vorsichtig zu Werke geht.
                           Man ist demzufolge von einem förmlichen Bleichen der Jute zurückgekommen und begnügt sich mit einer Halbbleiche, indem man,
                              entsprechend der Halbbleiche von Hanf und Leinen, die Strähne, an einem Wälzchen aufgehängt, 30, 40 oder 50 Minuten lang durch
                              eine schwach erwärmte Chlorflüssigkeit dreht, so daſs immer nur der untere Theil des Strähnes in dieselbe eintaucht. Nach
                              diesem wird gewaschen, ausgewunden und an der Luft getrocknet. Das Garn hat dann eine sogen. Cremefarbe, d. i. ein lichtes
                              Chamois, entsprechend der beliebten Farbe von halbgebleichtem Hanf und Leinen. Wenn schon bei den beiden letzteren diese Art
                              zu chloriren, so daſs das mit Chlorkalklösung getränkte Garn während der Arbeit stellenweise in die Chlorflüssigkeit eintaucht
                              und stellenweise wieder mit der Kohlensäure der Luft in directe Berührung kommt, sich als ein zu rascher und deshalb für den
                              Faden nachtheiliger Bleichproceſs erwiesen hat, so gilt dies in noch viel höherem Grad für die schwächere Faser der Jute.
                              Läſst man die Strähne
                              									ganz in die Chlorflüssigkeit eintauchen, so geht ohne directe Berührung des Stoffes mit der Luft das Bleichen zwar langsamer,
                              aber desto ungefährlicher vor sich. Es setzt dieses Verfahren allerdings eine besondere Einrichtung voraus, namentlich auch
                              mit Rücksicht auf das Verfilzen der Jute. Es verlangt mehrere gleich groſse, heizbare Bleichkufen, ferner Garnstäbe und Gestelle
                              für dieselben aus geeignetem, von Chlor schwer angreifbarem Material, eine Vorrichtung, um die Garnsträhne unter der Flüssigkeit
                              zu bewegen, und einen Krahn, um dieselben auf ihren Stäben rasch von einem Bad ins andere zu übersetzen. Das Jutegarn erhält
                              in einer der so ausgerüsteten Kufen zuerst 10 Minuten lang ein schwaches, lauwarmes Seifebad, wird dann nach dem Abtropfen
                              40 Minuten lang in eine Chlorkalklösung von höchstens 1,0035 sp. G. eingetaucht, kommt nach Bedürfniſs wieder in Seife und
                              in Chlorkalk, bis eben die Jute den verlangten, bald schwächeren, bald ausgesprocheneren Chamoiston angenommen hat. Dann wird
                              in lauem, hernach in kaltem Wasser gewaschen, aufgewunden und an der Luft getrocknet.
                           
                              Kl.